Thermenland_11-2018
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Klaus Holetschek<br />
ist nicht nur Präsident<br />
des Bayerischen<br />
Heilbäderverbandes, sondern engagiert<br />
sich von Jugend an in der CSU. Für seine Partei<br />
saß er schon im Bundestag, war über 10 Jahre<br />
Bürgermeister der Kurstadt Bad Wörishofen und<br />
ist seit 2013 für die CSU im Landtag. Am 14.<br />
Oktober hat er sich mit fast 41 Prozent das<br />
Direktmandat im Wahlkreis Memmingen gesichert.<br />
Unter anderem ist der studierte Rechtsanwalt<br />
auch Vorsitzender des Tourismusverbandes<br />
Allgäu/Bayerisch-Schwaben und seit<br />
März Bürgerbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung.<br />
<strong>Thermenland</strong> Magazin: Herr Holetschek, wie<br />
kommen Sie eigentlich damit klar, dass der heutige<br />
CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer es<br />
war, der durch seine Gesundheitsreform als<br />
Bundesgesundheitsminister 1996 den Niedergang<br />
der ambulanten Badekur eingeläutet hat,<br />
um deren Überleben Sie heute kämpfen?<br />
AKTUELLES<br />
Weicht die Kur nun ganz dem Wellness-Tourismus? Klaus Holetschek, Prä<br />
„Es geht um einen Gesundheitstourismu<br />
Klaus Holetschek: „Ich hatte die Gesundheitsreform<br />
in den 90er Jahren schon damals kritisch<br />
gesehen und meine Bedenken und meine Kritik<br />
Horst Seehofer auch mitgeteilt. Ich glaube, er<br />
selbst sieht das heute auch differenzierter und<br />
würde diese Reform so nicht mehr durchführen.<br />
Sie hatte die bayerischen Heilbäder und Kurorte<br />
vor gravierende Probleme gestellt. Doch wir<br />
haben uns diesem Wandel gestellt – erfolgreich,<br />
wie man heute sieht. Die Heilbäder und Kurorte<br />
Versucht im politischen System etwas für die Heilbäder<br />
zu bewegen: Gesundheitspolitiker Klaus<br />
Holetschek. Foto: Bayerischer Heilbäderverband<br />
Umdenken in den Heilbäder: Es geht immer weniger um Heilen und immer mehr um Prävention.<br />
Foto: Bayerischer Heilbäderverband<br />
haben eine Brutto-Wertschöpfung von 4,5 Milliarden<br />
Euro und stehen für 100.000 Arbeitsplätze<br />
im ländlichen Raum. Jede 4. Übernachtung<br />
im Tourismus findet in einem Heilbad oder<br />
Kurort statt. Natürlich wollen wir, dass die ambulanten<br />
Badekuren weiter erhalten bleiben. Uns<br />
ist aber klar, dass wir die Zahlen aus den 90er<br />
Jahren nicht mehr erreichen werden.“<br />
„Um das hohe Niveau zu halten,<br />
sind Investitionen nötig“<br />
Die Staatsregierung investiert derzeit viel Geld<br />
in die Umsetzung des Tourismuskonzeptes<br />
„Gesundes Bayern“. Zuletzt hat Wirtschaftsminister<br />
Pschierer den Umbau der Wohlfühl-Therme<br />
Bad Griesbach mit über drei Millionen Euro<br />
gefördert. Sein Ziel: Wellnesshungrige Urlauber<br />
in qualitativ hochwertige Gesundheitseinrichtungen<br />
der Kurorte zu locken. Ist das wirklich der<br />
richtige Weg?<br />
Holetschek: „Es geht hier nicht um wellnesshungrige<br />
Urlauber, sondern um einen Gesundheitstourismus<br />
mit qualitätszertifizierten Angeboten.<br />
Studien zufolge hat jeder dritte Deutsche<br />
vor, einen Gesundheitsurlaub zu machen. Die<br />
bayerischen Heilbäder und Kurorte punkten mit<br />
ihren ortsgebundenen Heilmitteln. Dazu gehören<br />
Thermen mit gesundem Jod-Thermalquellwasser<br />
ebenso wie Sole, Moor oder unsere heilklimatischen<br />
Kurorte mit gesunder Luft. Um das<br />
hohe Niveau zu halten, sind Investitionen nötig.<br />
Wir sind froh über die Förderung durch die<br />
Bayerische Staatsregierung, die den Wert dieser<br />
Angebote erkannt hat. Das „Förderprogramm<br />
für Kurorte und Heilbäder“ (KuHeMo) der Bayerischen<br />
Staatsregierung ist sehr erfolgreich und<br />
wird von den Heilbädern und Kurorten gut<br />
angenommen. Es unterstützt unter anderem die<br />
Ausrichtung der Kurorte und Heilbäder auf<br />
medizinische Zukunftsthemen –wie Burn-out,<br />
Osteoporose, Allergien, Metabolisches Syndrom<br />
sowie Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
u. a.-, um neue Gästekreise zu erschließen.“<br />
In Bad Füssing steht in den nächsten Jahren ein<br />
Generationenwechsel in der Ortspolitik bevor.<br />
Angesichts einer Entwicklung zu kürzeren Aufenthalten<br />
und sinkenden Besucherzahlen in<br />
den Thermen bei steigenden Zahlen der Gästeankünfte<br />
geht die Tendenz hier bereits mehr in<br />
Richtung Wellness-Tourismus und weg von Heilerfolgen<br />
und Reha-Angeboten. Schnelles Relax-<br />
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