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50<br />
Smart Systems<br />
BILDER<br />
4<br />
Innovative Technologie: Das<br />
microDICE-System dient der<br />
Vereinzelung von Halbleiterwafern<br />
in einzelne Chips.<br />
5<br />
Blick in den Innenraum:<br />
Die microSTRUCT-<br />
Lasersysteme kommen vor<br />
allem in der Produktentwicklung<br />
und angewandten<br />
Forschung zum Einsatz.<br />
Sie sind auch im Bereich der additiven Fertigung tätig,<br />
viele Ihrer Kunden kommen aus dem Silicon Valley.<br />
Richtig. Das ist ein spannendes Feld, auch<br />
wenn die Technologie des industriellen 3-D-<br />
Drucks an sich nicht neu ist. Aber wir haben<br />
sie von der Makro- auf die Mikrowelt übertragen.<br />
Es ist uns gelungen, die Schichtstärken<br />
von 100 auf 1 Mikrometer zu verringern.<br />
Das „Micro Laser Sintering“ ermöglicht das<br />
Erstellen kleinster metallischer Objekte – etwa<br />
für den Einsatz in der Medizintechnik – auf Basis<br />
von Metallpulver. Unsere Rohstoffe sind also<br />
im Grunde Pulver und Daten.<br />
Was sind weitere digitale Trends, die vom Silicon<br />
Valley aus getrieben werden?<br />
Der ganze Bereich rund um Near-Field-Communication<br />
wird einen Boom erleben. Diese<br />
drahtlose Übertragungstechnik dient dem Datenaustausch<br />
zwischen Geräten auf einer<br />
Distanz von wenigen Zentimetern. Für die Übertragung<br />
steht auf der einen Seite das Smartphone<br />
und auf der anderen ein „Tag“ – also ein RFID-<br />
Chip, auf dem Daten gespeichert sind, die mit<br />
dem Handy ausgelesen werden können. So<br />
eröffnen sich nicht nur immer neue Marketingmöglichkeiten,<br />
die Produkte werden auch<br />
rückverfolgbar und fälschungssicher.<br />
Produktpiraterie bleibt also ein großes Thema?<br />
Definitiv. Der Kunde eines unserer Kunden ist<br />
ein bekanntes Weingut in Kalifornien. Eines Tages<br />
mussten die Verantwortlichen feststellen, dass<br />
sie in China dreimal so viel Wein verkaufen, als<br />
sie überhaupt in Amerika produzieren. Nachforschungen<br />
zeigten dann, dass es für die Flaschen<br />
einen Zweit- und Drittmarkt gibt – billiger Wein<br />
wird in die teuren Originalflaschen gefüllt und<br />
weiterverkauft. Das ist natürlich höchst imageschädigend.<br />
Jetzt arbeitet das Weingut mit einem<br />
»Die Miniaturisierung spielt<br />
uns in die Hände. Je kleiner<br />
die Produkte, desto präziser<br />
muss gearbeitet werden.«<br />
„Tag“, der beim Aufdrehen der Flasche zerstört<br />
wird. Käufer des Weins können also mit ihrem<br />
Smartphone auslesen, ob die Flasche schon<br />
mal geöffnet wurde. Und zusätzlich erhalten sie<br />
über den „Tag“ weitere Informationen, etwa<br />
zur optimalen Trinktemperatur oder passenden<br />
Speisen. Da wir mit unseren Maschinen diese<br />
„Tags“ herstellen, bin ich optimistisch, dass noch<br />
einige unserer Geräte in Zukunft gebraucht<br />
werden.<br />
Eine besondere Herausforderung vieler Branchen ist<br />
auch die fortschreitende Miniaturisierung, gepaart mit<br />
den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit<br />
von Elektronikbauteilen. Was heißt das für Sie?<br />
Die Miniaturisierung spielt uns in die Hände.<br />
Je kleiner die Produkte, desto präziser muss<br />
gearbeitet werden. Bei Chips etwa startet jetzt<br />
die Integration in die dritte Dimension. Das<br />
heißt, es gibt nicht nur einen Chip, der eine<br />
größere Grundfläche einnimmt, sondern mehrere<br />
Chips, die übereinander gestapelt werden.<br />
In der Halbleiterindustrie gilt diese sogenannte<br />
3-D-Integration als erfolgversprechender Weg,<br />
zu kompakteren und leistungsstärkeren elektronischen<br />
Geräten gerecht zu werden. Um die<br />
Verbindungen und Durchgänge zwischen den<br />
Chips herzustellen und zu analysieren, braucht<br />
es wiederum Laserprozesse.<br />
Ihr Exportanteil liegt bei 75 Prozent, Sie sind oft im<br />
Ausland unterwegs. Wie gehen andere Länder mit<br />
Veränderungen durch die Digitalisierung um?<br />
Ich kann schon deutliche Mentalitätsunterschiede<br />
erkennen. Die Deutschen sind nach<br />
wie vor recht konservativ, während die Amerikaner<br />
Veränderungen und Innovationen gegenüber<br />
viel offener sind. In den USA erhalten<br />
auch kleinere Unternehmen und Start-ups eine<br />
Chance, neue Produkte bei Branchenriesen<br />
vorzustellen – während hierzulande erstmal<br />
Kennzahlen wie Firmengröße und Kapitalausstattung<br />
im Vordergrund stehen. Andererseits<br />
sind die Amerikaner im Prozess selbst auch<br />
sprunghafter. Da werden schon mal die Anforderungen<br />
an eine Maschine verändert, während<br />
diese sich bereits im Bau befindet. Die Asiaten<br />
dagegen sind sehr genau, möchten alles spezifizieren.<br />
Auch das hat etwas Gutes, lässt aber im<br />
anschließenden Designprozess weniger Raum<br />
für kreative Ideen. Aber egal, ob in Europa, den<br />
USA oder Asien: Am Ende zählt, dass das Produkt<br />
funktioniert und die Unternehmen damit<br />
Geld verdienen.<br />
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