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Taxi Times Special 2018 - Europäische Taximesse

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KÖLN<br />

DUELL DER<br />

MESSENACHBARN<br />

Auf der <strong>Europäische</strong>n <strong>Taxi</strong>messe trennen nur wenige Meter die Messestände<br />

von mytaxi und dem <strong>Taxi</strong> Ruf Köln. In der Philosophie, was man unter fairem<br />

Wettbewerb versteht, liegen zwischen den beiden Vermittlern jedoch Welten.<br />

Vergleicht man die Größe der beiden Messestände, wird<br />

das finanzielle Ungleichgewicht deutlich, mit dem die<br />

beiden Wettbewerber gegeneinander antreten. Hier der<br />

<strong>Taxi</strong> Ruf Köln, finanziert aus den Mitgliedsbeiträgen der Kölner<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer, mit rund 20 Quadratmetern, dort mytaxi mit<br />

der etwa vierfachen Standgröße. Seit mytaxi zum Daimler-Konzern<br />

gehört, scheinen die finanziellen Mittel schier unendlich. Grob<br />

geschätzt dürfte es ein zweistelliger Millionenbetrag sein, den<br />

sich Daimler Mobility Services jährlich den Kampf um Marktanteile<br />

in den Städten kosten lässt. Das Geld wird für eine Vielzahl<br />

von wiederkehrenden Rabattaktionen aufgewendet, die die Kunden<br />

der lokalen <strong>Taxi</strong>-Zentralen zu der App aus dem Hause Daimler<br />

locken sollen – und für die Rechtsstreite, die daraus resultieren.<br />

MYTAXI STÖSST AN JURISTISCHE GRENZEN<br />

Womit wir wieder in Köln wären, denn in keiner anderen Stadt<br />

bekommt mytaxi so oft und regelmäßig die juristischen Grenzen<br />

seines Handelns aufgezeigt wie in der Domstadt. Gegen vier<br />

Rabattaktionen von mytaxi in Köln ging die Genossenschaft <strong>Taxi</strong><br />

Ruf Köln vor und erzielte gerichtliche Verbote. <strong>Taxi</strong>-Unternehmer<br />

könnten sich nicht wie Daimler im Kampf um Kunden oder Fahrer<br />

Rabatte leisten, mal davon abgesehen, dass sie es wegen der<br />

Tarifpflicht gar nicht dürften. In Köln kam man damit durch, eine<br />

bundesweit von <strong>Taxi</strong> Deutschland angestrengte Klage scheiterte<br />

dagegen trotz klarer Pro-<strong>Taxi</strong>-Entscheidungen in den Vorinstanzen<br />

an der Kehrtwende des Bundesgerichtshofs (BGH): Eine nicht<br />

kostendeckende Werbung durch mytaxi sei nicht zu beanstanden,<br />

weil sie örtlich und zeitlich begrenzt wäre. Diese uneinheitliche<br />

Rechtsprechung führt nun dazu, dass mytaxi im Bundesgebiet<br />

regelmäßig Rabattaktionen durchführt, bei denen Köln immer<br />

explizit ausgenommen ist. Dabei geht es mitnichten „nur“ um wettbewerbsrechtlich<br />

umstrittene Rabattaktionen, mit denen mytaxi<br />

für Beschwerden sorgt. In Köln beklagt die <strong>Taxi</strong>genossenschaft, in<br />

der sich mit 1.100 <strong>Taxi</strong>s fast alle Unternehmer der Stadt zusammengeschlossen<br />

haben, ein zunehmend aggressives Auftreten des<br />

Tourenvermittlers. In einer E-Mail an Mitglieder der <strong>Taxi</strong> Ruf Köln<br />

eG, versendet von mytaxi, wurden kurz vor der Generalversammlung<br />

der Genossenschaft angeblich geplante Satzungsänderungen<br />

unterstellt, die die Mitglieder in ihrer „unternehmerischen Freiheit<br />

weiter einschränken“ würden.<br />

Belege für diese Behauptung lieferte mytaxi nicht. Pressesprecher<br />

Falk Sluga schrieb gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, mytaxi möchte<br />

sich – wörtlich – bei der Formulierung der Satzung der Genossenschaft<br />

einmischen und auch Juristen beauftragen, um – sinngemäß<br />

– nach Fehlern in der Satzung zu suchen. Implizit wurde<br />

in der E-Mail auch zur Abwahl von Aleksandar Dragicevic, Vorstandsmitglied<br />

der Genossenschaft, aufgerufen. Dragicevic sah das<br />

als persönliche Attacke, denn er gilt als Initiator der zahlreichen<br />

und bislang erfolgreichen Rechtsstreite gegen mytaxi.<br />

Nahezu zeitgleich zu dieser Einmischung war die Daimler-<br />

Tochter erneut vor Gericht gegen den <strong>Taxi</strong> Ruf Köln unterlegen.<br />

Per einstweiliger Verfügung untersagte das Landgericht Köln der<br />

„Intelligent Apps“, wie die Betreibergesellschaft von mytaxi offiziell<br />

heißt, Bestellungen innerhalb des Stadtgebietes an <strong>Taxi</strong>s, die keine<br />

Lizenz für Köln besitzen, zu vermitteln. Ein ortsunkundiger Fahrer<br />

befördert nämlich dann, von mytaxi per App beauftragt, ahnungslose<br />

Kunden zu einem anderen, meist teureren Umland-Tarif. Kundenbeschwerden<br />

liefen regelmäßig bei der <strong>Taxi</strong>-Genossenschaft<br />

auf. Das schadet nicht nur dem Fahrgast sowie dem Ansehen des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes, es führt auch die gesetzliche Regulierung des <strong>Taxi</strong>marktes,<br />

welche die Funktionsfähigkeit des <strong>Taxi</strong>marktes sicherstellen<br />

soll, ad absurdum. Die lokale zahlenmäßige Begrenzung der<br />

<strong>Taxi</strong>s soll das wirtschaftliche Auskommen eines <strong>Taxi</strong>s und somit<br />

die Versorgung rund um die Uhr absichern. Das seien „wettbe-<br />

8 OKTOBER/ <strong>2018</strong> TAXI

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