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Hinz&Kunzt 308 Oktober 2018

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Eine Getreidemühle könnte den Dorfbewohnern das mühsame Stampfen<br />

der Maiskörner ersparen. Bisher warten sie vergeblich darauf.<br />

und medizinische Versorgung, Straßen,<br />

Getreidemühlen und besseren Schutz.<br />

„Die Versprechen, die sie uns gaben,<br />

wurden nicht eingelöst“, sagt Mark<br />

Ojulu, als er an den ersten Lehmhütten<br />

seines Dorfes vorbeikommt. Noch immer<br />

fehlt den Menschen eine Getreidemühle,<br />

die ihnen das beschwerliche<br />

Mahlen per Hand erspart. Und einen<br />

Arzt finden sie erst in der nächsten<br />

Kleinstadt, die etliche Kilometer Fußweg<br />

über staubige Pisten entfernt liegt.<br />

Das Maisfeld von Mark Ojulu ist<br />

kaum größer als ein halber Fußballplatz.<br />

Trotzdem kann er davon zwölf<br />

Menschen ernähren. Neben seinem<br />

kleinen Sohn, seiner Frau und deren<br />

Mutter sind das Verwandte und auch<br />

einige bedürftige Nachbarn. „Ohne das<br />

Land wären wir aufgeschmissen“, sagt<br />

er. Allerdings gehört offiziell alles Land<br />

der Regierung. Pachtverträge oder andere<br />

Sicherheiten gibt es für die Kleinbauern<br />

nicht. Und so befürchtet Ojulu,<br />

auch noch seinen Familienacker zu verlieren<br />

– so wie viele Kleinbauern in der<br />

Region.<br />

„Fast alle umgesiedelten Dorfbewohner<br />

kommen aus Gebieten, wo das<br />

Land an Investoren vergeben wurde“,<br />

„Die gegebenen<br />

Versprechen<br />

wurden nicht<br />

eingelöst.“ MARK OJULU<br />

sagt der Mitarbeiter einer lokalen<br />

Nichtregierungsorganisation (NGO),<br />

die mit Programmen zur ländlichen<br />

Entwicklung in der Region aktiv ist. Die<br />

Organisation möchte anonym bleiben.<br />

So wie auch Kleinbauer Mark Ojulu<br />

32<br />

und die weiteren Akteure dieser Reportage.<br />

Kritiker landen in Äthiopien<br />

schnell im Gefängnis.<br />

Was aber macht die weit entlegene<br />

Region für Agrarinvestoren attraktiv?<br />

Durch Gambelas Tiefland fließen mehrere<br />

Seitenarme des Blauen Nil. Die<br />

Flüsse schwemmen fruchtbare Sedimente<br />

an. Angelockt werden die Agrarkonzerne<br />

aber nicht nur von den guten<br />

Böden. Seit internationale Konzerne,<br />

Geschäftsleute und Finanzfonds Agrarland<br />

als Investment entdeckt haben,<br />

verpachtet Äthiopiens Regierung große<br />

Landstriche für wenige Dollar pro<br />

Hektar und Jahr. Davon erhofft sie sich<br />

einen Wirtschaftsaufschwung und sprudelnde<br />

Steuereinnahmen – mit denen<br />

sich, so der NGO-Mitarbeiter, nur die<br />

Eliten bereichern würden, während den<br />

kleinen Leuten durch die Landvergabe<br />

die Existenzgrundlage entzogen wird.<br />

Rund 50 Investoren sind inzwischen<br />

in dem ostafrikanischen Land aktiv, aus

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