ME2BE Hiergeblieben 03 2018
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TEXT Joachim Welding | FOTO Wirtschaftsministerium SH<br />
Tourismus muss um<br />
Fachkräfte werben<br />
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz über den Rekordsommer,<br />
Klimawandel und die Zukunft des Ferienlandes Schleswig-Holstein<br />
setzung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen geht.<br />
Die Branche muss sich Gedanken machen, wie sie ein<br />
attraktiver Arbeitgeber sein kann. Die Wirtschaftsminister<br />
der Länder haben auf ihrer Konferenz Ende<br />
Juni einen Zehn-Punkte-Plan zum Fachkräftebedarf<br />
im Tourismus beschlossen. Dieser enthält eine Reihe<br />
von wichtigen Maßnahmen: von verbesserten Arbeitsbedingungen<br />
und Flexibilisierungsmöglichkeiten über<br />
die Qualitätssteigerung bei der Ausbildung und die<br />
Modernisierung der Ausbildungsverordnung sowie verbesserte<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zu einer<br />
Imagekampagne der Branchenverbände. Ich würde<br />
mich freuen, wenn wir in Schleswig-Holstein gemeinsam<br />
die verschiedenen Maßnahmen angingen.<br />
Warum lohnt sich aus Ihrer Sicht für junge Leute<br />
eine duale Berufsausbildung im Tourismus in<br />
Schleswig-Holstein?<br />
Die Tourismusbranche bietet viele interessante Arbeitsplätze.<br />
Natürlich bringen Jobs in der Hotellerie<br />
oder Gastronomie auch Belastungen mit sich, zum<br />
Beispiel Arbeitszeiten am Wochenende und am Abend.<br />
Das ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber wenn<br />
man flexibel ist, bietet sich ein breites Betätigungsfeld<br />
– häufig auch mit vielen Kontakten zu Menschen.<br />
„Die Tourismusbranche bietet<br />
viele interessante Arbeitsplätze.“<br />
Welche Bereiche werden Zukunft haben? Wohin<br />
steuert Schleswig-Holsteins Ferienbranche?<br />
Barrierefreiheit wird auch im Tourismus immer wichtiger.<br />
Der Bedarf an entsprechenden Angeboten wird<br />
aufgrund des demografischen Wandels steigen. Barrierefreiheit<br />
im Tourismus wird zunehmend zu einem<br />
Wettbewerbsfaktor. Wir sollten diesen Trend nutzen<br />
und barrierefreies Reisen stärken. Im Gesundheitstourismus<br />
haben wir bestimmt noch Potential, das stärker<br />
genutzt werden kann. Aber Nord- und Ostsee bleiben<br />
natürlich auch in der Zukunft die „Kernkompetenzen“<br />
für den Tourismus in Schleswig-Holstein.<br />
Seit dem 28. Juni<br />
2017 ist Dr. Bernd<br />
Buchholz Minister für<br />
Wirtschaft, Verkehr,<br />
Arbeit, Technologie und<br />
Tourismus des Landes<br />
Schleswig-Holstein.<br />
Dieser Sommer war ja für den Tourismus wie Ostern<br />
und Weihnachten gleichzeitig. Gibt es bei den<br />
Rekordzahlen nur Grund zum Jubeln oder auch<br />
Baustellen im Tourismusland Schleswig-Holstein?<br />
Natürlich freuen wir uns über die fantastische Saison.<br />
Und dies umso mehr, weil der Tourismus auch unabhängig<br />
von dem tollen Sommer sehr gute Zahlen aufzuweisen<br />
hat: Unser Ziel aus der Tourismusstrategie,<br />
30 Millionen Übernachtungen bis 2025 zu erreichen,<br />
haben wir mit 29,9 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben<br />
mit 10 und mehr Betten und<br />
auf Campingplätzen bereits im letzten Jahr nahezu<br />
erreicht. Ich bin mir sicher, dass wir die 30 Millionen<br />
in diesem Jahr übertreffen werden. Baustellen gibt es<br />
trotzdem: Wir müssen weiter in Qualität investieren<br />
sowie den Binnenlandtourismus und den Radtourismus<br />
stärken. Die Digitalisierung ist für den Tourismus<br />
ebenso wie das Thema Fachkräfte eine Herausforderung,<br />
die wir angehen müssen.<br />
Können Sie schon Trends erkennen, die sich für<br />
das Rekordjahr <strong>2018</strong> abzeichnen?<br />
Unsere Städte haben in letzter Zeit an Attraktivität<br />
für Urlauber gewonnen und gute Zuwächse bei den<br />
Übernachtungszahlen erzielt. Das wird sich hoffentlich<br />
fortsetzen. Ein Trend, den ich mir für die Zukunft<br />
wünsche, ist, dass wir die Saison verlängern. Die Küsten,<br />
die Städte und das Binnenland sind auch in der<br />
sogenannten Nebensaison attraktiv. Das wollen wir<br />
mit interessanten Angeboten weiter ausbauen.<br />
Wie es aussieht, könnte das Urlaubsland Schleswig-Holstein<br />
vom Klimawandel zukünftig profitieren.<br />
Sind Sie damit glücklich?<br />
Ob Schleswig-Holstein wirklich vom Klimawandel<br />
profitiert, wird sich noch zeigen. Generell sollten wir<br />
darauf setzen, Angebote zu schaffen, die wetterunabhängiger<br />
sind. Einzigartige Städte, faszinierende<br />
Museen, herausragende Events ziehen die Gäste an,<br />
unabhängig vom Wetter.<br />
Viele Feriengäste heißt auch viele Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze – an sich sehr zu begrüßen.<br />
Doch die Bewerberzahlen nehmen ab. Wie kann<br />
der Tourismus beim Fachkräftemangel gegensteuern?<br />
Die Unternehmen der Tourismuswirtschaft stehen in<br />
Konkurrenz zu anderen Branchen, wenn es um die Be-<br />
Großhandel:<br />
// Kaufmann/-frau<br />
im Groß-und Außenhandel<br />
// Fachinformatiker/in<br />
Systemintegration oder<br />
Anwendungsentwicklung<br />
// Fachlagerist/in<br />
// Berufskraftfahrer/in<br />
// Duales Studium<br />
Bachelor of Arts<br />
Betriebswirtschaftslehre/<br />
Schwerpunkt Handel<br />
Einzelhandel:<br />
// Verkäufer/in im Einzelhandel<br />
// Kaufmann/-frau im Einzelhandel<br />
Schwerpunkt Food, Hartware/<br />
Textil oder Fisch<br />
// Fleischer/in verkaufsbetont<br />
// Fachverkäufer/in<br />
im Lebensmittelhandwerk<br />
Schwerpunkt Fleisch<br />
// Spezialausbildung zur<br />
Nachwuchsführungskraft<br />
Handelsfachwirt/in<br />
// Duales Studium Bachelor of Arts<br />
Betriebswirtschaftslehre/<br />
Schwerpunkt Handel<br />
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