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Trending Topics

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VERLAGSSPEZIAL<br />

<strong>Trending</strong><br />

<strong>Topics</strong><br />

INTERNET OF THINGS KÜNSTLICHE INTELLIGENZ BLOCKCHAIN VIRTUAL REALITY<br />

Von Smart Cars, Smart<br />

Energy und der übrigen vernetzten<br />

Welt der Dinge.<br />

S. 10<br />

Quantencomputer sind die<br />

neuen Superrechner – sie könnten<br />

den KI-Trend weiter befeuern.<br />

S. 38<br />

Wie eine Technologie<br />

das Internet und eine gesamte<br />

Branche revolutioniert.<br />

S. 62<br />

Virtuelle Welten erobern<br />

unseren Alltag und eröffnen<br />

ungeahnte Perspektiven.<br />

S. 78


WWW.SKD.MUSEUM<br />

MATHEMATISCH<br />

PHYSIKALISCHER<br />

tgl.<br />

1645<br />

10 –18 Uhr,<br />

Erdglobus<br />

Willem Jansz. Blaeu<br />

außer Mo.<br />

SALON<br />

IM DRESDNER ZWINGER<br />

Abbildung: © SKD, Foto: M. Lange<br />

Gefördert durch<br />

Hauptförderer<br />

Sponsored by<br />

Medienpartner


3<br />

Editorial<br />

Editorial<br />

WILLKOMMEN<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

was bezeichnen wir heute nicht alles als Megatrend – Globalisierung, Klimawandel,<br />

Urbanisierung. Und im gleichen Atemzug fällt fast immer auch der<br />

Begriff Digitalisierung. Völlig zu Recht, denn die tiefgreifenden Veränderungen,<br />

die die Digitalisierung mit sich bringt, werden nicht nur uns, sondern<br />

auch unsere Kinder und Kindeskinder prägen. Und die Geschwindigkeit, mit<br />

der die Digitalisierung Teil unseres Lebens wird, nimmt zu: Während das<br />

Telefon 75 Jahre brauchte, um 100 Millionen Nutzer zu erreichen, schaffte<br />

Instagram das in etwas über zwei Jahren. Auch beim Thema Mobilität tut sich<br />

viel: Bis 2020 sollen Prognosen zufolge weltweit 250 Millionen Autos mit Internetanschluss<br />

auf den Straßen unterwegs sein. Somit wäre rund jedes fünfte<br />

Fahrzeug vernetzt.<br />

Beispiele wie diese lassen schon ahnen, wie viele verschiedene Aspekte<br />

unter dem Schlagwort digitaler Wandel subsummiert sind. „<strong>Trending</strong> <strong>Topics</strong>“<br />

haben wir daher dieses Magazin genannt – und blicken auf die zwölf wichtigsten<br />

Digitalisierungstrends der kommenden Jahre. Das Internet of Things darf<br />

dabei genauso wenig fehlen wie Cybersecurity, Künstliche Intelligenz oder<br />

Virtual Reality.<br />

Die vielen Gespräche, die wir in den vergangenen Monaten geführt<br />

haben, zeigen, dass nicht überall alles nach Plan läuft und manchmal sogar<br />

die Vorbehalte überwiegen. Aber ein gewisser Grundoptimismus, eine Neugier<br />

auf die Dinge, die noch kommen werden, ist allerorten spürbar. So etwa<br />

beim deutschen Stararchitekten Ole Scheeren, der uns in der Heftmitte einen<br />

Ausblick auf die Arbeitswelt der Zukunft gibt. Oder bei der IBM-Managerin<br />

Martina Koederitz, die über die komplexen Herausforderungen der Digitalisierung<br />

für die Wirtschaft spricht. Und nicht zuletzt bei den Unternehmen<br />

in Sachsen, die wir im Rahmen dieses Kooperationsprojektes kennenlernen<br />

und auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten durften. Dass im östlichsten<br />

Bundesland Deutschlands mit so viel Hochdruck an der digitalen Zukunft<br />

gearbeitet wird, hat uns dazu bewogen, Persönlichkeiten, Unternehmen und<br />

Produkte an bestimmten Stellen im Magazin gesondert vorzustellen – in einer<br />

„Inspirationals“-Serie.<br />

In diesem Sinne: Lassen auch Sie sich inspirieren – wir wünschen Ihnen viel<br />

Freude bei der Lektüre.<br />

Ihre Redaktion<br />

TRENDING TOPICS


4<br />

Inhalt<br />

Inhalt<br />

TRENDING TOPICS<br />

S. 74<br />

S. 6<br />

Digitale (R)Evolution<br />

Trends & Fakten<br />

S. 9<br />

Was, wenn der Kühlschrank<br />

die falsche<br />

Milch bestellt hat?<br />

One Question,<br />

One Answer<br />

S. 10<br />

Das nächste Internet<br />

Von Smart Cars,<br />

Smart Energy und der<br />

übrigen vernetzten<br />

Welt der Dinge.<br />

02<br />

Social Media<br />

(S.12)<br />

S. 13<br />

Online first<br />

Trends & Fakten<br />

im Überblick<br />

S. 14<br />

Revolution in<br />

Turnschuhen<br />

Das Start-up Staffbase<br />

krempelt die Mitarbeiterkommunikation<br />

um.<br />

S. 18<br />

Inspirational Leaders<br />

Digitalisierungsstrategien<br />

und Zukunftsvisionen:<br />

sechs Wegbereiter<br />

im Fokus.<br />

01<br />

Internet of<br />

Things<br />

(S.8)<br />

03<br />

Mobility &<br />

Logistics<br />

(S.20)<br />

S. 22<br />

Computer übernehmen<br />

das Steuer<br />

Autonome Mobilitätskonzepte<br />

verändern unsere<br />

Idee der Fortbewegung.<br />

S. 24<br />

Machen Maschinen<br />

eigentlich weniger Fehler<br />

im Straßenverkehr?<br />

One Question,<br />

One Answer<br />

04<br />

Cybersecurity<br />

(S.25)<br />

S. 26<br />

Mit Honigtöpfen<br />

gegen Hacker<br />

Cyberangriffe sind für<br />

Firmen und den Staat<br />

gleichermaßen eine<br />

Bedrohung.<br />

05<br />

E-Commerce<br />

(S.29)<br />

S. 30<br />

Ein Hoch auf die<br />

Community<br />

Vom studentischen<br />

Start-up zum europäischen<br />

Marktführer.<br />

S. 34<br />

Inspirational<br />

Companies<br />

Smarte Unternehmensideen<br />

auf dem Weg<br />

in die digitale Zukunft.<br />

S. 14<br />

06<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

(S.36)<br />

S. 38<br />

Ein neuer<br />

Quantensprung<br />

Verhelfen Quantencomputer<br />

der Künstlichen<br />

Intelligenz zum<br />

Durchbruch?<br />

S. 39<br />

»Wenn ich an<br />

Künstliche Intelligenz<br />

denke …«<br />

Acht Experten teilen<br />

ihre Bedenken und ihre<br />

Hoffnungen.<br />

S. 41<br />

»Wir könnten auf sie<br />

verzichten, aber warum<br />

sollten wir?«<br />

Weshalb wir keine Angst<br />

vor Künstlicher Intelligenz<br />

haben müssen.<br />

S. 42<br />

Future in 100 Words<br />

Vier Visionäre werfen<br />

einen Blick in die digitale<br />

Zukunft.<br />

TRENDING TOPICS


5<br />

Inhalt & Collaborators<br />

S. 20<br />

COLLABORATORS<br />

ANITA MRUSEK<br />

Creative Director<br />

Anita Mrusek arbeitet<br />

als Freelance Creative<br />

Director in ihrem Studio<br />

in Berlin Neukölln. Mit<br />

Schwerpunkt Corporate<br />

Publishing und Editorial<br />

Design verantwortet<br />

sie für Verlage und<br />

Agenturen Entwicklungen<br />

und Relaunches<br />

von Kundenmagazinen.<br />

Sie hat eigene Modemagazine<br />

publiziert<br />

und als Creative Director<br />

die Ausgabe von<br />

„<strong>Trending</strong> <strong>Topics</strong>“ entwickelt<br />

und designt.<br />

07<br />

Smart<br />

Systems<br />

(S.46)<br />

S. 47<br />

Höher, weiter, schneller<br />

ist das Credo<br />

Warum ein Unternehmer<br />

aus Chemnitz genau<br />

auf die Trends aus dem<br />

Silicon Valley schaut.<br />

S. 78<br />

08<br />

Industrie 4.0<br />

(S.52)<br />

S. 53<br />

Der Mensch als Dirigent<br />

und Problemlöser<br />

Industrie 4.0 ist<br />

eine deutsche Erfolgsgeschichte.<br />

S. 57<br />

Sind Roboter die besseren<br />

Arbeitskollegen?<br />

One Question,<br />

One Answer<br />

S. 58<br />

Neue Chancen für<br />

analoge Produkte<br />

Traditionelles<br />

Handwerk und Digitalisierung<br />

stehen nicht<br />

im Widerspruch.<br />

09<br />

Blockchain<br />

(S.61)<br />

S. 62<br />

Gekommen, um<br />

zu bleiben<br />

Wie die Blockchain schon<br />

heute ganze Branchen in<br />

Hysterie versetzt.<br />

10<br />

Smart<br />

Infrastructure<br />

(S.65)<br />

S. 66<br />

Stadt der Zukunft<br />

Der Weg zum Ideal<br />

der Smart City: Gibt es<br />

ein Patentrezept?<br />

S. 70<br />

Inspirational Items<br />

Acht innovative Gegenstände,<br />

die unsere<br />

Welt ein bisschen einfacher<br />

machen.<br />

11<br />

Big Data<br />

(S.72)<br />

S. 73<br />

Wie viele Daten braucht<br />

der Mensch?<br />

One Question,<br />

One Answer<br />

S. 74<br />

Macher mit Mission<br />

„Astro-Alex“ hat auf der<br />

ISS ein ungewöhnliches<br />

Experiment im Gepäck.<br />

12<br />

Virtual<br />

Reality<br />

(S.76)<br />

S. 78<br />

Virtuelle Welten<br />

neu gedacht<br />

Wie ein Hidden Champion<br />

aus dem Erzgebirge<br />

mit 360-Grad-Kameras<br />

Maßstäbe setzt.<br />

S. 81<br />

Index<br />

THOMAS MEYER<br />

Photographer<br />

Thomas Meyer lebt<br />

und arbeitet in Berlin.<br />

Er ist für internationale<br />

Ma gazine und Kunden<br />

tätig, war Fotograf der<br />

F.A.Z.-Kampagne „Dahinter<br />

steckt immer ein<br />

kluger Kopf“. Seit 2017<br />

fotografiert Meyer für<br />

die Stiftung Bauhaus in<br />

Dessau und unterrichtet<br />

unter anderem an<br />

der Ostkreuzschule für<br />

Fotografie. Seine Werke<br />

sind regelmäßig in Ausstellungen<br />

zu sehen.<br />

ANJE JAGER / Illustrator<br />

Die gebürtige Niederländerin und Wahl-Berlinerin<br />

war lange Jahre als Grafikerin und Designerin<br />

tätig, bevor sie sich wieder ihrer „first love“ – dem<br />

Zeichen und Malen – zuwandte. Mit der Liebe zur<br />

Porträtmalerei verbindet Anje Jager in ihren Illustrationen<br />

mühelos Realismus und künstlerische<br />

Sensibilität. Sie ist für internationale Kunden wie<br />

„Harper’s Bazaar“ oder „Monocle“ tätig.<br />

GENE GLOVER<br />

Photographer<br />

Gene Glover ist seit vielen<br />

Jahren für große<br />

deutsche Zeitungen und<br />

Magazine tätig. In den<br />

vergangenen zehn Jahren<br />

wurde der gebürtige New<br />

Yorker vor allem als Porträt-<br />

und Reportagefotograf<br />

bekannt. Cover- und<br />

Titelgeschichten, unter<br />

anderem für „Wired“ oder „The New York Times<br />

Magazine“, gehören zu seinem Portfolio. Neben der<br />

redaktionellen Arbeit konzentriert sich Glover auch<br />

auf Projekte im Werbe- und Corporate-Bereich.<br />

Kinvara Balfour / Director & Moderator<br />

Regisseurin und Moderatorin Lady Kinvara Balfour<br />

beschäftigt sich vor allem mit den Themen Design,<br />

Technologie und Trends. Die Britin ist Schöpferin<br />

von „The Visionaries“, einer Serie von Mini-Filmen,<br />

die sie einzig auf dem iPhone aufzeichnete. Für<br />

eine Kooperation mit Apple interviewte sie Größen<br />

aus der Fashionwelt. Sie berät Tech-Start-ups<br />

beim Businesseinstieg und war als Executive<br />

Producer an einer Dokumentation über den verstorbenen<br />

Designer Alexander McQueen beteiligt.<br />

TRENDING TOPICS


6<br />

Trends & Fakten<br />

Digitale (R)Evolution:<br />

Digitale Innovationen durchdringen (fast)<br />

alle Bereiche des Alltags. Sie verändern die Art<br />

und Weise zu arbeiten und zu kommunizieren.<br />

Viel mehr noch: Sie verändern unser Leben.<br />

FREIZEIT<br />

55<br />

Prozent<br />

der deutschen Internetnutzer verwenden heute soziale<br />

Netzwerke für ihre private Kommunikation, fand das<br />

Statistische Bundesamt heraus. Vor zehn Jahren waren<br />

soziale Netzwerke in Deutschland noch kein Thema.<br />

Um<br />

100<br />

Millionen<br />

Nutzer<br />

zu erreichen, brauchte das Telefon 75 Jahre.<br />

Instagram nur 2,2 Jahre.<br />

(Quelle: Report „Key Issues for Digital Transformation in the G20“; OECD)<br />

Zwei Drittel<br />

der Deutschen setzen noch immer auf Brett- oder<br />

Gesellschaftsspiele als Freizeitbeschäftigung.<br />

40 Prozent spielen lieber Video- und Computerspiele.<br />

(Quelle: VuMA 2017; Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse)<br />

GESUNDHEIT<br />

Auf über<br />

200<br />

Milliarden<br />

US-Dollar<br />

wird der digitale Gesundheitsmarkt bis zum Jahr 2020 weltweit<br />

anwachsen, schätzt Roland Berger. Das entspricht einem<br />

durchschnittlichen Wachstum von jährlich 21 Prozent seit 2015.<br />

45 Prozent<br />

der Smartphone-Nutzer aus Deutschland verwenden bereits<br />

Gesundheits-Apps, ergab eine Befragung von Bitkom Research.<br />

Knapp<br />

220<br />

Millionen<br />

Wearables werden im Jahr 2022 ausgeliefert,<br />

prognostizieren die Analysten der International Data<br />

Corporation. Für Umsatz sollen dann vor allem<br />

Smartwatches mit einem geschätzten Marktanteil von<br />

38,3 Prozent sorgen.<br />

TRENDING TOPICS


7<br />

Trends & Fakten<br />

lernen<br />

70 Prozent<br />

der Schulleiter und Lehrer in Deutschland sind<br />

davon überzeugt, dass digitale Medien<br />

die Attraktivität ihrer Schule steigern werden.<br />

(Quelle: Studie „Monitor Digitale Bildung“; Bertelsmann Stiftung)<br />

Im Unterricht setzt aber im Schnitt nur jede<br />

20. Schule<br />

bundesweit regelmäßig digitale Medien ein,<br />

so eine Studie von Bitkom Research.<br />

Etwa<br />

45 Minuten<br />

verbringen deutsche Jugendliche täglich am Computer<br />

oder im Internet, um für die Schule zu arbeiten.<br />

(Quelle: „JIM-Studie 2017“; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest)<br />

Bis zum Jahr 2025 wird der Markt für<br />

Künstliche Intelligenz mehr als<br />

100<br />

Milliarden<br />

US-Dollar<br />

wert sein, schätzt das amerikanische<br />

Marktforschungsunternehmen Constellation Research.<br />

BANKING<br />

Über<br />

4 500<br />

Kryptowährungen sind auf der Plattform<br />

Coinmarketcap.com im Jahr 2018 gelistet. Von diesen<br />

erreichen über 1 000 einen täglichen Handelsumsatz<br />

von jeweils über 10 000 US-Dollar.<br />

TECHNOLOGIEN<br />

31<br />

Prozent<br />

der hiesigen Verbraucher können sich<br />

laut Bitkom Research schon heute vorstellen,<br />

ein selbstfahrendes Auto zu kaufen.<br />

Knapp<br />

drei Viertel<br />

der Deutschen können sich laut<br />

Fraunhofer IAO mit einem Assistenz-Roboter<br />

als Haushaltshilfe anfreunden. Vor allem<br />

bei anstrengenden und sich wiederholenden<br />

Tätigkeiten soll er unterstützen.<br />

Mehr als<br />

drei von vier<br />

Bundesbürgern erledigen ihre Bankgeschäfte<br />

bereits online, hat der Digitalverband Bitkom in einer<br />

Verbraucherumfrage herausgefunden.<br />

Zwei<br />

Drittel<br />

von insgesamt 2 250 befragten Bankkunden in neun<br />

Ländern – darunter auch Deutschland – geben an, keinen<br />

persönlichen Kontakt mehr zu ihrer Bank zu haben.<br />

Dennoch erachten ebenfalls zwei Drittel der Verbraucher<br />

eine langfristige Beziehung mit ihrer Hausbank als wichtig.<br />

(Quelle: Whitepaper „Today’s Financial Consumer: Open for Business“; CGI)<br />

TRENDING TOPICS


8<br />

Internet of Things<br />

TRENDING TOPICS<br />

01<br />

Internet<br />

of Things<br />

short cut / Internet der Dinge, englisch: Internet of Things<br />

(IoT) / Gegenstände werden durch den Einbau von Mikrochips<br />

„smart“ und tauschen sich über das Internet mit anderen Objekten<br />

und Computern aus / Systeme agieren automatisch ohne<br />

menschliches Zutun / Herausforderung: IoT bietet Angriffsplattform<br />

für Hacker / 25 Milliarden IoT-Devices bis zum Jahr 2020 /<br />

Wirtschaftlicher Nutzen wird auf 2 Billionen US-Dollar geschätzt<br />

TRENDING TOPICS


9<br />

Internet of Things<br />

ONE<br />

QUESTION<br />

Was, wenn der<br />

Kühlschrank die falsche<br />

Milch bestellt hat?<br />

ONE<br />

ANSWER<br />

»Tatsächlich handelt es sich um<br />

ein Szenario, das durch IoT Realität werden<br />

könnte. Grundsätzlich wird<br />

sich aus Datenschutzgründen die Frage<br />

ergeben, ob nicht, wie beim eigenen<br />

Laptop, die Webcam abgeklebt wird, um<br />

generell auf einen solchen Service<br />

zu verzichten. Ansonsten: Auf zu Fuß<br />

in den Supermarkt!«<br />

( Prof. Dr. Christian Montag, Heisenberg-Professor<br />

für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, erforscht die<br />

biologischen Grundlagen der menschlichen Persönlichkeit. )<br />

TRENDING TOPICS


10<br />

Internet of Things<br />

Das nächste Internet<br />

Der neue Mobilfunkstandard 5G,<br />

der voraussichtlich 2020 kommt,<br />

macht das mobile Internet<br />

schneller und zuverlässiger – und<br />

ermöglicht so gänzlich neue<br />

Anwendungen. Von Smart Cars,<br />

Smart Energy und der übrigen<br />

vernetzten Welt der Dinge.<br />

text<br />

Boris Karkowski<br />

TRENDING TOPICS


11<br />

Internet of Things<br />

7,6 Milliarden Menschen auf der Erde, das macht<br />

perspektivisch rund 7,6 Milliarden Smartphones,<br />

die ans Internet angeschlossen werden. Derzeit<br />

gibt es allerdings erst 2,5 Milliarden Smartphones.<br />

Klingt viel, sind aber Peanuts im Vergleich<br />

zu dem, was kommt. Denn wenn das Internet der<br />

Dinge (IoT) Wirklichkeit wird, werden mehrere<br />

Hundert Milliarden Geräte miteinander vernetzt<br />

sein. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie<br />

Kühlschränke und Autos, sondern alle Maschinen.<br />

Werden diese miteinander vernetzt und tauschen<br />

sie Informationen in Echtzeit aus, so werden gänzlich<br />

neue Anwendungen in der Produktion, in der<br />

Logistik, in der Medizin, in der Energiewirtschaft,<br />

in der Landwirtschaft, im Handel möglich. Fern-<br />

OPs, die intelligente Verkehrsführung und vollautomatisierte<br />

Produktion inklusive intelligenter<br />

Logistikketten sind nur einige der Ideen, an deren<br />

Realisierung jetzt schon gearbeitet wird. Das Internet<br />

verändert so seinen Charakter grundlegend:<br />

vom Konsum von Informationsangeboten hin zur<br />

Steuerung dank permanenten Datenaustauschs.<br />

Ein großer Vorteil: Viele Entscheidungen<br />

können dezentral getroffen werden. So müssen selbstfahrende<br />

Autos nicht mit Superrechnern und einer<br />

Vielzahl Sensoren ausgerüstet werden, sondern können<br />

auch die Daten von Ampeln, Verkehrskameras<br />

und anderen Fahrzeugen auslesen oder gar direkte Anweisungen<br />

von zentralen Verkehrsleitsystemen verarbeiten<br />

– und die eigenen Daten an diese zurücksenden.<br />

Doch noch mehr wird sich verändern: Professor Frank<br />

Fitzek von der TU Dresden, einer der führenden Köpfe<br />

im Bereich 5G, erläutert: „5G wird nicht nur die<br />

Maschine-zu-Maschine-, sondern auch die Echtzeitkommunikation<br />

zwischen Menschen und Maschinen<br />

ermöglichen. Dadurch entstehen voll kommen neue<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Roboter und<br />

Mensch arbeiten nicht mehr nebeneinander, sondern<br />

künftig miteinander. Der Mensch kann so zum Beispiel<br />

einen intelligenten Handschuh anziehen und diesem<br />

Klavierspielen beibringen – das der Handschuh<br />

dann wiederum einem Laien beibringt.“<br />

Komplexe Zusammenarbeit<br />

Damit solche und ähnliche Visionen umgesetzt werden<br />

können, müssen etliche Hürden genommen<br />

werden. Wichtigste Voraussetzung ist ein schnelleres,<br />

zuverlässigeres mobiles Internet. Das soll, so die<br />

Mobilfunkanbieter, ab 2020 in Deutschland Realität<br />

werden. 5G ist dann nicht nur 100-mal schneller als<br />

der bisherige LTE-Standard, sondern reagiert zudem<br />

viel prompter. Eine Latenzzeit von nur einer Millisekunde<br />

erlaubt Echtzeitübertragungen auch über<br />

größere Entfernungen. Der Mensch benötigt für die<br />

Die totale Vernetzung<br />

Nicht nur Menschen,<br />

auch unbelebte Objekte<br />

werden immer häufiger<br />

miteinander verknüpft. Für<br />

Unternehmen bietet das die<br />

Chance, neue Geschäftsmodelle<br />

aufzubauen und<br />

mehr Umsatz zu generieren<br />

– etwa mit vernetzten<br />

Produkten und Diensten. Als<br />

größter Profiteur gilt<br />

das verarbeitende Gewerbe<br />

mit einer großen Anzahl<br />

potentiell vernetzbarer<br />

Geräte und Maschinen. Eine<br />

ähnliche Entwicklung sehen<br />

Experten für die Versorgerund<br />

Logistikbranche.<br />

Verbindung vom Auge zum Kopf etwa die zehnfache<br />

Zeit. Doch das Netz muss auch zuverlässig sein, damit<br />

selbstfahrende Autos oder Paketdrohnen nicht<br />

orientierungslos werden. Das erfordert nicht nur<br />

eine flächendeckende Funkverbindung, sondern<br />

auch dezentrale Systeme, die den Ausfall eines Verbindungsknotens<br />

schnell kompensieren können. Und<br />

schließlich dürfen die Mobilfunkverbindungen der<br />

Zukunft nur einen Bruchteil des Stroms verbrauchen,<br />

der heute benötigt wird – sonst würde der permanente<br />

Datenstrom der Geräte untereinander rasch Akkus<br />

leersaugen und das Energienetz überlasten.<br />

An vielen Stellen wird an der Realisierung<br />

von 5G gearbeitet. So hat die Deutsche Telekom in<br />

Berlin erste Antennen für den Betrieb von 5G unter<br />

echten Bedingungen freigeschaltet. In der Innenstadt<br />

entsteht gerade ein ganzes 5G-Cluster. Ebenso<br />

intensiv wird bereits am Zusammenspiel von Hardware,<br />

Software und Kommunikationsschnittstelle im<br />

Hinblick auf die Anwendung gearbeitet. Dr. Patrick<br />

Grosa vom Smart Systems Hub in Dresden erklärt<br />

die Komplexität: „Früher mussten sich meist nur die<br />

Hersteller eines neuen Produkts auf einen Standard<br />

einigen, beispielsweise das Format einer CD. Für das<br />

IoT müssen sich jedoch Hersteller unterschiedlichster<br />

Branchen mit den Anbietern der Telekommunikationsinfrastruktur<br />

und den Softwareprogrammierern<br />

einigen. Idealerweise gleich auf globalem Niveau.“<br />

Der Hub erleichtert darum den Austausch und die<br />

Entwicklung gemeinsamer Lösungen über Branchenund<br />

Technologiegrenzen hinweg.<br />

Energie flexibel nutzen<br />

5G und das Internet der Dinge haben das Potential,<br />

auch unsere Energieversorgung umzukrempeln. Im<br />

5G Energy Hub, einer Kooperation der TU Dresden<br />

mit der RWTH Aachen, werden dazu derzeit<br />

die Grundsteine gelegt. Das Ziel ist eine dezentrale,<br />

flexible Energienutzung. Statt starrer Energieerzeugung<br />

und -verbräuche soll künftig ein System von<br />

Erzeuger und Verbraucher – ob Privathaushalt oder<br />

Produktionsunternehmen – Angebote und Bedarfe<br />

dank flexibler Speicher zum Ausgleich bringen. Dr.<br />

Joachim Seifert von der TU Dresden erklärt: „So<br />

können die Schwankungen bei erneuerbaren Energien<br />

an einem stürmischen Tag besser geglättet werden,<br />

weil das Überangebot zwischengespeichert oder umgewandelt<br />

und erst an einem anderen, windstilleren<br />

Tag abgerufen werden kann.“ Frank Fitzek betont:<br />

„Ohne 5G ist die Energiewende gar nicht zu realisieren.“<br />

Aber auch sonst erwartet sich Fitzek viel von dem<br />

„nächsten Internet“: „Die Menschen können sich auf<br />

ihre Innovationskraft konzentrieren, denn Maschinen<br />

werden die repetitiven Aufgaben übernehmen.“ ■<br />

TRENDING TOPICS


12<br />

Social Media<br />

TRENDING TOPICS<br />

02<br />

Social<br />

Media<br />

short cut / Soziale Medien, englisch: Social Media /<br />

Digitale Technologien, Webseiten, Wikis, Apps oder Netzwerke,<br />

über die sich User im Internet vernetzen, Inhalte erstellen und<br />

diese austauschen / User-generated Content und Many-to-Many-<br />

Kommunikation / Von Hashtags (#) bis Likes: Zentrales Merkmal<br />

ist die Interaktivität im Web 2.0 / Informationsbeschaffung läuft<br />

heute mehr über Social Media denn klassische Medien<br />

TRENDING TOPICS


13<br />

Social Media<br />

ONLINE FIRST<br />

Laut der Social-Media-Agentur Spredfast nutzen,<br />

gestalten oder konsumieren mehr als<br />

3 Milliarden<br />

Menschen rund um den Globus Social Networ ks.<br />

Die wichtigsten sind: Facebook, QQ, Youtube, Instagram,<br />

Snapchat, Twitter, Pinterest und Linkedin.<br />

Die Umsätze mit Smartphone und Co.<br />

machen 2018 bei Google fast<br />

34 Prozent<br />

am weltweiten mobilen Werbemarkt aus, bei<br />

Facebook liegt der Anteil bei knapp 25 Prozent.<br />

85 Prozent<br />

der unter 35-Jährigen nutzen Whatsapp, Facebook und Co.,<br />

um sich zu verabreden und Aktivitäten zu koordinieren.<br />

Das sind die Ergebnisse einer Postbank-Studie.<br />

Whatsapp hat<br />

34 Millionen<br />

tägliche Nutzer. Tendenz steigend. Wer nicht<br />

über Whatsapp kommunizieren will, findet Alternativen,<br />

die mit einer sicheren Datenverschlüsselung werben:<br />

zum Beispiel Telegram oder Threema.<br />

1 Milliarde<br />

Menschen weltweit regeln laut jüngsten Zahlen von<br />

Tencent, Chinas größtem Internetkonzern, ihr gesamtes<br />

Leben mit dessen Messenger-App Wechat. Auf die<br />

Daten hat die chinesische Regierung vollen Zugriff.<br />

In den USA erreicht<br />

Youtube<br />

laut Spredfast mehr 18- bis 49-Jährige als das<br />

dortige Kabelfernsehen.<br />

Rund<br />

73 Prozent<br />

der befragten Deutschen sind dagegen, dass ihre Daten<br />

von Anbietern gespeichert werden, ergab eine Studie des<br />

Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln.<br />

39 Prozent<br />

der Deutschen nutzen Share-Economy:<br />

Sie teilen Unterkünfte, Dateien, Musik, Autos.<br />

Experten von PwC erwarten einen Anstieg<br />

des Marktvolumens auf über 24 Milliarden Euro.<br />

Schon heute vernetzen sich die Menschen weltweit<br />

über soziale Medien schneller als jemals zuvor. Ereignisse<br />

werden rasend schnell verfolgt, kommentiert<br />

und bewertet. Das geschieht gefühlt oft in unter<br />

einer Minute.<br />

30 Prozent<br />

der Einzelhandelskäufe werden heute über<br />

Facebook inspiriert. Das hat der „Social Audience<br />

Guide 2018“ herausgefunden.<br />

Experten des Weltwirtschaftsforums prophezeien: Bis<br />

2023<br />

werden 80 Prozent der Bevölkerung ein digitales Onlineprofil<br />

besitzen. Grund hierfür wird die flächendeckende<br />

Ausbreitung neuer Technologien sein, die das Web auch<br />

in die entlegensten Orte der Welt bringen wird.<br />

Laut einer Bitkom-Studie informiert sich jeder<br />

fünfte<br />

deutsche Internetnutzer in Facebook & Co. – und will<br />

es auch in Zukunft tun. Das Smartphone wird für die<br />

Suche nach Nachrichten immer wichtiger.<br />

TRENDING TOPICS


14<br />

Social Media<br />

text<br />

Sabine Simon<br />

FOTOS<br />

Gene glover<br />

REVOLUTION<br />

IN TURNSCHUHEN<br />

1<br />

BILDER<br />

1<br />

Die richtige Idee zur richtigen<br />

Zeit. Seit der Gründung<br />

2014 hat sich der Umsatz von<br />

Staffbase fast verfünffacht.<br />

2<br />

„Es darf gelacht werden“:<br />

Die Geschäftsführer Frank<br />

Wolf, Lutz Gerlach und Martin<br />

Böhringer (v.l.) stellen natürlich<br />

(k)ein Foto für die Presse.<br />

Das Start-up Staffbase<br />

krempelt mit seiner App<br />

die Mitarbeiterkommunikation<br />

um.<br />

TRENDING TOPICS


15<br />

Social Media<br />

2<br />

TRENDING TOPICS


16<br />

Social Media<br />

Wir nehmen am Tag rund 100-mal unser Smartphone<br />

in die Hand, checken Mails, chatten, werfen bei<br />

Instagram einen Blick aufs Leben der anderen. Alles<br />

läuft digital, über Social-Media-Kanäle, über Facebook<br />

oder Twitter zum Beispiel. Auch beruflich sind<br />

wir längst online, in Netzwerken wie Linkedin oder<br />

mit web basierten Messenger-Diensten wie Slack. Die<br />

Digitalisierung hat in kürzester Zeit fast alles verändert<br />

– vor allem unsere Kommunikation. Das gilt<br />

fürs Privatleben ebenso wie für die Arbeitswelt.<br />

Grundsätzlich aber ist die interne Kommunikation<br />

in vielen Unternehmen noch relativ statisch<br />

– selbst in Zeiten von dezentralen Teams, die zeitlich<br />

flexibel von unterschiedlichen Orten aus arbeiten.<br />

Zwar gibt es inzwischen Social Intranets, doch<br />

weniger als die Hälfte aller Angestellten mit einem<br />

Zugang nutzt diese täglich. Und je nach Branche<br />

werden Mitarbeiter ohne PC-Arbeitsplatz oder Firmen-Mailadresse<br />

gar nicht erreicht. 70 Prozent der<br />

Beschäftigten hierzulande bleiben digital unsichtbar.<br />

Wie also mitteilen, dass der Parkplatz nach dem Umbau<br />

nächste Woche wieder angefahren werden kann<br />

oder dass die Geschäftsentwicklung alle Erwartungen<br />

übertrifft? Möglich wäre hier eine Massenmail. Aber<br />

die ist weder emotional noch erfüllt sie wohl eines<br />

der wichtigsten Kriterien, damit Firmennews überhaupt<br />

gelesen werden: die Relevanz.<br />

Mobiles Intranet per App / Das brachte den<br />

Wirtschaftsingenieur Frank Wolf auf die Idee für ein<br />

neues Unternehmen. Der 43-Jährige sammelte während<br />

seiner Zeit bei der Telekomtochter T-Systems<br />

Multimedia Solutions einige Erfahrung mit dem Thema<br />

Intranet. „Ich hatte regelmäßig mit Unternehmen<br />

zu tun, die das Problem hatten, alle ihre Mitarbeiter<br />

zu erreichen. Der Bedarf war da, wir mussten einfach<br />

nur den richtigen Zeitpunkt erwischen. Und der kam<br />

mit der Verbreitung des Smartphones.“ 2014 gründete<br />

er gemeinsam mit Wirtschaftsinformatiker Martin<br />

Böhringer und dem Betriebswirt Lutz Gerlach<br />

Staffbase. Die App des Chemnitzer Start-ups basiert<br />

auf dem Prinzip, das Intranet eines Unternehmens in<br />

eine Art Social-Media-Kanal zu übertragen. Zugleich<br />

einfach wie genial. Denn das eigene Smartphone ist<br />

mit Abstand der Kommunikationskanal mit der weitesten<br />

Reichweite. Zu den Kunden der ersten Stunde<br />

gehören unter anderem T-Systems, Siemens oder<br />

Viessmann. Auch Adidas nutzt eine personalisierte<br />

Mitarbeiter-App aus der Softwareschmiede.<br />

Das Geschäftsmodell funktioniert als Software-as-a-Service.<br />

Die mobil verfügbare Intranetund<br />

Mitarbeiter-Software ist eine Art Baukastensystem,<br />

das sich Unternehmen individuell gestalten<br />

können. Mit nur wenigen Klicks. Wie in einem<br />

Content-Management-System werden Inhalte über<br />

3<br />

4<br />

BILDER<br />

3<br />

Wer für eine Besprechung<br />

mal mehr Ruhe braucht, kann<br />

sich in kleinere Meeting-<br />

Rooms zurückziehen.<br />

4<br />

Wer bei Staffbase arbeitet,<br />

tritt morgens den Dienst<br />

im schicken Loft an. Nervennahrung<br />

gibt’s in Form von<br />

Obst und Schokolade.<br />

5<br />

Viel Glas, viel Licht, viel Kommunikation:<br />

Die Mitarbeiter<br />

sitzen nah beieinander. Betonplatten<br />

an den Decken sollen<br />

den Lärmpegel senken.<br />

6<br />

Manches muss einfach<br />

analog bleiben. An der Magnetwand<br />

hängen Postkarten,<br />

Flyer und schlaue Sprüche.<br />

eine Browseranwendung aufbereitet und verwaltet.<br />

Staffbase stellt den Kunden ihre Plattform zur Verfügung<br />

und übernimmt den kompletten technischen<br />

Support. Gehostet wird in Deutschland. Die Kosten,<br />

die je nach Mitarbeiterzahl variieren, werden über<br />

eine monatliche Gebühr abgerechnet. „Updates und<br />

App-Store-Management erledigen wir“, erklärt Martin<br />

Böhringer.<br />

Die App, im Look der jeweiligen Firma<br />

anpassbar, laden sich die Mitarbeiter dann aufs<br />

Smartphone und melden sich nach einer Registrierung<br />

passwortgeschützt an. Das stellt sicher,<br />

dass Firmeninterna auch wirklich intern bleiben.<br />

Wie bei Facebook kann man dann von überall aus<br />

News lesen, kommentieren und liken – in einem<br />

Unternehmenskanal oder geschlossenen Channels.<br />

Es gibt Mitarbeiter- und Telefonverzeichnisse, Arbeitszeiterfassung,<br />

den Download der Gehaltsabrechnung,<br />

den Speiseplan der Kantine. Es können<br />

Dokumente, Standortplaner für Konferenzräume,<br />

Schulungsvideos oder Fotos hochgeladen werden,<br />

Push-Nachrichten informieren in Echtzeit. Wer<br />

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17<br />

Social Media<br />

Das ist typisch<br />

Start-up. „Das<br />

wollen wir uns<br />

bewahren, so<br />

lange es geht“,<br />

sagt Martin<br />

Böhringer und<br />

nimmt auf<br />

einem quietschgelben<br />

Stuhl<br />

Platz. „Das Gefühl<br />

verkaufen<br />

wir mit der App<br />

gleich mit.“<br />

bereits ein Social Intranet hat, kann die App von<br />

Staffbase problemlos integrieren, auch die Einbindung<br />

anderer individueller Plug-ins ist möglich.<br />

Neue Unternehmenskultur / Die App erfüllt<br />

noch eine weitere wichtige Funktion: Employer-Branding.<br />

„Mitarbeiter müssen sich heute mehr denn je mit<br />

ihrem Job identifizieren können. Das ist ganz wichtig<br />

für die Integration neuer und die Bindung vorhandener<br />

Arbeitskräfte“, sagt Böhringer und denkt dabei vor<br />

allem an junge Leute wie die Millennials oder die Generation<br />

Z. Und an ihre gewachsenen Anforderungen<br />

an Arbeitgeber und die Unternehmenskultur. Da geht<br />

es zum Beispiel um die strikte Trennung von Arbeit<br />

und Privatleben, um Feedback und Wertschätzung –<br />

und irgendwie auch um Sinnhaftigkeit. Warum mache<br />

ich meinen Job überhaupt? „Ich muss das vorleben,<br />

vor allem in der Führungsebene. Das macht ein<br />

Umdenken nötig“, sagt Böhringer. Mit dem richtigen<br />

Instrument könne man alle Mitarbeiter gleichzeitig<br />

„abholen“: vom Manager bis zum Außendienstler. Bei<br />

Staffbase geht das mehrsprachig. Unterstützt werden<br />

Inhalte in mehr als 30 Sprachen, die Benutzeroberfläche<br />

gibt es in acht – inklusive Chinesisch.<br />

„Wir verwenden unsere App natürlich auch<br />

selbst“, sagt Böhringer, während er noch schnell<br />

eine Nachricht an den Kollegen absetzt. Hierfür<br />

nutzt er die Desktop-Version der Staffbase-App.<br />

Böhringer hätte natürlich auch aufstehen können,<br />

denn die Wege bei Staffbase sind kurz – auch zwischen<br />

dem CEO und den einzelnen Teams, die aus<br />

Softwareentwicklern, Kundenbetreuern, Marketingoder<br />

Sales-Spezialisten bestehen. Es gibt flache Hierarchien<br />

im jungen und internationalen Team, dessen<br />

Altersdurchschnitt ungefähr bei 30 Jahren liegt. Man<br />

duzt sich, flexible Arbeitszeitmodelle sind etabliert.<br />

5 6<br />

Gearbeitet wird im schicken Loft, wer will kann sich<br />

mit dem Laptop aufs Sofa hocken. „Das wollen wir<br />

uns bewahren, so lange es geht“, sagt der 33-Jährige.<br />

Das sei schließlich Teil des Produkts. „Die großen<br />

Konzerne wollen sich eine Scheibe von uns<br />

abschneiden, wollen sich mehr als Start-up fühlen.<br />

Dieses Gefühl verkaufen wir mit der App gleich mit.“<br />

Zum Kunden geht es deshalb auch in T-Shirt und<br />

Turnschuhen. Staffbase sei oft der Wegbereiter für<br />

eine neue interne Kommunikationsstrategie und fast<br />

schon für den Führungsstil. „Ich kann als CEO mit<br />

einer Massenmail keine strategische Kommunikation<br />

machen. Das funktioniert heute nicht mehr.“<br />

Die Softwarelösung kommt an, bei inzwischen<br />

rund 250 Kunden in Deutschland und auf der ganzen<br />

Welt. Das Team an den Standorten Chemnitz, Dresden<br />

und Köln ist gut ausgelastet. Seit der Gründung habe<br />

man sich jedes Jahr verdoppeln können, sagt Böhringer.<br />

Um dem wachsenden Kundenstamm gerecht zu<br />

werden, wollen die drei Geschäftsführer das Team von<br />

rund 90 Mitarbeitern in Deutschland um 100 neue<br />

Kollegen erweitern. Seien es zu Gründungszeiten eher<br />

Softwareentwickler gewesen, suche man derzeit vor allem<br />

Unterstützung in den Bereichen Marketing, Sales<br />

und Kundenbetreuung. Das schafft Arbeitsplätze und<br />

stärkt die Wirtschaftsregion rund um Chemnitz, die<br />

auch schon einige andere Software-Start-ups wie Prudsys,<br />

Intenta oder Baselabs hervorgebracht hat. Und auch<br />

Dresden bietet Potential, vor allem aufgrund der Nähe<br />

zur TU oder dem dort ansässigen 5G Lab.<br />

Die Strategie von Staffbase wird derweil internationaler:<br />

Neben dem bereits bestehenden Büro<br />

mit acht Mitarbeitern in New York soll ein weiteres<br />

in London hinzukommen. Man denke das Thema<br />

ohnehin global, sagt Böhringer. „Wir wollen Marktführer<br />

werden. Derzeit haben wir das beste Produkt<br />

dafür – auch wenn die Konkurrenz natürlich nicht<br />

schläft.“ Dass die Idee von „mobile first“ in der Mitarbeiterkommunikation<br />

ankommt, zeigt auch das<br />

große Interesse der Investoren. Kürzlich konnte<br />

Staffbase in einer dritten Finanzierungsrunde acht<br />

Millionen Euro für die Weiterentwicklung seiner<br />

Mitarbeiter-App gewinnen. Der globale Risikokapitalgeldgeber<br />

e.ventures ist neben Capnamic Ventures<br />

und Kizoo Technology Capital nun neuer Hauptinvestor.<br />

Ein kluger Schachzug, der neue Geldgeber<br />

selbst hat beste Beziehungen ins Silicon Valley. ■<br />

FAKTEN // Standorte: Chemnitz, Dresden, Köln, New York /<br />

Gründungsjahr: 2014 / Mitarbeiter: 90 / Geschäftsführung:<br />

Martin Böhringer (CEO), Frank Wolf (CMO), Lutz<br />

Gerlach (COO) / Mission: Mit einer Mitarbeiter-App die<br />

Unternehmenskultur revolutionieren<br />

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18<br />

Inspirational Leaders<br />

Inspirational Leaders<br />

Digitalisierungsstrategien und Zukunftsvisionen:<br />

sechs Wegbereiter im Fokus<br />

text<br />

Benjamin Kleemann-von Gersum<br />

& Sabine Simon<br />

Rainer Gläß hat große Visionen für den Einzelhandel<br />

Software für Handelsunternehmen: Das ist seit Jahrzehnten<br />

die Kompetenz von Rainer Gläß. Als Firmengründer<br />

hat er sein Unternehmen GK Software – 1990 als<br />

Zwei-Mann-Unternehmen mit Geschäftspartner Stephan<br />

Kronmüller in Schöneck/Vogtland gegründet – zu einem<br />

Global Player im Bereich Retail-Software gemacht. GK<br />

Software erzielte laut Geschäftsbericht im Jahr 2017 gut<br />

90,5 Millionen Euro Umsatz. Über 150 Firmenkunden in<br />

mehr als 50 Ländern nutzen die Softwarelösungen aus<br />

Südwestsachsen, bei denen alle Kasseninformationen direkt<br />

an die Buchhaltung, das Beschaffungswesen oder die<br />

IT weitergeleitet werden. „Die Technologie wird für Handelsunternehmen<br />

zum entscheidenden Faktor“, sagt Gläß.<br />

Er sieht den Trend zu mobilen Geräten als einen der wichtigsten<br />

Innovationstreiber für den Einzelhandel. „Wir befinden<br />

uns in einer Umbruchphase von einer traditionellen<br />

Welt stationären Handels hin zu Omni-Channel-Prozessen.<br />

In dieser Gemengelage müssen alle Händler ihren Platz<br />

neu definieren.“ Seine Vision bringt der Firmengründer,<br />

der seit 2015 dem Digital-Gipfel der Bundesregierung<br />

angehört, auf den Punkt: „Wo wir sind, ist vorn!“ In allererster<br />

Linie sei das ein Anspruch an ihn selbst, aber auch<br />

an sein leistungsfähiges Team. Und das soll sich wohlfühlen<br />

am Firmensitz in Schöneck: So hat die Geschäftsführung<br />

ein Innovation-Center geschaffen, es gibt ein Café,<br />

Lounge-Bereiche, After-Work-Skiing und ein Fitnesscenter.<br />

Dass Gläß seiner Heimat verbunden ist, zeigt sein vielfältiges<br />

Enga gement, darunter die Implementierung eines digitalen<br />

Schulkonzepts für das Sportgymnasium in Klingenthal.<br />

Als nächstes großes Thema für die Branche hat<br />

Gläß Künstliche Intelligenz identifiziert: „Der Handel sucht<br />

nach Optimierungen bei immer größer werdender Komplexität<br />

wie riesigen Datenmengen“, erklärt er. So ist es nur<br />

logisch, dass GK Software 2017 mehrheitlich die Prudsys<br />

AG aus Chemnitz übernommen hat, einen der führenden<br />

Anbieter agiler KI-Technologien für den Omni-Channel-<br />

Handel. www.gk-software.com<br />

Katja Hillenbrand macht Trinkwasser smart<br />

Wasser, Gebäudetechnik und Digitalisierung – das sind zentrale<br />

Zukunftsthemen für Katja Hillenbrand, Geschäftsführerin der Micas AG<br />

aus Oelsnitz im Erzgebirge. „Von der Wasserzuleitung über verschiedenste<br />

Anwendungen im Gebäude bis zur Abwasserleitung begleiten wir mittels<br />

ausgefeilter Sensoren und eines smarten IoT-Pakets das Wasser durchs<br />

Gebäude“, sagt die gebürtige Baden-Württembergerin im Gespräch. Im<br />

Jahr 2000 gegründet, hat sich Micas durch kontinuierliches Wachstum zu<br />

einem international tätigen mittelständischen Marktführer im Bereich<br />

kunden spezifischer OEM-Sensorlösungen entwickelt. Visionen für die<br />

Zukunft? Die Unternehmerin hat viele: beispielsweise vorausschauende<br />

Instandhaltung, intelligente Wasserbereitstellung oder zentrales<br />

Wassermanagement in der Cloud. Und ganz selbstverständlich investiert<br />

Hillenbrand, selbst Mutter von zwei Kindern, in die Zukunft der Mitarbeiter<br />

und ihrer Familien: Seit vielen Jahren bereits gibt es einen Betriebskindergarten<br />

und einen Hort. www.micas.de<br />

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19<br />

Inspirational Leaders<br />

Dr. Paul Brandenburg sichert<br />

Zugang auf Patientenverfügungen<br />

Brigitte Voit bringt Forschung und Unternehmen zusammen<br />

Auch die Wissenschaft schöpft das enorme Potential der Digitalisierung<br />

aus: „Diese ist Treiber in der Materialwissenschaft“, sagt Chemikerin<br />

Brigitte Voit. Die Mitbegründerin von Dresden-concept, einem Modell<br />

der erfolgreichen Zusammenarbeit universitärer und außeruniversitärer<br />

Forschung, ist wissenschaftliche Direktorin des Leibniz-Institutes für<br />

Polymerforschung (IPF) Dresden und Professorin für Organische Chemie<br />

der Polymere an der TU Dresden. „Hightechmaterialien für Zukunftstechnologien<br />

können mittels intelligenter Auswertung von großen Mengen<br />

an Materialdaten schneller und effizienter entwickelt werden“, erklärt sie.<br />

Datenströme werden also auch in Forschungsbereichen, die bislang besonders<br />

praxisnah geprägt waren, immer wichtiger. Gleichzeitig bestehe die<br />

Herausforderung, Materialien individueller an die jeweilige Anwendung und<br />

an den Benutzer anzupassen und sie damit adaptiv zu gestalten. Voit arbeitet<br />

mit Kollegen und Mitarbeitern daran, Sachsen als Wissenschaftsstandort<br />

weiter voranzubringen. www.ipfdd.de<br />

Wie bestimme ich, was medizinisch<br />

unternommen werden soll, wenn ich<br />

entscheidungsunfähig bin? Und wie<br />

bekommen Ärzte Zugriff zu meiner<br />

Patientenverfügung? Auf diese Fragen<br />

fand der ehemalige Notarzt Dr. Paul<br />

Brandenburg in Leipzig eine Lösung.<br />

Sein E-Health-Start-up Dipat hinterlegt<br />

online Patientenverfügungen,<br />

die im Notfall über das Smartphone<br />

abrufbar sind. Das funktioniert<br />

über einen Aufkleber auf der Versichertenkarte.<br />

„Fast alle nicht-digitalen<br />

Patientenverfügungen kommen viel<br />

zu spät im Krankenhaus an und sind<br />

inhaltlich ungenau, so dass sie nutzlos<br />

sind“, erklärt Brandenburg.<br />

www.dipat.de<br />

Gerhard Fettweis sorgt für<br />

flächendeckendes Mobilfunknetz<br />

Was bringt einem das modernste<br />

Smartphone, wenn man kein Netz hat?<br />

Dieser Frage widmet sich Professor<br />

Gerhard Fettweis. Er kam 1994 aus<br />

dem Silicon Valley – dort war er unter<br />

anderem für IBM tätig – an die TU<br />

Dresden und ist seither Inhaber des<br />

Vodafone Stiftungslehrstuhls. „Wir<br />

erforschen Methoden, die Geschwindigkeit<br />

der Mobilfunknetze weiter voranzutreiben<br />

sowie Durchbrüche für die<br />

flächendeckende Versorgung zu erreichen“,<br />

sagt er. Im 5G-Lab forscht ein<br />

interdisziplinäres Team aus 20 verschiedenen<br />

Forschungsbereichen an<br />

Schlüsseltechnologien für die Aktivierung<br />

von 5G. Unterstützt wird die<br />

Initiative von Unternehmen wie Bosch<br />

oder Deutsche Telekom. Fettweis ist<br />

zudem CEO des kürzlich gegründeten<br />

Barkhausen-Instituts, das sich mit der<br />

Industrie-Digitalisierung beschäftigt.<br />

www.5glab.de<br />

Gesche Weger macht die Digitalisierung nachhaltig<br />

Wollte man die Vision von Packwise-Geschäftsführerin Gesche Weger<br />

zusammenfassen, würde sie wohl folgendermaßen lauten: „Digitalisierung<br />

schafft Nachhaltigkeit.“ Das Unternehmen mit Sitz in Dresden vernetzt die<br />

Prozessindustrie und bietet eine unabhängige Onlineplattform für die optimale<br />

Wiederverwendung und Verwertung von Industrieverpackungen. Das<br />

Ziel: Die Anzahl der Zyklen, die eine Transportverpackung durchläuft, soll<br />

maximiert werden. In Zeiten des globalen Handels sowie immer schneller<br />

und kom plexer werdender Handelsströme leisten Weger und ihr Team einen<br />

wichtigen Beitrag zur Schonung von Ressourcen: „Wir schaffen im Unternehmen<br />

intelligente und automatisierte Kreisläufe, in denen entleerte Container<br />

und Fässer auf minimalen Transportwegen organisiert sind. Mit Hilfe<br />

der Digitali sierung verschaffen wir unseren Kunden aus den Branchen Chemie-,<br />

Pharma- und Lebensmittelindustrie einen transparenten und direkten<br />

Zugang zu wiederverwertbaren Industrieverpackungen.“ www.packwise.de<br />

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20<br />

Mobility & Logistics<br />

Keine Science-Fiction<br />

Mit elektrischen Taxis quer<br />

über die Stadt zum nächsten<br />

Termin fliegen? Wenn es<br />

nach dem Start-up Volocopter<br />

geht, könnte das Realität<br />

werden. Noch schafft das<br />

Flugtaxi nur 27 Kilometer,<br />

aber das Team aus dem<br />

badischen Bruchsal bastelt<br />

weiter an einer Ergänzung<br />

zu anderen Nahverkehrsmitteln.<br />

Daimler, Intel und<br />

Internet-Unternehmer<br />

Lukasz Gadowski haben<br />

schon investiert.<br />

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21<br />

Mobility & Logistics<br />

TRENDING TOPICS<br />

03<br />

Mobility &<br />

Logistics<br />

short cut / Mobility & Logistics, deutsch: Mobilität &<br />

Logistik / Ziel: Individualverkehr und Güterströme koordinieren<br />

und realisieren / Eine der wichtigsten Wachstumsbranchen der<br />

Zukunft / Mobilitäts-Apps stellen je nach Präferenz schnellste,<br />

sauberste oder günstigste Verbindung zusammen / Trends: autonomes<br />

Fahren über alle Verkehrsträger hinweg, die Suche nach umweltfreundlichen,<br />

kostengünstigen und leistungsstarken Antrieben<br />

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22<br />

Mobility & Logistics<br />

Computer<br />

übernehmen<br />

das Steuer<br />

Autonome Mobilitätskonzepte<br />

verändern unsere Idee der<br />

Fortbewegung grundlegend.<br />

text<br />

Klaus Lüber<br />

Es ist die entscheidende Frage, die alle interessiert.<br />

Sie wird auch Toralf Trautmann immer wieder gestellt:<br />

Wann kommen denn die autonom fahrenden<br />

Autos? Trautmann, Professor für Kfz-Mechatronik<br />

an der Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Dresden (HTW Dresden), antwortet dann gern mit<br />

einer Gegenfrage: Was genau man denn unter autonomem<br />

Fahren verstehe? „Man denkt ja sehr schnell<br />

an futuristische Vehikel ohne Lenkrad. Dabei ist der<br />

Begriff wesentlich vielschichtiger“, so der Experte.<br />

„Autonome Autos gibt es ja heute schon, allerdings<br />

in ganz unterschiedlichen Ausprägungen.“<br />

Trautmann ist Nutzer einer Teststrecke für<br />

autonomes Fahren, die seine Hochschule direkt neben<br />

dem Technikum für Fahrzeugtechnik installiert<br />

hat. Seit 2017 rollt dort unter anderem ein mit Sensorik<br />

und Messtechnik ausgestatteter BMW i3 über<br />

einen 50 mal 70 Meter großen Rundkurs. Trautmann<br />

möchte herausfinden, wie man testen kann, ob<br />

solche Autos für den Straßenverkehr zugelassen werden<br />

dürfen. „Autonomie bedeutet, dass Sie als Fahrer<br />

Verantwortung an die Maschine abgeben. Aber das<br />

ist kein Entweder-oder, sondern ein Prozess, der verschiedene<br />

Grade an Selbststeuerung unterscheidet.“<br />

Anfällig für Störungen<br />

Um diesen Grad zu bestimmen, hat sich ein System<br />

aus sechs Leveln eingebürgert. Level null heißt, die<br />

Maschine übernimmt keinerlei Eingriffe; bei Level<br />

fünf steuert das Fahrzeug in jeder Situation vollkommen<br />

autonom. „Serientauglich sind im Augenblick<br />

lediglich teilautonome Systeme auf Level<br />

zwei, in dem das Auto einzelne Aufgaben für den<br />

Fahrer übernehmen kann“, so Trautmann. Dazu<br />

gehörten etwa Spurhaltefunktionen oder Stauassistenten,<br />

die bei zähem Verkehr ohne Eingriff des<br />

Fahrers das Steuer übernehmen können. Für mehr<br />

Autonomie reiche es noch nicht, die Umfeldsensorik<br />

sei zu anfällig für Störungen.<br />

Ähnlich sieht es Robin Streiter, Geschäftsführer<br />

des Start-ups Naventik. „Es gibt ja heute schon<br />

durchaus beeindruckende Demonstrationen autonomen<br />

Fahrens, wenn etwa Messebesucher am Flughafen<br />

in einen selbststeuernden Shuttlebus steigen, der<br />

sie zum Veranstaltungsort bringt“, so Streiter. „Was<br />

man dabei aber gern vergisst: Dahinter steckt immer<br />

ein immenser Aufwand. Die Branche ist noch deutlich<br />

davon entfernt, die Systeme wirklich stabil zu machen<br />

gegen alle möglichen Einflüsse von außen.“ Naventik<br />

arbeitet genau daran. Das 2017 gegründete Unternehmen,<br />

eine Ausgründung der TU Chemnitz, hat<br />

eine Software entwickelt, die es Fahrzeugen ermöglicht,<br />

ihre Position im Verkehr genauer zu bestimmen.<br />

„Wir denken ja alle, unsere GPS-Systeme würden das<br />

schon leisten, aber das ist ein Trugschluss“, erklärt<br />

Streiter. In Wahrheit sei das Signal zu verrauscht für<br />

ein autonom agierendes System.<br />

neue Bahntechnologien<br />

Zwar wird das Thema autonomes Fahren vor allem<br />

im Automobilkontext diskutiert, doch auch im Zug-,<br />

Schiffs- und Luftverkehr arbeitet man an Lösungen.<br />

Im sächsischen Annaberg-Buchholz betreibt die TU<br />

Chemnitz ein Forschungszentrum, das sich mit den<br />

Potentialen hochautomatisierten Fahrens für den Zugverkehr<br />

beschäftigt. Der „Smart Rail Connectivity<br />

1<br />

TRENDING TOPICS


23<br />

Mobility & Logistics<br />

2<br />

BILDER<br />

1<br />

Umfangreiches Projekt:<br />

Experten der HTW Dresden<br />

erforschen das autonome<br />

Fahren für den innerstädtischen<br />

Verkehr. Zum Einsatz kommen<br />

dabei auch Sensorsysteme zur<br />

Umfelderfassung.<br />

2<br />

Digitales Stellwerk:<br />

In Annaberg-Buchholz<br />

beschäftigt sich ein<br />

Forschungszentrum der TU<br />

Chemnitz mit den Potentialen<br />

hoch automatisierten<br />

Fahrens für den Zugverkehr.<br />

Autonomie wird<br />

uns Vorteile<br />

bei der Sicherheit<br />

bieten.<br />

Aber sie allein<br />

wird nicht das<br />

Problem der<br />

hohen Verkehrsbelastung<br />

in<br />

unseren Städten<br />

lösen.<br />

Campus“ umfasst unter anderem das seit Januar 2018<br />

installierte erste digitale Stellwerk Europas und eine<br />

Teststrecke, auf der ein Einsatz von Umfeldsensorik,<br />

ähnlich wie im Automobilbereich, erprobt wird.<br />

„Auf der Schiene ist die Situation natürlich etwas<br />

anders als auf der Straße“, erklärt Sören Claus, der<br />

das Projekt als technischer Leiter betreut. „In geschlossenen<br />

Systemen wie etwa U-Bahnnetzen ist hochautomatisiertes<br />

Fahren schon heute im Normalbetrieb<br />

möglich. Und im offenen Schienennetz haben wir<br />

schon lange einen hohen Grad an Automatisierung<br />

erreicht.“ Von einer vollautonomen Steuerung sei man<br />

allerdings noch ähnlich weit entfernt wie auf der Straße.<br />

„Das liegt auch an den viel größeren Sicherheitsanforderungen.“<br />

Trotzdem ist Claus überzeugt, dass<br />

es sich lohnt, in autonom agierende Systeme auf der<br />

Schiene zu investieren. „Wir könnten Netze effizienter<br />

nutzen, besser überwachen, Instandhaltungs- und<br />

Energiekosten deutlich reduzieren.“<br />

Lösungen für Flugzeug & Schiff<br />

Auch was die Luftfahrtsbranche angeht, sollen autonome<br />

Steuerungssysteme neuen Mobilitätskonzepten<br />

zum Durchbruch verhelfen. Unter dem Stichwort<br />

Urban Aerial Mobility (UAM) arbeitet der Konzern<br />

Airbus an der Entwicklung von selbststeuernden Flugtaxis.<br />

Das deutsche Start-up Volocopter hatte bereits<br />

auf der Cebit 2018 einen Mini-Hubschrauber vorgestellt<br />

– mit 18 Rotoren, vollständig redundanten<br />

Antriebssträngen und einer intelligenten autonomen<br />

Steuerung. Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung, ist allerdings<br />

skeptisch: „Das hört sich natürlich erstmal sehr<br />

innovativ an. Aber erstens ist die Bepackungsdichte<br />

der Luft vergleichsweise begrenzt, und zweitens benötigen<br />

Sie ein Vielfaches an Transportenergie als auf<br />

dem Boden. Ein Massenverkehrsmittel wird das wohl<br />

nicht werden.“<br />

Bliebe noch die Schifffahrt. Kürzlich hatte das<br />

norwegische Start-up Massterly den Betrieb eines elektrisch<br />

betriebenen und mit autonomer Steuertechnik<br />

ausgestatteten Containerschiffs angekündigt. Ab 2020<br />

soll das Schiff unbemannt operieren, überwacht von<br />

mehreren Kontrollzentren an der Küste. Auch Länder<br />

wie Finnland, Australien und China investieren in die<br />

Technologie; in der EU wurde bereits ein Forschungsprojekt<br />

zum Thema durchgeführt.<br />

Autonome Mobilität ist ohne Frage ein spannendes<br />

Zukunftsthema, glaubt Andreas Knie. Dennoch<br />

dürfe man nie die Frage des Nutzens aus dem<br />

Blick verlieren. „Autonomie wird uns Vorteile in bestimmten<br />

Teilbereichen bieten. Aber sie allein wird<br />

zum Beispiel nicht das Problem der hohen Verkehrsbelastung<br />

in unseren Städten lösen.“ Ähnlich sieht<br />

das auch Toralf Trautmann von der HTW Dresden.<br />

„Es ist vielleicht gar kein Vorteil, jedes Auto überall<br />

voll autonom fahren zu lassen“, so der Forscher. Man<br />

könnte Selbststeuerung in Situationen einsetzen, die<br />

der Steuerungstechnik der Systeme entgegenkommen<br />

und den Menschen dort wieder ins Spiel bringen, wo<br />

der Sicherheitsaufwand am größten ist. „Stellen Sie<br />

sich vor, Sie rufen ein Robotaxi. Das E-Mobil parkt<br />

an einer Ladestation, rollt langsam, sicher und vollautonom<br />

bis zu Ihrer Haustür. Dann steigen Sie ein und<br />

fahren selbst weiter.“ Man hätte so quasi nebenbei<br />

eine Lösung für ein weiteres drängendes Problem parat:<br />

den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektromobilität.<br />

Statt immer mehr Stationen bauen zu müssen,<br />

könnte man den Ladevorgang den autonomen<br />

Fahrzeugen gewissermaßen selbst überlassen. ■<br />

TRENDING TOPICS


24<br />

Mobility & Logistics<br />

ONE<br />

QUESTION<br />

Machen Maschinen<br />

eigentlich weniger<br />

Fehler im Straßenverkehr?<br />

ONE<br />

ANSWER<br />

»Die sichersten Systeme kombinieren<br />

Mensch und Maschine. Das gilt für<br />

den Piloten im Flugzeug, den Bahnführer<br />

im digital vernetzten Bahnverkehr,<br />

und das wird auch bis auf weiteres<br />

im hochautomatisierten Fahren so<br />

bleiben. Fahrerloses Fahren wird die<br />

Ausnahme auf besonders präparierten<br />

Teilstrecken bleiben.«<br />

( Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph und<br />

Kulturstaatsminister a.D., lehrt seit 2004 an der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München. )<br />

TRENDING TOPICS


25<br />

Cybersecurity<br />

TRENDING TOPICS<br />

04<br />

Cybersecurity<br />

short cut / Cybersecurity, auch IT-Sicherheit oder umfassender:<br />

Informationssicherheit / Konzept, um jegliche Art von<br />

digitalen Daten und Informationssystemen, Soft- und Hardware<br />

zu schützen / Essentiell für mittelständische Unternehmen und<br />

Start-ups, da diese vermehrt zur Zielscheibe von Cyberattacken<br />

werden / Besonders betroffen sind gegenwärtig auch Unternehmen<br />

aus der Energiewirtschaftsbranche<br />

TRENDING TOPICS


26<br />

Cybersecurity<br />

Mit Honigtöpfen<br />

gegen Hacker<br />

1<br />

TRENDING TOPICS


27<br />

Cybersecurity<br />

Cyberangriffe sind für Unternehmen<br />

und staatliche Institutionen<br />

gleichermaßen eine Bedrohung.<br />

Datenverschlüsselungen müssen<br />

fortlaufend verbessert werden,<br />

um im Katz-und-Maus-Spiel gegen<br />

Hacker nicht abgehängt<br />

zu werden.<br />

text<br />

Guido Walter<br />

Das Licht geht aus, der Kühlschrank streikt, der Fernseher<br />

sendet ein schwarzes Bild. Kaum ein Szenario<br />

bereitet den Deutschen mehr Angst als ein landesweiter<br />

„Blackout“. Die Furcht davor mag übertrieben<br />

sein. Doch dass kritische Infrastrukturen wie Energieversorger<br />

angreifbar sind, ist eine Tatsache. So warnt<br />

etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI) vor Hackerangriffen auf deutsche<br />

Energieversorger. Die Unternehmen, so das BSI, seien<br />

Ziel einer großangelegten Cyber-Angriffskampagne.<br />

In einigen Fällen verschafften sich die Angreifer Zugriff<br />

auf die Büronetzwerke der Unternehmen. In<br />

Produktions- oder Steuerungsnetzwerke drangen die<br />

Hacker allerdings nicht vor. Für Franziska Leitermann<br />

vom Dresdener IT-Unternehmen Cloud & Heat kein<br />

Grund zur Entwarnung. „Das aktuelle Beispiel der<br />

großangelegten Hackerangriffe auf Energieversorger<br />

zeigt einmal mehr die Gefahren, denen große Unternehmen<br />

und Behörden ausgesetzt sind.“<br />

ILLUSTRATION<br />

1<br />

Gefährliche Hacks:<br />

Je digitalisierter die Wirtschaft,<br />

desto intelligenter gehen auch<br />

die Hacker vor. Unternehmen<br />

werden seit geraumer Zeit<br />

deutlich häufiger attackiert als<br />

noch vor Jahren. Aber auch<br />

Behörden trifft es regelmäßig.<br />

Die Zahlen sind in der Tat beängstigend. Laut einer<br />

Studie des Digitalverbands Bitkom entstand Unternehmen<br />

hierzulande in den Jahren 2015 und 2016<br />

jährlich ein Schaden von 55 Milliarden Euro durch<br />

Cyberattacken. Etwa jedes zweite Unternehmen war<br />

schon einmal von Spionage, Sabotage oder Datendiebstahl<br />

betroffen. Die Folgen können weitreichend<br />

sein: Bei 17 Prozent der Unternehmen wurden<br />

sensible digitale Daten wie Mails, Finanz- oder<br />

Kundendaten entwendet. Bei 11 Prozent waren es<br />

Patente oder Informationen aus Forschung und<br />

Entwicklung. Behörden und Unternehmen werden<br />

deutlich häufiger attackiert als noch vor Jahren.<br />

„Oft merken Firmen viel zu spät, dass Daten abgeflossen<br />

sind“, sagt Teresa Ritter, Referentin Sicherheitspolitik<br />

beim Bitkom. „Die Dunkelziffer ist also<br />

erheblich.“ Auch aus Angst vor Imageschäden hängen<br />

Unternehmen einen Schadensfall ungern an die<br />

große Glocke. „Ein entdeckter Schaden sollte aber<br />

TRENDING TOPICS


28<br />

Cybersecurity<br />

umgehend bei staatlichen Stellen gemeldet werden,<br />

damit diese ein Lagebild erstellen können“, erklärt<br />

Ritter. „Andere Unternehmen bekommen so die<br />

Möglichkeit, sich zu schützen.“<br />

Absolute Sicherheit<br />

gibt es nicht<br />

Eine IT-Attacke kann für Unternehmen existenzgefährdende<br />

Dimensionen annehmen. Durch einen<br />

Hackerangriff auf A.P. Møller-Mærsk, die größte Container-Reederei<br />

der Welt, entstand 2017 ein Schaden<br />

von geschätzten 300 Millionen US-Dollar. Angreifer<br />

legten die Firma mit Erpressersoftware zeitweise lahm.<br />

Auch der Nivea-Hersteller Beiersdorf wurde bereits attackiert<br />

und beziffert den Umsatzausfall durch einen<br />

Hackerangriff auf 35 Millionen Euro. „Absolute Sicherheit<br />

gibt es nicht“, sagt Oliver Nyderle, Leiter Digital<br />

Integrity Solutions bei T-Systems Multimedia Solutions.<br />

Informationssicherheit sollte ihm zufolge als<br />

fortwährender Prozess begriffen werden. „Sicherheit<br />

im Unternehmen muss gelebt werden“, sagt Nyderle.<br />

Und das nicht nur in Unternehmen, sondern auch<br />

in politischen Institutionen, die im Fokus der Bürger<br />

stehen und besonders hohe Ansprüche an Vertraulichkeit,<br />

Verfügbarkeit und Integrität ihrer verarbeiteten<br />

Daten haben. Der „Bundestags-Hack“ von 2015, bei<br />

dem mutmaßlich russische Hacker Daten im Umfang<br />

von 16 Gigabyte stahlen, rief gar den Generalbundesanwalt<br />

auf den Plan. „Vorfälle wie der Bundestags-<br />

Hack haben gezeigt, dass die IT-Systeme politischer<br />

Institutionen ein äußerst interessantes Angriffsziel<br />

darstellen“, sagt Nyderle. Auch das sächsische Verwaltungsnetz<br />

verzeichnet immer wieder Spähangriffe.<br />

ILLUSTRATION<br />

2<br />

Präventiv: Neben der Verschlüsselung<br />

der Daten sollen<br />

auch smarte Sicherheitssysteme<br />

Hacker abwehren.<br />

Die Software „Honey Sens“<br />

simuliert typische Netzwerkdienste<br />

mitsamt potentiell<br />

lukrativen Angriffszielen – und<br />

stellt so „Hackerfallen“.<br />

2<br />

Die Behörden entschieden sich daher, eine „Honigfalle“<br />

aufzustellen: „Honey Sens“, zusammengesetzt<br />

aus „Honeypot“ und „Sensoren“, ergänzt bestehende<br />

Sicherheitsarchitekturen von Behörden- oder Unternehmensnetzwerken.<br />

„Die Software simuliert über<br />

Sensoren im Netz verwundbare und damit für Angreifer<br />

attraktive Schwachstellen, die sogenannten<br />

Honigtöpfe“, sagt Karl-Otto Feger, Beauftragter für<br />

Informationssicherheit des Freistaates Sachsen. „Diese<br />

Hackerfallen zeichnen bei einem verdächtigen Zugriff<br />

auf das Netz alle Datenströme auf und leiten sie<br />

an einen Zentralserver zur Prüfung und Alarmierung<br />

weiter.“ Die „Honigtöpfe“ sammeln so wertvolle Informationen,<br />

um das IT-System gegen unbefugtes<br />

Eindringen von außen zu schützen. „Durch 'Honey<br />

Sens' können Angriffe in Echtzeit bemerkt, der Ursprung<br />

des Angriffs identifiziert und entsprechende<br />

Gegenmaßnahmen sofort eingeleitet werden“, sagt<br />

Feger. Erste Unternehmen setzen diese Lösung inzwischen<br />

ein. Die enge Zusammenarbeit mit Sachsen<br />

beim Einsatz und in der Weiterentwicklung von<br />

„Honey Sens“ ist derzeit bundesweit einzigartig.<br />

Katz-und-Maus-Spiel gegen<br />

potentielle Hacker<br />

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung industrieller<br />

Steuerungssysteme müssen die Abwehrmaßnahmen<br />

Schritt halten. Cybersecurity wird in einer<br />

immer vernetzteren Produktionswelt noch wichtiger.<br />

Aber wie schützen wir die Smart Factory, deren<br />

Kernstück die Software ist und die Industrie 4.0<br />

sowie umfassende Datenanalysen erst ermöglicht?<br />

„Es ist wichtig, die Smart Factory physisch und<br />

softwareseitig gegen oft unsichtbare Cyberangriffe<br />

zu schützen“, sagt Leitermann von Cloud & Heat.<br />

„Das kann physisch durch Private-Cloud-Lösungen<br />

geschehen, aber auch durch besondere Schutzmaßnahmen<br />

bei Public-Cloud-Angeboten.“<br />

Fest steht, dass Datenverschlüsselungen fortlaufend<br />

verbessert werden müssen, um im ständigen<br />

Katz-und-Maus-Spiel gegen potentielle Hacker nicht<br />

abgehängt zu werden. Das wird sich auch mit Blick auf<br />

die Zukunft nicht ändern. „Interessante Entwicklungen<br />

gibt es im Bereich der Künstlichen Intelligenz“, so<br />

Leitermann. KI-Firewalls könnten Verhaltensanalysen<br />

von Angreifern durchführen und selbständig dazulernen.<br />

Und hochspezialisierte Quantencomputer könnten<br />

Verschlüsselungen durchführen, die so komplex<br />

sind, dass nur ein weiterer Quantencomputer diese<br />

wieder entschlüsseln kann. Entscheidend aber bleibt<br />

der menschliche Faktor. Auch in Zukunft braucht es<br />

gut geschulte und ausgebildete Mitarbeiter, die mit<br />

den steigenden Ansprüchen an die Technologien mitwachsen<br />

können. ■<br />

TRENDING TOPICS


29<br />

E-Commerce<br />

TRENDING TOPICS<br />

05<br />

E-<br />

Commerce<br />

short cut / Electronic Commerce, kurz: E-Commerce,<br />

auch elektronischer Handel / Das Bewerben, An- und Verkaufen<br />

von Waren und Dienstleistungen im Internet / Händler fahren<br />

Omni-Channel-Strategie mit Shops und Marktplätzen /<br />

Interaktion mit dem Kunden über mobile Devices rund um<br />

die Uhr möglich / Verschiebung vom stationären Handel hin zu<br />

E-Commerce / B2C-E-Commerce-Umsätze laut Prognosen im<br />

Jahr 2020 bei rund 77 Milliarden Euro<br />

TRENDING TOPICS


30<br />

E-Commerce<br />

1<br />

text<br />

Sabine Simon<br />

Ein Hoch auf die Community<br />

Vom studentischen Start-up<br />

zum europäischen Marktführer:<br />

Warum das Social-Commerce-<br />

Unternehmen Spreadshirt<br />

so vieles richtig gemacht hat.<br />

TRENDING TOPICS


31<br />

E-Commerce<br />

BILDER<br />

1<br />

Ein Blick in die Produktion:<br />

Hergestellt werden die Shirts<br />

beispielsweise im tschechischen<br />

Krupka, bevor sie auf die<br />

Reise zum Kunden gehen.<br />

2<br />

Lunch with a View: Zum Mittagessen<br />

geht es bei Spreadshirt<br />

rauf auf die Dachterrasse.<br />

3<br />

Hier wurden früher Eisenbahnkräne<br />

montiert:<br />

das Headquarter im Leipziger<br />

Stadtteil Plagwitz.<br />

Individualität<br />

Das, was bei Spreadshirt<br />

passiert, könnte man als<br />

Social Commerce bezeichnen:<br />

Der Konsument wird<br />

zum Produzenten. Eine Idee,<br />

die ankommt bei den Usern<br />

und gut 80 000 aktiven<br />

Verkäufern.<br />

Einkaufen geht heute online: Das schicke Paar Schuhe<br />

oder die neue High-End-Kamera sind mit dem<br />

Smartphone nur einen Klick entfernt. Unkompliziert<br />

und rund um die Uhr. Kein Wunder, dass der<br />

E-Commerce-Umsatz durch die Decke geht. Jeder<br />

achte Euro im Einzelhandel wird deutschlandweit<br />

im Internet ausgegeben. Standards setzen Ebay oder<br />

Amazon, aber auch kleinere Firmen spielen ganz<br />

oben mit. Spreadshirt zum Beispiel. 2002 gegründet,<br />

gehört das Leipziger Unternehmen zu den weltweit<br />

führenden E-Commerce-Plattformen für den On-<br />

Demand-Druck. Das liegt einerseits am Produkt.<br />

Wirklich jeder trägt T-Shirts. Anderseits bestimmt<br />

auch der Absatzkanal über den Erfolg: „In einer<br />

Welt, in der Tech und E-Commerce alles sind, ist das<br />

Konzept entscheidend“, sagt Philip Rooke, CEO von<br />

Spreadshirt, und meint damit das veränderte Kaufverhalten<br />

der Konsumenten.<br />

Wer bei Spreadshirt ordert, wünscht sich<br />

schnelle Verfügbarkeit und Individualität. Auf dem<br />

Marktplatz und in Tausenden Shops bieten Verkäufer<br />

auf Provisionsbasis Merchandising oder Designs vor<br />

allem für T-Shirts und Accessoires an. Kunden haben<br />

zudem die Möglichkeit, Produkte nach eigenen<br />

Wünschen zu gestalten, mit individuellen Entwürfen<br />

oder Motiven aus der Community. Den Rest übernimmt<br />

der Onlinehändler: vom Druck bis zum Versand.<br />

Das, was bei Spreadshirt passiert, könnte man<br />

als Social Commerce bezeichnen: Der Konsument<br />

wird zum Produzenten. Eine Idee, die ankommt bei<br />

den Usern und gut 80 000 aktiven Verkäufern. 2017<br />

lieferte das Unternehmen fast fünf Millionen Produkte<br />

aus, erwirtschaftete rund 107 Millionen Euro.<br />

Nur ein Klick<br />

Wollte man Vergleiche ziehen, ist Spreadshirt-Gründer<br />

Lukasz Gadowski so etwas wie der Steve Jobs der<br />

deutschen Start-up-Szene. Was der gebürtige Pole<br />

anfasst, wird irgendwie gut: Lieferheld, Mister Spex,<br />

Brands4Friends oder StudiVZ. Spreadshirt gründete<br />

der heute 40-jährige Tech-Entrepreneur noch während<br />

seiner Studienzeit – und verdiente so seine erste<br />

Million. Für ein Projekt sollte Gadowski seinerzeit<br />

ein Kasseler Textildruckunternehmen, das Jahre vorher<br />

sein eigenes Abi-Shirt bedruckt hatte, strategisch<br />

beraten. Keine leichte Aufgabe, denn das Bedrucken<br />

von Einzelstücken lohnte sich kaum und war noch<br />

dazu sehr teuer für die Kunden. Nachdem er Prozesse<br />

optimiert und geraten hatte, „irgendwas mit<br />

dem Internet zu machen“, kam Gadowski auf die<br />

Idee für ein eigenes Business: einen Onlineservice für<br />

Merchandising-Anbieter und Kunden gleichermaßen.<br />

Jeder sollte bei ihm Bekleidung und Accessoires<br />

mit Wunschmotiven bedrucken lassen können. Mit<br />

Investoren sah es zunächst aber schlecht aus. Trotzdem<br />

baute Gadowski in einer Kellerecke der Handelshochschule<br />

Leipzig die erste Spreadshirt-Website.<br />

Diplom-Ingenieur Matthias Spieß kam ihm zu Hilfe,<br />

und 2002 gründeten die beiden die Spreadshirt GbR.<br />

Weil sie keinen einzigen Cent zur Verfügung hatten,<br />

finanzierten sie sich in den ersten Jahren nur durch<br />

T-Shirt-Verkäufe. Aus eigener Kraft wuchs Spreadshirt<br />

von Monat zu Monat um durchschnittlich 15<br />

Prozent. Das Unternehmen expandierte in die USA.<br />

Neue Mitarbeiter kamen hinzu, bald schon musste<br />

eine größere Produktionsstätte her.<br />

Das ist nun mehr als zehn Jahre her. Inzwischen<br />

ist Spreadshirt global unterwegs, in 18 Ländern<br />

weltweit. Gadowski und Spieß sitzen nur noch im<br />

Aufsichtsrat. Produziert wird neben Leipzig in Legnica<br />

(Polen), dem tschechischen Krupka, im amerikanischen<br />

Greensburg und in Las Vegas. Bei aller In-<br />

2<br />

3<br />

TRENDING TOPICS


32<br />

E-Commerce<br />

Das Smartphone<br />

wird<br />

zum ständigen<br />

Begleiter, die<br />

Filiale zum<br />

begehbaren<br />

Onlineshop.<br />

Es geht um<br />

Inszenierung<br />

der Produkte<br />

– und um<br />

Einkaufserlebnisse.<br />

ternationalität bleibt Spreadshirt seinen Wurzeln treu.<br />

Und die liegen nun mal in Sachsen. Leipzigs Stadtteil<br />

Plagwitz mit seinen kleinen Cafés, dem Bäcker um die<br />

Ecke und der lebhaften Künstler- und Alternativszene<br />

ist da so etwas wie der feste Boden unter den Füßen im<br />

schnelllebigen Online-Zeitalter.<br />

Und rasend schnell ist vor allem die Art und<br />

Weise, wie Kunden heute einkaufen: Das Produkt<br />

der Wahl ist im Netz nur noch einen Klick entfernt.<br />

Der Einzelhandel muss darauf reagieren – mit personalisierbaren<br />

Produkten und mit einer auf die Vorlieben<br />

der Konsumenten zugeschnittenen Auswahl.<br />

Denn die unterscheiden längst nicht mehr zwischen<br />

stationär oder online. Das Stichwort hier: Multichannel-Shopping.<br />

Vor allem der US-Handel hat das<br />

längst erkannt. Das Smartphone wird zum ständigen<br />

Begleiter, die Filiale zum begehbaren Onlineshop.<br />

Es geht um Inszenierung der Produkte – und um<br />

Einkaufserlebnisse. Gekauft wird letztlich vor allem<br />

online. Oder eben doch im Laden, der – Apple macht<br />

es vor – inzwischen ohne Kassensysteme auskommt.<br />

Bezahlt wird übers Smartphone des Verkäufers, der<br />

Kassenbeleg kommt, wenn gewünscht, per E-Mail.<br />

4<br />

5<br />

Kleidung als Form von<br />

Social Media<br />

Mittlerweile sind mehr als 750 Menschen für<br />

Spreadshirt tätig, rund 350 davon in der Leipziger<br />

Firmenzentrale: von Kundenberatern über Frontend-<br />

Architekten, Juristen und Marketingexperten bis hin<br />

zu Mitarbeitern in der Produktion. Man hat versucht,<br />

sich den Start-up-Charakter zu bewahren. In<br />

der alten Fabrikhalle an der Gießerstraße, wo einst<br />

BILDER<br />

4<br />

Work in Progress:<br />

Vom Einzelstück bis zur<br />

Sammelbestellung kann das<br />

Leipziger Unternehmen<br />

alles liefern.<br />

6<br />

5<br />

CEO Philip Rooke: Der gebürtige<br />

Brite sammelte vor seiner<br />

Zeit bei Spreadshirt bei Tesco<br />

(Großbritannien) wichtige<br />

Erfahrungen in Sachen<br />

E-Commerce.<br />

6<br />

Alle Farben und Größen:<br />

Damit die Bestellungen zeitnah<br />

bedruckt werden können, gibt’s<br />

im Lager T-Shirts auf Vorrat.<br />

7<br />

Spreadshirt arbeitet überwiegend<br />

mit Digitaldruck,<br />

aber auch Folien bringen das<br />

Wunschmotiv oder den Lieblingsspruch<br />

aufs Accessoire.<br />

TRENDING TOPICS


33<br />

E-Commerce<br />

Eisenbahnkräne montiert wurden, geht es entspannt<br />

zu. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter liegt irgendwo<br />

bei 30. Die meisten tragen Shirts, mancher<br />

läuft barfuß oder in Socken. Die Türen zu den Großraumbüros<br />

stehen offen, draußen im Flur trifft man<br />

sich zum Quatschen am Kaffeeautomaten. Bereits vor<br />

Jahren hat man eine Feel-Good-Managerin eingestellt.<br />

Stefanie Frenking, ebenfalls verantwortlich fürs Recruiting,<br />

bringt ein bisschen Silicon Valley nach Leipzig.<br />

Denn Wohlfühlmanager kennt man sonst eher nur<br />

von großen Tech-Firmen wie Facebook oder Google.<br />

„Es geht darum, die Leute happy zu machen. Wir verbringen<br />

schließlich viel Zeit im Büro“, sagt Frenking<br />

und erzählt von Wandertagen, Sprachkursen, flexiblen<br />

Arbeitszeiten oder Yoga. Zum Lunch geht es auf die<br />

Dachterrasse. Gesprochen wird Englisch, die gemeinsame<br />

Sprache von Mitarbeitern aus 27 Nationen.<br />

CEO Philip Rooke kam 2009 zu Spreadshirt,<br />

zunächst als Leiter der Abteilung Sales und Marketing.<br />

2011 rückte der gebürtige Brite zum CEO<br />

auf. Und er weiß, wovon er spricht. Vor Spreadshirt<br />

war Rooke Teil des Managements der britischen Supermarktkette<br />

Tesco, die als einer der Vorreiter des<br />

E-Commerce gilt. Was Spreadshirt kann, bringt Rooke<br />

auf den Punkt: „Es reicht heute nicht mehr aus, etwas<br />

zu teilen, zu liken oder zu twittern. Man muss seine<br />

Botschaft auf der Brust tragen.“<br />

Der Traffic in Spreadshirts Community ist<br />

hoch: Pro Woche werden mehr als 200 000 neue<br />

Designs hochgeladen. Zusammengerechnet wurden<br />

bisher gut zwei Millionen Quadratmeter T-Shirt-Fläche<br />

bedruckt, was etwa der Fläche von 280 Fußballfeldern<br />

entspricht. Tendenz steigend. Das Internet macht<br />

die Kombination von Massenproduktion und Einzelstück<br />

möglich. Ob T-Shirts, Poster und Wandbilder,<br />

Tassen, Hoodies oder Baby-Strampler: Geordert wird<br />

im Shop alles, was man sich vorstellen kann. Und was<br />

erlaubt ist. Spreadshirt propagiert die freie Meinungsäußerung,<br />

eine Abteilung prüft dennoch hochgeladene<br />

Dateien. Sind sie nicht als Marke geschützt und<br />

enthalten weder illegale noch hetzerische Inhalte, werden<br />

sie freigegeben – und stehen der Community zur<br />

Verfügung. Bedruckt werden die Baumwollshirts dann<br />

an den fünf Produktions standorten mit unterschiedlichen<br />

hochwertigen Drucktechniken – je nach Anforderung.<br />

Danach wird die Ware in alle Welt verschickt.<br />

Neue Einkaufserlebnisse<br />

schaffen<br />

Dass heute niemand mehr um die Optimierung seiner<br />

Webinhalte für die Darstellung auf mobilen Endgeräten<br />

herumkommt, verdeutlicht folgende Statistik:<br />

Mehr als 40 Prozent aller Bestellungen kamen 2017<br />

bei Spreadshirt über Smartphones. Das belegen auch<br />

Mobile Endgeräte<br />

haben<br />

einen erheblichen<br />

Einfluss<br />

auf das Kaufverhalten;<br />

fast 30 Prozent<br />

des Onlineumsatzes<br />

werden derzeit<br />

durch Käufe<br />

mit dem Smartphone<br />

erzielt.<br />

aktuelle Zahlen des Handelsverbandes Deutschland:<br />

Fast 30 Prozent des Onlineumsatzes werden derzeit<br />

durch Käufe mit dem Smartphone erzielt. Und selbst<br />

wer stationär kauft, informiert sich vorher im Netz.<br />

Auch Sprachassistenten spielen dabei eine immer<br />

größere Rolle. Letztlich geht es immer auch um eine<br />

Vereinfachung und Erleichterung des Einkaufserlebnisses.<br />

Stichwort: Künstliche Intelligenz. Der Einsatz<br />

von algorithmischen Entscheidungen im Handel ist<br />

vielfältig. Von personalisierten Produktempfehlungen<br />

über intelligente Preisgestaltung bis hin zu Chatbots<br />

und Promotion-Robotern – welche Technik sich hinter<br />

welcher Lösung verbirgt, ist für den Kunden erst<br />

einmal zweitrangig. Hauptsache, er kommt schnell<br />

und einfach an sein Lieblingsprodukt.<br />

Die neuen Trends im E-Commerce verfolgt<br />

auch Philip Rooke ganz genau, der die Reichweite<br />

von Spreadshirt weiter steigern will. In Konkurrenz<br />

steht er dabei vor allem mit Amazon. Auf den Online-<br />

Riesen und seinen Marketplace entfielen 2017 bereits<br />

46 Prozent des Onlineumsatzes in Deutschland. Der<br />

Onlinehändler setze Standards, die kleine E-Commerce-Unternehmen<br />

nur schwer halten könnten, so<br />

Rooke. „Wir müssen kontinuierlich hart daran arbeiten,<br />

unsere Kundenservices und Lieferzeiten zu verbessern,<br />

um mit Amazon konkurrieren zu können.“<br />

Und der CEO hat noch ein weiteres großes Ziel: Als<br />

Nächstes will das Unternehmen von Leipzig aus den<br />

asiatischen Markt erobern. ■<br />

FAKTEN // Standort: Leipzig / Gründungsjahr: 2002 /<br />

Mitarbeiter: rund 750 weltweit, davon ca. 350 am Hauptsitz<br />

in Leipzig / Geschäftsführung: CEO Philip Rooke /<br />

Mission: E-Commerce-Plattform für den On-Demand-<br />

Druck von Kleidung und Accessoires<br />

7<br />

TRENDING TOPICS


34<br />

Inspirational Companies<br />

Inspirational Companies<br />

Smarte Unternehmensideen auf dem Weg<br />

in die digitale Zukunft<br />

ILLUSTRATION<br />

ANDRÉ GOTTSCHALK<br />

text<br />

CHRISTIANE ZIMMER<br />

PHACON<br />

Trainingsgeräte für Chirurgen<br />

Künstliche Schädel aus dem<br />

3-D-Drucker, an denen Chirurgen<br />

schwierige Operationen trainieren<br />

können: Die Phacon GmbH aus<br />

Leipzig hat sich auf 3-D-Modelle für<br />

die präoperative Planung spezialisiert.<br />

Mehr als 100 Kliniken beliefern<br />

Robert Haase und Hendrik Möckel<br />

mit ihren digitalen Trainingsmodellen.<br />

2017 feierte das Unternehmen<br />

sein zehnjähriges Bestehen. Die<br />

Modelle simulieren Operationen<br />

unter realistischen Bedingungen,<br />

das Trainingssystem besitzt eine<br />

realistische Haptik und ein patentiertes<br />

Detektionssystem: Sobald<br />

der Operateur einen Fehler macht,<br />

ertönt ein akustisches Signal.<br />

www.phacon.de<br />

LSA<br />

Schlaue Frühwarnsysteme<br />

Smart Maintenance bedeutet Instandhaltung<br />

mit Köpfchen, damit Produktionsanlagen<br />

durch ein „intelligentes“<br />

Frühwarnsystem rechtzeitig gewartet<br />

werden, bevor sie ausfallen. Komplexe<br />

Systeme und komplizierte<br />

Technologien zu automatisieren ist<br />

der Anspruch der Wolkensteiner<br />

LSA GmbH Leischnig. Geschäftsführer<br />

Steffen Leischnig hat sich der<br />

Zuverlässigkeitssteigerung von<br />

Arbeits- und Produktionssystemen<br />

verschrieben. Die Innovationen entstehen<br />

in einer Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeit, die das Unternehmen<br />

in Kooperation mit den<br />

technischen Hochschulen der Region,<br />

verschiedenen Forsch ungsinstituten<br />

sowie anderen Unternehmen<br />

verwandter Branchen betreibt.<br />

www.lsa-gmbh.de<br />

Mindance<br />

Mentale Auszeit am Arbeitsplatz<br />

Weniger Stress, bessere Konzentration<br />

und Leistungsfähigkeit: Das<br />

verspricht das digitale Mentaltraining,<br />

das Lukas Stenzel und Robin<br />

Maier vom Leipziger E-Health-Startup<br />

Mindance entwickelt haben. Es<br />

richtet sich an Unternehmen, die<br />

Mentalcoaching in ihr betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement und die<br />

Personalentwicklung einbinden wollen.<br />

Mit der App können Mitarbeiter<br />

auf eine Vielzahl von Mentaltrainings<br />

zugreifen. Kurze Audioübungen<br />

sollen die Leistungsfähigkeit<br />

fördern und helfen, Stress zu reduzieren.<br />

Mit ihrer Idee hat es Mindance<br />

2017 in das Mentoring-Programm<br />

des Spin-Lab-Accelerators<br />

der Leipziger HHL und der AOK<br />

Plus geschafft. Mit einem kleinen<br />

Team arbeitet die Firma derzeit an<br />

der Weiterentwick lung ihrer App.<br />

Bald schon soll es den Mentaltrainer<br />

für die Hosentasche geben.<br />

www.mindance.de<br />

Unger Kabelkonfektion<br />

Hochgradig automatisiert<br />

Wer hat es gebaut? Beim Blick auf<br />

den Stecker der elektrischen Zahnbürste<br />

im heimischen Badezimmer<br />

steht dort in vielen Fällen Folgendes<br />

geschrieben: Unger. Der Systemlieferant<br />

aus Sehmatal im Erzgebirge<br />

ist auf die Konfektion von Kabeln<br />

und Leitungen spezialisiert – im betriebseigenen<br />

Sondermaschinenbau<br />

werden darüber hinaus vollautomatische<br />

Fertigungsanlagen entwickelt.<br />

Der Familienbetrieb übernimmt so<br />

unter anderem die kundenindividuelle<br />

Verpackung der hergestellten<br />

Waren. Mit 240 Mitarbeitern ist die<br />

Unger Kabel-Konfektionstechnik<br />

GmbH & Co. KG der größte Arbeitgeber<br />

im Ort, kürzlich investierte Inhaber<br />

Ronny Unger zwölf Millionen<br />

Euro in ein vollautomatisiertes<br />

Hochregallager. In den denkmalgeschützten<br />

Firmengebäuden einer<br />

alten Textilfabrik wohnt jetzt modernste<br />

Industrie-4.0-Technologie.<br />

www.unger-kabelkonfektion.de<br />

TRENDING TOPICS


35<br />

Inspirational Companies<br />

wattTron<br />

Revolution für den Joghurtbecher<br />

Rund 3,5 Millionen Tonnen thermogeformte<br />

Verpackungen – vom<br />

Joghurtbecher bis zur Blister-Verpackung<br />

– werden jährlich allein in<br />

Europa produziert. Der dafür benötigte<br />

Energieaufwand ist enorm.<br />

Umso interessanter ist die Erfindung<br />

des 2016 gegründeten Start-ups<br />

Watttron. Das Dresdner Unternehmen<br />

produziert ein Heizsystem, das<br />

30 Prozent Material und Energie bei<br />

der Herstellung von Kunststoffverpackungen<br />

einspart. Dabei werden<br />

über einzelne, individuell geregelte<br />

Heizkreise Temperaturfelder auf der<br />

Kunststoffoberfläche erzeugt, wodurch<br />

das Formverhalten der Kunststofffolie<br />

gezielt gesteuert werden<br />

kann. Das Resultat ist eine verbesserte<br />

Produkt qualität bei gleichzeitiger<br />

Reduktion der Foliendicke. Watttron<br />

ist ein Spin-off des Instituts für<br />

Verarbeitungsmaschinen und Mobile<br />

Arbeitsmaschinen der Technischen<br />

Universität Dresden und des Fraunhofer-Instituts<br />

für Verarbeitungsmaschinen<br />

und Verpackungstechnik.<br />

Für das System erhielt Watttron den<br />

Deutschen Verpackungspreis und<br />

den IQ Innovationspreis 2017.<br />

www.watttron.de<br />

SENSAPE<br />

Next Generation Digital Signage<br />

Wenn George Clooney aus dem<br />

Schaufenster heraus mit den<br />

Augen zwinkert oder ein digitaler<br />

Ladenassistent die Details zu dem<br />

Produkt erläutert, das der Kunde<br />

gerade in der Hand hält, dann ist<br />

mitunter Sensape beteiligt. Denn<br />

auf derartige Infotainment-Systeme<br />

setzt das Leipziger Start-up. 2015<br />

haben Matthias Freysoldt und Artur<br />

Lohrer ihr Unternehmen gegründet<br />

– ein Spin-off der HHL Leipzig,<br />

das vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie gefördert<br />

wird. Die „Sensape Visual Retail<br />

Solution“ kombiniert einen klassischen<br />

Digital-Signage-Ansatz mit<br />

Künstlicher Intelligenz und Augmented<br />

Reality. Die selbstlernende<br />

Bildbearbeitungssoftware reagiert<br />

auf ihre Umgebung und interagiert<br />

mit Passanten.<br />

www.sensape.com<br />

SQS<br />

Testcenter Digitalisierung<br />

In Görlitz machen Roboter den<br />

Eignungstest, wird das autonome<br />

Fahren auf Herz und Nieren geprüft<br />

oder die Wirksamkeit von Carsharing-Modellen<br />

unter die Lupe<br />

genommen, damit die Autos auch<br />

genau dort stehen, wo die App es<br />

vorgibt. Am Rande des Freistaates<br />

Sachsen werden die Weichen für<br />

die Digitalisierung gestellt, denn<br />

SQS, ein Anbieter von Services im<br />

Bereich Qualitätssicherung für<br />

digitale Geschäftsprozesse, betreibt<br />

hier eines seiner wichtigsten Testzentren.<br />

Für die Region ist SQS ein<br />

wichtiger Motor. Mit Fachkräften aus<br />

der Region im Dreiländereck mit Polen<br />

und der Tschechischen Republik<br />

zeigt das Unternehmen, wie Integration<br />

und Zusammenarbeit der<br />

Kulturen in der Praxis funktionieren.<br />

www.sqs.de<br />

Kiwigrid<br />

Frisches Obst für schlauen Strom<br />

Ein intelligentes Stromnetz – das<br />

ist die Vision von Kiwigrid. Seit<br />

2011 betreibt das Dresdner Unternehmen<br />

eine Managementplattform<br />

für den Energieverbrauch. Mit dem<br />

System bestehend aus Softwareund<br />

Hardwarelösung kann der<br />

Nutzer Solarstromanlagen, Energiespeicher<br />

oder E-Mobil-Ladestationen<br />

überwachen und aus der Ferne<br />

steuern. Über das Internet können<br />

Geräte wie Stromzähler, Akkus,<br />

Speicher, Windräder und andere<br />

Maschinen miteinander kommunizieren<br />

und sich vernetzen. Auf den<br />

Namen Kiwigrid kam Gründer<br />

Carsten Bether übrigens, weil ihn<br />

der Kranz aus feinen, strahlenförmigen<br />

Linien und dunklen Punkten<br />

der Kiwi-Frucht an Energienetze –<br />

englisch: Grids – erinnerte. Nach<br />

Apple und Blackberry kommt<br />

mit Kiwigrid somit frisches Obst<br />

aus Sachsen in die IT-Welt.<br />

www.kiwigrid.com<br />

TRENDING TOPICS


36<br />

Künstliche Intelligenz<br />

TRENDING TOPICS<br />

06<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

short cut / Künstliche Intelligenz (KI), englisch: Artificial<br />

Intelligence (AI) / Selbstlernende Computerprogramme, die<br />

in speziellen Bereichen übermenschliche Fähigkeiten erreichen /<br />

Systeme vergleichen riesige Datenmengen und entwickeln daraus<br />

Algorithmen, um selbständig Entscheidungen treffen zu<br />

können / Spannungsfeld: Was können Maschinen genauso gut<br />

oder besser als Menschen? / Amerikanische und asiatische Tech-<br />

Unternehmen beherrschen jüngste KI-Fortschrittswelle<br />

TRENDING TOPICS


37<br />

Künstliche Intelligenz<br />

TRENDING TOPICS


38<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Ein neuer<br />

Quantensprung<br />

Die Aufgabe ist eigentlich wie geschaffen für eine Künstliche<br />

Intelligenz (KI): Lieber Computer, bitte führe<br />

mich in meinem Auto staufrei durch die Stadt. Vor allem<br />

Bewohner von Megacities würden sie dafür lieben.<br />

Autofahrer in Los Angeles, Spitzenreiter eines internationalen<br />

Stau-Rankings der Firma Inrix, steckten 2017<br />

sage und schreibe 102 Stunden im Verkehr fest.<br />

Nun glaubt man es kaum, angesichts all der<br />

Erfolgsmeldungen zu den Fähigkeiten von KI – aber<br />

das Stau-Problem ist noch nicht wirklich lösbar.<br />

Es ist zu komplex, die Anzahl an Möglichkeiten so<br />

gewaltig, dass selbst der aktuell schnellste Supercomputer<br />

nicht in der Lage wäre, die beste Route in<br />

einer angemessenen Zeit zu errechnen. Er bräuchte<br />

Hunderte von Jahren, um alle notwendigen Kalkulationen<br />

durchzuführen.<br />

Massive Investitionen / Allerdings besteht<br />

Hoffnung, dass sich genau dies nun bald ändern<br />

könnte. Seit kurzem lotet der Automobilkonzern VW<br />

in Zusammenarbeit mit Google aus, wie sich solche<br />

Verkehrsflussoptimierungen in Zukunft viel schneller<br />

lösen ließen. Zum Einsatz kommen soll dabei eine<br />

neue Generation von Computern, die Quantencomputer.<br />

Lange waren diese Maschinen, die grundlegend<br />

anders funktionieren als klassische Rechner, nur Theorie.<br />

„Nun beobachten wir den Einstieg von Organisationen,<br />

die in der Lage sind, die Systeme so zuverlässig<br />

zu bauen, dass man von ernstzunehmenden<br />

Rechenmaschinen sprechen kann“, sagt Frank Wilhelm-Mauch,<br />

Professor für Quanten- und Festkörpertheorie<br />

an der Universität Saarbrücken. „Das sind<br />

im Augenblick Google, IBM, Microsoft und Intel,<br />

aber auch die Europäische Union hat sich entschieden,<br />

massiv in die Technologie zu investieren.“<br />

Anders als ein herkömmlicher Computer arbeitet<br />

ein Quantencomputer nicht mehr mit Bits,<br />

sondern mit Quantenbits, kurz Qubits. Während<br />

text<br />

Klaus Lüber<br />

Anders<br />

als ein<br />

herkömmlicher<br />

Computer<br />

arbeitet ein<br />

Quantencomputer<br />

nicht<br />

mehr mit Bits,<br />

sondern mit<br />

Quantenbits.<br />

Verhelfen Quantencomputer<br />

der Künstlichen Intelligenz zum<br />

Durchbruch?<br />

Bits nur jeweils den Wert Null oder Eins annehmen<br />

können, ist es Qubits aufgrund quantenphysikalischer<br />

Gesetze möglich, den Zustand Null, Eins oder beide<br />

Zustände gleichzeitig anzunehmen. Zudem können<br />

zwei Quantenbits so miteinander verschränkt werden,<br />

dass eine Operation an einem der beiden augenblicklich<br />

auch das andere beeinflusst. Diese beiden<br />

Besonderheiten sind der Grund dafür, dass ein Quantencomputer<br />

gewisse Aufgaben sehr viel schneller<br />

und mit weniger Bits erledigen kann. „Schon ab 50<br />

funktionierenden Qubits sprechen wir von Quantenüberlegenheit“,<br />

so Wilhelm-Mauch. „Dann ist der<br />

Quantencomputer, zumindest bei bestimmten Aufgaben,<br />

schneller als jeder klassische Supercomputer.“<br />

Ungeklärte Fragen / Was die Anzahl funktionierender<br />

Qubits angeht, ist Wilhelm-Mauch<br />

optimistisch. „Ich denke, die magische Schwelle von<br />

50 dürften wir schon im Laufe des nächsten Jahres<br />

erreichen.“ Viel unklarer sei allerdings, wann die ersten<br />

praktischen Anwendungen von den hoffnungsvoll<br />

erwarteten Geschwindigkeitssteigerungen durch<br />

Quanteneffekte profitieren. „Auf den augenblicklichen<br />

kleinen Quantencomputern werden kleine<br />

Versionen erprobt. Bis diese aber industrielle Skala<br />

haben, vergehen je nach Use-Case möglicherweise<br />

noch Jahrzehnte.“ Auch sei noch nicht ausgemacht,<br />

welches Hardwaresystem sich durchsetzt. Wilhelm-<br />

Mauchs Favorit sind supraleitende Schaltkreise,<br />

gekühlt auf –270 Grad Celsius. Andere Forscher<br />

basteln an Qubits aus Ionen oder Atomen, die schon<br />

bei Zimmertemperatur funktionieren.<br />

Müssen wir uns also doch noch gedulden,<br />

bis uns quantencomputerbasierte Systeme staufrei<br />

durch den Verkehr lotsen können? Möglicherweise<br />

ja, meint der KI-Experte Hans Christian Boos, CEO<br />

der Frankfurter Firma Arago: „Wir haben es hier mit<br />

Fluidsimulationen zu tun, die kann man natürlich<br />

quantentechnisch rechnen, aber im Augenblick ist<br />

noch nicht einmal unser theoretisches Wissen über<br />

solche Systeme besonders ausgereift.“ Die Vision des<br />

VW-Google-Projekts, nämlich mit Hilfe des Quantencomputers<br />

für jedes einzelne Auto in Echtzeit berechnen<br />

zu können, wann es besser rechts oder links<br />

abbiegen sollte, hält er noch für relativ realitätsfern.<br />

Viel entscheidender ist für Boos, dass der<br />

Quantencomputer einen Ausweg für ein drängendes<br />

Hardwareproblem bei klassischen Computern bietet.<br />

„Bislang konnten wir uns darauf verlassen, dass sich<br />

die Rechenleistung im Verhältnis zur eingesetzten<br />

Energie alle 18 bis 24 Monate verdoppelt.“ Doch<br />

dieses sogenannte Moore'sche Gesetz stößt bald an<br />

physikalische Grenzen. „Der Quantencomputer wird<br />

uns helfen, den Rhythmus beizubehalten. Für KI-<br />

Anwendungen ist das essentiell.“ ■<br />

TRENDING TOPICS


39<br />

Künstliche Intelligenz<br />

»Wenn ich an<br />

Künstliche Intelligenz<br />

denke …<br />

Angelika<br />

bullingerhoffmann<br />

Peter<br />

Weibel<br />

… denke ich an sprechende Dinge, doch<br />

nicht nur an Alexa und Siri, sondern an<br />

alle Gegenstände, die mit Minisensoren<br />

bestückt und drahtlos mit einem Server<br />

verbunden sind, der mir aktuelle Informationen<br />

schickt. Dadurch entsteht ein<br />

intelligentes Ambiente. Vor allem aber<br />

wird Künstliche Intelligenz, besser als ich<br />

es je vermöchte, die natürliche Intelligenz<br />

meiner Mitmenschen analysieren, ihre Gedanken<br />

offenlegen und ihr Verhalten voraussagen.<br />

Wenn diese sich selbst mit Hilfe<br />

Künstlicher Intelligenz vor diesen Analysen<br />

schützen werden, beginnt der nächste<br />

Schritt der Evolution: die Hyper-Intelligenz.<br />

Künstliche Intelligenz ist nicht zuletzt die<br />

technische Antwort der transhumanen<br />

Sehnsucht des Menschen.«<br />

( Prof. Dr. h.c. mult. Peter Weibel ist seit 1999 Vorstand des<br />

Zentrums für Kunst und Medien ZKM in Karlsruhe. Als Künstler<br />

ist er vor allem durch seine Arbeiten im Bereich der Medienund<br />

Computerkunst bekanntgeworden. )<br />

… begrüße ich die Chance, unsere Arbeitswelt sowohl<br />

in Fabriken als auch im Büro zu vereinfachen. Informationen<br />

stehen schnell und aufbereitet zur Verfügung,<br />

Ressourcen werden passend eingesetzt – so können<br />

Belastungen frühzeitig vermieden werden. KI hat<br />

aber unsere menschliche Fähigkeit, komplexe Entscheidungen<br />

zu treffen, bereits ein- und überholt, hier müssen<br />

ethische und rechtliche Regeln Schritt halten.<br />

Persönlichkeitsrechte und die Möglichkeit, das letzte<br />

Wort zu haben, müssen wir schützen.«<br />

( Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann leitet seit April 2012 die Professur<br />

Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz. )<br />

Ramin<br />

Assadollahi<br />

… sehe ich, dass Künstliche Intelligenz ganze Industrien<br />

und ihre Arbeitsweisen verändern wird – ähnlich der Erfindung<br />

der Dampfmaschine oder der Einführung von Strom.<br />

Das kommt uns allen zugute, und ich bin überzeugt, dass<br />

KI sehr viele positive Veränderungen bewirken wird. Natürlich<br />

stellt diese Transformation auch die Gesellschaft vor Herausforderungen,<br />

denn Relokalisierung von Arbeit erfordert<br />

höherwertige Bildung und wirtschaftlichen Ausgleich an<br />

die Länder, an die vormals outgesourct wurde.«<br />

( Dr. Ramin Assadollahi ist CEO und Gründer von ExB Labs, einem Labor für die<br />

Entwicklung innovativer Sprachverarbeitungsprodukte mit Sitz in München. )<br />

TRENDING TOPICS


40<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Yvonne<br />

Hofstetter<br />

Wolfgang<br />

lehner<br />

… freue ich mich auf die vielen schönen<br />

Anwendungen, die uns eine Massen-Individualisierung<br />

in der digitalen und klassischen<br />

Welt ermöglicht. Und gleichzeitig<br />

warne ich davor, das Missbrauchspotential,<br />

das sich aus der Kombination von virtuell<br />

unendlich zur Verfügung stehender Rechenkapazität,<br />

umfassenden Datenbeständen<br />

und skalierbaren statistischen Algorithmen<br />

offensichtlich ergeben kann, überzubewerten.<br />

Ein Dialog von transparenter Technik<br />

und offener Gesellschaft wird nötig<br />

sein, um die Entwicklung im Bereich der<br />

Künstlichen Intelligenz in die richtigen<br />

Bahnen zu lenken.«<br />

( Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Lehner leitet die Database Technology<br />

Research Group an der Technischen Universität Dresden. )<br />

RUTGER<br />

WIJBURG<br />

… dann daran, dass es zwei Lager gibt: die einen, die glauben, man<br />

müsse maximal viele Daten sammeln und sie nur durch eine KI<br />

schieben, damit Wunder geschehen. Das ist die Mehrheit der Anwender.<br />

Die erfahrenen Forscher hingegen wissen, dass KI nur mit guten<br />

mathematischen Modellen und Konzeptarbeit für spezielle Anforderungen<br />

wirklich leistungsfähig wird. Die besten Erfahrungen habe<br />

ich damit gemacht, wenn KI mit anderen Verfahren integriert wurde.«<br />

( Yvonne Hofstetter ist als Sachbuchautorin Trägerin des 53. Theodor Heuss Preises<br />

und Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH in München. )<br />

THORSTEN<br />

POSSELT<br />

… kommen mir die Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft,<br />

Akzeptanz und Verantwortung in den Sinn. Start-ups,<br />

Investoren, Unternehmen, Bürger schauen mit unterschiedlichen<br />

Erwartungen auf KI. Neugier und Technikbegeisterung<br />

treffen auf Ängste vor Kontroll- oder Arbeitsplatzverlust. Es gilt<br />

zu untersuchen, wie Mensch und Maschine zusammenarbeiten<br />

können und welche Kompetenzen nötig sind, um mit<br />

KI eine lebenswerte Zukunft zu gestalten«<br />

( Professor Dr. Thorsten Posselt ist Leiter des Fraunhofer-Zentrums für<br />

Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig und Professor für<br />

Innovationsmanagement und Innovationsökonomik an der Universität Leipzig. )<br />

… sehe ich zunächst die digitale Transformation<br />

als Ganzes, die für einen grundlegenden<br />

Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

sorgt. Künstliche Intelligenz bietet<br />

Chancen für völlig neue Anwendungen.<br />

Deutschland verfügt über wichtige Schlüsselindustrien<br />

und kann bei dieser Entwicklung<br />

eine führende Rolle übernehmen. Klar<br />

ist aber auch: Für kritische Anwendungen<br />

brauchen wir robuste und sichere Lösungen.«<br />

( Dr. Rutger Wijburg ist Managing Director bei Infineon Dresden. )<br />

PHILIPP<br />

SLUSALLEK<br />

… denke ich in erster Linie an die aufregende Zeit, die vor uns<br />

liegt. Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />

arbeiten wir derzeit an einer KI-Vision, die Arbeitsplätze und<br />

Wohlstand sichern soll. Und die europäische Initiative Claire, die über<br />

1000 Wissenschaftler hinter sich sammelt, wird künftig<br />

KI-Forschung bündeln, Maschinelles Lernen mit tatsächlichem inhaltlichem<br />

Verstehen verbinden und so Fortschritte liefern.«<br />

( Prof. Dr. Philipp Slusallek ist Forschungsbereichsleiter Agenten<br />

und Simulierte Realität beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche<br />

Intelligenz DFKI in Saarbrücken. )<br />

TRENDING TOPICS


41<br />

Künstliche Intelligenz<br />

»Wir könnten auf sie<br />

verzichten, aber warum sollten wir?«<br />

Weshalb wir keine Angst vor Künstlicher<br />

Intelligenz haben müssen – ein Interview mit<br />

Professor Sebastian Rudolph vom Institut für<br />

Künstliche Intelligenz an der TU Dresden.<br />

Interview<br />

Sabine Simon<br />

Professor Rudolph, viele glauben, beim Thema Künstliche<br />

Intelligenz ginge es darum, dass Maschinen<br />

künftig die Welt beherrschen. Ist das tatsächlich so?<br />

Die in vielen Science-Fiction-Filmen heraufbeschworenen<br />

Zukunftsszenarien, in denen die<br />

Menschheit von Maschinen unterjocht wird,<br />

halte ich mit Blick auf den heutigen Stand der<br />

Technik für extrem weit hergeholt. Ich will<br />

nicht ausschließen, dass in fernerer Zukunft<br />

Maschinen ein eigenständiges Bewusstsein und<br />

so etwas wie einen „Willen zur Macht“ entwickeln.<br />

Für viel realer halte ich aber gegenwärtig<br />

die Gefahr, dass Menschen KI-Systeme für ihre<br />

Zwecke missbrauchen oder dass durch deren<br />

fehlerhafte Programmierung ungewollt Schaden<br />

entsteht. Hier ist einerseits die Politik gefordert,<br />

sinnvolle Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />

andererseits kann auch die KI-Forschung selbst<br />

durch die Entwicklung von Sicherungsmechanismen<br />

basierend auf ethischen Grundprinzipien<br />

wertvolle Beiträge leisten.<br />

Können Sie den Begriff KI in ein paar kurzen,<br />

vereinfachten Sätzen auf den Punkt bringen?<br />

Anliegen der KI-Forschung ist es, Computer<br />

mit Fähigkeiten auszustatten, die man eigentlich<br />

nur intelligenten Wesen zutraut. Man<br />

unterscheidet zwischen „schwacher KI“, bei der<br />

es um die Lösung spezieller Probleme geht, und<br />

„starker KI“, deren Ziel es ist, allgemeines intelligentes<br />

Verhalten auf menschlichem Niveau<br />

zu erreichen. Während Computer schon heute<br />

bestimmte – auch komplexe – Aufgaben besser<br />

als der Mensch bewältigen, etwa das Schachspiel,<br />

ist nach wie vor unklar, ob und wie sich<br />

starke KI erreichen lässt.<br />

Müssen wir uns also nicht vor KI fürchten?<br />

Nicht mehr und nicht weniger als vor dem<br />

technischen Fortschritt allgemein, wenn<br />

Sie mich fragen.<br />

Stellen wir uns vor, es sei das Jahr 2050. Wie werden<br />

sich Wirtschaft, Arbeit und Leben wohl durch KI<br />

verändert haben?<br />

So langfristige Vorhersagen liegen in der Regel<br />

weit daneben. Es ist aber realistisch anzunehmen,<br />

dass viele Lebensbereiche automatisiert sein<br />

werden, vom Verkehr über die Kommunikation<br />

mit Behörden bis hin zur Planung komplexer<br />

Abläufe. Dies wird natürlich Umwälzungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt mit sich bringen, aber solche<br />

Phasen gab es auch früher schon, zum Beispiel<br />

im Zuge der Industrialisierung. In jedem Fall ist<br />

zu erwarten, dass KI den Menschen von einer<br />

Vielzahl lästiger Pflichten befreien wird.<br />

Denken Sie an Unternehmen wie Google, Apple,<br />

Facebook, Tencent oder Baidu: Sind wir in Deutschland<br />

und Europa längst abgehängt, wenn es um<br />

Themen der Digitalisierung geht?<br />

Der Markt im IT-Bereich ist unglaublich schnelllebig.<br />

Viele der genannten Unternehmen haben<br />

von der Gründung bis zur wirtschaftlichen<br />

Weltmacht nur zehn Jahre gebraucht. Deutschland<br />

hat einen gesunden IT-Mittelstand, und<br />

wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja daraus der<br />

nächste Global Player – die geeignete digitale<br />

Infrastruktur und günstige wirtschaftspolitische<br />

Rahmenbedingungen vorausgesetzt.<br />

Was kann KI, was der Mensch nicht auch selbst<br />

erledigen könnte?<br />

Bei KI geht es um Aufgaben, die auch Menschen<br />

bewältigen können, zum Beispiel das Erkennen<br />

unerwünschter E-Mails oder das Führen von<br />

Fahrzeugen. Ziel der KI-Technologie ist es aber,<br />

zuverlässiger und schneller als der Mensch zu<br />

sein und ihn zu entlasten. Hier gibt es eigentlich<br />

keinen wirklichen Unterschied zu anderen<br />

technischen Hilfsmitteln, wie etwas Navigationssystemen.<br />

Wir könnten auf sie verzichten,<br />

aber warum sollten wir? ■<br />

Zur Person<br />

Sebastian Rudolph ist<br />

seit April 2013 Professor für<br />

Computational Logic im<br />

Institut für Künstliche Intelligenz<br />

an der Fakultät Informatik<br />

der Technischen<br />

Universität Dresden. Er<br />

beschäftigt sich vorrangig<br />

mit Künstlicher Intelligenz<br />

und hier vor allem mit dem<br />

Forschungsgebiet Wissensrepräsentation<br />

und logisches<br />

Schließen – also der<br />

Darstellung von menschlichem<br />

Wissen in Computersystemen<br />

und der<br />

Berechnung logischer<br />

Konsequenzen aus<br />

diesem Wissen.<br />

TRENDING TOPICS


FUTURE<br />

IN 100<br />

WORDS<br />

Arbeiten,<br />

Leben,<br />

Wirtschaft,<br />

Gesundheit:<br />

Vier Visionäre<br />

werfen<br />

einen Blick<br />

in die digitale<br />

Zukunft.<br />

TRENDING TOPICS


43<br />

Future in 100 Words<br />

UNSER LEBEN / »Manche sagen, dass<br />

Technologien unser Leben zum<br />

Schlechteren wandeln. Ich glaube,<br />

sie wandeln es zum Besseren.<br />

Die Ankunft eines so radikalen<br />

Konzepts wie des World Wide Web<br />

(Danke, Sir Tim Berners-Lee) und<br />

mit ihm Google haben die Welt revolutioniert.<br />

Informationen für alle<br />

frei und verfügbar zu machen – das<br />

ist eines der größten Geschenke,<br />

das sich die Menschheit je selbst<br />

gemacht hat und machen kann. Das<br />

Ergebnis? Chancengleichheit und<br />

Bildung, die grundsätzlich inklusive<br />

und nicht diskriminierend sind und<br />

die sich frei über alle Altersgruppen,<br />

Nationen und Kulturen hinweg<br />

erstrecken, führen zu einem grundlegend<br />

neuen Gefühl der Selbstermächtigung.<br />

Für alle. Jetzt und<br />

in Zukunft.«<br />

( Lady Kinvara Balfour ist Regisseurin,<br />

Produzentin, Autorin und Sprecherin. Ihre<br />

Arbeiten sind im Bereich Technologie, Mode,<br />

Theater und Film zu finden. Sie ist Expertin<br />

für Tech- und Consumertrends. )<br />

UNSERe ARBEITSWELT / »Mein Leben<br />

ist gleichzeitig explizit physisch und<br />

digital vernetzt: reisend zwischen<br />

zehn Städten auf drei Kontinenten<br />

und verbunden mit meinen Büros<br />

in drei Zeitzonen. Laptop, Smartphone,<br />

Tablet und Headphones:<br />

die gelebte Realität des digitalen<br />

Office. Im Kontext der digitalisierten<br />

(Arbeits-)Welt fällt Raum eine<br />

neue Bedeutung zu: Es ist das Büro<br />

als Sozial- und Begegnungsraum,<br />

das neue Qualitäten und Strukturen<br />

fordert. Unser Entwurf für das<br />

Mediengebäude Collaborative Cloud<br />

in Berlin ist ein Beispiel, wie Arbeitsplätze<br />

der Zukunft konzipiert<br />

sein können: im Spannungsfeld<br />

zwischen fokussierter Arbeit und<br />

direkter Teilnahme am gemeinschaftlichen<br />

Austausch im physisch<br />

erlebbaren Raum der Cloud.«<br />

( OLE SCHEERen ist ein global tätiger Architekt<br />

mit deutschen Wurzeln und Gründer von Büro Ole<br />

Scheeren, dessen preisgekrönte Bauten urbane<br />

Lebensräume neu gestalten. )<br />

TRENDING TOPICS


44<br />

Future in 100 Words<br />

UNSERe WIRTSCHAFT / »Mit der<br />

Digitalisierung werden die Herausforderungen<br />

für die Wirtschaft<br />

komplexer: Branchen rücken näher<br />

zusammen und gleichzeitig werden<br />

täglich 2,5 Trillionen Bytes Daten<br />

erzeugt. Zukunft haben die Organisationen,<br />

die diese Daten strategisch<br />

nutzen. Aber mit 80 Prozent<br />

aller geschäftsrelevanten Daten<br />

passiert heute ... nichts. Deshalb<br />

braucht es intelligente Lösungen<br />

zur Datenanalyse und Auswertung,<br />

sei es für eine personalisierte<br />

Kundenansprache, vorausschauende<br />

Planung oder für mehr Transparenz<br />

in der Supply-Chain. In<br />

der Nutzung von KI-Lösungen liegt<br />

die Zukunft der Wirtschaft – und<br />

dem Einsatz von Plattformen, auf<br />

denen die Daten ausgetauscht<br />

werden. Datenökonomie + Plattformökonomie<br />

= Zukunft!«<br />

UNSERe GESUNDHEIT / »Die Gesundheitsbranche<br />

gilt als der Bereich, in<br />

dem es die größten Veränderungen<br />

geben wird: Krankenhäuser werden<br />

durch KI oder Quantencomputer bis<br />

zu 30 Prozent ihrer Kosten einsparen.<br />

Menschen erhalten durch intelligente<br />

Zahnbürsten Echtzeitdaten<br />

über ihren Körperzustand, die Therapie<br />

erfolgt über Medical Food.<br />

Doch das ist erst der Anfang. Mit<br />

Gen-Editing und der Produktion von<br />

Ersatzteilorganen entstehen gerade<br />

Technologien, die unser Leben radikal<br />

verlängern werden. Falls diese<br />

in den nächsten 80 Jahren marktreif<br />

werden, wird mein heute dreijähriger<br />

Sohn vermutlich mehr als 120<br />

Jahre alt. Und Elon Musks Millioneninvestments<br />

in die Hirn-Computer-<br />

Schnittstelle macht es möglich, das<br />

menschliche Hirn in einen Computer<br />

hochzuladen.«<br />

( Sven Gábor Jánszky ist Zukunftsforscher und<br />

Chairman des größten Zukunftsforschungsinstituts<br />

Europas „2B Ahead Think Tank“ mit Sitz in Leipzig. )<br />

( Martina Koederitz war seit 2011 Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung von IBM in Deutschland. Seit<br />

2018 leitet sie als Global Industry Managing Director<br />

den Industrie- und Automobilsektor bei IBM. )<br />

TRENDING TOPICS


DAS DIGITALZENTRUM<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

TECHNOLOGIE-KOMPETENZEN NUTZEN –<br />

DIGITALISIERUNG JETZT STARTEN!<br />

Dresdens „Smart Systems Hub“ und Leipzigs<br />

„Smart Infrastructure Hub“ mit den Partnern<br />

in Chemnitz, Freiberg und Mittweida digitalisieren<br />

Industrien und Infrastrukturen.<br />

WWW.SMART-SYSTEMS-HUB.DE<br />

WWW.SMARTINFRASTRUCTUREHUB.COM


46<br />

Smart Systems<br />

TRENDING TOPICS<br />

07<br />

Smart<br />

Systems<br />

short cut / Smart Systems / Intelligente Integration von<br />

Einzelkomponenten und neuen Materialien / In immer kleiner<br />

werdenden Bauteilen sind immer mehr Funktionen abgebildet<br />

und ermöglichen so immer anspruchsvollere Anwendungen /<br />

Herausforderung: zunehmende Komplexität und Interdisziplinarität<br />

/ Chancen vor allem im Bereich der Medizintechnik durch<br />

verbesserte Diagnose, Therapie und Überwachung<br />

TRENDING TOPICS


47<br />

Smart Systems<br />

Höher,<br />

schneller<br />

das<br />

weiter,<br />

ist<br />

Credo<br />

1<br />

text<br />

Christina lynN dier<br />

FOTOS<br />

Thomas MEyer<br />


48<br />

Smart Systems<br />

BIOGRAPHY<br />

Tino Petsch, 1967 geboren, gründete im Jahr 2002 die<br />

3D-Micromac AG und leitet diese seitdem als Vorstand<br />

und Hauptaktionär. Das Unternehmen mit Sitz in Chemnitz<br />

ist auf Lasermikrobearbeitung spezialisiert. Die<br />

wichtigsten Kunden stammen aus der Photovoltaik-,<br />

Halbleiter-, Glas- und Displayindustrie sowie aus der<br />

Mikrodiagnostik und Medizintechnik. Petsch setzt sich<br />

besonders für den Wissenstransfer zwischen Hochschulen<br />

und Industrie ein, 2012 wurde er als Sachsens<br />

Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.<br />

2<br />

TRENDING TOPICS


49<br />

Smart Systems<br />

3<br />

BILDER<br />

1<br />

Gründer Tino Petsch hat die<br />

3D-Micromac AG von einem<br />

Start-up zu einem führenden<br />

Laserspezialisten entwickelt.<br />

2<br />

Lösungen für die Photovoltaikindustrie:<br />

Tino Petsch vor einer<br />

microCELL-Anlage zur Laserbearbeitung<br />

von Solarzellen.<br />

3<br />

Produkt-Showroom:<br />

Am Hauptsitz in Chemnitz<br />

können sich Kunden einen<br />

Überblick über die Lasersysteme<br />

verschaffen.<br />

Warum ein<br />

Unternehmer aus<br />

Chemnitz genau<br />

auf die Trends<br />

aus dem Silicon<br />

Valley schaut.<br />

Herr Petsch, Präzision ist für Sie …<br />

Beruf und Leidenschaft. Wir entwickeln Maschinen<br />

für die Lasermikrobearbeitung – da geht<br />

es um Mikrometer, also Tausendstel Millimeter.<br />

Oder anders ausgedrückt: Das Haar einer Frau ist<br />

in der Regel 60 Mikrometer dick, das Sechzigstel<br />

eines Haardurchmessers entspricht also der Präzision,<br />

mit der wir typischerweise arbeiten.<br />

Sie haben die 3D-Micromac AG im Jahr 2002 gegründet<br />

– seitdem hat sich das Unternehmen vom Start-up<br />

zum führenden Spezialisten für die Lasermikrobearbeitung<br />

entwickelt. Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?<br />

Dass Veränderungen sein müssen. „Höher,<br />

weiter, schneller“ mag abgedroschen klingen,<br />

aber es ist das Credo, das in dieser Branche<br />

vorherrscht. Nur wer sich ständig weiter antreibt,<br />

kann Produkte anbieten, die auch international<br />

gefragt sind. Ich versuche, überall ein offenes<br />

Ohr zu haben: bei der unternehmenseigenen<br />

Prozessentwicklung, an unserem Standort im<br />

Silicon Valley, bei den Endkunden in Asien, bei<br />

Herstellern auf verschiedenen Messen weltweit.<br />

So reifen neue Ideen heran, so entstehen gemeinsame<br />

Entwicklungsprojekte mit Kunden. ➔<br />

TRENDING TOPICS


50<br />

Smart Systems<br />

BILDER<br />

4<br />

Innovative Technologie: Das<br />

microDICE-System dient der<br />

Vereinzelung von Halbleiterwafern<br />

in einzelne Chips.<br />

5<br />

Blick in den Innenraum:<br />

Die microSTRUCT-<br />

Lasersysteme kommen vor<br />

allem in der Produktentwicklung<br />

und angewandten<br />

Forschung zum Einsatz.<br />

Sie sind auch im Bereich der additiven Fertigung tätig,<br />

viele Ihrer Kunden kommen aus dem Silicon Valley.<br />

Richtig. Das ist ein spannendes Feld, auch<br />

wenn die Technologie des industriellen 3-D-<br />

Drucks an sich nicht neu ist. Aber wir haben<br />

sie von der Makro- auf die Mikrowelt übertragen.<br />

Es ist uns gelungen, die Schichtstärken<br />

von 100 auf 1 Mikrometer zu verringern.<br />

Das „Micro Laser Sintering“ ermöglicht das<br />

Erstellen kleinster metallischer Objekte – etwa<br />

für den Einsatz in der Medizintechnik – auf Basis<br />

von Metallpulver. Unsere Rohstoffe sind also<br />

im Grunde Pulver und Daten.<br />

Was sind weitere digitale Trends, die vom Silicon<br />

Valley aus getrieben werden?<br />

Der ganze Bereich rund um Near-Field-Communication<br />

wird einen Boom erleben. Diese<br />

drahtlose Übertragungstechnik dient dem Datenaustausch<br />

zwischen Geräten auf einer<br />

Distanz von wenigen Zentimetern. Für die Übertragung<br />

steht auf der einen Seite das Smartphone<br />

und auf der anderen ein „Tag“ – also ein RFID-<br />

Chip, auf dem Daten gespeichert sind, die mit<br />

dem Handy ausgelesen werden können. So<br />

eröffnen sich nicht nur immer neue Marketingmöglichkeiten,<br />

die Produkte werden auch<br />

rückverfolgbar und fälschungssicher.<br />

Produktpiraterie bleibt also ein großes Thema?<br />

Definitiv. Der Kunde eines unserer Kunden ist<br />

ein bekanntes Weingut in Kalifornien. Eines Tages<br />

mussten die Verantwortlichen feststellen, dass<br />

sie in China dreimal so viel Wein verkaufen, als<br />

sie überhaupt in Amerika produzieren. Nachforschungen<br />

zeigten dann, dass es für die Flaschen<br />

einen Zweit- und Drittmarkt gibt – billiger Wein<br />

wird in die teuren Originalflaschen gefüllt und<br />

weiterverkauft. Das ist natürlich höchst imageschädigend.<br />

Jetzt arbeitet das Weingut mit einem<br />

»Die Miniaturisierung spielt<br />

uns in die Hände. Je kleiner<br />

die Produkte, desto präziser<br />

muss gearbeitet werden.«<br />

„Tag“, der beim Aufdrehen der Flasche zerstört<br />

wird. Käufer des Weins können also mit ihrem<br />

Smartphone auslesen, ob die Flasche schon<br />

mal geöffnet wurde. Und zusätzlich erhalten sie<br />

über den „Tag“ weitere Informationen, etwa<br />

zur optimalen Trinktemperatur oder passenden<br />

Speisen. Da wir mit unseren Maschinen diese<br />

„Tags“ herstellen, bin ich optimistisch, dass noch<br />

einige unserer Geräte in Zukunft gebraucht<br />

werden.<br />

Eine besondere Herausforderung vieler Branchen ist<br />

auch die fortschreitende Miniaturisierung, gepaart mit<br />

den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit<br />

von Elektronikbauteilen. Was heißt das für Sie?<br />

Die Miniaturisierung spielt uns in die Hände.<br />

Je kleiner die Produkte, desto präziser muss<br />

gearbeitet werden. Bei Chips etwa startet jetzt<br />

die Integration in die dritte Dimension. Das<br />

heißt, es gibt nicht nur einen Chip, der eine<br />

größere Grundfläche einnimmt, sondern mehrere<br />

Chips, die übereinander gestapelt werden.<br />

In der Halbleiterindustrie gilt diese sogenannte<br />

3-D-Integration als erfolgversprechender Weg,<br />

zu kompakteren und leistungsstärkeren elektronischen<br />

Geräten gerecht zu werden. Um die<br />

Verbindungen und Durchgänge zwischen den<br />

Chips herzustellen und zu analysieren, braucht<br />

es wiederum Laserprozesse.<br />

Ihr Exportanteil liegt bei 75 Prozent, Sie sind oft im<br />

Ausland unterwegs. Wie gehen andere Länder mit<br />

Veränderungen durch die Digitalisierung um?<br />

Ich kann schon deutliche Mentalitätsunterschiede<br />

erkennen. Die Deutschen sind nach<br />

wie vor recht konservativ, während die Amerikaner<br />

Veränderungen und Innovationen gegenüber<br />

viel offener sind. In den USA erhalten<br />

auch kleinere Unternehmen und Start-ups eine<br />

Chance, neue Produkte bei Branchenriesen<br />

vorzustellen – während hierzulande erstmal<br />

Kennzahlen wie Firmengröße und Kapitalausstattung<br />

im Vordergrund stehen. Andererseits<br />

sind die Amerikaner im Prozess selbst auch<br />

sprunghafter. Da werden schon mal die Anforderungen<br />

an eine Maschine verändert, während<br />

diese sich bereits im Bau befindet. Die Asiaten<br />

dagegen sind sehr genau, möchten alles spezifizieren.<br />

Auch das hat etwas Gutes, lässt aber im<br />

anschließenden Designprozess weniger Raum<br />

für kreative Ideen. Aber egal, ob in Europa, den<br />

USA oder Asien: Am Ende zählt, dass das Produkt<br />

funktioniert und die Unternehmen damit<br />

Geld verdienen.<br />

TRENDING TOPICS


51<br />

Smart Systems<br />

»Eine gewisse Grundskepsis<br />

ist gut, aber sie<br />

darf nicht lähmen.«<br />

4<br />

5<br />

Wie wird sich unsere Welt verändern, wenn immer<br />

mehr Geräte vernetzt sind?<br />

Kaum vorstellbar, was in Zukunft noch alles<br />

möglich sein wird. Es sind schon heute extrem<br />

viele Dinge miteinander vernetzt – auch wir<br />

Menschen. Für mich stellt sich die Frage: Was<br />

passiert, wenn künftig immer mehr Roboter die<br />

Arbeit des Menschen übernehmen? Der Mensch<br />

braucht auch weiterhin einen Sinn im Leben.<br />

Diese Entwicklungen machen Ihnen Sorgen?<br />

Nein, Sorgen per se nicht. Als Ingenieur<br />

sehe ich in der Technik immer mehr Chancen<br />

als Risiken. Dennoch wirft die Digitalisierung<br />

gesellschaftliche Fragen auf, die es in den<br />

kommenden Jahren zu diskutieren gilt. Klar<br />

ist aber auch: Schon immer waren die Menschen<br />

skeptisch, wenn neue Entwicklungen<br />

ihren Lauf nahmen. Eine gewisse Grundskepsis<br />

ist gut, aber sie darf nicht lähmen. Das gilt<br />

übrigens auch für die hiesige Gesetzgebung,<br />

die Trends oft hinterherhinkt. Wenn wir in<br />

Deutschland zu langsam sind –, zum Beispiel<br />

auch, was die juristischen Weichenstellungen<br />

für das autonome Fahren angeht – dann<br />

müssen wir mit Nachteilen im internationalen<br />

Wettbewerb rechnen.<br />

Auf dem Smart-Systems-Campus in Chemnitz<br />

hat 3-D-Micromac das inzwischen dritte Gebäude<br />

bezogen, Sie beschäftigen rund 200 Mitarbeiter.<br />

Wohin geht die Reise?<br />

In den vergangenen Jahren haben wir uns voll<br />

und ganz auf Wachstum konzentriert, um im<br />

Markt eine bestimmte kritische Masse zu erreichen.<br />

Das ist uns nun gelungen. Wir haben<br />

ein Nischensegment besetzt und sind unter<br />

den kleinen Anbietern sozusagen die Größten.<br />

In Zukunft geht es darum, die Rentabilität zu<br />

steigern. Wir müssen Speck anfressen – für<br />

die Zeit, in der es die Konjunktur nicht so gut<br />

mit uns meint.<br />

Wie digitalaffin sind Sie selbst in Ihrer Freizeit?<br />

Da muss ich nicht lange überlegen – Smartphone<br />

und Tablet sind immer in Reichweite.<br />

Außerdem arbeite ich viel am Computer, ich<br />

produziere nebenbei Reise- und Naturfilme. ■<br />

FAKTEN // Standorte: Chemnitz, San José (USA), Wuxi<br />

(China) / Gründungsjahr: 2002 / Mitarbeiter: rund 200 /<br />

Vorstand: Tino Petsch, Uwe Wagner / Mission: Innovative<br />

Laserprozesse für die industrielle Fertigung<br />

TRENDING TOPICS


52<br />

Industrie 4.0<br />

TRENDING TOPICS<br />

08<br />

Industrie<br />

4.0<br />

short cut / Industrie 4.0; auch vierte industrielle Revolution<br />

/ Begriff geht auf ein „Zukunftsprojekt“ der Bundesregierung<br />

zurück / Industrielle Produktion wird mit moderner<br />

Informationstechnik verzahnt / Ziel: optimales Zusammenwirken<br />

von Mensch, Maschine und IT / Neue Stufe der Organisation<br />

und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette / Bis 2020 will<br />

die deutsche Industrie jährlich 40 Milliarden Euro investieren<br />

TRENDING TOPICS


53<br />

Industrie 4.0<br />

Der Mensch<br />

als Dirigent und<br />

Problemlöser<br />

text<br />

GUIDO WALTER<br />

Industrie 4.0 ist eine<br />

deutsche Erfolgsgeschichte.<br />

Daran, dass diese fortgeschrieben<br />

wird, arbeiten<br />

Forschung und Industrie<br />

tatkräftig mit. Zur Zukunftsvision<br />

einer menschenleeren<br />

Fabrik muss es dabei nicht<br />

zwangsläufig kommen. ➔<br />

TRENDING TOPICS


54<br />

Industrie 4.0<br />

1<br />

2<br />

TRENDING TOPICS


55<br />

Industrie 4.0<br />

BILDER<br />

1<br />

Smarte Fertigung: Infineon, hier<br />

Dresden, will alle internationalen<br />

Standorte künftig wie eine<br />

große virtuelle Fabrik steuern.<br />

2<br />

Zusammenspiel zwischen<br />

Mensch und Maschine: Das<br />

Unternehmen will keinesfalls<br />

auf Mitarbeiter verzichten.<br />

3<br />

Testumgebung:<br />

Die Mini-Fabrik der HTW<br />

in Dresden bildet teilautomatisierte<br />

Fertigungsprozesse<br />

realitätsnah ab.<br />

Es sirrt, klickt und klappert leise. Und alle Roboter<br />

und Maschinen wissen genau, was zu tun ist. Die<br />

technischen Abläufe der kleinen Fertigungsstraße<br />

wirken wie eine perfekt eingeübte Choreographie.<br />

Die der Mensch nur noch überwacht. Die Zukunft<br />

der industriellen Fertigung erleben Besucher einer<br />

Modellfabrik, die Wissenschaftler der Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden<br />

aufgebaut haben. In der mit moderner Sensorik<br />

ausgestatteten Mini-Fabrik arbeiten Robotermodule<br />

und autonome Transportfahrzeuge zusammen.<br />

„Die Modellfabrik dient als Testumgebung, in der<br />

Forschungseinrichtungen und Partner aus der Industrie<br />

ihre Komponenten im Zusammenspiel erproben<br />

können“, sagt Prof. Dr. Dirk Reichelt von<br />

der HTW. Besuchern bringt er die Modellfabrik<br />

anhand von Workshops näher. „Die häufigste Frage<br />

der Teilnehmer ist: ,Wo soll ich denn mit der Digitalisierung<br />

anfangen?‘“<br />

Vielen Unternehmen in Deutschland ist die<br />

Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner<br />

Informations- und Kommunikationstechnik bereits<br />

gelungen. Doch das Tempo erhöht sich, und wer<br />

auf den Märkten auch in Zukunft erfolgreich sein<br />

will, muss seine Anlagen noch intelligenter machen.<br />

„Industrie 4.0 ist in den Fabriken angekommen, aber<br />

die digitale Transformation der Industrie ist noch<br />

lange nicht geschafft“, sagt Sven Zehl vom Digitalverband<br />

Bitkom. „Viele Unternehmen zögern noch,<br />

ihren kompletten Maschinenpark umzurüsten.“ Da<br />

die Mehrheit der Firmen bereits aber eine Industrie-<br />

4.0-Strategie für das Gesamtunternehmen besitzt,<br />

stellt sich die Frage nach dem „Ob“ für die deutsche<br />

Industrie aber längst nicht mehr. Der Umsatz mit<br />

Lösungen für die Industrie 4.0 stieg 2017 dem Bitkom<br />

zufolge um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro.<br />

Ab 2018 liegt die Marke bei über 7 Milliarden Euro.<br />

Die Zahlen und die vollen Auftragsbücher der Industrieunternehmen<br />

zeigen die Potentiale der Digitalisierung<br />

in den Fabriken auf. Die stärkste Steigerung bei<br />

der Nachfrage nach entsprechenden Lösungen verzeichnet<br />

der Sektor derzeit im Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Wie Industrie 4.0 Werte für Unternehmen<br />

schaffen kann, demonstrierte Bosch auf der Hannover<br />

Messe am Beispiel eines selbstlernenden Systems.<br />

Das Unternehmen fertigt weltweit an elf Standorten<br />

Bremsregelsysteme. Wenn etwa eine Schweißstation<br />

in Indien ein halbes Prozent besser arbeitet, wird dies<br />

an allen anderen Stationen des weltweiten Netzwerks<br />

automatisch visualisiert und kann entsprechend angepasst<br />

werden. Durch eine Vernetzung der Fabriken<br />

und Maschinen gelang es Bosch, binnen fünf Jahren<br />

die Produktivität zu verdoppeln.<br />

Kollege Cobot<br />

In der nächsten Stufe der Digitalisierung werden<br />

„Cobots“ („collaborative robots“) eine größere Rolle<br />

spielen. Die fortgeschrittenen Modelle des Esslinger<br />

Herstellers Festo kommen auch in der Modellfabrik<br />

der HTW in Dresden zum Einsatz. „Cobots unterstützen<br />

Menschen bei der Arbeit und übernehmen<br />

insbesondere körperlich anstrengende Arbeiten“, sagt<br />

Reichelt. „Wir arbeiten aktuell an einem Demonstrator<br />

für einen Cobot-Arbeitsplatz, bei dem der Cobot<br />

den jeweiligen Mitarbeiter und dessen Bewegungen<br />

am Arbeitsplatz erkennen kann.“<br />

Ein weiterer Zukunftstrend erwächst für die<br />

Industrie mit dem „Digital Twin“. Dabei handelt es<br />

sich um das virtuelle Abbild einer Maschine oder Fertigungsstraße.<br />

Als dreidimensionales CAD-Modell<br />

mit allen Eigenschaften und Funktionen des echten<br />

Vorbilds begleitet der digitale Zwilling den Prozess<br />

Vielen Unternehmen<br />

in<br />

Deutschland ist<br />

die Verzahnung<br />

der industriellen<br />

Produktion mit<br />

moderner Informations-<br />

und<br />

Kommunikationstechnik<br />

bereits gelungen.<br />

Das Tempo<br />

wird sich<br />

dennoch weiter<br />

erhöhen.<br />

3<br />

TRENDING TOPICS


56<br />

Industrie 4.0<br />

Umsatz mit Industrie 4.0 steigt auf 7 Milliarden Euro.<br />

Deutscher Markt für 4.0-Lösungen 2015–2018 (in Millionen Euro)<br />

(Quelle: Industrie 4.0 – Zukunft der Produktion; Bitkom)<br />

4.061 4.858<br />

+19,6%<br />

5.870<br />

+20,8%<br />

7.187<br />

+22,4%<br />

2015 2016 2017 2018<br />

vom ersten Entwurf über die Produktion und Weiterentwicklung<br />

bis hin zum Recycling. „Die virtuellen<br />

Kopien der Anlagen erlauben frühzeitig Vorhersagen<br />

über das künftige Verhalten einer Anlage in der<br />

Produktion“, sagt Reichelt. „So lassen sich bereits<br />

bei der Planung der Smart Factory wesentliche Leistungsparameter<br />

bestimmen.“ Auch bei der vorausschauenden<br />

Wartung spielt der digitale Zwilling eine<br />

wichtige Rolle. Hier liegt ein hohes Potential, um die<br />

Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen zu erhöhen<br />

und ungeplante Ausfälle zu minimieren.<br />

„Digital Twins für Produkte oder Fertigungsstraßen<br />

sind für uns auch ein Thema, aber wir<br />

denken noch einen Schritt weiter“, sagt Christoph<br />

Schumacher von Infineon in Dresden. „In Zukunft<br />

wollen wir alle internationalen Fertigungsstandorte<br />

von Infineon wie eine einzige große virtuelle<br />

Fabrik steuern.“<br />

Derzeit sind vielerorts aber noch ältere<br />

Industrieanlagen die Realität. Doch auch diese<br />

lassen sich für das digitale Zeitalter nachrüsten.<br />

Eine einfache „Retrofit“-Lösung, die als Ergänzung<br />

an der bestehenden Maschine installiert wird, reicht<br />

oft dafür aus. So lassen sich über einen Impulszähler<br />

mit zusätzlichem Minicomputer Informationen<br />

über produzierte Stückzahlen schneller und<br />

einfacher ermitteln. „Die Kunst liegt häufig darin,<br />

den passenden Sensor und das Messsystem zu finden“,<br />

sagt Reichelt. „In der Modellfabrik können<br />

wir typische Szenarien im Vorfeld erproben und<br />

später schnell auf die jeweiligen industriellen<br />

Szenarien anpassen.“<br />

Die Digitalisierung<br />

ist für<br />

Deutschland<br />

eine Chance,<br />

ins Ausland<br />

verlagerte<br />

Arbeitsplätze<br />

zurückzuholen.<br />

Durch<br />

den Einsatz von<br />

Robotern und<br />

KI gewinnt<br />

der Produktionsstandort<br />

deutlich an<br />

Attraktivität.<br />

Fabrik ohne Menschen?<br />

Anpassen muss sich auch der Mensch. Dass durch<br />

die zunehmende Automatisierung Roboter und autonome<br />

Fahrzeuge menschliche Arbeitskräfte ersetzen<br />

werden, ist ebenso unbestritten wie der Umstand,<br />

dass dadurch neue, häufig qualifiziertere Stellen geschaffen<br />

werden. „Die Zukunftsvision einer komplett<br />

menschenleeren Fabrik sehe ich mittelfristig nicht“,<br />

sagt Schumacher. „Wegen der Automatisierung sieht<br />

unsere Fabrik heute zwar ganz anders aus als vor zehn<br />

Jahren. Und in den nächsten zehn Jahren kommen<br />

weitere deutliche Veränderungen auf uns zu. Aber<br />

auch in Zukunft werden wir Mitarbeiter in der Fertigung<br />

benötigen.“<br />

Sicher ist, dass mit dem verstärkten Einsatz<br />

von Cobots und Assistenzsystemen in der Fertigung<br />

Menschen in ihrer Tätigkeit unterstützt und entlastet<br />

werden. In der smarten Fabrik von morgen<br />

werden Maschinen, Materialien und Werkzeuge<br />

untereinander in Echtzeit kommunizieren. „In so<br />

einer Smart Factory werden die Menschen immer<br />

häufiger die Rolle eines Dirigenten und Problemlösers<br />

übernehmen“, sagt Reichelt. „Auch mit einer<br />

fortschreitenden Automatisierung und Vernetzung<br />

der Fabrik werden neue und höherwertige Arbeitsplätze<br />

entstehen.“<br />

Die Digitalisierung und Industrie 4.0 sind für<br />

Deutschland sogar eine Chance, in der Vergangenheit<br />

ins Ausland verlagerte Arbeitsplätze zurückzuholen.<br />

Denn durch den Einsatz von Robotern und<br />

Künstlicher Intelligenz gewinnt der Produktionsstandort<br />

deutlich an Attraktivität. Die Produktion in<br />

einer Smart Factory hierzulande erlaubt eine flexible<br />

und schnelle Fertigung von individuellen Produkten<br />

mit kleinen Losgrößen. Und ein weiterer Aspekt<br />

differenziert Deutschland von anderen Ländern: die<br />

enge Zusammenarbeit von führenden Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen mit Kompetenzen in<br />

den Bereichen Hardware, Software und Konnektivität<br />

– also den wesentlichen Treibern für die Realisierung<br />

von künftigen Industrie-4.0-Konzepten. ■<br />

TRENDING TOPICS


57<br />

Industrie 4.0<br />

ONE<br />

QUESTION<br />

Sind Roboter<br />

die besseren Arbeitskollegen?<br />

ONE<br />

ANSWER<br />

»Die besseren Arbeitskollegen<br />

sind Menschen – nicht die Maschinen.<br />

Ein Hammer beispielsweise kann<br />

ja auch keine Freundschaft mit einem<br />

Handwerker schließen. Bei aller<br />

Intelligenz des Roboters: Wir wissen<br />

doch, dass in seinem Blech kein<br />

Bewusstsein steckt. Roboter fürchten<br />

sich nicht, sie fühlen nichts, sie<br />

wissen nichts.«<br />

( RAÚl Rojas, Mathematiker und Professor für<br />

Informatik an der Freien Universität Berlin. Er leitet das<br />

Dahlem Center for Machine Learning and Robotics. )<br />

TRENDING TOPICS


58<br />

Digital Business<br />

Neue<br />

Chancen<br />

für<br />

analoge<br />

Produkte<br />

text<br />

Doreen Reinhard<br />

Ihr Markenkern ist das<br />

traditionelle Handwerk,<br />

ihre Wege in die Zukunft<br />

sind unterschiedlich.<br />

Und doch zeigen Unternehmen<br />

immer wieder,<br />

dass Tradition und<br />

Digitalisierung in keinem<br />

Widerspruch stehen.<br />

BILDER<br />

1<br />

Digitalisierung trifft auf<br />

Handarbeit: Nomos Glashütte<br />

nutzt Technik vor allem dort,<br />

wo es auf das Tausendstel<br />

eines Millimeters ankommt.<br />

2<br />

Jeder kennt Uhren aus Glashütte:<br />

Die kleine Stadt nahe<br />

Dresden ist weltberühmt,<br />

die Uhrmacher zählen zu den<br />

Besten ihrer Zunft.<br />

Die Zukunft ist klar vorgezeichnet: Die Digitalisierung<br />

schreitet voran, die Arbeit von Menschen wird<br />

mehr und mehr von Software übernommen. Das gilt<br />

für unzählige Branchen. Aber auch für jene, die von<br />

ursprünglichem Handwerk leben? In Sachsen profitieren<br />

viele Unternehmen von teils jahrhundertealten<br />

Traditionen. Aufwendige Handarbeit gehört zu ihrem<br />

Markenkern. Das Zusammenwirken von Vergangenheit<br />

und Zukunft organisieren sie ganz unterschiedlich.<br />

In der Porzellanmanufaktur Meissen beispielsweise<br />

hat sich an den wesentlichsten Arbeitsschritten<br />

in über 300 Jahren Geschichte nicht so viel geändert –<br />

dazu gehört nach wie vor das Geschick von Spezialisten,<br />

vom Drehen bis zum Bemalen einer Tasse. Doch<br />

rund um das Handwerk laufen längst digitale Prozesse<br />

ab. 2015 wurde ein Steuerungssystem eingeführt, mit<br />

dem unter anderem Aufträge geplant und Bestände<br />

kontrolliert werden. Der Arbeitsaufwand habe sich<br />

etwa um die Hälfte verringert, so Manufaktursprecherin<br />

Sandra Jäschke. „Für solche Schritte gibt es<br />

keinen Zettelkasten mehr.“ Das Firmenarchiv wurde<br />

ebenfalls digital aufbereitet. Die Manufaktur hat einen<br />

Schatz von 30 000 historischen Formen – die sind<br />

häufig Inspiration für aktuelle Kollektionen und können<br />

in der Datenbank leichter recherchiert werden.<br />

Auch der Meissen-Onlineshop wird gerade mit neuen<br />

Features ausgestattet. Schon jetzt kann man dort das<br />

gesamte Sortiment der Manufaktur finden, einen Teil<br />

auch bestellen. „Wir erwarten durch den Relaunch<br />

des Onlineshops auch Verkaufszuwächse“, sagt Jäschke.<br />

„Der größte Teil unserer Produkte wird aber nach<br />

wie vor über unsere Boutiquen und Fachhändler verkauft.<br />

Hochwertiges Porzellan möchten viele Kunden<br />

nicht im Internet kaufen.“<br />

Onlinegeschäft wichtige Ergänzung / Ähnliche<br />

Erfahrungen macht auch die Uh renbranche, die<br />

den kleinen Ort Glashütte im Erzgebirge bekanntgemacht<br />

hat. Zu den Vorreitern dort gehört Nomos<br />

Glashütte. „Wir brauchen hochwertiges Handwerk<br />

und die Vorzüge der Digitalisierung“, sagt Firmensprecherin<br />

Anna Jasper. Der 2010 gestartete Online-<br />

TRENDING TOPICS


59<br />

Digital Business<br />

1<br />

2<br />

TRENDING TOPICS


60<br />

Digital Business<br />

3 4<br />

BILDER<br />

3<br />

Ursprünglich: Wendt & Kühn,<br />

ein Hersteller von Holzfiguren<br />

und Spieldosen, ist in<br />

Sachen Digitalisierung eher<br />

zurückhaltend.<br />

5<br />

4<br />

Feiner Pinselstrich: Das<br />

Markenzeichen der Porzellanmanufaktur<br />

Meissen wird<br />

per Hand auf jedes einzelne<br />

Stück aufgetragen.<br />

5<br />

Meissener Handwerkskunst:<br />

Beim Bossieren werden die<br />

einzelnen Figurenteile<br />

zu einem Modell der fertigen<br />

Figur zusammengefügt.<br />

„Wir bedienen<br />

uns digitaler<br />

Mittel in<br />

den Bereichen,<br />

die nicht<br />

unseren<br />

Markenkern,<br />

das Handwerk,<br />

berühren.“<br />

shop gehörte zu den Ersten in der Branche. „Damit<br />

bedienen wir vorrangig ausländische Märkte, in denen<br />

wir noch nicht im Fachhandel vertreten sind. Durch<br />

den Ausbau der Onlinepräsenz wächst unsere Markenbekanntheit,<br />

und davon profitieren auch unsere stationären<br />

Händler.“ Durch Software werden zudem Arbeitsabläufe<br />

optimiert. Beim Design helfen<br />

digitalisierte Verfahren, etwa der 3-D-Druck bei der<br />

Erstellung von Prototypen. In der Produktion kommen<br />

CNC-gesteuerte Maschinen zum Einsatz. „Die<br />

setzen wir an jenen Stellen ein, wo es nicht nur aufs<br />

Hundertstel, sondern auf das Tausendstel eines Millimeters<br />

ankommt“, erklärt Jasper.<br />

Auch die Uhrenmanufaktur A. Lange &<br />

Söhne ruht sich nicht auf der Vergangenheit aus.<br />

„Tradition und Digitalisierung ist für uns kein Widerspruch“,<br />

sagt Geschäftsführer Wilhelm Schmid.<br />

Das Lange-Sortiment ist aufwendiger im Handwerk<br />

– und kostspieliger. Das Onlinegeschäft sei ein<br />

wichtiger Markt, den man genau beobachte, ebenso<br />

die Wünsche der Kunden, so Schmid. Diese wollen<br />

bisher allerdings lieber persönlich einkaufen. Der<br />

Preis für eine Uhr beginnt bei 14 000 Euro. „Unsere<br />

Erfahrungen zeigen, dass in diesem Bereich noch<br />

kein breites Onlinegeschäft stattfindet“, sagt Schmid.<br />

Der Direktverkauf in 19 Boutiquen und an über 200<br />

Verkaufspunkten weltweit sei nach wie vor wichtiger.<br />

„Wir bedienen uns digitaler Mittel in den Bereichen,<br />

die nicht unseren Markenkern, das Handwerk, berühren“,<br />

so Schmid, „oder, wo uns der Kundenwunsch<br />

stark fordert. Wenn morgen alle online kaufen wollen,<br />

sind wir bereit.“ In der Produktion assistiert zumindest<br />

Software. Viele Informationen sind online abrufbar,<br />

angefangen bei den Arbeitsschritten für die Uhrmacher<br />

bis hin zu Uhren-Datenbanken. Sollte ein Exemplar<br />

in 100 Jahren einen Check benötigen, gibt es für<br />

jedes Modell eine digitale Akte.<br />

Kunsthandwerk als Markenkern / Ebenfalls<br />

im Erzgebirge, bei Wendt & Kühn, einem Hersteller<br />

von Holzfiguren und Spieldosen, geht man<br />

zurückhaltender um mit der Digitalisierung. Vor<br />

allem der Markenkern – das Kunsthandwerk – soll<br />

gestärkt werden. Einige Bereiche wie die Lagerung<br />

werden per Computer gesteuert. Und es gibt ein digitales<br />

Firmenarchiv mit historischen Dokumenten,<br />

die wertvoll sind für das Marketing. Die Herstellung<br />

der berühmten Engel ist nach wie vor ursprüngliches<br />

Handwerk. „Da geht es um nichts anderes als um<br />

Pinsel, Farbe, Holz. Jede Figur ist ein Einzelstück“,<br />

sagt Sprecher Thomas Rost. Dieser Unikat-Gedanke<br />

wurde bewusst auch auf den Verkauf übertragen,<br />

und so gibt es statt eines konventionellen Onlineshops<br />

seit 2017 ein selektives Portal. Dort bestellen<br />

vor allem die 750 Fachhändler für ihre Geschäfte. Kunden<br />

können Produkte zwar ebenfalls auf der Seite auswählen,<br />

aber nur über Umwege im Netz bestellen. „Es<br />

ist ein recht starkes Regime, aber sichert dem Handel<br />

Wertigkeit und Gleichbehandlung – und unserer<br />

Marke ihre Qualität“, sagt Rost. Das Unternehmen<br />

kann sich ein solch spezielles Modell leisten. Der Umsatz<br />

von Wendt & Kühn hat sich seit 2012 um 25 Prozent<br />

gesteigert. Viele Figuren, die neu im Sortiment erscheinen,<br />

sind Sammlerstücke und in den Geschäften<br />

schnell ausverkauft – wie in alten Zeiten. ■<br />

TRENDING TOPICS


61<br />

Blockchain<br />

TRENDING TOPICS<br />

09<br />

Blockchain<br />

short cut / Blockchain, technisch: dezentrale Datenbank /<br />

Basistechnologie und zentrale Innovation der Kryptowährung<br />

Bitcoin / Daten werden im gesamten Netzwerk verteilt und chronologisch<br />

in Transaktionsblöcken gespeichert / Disruptives<br />

Potential: keine zentrale Instanz notwendig, sondern direkter<br />

elektronischer Transfer von Werten möglich / Finanzindustrie<br />

forscht intensiv an Anwendungsmöglichkeiten<br />

TRENDING TOPICS


62<br />

Blockchain<br />

Gekommen, um zu bleiben<br />

Wie die Blockchain – die<br />

Technologie hinter der Digitalwährung<br />

Bitcoin – das Internet<br />

revolutionieren könnte und schon<br />

heute dabei ist, ganze Branchen<br />

in Hysterie zu versetzen.<br />

text<br />

Klaus Lüber<br />

2013 wurde der Informatiker Andreas Ittner auf ein<br />

Paper aufmerksam, das bereits seit 2008 durch das<br />

Internet geisterte. Darin behauptete ein ominöser<br />

Autor namens Satoshi Nakamoto, ein fälschungssicheres<br />

Online-Bezahlsystem erfunden zu haben, das<br />

ohne Banken auskommt. Titel der Veröffentlichung:<br />

„Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“.<br />

„Ich musste das dreimal lesen, aber irgendwann hat<br />

es Klick gemacht, und da wusste ich: das könnte eine<br />

große Sache werden.“<br />

Ittner, Professor für Informatik/Verteilte Informationssysteme<br />

an der Hochschule Mittweida bei<br />

Chemnitz, fing an, Kollegen für den Text zu begeistern<br />

und gründete ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum<br />

mit aktuell 15 Professuren. „Wir schauen<br />

uns nicht nur die Technik an, sondern berücksichtigen<br />

auch betriebswirtschaftliche und rechtliche<br />

Aspekte.“ Ein Aufwand, der seiner Meinung nach<br />

unbedingt gerechtfertigt ist. Schließlich gehe es im<br />

Kern um nichts Geringeres als die Neuerfindung des<br />

Internets.<br />

Blockchain Competence Center Mittweida<br />

nennt sich die neu geschaffene Einrichtung an Ittners<br />

Hochschule, benannt nach einer im Paper vorgestellten<br />

Technologie namens Blockchain, gewissermaßen<br />

das Herzstück des Digitalgeldes Bitcoin, das seit seines<br />

exorbitanten Kursanstiegs Ende 2017 in aller Munde<br />

ist. Es handelt sich dabei um eine spezielle Datenbank,<br />

ILLUSTRATION<br />

Sind sie die Zukunft? Blockchains<br />

– spezielle Datenbanken<br />

– können Transaktionsdaten<br />

ohne eine zentrale Kontrollinstanz<br />

verwalten.<br />

die wie ein digitales Kassenbuch sämtliche Transaktionen<br />

speichert und dabei dezentral organisiert ist. Ihren<br />

Namen trägt sie aufgrund ihrer Struktur, einer Kette<br />

aus verschlüsselten Datenblöcken. Entscheidend ist,<br />

dass das Journal vom Netzwerk der User aktuell gehalten<br />

und verifiziert wird. Auf eine zentrale Instanz ist es<br />

nicht mehr angewiesen.<br />

Neue Entwicklungsstufe<br />

des Internets<br />

Obwohl die Blockchain im Verbund mit Bitcoin entwickelt<br />

wurde, ist die Datenbank überaus vielseitig<br />

einsetzbar. Als verteiltes Buchführungssystem, auch<br />

Distributed Ledger Technologie (DLT) genannt,<br />

kann sie nämlich auch ganz andere Werte verwalten:<br />

Informationen über Grundstücke, Gesundheitsdaten,<br />

Pass-Informationen, Vertragsbedingungen oder<br />

Lieferketten beispielsweise. „Die Blockchain wird<br />

das Fundament der Digitalisierung sein, wenn es<br />

um Werte und Güter geht“, ist sich Ittner sicher und<br />

prognostiziert eine neue Entwicklungsstufe des Internets.<br />

„Lange hatten wir es mit einem Internet der<br />

Daten zu tun. Das wird gerade ersetzt und ergänzt<br />

durch das Internet der Dinge. Die Blockchain wird<br />

uns das Internet der Werte bringen.“<br />

Und all das – wie bei Bitcoin – ohne Zwischeninstanz,<br />

die Vertrauen schafft. Das System<br />

generiert das Vertrauen selbst, es wird zur „Trust<br />

TRENDING TOPICS


63<br />

Blockchain<br />

TRENDING TOPICS


64<br />

Blockchain<br />

Smarte Schlösser<br />

Das Start-up Slockit will<br />

mit seiner Idee den Alltag<br />

erleichtern. Schlösser,<br />

die über Bluetooth oder<br />

ähnliche Schnittstellen<br />

verfügen, können mit Hilfe<br />

der Blockchain-Lösung<br />

geöffnet und geschlossen<br />

werden: Wohnungen, Autos<br />

oder Fahrräder kann man<br />

so ohne persönlichen Kontakt<br />

vermieten und mieten.<br />

Per App lässt sich so etwa<br />

ein Fahrrad auswählen und<br />

bezahlen. Am Fahrrad<br />

selbst wird das Schloss via<br />

Bluetooth entsperrt.<br />

www.slock.it<br />

Machine“, wie der „Economist“ die Technologie<br />

nannte. So weit die Vision. Doch ist die Blockchain<br />

schon reif für konkrete Anwendungen? Im Augenblick<br />

herrsche noch viel Hype um die Technologie,<br />

gibt Ittner zu. „Seit Gründung unseres Kompetenzzentrums<br />

haben wir jeden Tag ein bis zwei Anfragen<br />

von Unternehmen, die glauben, unbedingt eine<br />

Blockchain-Lösung zu benötigen.“ Dabei sei das im<br />

Augenblick noch in den wenigsten Fällen gerechtfertigt.<br />

„Man will einfach auf keinen Fall etwas verpassen.<br />

Also legt man sich erstmal einen Hammer zu<br />

und sucht dann krampfhaft nach einem Nagel. Das<br />

ist schon etwas verrückt.“<br />

Andranik Tumasjan, Professor für Management<br />

und Digitale Transformation an der Universität<br />

Mainz, beobachtet aktuell zwei Entwicklungsstränge.<br />

„Auf der einen Seite haben wir die Vision dezentraler<br />

Geschäftsmodelle, wie sie im Grundkonzept der Bitcoin-Blockchain<br />

angelegt ist und wie sie inzwischen<br />

von immer mehr Start-ups angestrebt werden.“ Vielversprechende<br />

Ansätze sieht er etwa im Energiesektor.<br />

So wäre es möglich, mit Hilfe der Blockchain-<br />

Technologie Mikropayment-Systeme aufzusetzen.<br />

Die Besitzer einer Solaranlage könnten ihren Strom<br />

etwa zum Laden einer Paketdrohne zur Verfügung<br />

stellen oder direkt an den Nachbarn verkaufen. Abgerechnet<br />

würde über automatisierte, elektronische<br />

Verträge, sogenannte Smart Contracts.<br />

Gefährliche Abhängigkeit<br />

von groSSen Playern<br />

Auf solche Smart Contracts setzt auch das Startup<br />

Slockit, ebenfalls beheimatet in Mittweida bei<br />

Chemnitz. „Das ist kein Zufall“, so Firmengründer<br />

Christoph Jentzsch. „Wir profitieren sehr stark<br />

von der Initiative der Hochschule, aber auch von<br />

der lokalen Politik und Wirtschaft, das Thema<br />

Blockchain in der Region groß zu machen.“ Slockit<br />

entwickelt Lösungen, die vernetzte Geräte mit einer<br />

Zugangsberechtigung über Smart Contracts in<br />

der Blockchain steuerbar machen, und zwar – ganz<br />

nach der revolutionären Grundidee – ohne Mittelsmann.<br />

Wer zum Beispiel sein Auto, seine Wohnung<br />

oder sein Fahrrad vermieten möchte, kann das über<br />

Slockit direkt tun. Ein smartes Schloss steuert sämtliche<br />

notwendigen Aktionen – und zwar exakt nach<br />

den Bedingungen, die man in einem Smart Contract<br />

festgelegt hatte.<br />

Wie der Informatiker Ittner sieht auch Jentzsch<br />

die Chance auf eine Quasi-Neuerfindung des Internets<br />

– eine Neuerfindung, die im Grunde eine Rückbe<br />

-s innung auf jene Utopie wäre, die von Anfang an<br />

im Kern der Technologie angelegt war: das dezentrale<br />

Netzwerk. „Wir haben uns in eine gefährliche<br />

Abhängigkeit von großen Playern gebracht“, so<br />

Jentzsch. „Wenn Google sich von heute auf morgen<br />

entscheiden würde, seine Server abzuschalten, würde<br />

uns das in große Schwierigkeiten bringen.“ Mit der<br />

Blockchain hätte man dagegen die Möglichkeit, „das<br />

Web nochmals neu zu generieren, als von Grund auf<br />

dezentrale Struktur.“<br />

Nun haben nicht nur auf Disruption gepolte<br />

Start-ups, sondern auch etabliertere Firmen, besonders<br />

aus der Finanz-, Versicherungs- und Logistikbranche,<br />

das Thema Blockchain für sich entdeckt.<br />

Allerdings, so Blockchain-Experte Andranik Tumasjan<br />

von der Uni Mainz, werde die Technologie im<br />

Enterprise-Kontext bisher noch nicht dazu eingesetzt,<br />

radikal neue Geschäftsmodelle zu erschließen,<br />

sondern vielmehr, bestehende zu optimieren. So<br />

arbeitet das Digital Trade Chain Consortium, ein<br />

Verbund aus aktuell sieben europäischen Banken<br />

und IBM, an einer Plattform namens Wetrade, das<br />

den internationalen Handel für mittelständische<br />

Unternehmen erleichtern soll. Die Idee: Alle Vertragskomponenten,<br />

von der Rechnungsstellung über<br />

die Zollunterlagen bis hin zur Auslieferung, wären<br />

über die Blockchain darstellbar.<br />

Potential für weitere<br />

Automatisierung<br />

Wie man das Datenmanagement von Lieferketten<br />

noch weiter optimieren kann, dazu forscht unter anderem<br />

auch das Fraunhofer-Institut für Photonische<br />

Mikrosysteme IPMS in Dresden.<br />

Schon heute werden kleine Funk-Transponder,<br />

sogenannte RFID-Tags zur automatisierten<br />

Identifikation und Sendungsnachverfolgung von<br />

Waren eingesetzt. Integriert man Sensoren in die<br />

Tags, lassen sich Zustandsdaten wie Temperatur,<br />

Druck und Feuchtigkeit ermitteln. „Hier sehen wir<br />

das Potential für weitere Automatisierung“, so Monika<br />

Beck vom Fraunhofer IPMS. „Denkbar wären<br />

zum Beispiel automatische Qualitätsprüfungen<br />

beim Wareneingang auf Basis der gewonnen RFID-<br />

Sensordaten aus Fertigung und Transport. Die Bedingungen<br />

für die Prüfungen könnten in Smart Contracts<br />

festgehalten werden.“<br />

Ob und wann die Blockchain-Technologie<br />

tatsächlich zur großen Revolution führen wird, zu<br />

einem neuen Internet der Werte, wird sich zeigen.<br />

Ihr „Plateau of Productivity“, so das US-Marktforschungsunternehmen<br />

Gartner in seinem aktuellen<br />

jährlichen Innovationsreport, werde die Blockchain<br />

in fünf bis zehn Jahren erreichen. Für Andreas Ittner<br />

jedenfalls steht fest: „Ich bin zu 110 Prozent davon<br />

überzeugt, dass die Blockchain eine Technologie ist,<br />

die gekommen ist, um zu bleiben.“ ■<br />

TRENDING TOPICS


65<br />

Smart Infrastructure<br />

TRENDING TOPICS<br />

10<br />

Smart<br />

Infrastructure<br />

short cut / Smart Infrastructure; auch „intelligente Infrastruktur“<br />

/ Wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Infrastrukturbereiche werden durch digitale, smarte Technologien<br />

miteinander vernetzt / Ziel: nachhaltiger Umgang mit<br />

Ressourcen, Verbesserung der Lebensqualität / Forschungsfeld<br />

mit großem Zukunftspotential / Aktuelle Anwendungsfelder:<br />

Energiewirtschaft, Gesundheitsversorgung, „Smart City“<br />

TRENDING TOPICS


66<br />

Smart Infrastructure<br />

sTADT der<br />

Zukunft<br />

Herausforderung Megacity<br />

Im Jahr 2050 werden<br />

zwei Drittel der Weltbevölkerung<br />

in Städten leben, so<br />

aktuelle Schätzungen der<br />

Vereinten Nationen. Diese<br />

Entwicklung macht auch<br />

vor europäischen Städten<br />

nicht halt. Um die Stadtentwicklung<br />

zu optimieren,<br />

geht Paris daher neue Wege:<br />

Die französische Metropole<br />

erfasst die öffentlichen<br />

Chats und Posts ihrer Einwohner<br />

und weiß<br />

so, was diese bewegt.<br />

TRENDING TOPICS


67<br />

Smart Infrastructure<br />

text<br />

Stefanie Hutschenreuter<br />

Überall auf der<br />

Welt arbeiten<br />

Städte daran,<br />

sich dem Ideal<br />

einer Smart<br />

City anzunähern.<br />

Gibt es ein<br />

Patentrezept?<br />

Fehlende Parkplätze, verstopfte Straßen, überteuerte<br />

Mieten – weil die Stadtverwaltung die öffentlichen<br />

Chats und Posts ihrer Bürger erfasst, weiß sie, was die<br />

Einwohner bewegt. Ein selbstlernender Algorithmus<br />

clustert aktuelle Kommentare der Bürger anonym<br />

nach Themen. Was nach Science-Fiction klingt, ist in<br />

Tel Aviv und Paris bereits Realität. Beide Städte sind<br />

Kunden des Start-ups Zen City, das mit einer neuartigen<br />

Software die Diskussionsthemen findet und damit<br />

Kommunen unterstützt, die Sorgen ihrer Bürger<br />

zu erkennen und besser zu verstehen. Die städtischen<br />

Behörden können dann entsprechend gegensteuern.<br />

Das Modell reiht sich in eine Vielzahl digitaler<br />

Einzellösungen ein, die Städte auf der ganzen Welt<br />

derzeit umsetzen. Mit Hilfe neuer technischer Möglichkeiten<br />

wollen sie zu Smart Cities werden, also zu<br />

intelligenten Städten. Davon versprechen sie sich,<br />

TRENDING TOPICS


68<br />

Smart Infrastructure<br />

2<br />

Durch die<br />

Vernetzung der<br />

verschiedenen<br />

Bereiche des<br />

urbanen Lebens<br />

können Städte<br />

grüner, sicherer<br />

und lebenswerter<br />

werden.<br />

die großen Herausforderungen der Zukunft in den<br />

Griff zu bekommen. Denn vielen urbanen Räumen<br />

droht ein Verkehrsinfarkt, der Klimaschutz zwingt<br />

sie, ihre Energie- und Wasserversorgung zu überdenken.<br />

Und das schneller als so manchem Stadtplaner<br />

lieb ist, denn die Einwohnerzahlen steigen. Aller Voraussicht<br />

nach werden bis zum Jahr 2050 zwei Drittel<br />

der Weltbevölkerung in Städten leben, wie aktuelle<br />

Zahlen der Vereinten Nationen belegen.<br />

Die Bürger als Partner / Grundsätzlich<br />

geht es bei der Entwicklung der Smart City um eine<br />

„Erneuerung von nicht mehr funktionsfähigen Infrastrukturen“,<br />

sagt Elke Pahl-Weber, Professorin<br />

für Bestandsentwicklung und Erneuerung von Siedlungseinheiten<br />

an der TU Berlin. Entscheidend für<br />

die Zukunft sei, dass „die Städte das sich momentan<br />

mit der Digitalisierung öffnende Fenster der Gelegenheit<br />

auch tatsächlich nutzen. Wir brauchen eine<br />

Vernetzung der Infrastrukturen – technisch, finanziell<br />

und betrieblich. Die werden wir nur mit Digitalisierung<br />

herstellen können.“ Durch die Vernetzung<br />

der verschiedenen Bereiche des urbanen Lebens können<br />

Städte grüner, sicherer und lebenswerter werden.<br />

Pahl-Weber betont aber auch, dass es kein Smart-<br />

Infrastructure-Rezept gebe, das man an allen Orten<br />

gleichermaßen implementieren könne. „Die Technologien<br />

müssen an die Eigenheiten der jeweiligen<br />

Stadt angepasst werden.“<br />

Digitale Lösungen müssen sich also am tatsächlichen<br />

Bedarf der Stadtbewohner orientieren, „und<br />

der lässt sich nicht mit Standardumfragen erheben“,<br />

1<br />

sagt Pahl-Weber. Leipzig beispielsweise – mit einem<br />

jährlichen Zuwachs von 10 000 Einwohnern eine<br />

der am stärksten wachsenden deutschen Großstädte<br />

– entwickelte im Austausch mit Experten aus der<br />

Wissenschaft, mit lokalen Unternehmen und Anwohnern<br />

ein Pilotkonzept für den „Leipziger Westen“.<br />

Unter anderem sieht dieses vor, die Abwärme<br />

von Industrieanlagen zum Beheizen von Wohnungen<br />

zu nutzen. „Auch BMW mit seiner Speicherfarm aus<br />

gebrauchten Elektroautobatterien auf dem Leipziger<br />

Werksgelände ist mit im Boot“, erzählt Projektleiterin<br />

Beate Ginzel vom Leipziger Amt für Stadterneuerung<br />

und Wohnungsbauförderung. Überschüssige<br />

grüne Energie, etwa von Photovoltaikanlagen aus<br />

dem Quartier, soll künftig in der Speicherfarm zwischengelagert<br />

werden. „Diese Vernetzung von Akteuren<br />

und Technologien, wie es in Smart-City-Ansätzen<br />

angestrebt wird, ist bisher in einem Quartierskontext<br />

nie gedacht worden“, so die Projektleiterin. Für die<br />

Umsetzung der smarten Quartierlösung ist die Stadt<br />

allerdings auf Fördermittel angewiesen. Unterstützung<br />

gibt es zum Beispiel über EU-Programme, die<br />

die Gelder in einem Wettbewerbsverfahren an das<br />

beste Konzept vergeben. Angesichts der Vielzahl an<br />

Beiträgen schätzt Beate Ginzel die Gewinnchancen<br />

für Leipzig realistisch ein. „Wir hoffen daher, dass<br />

bald vom Bund eine Förderinitiative für solche interdisziplinären<br />

Ansätze kommt.“<br />

TRENDING TOPICS


69<br />

Smart Infrastructure<br />

BILDER<br />

1<br />

Inkubator: In der Gläsernen<br />

Manufaktur in Dresden können<br />

Start-ups ihre zukunftsweisenden<br />

Mobilitätsideen bis<br />

zur Marktreife entwickeln.<br />

Der grüne Fahrdienst<br />

Weniger Autos, weniger<br />

Feinstaub: Das ist das<br />

Ziel der drei Firmengründer<br />

von Clever Shuttle.<br />

Das Start-up setzt auf<br />

das Prinzip des Ridesharing,<br />

gebucht werden die<br />

umweltfreund lichen Autos<br />

über eine Smartphone-App.<br />

Ein Algorithmus bündelt<br />

Fahrgäste mit ähnlichen<br />

Routen, mehrere Nutzer<br />

teilen sich somit ein Auto<br />

samt Fahrer.<br />

www.clevershuttle.de<br />

2<br />

Digitale Lösungen:<br />

Elke Pahl-Weber, Professorin<br />

für Bestandsentwicklung<br />

und Erneuerung von Siedlungseinheiten<br />

an der TU<br />

Berlin, forscht an der Zukunft<br />

der Innenstädte.<br />

Smarte Innovationen / Das, was Leipzig<br />

für Bestandsgebiete erdacht hat, wendet die Stadt<br />

auch auf drei neu entstehende innerstädtische Quartiere<br />

an. Martin Richter vom sächsischen „Smart<br />

Infrastructure Hub“ findet, dass andere Städte von<br />

Leipzig lernen können: „Es ist ein ganz entscheidender<br />

Punkt, dass die Kommunen die Potentiale<br />

der Digitalisierung erkennen und auch annehmen<br />

und durchführen.“ Das meint auch Andreas Franke,<br />

Geschäftsführer der VNG Viertelenergie GmbH.<br />

Wenn kleinere und mittlere Gemeinden Smart-City-<br />

Konzepte nicht allein umsetzen wollen, unterstützt er<br />

sie mit dem im Juli 2017 gegründeten Tochterunternehmen<br />

der Leipziger VNG AG in Kooperation mit<br />

der Tilia GmbH bei der Quartiersentwicklung. In<br />

Abstimmung mit kommunalen Vertretern wird partnerschaftlich<br />

ein Quartierskonzept erstellt, das alle<br />

energetischen Infrastrukturbereiche einbezieht – von<br />

der dezentralen Energieversorgung über schnelles<br />

Internet und Elektromobilität bis hin zur LED-Straßenbeleuchtung<br />

– „hersteller- und energieträgerneutral,<br />

von der Konzeption über die Investition bis hin<br />

zum Betrieb der Anlagen“, wie Franke betont.<br />

Die Basis des Ganzen ist schnelles und flächendeckend<br />

vorhandenes Internet. Beim Breitbandausbau<br />

gibt es hierzulande in einigen Regionen noch Nachholbedarf,<br />

smarte Ideen hingegen sind vorhanden. „In<br />

Deutschland haben wir eine hervorragende Landschaft<br />

für Forschung, für Entwicklung, für Innovation. Wir<br />

müssen das nur mehr nach außen tragen“, sagt Martin<br />

Richter, der mit dem erfolgreichen Start-up-Unterstützungsprogramm<br />

Spin-Lab – The HHL Accelerator<br />

als Teil des „Smart Infrastructure Hub“ das Ziel verfolgt,<br />

die lebhafte Szene in Leipzig und Dresden mit<br />

Playern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu vernetzen.<br />

Beispiel Elektromobilität / In der Gläsernen<br />

Manufaktur in Dresden ermöglicht Volkswagen<br />

mit dem „Future Mobility Incubator“ ausgewählten<br />

Gründern, ihre zukunftsweisenden Ideen bis zur<br />

Marktreife zu entwickeln. Eines dieser Start-ups ist<br />

Charge X. Das junge Gründertrio mit Team testet<br />

seit März 2018 Prototypen eines erweiterbaren Ladesystems<br />

für Elektroautos, das die Autos wie mit einer<br />

Mehrfachsteckdose lädt – allerdings nicht gleichmäßig,<br />

sondern nacheinander mit einem selbstlernenden<br />

Algorithmus. Jedes Fahrzeug wird nach seinem<br />

vorher ermittelten Grundbedarf mit Strom „betankt“.<br />

Der Vorteil: Die Ladesäulen sind günstiger als<br />

bisherige Modelle, weil sowohl die komplexe Installation<br />

als auch teure Hardware entfallen. „Die Lösung<br />

eignet sich besonders für Häuser im urbanen Raum,<br />

in denen Unternehmen Ladestationen für Mitarbeiter,<br />

aber auch Wohnungseigentümergemeinschaften<br />

Ladestationen für die Bewohner installieren möchten“,<br />

sagt Tobias Wagner, einer der drei Gründer.<br />

Die Stadt Dresden ist generell den neuen<br />

smarten Technologien gegenüber sehr offen. Unter<br />

anderem hat sie Teile ihres Straßennetzes als Testfeld<br />

für selbstfahrende Fahrzeuge geöffnet. Ab September<br />

2018 will auch der Ridesharing-Dienst Clever Shuttle<br />

seinen Fahrdienst auf Dresden ausweiten. Bisher<br />

ist das 2014 gegründete Start-up in Berlin, Hamburg,<br />

Leipzig, München und Stuttgart unterwegs. Fahrgäste<br />

mit ähnlichen Routen werden über eine App zu Fahrgemeinschaften<br />

gebündelt und von Fahrern in Autos<br />

mit Wasserstoff- oder Elektroantrieb an ihr gewünschtes<br />

Ziel befördert. Damit ist der Dienst eine günstige<br />

Alternative zum Taxi oder dem privaten Auto. Das<br />

helfe auch der Stadt beim Verhindern von Staus, so<br />

die These von Fabio Adlassnigg, Sprecher von Clever<br />

Shuttle: „Denn wollen wir mit der Forderung einer lebenswerten,<br />

gesünderen und schöneren Stadt wirklich<br />

Ernst machen, bedarf es einer drastischen Reduzierung<br />

des motorisierten Individualverkehrs.“ ■<br />

TRENDING TOPICS


70<br />

Inspirational Items<br />

Inspirational Items<br />

Acht innovative Gegenstände, die unsere<br />

Welt ein bisschen einfacher machen.<br />

ILLUSTRATION<br />

ANJE JAGER<br />

text<br />

Christina Lynn Dier,<br />

Benjamin Kleemann-von Gersum<br />

& Sabine Simon<br />

Mit Algorithmen gegen Depressionen<br />

Selbstbestimmt leben<br />

Wer im Jahr 2018 in Deutschland geboren wird, wird im Schnitt rund 80 Jahre<br />

alt. Tendenz steigend. Smarte Lösungen, die es möglich machen, lange<br />

Zeit selbstbestimmt im eigenen Zuhause zu leben, sind deshalb gefragt. Ein<br />

kluges System ist Rica von IO Care. Das Start-up machte seine Anfänge<br />

im Accelerator der HHL Leipzig Graduate School of Management. Die Sensorbox<br />

Rica, die Aktivitäten von pflegebedürftigen Senioren analysiert und<br />

bei Abweichungen Angehörige oder Pflegepersonal informiert, funktioniert<br />

einfach: mit einem Bewegungssensor und einer Leuchte. Der Sensor in der<br />

eigenen Wohnung erlernt Bewegungsgewohnheiten und ist über Mobilfunk<br />

oder WLAN mit einer Leuchte in der Wohnung einer Vertrauensperson<br />

verbunden, die die Lichtbotschaften empfängt: Werden die Bewegungsgewohnheiten<br />

als „normal“ gedeutet, wird Grün angezeigt. Abweichungen, die<br />

sich etwa durch einen Sturz ergeben, sind Gelb oder Rot. www.iocare.de<br />

Die Nutzung moderner Sensortechnik<br />

kann dabei helfen, Menschen<br />

mit depressiven Erkrankungen zu<br />

behandeln. An einer IT-Lösung arbeitet<br />

der Softwareentwickler Adesso<br />

gemeinsam mit der Universität Leipzig<br />

im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

„Steady“. Dabei erfasst ein<br />

Fitnessarmband Biodaten des Patienten,<br />

zum Beispiel Schlafdauer<br />

und -qualität. Algorithmen werten die<br />

Daten aus und setzen sie zu individuellen<br />

Informationen in Beziehung.<br />

Ziel ist es, entstehende depressive<br />

Episoden frühzeitig zu erkennen.<br />

www.biomedical-data-science.org<br />

Mehr Unabhängigkeit für Blinde<br />

Sich in einer unbekannten Umgebung<br />

zu orientieren ist für blinde<br />

Menschen quasi unmöglich. Künstliche<br />

Intelligenz, eine Kamera,<br />

Lautsprecher, Sensoren – und das<br />

alles verpackt in einer smarten<br />

Brille – sollen das ändern. Entwickelt<br />

wird dieses Navigationssystem,<br />

das Sehbehinderten Unabhängigkeit<br />

und mehr Sicherheit<br />

verschaffen soll, vom Start-up<br />

AI Serve Technology, das im Accelerator<br />

der HHL Leipzig gefördert<br />

wurde.Ist die Brille marktreif,<br />

wäre das ein Quantensprung für<br />

Millionen Menschen.<br />

www.aiserve.co<br />

Computermodelle im Operationssaal<br />

Am Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie (ICCAS) der<br />

medizinischen Fakultät der Uni Leipzig wird an der Medizin der Zukunft<br />

geforscht. Seit der Gründung 2005 wurden einige Neuerungen auf den<br />

Weg gebracht: vom Ultraschall für die Krebszellenforschung bis hin<br />

zum Messgurt für die Vor-Ort-Überwachung bei Unfallopfern. Entwickelt<br />

wurde auch ein „intelligenter“ Operationssaal. Computer unterstützen<br />

den Operateur mit zusätzlichen Informationen während der OP, die –<br />

basierend auf Computermodellen – Entscheidungen erleichtern sollen.<br />

Eine Neuheit ist zudem die „Magische Linse“, die es gestattet, mit Hilfe<br />

eines iPads bereits vor dem Eingriff ins Innere des Patienten zu sehen,<br />

um beispielsweise den Schnitt optimal zu setzen. Grundlage hierfür<br />

sind MRT- und CT-Daten. www.iccas.de<br />

TRENDING TOPICS


71<br />

Inspirational Items<br />

Neuer Werkstoff für die Baubranche<br />

Viermal leichter und sechsmal tragfähiger als Stahl: Carbonbeton könnte<br />

schon bald das Bauwesen revolutionieren. Bis 2021 soll der neue Verbundstoff<br />

die Marktreife erzielen – dann könnten Carbonfasern den Stahl<br />

ersetzen, der mit Beton ummantelt aktuell noch in Gebäuden oder bei<br />

Brücken zum Einsatz kommt. Da ganze Bauwerke künftig so viel dünner<br />

konstruiert werden können, sind Materialeinsparungen von bis zu 50 Prozent<br />

möglich – ein wichtiger Schritt für die Baubranche mit ihrem hohen<br />

Ressourcen- und Energieverbrauch. Das langfristige Ziel: Bei Neubauten<br />

sollen mindestens 20 Prozent der Stahl- durch Carbonbewehrungen<br />

ersetzt werden. Damit das gelingt, arbeiten mehr als 160 Partner aus<br />

Wissenschaft und Praxis zusammen – einer der führenden Köpfe ist<br />

Professor Manfred Curbach vom Institut für Massivbau der TU Dresden.<br />

Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Bedeutung<br />

der Carbonbeton-Technologie erkannt und fördert das Projekt mit<br />

43 Millionen Euro. www.bauen-neu-denken.de<br />

Reisen 4.0<br />

Blätterte man früher in Reisekatalogen, buchen heutzutage die meisten<br />

Menschen ihren Urlaub online. Oder ersetzen diesen vielleicht gleich durch<br />

ein animiertes Abenteuer, wie das der japanischen First Airline, die virtuelle<br />

Flüge nach New York anbietet – inklusive Sightseeing und Bordessen.<br />

Das grundsätzlich veränderte Nutzerverhalten brachte Diginetmedia aus<br />

Schneeberg, einen der größten Virtual-Reality-Anbieter im Touristiksegment,<br />

auf eine Idee: Wie wäre es, schon vor Urlaubsantritt das Zimmer sehen<br />

zu können? Und wie können sich Reisebüros wichtige Marktanteile im<br />

hart umkämpften Tourismussektor sichern? Diginetmedia bedient sich<br />

Technologien für virtuelle Realität und bringt die Urlaubsunterkunft oder<br />

das Kreuzfahrtschiff auf kompatible VR-Brillen. Das Konzept kommt gut an:<br />

Mehr als 10 000 Reisebüros und sechs Reedereien greifen bereits auf das<br />

Portal zu. www.diginetmedia.de<br />

Das alternative Fahrradschloss<br />

Noch immer werden die meisten Fahrräder mit schweren Stahlketten<br />

und Bügelschlössern gegen unliebsame Diebe gesichert. Die Leipziger<br />

Gründerinnen Alexandra Baum und Suse Brand haben mit ihrem Produkt<br />

Tex-lock innerhalb von acht Monaten eine flexiblere und leichtere Alternative<br />

entwickelt. Das Textilseil besteht aus mehreren Lagen moderner<br />

Hightechfasern, die aufgrund ihrer Eigenschaften auch in der Raumfahrt<br />

oder Autoindustrie zum Einsatz kommen. Der Verbund von Seil, Ösen und<br />

Verschluss ist mit der Widerstandskraft einer Stahlkette vergleichbar. Dass<br />

die ersten Reaktionen nach der Markteinführung des jungen Produkts<br />

nicht nur positiv ausfielen, nehmen die Unternehmerinnen als Ansporn:<br />

Im nächsten Entwicklungsschritt spielen neben besserem Diebstahlschutz<br />

auch Elektronik, Alarm und Sensorik eine Rolle. www.tex-lock.com<br />

Unterstützung aus der Ferne<br />

Unsere Großelterngeneration steht vor einem Dilemma: Smartphones sind<br />

ihr zu kompliziert, ein Seniorenhandy empfindet sie als stigmatisierend.<br />

Mit den Enkeln Hunderte Kilometer entfernt ohne Skype und Whatsapp in<br />

engem Kontakt zu bleiben, wird damit nicht leichter. Eine Lösung bietet<br />

die Asina-App der Dresdner Exelonix GmbH. Der übersichtliche Bildschirm<br />

erleichtert den Einstieg in die digitale Welt. Ein weiterer Pluspunkt: Bei der<br />

Konfiguration können Enkel auch aus der Ferne unterstützen. Verwaltet<br />

wird das Tablet nämlich über ein Webportal. Mittels Login-Daten können<br />

Angehörige oder Freunde verschiedene Einstellungen, Adressen und<br />

Telefonnummern, die Einteilung des Medikamentenplans, den Upload von<br />

Fotos oder die Anordnung der Apps auf dem Startbildschirm vornehmen.<br />

Ein weiteres Zubehör ist das Blutdruckmessgerät, das die Daten als Grafik<br />

auf dem Tablet aufbereitet. Inzwischen gibt es die Software auch losgelöst<br />

vom Tablet für alle gängigen Smartphones. www.exelonix.com<br />

TRENDING TOPICS


72<br />

Big Data<br />

TRENDING TOPICS<br />

11<br />

Big<br />

Data<br />

short cut / Big Data / Daten als Rohstoff der Zukunft /<br />

Allein im Internet der Dinge werden 2020 voraussichtlich<br />

20 Milliarden Geräte miteinander kommunizieren / Die Vernetzung<br />

produziert Unmengen an Daten / Aus Big Data formen<br />

selbstlernende Algorithmen Smart Data / Die Datensätze versorgen<br />

uns mit Strom, treffen Anlageentscheidungen, optimieren<br />

Werbung oder erkennen Hackerangriffe<br />

TRENDING TOPICS


73<br />

Big Data<br />

ONE<br />

QUESTION<br />

Wie viele<br />

Daten braucht der<br />

Mensch?<br />

ONE<br />

ANSWER<br />

»Die zentrale Frage ist vielmehr,<br />

wie viel Transparenz über die<br />

Verarbeitung persönlicher Daten<br />

herrscht. Besonders im deutschsprachigen<br />

Raum wollen Nutzer<br />

digitaler Netzwerke die Hoheit über<br />

ihre Daten haben – diese zu<br />

schützen ist eines der wichtigsten<br />

Anliegen unserer Zeit.«<br />

( Dr. Thomas Vollmoeller ist seit 2012 CEO<br />

des Karriereportals Xing. )<br />

TRENDING TOPICS


74<br />

Big Data<br />

Macher mit<br />

1<br />

Mission


75<br />

Big Data<br />

text<br />

Christina Lynn Dier<br />

„Astro-Alex“<br />

hat bei seinem<br />

Aufenthalt auf<br />

der ISS ein<br />

ungewöhnliches<br />

Experiment<br />

im Gepäck.<br />

BILDER<br />

1<br />

Aufbruch ins All: Alexander<br />

Gerst absolviert mehr als<br />

50 europäische Experimente<br />

an Bord der ISS.<br />

2<br />

Wiederholungstäter: Schon<br />

2014 lebte und arbeitete der<br />

Geophysiker ein halbes<br />

Jahr lang auf dem Außenposten<br />

der Menschheit.<br />

„Horizons“ hat Astronaut Alexander Gerst seine zweite<br />

Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS)<br />

getauft. Und neue Horizonte soll der Aufenthalt 400<br />

Kilometer über der Erde in der Tat erschließen – auch<br />

in Sachen digitale Selbstvermessung. Denn Gerst hat<br />

mit Metabolic Space ein Experiment aus Sachsen an<br />

Bord, das den menschlichen Stoffwechsel analysiert.<br />

Das neuartige, am Körper getragene System wurde<br />

eigens für den Einsatz auf der ISS weiterentwickelt<br />

– in einem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für<br />

Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden und<br />

der Leipziger Firma Cortex. 600 Gramm wiegt das<br />

Gerät, insgesamt fünfmal steigt Gerst damit über<br />

einen Zeitraum von sechs Monaten auf das Laufband<br />

der Raumstation, um Gesundheitszustand und<br />

Fitness zu testen. „Neben Sauerstoffaufnahme und<br />

Kohlendioxidabgabe misst das Gerät auch Ventilation,<br />

Herzfrequenz und Geschwindigkeit des Laufbands.<br />

So wissen wir, wie viel Luft er bei welchen<br />

2<br />

Leistungsstufen benötigt“, erklärt Markus Siepmann,<br />

Geschäftsführer von Cortex. Auf der Grundlage dieser<br />

Daten berechnen die Experten auf der Erde an die<br />

100 weitere Parameter.<br />

Damit liegt das Experiment ganz im (irdischen)<br />

Trend: Zu der enormen Menge an Daten, die<br />

schon jetzt etwa durch vernetzte Maschinen generiert<br />

wird, werden in Zukunft weitere Massen aus dem<br />

medizinischen Monitoring dazukommen. Für die<br />

Forschung könnte der Einsatz von Big-Data-Technologien<br />

durch das Zusammenspiel von Statistik, Maschinellem<br />

Lernen und Mustererkennung neue Erkenntnisse<br />

ermöglichen. Diese erhoffen sich auch die<br />

Beteiligten des Metabolic-Space-Projekts: „Es geht<br />

nicht nur um die Bewertung der körperlichen Fitness<br />

von Astronauten – mit den Ergebnissen sollen auch<br />

künftige Weltraumtouristen auf ihren Flug ins Weltall<br />

vorbereitet werden“, so Siepmann. Ihnen könnte<br />

dann ein smartes System an die Hand gegeben werden,<br />

um ihre körperliche Fitness vor, während und<br />

nach ihrem Aufenthalt im All zu erfassen. Völlig autark<br />

und ohne Zutun eines Arztes. Und dann ist da<br />

noch die bemannte Marsmission, die in den Jahren<br />

nach 2030 Wirklichkeit werden soll: Wenn sich eine<br />

Crew monatelang auf den Weg zum Mars macht,<br />

wird die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

eine noch essentiellere Rolle spielen.<br />

Cortex-Geschäftsführer Siepmann will zwischenzeitlich<br />

weiter forschen: Kleiner und leichter<br />

solle das derzeitige Gerät auch für die Anwendung<br />

auf der Erde werden und gleichzeitig noch mehr Informationen<br />

liefern. Und ja, dass Alexander Gerst<br />

auf seiner Mission ein Cortex-Gerät benutzt, „macht<br />

einen schon stolz – und auch ein bisschen traurig,<br />

wenn es dann in der Erdatmosphäre verglüht“. ■<br />

TRENDING TOPICS


76<br />

Virtual Reality<br />

TRENDING TOPICS<br />

12<br />

Virtual<br />

Reality<br />

short cut / Virtual Reality; deutsch: Virtuelle Realität (VR) /<br />

Eine Realität, die nur virtuell existiert, in der man sich aber<br />

bewegen, die man erfahren und erfühlen kann / Virtuelle Welten<br />

erobern die Kunstszene und ermöglichen ungeahnte Perspektiven /<br />

VR-Kameras verwandeln Erlebtes in 360-Grad-Panoramabilder<br />

/ VR ist für Gamer der ultimative Kick, für Mediziner<br />

und Techniker die Zukunft<br />

TRENDING TOPICS


77<br />

Virtual Reality<br />

Schöne neue Welt<br />

„Die Geburt der Venus“ können<br />

Besucher in den Uffizien<br />

in Florenz bewundern –<br />

oder online: Eine italienische<br />

Firma hat Botticellis Werk<br />

hochauflösend digitalisiert.<br />

Das gewährt Einblicke,<br />

die mit bloßem Auge unmöglich<br />

sind.<br />

TRENDING TOPICS


78<br />

Virtual Reality<br />

Virtuelle<br />

Welten neu<br />

gedacht<br />

1<br />

text<br />

Sabine Simon<br />

FOTOS<br />

Gene glovER<br />

Wie ein Hidden Champion aus dem Erzgebirge<br />

mit 360-Grad-Kameras Maßstäbe setzt.<br />

TRENDING TOPICS


79<br />

Virtual Reality<br />

2<br />

3<br />

Andere<br />

Blickwinkel:<br />

Vor allem junge<br />

Menschen<br />

bekommen<br />

durch digitalisierte<br />

Kunst<br />

einen völlig<br />

neuen Zugang<br />

zur Thematik.<br />

4<br />

BILDER<br />

1<br />

Genau ausgerichtet: Bevor<br />

die Systeme zum Kunden<br />

gehen, werden sie akribisch<br />

getestet und kalibriert.<br />

2<br />

In der Fertigung: Der „piXplorer“<br />

produziert im Zusammenspiel<br />

mit einer Kamera<br />

auf Knopfdruck Panoramabilder<br />

im Gigapixelbereich.<br />

3<br />

Automatisierte Manufaktur:<br />

Dem Unternehmen gelingt der<br />

Spagat zwischen automatisierter<br />

Serienfertigung und<br />

manueller Montage. Hier ein<br />

Blick in die automatische<br />

Leiterplattenbestückung.<br />

4<br />

In Familienhand: Mit Hartmut<br />

Clauß geht das Unternehmen<br />

in die zweite Generation.<br />

Know-how im Detail / An Superlativen<br />

kommt Hartmut Clauß nicht vorbei, wenn er von<br />

seiner Arbeit berichtet: von Leonardo Da Vincis<br />

„Letztem Abendmahl“ in einer Auflösung von 16 Gigapixeln<br />

bis hin zu einem Panorama von Malaysias<br />

Hauptstadt Kuala Lumpur mit knapp 900 Gigapixeln.<br />

Das ist nicht groß, das ist riesig. Ein Gigapixel<br />

entspricht etwa dem 50fachen der Auflösung einer<br />

Handkamera. Nein, die Mitarbeiter der Dr. Clauß<br />

Bild- und Datentechnik GmbH sind keine Fotografen.<br />

Sie liefern vielmehr die Technik, die solche Fotografien<br />

möglich macht: höchstauflösende 360-Grad-<br />

Aufnahmesysteme. „Das Know-how steckt bei uns<br />

im Detail“, sagt Clauß.<br />

Auf ein Stativ gespannt, können die Panoramaköpfe<br />

die zugehörige Kamera so ausrichten,<br />

dass das zu fotografierende Objekt automatisch<br />

Schritt für Schritt „abgetastet“ wird. Eine Gigapixelaufnahme<br />

dauert im Schnitt einige Minuten,<br />

wobei auch mehrere Belichtungsstufen oder multispektrale<br />

Inhalte erfasst werden können. Im Nachgang<br />

setzt eine Software die unzähligen Einzelbilder<br />

wieder zusammen. Mit bloßem Auge ist diese Detailtiefe<br />

nicht erreichbar. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

sind vielfältig, die Systeme gefragt: von virtuellen<br />

Touren für die Tourismusbranche, die mittels einer<br />

VR-Brille angesehen werden können, über Gigapixel-<br />

und Industriefotografie bis hin zur Digitalisierung<br />

von Kunstwerken. ➔<br />

TRENDING TOPICS


80<br />

Virtual Reality<br />

Panoramen und virtuelle Touren / 1996<br />

gegründet, gehört das Unternehmen aus Zwönitz im<br />

Erzgebirge mittlerweile zu den Weltmarktführern in<br />

seinem Segment. Firmengründer Dr. Ulrich Clauß<br />

hat die operative Geschäftsführung vor wenigen<br />

Jahren an seinen Sohn Hartmut übertragen, leitet<br />

selbst aber noch immer die Entwicklungsabteilung.<br />

15 Mitarbeiter sind im Familienunternehmen tätig,<br />

das alle nötigen Werks- und Bauteile seiner Panoramaköpfe<br />

– teilweise sogar die Kamera – selbst<br />

fertigt und in alle Welt verschickt.<br />

Werden die Systeme schon seit einigen Jahren<br />

von Polizei und Sicherheitsbehörden genutzt<br />

– beispielsweise um virtuell begehbare Tatortmodelle<br />

zu erzeugen, zur fotografischen Spurenund<br />

Beweissicherung oder in der Einsatz- und<br />

Fluchtwegeplanung –, entstehen auch neue Ansätze,<br />

etwa durch die Energiewende. Durch Gigapixelfotografie<br />

könne die Wartung von Windkraftanlagen<br />

zeit- und kostensparender ablaufen, erklärt<br />

Hartmut Clauß. „Rationelle Inspektionen ermöglichen<br />

kürzere Prüfintervalle, und Materialschäden<br />

werden deutlich schneller erkannt.“<br />

BILDER<br />

5<br />

Kompatibel: Die Aufnahmen, die<br />

die Panoramaköpfe erzeugen,<br />

können auf allen VR-Brillen<br />

angeschaut werden, zum Beispiel<br />

auf der Oculus Rift oder<br />

der Samsung Gear VR.<br />

6<br />

Außergewöhnliche Panoramen:<br />

Die Gigapixelfotografie ermöglicht<br />

völlig neue Einblicke,<br />

zum Beispiel in die Grabkammer<br />

von Pharao Ramses VI.<br />

im Tal der Könige in Ägypten.<br />

7<br />

Das Leipziger Kunstkraftwerk<br />

erweckt mit „Renaissance<br />

experience“ die Schätze der<br />

Florentiner Uffizien mittels modernster<br />

Technologie zu neuem<br />

Leben. Zu sehen sind 150 der<br />

bedeutendsten Gemälde.<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Kunst zum Anfassen / In den vergangenen<br />

Jahren sind viele Museen und Archive weltweit dazu<br />

übergegangen, ihre Schätze für die Ewigkeit zu digitalisieren.<br />

Vor allem junge Menschen bekommen durch<br />

digitalisierte Kunst einen völlig neuen Zugang zur<br />

Thematik. Anfang 2018 etwa erwachten Werke aus<br />

den Florentiner Uffizien im Leipziger Kunstkraftwerk<br />

zum Leben. Daran beteiligt auch die Panoramaköpfe<br />

aus Zwönitz. Neben Projektionen auf den acht Meter<br />

hohen Wänden können Besucher mit Hilfe großer<br />

Touchscreens in Gemälde unter anderem von Sandro<br />

Botticelli, Caravaggio, Leonardo da Vinci, Raffael<br />

oder Michelangelo eintauchen, einzelne Bilder aufrufen<br />

und hineinzoomen. Die Digitalisierung selbst hat<br />

das italienische Unternehmen Centrica initiiert.<br />

Wenn es irgendwo auf der Welt um einen neuen<br />

Rekord in Sachen Gigapixelfotografie geht, sind die<br />

Zwönitzer meist mit an Bord. Und Hartmut Clauß<br />

hat noch einiges vor: „In vielen neuen Einsatzgebieten<br />

setzt man auf unsere VR-Technologie. Wir arbeiten<br />

kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Produkte<br />

– und damit der ganzen Branche.“ ■<br />

FAKTEN // Standort: Zwönitz / Gründungsjahr: 1996 /<br />

Mitarbeiter: 15 / Geschäftsführung: Hartmut Clauß /<br />

Mission: Mit 360-Grad-Kameras neue virtuelle Welten<br />

erschließen<br />

TRENDING TOPICS


81<br />

Register<br />

REGISTER //<br />

Personen<br />

A<br />

Adlassnigg, Fabio 69<br />

Assadollahi, Ramin 39<br />

B<br />

Balfour, Lady Kinvara 5, 43<br />

Baum, Alexandra 71<br />

Beck, Monika 64<br />

Berners-Lee, Sir Tim 43<br />

Bether, Carsten 35<br />

Böhringer, Martin 14, 16, 17<br />

Boos, Hans Christian 38<br />

Brand, Suse 71<br />

Brandenburg, Paul 19<br />

Bullinger-Hoffmann, Angelika 39<br />

C<br />

Claus, Sören 23<br />

Clauß, Hartmut 79, 80<br />

Clauß, Ulrich 80<br />

Clooney, George 35<br />

Curbach, Manfred 71<br />

F<br />

Feger, Karl-Otto 28<br />

Fettweis, Gerhard 19<br />

Fitzek, Frank 11<br />

Franke, Andreas 69<br />

Frenking, Stefanie 33<br />

Freysoldt, Matthias 35<br />

G<br />

Gadowski, Lukasz 20, 31<br />

Gerlach, Lutz 14, 16, 17<br />

Gerst, Alexander 75<br />

Ginzel, Beate 68<br />

Gläß, Rainer 18<br />

Grosa, Patrick 11<br />

H<br />

Haase, Robert 34<br />

Hillenbrand, Katja 18<br />

Hofstetter, Yvonne 40<br />

I<br />

Ittner, Andreas 62, 64<br />

J<br />

Janszky, Sven Gabor 44<br />

Jasper, Anna 58, 60<br />

Jäschke, Sandra 58<br />

Jentzsch, Christoph 64<br />

Jobs, Steve 31<br />

K<br />

Knie, Andreas 23<br />

Koederitz, Martina 3, 44<br />

L<br />

Lehner, Wolfgang 40<br />

Leischnig, Steffen 34<br />

Leitermann, Franziska 27, 28<br />

Lohrer, Artur 35<br />

M<br />

Maier, Robin 34<br />

Montag, Christian 9<br />

Möckel, Hendrik 34<br />

Musk, Elon 44<br />

N<br />

Nakamoto, Satoshi 62<br />

Nida-Rümelin, Julian 24<br />

Nyderle, Oliver 28<br />

P<br />

Pahl-Weber, Elke 68, 69<br />

Petsch, Tino 48, 49, 51<br />

Posselt, Thorsten 40<br />

R<br />

Reichelt, Dirk 55, 56<br />

Richter, Martin 69<br />

Ritter, Teresa 27, 28<br />

Rojas, Raúl 57<br />

Rooke, Philip 31, 32, 33<br />

Rost, Thomas 60<br />

Rudolph, Sebastian 41<br />

S<br />

Scheeren, Ole 3, 43<br />

Schmid, Wilhelm 60<br />

Schumacher, Christoph 56<br />

Seifert, Joachim 11<br />

Siepmann, Markus 75<br />

Slusallek, Philipp 40<br />

Spieß, Matthias 31<br />

Stenzel, Lukas 34<br />

Streiter, Robin 22<br />

T<br />

Trautmann, Toralf 22, 23<br />

Tumasjan, Andranik 64<br />

U<br />

Unger, Ronny 34<br />

V<br />

Voit, Brigitte 19<br />

Vollmoeller, Thomas 73<br />

W<br />

Wagner, Tobias 69<br />

Wagner, Uwe 51<br />

Weger, Gesche 19<br />

Weibel, Peter 39<br />

Wijburg, Rutger 40<br />

Wilhelm-Mauch, Frank 38<br />

Wolf, Frank 14, 16, 17<br />

Z<br />

Zehl, Sven 55<br />

Orte<br />

A<br />

Aachen 11<br />

Annaberg-Buchholz 22, 23<br />

B<br />

Berlin 5, 11, 23, 43, 57, 68, 69<br />

Bruchsal 20<br />

C<br />

Chemnitz 5, 16, 17, 18, 22, 23, 39,<br />

48, 49, 51, 62, 64<br />

D<br />

Dresden 11, 17, 19, 22, 23, 27, 35,<br />

40, 41, 55, 56, 58, 64, 69, 71, 75<br />

E<br />

Erzgebirge 5, 18, 34, 58, 60, 78, 80<br />

F<br />

Florenz 77<br />

G<br />

Glashütte 58<br />

Görlitz 35<br />

Greensburg 31<br />

H<br />

Hamburg 69<br />

Hannover 55<br />

K<br />

Karlsruhe 39<br />

Kassel 31<br />

Köln 13, 17<br />

Krupka 31<br />

Kuala Lumpur 79<br />

L<br />

Las Vegas 31<br />

Legnica 31<br />

Leipzig 19, 31, 32, 33, 34, 35,<br />

40, 44, 68, 69, 70, 71, 75, 80<br />

London 17<br />

Los Angeles 38<br />

M<br />

Mainz 64<br />

Meißen 58, 60<br />

Mittweida 62, 64<br />

München 24, 39, 40, 69<br />

N<br />

New York 5, 17, 71<br />

O<br />

Oelsnitz 18<br />

P<br />

Paris 6, 67<br />

S<br />

Saarbrücken 38, 40<br />

San Jose 51<br />

Schneeberg 71<br />

Schöneck 18<br />

Sehmatal 34<br />

Silicon Valley 5, 17, 19, 33, 49, 50<br />

Stuttgart 69<br />

T<br />

Tel Aviv 67<br />

U<br />

Ulm 9<br />

V<br />

Vogtland 18<br />

W<br />

Wolkenstein 34<br />

Wuxi 51<br />

Z<br />

Zwönitz 80<br />

Unternehmen &<br />

Einrichtungen<br />

A<br />

Adesso 70<br />

Adidas 16<br />

Airbus 23<br />

AI Serve Technology 70<br />

A. Lange & Söhne 60<br />

Amazon 31, 33<br />

Amt für Stadterneuerung und<br />

Wohnungsbauförderung Leipzig 68<br />

AOK Plus 34<br />

Apple 32, 35, 41<br />

Arago 38<br />

Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und<br />

Medienanalyse 6<br />

B<br />

Baidu 41<br />

Barkhausen-Institut 19<br />

Baselabs 17<br />

Beiersdorf 28<br />

Bertelsmann Stiftung 7<br />

Bitkom 6, 13, 27, 55, 56<br />

Blackberry 35<br />

Blockchain Competence Center<br />

Mittweida 62<br />

BMW 22, 68<br />

Bosch 19, 55<br />

Brands4Friends 31<br />

Bundesamt für Sicherheit in der<br />

Informationstechnik (BSI) 27<br />

C<br />

Capnamic Ventures 17<br />

ChargeX 69<br />

Clever Shuttle 69<br />

Constellation Research 7<br />

Cortex 75<br />

Cloud & Heat 27, 28<br />

D<br />

Dahlem Center for Machine<br />

Learning and Robotics 57<br />

Daimler 20<br />

Deutsches Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz DFKI<br />

Saarbrücken 40<br />

Deutsche Telekom 11, 19<br />

Diginetmedia 71<br />

Dr. Clauß Bild- und Datentechnik<br />

79, 80<br />

Dresden-Concept 19<br />

E<br />

Ebay 31<br />

E.ventures 17<br />

Exelonix 71<br />

ExB Labs 39<br />

F<br />

Facebook 13, 16, 33<br />

First Airline 71<br />

Fraunhofer IAO 7<br />

Fraunhofer-Institut für Photonische<br />

Mikrosysteme IPMS in Dresden 64<br />

Fraunhofer-Institut für Verarbeitungsmaschinen<br />

und Verpackungstechnik<br />

35<br />

Fraunhofer-Zentrum für Internationales<br />

Management und Wissensökonomie<br />

IMW Leipzig 40<br />

Freie Universität Berlin 57<br />

Future Mobility Incubator 69<br />

TRENDING TOPICS


82<br />

Register<br />

G<br />

Gartner 64<br />

Gläserne Manufaktur Dresden 69<br />

Google 13, 33, 38, 41, 64<br />

GK Software 18<br />

H<br />

Handelshochschule Leipzig<br />

(HHL) Graduate School of<br />

Management 31, 34, 35, 70<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

(HTW) Dresden 22, 23, 55<br />

Hochschule Mittweida 62<br />

I<br />

IBM 19, 38, 44, 64<br />

Infineon 40, 50, 55, 56<br />

Innovationszentrum für computerassistierte<br />

Chirurgie (ICCAS) 70<br />

Instagram 13<br />

Institut der Deutschen<br />

Wirtschaft Köln 13<br />

Institut für Künstliche Intelligenz<br />

TU Dresden 41<br />

Institut für Luft- und Raumfahrttechnik<br />

der TU Dresden 75<br />

Institut für Massivbau der<br />

TU Dresden 71<br />

Institut für Verarbeitungsmaschinen<br />

und Mobile Arbeitsmaschinen<br />

TU Dresden 35<br />

Intel 20, 38<br />

Intenta 17<br />

International Data Corporation 6<br />

IO Care 70<br />

Inrix 38<br />

K<br />

Kiwigrid 35<br />

Kizoo Technology Capital 17<br />

L<br />

Leibniz-Institut für Polymerfor-schung<br />

(IPF) Dresden 19<br />

Lieferheld 31<br />

Linkedin 13, 16<br />

LSA 34<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München 24<br />

M<br />

Massterly 23<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest 7<br />

Microsoft 38<br />

Mindance 34<br />

Mister Spex 31<br />

Møller-Mærsk 28<br />

N<br />

Naventik 22<br />

Nomos Glashütte 58<br />

O<br />

OECD 6<br />

P<br />

Packwise 19<br />

Phacon 34<br />

Pinterest 13<br />

Porzellanmanufaktur Meissen 58<br />

Prudsys 17<br />

PwC 13<br />

R<br />

Roland Berger 6<br />

RWTH Aachen 11<br />

S<br />

Sensape 35<br />

Siemens 16<br />

Skype 71<br />

Slack 16<br />

Slockit 64<br />

Smart Infrastructure Hub 69<br />

Smart Rail Connectivity Campus 22<br />

Smart Systems Hub 11<br />

Snapchat 13<br />

Spin Lab 34<br />

Spredfast 13<br />

Spreadshirt 30, 31, 32, 33<br />

Staffbase 14, 17<br />

Statistisches Bundesamt 6<br />

StudiVZ 31<br />

SQS 35<br />

T<br />

Telegram 13<br />

Tencent 13, 41<br />

Teramark Technologies 40<br />

Tesco 32, 33<br />

Tex-lock 71<br />

Threema 13<br />

Tilia 69<br />

T-Systems Multimedia<br />

Solutions 16, 28<br />

TU Berlin 68<br />

TU Chemnitz 22, 39<br />

TU Dresden 11, 17, 19, 39, 40,<br />

41, 71, 75<br />

Twitter 13, 16<br />

U<br />

Unger Kabel-Konfektionstechnik 34<br />

Universität Mainz 64<br />

Universität Leipzig 39, 70<br />

Universität Ulm 9<br />

Universität Saarbrücken 38<br />

V<br />

VNG Viertelenergie 69<br />

Viessmann 16<br />

Volkswagen 38, 69<br />

Volocopter 20, 23<br />

W<br />

Watttron 35<br />

Weltwirtschaftsforum 13<br />

Wendt & Kühn 60<br />

Whatsapp 13, 71<br />

Wissenschaftszentrum Berlin<br />

für Sozialforschung 23<br />

X<br />

Xing 73<br />

Y<br />

Youtube 13<br />

Z<br />

Zen City 67<br />

Zentrum für Kunst und Medien<br />

ZKM Karlsruhe 39<br />

2B Ahead Think Tank 44<br />

3D-Micromac AG 48, 49<br />

5G Energy Hub 11<br />

5G-Lab 11, 17, 19<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Verlagsspezial <strong>Trending</strong> <strong>Topics</strong>,<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2018<br />

Verlag<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,<br />

Hellerhofstraße 2 – 4, 60327 Frankfurt am Main,<br />

zugleich auch ladungsfähige Anschrift für die<br />

im Impressum genannten Verantwortlichen und<br />

Vertretungsberechtigten<br />

Geschäftsführung<br />

Thomas Lindner (Vorsitzender), Volker Breid<br />

Verantwortlich für Anzeigen: Ingo Müller;<br />

für Anzeigenproduktion Andreas Gierth<br />

Projektleitung<br />

F.A.Z. Media Solutions Manufaktur,<br />

Philipp T. Meyer<br />

Redaktion und Gestaltung<br />

FAZIT Communication GmbH,<br />

Frankenallee 71 – 81, 60327 Frankfurt<br />

Redaktion<br />

Christina Lynn Dier (verantwortlich),<br />

Stefanie Hutschenreuter, Boris Karkowski, Benjamin<br />

Kleemann-von Gersum, Klaus Lüber, Doreen Reinhard,<br />

Judith Reker, Sabine Simon, Juliane Streicher,<br />

Guido Walter, Christiane Zimmer<br />

Creative Direction<br />

Anita Mrusek<br />

Druck<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kooperation<br />

Das Verlagsspezial <strong>Trending</strong> <strong>Topics</strong> entstand in Zusammenarbeit<br />

mit dem Freistaat Sachsen, Sächsische Staatskanzlei,<br />

unter Koordination von Ketchum Pleon GmbH, Dresden.<br />

Fotonachweise<br />

S. 1 Lennart Gäbel | S. 4 – 5 ESA/S. Corvaja, Gene Glover,<br />

Volocopter, Joachim Baldauf, Thomas Meyer, Franziska Rieder,<br />

Alex Bramall | S. 6 – 7 nadla/Getty Images | S. 10 RoseStudio/<br />

shutterstock | S. 14 – 17 Gene Glover | S. 18 – 19 Gene Glover,<br />

Micas, TU Dresden, Amac Garbe, Ronald Bonss, Dipat | S. 20 – 21<br />

Volocopter | S. 22 – 23 HTW Dresden/Peter Sebb, Anne Schwerin<br />

| S. 26 iStock | S. 28 Brandon Laufenberg/iStock | S. 30 – 33<br />

Spreadshirt | S. 34 – 35 André Gottschalk | S. 36 – 37 agsandrew/<br />

shutterstock | S. 39 Arvid Müller, Onuk, Michael Bader | S. 40 TU<br />

Dresden, Infineon, Heimo Aga, Fraunhofer IMW, Uwe Bellhäuser<br />

| S. 41 TU Dresden | S. 42 Alex Bramall | S. 43 Iwan Baan | S. 44<br />

IBM Deutschland, Roman Walczyna | S. 47 – 51 Thomas Meyer |<br />

S. 54 Infineon | S. 55 HTW Dresden/Peter Sebb | S. 59 Nomos<br />

Glashütte | S. 60 Wendt & Kühn, Meissen/Klaus Tänzer | S. 63<br />

buffaloboy/shutterstock | S. 64 slock.it | S. 66 Prasit photo/Getty<br />

Images | S. 68 – 69 Steven Lüdtke, Kai-Uwe Knoth | S. 70 – 71<br />

Anje Jager | S. 74 ESA/S. Corvaja | S. 75 NASA/Getty Images |<br />

S. 76 – 77 Imagno/Getty Images | S. 78 – 79 Gene Glover | S. 80<br />

Gene Glover, Salma Eldardiry, dpa<br />

TRENDING TOPICS


GEDACHT. GEMACHT.<br />

» Wir haben<br />

Untertage e<br />

gegen<br />

g<br />

en<br />

Weltspitze<br />

getauscht. etauscht.«<br />

Neukirchen/Erzgebirge<br />

Das Erzgebirge ist bodenständig und verhilft doch zum Höhenflug:<br />

So werden die Triebwerksteile des Airbus A380 mit einzigartigen<br />

Schweißmaschinen von pro-beam gebaut. Hier und bei über 400<br />

weiteren Metallspezialisten der Region heißt es jeden Tag:<br />

Anpacken statt abwarten. Eben »Gedacht. Gemacht«<br />

erzgebirge-gedachtgemacht.de


ENTDECKE DEN<br />

INNOVATIONSGEIST IN DIR.<br />

NEUGIER UND EXPERIMENTIERGEIST LIEGEN DEN SACHSEN IM BLUT. Aus<br />

Träumen werden Ideen, die kreative Köpfe in die Welt tragen. So wie die Forscher<br />

von Jymmin, die Sport und Musik auf eine völlig neue Art verbinden und damit bei<br />

Profi-Athleten und Reha-Patienten nachweislich Glücksgefühle freisetzen und<br />

Therapieerfolge erzielen. Mit 14 Hochschulen und rund 50 außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen steht das traditionelle Erfinderland Sachsen heute mehr<br />

denn je für weltbewegende Innovationen und eine lebendige Start-up-Szene. Wie<br />

vielfältig die Perspektiven in Sachsen sind, erfahren Sie auf:<br />

www.so-geht-sächsisch.de

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