1810_sPositive_web
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Wir kaufen zwar keine neuen Diesel- oder<br />
Benzinfahrzeuge mehr, sondern ersetzen<br />
die alten nach und nach durch Elektrofahrzeuge.<br />
Aber wir ersetzen keine Fahrzeuge,<br />
die noch laufen. Bei der Herstellung<br />
dieser Fahrzeuge wurde viel Energie<br />
verbraucht. Wenn wir die nun ausser Betrieb<br />
stellen und verschrotten würden,<br />
obwohl sie noch funktionstüchtig sind,<br />
wäre das eine unsinnige Energieverschwendung.<br />
Wann werden Sie nur noch mit Strom<br />
fahren?<br />
Die Umstellung sollte bis ins Jahr 2025<br />
abgeschlossen sein. Doch wir lassen uns<br />
an dieser Zielsetzung nicht messen. Es<br />
gibt bei den Elektrolastwagen noch lange<br />
Lieferfristen. Wir haben einen 40-Tonnen-Laster<br />
bei Tesla bestellt, aber dieser<br />
wird erst 2020 geliefert.<br />
Was kostet so ein Laster?<br />
Rund 250 000 Franken, etwa 50 000 Franken<br />
mehr als ein konventioneller Diesel-<br />
Lastwagen. Die Elektrolastwagen haben<br />
heute eine Reichweite von 800 Kilometern.<br />
Sie werden den Schwerverkehr revolutionieren.<br />
Wie viel Energiekosten sparen Sie mit<br />
dem Elektrofahrzeug gegenüber einem<br />
konventionellen Laster?<br />
Der Elektro-Truck benötigt nur ungefähr<br />
einen Drittel der Energie eines Dieslers<br />
oder Benziners. Zudem sind auch die<br />
Kosten für eine Kilowattstunde dreimal<br />
niedriger. Allerdings wird das wohl nicht<br />
so bleiben. Diesel und Benzin werden<br />
durch die Steuer massiv belastet. Zudem<br />
muss ich bei Lastern mit Verbrennungsmotoren<br />
die Schwerverkehrsabgabe LS-<br />
VA bezahlen. Auf dem Strom werden<br />
derzeit noch keine Steuern erhoben, und<br />
ein Elektrolaster ist jetzt noch von der<br />
Schwerverkehrsabgabe befreit. Der Staat<br />
muss jedoch auch künftig zu seinem Geld<br />
kommen. Deshalb ist es absehbar, dass<br />
künftig auch der Stromverbrauch besteuert<br />
wird und LSVA auch für Elektrolaster<br />
kommen wird. Die Einsparung durch den<br />
Einsatz der Elektro-Laster ist trotzdem<br />
markant.<br />
Die Rechnung fällt noch positiver aus,<br />
wenn man bedenkt, dass ein Elektrolastwagen<br />
auch eine längere Lebensdauer<br />
hat.<br />
Das ist so. Ein Elektrolastwagen hält bis<br />
zu dreimal länger als ein Diesel.<br />
Wie hoch ist eigentlich der Deckungsgrad<br />
beim Energiebedarf des «Sonnendorfes»<br />
Altbüron?<br />
Mehr als 60 Prozent des Bedarfes wird<br />
aus erneuerbarer Energie gedeckt. 37<br />
Prozent aus Solarstrom, 30 Prozent aus<br />
Schnitzelheizungen.<br />
Wird dieser Anteil höher?<br />
Davon gehe ich aus. Es ist sogar so, dass<br />
wir in der Schweiz dank der Wasserkraft<br />
mehr als genug Energie produzieren. Das<br />
Problem ist ja nicht die Gesamtmenge,<br />
ZUSATZINFOS<br />
Das «Sonnendorf»<br />
Altbüron<br />
Altbüron liegt eingebettet zwischen<br />
sanften Hügeln im Nordwesten des<br />
Luzerner Hinterlands und grenzt im<br />
Westen an die Berner Gemeinde<br />
Melchnau, nur gut zehn Autominuten<br />
von Langenthal entfernt. So gibt<br />
es seit jeher einen regen Kulturaustausch<br />
und Handel mit den «Ungläubigen»<br />
aus dem protestantischen<br />
Bernbiet, und in vielerlei Hinsicht ist<br />
diese kleine Gemeinde mit rund<br />
1000 Einwohnern dynamischer und<br />
weltoffener als die urbanen Zentren<br />
des Kantons Luzern. Was sich etwa<br />
durch die intensive Nutzung der Solarenergie<br />
(daher die Bezeichnung<br />
«Sonnendorf») zeigt. Altbüron wird<br />
von einem bürgerlichen Gemeinderat<br />
regiert und besteht aus dem<br />
Dorfkern und zahlreichen Streusiedlungen<br />
und Einzelgehöften. 60,6<br />
Prozent des Gemeindegebietes von<br />
678 Hektaren wird landwirtschaftlich<br />
genutzt. Weitere 29,6 Prozent<br />
sind Wald und Gehölz und lediglich<br />
9,7 Prozent bestehen aus Siedlungsfläche.<br />
Politisch ist die Gemeinde<br />
selbständig, vor Gott jedoch nicht:<br />
Altbüron gehört zur Katholischen<br />
Kirchgemeinde Grossdietwil.<br />
Das «Sonnendorf»<br />
Altbüron produziert<br />
europaweit am<br />
meisten Solarenergie<br />
pro Kopf.<br />
s’Positive 10 / 2018 7