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INTERVIEW<br />

Die Affentranger Bau AG<br />

gilt als Solarstrom-Pionier.<br />

Privat fährt Affentranger<br />

natürlich einen Tesla.<br />

Amtsstelle angemeldet haben. Wir mussten<br />

bis zu diesem Zeitpunkt auch den<br />

Nachweis erbringen, dass wir damit tatsächlich<br />

Strom produzieren. Am 19. Dezember<br />

2011 gingen wir ans Netz, Anfang<br />

Februar 2012 weihten wir die Anlage ein.<br />

War es damals die grösste Solarstromanlage<br />

in der Schweiz?<br />

Für etwa zwei Monate hatten wir tatsächlich<br />

die grösste Anlage in unserem Land.<br />

Zur Eröffnung kam Bertrand Piccard (der<br />

Mann, der als erster die Erde mit einem<br />

Solarflugzeug umrundete – die Red.) Wir<br />

haben das Datum der Eröffnung so gelegt,<br />

dass er dabei sein konnte.<br />

Da hat es wohl in Altbüron ordentlich<br />

gerockt?<br />

Es war keine öffentliche Veranstaltung.<br />

Aber unserer Einladung folgten sicherlich<br />

300 Leute. Der Vortrag von Bertrand Piccard<br />

dauerte zwei Stunden, er war von<br />

14.30 Uhr bis 01.30 Uhr bei uns.<br />

Kam er mit dem Elektroauto?<br />

Nein. 2011 gab es noch keine Elektroautos<br />

mit einer Reichweite von über 100<br />

Kilometer. Er hatte einen Hybrid-Lexus.<br />

Sein Navigationsgerät kannte Altbüron<br />

nicht und leitete ihn schon in Sempach<br />

von der Autobahn weg. Er irrte sicherlich<br />

eine halbe Stunde durch die Gegend. Als<br />

Perfektionist reklamierte er auf der Stelle<br />

bei der Herstellerfirma des Navigationsgerätes.<br />

Auch seine Vorbereitung auf den<br />

Vortrag war beeindruckend. Er bestand<br />

darauf, dass wir eine zweite Lautsprecheranlage<br />

als Reserve bereitstellten. Damit<br />

ausgeschlossen werden konnte, dass<br />

er bei einem Ausfall der ersten Anlage<br />

ohne Ton war.<br />

Er dürfte bei seinem Vortrag viele für<br />

die Sonnenenergie motiviert haben.<br />

Oh ja. Sein Auftritt war eindrücklich. Seine<br />

Muttersprache ist ja Französisch, und<br />

dies merkte man an seinem Akzent. Aber<br />

in seinem zweistündigen Vortrag auf<br />

Deutsch machte er nicht einen einzigen<br />

Versprecher. Auf Fragen antwortete er provokativ.<br />

Als ich sagte, dass wir eigentlich<br />

den Solarstrom für einen Elektrolaster einsetzen<br />

möchten, sagte er: «Warum macht<br />

ihr es nicht?» Ich erklärte ihm dann, dass<br />

wir die Technik dafür noch nicht hätten.<br />

Darauf entgegnete er, dass dies bloss eine<br />

Ausrede sei, um es nicht zu machen. Auch<br />

«Ich wusste damals<br />

nicht, ob sich die Investition<br />

rentieren würde.<br />

Doch ich war überzeugt<br />

davon, dass es sich eines<br />

Tages lohnen wird.»<br />

den Hinweis auf die schwierige Finanzierung<br />

liess er nicht gelten. Seine Botschaft<br />

war klar: etwas wagen, etwas tun, nicht<br />

einfach nur davon reden.<br />

Das war wohl der Kick für Sie, erst<br />

recht auf Solarenergie zu setzen. War<br />

das so etwas wie die Geburtsstunde<br />

des «Sonnenenergie-Dorfes» Altbüron?<br />

Ja, nun interessierten sich immer mehr<br />

Kreise für die Solarenergie. Die Gemeinde,<br />

Firmen oder Bauherren von Mehrfamilienhäusern.<br />

Im Oktober des gleichen<br />

Jahres bekamen wir eine Auszeichnung<br />

für unseren Werkhof, bei dem wir sechsmal<br />

mehr erneuerbare Energie produzierten<br />

als wir verbrauchten. Der Preis<br />

wurde von Norman Forster (einer der<br />

berühmtesten Architekten der Welt – die<br />

Red.) vergeben und war mit 20 000 Franken<br />

dotiert. Diese Anlage hatten wir zwar<br />

bei der staatlichen Stelle angemeldet, die<br />

Beiträge flossen aber erst drei Jahre später.<br />

Ich wurde immer wieder gefragt, ob<br />

denn die ganze Sache rentiere. Darauf<br />

antwortete ich jeweils mit einer Gegenfrage:<br />

«Rentieren deine Kinder?» Tatsächlich<br />

wusste ich damals nicht, ob sich die<br />

Investition einmal rentieren würde. Doch<br />

ich war überzeugt davon, dass es sich eines<br />

Tages lohnen wird.<br />

Und, rentiert es heute?<br />

Anfänglich ging die Rechnung nur dank<br />

der staatlichen Zuschüsse auf. Heute wäre<br />

die Anlage schon von allem Anfang an<br />

ohne Subventionen rentabel.<br />

Wir stellen uns das so vor: Sie speisen<br />

den produzierten Strom ins Netz ein.<br />

Sie verkaufen also den Strom dem<br />

Elektrizitätswerk und beziehen von<br />

dort den Strom. So erhalten Sie den<br />

Strom richtig «zubereitet» für die verschiedenen<br />

Formen des Verbrauches<br />

geliefert.<br />

Ungefähr so ist es. Natürlich wäre es das<br />

Beste, den produzierten Strom auch<br />

gleich selbst zu verbrauchen. Aber eine<br />

entsprechende technische Anlage würde<br />

sich nur rechnen, wenn die Speichertechnik<br />

zahlbar wäre. Unser Energieverbrauch<br />

liegt etwa bei drei Millionen Kilowattstunden<br />

im Jahr. Wir produzieren<br />

175 Prozent dieser Energiemenge.<br />

Setzen Sie inzwischen Elektrolastwagen<br />

ein?<br />

Erst in kleinerem Umfang. Wir haben 35<br />

Fahrzeuge, davon fahren zehn mit Strom.<br />

6 s’Positive 10 / 2018

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