Trending Topics
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
75<br />
Big Data<br />
text<br />
Christina Lynn Dier<br />
„Astro-Alex“<br />
hat bei seinem<br />
Aufenthalt auf<br />
der ISS ein<br />
ungewöhnliches<br />
Experiment<br />
im Gepäck.<br />
BILDER<br />
1<br />
Aufbruch ins All: Alexander<br />
Gerst absolviert mehr als<br />
50 europäische Experimente<br />
an Bord der ISS.<br />
2<br />
Wiederholungstäter: Schon<br />
2014 lebte und arbeitete der<br />
Geophysiker ein halbes<br />
Jahr lang auf dem Außenposten<br />
der Menschheit.<br />
„Horizons“ hat Astronaut Alexander Gerst seine zweite<br />
Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS)<br />
getauft. Und neue Horizonte soll der Aufenthalt 400<br />
Kilometer über der Erde in der Tat erschließen – auch<br />
in Sachen digitale Selbstvermessung. Denn Gerst hat<br />
mit Metabolic Space ein Experiment aus Sachsen an<br />
Bord, das den menschlichen Stoffwechsel analysiert.<br />
Das neuartige, am Körper getragene System wurde<br />
eigens für den Einsatz auf der ISS weiterentwickelt<br />
– in einem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für<br />
Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden und<br />
der Leipziger Firma Cortex. 600 Gramm wiegt das<br />
Gerät, insgesamt fünfmal steigt Gerst damit über<br />
einen Zeitraum von sechs Monaten auf das Laufband<br />
der Raumstation, um Gesundheitszustand und<br />
Fitness zu testen. „Neben Sauerstoffaufnahme und<br />
Kohlendioxidabgabe misst das Gerät auch Ventilation,<br />
Herzfrequenz und Geschwindigkeit des Laufbands.<br />
So wissen wir, wie viel Luft er bei welchen<br />
2<br />
Leistungsstufen benötigt“, erklärt Markus Siepmann,<br />
Geschäftsführer von Cortex. Auf der Grundlage dieser<br />
Daten berechnen die Experten auf der Erde an die<br />
100 weitere Parameter.<br />
Damit liegt das Experiment ganz im (irdischen)<br />
Trend: Zu der enormen Menge an Daten, die<br />
schon jetzt etwa durch vernetzte Maschinen generiert<br />
wird, werden in Zukunft weitere Massen aus dem<br />
medizinischen Monitoring dazukommen. Für die<br />
Forschung könnte der Einsatz von Big-Data-Technologien<br />
durch das Zusammenspiel von Statistik, Maschinellem<br />
Lernen und Mustererkennung neue Erkenntnisse<br />
ermöglichen. Diese erhoffen sich auch die<br />
Beteiligten des Metabolic-Space-Projekts: „Es geht<br />
nicht nur um die Bewertung der körperlichen Fitness<br />
von Astronauten – mit den Ergebnissen sollen auch<br />
künftige Weltraumtouristen auf ihren Flug ins Weltall<br />
vorbereitet werden“, so Siepmann. Ihnen könnte<br />
dann ein smartes System an die Hand gegeben werden,<br />
um ihre körperliche Fitness vor, während und<br />
nach ihrem Aufenthalt im All zu erfassen. Völlig autark<br />
und ohne Zutun eines Arztes. Und dann ist da<br />
noch die bemannte Marsmission, die in den Jahren<br />
nach 2030 Wirklichkeit werden soll: Wenn sich eine<br />
Crew monatelang auf den Weg zum Mars macht,<br />
wird die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
eine noch essentiellere Rolle spielen.<br />
Cortex-Geschäftsführer Siepmann will zwischenzeitlich<br />
weiter forschen: Kleiner und leichter<br />
solle das derzeitige Gerät auch für die Anwendung<br />
auf der Erde werden und gleichzeitig noch mehr Informationen<br />
liefern. Und ja, dass Alexander Gerst<br />
auf seiner Mission ein Cortex-Gerät benutzt, „macht<br />
einen schon stolz – und auch ein bisschen traurig,<br />
wenn es dann in der Erdatmosphäre verglüht“. ■<br />
TRENDING TOPICS