Thermenland_11-2018
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EDITORIAL<br />
Näher<br />
betrachtet ist die Bayern-SPD die einzige große<br />
Verliererin der Landtagswahlen. Den Freien<br />
Wähler wird ohnehin nachgesagt, sie seien nur<br />
„Fleisch vom Fleische“ der CSU. Auf Landesebene<br />
werden die Freien Wähler von der CSU<br />
jedoch weniger als Bruder im Geiste als vielmehr<br />
wie ein lästiges Stiefkind gesehen, das man<br />
lieber heute als morgen wieder von der landespolitischen<br />
Bühne wegignorieren möchte.<br />
Gemeinsam kommen beide Parteien auf 48,8<br />
Prozent der Wählerstimmen – das ist in etwa<br />
das, was man von der CSU heutzutage erwarten<br />
könnte, gäbe es die Freien Wähler wie früher nur<br />
in den Kommunalparlamenten.<br />
Anders die Bayern-SPD. Seit jeher verunglimpft<br />
als „Seiner Majestät königlich-bayerische Sozialdemokratie“<br />
(es sei hier dahingestellt, ob die<br />
Majestät nun monarchisch oder demokratisch<br />
herrschte) ist die sonst so verlässliche CSU-<br />
Opposition diesmal tatsächlich historisch abgestürzt.<br />
Das jahrzehntelang einzige Bollwerk<br />
gegen die regierende Übermacht wird künftig<br />
Mühe haben, im Landtag überhaupt noch wahrgenommen<br />
zu werden.<br />
Doch blicken wir einmal zurück in die Zeit, in der<br />
Martin Semmler M.A.<br />
Chefredakteur<br />
jeder in der Wirtstube noch seinen zugewiesenen<br />
Platz hatte. Beide großen Volksparteien<br />
waren in ihrer jeweiligen Zielgruppe tief verwurzelt.<br />
Außer einem aufmüpfigen Naserümpfen<br />
auf der einen und einem milde-überlegenen<br />
Lächeln auf der anderen Seite war das für jeden<br />
so auch ganz in Ordnung.<br />
Erst als die Roten nicht von der Rüstungsspirale<br />
und die Schwarzen nicht von der Atomkraft lassen<br />
konnten, rissen die ersten Wurzeln ins Volk<br />
ab und boten den Grünen nährstoffreichen<br />
Grund zum Wachsen. Gerade die SPD hatte<br />
über den DGB, die genossenschaftlichen Supermärkte<br />
(coop), viele Wohnbaugenossenschaften,<br />
die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) und<br />
die Volksfürsorge bis hin zu Arbeiter-Samariter-<br />
Bund (ASB) und Arbeiterwohlfahrt (AWO) Einrichtungen<br />
geschaffen, die den kleinen Leuten<br />
das Leben im Kapitalismus erleichtern und<br />
sozialdemokratische Identität stiften sollten. Viele<br />
dieser Verbindungen wurden gekappt und damit<br />
weitere Wurzeln zur Basis.<br />
Wie heute der Klimawandel oder die Industrie<br />
4.0 wurden dann die gesellschaftlich revolutionären<br />
Folgen des Internets von den Spitzenpolitiker<br />
nicht wahrgenommen, die Globalisierung<br />
lediglich auf die wirtschaftlichen Chancen reduziert.<br />
Und wieder rissen Wurzeln zu Bürgerinnen<br />
und Bürgern, die sich zunehmend abgehängt<br />
und global bedroht fühlten. In ihren Herzen finden<br />
nun die platten Aussagen der AfD-Führer<br />
ihren fruchtbaren Boden. Nur logisch, dass die<br />
in den Kommunen noch immer stark verwurzelten<br />
Freien Wähler in dieser Situation für viele<br />
einen Ausweg boten. So sind derzeit neue<br />
„Volksparteien“ auf dem Weg<br />
zu den Menschen.<br />
MEIN AUGENBLICK<br />
Faschingsauftakt (Saison <strong>2018</strong>/2019) in der Stadthalle Pocking<br />
Am <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2018</strong> um <strong>11</strong>.<strong>11</strong> Uhr ist es wieder soweit; die Faschingssaison beginnt und alle sind dazu eingeladen im Atrium des Rathauses.<br />
Wer wird wohl das neue Prinzenpaar? Lassen Sie sich überraschen!<br />
Foto: F. X. Miedl<br />
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