Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Eine Getreidemühle könnte den Dorfbewohnern das mühsame Stampfen<br />
der Maiskörner ersparen. Bisher warten sie vergeblich darauf.<br />
und medizinische Versorgung, Straßen,<br />
Getreidemühlen und besseren Schutz.<br />
„Die Versprechen, die sie uns gaben,<br />
wurden nicht eingelöst“, sagt Mark<br />
Ojulu, als er an den ersten Lehmhütten<br />
seines Dorfes vorbeikommt. Noch immer<br />
fehlt den Menschen eine Getreidemühle,<br />
die ihnen das beschwerliche<br />
Mahlen per Hand erspart. Und einen<br />
Arzt finden sie erst in der nächsten<br />
Kleinstadt, die etliche Kilometer Fußweg<br />
über staubige Pisten entfernt liegt.<br />
Das Maisfeld von Mark Ojulu ist<br />
kaum größer als ein halber Fußballplatz.<br />
Trotzdem kann er davon zwölf<br />
Menschen ernähren. Neben seinem<br />
kleinen Sohn, seiner Frau und deren<br />
Mutter sind das Verwandte und auch<br />
einige bedürftige Nachbarn. „Ohne das<br />
Land wären wir aufgeschmissen“, sagt<br />
er. Allerdings gehört offiziell alles Land<br />
der Regierung. Pachtverträge oder andere<br />
Sicherheiten gibt es für die Kleinbauern<br />
nicht. Und so befürchtet Ojulu,<br />
auch noch seinen Familienacker zu verlieren<br />
– so wie viele Kleinbauern in der<br />
Region.<br />
„Fast alle umgesiedelten Dorfbewohner<br />
kommen aus Gebieten, wo das<br />
Land an Investoren vergeben wurde“,<br />
„Die gegebenen<br />
Versprechen<br />
wurden nicht<br />
eingelöst.“ MARK OJULU<br />
sagt der Mitarbeiter einer lokalen<br />
Nichtregierungsorganisation (NGO),<br />
die mit Programmen zur ländlichen<br />
Entwicklung in der Region aktiv ist. Die<br />
Organisation möchte anonym bleiben.<br />
So wie auch Kleinbauer Mark Ojulu<br />
32<br />
und die weiteren Akteure dieser Reportage.<br />
Kritiker landen in Äthiopien<br />
schnell im Gefängnis.<br />
Was aber macht die weit entlegene<br />
Region für Agrarinvestoren attraktiv?<br />
Durch Gambelas Tiefland fließen mehrere<br />
Seitenarme des Blauen Nil. Die<br />
Flüsse schwemmen fruchtbare Sedimente<br />
an. Angelockt werden die Agrarkonzerne<br />
aber nicht nur von den guten<br />
Böden. Seit internationale Konzerne,<br />
Geschäftsleute und Finanzfonds Agrarland<br />
als Investment entdeckt haben,<br />
verpachtet Äthiopiens Regierung große<br />
Landstriche für wenige Dollar pro<br />
Hektar und Jahr. Davon erhofft sie sich<br />
einen Wirtschaftsaufschwung und sprudelnde<br />
Steuereinnahmen – mit denen<br />
sich, so der NGO-Mitarbeiter, nur die<br />
Eliten bereichern würden, während den<br />
kleinen Leuten durch die Landvergabe<br />
die Existenzgrundlage entzogen wird.<br />
Rund 50 Investoren sind inzwischen<br />
in dem ostafrikanischen Land aktiv, aus