Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ereitgestellt<br />
ZWANGSHEIRAT WIRD DURCH<br />
DIE FLÜCHTLINGSWELLE AN<br />
RELEVANZ GEWINNEN<br />
Dr. Monika Potkanski-Palka<br />
untersucht in ihrer Studie „…da<br />
war keine Liebe – Zwangsheirat<br />
und geschlechtsbezogene<br />
Gewalt in Österreich“ Zwangsheirat<br />
in Österreich. Gründe<br />
für Zwangheirat sind laut ihrer<br />
Studienergebnisse u.a. die Aufrechterhaltung<br />
der Familienehre<br />
sowie die Jungfräulichkeit der<br />
weiblichen Familienmitglieder. Die qualitative Studie basiert<br />
auf Interviews mit Expertinnen österreichischer Frauenhäuser<br />
und Schutzeinrichtungen sowie auf Gesprächen mit betroffenen<br />
und bedrohten Frauen.<br />
Aus den Gesprächen mit den Frauen geht hervor, dass die<br />
Eheanbahnung sehr rasch erfolgt. Die Eheschließung wird<br />
im Ausland vollzogen, in den meisten Fällen immigriert der<br />
Ehepartner später nach Österreich. Widersetzt sich ein Mädchen<br />
der Entscheidung zu heiraten, erfährt sie physische und<br />
psychische Gewalt. Österreichische Institutionen fungieren<br />
als wichtige Andockpunkte, wo die Mädchen und Frauen<br />
Hilfe und Informationen erhalten.<br />
Zwangsheirat ist eine Form geschlechtsbezogener Gewalt,<br />
die in kulturellen Kontexten vorkommt, in denen patriarchalische<br />
Sitten und Gebräuche eine starke Verwurzelung finden<br />
und in denen Mädchen und Frauen diskriminiert, unterdrückt<br />
und benachteiligt werden. Eine unter Zwang herbeigeführte<br />
Heirat lässt sich nicht auf religiöse Praktiken zurückführen,<br />
sondern findet ihre Legitimation in tradierten Bräuchen<br />
und Lebensweisen. In Österreich ist Zwangsheirat seit dem<br />
1.1.2016 als eigener Tatbestand festgelegt. Statistiken,<br />
die Einblick darüber geben, wie viele Frauen in Österreich<br />
von Zwangsheirat betroffen sind, gibt es allerdings nicht.<br />
Zwangsheirat wird jedoch in den kommenden Jahren an<br />
Relevanz gewinnen, was u.a. mit den verstärkten Flüchtlingswellen<br />
der vergangenen Jahre aus vorwiegend Syrien und<br />
anderen arabischsprachigen Ländern erklärt werden kann.<br />
Einer der Gründe, nach Österreich zu fliehen, sei die Möglichkeit<br />
der Scheidung vom Ehemann. Frauenrechte und die<br />
Chance, ein freies und selbstbestimmtes Leben in Österreich<br />
führen zu können, unterstützen die Entscheidung zur Flucht.<br />
Die Studie über Zwangsheirat ist aktuell diesen September erschienen.<br />
Dr. Monika Potkanski-Palka ist selbstständige Soziologin. Ihre wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkte liegen im Bereich der Familien- und Jugendforschung,<br />
intergenerative Beziehungen, Migration sowie Gender. Mit der<br />
Thematik der Zwangsheirat befasst sie sich seit 2012, hierzu forschte sie<br />
nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Indien. Neben<br />
ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sie sich für Frauen- und<br />
Menschenrechte.<br />
Kontakt: monika.potkanski@gmail.com<br />
wgkk.at<br />
www.wgkk.at<br />
Die WGKK in den sozialen Medien – wir informieren vielseitig!<br />
Die WGKK ist auf Facebook!<br />
Wir wollen informieren, Service<br />
bieten und spannende Geschichten<br />
aus der Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) erzählen und freuen uns auf<br />
Ihr „Gefällt mir“!<br />
Wenn Sie Fragen oder Anregungen<br />
haben, schicken Sie uns gerne eine<br />
Nachricht!<br />
https://www.facebook.com/wgkk.at