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8 I Wirtschaft & Politik Berlin-Brandenburgisches Handwerk 10 I 2018 Unser Tag des Handwerks Handwerk ist alles andere als langweilig. Wie abwechslungsreich und vielfältig die Arbeit in rund 130 Ausbildungsberufen wirklich ist, hat der „Tag des Handwerks” am 15. September 2018 gezeigt. Betriebe, Bildungsstätten und Fachschulen öffneten ihre Türen für Besucher. Schüler und Eltern konnten sich in der Tischlerei Peter Carstensen umsehen, Polsterer Manfred Kranz über die Schulter schauen oder bei Glaskunst Veit beobachten, wie Schmuck gefertigt wird. Dass beispielsweise Modellbauer modernste Technik einsetzen, zeigten sie Besuchern im werk 5, wo beeindruckende Modelle vieler Architekten im 3-D-Druckverfahren entstehen. Etliche Unternehmen luden zu Werkstattbesuchen ein und begeisterten junge Menschen für ihr Handwerk: die A. Leyer Elektro & Sicherheit GmbH, Heinrichs Putzhelden oder die holzart – ideentischlerei. Auch bei Goldschmiedin Ina Ulbrich, Friseur Regina, im Atelier Birlo und bei Ausbaufachmann Doc Darmer standen die Türen an diesem Samstag offen. Selbst backen durften die Teilnehmer des Workshops in der Fachschule der Bäcker- Innung, und im Berufsförderungswerk der Fachgemeinschaft Bau bastelten sie an einem Mini-Fachwerkhaus. Die Schornsteinfeger- und Kfz-Innung stellten modernste Messtechnik vor, in der Zahntechniker-Meisterschule und der Glaser-Innung erklärten Fachleute, wie sie sensible Materialien verarbeiten. Und in den Werkstätten des Bildungs- und Technologiezentrums (BTZ) der Handwerkskammer Berlin konnten Gäste unter anderem ausprobieren, wie Gerüststangen verbunden oder elektronische Messgeräte eingesetzt werden. Im BTZ wurde der „Tag des Handwerks” auch von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Handwerkskammerpräsident Stephan Schwarz eröffnet. Erstmals richteten Betriebe und Innungen diesen Aktionstag als „Tag der offenen Werkstätten” in ganz Berlin aus, sie organisierten Führungen und knüpften Kontakte. Allen teilnehmenden Handwerkern, Mitarbeitern der Innungen und Fachschulen herzlichen Dank für ihr Engagement! Fotos: Kerstin Jana Kater
Foto: Wolf Bleiberecht für Asylbewerber mit Job gefordert Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Gregoire Asmoussou, Hasan Hesso, (beide Karosseriebauer) Handwerkskammerpräsident Stephan Schwarz (v. l.) Wirtschaft für Spurwechsel in Asylpolitik Lundtauto Sportwagen Service bildet seit Jahren Geflüchtete aus. Im September hat Annette Widmann-Mauz, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die Kfz-Werkstatt besucht und vor vielen Kameras und Mikrofonen erklärt, warum eine Stichtagsregelung sinnvoll ist. Sie will sich über die Integrationsleistung der Wirtschaft informieren und Handwerkskammerpräsident Stephan Schwarz begleitet die Staatsministerin zu Lundtauto. Vier junge Menschen nichtdeutscher Herkunft beschäftigt die auf Porsche spezialisierte Werkstatt. Shenouda Ghaly kommt aus Ägypten. In Kairo hat er eine schulische Kfz-Ausbildung absolviert, die in Deutschland nicht anerkannt wird. Über ARRIVO BERLIN fand er bei Thomas und Silvia Lundt einen neuen Ausbildungsplatz, sein Asylantrag wurde jedoch schon zwei Mal abgelehnt. Er fragt, was er machen soll und Annette Widmann-Mauz erklärt die 3+2-Regelung: Nach Ende der Ausbildung darf er noch zwei Jahre bleiben. „Danach haben sie gute Chancen auf eine dauerhafte Duldung.“ Hasan Hesso floh aus Syrien, wo er eine eigene Autowerkstatt hatte. In Berlin arbeitet er als Geselle, genau wie Gregoire Asmoussou aus dem westafrikanischen Benin. Die bürokratischen Hürden versteht Gregoire nicht: Warum wird er in einem Bundesland geduldet, im anderen nicht? Das macht ihm Kopfschmerzen. „Mir auch“, antwortet die Integrationsbeauftragte. „Sie sind Beispiele dafür, dass eine Stichtagsregelung allen nützen kann.“ Über Migration wird hierzulande kontrovers diskutiert. Widmann-Mauz setzt sich für einen Spurwechsel in der Asylpolitik und bundeseinheitliche Regelungen ein, für ein dauerhaftes Bleiberecht der Asylbewerber mit Job. Es sollten nicht die abgeschoben werden, die sich integrieren, arbeiten gehen und sich vorbildlich verhalten. „Das Berliner Handwerk engagiert sich seit 2015 für die Integration und Qualifizierung Geflüchteter, weil in vielen Betrieben der fachliche Nachwuchs fehlt", so Stephan Schwarz. „Wir brauchen diese Fachkräfte“, betont auch Juniorchefin Alicja Lundt-Hahn. „Sie gehören dazu, sind motiviert, immer da, lernen Deutsch. Wir unterstützen hier einander.“ Als die Staatsministerin nach Problemen fragt, muss keiner bei Lundt überlegen: Es gibt zu wenig Deutschkurse, die nach der Arbeit angeboten werden. Es fehlen Lehrgänge, die Fachsprachkenntnisse vermitteln. Schwarz nimmt das als Anregung mit, will gemeinsam mit der Kfz-Innung nach einer Lösung suchen. wo Dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben Ausbildungscoaching Aktuell bildet das Handwerk mehr als 11 000 Flüchtlinge aus und damit fast die Hälfte aller Geflüchteten, die derzeit in Deutschland eine Lehre absolvieren. ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer plädiert für einen an klare Bedingungen geknüpften Spurwechsel für hier lebende sozialversicherungspflichtig arbeitende und integrierte Flüchtlinge, selbst wenn sie bisher nur geduldet wurden. Alles andere wäre betriebsschädigend und mit Blick auf den Fachkräftemangel gesamtwirtschaftlicher Unsinn. Wer keinen Integrationswillen zeige und auf Kosten der Gesellschaft lebe, müsse unser Land so schnell wie möglich verlassen. Es gehe nicht um Anreize für eine irreguläre Zuwanderung. „Diejenigen, die bereits aktiver Teil des Arbeitsmarktes sind, weil sie eine Ausbildung machen oder abgeschlossen haben, sollten dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben." Neu unter dem Dach von ARRIVO BERLIN ist das Projekt Ausbildungscoaching. Es berät und unterstützt Betriebe und Azubis mit Flüchtlingshintergrund während der Ausbildung. Ansprechpartner sind: Irena Büttner, Tel.: (030) 2 59 03 – 388 Svenja Rahf, Tel.: – 387 Janek Debus, Tel.: – 386 E-Mail: arrivo@hwk-berlin.de
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