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Beelitzer Nachrichten - Oktober 2018

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Seite 32<br />

LESERBRIEFE / MEINUNG<br />

Beelitz-Heilstätten – die intelligente Alternative<br />

1994: Die Kreisgebietsreform. Aus den<br />

ehemaligen drei Landkreisen Potsdam-<br />

Land, Brandenburg-Land und Belzig<br />

entstand ein neuer Großkreis, der heutige<br />

Kreis Potsdam-Mittelmark.<br />

Ich war damals SPD-Kreistagsabgeordneter<br />

in Potsdam-Land, dem<br />

größten der drei Kreise. In der Fraktion<br />

wurde heiß diskutiert, wo denn der künftige<br />

Kreissitz sein sollte. Werder bewarb<br />

sich, ebenso Teltow. Und Beelitz brachte<br />

sich mit einem Positionspapier ein:<br />

„Die intelligente Alternative“.<br />

Auf mehreren Seiten bewarb sich Beelitz<br />

um den Sitz des Landkreises in Beelitz-Heilstätten.<br />

Und wir hatten gute<br />

Argumente: Zentrale Lage im Kreis,<br />

verkehrsgünstig angebunden mit Eisenbahn,<br />

Autobahn und Landstraße, vor-<br />

Das Landratsamt in Bad Belzig bleibt auch weiterhin die erste Adresse der<br />

mittelmärkischen Kreisverwaltung. Foto: Potsdam-Mittelmark<br />

Der Landrat hat seine Verwaltungsstrategie<br />

zur Neuordnung und Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen der Verwaltung<br />

vorgestellt. Nach dem Bekanntwerden<br />

der Pläne, dass die Verwaltung in Beelitz-Heilstätten<br />

konzentriert werden soll,<br />

gibt es viele Diskussionen und Beschwerden<br />

über diesen Vorschlag insbesondere<br />

im Belziger Bereich. Insbesondere<br />

zur nächsten Kreistagssitzung am<br />

11.10.<strong>2018</strong> wird es Einwohnerfragen<br />

geben und Proteste, die unter anderem<br />

auch die Entwicklung in Beelitz-<br />

Heilstätten angreifen. Haben wir darauf<br />

eine Antwort? Ich habe den Bürgermeister<br />

gebeten, mit allen fünf (5) Kreistagsmitgliedern<br />

aus Beelitz zu beraten,<br />

wie wir diesen Vorschlag, der nicht erst<br />

seit heute besteht, in unserer Region<br />

unterstützen können und wollen. Leider<br />

fand er noch keine Zeit, um uns einen<br />

Termin zu geben. Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dieses Thema sollte von<br />

allen beraten werden (was spricht dafür,<br />

was spricht dagegen, wer hat Vorteile,<br />

wer hat Nachteile – und was überwiegt?<br />

Was ist für eine Stadtentwicklung notwendig<br />

und wichtig? Wer muss und<br />

kann da aktiv werden?) und die Stadtverordneten<br />

sollten sich dazu<br />

„verhalten“, damit zum Beispiel die<br />

<strong>Beelitzer</strong> Kreistagsmitglieder dann mit<br />

handene repräsentative<br />

Gebäude (1994 hatten die<br />

Vandalen noch nicht gehaust).<br />

Gute Argumente,<br />

wie die gegenwärtige Entwicklung<br />

zeigt.<br />

Doch Pustekuchen, Belzig<br />

(damals noch ohne „Bad“)<br />

hatte die besseren Beziehungen<br />

zur Landesregierung.<br />

Die Hauptargumente<br />

für Belzig wirken heute<br />

lachhaft: Das Prinzip der<br />

„dezentralen Konzentration“<br />

(alles räumlich weg<br />

vom Speckgürtel) ist längst<br />

aufgegeben worden; die<br />

Aussage „In Belzig sind genug Räumlichkeiten,<br />

die Kreisverwaltung unterzubringen“<br />

erwies sich als absurd aufgrund<br />

der Tatsache, dass nach der Pro-Belzig-<br />

Entscheidung ruck-zuck ein neues Gebäude<br />

am Papendorfer Weg entstand<br />

und zusätzlich Räume in Werder und<br />

Teltow angemietet werden mussten.<br />

Also nix mit Beelitz-Heilstätten? Vor<br />

Jahren schon baute hier der Landkreis<br />

das Feuerwehrtechnische Zentrum. Die<br />

zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung<br />

wird schon seit längerem genutzt,<br />

um hier Sitzungen der politischen<br />

Gremien abzuhalten.<br />

Die Vorteile des Standorts Beelitz-<br />

Heilstätten führten nun zu einem Umdenken:<br />

Dem Masterplan des Landkreises,<br />

die Mietobjekte aufzugeben auf<br />

eigenem Grund und Boden in Beelitz-<br />

Heilstätten einen zentralen Verwaltungssitz<br />

in unmittelbarer Nähe zu Eisenbahnund<br />

Bushaltestelle zu errichten, alles<br />

bequem fußläufig erreichbar. Nur der<br />

Landrat mit seinen unmittelbaren Organen<br />

möchte in seinem historischen<br />

Backsteinhaus in Bad Belzig bleiben<br />

und den Kreisstadt-Status erhalten.<br />

Die Signale aus dem politischen Raum<br />

sind verhalten bis offen positiv für den<br />

neuen Standort, für den es ja sehr gute<br />

Gründe gibt. Die „Intelligente Alternative“<br />

scheint sich durchzusetzen? Zurzeit<br />

melden sich über alle Kommunikationskanäle<br />

die Bedenkenträger aus dem Belziger<br />

Raum. Bürger, die Stadtverwaltung,<br />

Vereine und Verbände bis hin zu<br />

politischen Schwergewichten aus dem<br />

Brandenburger Landtag (Angst um<br />

Wählerstimmen?) beklagen die anstehende<br />

Entscheidung. Hauptargument<br />

scheint der Wegfall von Arbeitsplätzen<br />

zu sein. Keiner weist jedoch darauf hin,<br />

dass sicher eine große Anzahl von Verwaltungsmitarbeitern<br />

aus dem nördlichen<br />

Raum kommt, für die ein Arbeitsplatz<br />

in zentraler Lage sicher ein Segen<br />

wäre. Auch von Belzig aus ist Beelitz-<br />

Heilstätten bestens zu erreichen.<br />

Bad Belzig versinkt in der Bedeutungslosigkeit<br />

durch Wegfall der Kreisverwaltung?<br />

Ich mag Bad Belzig sehr. Eine<br />

reizvolle Stadt im Hohen Fläming, mit<br />

einem sehr guten touristischen und kulturellen<br />

Angebot, mit Einkaufsmöglichkeiten,<br />

einem Krankenhaus, einem Freizeitbad<br />

und einer Kureinrichtung. Warum<br />

sollte das alles verschwinden, falls<br />

die Kreisverwaltung, die für Besucher<br />

kaum wahrnehmbar ist, umzieht?<br />

Und die Bürger, die Leistungen der<br />

Kreisverwaltung beanspruchen? Für Kfz<br />

-Angelegenheiten muss man heute nach<br />

Werder, in Bauangelegenheiten nach<br />

Teltow fahren. Das Sozialamt<br />

sitzt noch in Bad Belzig.<br />

Für eine Vielzahl von<br />

Bürgern würde sich die<br />

Erreichbarkeit der zuständigen<br />

Mitarbeiter am zentralen<br />

Sitz in Beelitz-<br />

Heilstätten deutlich verbessern.<br />

Und: Die Digitalisierung<br />

wird vor der Kreisverwaltung<br />

nicht haltmachen.<br />

Auch da waren wir schon<br />

mal weiter: Das Modell<br />

Kfz-Zulassung in der<br />

Stadtverwaltung Beelitz<br />

wurde von den Bürgern<br />

sehr gut angenommen, leider einseitig<br />

seitens des Landkreises - vermutlich aus<br />

Angst um den Kompetenzverlust - wieder<br />

abgebrochen. Aber die Ergebnisse<br />

waren so gut, dass die IT-unterstützte<br />

Dezentralisierung von bürgernahen Verwaltungsaufgaben<br />

wohl auf Dauer nicht<br />

aufzuhalten sein wird.<br />

Ich denke, es ist Zeit, dass sich auch<br />

andere Meinungen deutlich wahrnehmbar<br />

positionieren und der „Intelligenten<br />

Alternative“ zum Erfolg verhelfen.<br />

Dr. Rudolf Seidel<br />

Kreisverwaltung in Beelitz-Heilstätten? Der Kampf tobt<br />

einer gemeinsamen Sprache sprechen<br />

und abstimmen können. Am 6.12. <strong>2018</strong><br />

wird der Beschluss auf der Tagesordnung<br />

des Kreistages stehen – bis dahin<br />

sollten wir es schaffen, uns gemeinsam<br />

– über Parteigrenzen hinweg – zu verständigen.<br />

Der Bürgermeister ist am<br />

Zug, er sollte uns Fünf einladen und<br />

einen Beratungspunkt auf die Tagesordnung<br />

der nächsten Stadtverordnetenversammlung<br />

setzen. Wir haben als Fünf<br />

<strong>Beelitzer</strong> nicht die Mehrheit im Kreistag,<br />

aber jeder ist in einer Fraktion verankert<br />

und kann dort seine Erkenntnisse<br />

einbringen! Dr. Elke Seidel, Kreistagsmitglied

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