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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
MIT SCHARF
NEWCOMER
SCHOOL
EDITION
WINTER 2018/19
RASSISTEN
AUFGEPASST!
SIE SIND HINTER EUCH HER
BRATAN DES MONATS:
CAPITAL BRA
Der erfolgreichste
Deutsch-Rapper
„Bratan, sag, wer von euch will jetzt Beef?“
Capital Bra ist momentan der erfolgreichste
Rapper Deutschlands. Neben Streaming-
Rekordzahlen knackt der „Bratan“ (Bruder),
der mit bürgerlichem Namen Vladislav
Balovatsky heißt, auch noch den Rekord für
vier Nummer-Eins-Hits in vier Wochen und
vier Songs gleichzeitig in den Top 10. Das
hat vor ihm noch kein deutscher Rapper
geschafft. Er hat sein Label „Team Kuku“
verlassen und ist jetzt bei Ersguterjunge,
dem Label von niemand geringerem als
Bushido, unter Vertrag.
Capital Bra wurde 1994 in Sibirien geboren
und kam als Kind über die Ukraine nach
Berlin. Seine Texte handeln vor allem vom
Knast und von Gewalt. Capi selbst begründet
das mit seiner schwierigen Kindheit und dem
Umfeld, in dem er aufwuchs. Als Jugendlicher
rutschte er ins Drogen-Milieu ab, saß
mehrmals im Gefängnis und war immer
wieder in Schlägereien verwickelt. Die Wut
und Frustration baut er durch seine Musik
ab. Eines ist klar: Capital Bra polarisiert und
hat wohl mindestens genauso viele Hater
wie Fans. Egal, wem es taugt oder
nicht: Der Bratan ist jetzt
da und ihr wisst
Bescheid.
19.–24.12.
Rathausplatz
St. Pölten
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120 Stunden live dabei
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Sony Music/Phong Le
/ MIT SCHARF / 3
3 STAR DES MONATS:
CAPITAL BRA
8 WAS UNS BEWEGT
Über Katja Krasavice, Faye Montana, RAF Camora,
„Out of Control“ und „Élite“
12 IVANAS WELT
Neo-Mama Ivana möchte in Ruhe ihr junges
Familienglück genießen.
14 SCHÜLERBLOGS
Wer will in die Politik und stimmt es, dass die
Menschlichkeit ausstirbt?
POLITIKA
16 SCHLUSS MIT DER
DISKRIMINIERUNG
Die Zivilgesellschaft hat eine Antwort auf den
Alltagsrassismus in Österreich: #nichtmituns
24 ULLI SIMA IN ZAHLEN
26 „SIE SIND JA
GANZ NORMAL.“
Das ist das größte Kompliment, das Lehrerinnen
mit Kopftuch während des Schulbetriebs hören.
Wir haben zwei von ihnen getroffen.
32 LIEBESERKLÄRUNG
AN DIE NMS
Biber-Redakteurin Melisa Erkurt kann das NMS-
Bashing nicht mehr hören und stimmt stattdessen
eine Liebesode an ihre SchülerInnen an.
34 SCHÜLERBLOGS
„Wenn Träume fliegen lernen“ und
„Zwischen Liebe und Hass“
26
DAS HAT ES
BIS JETZT
NOCH NICHT
GEGEBEN:
Lehrerinnen mit
Kopftuch erzählen
von ihrem Schulalltag
zwischen
komischen und
bewundernden
Blicken.
32
„HÖRT AUF, MEINE NMS SCHLECHT ZUREDEN.“
Melisa kann das Bashing der Mittelschule nicht
mehr hören und stimmt ein Lobeslied an die NMS-
SchülerInnen Wiens an.
IN HALT WINTER
2018/19
58 DANKE
An alle Newcomer-Partner. Ohne euch würde es
dieses Magazin nicht geben.
LIFE & STYLE
60 OSTEUROPA RULEZ!
Aleksandra gibt ihre Heimat Polen noch nicht auf,
schlürft an Omas Kompott und trägt Rubchinskiy-
Pullis im Gopnik-Style.
61 ARTUR IN DER
KÄLTEKAMMER
Sportskanone Artur hat sich einfrieren lassen.
Naja, nicht direkt: Er hat überlebt und berichtet
euch von seiner Erfahrung bei minus 90 Grad.
TECHNIK
62 INTELLIGENTE ZEIT
Adam testet die Huawei WatchGT, lässt sich mit
seinem Lieblingslied aus dem Schlaf wecken
und faltet Bildschirme wie Muskelpakete
Telefonbücher.
KARRIERE
64 „CASH RULES EVERYTHING
AROUND ME“
Andrea redet über Geld, den ersten Schritt und
nimmt ihre Zukunft in die eigene Hand.
65 LEHRLINGSSPECIAL
14 und jetzt? Wir haben die SchülerInnen einer
NMS-Klasse in Wien gefragt, womit sie in Zukunft
ihr Geld verdienen möchten. Außerdem: Ali
Mahlodji will immer alles: Zehn Jobs, die euch
garantiert voranbringen und Gymnasialabbrecher
als Durchstarter.
RAMBAZAMBA
48 LERN‘S IN DEN STREETS!
Im Käfig, auf der Baustelle oder zu Hause bei
Freunden – der beste Sprachkurs ist gratis und
kommt ohne Abschlussprüfung aus.
54 STRENGE SCHWESTER
Sie half ihren Geschwistern beim Vokabeln
Pauken und unterschrieb im Mitteilungsheft.
Dabei war Aadilah gerade mal 13 Jahre alt.
56 SCHÜLERBLOGS
Schluss mit dem falschen Schönheitsbild!
Warum wird Mädchen von klein auf vermittelt, wie
sie sich benehmen sollen?
#NICHTMITUNS
Es war nur eine Frage der Zeit: Junge
Zivilbewegung lässt sich die Alltagsdiskriminierung
nicht mehr gefallen.
16
65
UND JETZT?
Bäckerin, Informationstechnikerin oder
doch Polizistin? Wir stellen dir die zehn
gefragtesten Jobs vor!
Marko Mestrović, Christoph Liebentritt, Susanne Einzenberger. Cover: Marko Mestrović
KULTUR
86 YOUTUBER-GIPFEL
IN BERLIN
Jelena fragt sich, warum Bücher fad sein müssen,
empfiehlt den Film „Female Pleasure“ und
interviewt Youtube-Star LeFloid
89 BYE BYE , SCHÖNE HEIMAT
Fredi kann es nicht fassen. Ihr Opa ist gestorben
und damit auch ihr altes Kinderzimmer.
90 TODOR
fragt sich, wenn er an die Proteste in Frankreich
denkt: „Warum fahren die nicht mit dem Rad zu
den Demos?“
4 / MIT SCHARF /
/ MIT SCHARF / 5
Liebe LeserInnen,
Sogenannte „Brennpunktschulen“ sind spätestens seit den
Berichten über den „Kulturkampf im Klassenzimmer“ in
aller Munde. Doch über etwas zu berichten, ohne es selbst
erlebt zu haben, war nie unsere Art. Chefreporterin Melisa
Erkurt hat es vorgemacht und gezeigt, wie viele tolle
Kinder es in den Neuen Mittelschulen gibt. Indem man
nicht über, sondern mit den Kindern spricht. Lest ab Seite
32 die Liebeserklärung der „Newcomer“-Leiterin an ihre
NMS-Schüler.
Während die Regierung im Kindergarten und in
den Volksschulen Kopftücher verbieten will und der
Rassismus in Österreich steigt, wächst auf der Seite der
Zivilbevölkerung der Widerstand. #NICHTMITUNS sagen
Rapper T-Ser, Politikerin Faika El-Nagashi, Journalistin
Nour Khelifi und Aktivist Rami
Ali. Über die neue Generation
des Widerstands und darüber,
was man als Einzelperson
gegen Rassismus tun kann ab
Seite 16
IMPRESSUM
MEDIENINHABER:
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,
Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:
Simon Kravagna
STV. CHEFREDAKTEUR/IN:
Amar Rajković
Delna Antia (karenziert)
CHEFiNNEN VOM DIENST:
Amar Rajković
Aleksandra Tulej
CHEFREPORTERIN:
Melisa Erkurt
FOTOCHEF:
Marko Mestrović
KOLUMNIST/IN:
Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov
REDAKTION & FOTOGRAFIE:
Emira Abidi, Bilal Albeirouti, Soza
Almohammad, Aadilah Amin,
Adam Bezeczky, Petimat Dadajeva,
Alex Dietrich, Emir Dizdarević, Aida
Duric, Susanne Einzenberger, Nada
El-Azar, Maryam Ghanem Andrea
Grman, Samira Hartl, Nour Khelifi,
Sophie Kirchner, Christoph Liebentritt,
Zoe Opratko, Jelena Pantić-Panić,
Aleksandra Tulej, Sarah Wagner,
Artur Zolkiewicz
ART DIRECTOR: Dieter Auracher
LEKTORAT:
Birgit Hohlbrugger
CORPORATE SOCIAL INNOVATION:
Andrea Grman
BRANDED CONTENT:
Katja Trost
BUSINESS DEVELOPMENT:
Andreas Wiesmüller
GESCHÄFTSFÜHRUNG:
Simon Kravagna
Wilfried Wiesinger
REDAKTIONSHUNDE:
Tito, Casper
BAWAG-PSK:
KARRIERE MIT LEHRE
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KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH
Quartier 21, Museumsplatz 1,
E-1.4, 1070 Wien
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6 / MIT SCHARF /
DIE SEX-YOUTUBERIN UND DER TEENIE-STAR:
DIE SELTSAME KOMBI
KATJA KRASAVICE
UND FAYE MONTANA
Die Leipziger Erotik-Youtuberin Katja
Krasavice veröffentlicht auf der
Plattform Videos wie „Ich befriedige
mich mit einer Gurke“ oder „Mit diesen
Fans würde ich Sex haben“ – und das
sind noch die harmlosesten. Zudem
hat die 22-jährige Katja schon einige
Songs rausgebracht, die klingenden
Titel sagen auch viel aus: „Sextape“
und „Doggy“. Eines ist klar: Katjas
Inhalte sind alles andere als jugendfrei.
Nun scheint der Youtube-Star
eine neue beste Freundin gefunden
zu haben: Die 15-jährige Youtuberin
Faye Montana, Tochter der deutschen
Schauspielerin Anne-Sophie Briest.
Faye dreht Videos über Schmink-Tipps,
Schul- und Lernroutine oder Ausflüge
nach Disneyland. Ihre Uploads tragen
Titel wie „Ich zeige euch mein Zeugnis“.
Das Leben einer normalen, braven
15-Jährigen eben. Auf Katjas Kanal
findet man jetzt ein Video namens
„Schlucken oder Spucken mit Faye
Montana“ – es handelt sich um eine
harmlose Challenge, in der Katja und
Faye mit verbundenen Augen erraten,
welche Getränke sie gerade probiert
haben. Der Titel ist natürlich absichtlich
zweideutig gewählt. Es folgen
noch mehr Videos von Katja und Faye
zusammen. Der Haken: Katja hat dank
ihren expliziten Inhalten schon einen
Namen als Sex-Youtuberin. Nur: Katja
ist erwachsen, Faye noch nicht einmal
16. Für Katja bedeutet diese Kooperation
mehr Skandale und Provokationen,
und vor allem: mehr Abos und Views.
Fayes Zuseherschaft ist nochmal jünger
als Katjas. Wir wollen hier keine Demoralisierung
der Jugend wittern, aber
hoffen, dass Faye sich bewusst ist, was
diese Videos für ihre Zukunft bedeuten
könnten. Und dass es bei harmlosen
Comedy-Inhalten bleibt. Zumindest, bis
sie volljährig ist.
13 Songs
aus dem neuen Album von
RAF Camora waren in den
Top 15 der Ö3 Charts
Am
07.09.2018
starb Rapper Mac Miller an
einer Überdosis
Rashida Tlaib
und Ilhan Omar:
2
muslimische Frauen sind
erstmals Teil des US-Kongresses
481.959
Unterschriften konnte
das Frauenvolksbegehren
sammeln
Dieses Jahr feiern wir
100
Jahre Frauenwahlrecht in
Österreich
PA / picturedesk.com, Katja Krasavice, Faye
AS UNS BEWEGT
Von Aleksandra Tulej, Samira Hartl und Petimat Dadajeva
Entgeltliche Einschaltung
WAS ARIANA GRANDE VON IHREN EXFREUNDEN GELERNT HAT
Ariana Grande überraschte ihre Fans mit dem Song
ICH HAB DEN BISS
FÜR MORGEN.
ICH BIN EINE MACHERIN.
„Thank U, Next“, der am ersten Tag ganze 8,2 Millionen
Mal gestreamt wurde. Die Sängerin veröffentlichte den
Song auf ihrem YouTube Kanal eine halbe Stunde bevor
ihr Ex-Verlobter Pete Davidson, von dem sie sich vor
Kurzem getrennt hat, bei Saturday-Night auftrat. Der
Song ist eine Art Dankesrede an alle ihre Ex-Freunde.
Nicht gerade das, was man aus der Pop-Welt gewohnt
ist, da es meist nach einer Trennung böses Blut und
Rache-Hits gibt. Aber Ariana schlug einen anderen Weg
ein und bedankt sich für die gemeinsame Zeit. Unter
anderem auch bei ihrem Ex-Freund Mac Miller, der vor
einem Monat verstorben ist. Das Lied wird in den sozialen
Netzwerken als eine Art „Break Up Anthem“ gefeiert.
So wird die Textstelle “one taught me love/one taught
me patience/and one taught me pain”, auf Twitter innerhalb
kürzester Zeit zu einem Meme und bietet Freiraum
für Spekulationen, welcher Ex ihr was beigebracht hat.
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8 / MIT SCHARF /
AS UNS BEWEGT
„ÉLITE“
DAS HIGHSCHOOL-TEENIE-
DRAMA MIT KOPFTUCH
Drogen, Reichtum, Homosexualität, heimliche
Liebe, Intrigen – das perfekte Rezept
für eine erfolgreiche Teenie-Serie, oder?
Was, wenn man noch strenge muslimische
Eltern, religiöse Konflikte und damit verbundene
Gewissensbisse mit reinnimmt? Die
spanische Netflix-Show „Élite“ verkörpert
all das und feiert momentan internationalen
Erfolg. Wir haben uns die ersten Folgen
angesehen und das Fazit lautet: „Élite“ ist
„Gossip Girl“, „Pretty Little Liars“ und ein
Hauch von „Tote Mädchen lügen nicht“ miteinander
vereint. Was will man mehr? „Élite“
spielt an einer Privatschule in Madrid, wo die
Reichen und Schönen auf drei Mitschüler aus
ärmlichen Verhältnissen treffen. Mehr verraten
wir aber nicht. Macht euch selbst ein Bild
– Neflix hat bereits bestätigt, dass es eine
zweite Staffel geben wird.
„YOUTUBE
WIRD
GELÖSCHT!?“
„Mein Kanal wird gelöscht!“.
YouTube-Stars haben mit
solchen Videos ihre Fans in
Panik versetzt. Anlass dazu
ist Artikel 13 der neuen Urheberrechtslinie
der EU. Darin
heißt es, dass zukünftig Plattformen
wie YouTube haften,
wenn Urheberrechtsverletzungen
auftreten. Deswegen
sollen sogenannte Uploadfilter
zum Einsatz kommen, die
problematische Inhalte sofort
herausfiltern. Sprich: Wenn
ein YouTuber ein neues Video
mit einem Song hochlädt, für
den er keine Rechte hat, wird
es von YouTube gesperrt.
Bei vielen YouTubern hat
diese Änderung jetzt Panik
ausgelöst – unbegründet wie
Experten meinen. Noch steht
nämlich nicht fest, wie genau
der Artikel 13 lauten wird.
Solange die YouTuber wie bisher
ihr Ding machen, ändert
sich nichts – Uploadfilter werden
bereits jetzt eingesetzt.
Vorerst heißt es cool bleiben
und nicht alles glauben,
was manche Influencer in
ihren Videos behauptet. Die
profitieren nämlich durchaus
von der Angst der Fans, so
viele Klicks wie in den letzten
Tagen haben sie selten
bekommen.
DAS
INTERNET
VERGISST
NICHT
„Was passiert mit
meinem Snap, nachdem
ich ihn verschickt
habe? Der verschwindet
doch? Oder mit meinem
Instagram-Foto, das mir
nicht mehr gefällt, und
das ich gelöscht habe?’’
diese Fragen dürften sich
viele von euch stellen.
Die Ausstellung „Out of
Control“ in der Arbeiterkammer
Wien liefert
euch Antworten auf
diese Fragen. Eines vorab:
Das Internet vergisst
nicht. All eure Daten sind
irgendwo in den Tiefen
und Weiten des World
Wide Web gespeichert.
Ja, auch eure Snapchatbilder
aus 2013 könnte
man heute noch abrufen.
Wie genau das funktioniert,
was das Internet
sonst noch so über euch
weiß und vor allem was
ihr gegen Datenmissbrauch
machen könnt,
erfährt ihr bei „Out of
Control“. Ihr könnt dort
sogar herausfinden, in
wie vielen Minuten es
ein Hacker schafft, euer
Passwort zu knacken.
Nichts wie hin!
wien.arbeiterkammer.at
Netflix
#zusammenhalten
Gemeinsam unterwegs sein braucht Respekt und
Rücksichtnahme. Denn wir sitzen alle im selben Zug.
10 / MIT SCHARF /
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin
Ivana Cucujkić über ihr daily life.
IVANAS WELT
Foto: Igor Minić
bmf.gv.at
BMF/Fotolia
BALKANKIND, FREMDBESTIMMT
Ich dachte echt, wenn ich erst mal den wichtigsten Punkt auf der Jugo-
Checklist abhake, nämlich den seit der Volljährigkeit eingeforderten
Nachwuchs abliefere, werde ich endlich als mündige Erwachsene respektiert.
Bei Vorsätzen fürs neue Jahr verhält es sich wie mit
pünktlichen Verabredungen mit den Cousins. Sie
werden nicht eingehalten.
Letztes Jahr zu dieser Zeit war ich hochschwanger
und die Motivation, ins neue Jahr mit neuem Baby
und ganz bestimmten Vorstellungen über das Familienleben
durchzustarten, war mindestens genauso
groß wie mein Bauchumfang.
Strikt gesund und bio wollt ich mich ernähren, das
Baby fair und ökologisch einwandfrei einkleiden, es
mehrsprachig erziehen, mit sinnvollem Spielzeug
fördern und YouTube nicht als verzweifelten Nanny-
Ersatz penetrieren. Das alles gelingt mal besser,
und manchmal halt gar nicht.
cucujkic@dasbiber.at
Falsch gedacht.
12 / MIT SCHARF /
AUF KEINEN FALL BABY-BESUCHS-MARATHON
Vor allem aber wollte ich das aufregende Projekt
„Wir sind jetzt zu dritt“ langsam und entspannt angehen.
Mich und uns nicht stressen lassen. Von
niemandem. Erstmal kennenlernen, die Geburt verarbeiten,
richtig ankommen. Wochenlang isoliert
im Pyjama, im Mikrokosmos unseres Wohnzimmers
einchecken, ohne Besuch, ohne Baby-Präsentationstermine.
Soweit der Plan. Nicht umsonst heißt
die Zeit nach der Geburt „Wochenbett“, in der jede
Aktivität, die über den Gang bis zur Küche hinausgeht,
einem Cardio-Workout gleicht.
Dieser Plan hat genau gar nicht gehalten. Bei meiner
romantischen Vorstellung von Familienzusammenführung
hab ich meine Verwandten nicht bedacht.
Bewaffnet mit Blumen, Geschenken und einem unerschöpflichen
Repertoire an „Als unser kleine Dalibor
geboren wurde“-Anekdoten, standen diese in
den Startlöchern für die Baby-Bestaunen-Besuche.
Ich dachte echt, wenn ich erst mal den wichtigsten
Punkt auf der Jugo-Checklist abhake, nämlich den
seit der Volljährigkeit eingeforderten Nachwuchs
abliefere, steige ich auf in der Wertschätzungshierarchie
meiner Familie. Dann werde ich endlich in
den elitären Klub der mündigen Erwachsenen aufgenommen.
Meine Wünsche und Grenzen werden
respektiert. Ahahahahahah. Ich hatte einfach vergessen,
von wo ich komme. Lag wohl an der Still-
Demenz.
HAB ICH SOUVERÄN DURCHGESETZT!
Wenige Wochen nach der Entlassung aus dem
Krankenhaus, mit immer noch halbzerstörtem Unterleib,
fand ich mich also im Baby-Welcome-Party-Wahnsinn
wieder. Enger Raum, viel Lärm, viele
Leute, noch mehr Hände, die das zwei Monate alte
Geschöpf wie einen Joint einmal im Kreis herumreichten.
Die zahlreichen Geldgeschenke fürs Baby - diese
Jugo-Tradition lob ich mir wirklich - quittierte ich als
adäquates Schmerzensgeld.
Nun nähert sich bald der erste Geburtstag. Wir haben
uns vorgenommen, keine große Sache daraus
zu machen. Eine Torte und viel Dreisamkeit. Auf keinen
Fall übertrieben und peinlich. Aber wie das so
ist mit guten Vorsätzen und Grenzen: Sie werden
nicht eingehalten. Frohes neues Jahr! ●
Entgeltliche Einschaltung
Spenden
und automatisch
Steuern sparen
Spendenabsetzbarkeit –
einfach automatisch
Sie brauchen Ihre Spenden nicht mehr
in Ihrer Arbeitnehmerveranlagung bzw.
Steuererklärung einzutragen, Ihr Finanzamt
berücksichtigt sie automatisch als
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Spende informieren. Das erfolgt durch
einen automatischen Datenaustausch
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Vor- und Nachnamen sowie Ihr Geburtsdatum
kennen, damit sie Ihr Finanzamt
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auf der Sie Ihre Daten im Feld Verwendungszweck
angeben. Wichtig: Die
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• Kirchenbeiträge
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gesetzlichen Pensionsversicherung
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sie die Spendenorganisation durch
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an Ihr Finanzamt. Die rechtliche Grundlage
dafür ist das Österreichische Datenschutzrecht,
das besonders streng ist.
Infos auf einen Blick
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1.1.2017“ zum Download: bmf.gv.at >
Publikationen
Weitere Details zur Spendenabsetzbarkeit:
bmf.gv.at/spenden
MEINUNG
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MENSCHLICHKEIT
STIRBT
Viele Inländer haben den Eindruck von Migranten, dass sie
aus Spaß nach Wien gezogen sind, obwohl alle ihren eigenen
Grund haben. Manche sind aus dem Krieg hergezogen,
andere weil sie in ihrer Heimat schlecht behandelt worden
sind und die meisten weil man in Wien bessere Lebensmöglichkeiten
hat. Viele meiner Freunde waren in einer schrecklichen
Situation, in der man sie wegen ihrer Herkunft oder
ihrer Muttersprache diskriminiert hat. Ein Freund von meiner
Klasse wurde auf der Mariahilferstraße von einer jungen
Dame beschimpft, weil er auf Bosnisch telefonierte. Als er
anfing zurückzureden, verpasste die Frau ihm eine Ohrfeige.
Ein anderes diskriminierendes Thema in Wien ist auch zum
Beispiel das Kopftuch. Viele Frauen wurden wegen ihres
Kopftuchs miserabel behandelt. Das Kopftuch sollte nicht
den Charakter einer Person ausmachen. Ich selber konnte
beobachten, wie eine Frau mit Kopftuch von einem alten
Mann beschimpft wurde, kurz darauf versuchte der Alte
ihr das Kopftuch herunterzureißen. Das war ungefähr vor
2 Jahren. Solche Sachen passieren oft in Wien. Jetzt will
man sogar ein Kopftuch-Verbot in Österreich einführen.
Nicht nur auf der Straße wird man diskriminiert, auch in
der Schule oder in einem Sportverein gibt es Momente, wo
man sich bedrängt/angegriffen fühlt. Mein Nachbar erzählte
mir von seiner alten Klasse. Er meinte, dass er einer von
den Wenigen mit Migrationshintergrund in der Schule war.
Er wurde fast jeden Tag gemobbt, bis er draufkam, dass sie
ihn wegen seiner Herkunft gemobbt haben. Als er mit dem
Direktor darüber sprach, hörten seine Klassenkameraden auf,
ihn zu nerven.
Vor drei Jahren kam ein neuer Spieler zu dem Verein,
in dem ich derzeit spiele. Er war aus Venezuela. Mir erzählte
er, dass sein Vater in Wien arbeiten muss, deswegen sind
sie hergezogen. In der Schule wurde er gemobbt, weil er die
deutsche Sprache nicht beherrschte. Am Anfang bemerkte
er nicht, dass sie über ihn geredet haben. Mit der Zeit verstand
er die Sprache und somit fing er an sich zu verteidigen.
Heutzutage fehlt den Menschen die Menschlichkeit.
Wir sollten verstehen, dass wir alle im selben Boot sitzen.
Hasan ist 17 und besucht die HTL10.
ENDLICH WEG
Meine Familie ist nicht perfekt. Keine Familie ist
perfekt und das ist die Wahrheit. Jede Familie hat ihr
eigenes Geheimnis. Vom Betrügen bis hin zu Gewalt
und Alkoholkonsum müssen viele Familien mit solchen
Problemen zurechtkommen. Mit jeder Familie kommt
eine eigene Geschichte von Angst bis hin zu Leid,
aber viele sagen nichts. Man ruft nicht die Polizei an,
man sagt nichts aus Angst und damit die Kinder nicht
glauben müssen, dass ihr Vater oder ihre Mutter ein
schreckliches Monster ist, das sie/ihn schlägt oder
sie/ihn missbraucht! Meine Geschichte beginnt im
Jahr 2004, als ich geboren wurde. Ich kann mich nicht
an meine Geburt erinnern, das ist glaub ich normal,
dass man sich an seine eigene Geburt nicht erinnern
kann. Naja egal, ich bin das zweite Kind meiner
Mutter. Meine Eltern streiten zwar viel, aber sie sagen,
dass sie sich immer noch lieben. Vor drei Jahren
hat meine Mutter jedoch erfahren, dass mein Vater
sie betrogen hat. Leider nicht nur einmal, sondern
mehrmals. Ganze zwei Jahre hat mein Vater dieses
Geheimnis mit sich rumgetragen. Er hat ein Doppelleben
geführt und das obwohl er Frau und Kinder
zuhause hat. Eines Abends hat meine Mutter das
Handy von meinem Vater genommen und die SMS an
seine andere Frau gesehen. Er hätte das niemals tun
sollen. Sie hat ihn ein paar Mal darauf angesprochen,
aber er wollte es nicht zugeben. Meine Mutter hat ihn
aber immer wieder gefragt und irgendwann hat er es
dann zugegeben. Meine Eltern haben dann darüber
mit uns gesprochen und uns erzählt was passiert ist.
Meine Mutter wollte zuerst auch die Scheidung, aber
sie hat es sich wieder anders überlegt. Ich finde, dass
mein Vater einen großen Fehler gemacht hat, aber
meine Mutter genauso. Ich selbst finde, dass das alles
umsonst war. Ich bin froh, wenn ich bald 18 bin, damit
ich endlich ausziehen kann.
Anonym
AKTUELLE
INFO? IMMER
DABEI.
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Mit der Stadt-Wien-live-App werden gewünschte Infos automatisch sowie personalisiert aufs Handy geliefert
und so ein direkter Zugang zu passenden digitalen Angeboten der Stadt ermöglicht. So ist man beispielsweise
immer über ausgewählte Veranstaltungen und Events in Wien informiert. Und für den Heimweg ohne
Wartezeit können für jede Linie der öffentlichen Verkehrsmittel etwaige Störungsmeldungen in Echtzeit
abonniert werden.
14 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF //
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„RASSISTEN HABEN
JETZT BACK-UP
VON OBEN“
T-Ser, Rap-Künstler
DER
ALBTRAUM
DER
RASSISTEN
EIN RAPPER, EINE POLITIKERIN, EIN AKTIVIST UND EINE
JOURNALISTIN MACHEN GEMEINSAME SACHE. ZIEL: DEM
AUFKOMMENDEN RASSISMUS IN ÖSTERREICH DIE STIRN BIETEN.
DIE GESICHTER HINTER #NICHTMITUNS.
Text: Aleksandra Tulej, Fotos: Marko Mestrović
All different, all equal. Das ist doch nicht so schwer,
oder? “, fragt Politikerin Faika El-Nagashi, während
sie gemeinsam mit Rap-Künstler T-Ser, Journalistin
Nour Khelifi und Aktivist Rami Ali beim Biber-
Cover-Shooting in der Runde sitzt. Die vier Aktivisten probieren
Teile des Labels „Kids of the Diaspora“ an und werden darin
auf unserer Titelseite abgelichtet. In diesem Fall spricht die
Mode eine politische Sprache. Alle vier haben keinen Bock
mehr, sich vor dem Rassismus in Österreich zu ducken. Und
wie sie das machen? Die neue Generation des Widerstands
versteckt sich nicht mehr. Sie ist da, sie ist laut, sie ist präsent.
Und Widerstand heißt längst nicht mehr, sich bereits dagewesenen
Strukturen oder Parteien anzuschließen. Die Zivilbevölkerung
ergreift Eigeninitiative. Genau wie die Gesichter der
Bewegung #nichtmituns.
„WIR SIND HIER NICHT IN TIMBUKTU“
„Diesen Hashtag #nichtmituns gab es schon länger, wir haben
ihn aber für die Aktion verwendet, um auf Racial Profiling und
rassistische Kontrollen aufmerksam zu machen“, sagt der
österreichische Rap-Künstler T-Ser. Der Salzburger mit nigerianischen
Wurzeln wurde vor einigen Wochen in einem Wiener
Park von Polizisten kontrolliert. Laut Polizei handelte es sich
hierbei um eine reguläre Schwerpunktkontrolle. T-Ser und seine
Label-Kollegen, die ebenfalls bei der Aktion mit dabei waren,
sahen darin einen klaren Fall von Racial Profiling. Sie filmten
den Vorfall und stellten ihn unter dem Hashtag #nichtmituns
ins Netz. Damit lösten sie eine Welle des Widerstands aus:
Immer mehr Menschen schreiben unter diesem Hashtag über
ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung.
Schnell wird klar, dass T-Ser’s Erlebnis kein Einzelfall war.
Laut dem ZARA-Rassismus-Report 2017 wurden vergangenes
Jahr in Österreich 1.162 rassistische Vorfälle dokumentiert.
Im Vergleich dazu zeigt die ZARA-Statistik 2005 insgesamt 406
dokumentierte Vorfälle. Ein Großteil der Fälle im vergangenen
Jahr fand im Internet oder im öffentlichen Raum statt. Das
bedeutet nicht zwingend, dass die Vorfälle mehr werden, sie
werden einfach öfter zur Anzeige gebracht. Rassismus wird
nicht mehr totgeschwiegen. Und dafür war es höchste Zeit.
T-Ser wird, wie er sagt, aufgrund seiner Hautfarbe mit
Rassismus konfrontiert, seitdem er ein Kind ist: „Schon in der
Schule habe ich mir von Lehrern Sachen angehört wie „ob ich
denn aus dem Dschungel komme“, oder dass wir „hier nicht in
Timbuktu sind“, erzählt der junge Salzburger. T-Ser`s Mutter ist
halb Schwedin, halb Österreicherin, sein Vater ist Nigerianer.
„Rassismus hat es hier immer schon gegeben, aber durch die
16 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 17
neue Regierung müssen sich Rassisten nicht mehr verstecken
– sie haben jetzt quasi Back-up von oben.“ sagt T-Ser.
Ob der Rassismus in Österreich durch die neue Regierung
salonfähiger geworden ist? Egal ob es das E-Card-Ali-Video
der FPÖ, das ständige Köcheln rund ums Kopftuch durch die
Regierung oder das Posten problematischer Inhalte durch
FPÖ-Politiker ist: Auch im Alltag und auf der Straße steigt die
Bereitschaft, dem Hass freien Lauf zu lassen, so die Aktivisten.
„Rassistisch veranlagte Menschen fühlen sich durch die
neue Regierung quasi darin legitimiert, ihre verachtenden
Ansichten zu äußern und diesen Rassismus zu leben’’, sagt
die Journalistin Nour Khelifi. Sie selbst hat tunesische Wurzeln
und trägt ein Kopftuch. „Plötzlich sagen Leute, die man schon
lange kennt, Dinge, die sie sich vor ein paar Jahren nie getraut
hätten von sich zu geben“, sagt sie. Angst,
Neid und Missgunst sind laut Khelifi die
ausschlaggebenden Elemente dafür, dass
jemand sich rassistisch verhält. Und davon
bekommt sie als sichtbare Muslima oft
etwas mit. „Ich werde im Zuge meiner
Arbeit oft zuerst auf mein Kopftuch reduziert,
bevor ich als Reporterin wahrgenommen
werde“, sagt sie. Ob schiefe Blicke
in den Öffis, Extrakontrollen am Flughafen
oder Erstaunen über ihr einwandfreies
Deutsch: „Oft stoße ich auf Verwunderung,
wenn die Menschen merken, dass
ich mich gut artikulieren kann, die Sprache
beherrsche und auch sonst eine normale
Bürgerin bin“, erklärt sie. Doch woher
kommt der Rassismus überhaupt und
wieso wird er von vielen Menschen im Jahr 2018 noch gelebt?
„Niemand kommt als Rassist auf die Welt. Menschen
werden zu Rassisten gemacht“, sagt der Wiener Politologe und
Aktivist Rami Ali. Er selbst hat ägyptische Wurzeln und auch
ihm sind laut eigener Aussage Erfahrungen mit Rassismus
nicht fremd. „Menschen werden hineingeboren in ein System,
dessen Institutionen, dessen Sprache von Rassismus geprägt
ist. Für viele erfüllt Rassismus eine ganz simple Funktion:
Aufwertung des Selbst durch Abwertung des „Anderen“. Man
müsse dann laut dem Politologen nur an die geschichtlichen
Darstellungen der oder des „Anderen“ denken, die dann in der
Regel schwarz waren.
„Man muss sich nur ansehen, wie Afrikaner von Europäern
„
NIEMAND
KOMMT ALS
RASSIST
AUF DIE
WELT
“
seit jeher dargestellt wurden. Ich denke, dass das bis heute
nicht aktiv aufgearbeitet wurde“, sagt T-Ser dazu.
„DER ÖVP-RASSISMUS IST
UNTERSCHWELLIGER“
Fakt ist, dass rassistisch motivierte Vorfälle in Österreich
immer öfter zur Anzeige gebracht werden. Ob das eine Reaktion
auf das Handeln der momentanen Regierung ist? Rassismus
hat „keinen Platz“ in der FPÖ – behauptet Vizekanzler
und FPÖ-Chef Strache. Dennoch schafft es die Partei immer
wieder in die Schlagzeilen, weil Politiker, Mitarbeiter und
Anhänger mit rassistischen Äußerungen oder Übergriffen auf
sich aufmerksam machen.
„In den letzten Jahren gab es so gut wie regelmäßig
rassistische ‚Einzelfälle‘. Die FPÖ bedient
sich nicht nur rassistischer Grundhaltungen
in der Gesellschaft, nein, sie
trägt maßgeblich zu deren Verbreitung
bei, indem sie Feindbilder postuliert,
Angst schürt und gegen Minderheiten
– allen voran die muslimische – hetzt“,
sagt Aktivist Rami Ali dazu. „Wenn
Gudenus davon spricht, dass es ein
‚Bekenntnis zu einem weißen Europa‘
braucht, dann ist das offener, ungeschminkter
Rassismus. Wenn Sujets, in
denen es um die Kürzung von sozialen
Leistungen, um Betrug im Gesundheitssektor
oder um die Kürzung des Kindergelds
für im Ausland lebende Kinder
meist mit kopftuchtragenden Muslimas
bebildert werden, dann ist das klassischer antimuslimischer
Rassismus und Feindbildetablierung. Die FPÖ bedient damit
ein ganz spezifisches, hoch-emotionalisiertes, von Angst
durchtriebenes Klientel“, findet er.
Die ÖVP hingegen bedient laut Ali ein anderes Klientel,
indem sie zu eben diesen rassistischen Ausfällen des Koalitionspartners
oft schweigt. „Der ÖVP-Rassismus ist unterschwelliger,
schicker, quasi mit Krawatte – angepasst an die
WählerInnenschaft, die vielleicht oft ähnlich wie ein Strache
denkt, der dieser aber doch zu ungezogen und forsch ist“,
fasst der Aktivist zusammen.
Er will aber nicht warten, bis sich von selbst etwas in der
Politik und damit auch in der Zivilgesellschaft ändert. Des-
AN WEN KANN ICH MICH WENDEN, WENN ICH DISKRIMINIERUNG ERFAHRE?
SPRICH DARÜBER: Egal, ob du deine
Erfahrung oder einen Vorfall einer
vertrauten Person, einem Lehrer/einer
Lehrerin, deinem besten Freund oder
deiner Mama erzählst: Wichtig ist es,
nicht zu schweigen.
SCHAU NICHT WEG: Wenn du siehst,
dass eine Person in deinem Umfeld
oder auch nur in deinem Blickfeld
diskriminiert wird, schreite ein. Frage
die Person, wie du helfen kannst. Das
ist insbesondere wichtig, wenn es sich
bei dem Opfer um eine jüngere oder
schwächere Person handelt.
SOCIAL MEDIA: Teile deine Erfahrungen
mit Rassismus und Diskriminierung
auf Social Media – heutzutage
sind soziale Medien und das Internet
eine gute Plattform, um sich auszutauschen.
#nichtmituns
„WIR SIND ANDERS ALS DIE
GENERATION UNSERER ELTERN“
Faika El-Nagashi, Politikerin
18 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 19
„ICH WILL, DASS
RASSISTEN SICH
UNWOHL FÜHLEN“
Rami Ali, Politologe
halb beschloss er, selbst zu handeln.
Gemeinsam mit der Grünen-Politikerin Faika El Nagashi
hat er www.nichtmituns.org. ins Leben gerufen.
„ICH WILL, DASS RASSISTEN SICH
UNWOHL FÜHLEN“
Auf der Website findet man Infos zu Dingen wie „Wie gehe
ich mit Rassismus um?“, „Welche Rechte habe ich bei
Polizeikontrollen?“, etc. „Unsere Kampagne verkörpert im
Grunde alles, was man gegen Rassismus tun kann: Den
Rassismus aufzeigen und skandalisieren, wodurch dessen
Normalisierung entgegengewirkt wird. Ja, ich will, dass sich
RassistInnen unwohl fühlen. Laut sein und trotz aller Barrieren
den Platz in der Gesellschaft einfordern, der einem/r
zusteht. Räume schaffen, in denen man sich mit anderen
Betroffenen über entwürdigende, schmerzhafte Erfahrungen
austauschen kann“, so der Politologe. Es braucht laut ihm
einen Safe Space. Eine der Aufgaben von Nichtmituns ist es
auch, solch einen Safe Space zu bieten.
„Es geht uns darum, in solidarische Zusammenarbeit zu
treten. Nach dem Vorfall mit T-Ser hatten wir eine Podiumsdiskussion
zum Thema Rassismus und waren uns einig,
dass wir diese Veranstaltungen weiterführen wollen, egal
um welche Community es geht: Ob Muslime, Roma oder
die LGBTIQ Community“, sagt Faika El Nagashi. „Wir sind
feministisch, inklusiv und divers. Ich bin selbst eine sichtbare
woman of color, habe ägyptische und ungarische Wurzeln
und bin lesbisch. Wir wollen einfach zeigen, dass wir alle hier
sind, alle unseren Platz haben und man sich uns gegenüber
korrekt verhalten muss. Quasi nach dem Motto: All different,
all equal. Aber wir sind alle da“, sagt sie.
Dieses „Wir sind alle da“, dieses Aufzeigen und auf sich
Aufmerksam-Machen in dieser Causa ist dabei eine relativ
neue Art.
Die Generationen davor gingen anders mit dem Thema
Rassismus um. Kindern aus Migrantenfamilien wurde eher
beigebracht, still zu sein und nicht unangenehm aufzufallen –
selbst wenn sie mit Diskriminierung und Rassismus konfrontiert
wurden.
„Die Generation unserer Eltern hatte einen anderen
Umgang mit dem Rassismusthema, da lautete die Devise
eher: Mach keine Troubles und fall nicht unangenehm auf.
Wir sind da anders“, sagt El Nagashi.
„UNSERE GENERATION MACHT DEN
WIDERSTAND SICHTBARER“
Journalistin Nour Khelifi teilt diese Meinung. „Im Gegensatz
zu der Generation unserer Eltern ist unser Widerstand sichtbarer.
Rassismus wird nicht mehr einfach so hingenommen
und toleriert. Wir lassen uns das nicht mehr gefallen“, so
Khelifi. Konkret bedeutet das: „Wir müssen uns vernetzen,
uns über unsere Erfahrungen austauschen, lernen, für sich
und für andere aufzustehen“, sagt die Journalistin.
Besonders der Punkt Zivilcourage ist der Journalistin
wichtig: Wenn man sieht, dass jemand rassistisch angemacht
wird, sollte man eingreifen. Besonders, wenn sich die
WO DU HILFE FINDEST:
ZARA – Zivilcourage und
Anti-Rassismus-Arbeit
Der Verein bietet eine Beratungsstelle
für Opfer und
Zeugen von Rassismus.
Hier können sich Opfer und
Zeugen kostenlos beraten
lassen. Das Beratungsteam
besteht aus juristisch und
sozial geschulten BeraterInnen.
zara.or.at
Hotline gegen Diskriminierung
und Intoleranz (BMEIA)
Für Betroffene von Diskriminierung
aufgrund der
ethnischen Zugehörigkeit, der
Herkunft oder Religion.
Tel: 050 11 50 – 4242
SOS MITMENSCH
SOS Mitmensch ist eine Pressure
Group, die sich tatkräftig
für die Durchsetzung der
Menschenrechte einsetzt. Das
Ziel ist die Gleichberechtigung
und Chancengleichheit aller
Menschen.
www.sosmitmensch.at
Initiative diskriminierungsfreies
Bildungswesen
Eine gemeinnützige Organisation,
die Diskriminierung
aufgrund von Rassismus,
Sexismus, Islamophobie,
Antisemitismus, Homphobie
und Disablism an österreichischen
Bildungseinrichtungen
dokumentiert.
www.diskriminierungsfrei.at
VIELFÄLTIGE LEHRLINGSAUSBILDUNG: MASCHINENBAUTECHNIK . INSTALLATIONS- UND GEBÄUDETECHNIK . MECHATRONIK
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20 / POLITIKA /
„WER NUR ZUSIEHT, MACHT
SICH SELBST ZUM TÄTER“
Nour Khelifi, Journalistin
Person selbst nicht wehren kann oder sich nicht zu wehren
traut. Egal, ob man dem Täter sagt, dass sein Verhalten
unangemessen ist, ob man sich einfach zu der angegriffenen
Person hinstellt, um zu signalisieren, dass man auf ihrer Seite
ist: Wer nur zusieht und nichts unternimmt, macht sich durch
dieses Stillschweigen selbst zum Täter“, fasst sie zusammen.
Infos findet ihr auf www.nichtmituns.org sowie auf Social
Media unter dem Hashtag #nichtmituns.
Danke an das Label Kids of the Diaspora für die Outfits
www.kidsofthediaspora.com
„RASSISTEN –
WE’RE COMING AT YOU!“
Und wie es jetzt weitergeht? Rami Ali erzählt, was die
Zukunftspläne von #nichtmituns sind. „Faika und ich haben
uns vor allem darüber Gedanken gemacht, wie wir es schaffen,
dass #nichtmituns am Leben bleibt und das Ganze nicht
nur jetzt in Verbindung mit diesem Vorfall (Anm.: die Polizeikontrolle
bei T-Ser) ein Hype bleibt. Zugrundeliegend ist eben
der Gedanke, dass Rassismus ein System ist und deshalb auf
mehreren Ebenen organisiert bekämpft werden muss“, so
der Politologe. „Es geht uns zum einen darum, Betroffenen
zu zeigen „Ihr seid nicht allein und müsst nie wieder schweigen!“
und zum anderen darum, den RassistInnen zu zeigen
„We are coming at you“. RassistInnen müssen lernen, dass
sie es hier mit einer Generation selbstbewusster, wortgewandter
und gebildeter Menschen zu tun haben, die in
Österreich aufgewachsen sind und sich nichts mehr gefallen
lassen werden.“ ●
wgkk.at
www.wgkk.at
Die WGKK in den sozialen Medien – wir informieren vielseitig!
Die WGKK ist auf Facebook!
Wir wollen informieren, Service
bieten und spannende Geschichten
aus der Wiener Gebietskrankenkasse
(WGKK) erzählen und freuen uns auf
Ihr „Gefällt mir“!
Wenn Sie Fragen oder Anregungen
haben, schicken Sie uns gerne eine
Nachricht!
https://www.facebook.com/wgkk.at
22 / POLITIKA /
Wie viele
Kampfhunde
gibt es in Wien?
Wann tritt
spätestens
die Maulkorbpflicht
für
Kampfhunde in
Kraft?
Wie viele
Hunde gibt es
in Wien?
Wie viele
davon sind
Kampfhunde?
Wie viele Euro
beträgt die
Mindeststrafe
für Kampfhunde
ohne
Beißkorb?
Wie viele Euro
beträgt die
Höchststrafe?
Wie viele
„Hunde-
sackerl“-
Automaten gibt
es in Wien?
Wie viele Euro
beträgt die
Strafe für das
„Gackerl ohne
Sackerl“?
Wie oft sind
Sie in Wien
in Hundekot
getreten?
Interview in Zahlen:
In der Politik wird schon genug
geredet. Biber fragt in Worten, die
Wiener Stadträtin für Umwelt und
Wiener Stadtwerke Ulli Sima (SPÖ)
antwortet nur mit einer Zahl.
31.01.2019
56.000
3.300
200
20.000
3.600
50
2
Von: Samira Hartl, Fotos: Soza Almohammad
Nur zehn Spritzer hat die SPÖ-Politikerin mit
Ex-Bürgermeister Häupl getrunken.
Für Kanzler Kurz gibt es leider ein Nicht genügend für
seine Regierungspolitik.
Uli Sima findet die neuen E-Scooter nervig:
7 auf einer Skala von 1 bis 10.
Als Kind hatte die gebürtige Kärntnerin zwei Haustiere:
einen Hund und eine Katze.
Wann kommt
das allgemeine
Essverbot in
der U-Bahn?
Wie viele
„Müllmänner“
gibt es in Wien?
Wie viel
Tonnen CO2
verbrauchen
die Wiener
pro Tag?
Welche
Schulnote
geben Sie
Sebastian
Kurz?
Wie viele
Parteien haben
Sie in Ihrem
Leben gewählt?
Wie alt wollen
Sie werden?
An wie vielen
Demos
haben Sie
teilgenommen?
Wie viele
Haustiere
hatten Sie als
Kind?
Auf einer
Skala von
1 (= gar nicht)
bis 10: Wie
nervig sind die
E-Scooter?
Wie viele
Spritzer haben
Sie mit Ex-
Bürgermeister
Häupl
getrunken?
15.01.2019
800
7
5
2
100
50
2
7
10
24 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 25
„Du bist ja
ganz normal.“
Der Kampf der Regierung gegen das
Kopftuch hat nach dem Kindergarten
die Schule erreicht. Selbst Lehrerinnen
mit Kopftuch stehen zur Diskussion.
Doch wie sieht der Alltag dieser Frauen
aus? Zwei Wiener NMS-Lehrerinnen
über Dauerdruck, Vorbildfunktion und
neugierige Eltern.
Von Amar Rajkovic, Salme Taha Ali Mohamed,
Fotos: Marko Mestrović, Susanne Einzenberger, Christoph Liebentritt
Hurije ist sehr verwundert.
Heute ist Elternsprechtag
und die Schlange vor ihrem
Zimmer wird immer länger.
Dabei hat sie nur wenige Eltern von
Problemschülern in Mathematik eingeladen.
Gekommen sind sie aber alle, um
die 28-jährige Mazedonierin mit albanischen
Wurzeln kennenzulernen. Der
Grund: Hurije trägt Kopftuch. Und das
geht als Sensation durch, zumindest in
dieser Wiener NMS jenseits der Donau.
Die Kinder kommen zum großen Teil aus
christlich-österreichischen Familien, das
politisch aufgeladene Kopftuch scheint
für die Eltern ein wichtigeres Thema
als der Schulfortschritt ihrer Kids zu
sein. Alle wollen sie wissen, wie „sie“
tickt, die Lehrerin mit dem Kopftuch.
Das Stück Stoff, das für viele stellvertretend
für das muslimische Patriarchat
und die Unterdrückung der Frau steht.
„Kann diese Person unseren Kindern die
Werte mitgeben, die wir uns in Österreich
wünschen?“, fragen sich wohl viele
Eltern. Und diese Angst wächst weiter,
seit das Thema Kopftuch und Schule die
Schlagzeilen beherrscht. Beim Kreuzzug
der Regierung gegen den Hijab geht es
angeblich um den Schutz junger Mädchen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
Kurz und Strache das Kopftuch in der
Volksschule verbieten. Aber auch ein
„
Ich weiß, ihr seht
keine Ohren, aber
ich habe welche.
“
Kopftuchverbot für Lehrerinnen ist für
Bildungsminister Heinz Faßmann sinnvoll,
denn er ist für ein „ideologisch neutrales
Auftreten der Repräsentanten des öffentlichen
Dienstes“, so der frühere Wissenschaftler
im ORF.
Zahlen und Fakten zu Pädagoginnen
mit Kopftuch im öffentlichen Schulbereich
gibt es nicht. Es wird keine Statistik
darüber geführt, was eine Lehrerin am
Kopf trägt. In die Öffentlichkeit drängt
es Lehrerinnen mit Kopftuch schon gar
nicht. Die meisten Frauen möchten nicht
auf ihre Kopfbedeckung reduziert werden
und schweigen. Direktoren fürchten
Boulevardjournalisten im Schulhof
und verbieten im Normallfall jeglichen
Kontakt zu Medienvertretern. Anders ist
nicht zu erklären, dass es in Österreich
keinen einzigen Artikel gibt, der den
Alltag von Lehrerinnen mit Kopftuch
Problem oder Bereicherung?
Am Kopftuch scheiden sich die Geister.
26 / POLITIKA /
/ POLITIKA / 27
„
Ich versuche meine
Prinzipien an
meine Schüler-
Innen weiterzugeben,
egal woher
sie kommen oder
wie sie aussehen.
“
Chronologie: Kopftuchverbot in der EU
DEUTSCHLAND:
Bei unseren nördlichen
Nachbarn gibt
es keine einheitliche,
bundesweite Regelung
bezüglich des
Kopftuchtragens in der
Schule. In Bremen ist
es erlaubt, in Berlin
aufgrund des Neutralitätsgesetzes
verboten,
in Bayern wird es von
Fall zu Fall entschieden.
FRANKREICH:
Verbot von allen religiösen
Symbolen an
Schulen am 3.Februar
2004 beschlossen.
BELGIEN:
Kein generelles Kopftuchverbot.
Schulen
dürfen allerdings eines
verhängen.
HOLLAND:
Kein Kopftuchverbot
an öffentlichen Schulen.
Private Schule
dürfen eines verhängen.
DÄNEMARK:
Im Mai 2018 hat das
dänische Parlament
beschlossen, ein Verbot
des Niqab und der
Burka einzuführen.
URTEIL DES EUROPÄISCHEN GERICHTSHOFS AM 14.MAI 2017
Es wird entschieden, dass ein Arbeitgeber Arbeitnehmern verbieten kann, religiöse Symbole,
also auch das Kopftuch, am Arbeitsplatz zu tragen. Voraussetzung dafür ist jedoch,
dass es kein spezifisches Kopftuchverbot gibt (= Diskriminierung), sondern, dass unter
dem Neutralitätsprinzip alle religiösen Symbole vom Arbeitsplatz verbannt werden.
Arnesa unterrichtet Mathe und Biologie an einer NMS. Sie
dient in ihrer Schule als Vorbild für muslimische Mädchen.
intensiv beleuchtet. Einige Frauen, die im
Zuge der Recherche bereit waren, sich
fotografieren zu lassen, machten plötzlich
wieder einen Rückzug. Wovor haben
diese Frauen Angst?
„IN ÖSTERREICH HABE
MAN SICH ANZUPASSEN.“
„Ich kann die Angst der Lehrerinnen
gut nachvollziehen, weil man Angst um
seinen Job hat“, zeigt sich Hurije verständnisvoll,
als wir ihr erklären, dass sie
zur Minderheit in der Minderheit gehört,
die auch ihr Gesicht in der Öffentlichkeit
zeigt. Die quirlige Wahl-St. Pöltnerin ist
eloquent und schlagfertig. Sie findet es
wichtig, dass Lehrerinnen mit Kopftuch
sichtbar werden – und zwar außerhalb
des Schulbetriebs, wo relativ rasch
jeder vergisst, dass sie das Stück Stoff
auf ihrem Kopf tragen. Sie selbst trägt
das Kopftuch erst seit sechs Jahren,
ihre Familie ist „so wie viele andere
muslimische Familien am Balkan“, so
Hurije. Das heißt, keine Frau habe das
Kopftuch zu Hause getragen, was für
eine sehr liberale Auslegung des Islams
spricht. Trotzdem waren die ersten
Wochen in ihrer neuen Schule mit kaum
muslimischen Schülern eine Herausforderung
und mit vielen Ungewissheiten
verbunden. Hurije musste anfangs in
ihrer Schule vor allem als Islam-Lexikon
und Vorurteilsentkräfterin auftreten.
„Najo, is besser, wenn Sie ka Kopftüchl
trogn, wenn man in Österrich lebt, habe
man sich anzupassen“, sagte ihr mal
ein 14-jähriger Knirps ganz unverblümt.
Zuerst war sie etwas baff, sie erkannte
aber auch anhand des Wordings, dass
der Schüler die Worte des Vaters beim
Abendessen nachplapperte. „Bursche,
das sind nicht deine Worte“, dachte sie
sich. Eine andere Schülerin kam in der
Pause auf sie zu und zeigte Verständnis
für ihr Aussehen. Die 15-Jährige fiel
selbst mit ihren grau-blau gefärbten
Haaren auf und stellte fest: „Fr. Lehrerin,
ich weiß ganz genau, wie Sie sich fühlen.
Mich starren auch alle wegen meiner
Haarfarbe an, wie muss das erst für Sie
als Kopftuchträgerin sein?“ Hurije hat
rasch gelernt mit den Blicken fertigzuwerden,
die Vorurteile nahmen in der
neuen Schule mit jedem Tag immer mehr
ab.
Dabei wäre sie um ein Haar im
10. Bezirk gelandet: „Die Schulleiterin
machte mir während der Einführungstour
ganz klar, dass sie keinesfalls möchte,
dass ich mich mit den Kindern auf
Albanisch oder Türkisch unterhalte.
Dabei habe ich das gar nicht vorgehabt“,
so Hurije achselzuckend. Am nächsten
Tag die überraschende Absage, obwohl
die Direktorin im ersten persönlichen
Gespräch noch betonte, wie sehr sie
unter dem Lehrermangel leiden würde.
Die Absage sollte sich als Glücksgriff für
Hurije herausstellen. Sie wurde einer
Schule mit vorwiegend österreichischen
Kindern zugewiesen. Donaustadt statt
Favoriten, Vorstadtidyll statt Migrantenbezirk.
MIT KOPFTUCH IN
MIGRANTENSCHULE
In Gegensatz zu Hurije unterrichtet Arbnesa
viele SchülerInnen mit islamischem
Glauben in einem stark von Migranten
bewohnten Bezirk. Sie ist gerade in ein
Schulbuch vertieft, als wir sie in einem
Wiener Café treffen. „Ich bereite gerade
die nächsten Hausaufgaben für meine
SchülerInnen vor“, verrät sie uns,
während sie ihren Turban zurechtzupft.
Die 24-Jährige unterrichtet seit drei
Jahren an einer Wiener NMS Deutsch,
Biologie und Turnen. Arbnesa machte
sich anfangs viele Sorgen, wie sie mit
ihrem Kopftuch aufgenommen wird.
In der ersten Stunde stand sie vor der
Klasse und es war ganz ruhig, wie sonst
nur bei Schularbeiten. Sie sah förmlich
die Fragezeichen über den Köpfen der
SchülerInnen. „Sind Sie nicht die Islamlehrerin?“,
aber vor allem: „Wer ist diese
junge Lehrerin?“, oder „Zeigen Sie uns
Hurije musste
anfangs in ihrer
Schule vor allem
als Islam-Lexikon
und Vorurteilsentkräfterin
auftreten.
Ihre Haare?“, waren die Fragen, die ihr
gestellt wurden. Ein muslimischer Vater,
dessen Tochter kein Kopftuch trägt,
kam bald auf sie zu, schüttelte ihr die
Hand und freute sich darüber, dass auch
muslimische Lehrerinnen in der Schule
arbeiten. Die ihr damals nicht bewusste
Vorbildfunktion wurde durch Gespräche
mit anderen Mädchen unterstrichen. Sie
fragten Arbnesa, wie sie es geschafft
habe, mit Kopftuch zu unterrichten. Sie
lauschten mit weit aufgerissenen Augen
ihren Erzählungen und waren stolz, von
ihr unterrichtet zu werden. Arbnesa teilt
diesen Stolz und betont, für alle Kinder
ein Vorbild sein zu wollen, nicht nur für
die muslimischen: „Ich versuche, meine
Prinzipien an meine SchülerInnen weiterzugeben,
egal woher sie kommen oder
wie sie aussehen.“ Das Thema Islam also
nur eine Randnotiz im Unterricht?
„Ich wollte den Kindern zeigen, dass
man als Muslima genauso fähig wie der
Rest der Bevölkerung ist. Und ich wollte
zeigen, dass Frauen mit Kopftuch nicht
fremdbestimmt und passiv sind, sondern
erfolgreich Karriere machen können“, so
Arbnesa. „Ist Ihnen unter dem Kopftuch
nicht heiß?“, oder „Welche Haarfarbe
haben Sie eigentlich?“ überdeckten die
politischen Fragen, die im Schulalltag
unbedeutsam zu sein scheinen. Hurije
schlägt da in die gleiche Kerbe, wobei sie
das Kopftuch auch mal als Witzequelle
gebrauchte. „Ich schrieb etwas auf die
Tafel und merkte, dass hinter meinem
Rücken getuschelt wurde. Daraufhin
drehte ich mich um und sagte: „Ich
weiß, ihr seht keine Ohren, aber ich habe
welche“, erinnert sie sich. Der angesprochene
Schüler war kurz perplex, bevor
Gelächter im Klassenraum ausbrach.
„Ich habe versucht, sehr offen mit dem
Thema umzugehen. Durch die Flucht
nach vorne konnte ich relativ schnell
das Vertrauen der Schüler gewinnen“,
berichtet Hurije über ihr Erfolgsgeheimnis.
Arbnesa konnte Mädchen mit Kopftuch
beispielsweise gute Tipps geben,
wie sie ihr Kopftuch befestigen, ohne
die für Turnen gefährlichen Nadeln zu
verwenden. Einmal dachten alle, ein Kind
würde keine kurze Hose tragen wollen
aus religiösen Gründen. Nach einem vertraulichen
Gespräch mit Arbnesa stellte
sich heraus, dass das Kind ein Problem
mit seinem Körper hatte und die Weigerung
am Turnunterricht teilzunehmen
28 / POLITIKA / / POLITIKA / 29
Hurije strahlt, wenn sie von ihren
KollegInnen als normal empfunden wird.
„
Wenn der Worst-Case eintritt,
müsste ich schweren Herzens mein
Österreich verlassen.
“
nichts mit radikaler Auslegung des Islam
zu tun hatte. Diese Geschichten aus dem
Schulbetrieb könnten der Beweis dafür
sein, dass das Kopftuch bei Lehrkräften
eine Integrationsfunktion erfüllen
könnte und nicht – wie von Gegnern aus
verschiedenen Lagern behauptet – das
Gegenteil bewirkt.
„NA SUPER, DAS BRAUCH
MA A NO“
Dem Horrorszenario für jede Lehrerin
mit Kopftuch, nämlich ein verbindliches
Verbot, sehen beide Frauen mit großer
Sorge entgegen. Während Arbnesa seit
Jahren darüber nachdenkt, was sie in
diesem Fall machen würde, weiß Hurije
ganz genau: „Wenn der Worst-Case
eintritt, müsste ich schweren Herzens
mein Österreich verlassen.“ Ob das nicht
zu radikal sei? „Nö, das Kopftuch gehört
zu mir und wenn ich hier nicht in Ruhe
leben kann, dann muss ich eben wegziehen“,
sagt sie. Arbnesa tut sich jedenfalls
mit dieser Entscheidung schwer, hat
eine endgültige Entscheidung für den Fall
der Fälle aber nicht getroffen.
Zurück zum Elternsprechtag jenseits
der Donau. „Hurije, bitte mach schneller,
die Schlange vor der Tür wird immer
länger“, so die gestresste Direktorin,
die selbst über den Andrang überrascht
ist. Nach zwei Jahren an der Schule
ist die gebürtige Mazedonierin, die mit
zwölf Jahren nach Wien übersiedelte,
bestens integriert. Kollegen outeten sich
an ihrem vorerst letzten Arbeitstag: „Als
du damals bei uns angefangen hast,
haben wir uns gedacht, na super, des
brauch ma a no“, so ein Kollege. Eine
andere Kollegin kam an der Küche des
Lehrerzimmers vorbei, wo Hurije mit
anderen Lehrerinnen herumflachste und
stellte verwundert fest: „Ich wollte dir
das immer schon sagen, du bist ja ganz
normal.“ Hurije hält kurz inne, ihre Mundwinkel
formen langsam aber sicher ein
breites Grinsen. Dann stellt sie zufrieden
fest: „Das ist das beste Argument, das
eine Hijabi bekommen kann.“ ●
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DAS SAGEN DIE PARTEIEN
Für NEOS sind bei der Debatte zwei Punkte wichtig: Erstens
soll die Schule ein Ort des Freiraums sein, an dem die freie
Entfaltung der Kinder und Chancengerechtigkeit im Mittelpunkt
stehen. Das bedeutet zu einem gewissen Grad auch,
dass Kinder die Freiheit haben, sich in Schulen in religionsfreien
Räumen zu bewegen. Zweitens ist die Trennung
von Staat und Religion eine der größten Errungenschaften
der Demokratie, weshalb religiöse Symbole im öffentlichen
Dienst grundsätzlich kritisch zu betrachten sind.
Die SPÖ achtet das Bekenntnis zu einem religiösen Glauben
wie zu einer nichtreligiösen Weltanschauung als innerste
persönliche Entscheidung jeder und jedes Einzelnen.
So wie die SPÖ das Recht jeder und jedes Einzelnen auf
freie Ausübung eines religiösen Bekenntnisses verteidigt,
besteht sie auch auf dem Respekt vor anderen religiösen
und natürlich auch nichtreligiösen Weltanschauungen. Wer
Respekt für sich beansprucht, muss auch andere respektieren
und deren Freiheiten – und Grenzen dieser Freiheiten
– achten.
SCHULE?
LEHRE?
Ich geh mal ins BIZ
Im BerufsInfoZentrum bist du richtig,
wenn es um deine Berufswahl geht.
Ob du mit der Schulklasse, mit Freundinnen und Freunden oder
allein kommst – die Berater/innen der BerufsInfoZentren (BIZ)
des AMS Wien informieren und beraten dich gerne rund um deine
Ausbildungs- und Berufswahl. Weitere Infos unter www.ams.at/biz
Für die Grünen stellt die Selbstbestimmung jedes Menschen,
egal woher er oder sie kommt und welchen kulturellen
bzw. religiösen Hintergrund man hat, die oberste
Prämisse ihrer politischen Arbeit dar. Es ist ihrer Ansicht
nach nicht Aufgabe der Regierung (hauptsächlich weiße
Männer) Frauen* vorzuschreiben, was sie zu tun und zu
lassen haben.
Ein moderner säkularer Staat lebt auch von Werthaltungen,
die er alleine nicht hervorbringen kann. Kirchen und Religionsgemeinschaften
leisten dabei einen wichtigen Beitrag
für die Gesellschaft. Das Tragen des Kopftuches durch
Lehrerinnen an öffentlichen Schulen soll Teil einer breiten
gesellschaftlichen Debatte sein. Generell bekennt sich
die ÖVP als christlich-humanistische Partei zum Kreuz im
öffentlichen Raum und zu christlichen Feiertagen.
STUDIUM?
UNIQUE/Grayling
30 / POLITIKA /
www.ams.at/biz
/ MIT SCHARF / 31
Die Klasse auf diesem Foto
ist nicht diejenige, die im
Text behandelt wird. Danke
für die Kooperation, 4d,
WMS Loquaiplatz. Ihr seid
mindestens genauso toll!
ÜBER SOZIAL STARKE KINDER
Viele glauben, in Wiener „Brennpunktschulen“ gehe es zu wie in der Bronx. Die Wahrheit ist
aber: Ich habe nirgends so herzliche, liebevolle Kinder kennengelernt wie an diesen Schulen.
Von Melisa Erkurt
Marko Mestrović
Neulich stand ich nach einem schlechten Morgen
in einer Klasse. Ich versuchte alles, damit die Kids
meine Laune nicht bemerken. Sie waren so lieb
in der Stunde, arbeiteten fleißig mit, fragten, was
ich am Wochenende vorhabe und brachten mich mit Erzählungen
von ihrem letzten Wochenende zum Lachen. Am Ende
der Stunde sagte ein Schüler aus der ersten Reihe ganz leise
zu mir: „Heute waren Sie traurig. Geht’s Ihnen schon besser?“
Ich war gerührt, was waren das bloß für empathische Kinder.
Aber das dachte ich mir nicht zum ersten Mal. Immer, wenn
mich die aktuelle Debatte rund um die Bildungspolitik frustriert,
ich den Glauben daran verliere, dass wir dieses Zwei-Klassen-
Schulsystem jemals überwinden werden, gibt mir die Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen Hoffnung. Denn an
all diesen sozioökonomisch schwächeren Schulen,
auch Brennpunktschulen genannt, habe ich
Kinder und Jugendliche mit den größten Herzen
und tollsten Charakteren kennengelernt. Kinder,
die mir in der Pause ihre Jause angeboten haben.
Kinder, die mir Baklava mitgebracht haben („Die
hat meine Mama für Sie gemacht, nachdem ich
ihr von Ihnen erzählt habe“). Kinder, die sich nicht
wegen Äußerlichkeiten über den anderen lustig
gemacht haben. Oftmals waren Kinder dabei, bei
denen ich wusste, so traurig es klingt, dass sie
in einer anderen Schule beispielsweise wegen ihrer Kleidung
gemobbt werden würden. Oder Mario, der zwei Köpfe kleiner
als alle anderen war, er wurde von keinem seiner Schulkollegen
aufgrund seiner Größe gehänselt, im Gegenteil, er wurde von
seinen Mitschülern im Park „beschützt“. „Normal, er ist unser
Bruder.“ Kinder, die noch Ärmeren ihr Jausengeld schenken.
Kinder, die vor Freude weinen, weil sie sich so für ihre Freundin
freuen, deren Mutter nach drei Jahren in Syrien endlich nach
Österreich nachkommen darf. Kinder, die sich bei schlechten
Noten trösten, die einander beim Elternabend nicht auslachen,
weil der Papa nicht so gut Deutsch spricht, sondern füreinander
dolmetschen. Kinder, die sich vor den anderen nicht schämen
zuzugeben, dass sie gerade kein Geld fürs Kino haben,
weil sie wissen, keiner wird sie deshalb schief anschauen.
Melisa Erkurt tourt
mit dem biber-Projekt
„Newcomer“
seit drei Jahren
durch Wiener
Schulklassen und
berichtet regelmäßig
über ihre
Erfahrungen aus
den Schulen.
„HEISST DAS, DASS WIR DUMM
UND ASOZIAL SIND?“
Ich weiß von vielen Lehrer*innen, dass sie aufgrund dieser
Herzlichkeit der Kinder und deren Eltern viel lieber an solchen
Schulen unterrichten, als an Schulen, an denen die Kinder auf
sie herabsehen, weil sie „nur“ Lehrer sind und die eigenen
Eltern etwas viel Besseres. Sie werden von den Eltern nicht in
Frage gestellt, sie sprechen ihnen nicht ihre Kompetenzen ab
und drohen bei einem „Nicht Genügend“ nicht mit Anwälten.
Schulen, an denen den Kindern verboten wird, sich zu umarmen,
so wie im Theresianum in Eisenstadt. Das ist natürlich ein
Einzelfall und es gibt überall großartige Kinder und Jugendliche,
aber diese Herzlichkeit, diese Dankbarkeit, das Mitgefühl
und die Akzeptanz - das alles habe ich an diesen
Schulen viel stärker als sonst wo erlebt. Und als
mich Milan aus der 4b fragt, ob seine Schule denn
eine dieser Brennpunktschulen sei, von denen
alle immer reden und ob sozial schwach bedeutet,
dass er und die anderen dumm sind, wird
mir plötzlich ganz anders. Auch als die 13-jährige
Kübra ihm erklärt, dass sozial schwach bedeute,
dass sie nicht sozial sind, bin ich schockiert. Mir
war nicht klar, was solche Begriffe bei den Kindern
auslösen. Seitdem kläre ich diese riesengroßen
Missverständnisse in jeder Klasse ganz schnell auf.
Weil wenn diese Kinder und Jugendlichen etwas nicht sind,
dann dumm und asozial. Tatsächlich sind sie so großartig, dass
ich nach der gemeinsamen biber Newcomer-Woche mit ihnen
nicht glauben mag, dass ich sie nicht mehr wiedersehe. Einmal
sind sogar Tränen geflossen – bei den Schüler*innen und mir
nachdem unsere gemeinsame Woche um war. Mit einigen bin
ich dann durch Social-Media und telefonisch in Kontakt geblieben.
Und weil ich das Schulprojekt schon seit über drei Jahren
leite, bekomme ich mit, was aus vielen dieser Schülerinnen
geworden ist – manche erfüllen sich ihren Traum, von dem
sie mir damals erzählt haben und machen eine Lehre, andere
besuchen eine weiterführende Schule, aber egal, was aus ihnen
beruflich wird, eines sind sie jetzt schon: Wundervolle Persönlichkeiten,
die großen Eindruck bei mir hinterlassen haben. ●
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MEINUNG
DU
WILLST MEHR STORIES
„MIT SCHARF“?
WIE ICH JEMANDEN
GEMOBBT HABE
Es begann alles in der Volksschule, in der vierten Klasse.
Es gab ein Mädchen (M), durch das ich und Mädchen (A)
zu streiten begannen. Wir hatten damals einen heftigen
Streit und haben uns nie richtig versöhnt - aber wir versuchten,
normal miteinander auszukommen, weil wir ja in
die selbe Klasse gingen. Aber dieses Jahr habe ich auch
von vielen Klassenkameraden gehört, dass sie Sachen
über mich erzählt hat, was wieder zu Streit geführt hat.
Eines Tages war ich mit einem Mädchen (L) nach der
Schule verabredet. Komischerweise war sie auch mit dem
Mädchen (A) verabredet. Da ich mit Mädchen (A) nicht den
besten Kontakt hatte, dachte ich, sie hat das mit Absicht
gemacht, aber es war nicht so, wie sich später herausstellte.
Wir begannen dann auf der Straße zu streiten, wir
haben beide geweint, uns angeschrien und dann hat mich
das Mädchen (L) einfach stehen gelassen und ist mit dem
Mädchen (A) gegangen. Ich ging weinend nach Hause,
was mich dazu brachte, sie auf Instagram zu beschimpfen.
Ich habe aber keine geheimen Sachen erzählt, um sie nicht
bloßzustellen.
In dem Moment war mir nicht bewusst, dass ich
Cybermobbing begangen habe. Ich wollte einfach meine
Wut rauslassen und mir war egal, ob sie traurig ist oder
nicht. Am nächsten Tag ging ich in die Schule und in der
Klasse sprachen mich manche darauf an. In der Pause
wurden ich und das Mädchen (A) zu unserem Klassenvorstand
geschickt. Als erstes wurde mir erklärt, dass
das, was ich gemacht habe, Cybermobbing war. Danach
wurden ein paar Sachen besprochen, wie zum Beispiel,
dass ich eine Anzeige bekommen könnte und andere Konsequenzen.
Und ja – jetzt sind 2 Jahre vergangen und ich habe
daraus gelernt. Es gab in den letzten Jahren schon Streitereien,
aber die waren dann gleich geklärt. Natürlich hatten
ich und das Mädchen auch gute Tage, wir haben uns sogar
Geheimnisse erzählt und auch zusammen gelacht. Wir sind
keine Feinde, aber auch keine besten Freunde, sondern
normale Freunde/Klassenkameraden. Jemanden zu mobben
ist halt nicht gut, es hat Konsequenzen und nach einer
Zeit bereut man es vielleicht. Wenn ihr mal Freunde werdet
und ihr euch streitet könnte das wieder hochkommen.
Fatima ist 13 Jahre alt und besucht die WMS Louqaiplatz
HEUTE SCHATZ,
MORGEN SCHLAMPE
Leider ist es so, dass man heutzutage Sex überall bekommt,
aber die wahre Liebe fast nirgends mehr findet. Ich habe
vieles erlebt und herausgefunden, warum es mehr Sex als
Liebe gibt: weil es mehr Schlampen und Arschlöcher als
Engel gibt. In der NMS Feuerbachstraße hatte ich einen
Freund, der jeden Tag eine neue Freundin hatte und die
Frauen nur als Sexobjekte sah. Als er sich von ihnen getrennt
hat, hat er schlecht über sie geredet. Ich sehe heutzutage
öfters, wie sich Volksschulkinder küssen. Als ich noch so alt
wie sie war, haben wir zu Mädchen „wääähh“ gesagt oder sie
beleidigt. Wir müssen eigentlich ein Vorbild für sie sein und
ihnen zeigen, was Liebe ist, dass man für einen da ist - egal
ob in schweren oder schlechten Zeiten. Das Problem ist, dass
die jungen Menschen dem Trend hinterherlaufen und sich
voll krass verändern. Immer wenn ich zum Donauzentrum
oder zur Mariahilferstraße gehe, sehe ich diese Fuckgirls
und Fuckboys, die gerade auf der Jagd sind, und wenn sie
ihre Beute erlegt haben, tun sie so, als ob nichts passiert ist.
Während sie noch mit der Person zusammen sind, schreiben
sie ihr Schatz auf WhatsApp, sobald sie das bekommen, was
sie wollen, ist sie plötzlich die Schlampe.
Die Liebe wird nur vorgespielt, um jemanden schnell ins
Bett zu kriegen und wenn man sein Geschäft erledigt hat,
redet man noch stolz mit seinen Freundinnen und Freunden
darüber wie es war. Den Wert eines Menschen erkennt man
nur, wenn er oder sie tot ist. Auf Social Media bekomme ich
immer Nachrichten von Mädchen, ob ich an einer Beziehung
interessiert bin. Solche Nachrichten von Fuckgirls lehne ich
einfach ab, weil ich weiß, dass solche Menschen sicher 5
oder mehrere Beziehungen hatten. Ich wäre gerne die erste
oder zumindest die zweite Liebe für ein Mädchen. Versteht
mich nicht falsch, dasselbe gilt für Mädchen, ich verstehe
es, wenn sie nicht mit einem Typ zusammen sein wollen, der
schon viele Mädchen hatte. Es gibt keine Romantik mehr, alle
sind nur noch am Handy auf der Suche nach der oder dem
Nächsten. Gibt es für unsere Generation überhaupt noch
die wahre Liebe? Manchmal denke ich, ich werde für immer
Single bleiben. Mir kommt es nicht aufs Aussehen an, der
Charakter muss stimmen. Und das ist das Schwierige. Aber
ich gebe nicht auf, für jeden gibt es die Richtige.
Nurullah ist 16 und besucht die HTL10.
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34 / MIT SCHARF /
BEZAHLTE ANZEIGE
DIGITALISIERUNGS
INITIATIVE
IM SCHULWESEN
Bereits in diesem Schuljahr steht die verbindliche
Übung „Digitale Grundbildung“ im Lehrplan der AHS-
Unterstufe und der Neuen Mittelschule. Was wird da
genau unterrichtet? Wie geht es mit der Digitaliserungsinitiative
im Schulwesen weiter?
Fünf Antworten auf
fünf Fragen!
Im Zuge der digitalen
Grundbildung werden
digitale, informatische
und medienbezogene
Kompetenzen vermittelt.
pixabay
Was ist das Ziel der
Digitalisierungsinitiative
an Schulen?
Die Schule hat den Auftrag, Kinder und
Jugendliche in einer digital geprägten
Gesellschaft darauf vorzubereiten,
selbstbestimmt zu handeln und verantwortungsbewusst
ihren eigenen
Lebensweg zu gestalten – beruflich
wie auch privat. In fast allen Berufen
braucht man inzwischen digitale und
medienbezogene Fähigkeiten, weshalb
es geboten ist, diese im Unterricht
verstärkt zu vermitteln. Dabei geht es
nicht nur darum, das Bedienen von
digitalen Anwendungen zu lernen,
sondern auch um den kritischen und
verantwortungsvollen Umgang mit
diesen Technologien.
Wen betrifft das neue
Unterrichtsfach „Digitale
Grundbildung“?
Die neue verbindliche Übung „Digitale
Grundbildung“ wurde in der Unterstufe
der AHS und der Neuen Mittelschule
in einem Ausmaß von 2 bis 4 Wochenstunden
in diesem Schuljahr eingeführt.
Die Schulen entscheiden selbst,
ob die „Digitale Grundbildung“ als
eigenes Fach, integriert in den Fachunterricht
oder als Mischform angeboten
wird.
Was wird im Unterrichtsfach
„Digitale Grundbildung“
unterrichtet?
Im Zuge der digitalen Grundbildung
werden digitale, informatische und
medienbezogene Kompetenzen
vermittelt. Zu diesen Kompetenzen
gehören etwa die Reflexion der Auswirkungen
von Medienwandel und
Digitalisierung, ein versierter Umgang
mit Betriebssystemen und Standard-
Computeranwendungen, ein sicherer
und verantwortungsvoller Umgang
mit digitaler Kommunikation sowie
Grundzüge von Programmieren und
der Umgang mit Algorithmen. Aus
Mobile Endgeräte und Tools werden künftig an Schulen zum Einsatz kommen.
unserer Sicht sind das alles Fähigkeiten,
die notwendig sind, um in unserer
digitalisierten Welt beruflich und privat
reüssieren zu können.
Wie geht es weiter im Rahmen
der Digitalisierungsinitiative
an Schulen?
Derzeit wird ein Masterplan unter Einbeziehung
zahlreicher Expertinnen und
Experten ausgearbeitet. Er gliedert sich
in drei große Handlungsfelder: 1. „Software“
– Im Zuge einer grundlegenden
Überarbeitung bestehender Lehrpläne
werden neue Lehr- und Lerninhalte aus
dem Bereich der Digitalisierung systematisch
in die Lehrpläne eingearbeitet
und im Unterricht in allen Gegenständen
umgesetzt. 2. „Hardware“ – Es
soll flächendeckend die Infrastruktur
geschaffen werden, die es braucht,
damit mobile Endgeräte, digitale
Instrumente und Tools an Schulen zum
Einsatz kommen können. 3. „Lehrende“
– Natürlich wollen wir auch Lehrerinnen
und Lehrer im Rahmen von Aus- und
Fortbildungen darauf vorbereiten, die
Möglichkeiten der digitalen Vermittlung
von Inhalten in den Unterricht zeitgemäß
aufzunehmen.
Es reicht aus unserer Sicht nicht aus,
jedem Kind einfach nur ein Tablet in
die Hand zu drücken. Das Potenzial
der Digitalisierung für die Verbesserung
des Unterrichts kann nur dann
voll ausgeschöpft werden, wenn
neue Software wie auch Hardware
behutsam in ein pädagogisches Konzept
eigebettet werden.
Wie geht es mit der
Digitalisierungsstrategie
weiter?
Zu Beginn des nächsten Jahres wird
der „Masterplan Digitalisierung“
vorgestellt und schrittweise bis zum
Jahr 2023 im gesamten Bildungswesen
umgesetzt. Es führt kein Weg
daran vorbei, das Bildungswesen
an die künftigen gesellschaftlichen
Herausforderungen junger Menschen
anzupassen. Mit dem Masterplan
Digitalisierung soll der Unterricht
noch zeitgemäßer und moderner
gestaltet werden.
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#TABU
#knowyourstatus
#equality
#perioddrama
illUStration: Sarah DUller
2 · VORWORt www.faszination-leben.at
Mut für
die Zukunft
Ali Mahlodji, Gründer von WHATCHADO,
appelliert an die Individualkraft der Mitglieder
unserer Gesellschaft, Tabus unserer Zeit
zu brechen und unseren Nachfolgern eine
lebenswerte Umgebung zu hinterlassen.
Anzeige #Weltaidstag · 3
Know Your Story –
Know Your Status!
Der Verein LIFE+ setzt mit Paris Jackson und Philipp
Hochmair zum Welt-AIDS-Tag am 1.12. ein Zeichen im
Kampf gegen HIV und AIDS. Die Know Your Status-
Kampagne soll Aufmerksamkeit schaffen und auf
die Gefahren hinweisen.
AM 1.12. IST
WELT-AIDS-TAG!
Tabu, 6. Ausgabe, Dezember 2018
Mut, ein manchmal ausgelutschtes
Wort und gleichzeitig die
wichtigste Zutat unserer Gesellschaft,
um mit den Herausforderungen
der Zukunft umzugehen.
Wir leben heute in einer unglaublich
tollen Welt, die sich unsere Großeltern nie
zu träumen gewagt hätten und trotzdem
schaffen wir es nicht, Tabus zu brechen,
die unsere Gemeinschaft auch 2018 noch
schwächen:
Das Bild der Frau in der Gesellschaft
hinkt immer noch dem Wert der Gleichberechtigung
hinterher, die Schere zwischen
arm und reich klafft immer weiter auf und
wir stehen davor, unseren Kindern eine
Erde zu hinterlassen, die nicht bewohnbar
ist. Von der Akzeptanz anderer Kulturen
scheint es, sind wir weit entfernt. Doch
muss es so sein? Haben wir keine Chance,
die Zukunft zum Positiven zu drehen?
Doch, und wie! Wenn wir eine Sache ver-
stehen: Wir alle sind ein Puzzleteil aus
einem globalen Bild mit 7 Milliarden
Menschen und erst wenn wir selbst
beginnen, an einer neuen Zukunft zu
bauen, erst dann können wir für andere
ein Vorbild sein, die Zukunft selbst
in die Hand zu nehmen.
Wir brauchen Menschen, die sich
ihrer Selbstverantwortung bewusst
sind und Schritte setzen, um die letzten
Tabus unserer Gesellschaft zu brechen,
damit Neues entstehen kann.
Dafür braucht es Gemeinschaften,
die an sich glauben, dafür braucht es
Mut ... dafür braucht es jeden Einzelnen
und jede Einzelne.■
ali Mahlodji
Gründer whatchado &
EU Jugendbotschafter
Bleiben Sie in Kontakt: facebook.com/MediaplanetAUSTRIA @MediaplanetAUT
Projekt Manager: Sarah duller, Ma · Business Developer: Claudia auer, Ma · Editorial Manager: Buket akkaya. · Layout: daniel Pufe · Managing Director: Sophia Rüscher, MBa
Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße 4/23 · 1010 Wien · atu 64759844 · Fn 322799f FG Wien
Impressum: http://studio.mp/at/impressum-at · Kontakt bei Mediaplanet: Tel: +43 1 236 3438 40 E-Mail: redaktion.at@mediaplanet.com
FotoS: © whatChaDo.Com; iStoCkPhoto / antoniogUillem
FotoS: © verein liFe+; rankin
Der Verein LIFE+ ist vor allem für
eines bekannt: den LIFE BALL.
Doch der Verein leistet viel mehr.
Seit 1993 setzt er sich für Aufklärung
und Enttabuisierung von HIV- und
AIDS-Erkrankten ein. War AIDS in den 1990
Jahren noch DAS Schreckgespenst, hat sich
die Immunschwächeerkrankung mittlerweile
durch Fortschritte in der Forschung
von einer tödlichen zu einer chronischen
Erkrankung gewandelt. Die Lebensqualität
HIV-positiver Menschen hat sich dadurch
radikal verbessert, die Lebenserwartung in
westlichen Ländern ist enorm gestiegen.
Mach den test
Und trotzdem: Die weltweiten HIV-Übertragungsraten
sind nach wie vor besorgniserregend.
Allein in Österreich leben Schätzungen
zufolge 8.000 Menschen mit dem Virus.
Täglich werden ein bis zwei Neudiagnosen
gestellt. Die Dunkelziffer derjenigen, die
nichts von ihrer Ansteckung wissen, ist damit
bedenklich hoch (Quelle: UNAIDS). Der
Verein LIFE+ will daher mit seiner Know-
Your-Status-Kampagne aufklären, Transparenz
schaffen sowie mit Tabus und Stigmata
in Verbindung mit HIV/AIDS brechen. Einen
HIV-Test zu machen und den eigenen Immunstatus
zu kennen, ist der erste Schritt
zur Eindämmung von HIV/AIDS – dies ist die
Kernbotschaft der Kampagne.
Zeig deinen Körper
Nach Kate Winslet, Uma Thurman und Tatjana
Patitz, die für den ersten Teil der drei-
MA_Anzeige_Tabu_HIV_cmyk_207x40mm.pdf 1 14.11.18 09:44
stufigen Kampagne Pate
standen (90 Prozent
der Menschen mit HIV
sollen bis 2020 ihren Status
kennen), haben für
den zweiten Teil (90 zent der Menschen mit HIV, die ihren Sta-
Protus
kennen, sollen sich bis 2020 in antiretroviraler
Behandlung befinden) bereits
Aiden Brady und Eva Herzigova vollen Körpereinsatz
vor der Linse des Starfotografen
RANKIN gezeigt. Nun wurden zwei neue
Testimonials, fotografiert von Andreas H.
Bitesnich, präsentiert: Paris Jackson, die
sich als Botschafterin der Elizabeth Taylor
AIDS Foundation dem Kampf gegen HIV/
AIDS verschrieben hat und Gast des diesjährigen
Life Ball war, sowie der österreichische
Schauspieler Philipp Hochmair, der
als Jedermann-Einspringer bei den Salzburger
Festspielen für Furore sorgte. Ihre Körper
sind mit der Geschichte ihres Lebens
beschrieben, denn nur wer seine
Geschichte kennt, kann
auch seinen Status nen, indem er sich re-
kengelmäßig
testen lässt.
Der dritte und letzte Abschnitt
der Kampagne
wird sich im nächsten
vergiss nicht:
wissen ist übertragbar –
also sprich offen über hiv, aiDS
und Safer Sex und teile dein
wissen mit anderen. Denn den
kampf gegen aiDS gewinnt
niemand alleine!
Jahr mit U = U (undetectable
= untransmittable) beschäftigen:
Die Chance HIV zu tragen ist vernachlässigbar klein, wenn die
über-
Viruslast aufgrund einer dauerhaften Behandlung
unter die Nachweisgrenze fällt. ■
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HIV ZU WISSEN GIBT?
Am 01.12. ist Welt-AIDS-Tag. Zeit, um dein
Wissen über HIV/AIDS aufzufrischen und
offen darüber zu reden! Der 8-minütige Film
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HIV/AIDS, erklärt, wie du eine Ansteckung
verhindern kannst und wie wir die Verbreitung
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Risiken beim Namen genannt und
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Foto: © Dominik PiChler
Feminismus –
die Angst vor dem F-Wort!
Michael Buchinger
Youtuber und Autor
Gleichberechtigung
der Geschlechter
Für die einen ist Feminismus eine Bewegung, für welche sie sich stark
machen – für andere wiederum ein regelrechtes Schimpfwort. Die Debatte
um das F-Wort: ein cooler Trend oder ein nachhaltiger Wandel?
Im Jahr 2016 habe ich ein Video
gemacht, in dem ich meinen
ZuschauerInnen erkläre,
warum ich Feminist bin. Ich habe
es einfach gehalten und erläutert,
was Feminist-Sein für
mich bedeutet: Ein Mensch zu
sein, der an die Gleichberechtigung
der Geschlechter glaubt.
Besonders bei meinem Coming-Out
wurde ich von Frauen
in meinem näheren Umfeld
unterstützt: Von meiner Mama
und meiner älteren Schwester
bis hin zu Freundinnen an
der Schule, die mich vor kritischen
Mitschülern verteidigten.
Mein Leben wurde maßgeblich
von starken Frauen
geprägt und es schien mir daher
verrückt, mich nicht als Feminist
zu bezeichnen.
Doch kurz nach Veröffentlichung
des Videos wartete eine
böse Überraschung auf mich:
Der Hass der anti-feministischen
Trolle im Netz. Zu diesem
Zeitpunkt war ich bereits seit
sieben Jahren aktiver Social-
Media-Nutzer, aber mir waren
noch nie so intensiver Hass und
so bunte Schimpfwörter begegnet,
wie nach meinem Bekenntnis
zum Feminismus.
Die negativen Rückmeldungen
haben mich zwar anfangs
schockiert, aber auch wachgerüttelt
und noch mehr in meiner
Überzeugung bekräftigt.
Wir alle, die wir an die Gleichberechtigung
der Geschlechter
glauben, sollten aktiv werden
und so laut wie möglich über
die Wichtigkeit dieses Themas
sprechen. Wir dürfen die Trolle
nicht gewinnen lassen. ■
Wir erheben unsere
Stimmen
Wir schreiben das Jahr
2018. Seit 100 Jahren
dürfen Frauen*
in Österreich wählen und gerade
mal ein paar Jährchen länger
studieren. Seit 100 Jahren!! Also
eigentlich seit gestern, wenn
wir die gesamte Menschheitsgeschichte
zum Vergleich heranziehen.
Gut 20 Jahre ist es her, dass
in Österreich das erste Frauenvolksbegehren
stattfand.
„Den Frauen ihre Rechte und
nicht weniger. Den Männern
ihre Rechte und nicht mehr.“
So lautet der Slogan von damals
und daran hat sich genaugenommen
nicht viel geändert.
Frauen bekommen
heute nach wie vor weniger als
sie verdienen und das ist nicht
gerecht. Vor zwei Jahren haben
wir deswegen die Initiative
Frauen*Volksbegehren
2.0 ins Leben gerufen und damit
Rassismus und Sexismus
den Kampf angesagt. Für echte
Gleichwertigkeit. Für echte
Selbstbestimmung. Für echte
Chancengleichheit. Für uns alle.
Überall auf der Welt stehen
Frauen* auf, um sich zu wehren.
Die #metoo-Bewegung eint uns
ebenso, wie die internationale
LGBTIQ-Bewegung und die Pro-
lena Jäger
Projekleiterin Frauenvolksbegehren,
Aktivistin
Choice-Bewegung. Immer wieder
hören und spüren wir, dass
wir uns in einer Zeit des Umbruchs
befinden. Technischer
Fortschritt und gesellschaftlicher
Backlash scheinen Hand in
Hand zu gehen. Um so wichtiger
ist es nun, dass wir zusammenhalten,
über Landesgrenzen
und Differenzen hinweg. Wir
müssen Seite an Seite kämpfen.
Miteinander und Füreinander.
Frauen* und andere marginalisierte
Gruppen müssen mitbestimmen
können, auf allen
Ebenen der Gesellschaft und der
Politik. Es ist Zeit für echte Veränderung.
Heute für morgen.
Für ein gutes Leben für alle. Dafür
steht mein Feminismus. ■
Foto: © Carl DewalD
Foto: © interFoto
Gerhard Wagner
Obmann HeForShe Vienna
Feminist* sagt
Mann* nicht
Vor kurzem veröffentlichte
Hanna Herbst ihr
Buch „Feministin sagt
man nicht“, in dem sie sich mit
unterschiedlichen feministischen
Themen beschäftigt und
schlussendlich zu dem Ergebnis
kommt: „Feministin sagt
man doch!“. Damit bricht sie in
aller Klarheit ein gesellschaftliches
Tabu. Denn nach wie vor
wird Feminismus skeptisch beäugt.
Ich kenne viele Menschen,
die zwar die Gleichstellung der
Geschlechter befürworten und
sich teilweise auch aktiv dafür
einsetzen, sich aber dennoch
nicht als Feminist*in bezeichnen
möchten. Besonders stark
äußert sich diese Ablehnung
dem Feminismus gegenüber
innerhalb der Gruppe der Männer*.
Gleichstellung, ja bitte. Feminismus,
lieber nicht. Dabei
geht das eine nicht ohne das andere.
Wer sich für die Gleichstellung
und Gleichwertigkeit der
Geschlechter ausspricht und
echte Chancengleichheit für alle
einfordert, ist faktisch auch
Feminist*in.
t-Shirts machen uns
nicht zu Feminist*innen
Bei all der gesellschaftlichen
Tabuisierung zeigt sich in letzter
Zeit paradoxerweise auch
ein fast schon inflationärer Gebrauch
der Begriffe Feminist*in
oder Feminismus. T-Shirts mit
dem Aufdruck „This is what a feminist
looks like“ sind beliebt
wie nie zuvor und Feminismus
wird als trendiger Lifestyle gefeiert
– auch unter den Männern*.
So schön die breite Resonanz
auch ist, ein jeder Trend
birgt auch die Gefahr zur reinen
Instrumentalisierung zu verkommen
und dadurch an Inhalt
zu verlieren. Daher ist beim
derzeitigen Hype auch Vorsicht
geboten, denn T-Shirts machen
uns nicht zu Feminist*innen.
Feminismus ist mehr als ein
schickes Label, Feminismus ist
eine ehrliche Haltung.
Feminismus steht für gelebte
Gleichstellung, Gleichwertigkeit
und Chancengleichheit.
Feminismus steht für Menschlichkeit,
und Menschlichkeit
darf kein Tabu sein. Feminismus
darf kein Tabu sein. Ganz
im Gegenteil, es braucht mehr
Menschlichkeit, es braucht
mehr Feminist*innen. Oder wie
es die Autorin Chimamanda
Ngozi Adichie ausdrückt: We
should all be feminists. ■
Fat Feminist Homo
Ich werde die Bezeichnungen
Frauen* und Männer* jeweils mit
einem Sternchen versehen. Dies soll
Trans-Queere und nicht binär lebende
Personen sichtbar machen und
mit einschließen. Mir ist bewusst,
dass ich als weiße Person mit österreichischem
Pass aus einer priviligierten
Position heraus schreibe.
Ich bin eine fette, homosexuelle
Frau. Das ist meine Selbstbezeichnung,
mein Weg, empowernd
und sichtbar mit meiner
Lebensrealität umzugehen. Sobald
ich mich außerhalb meiner
Wohnung oder anderen safe
spaces bewege, spüre ich Diskriminierung.
Sie ist in Blicken, in
Worten, in der Attitüde, wie mit
mir umgegangen wird. Was bis
eben noch meine Normalität
war, ist jetzt lebende Kritik an
den Normen der Mehrheitsgesellschaft.
Ich bin, wie alle Frauen*, jeden
Tag der sexistischen und lookistischen
Wertung von heterosexuellen
Cismännern ausgesetzt.
Das Patriarchat sorgt für eine
klar eingegrenzte heteronormative
Vorgabe, was Geschlecht bedeutet,
wieviele es gibt, und wer
aufgrund seines Geschlechtes
wieviel Wert hat. In dieses Weltbild
passt keine Frau, die mit einer
Frau verheiratet und selbstbewusst
fett ist. Eher kommen
Ideen, wie Frauen* zu leben und
auszusehen haben; dass sich ihr
Look immer (oder überhaupt)
an den Blick der Männer* richtet,
dass Begehren heterosexuell
zu sein hat, Frauen* schlank,
schweigend und schön eher
nur dabei stehen sollen, als fett,
selbstbewusst und laut wichtige
Positionen zu besetzen.
In solchen Strukturen dient
eine Diskussion um das Körpergewicht
von Frauen* ebenfalls
dazu, Macht auszuüben und
ina Holub
Stylist, Make-up Artist,
Plus Size Model
zu erhalten. Oft werden Körperlichkeiten,
die bei Frauen*
noch negativ konnotiert waren,
bei Männern* positiv bewertet.
Männer sind stattlich, nicht
fett, sind selbstbewusst laut,
nicht hysterisch, die ersten drei
Hemdknöpfe sind offen, weil er
leger ist und nicht, weil er nur
mit Reizen überzeugen kann, da
die Inhalte fehlen.
Wenn ein Mann* einkaufen
geht, sich um Kinder kümmert
oder den Haushalt macht, verändert
das nichts an der Norm. Wer
fragt schon einen männlichen*
Politiker, wie er Kind und und
Job unter einen Hut bekommt?
Männer*, die hier aufschreien,
haben zu Recht Angst, ihre
Macht und damit Privilegien,
auf die alles gestützt ist, abzugeben.
Das würde auf lange Sicht
Gleichberechtigung bedeuten
und das ist nicht der Plan.
Feminismus heißt für mich
auch Solidarität unter Frauen*.
Alteingesessene erzpatriarchale
Strukturen könn(t)en aufgebrochen,
Frauen* empowert und
heteronormativ geprägte Wertesysteme
hinterfragt, Privilegien
neu verteilt werden. Nur so würde
Gleichberechtigung funktionieren.
■
Foto: zvg
6 · #BOdyaCCePtanCe
Body Acceptance
Carina Møller-Mikkelsen
Curvy Model und ehemalige
Bodybuilderin
Anzeige #PERIODDRAMA · 7
Breaking the bloody taboo
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... bedeutet für mich, auf seinen
Körper zu hören und zu lernen, mit ihm
zusammen zu arbeiten und nicht gegen
ihn. Zu verstehen, wer und wie man ist,
und nicht dem falschen, vermeintlichen
Ideal hinterherzueifern.
„Wir alle möchten gut
funktionieren, da spielt
natürlich eine ausgewogene
und gesunde Ernährung
eine große Rolle!“
Dein Schluck Lebenslust
Genieße die Erfrischung aus der
Essenz von Grünem Kaffee, verfeinert
mit besonderen Zutaten unserer österreichischen
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unvergleichbar anderes. Bärnstein ist
als natürlicher Muntermacher bei all
jenen beliebt, die das einzigartigste
Geschmackserlebnis suchen. So
entsteht ein Zwischenspiel von
Abenteuerlust und vertrauter Heimat.
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Ich habe lange nicht verstanden, wer ich
bin und wie mein Körper tickt. In dem Alter
von 16–18 Jahren war ich ziemlich unglücklich
mit meinem Körper. Ich schaute
ständig in den Spiegel und fühlte mich nicht
gut genug. Auf Zeitschriften waren dünne
Models abgedruckt, meine Freundinnen waren
sehr schlank und ich dachte, dies wäre
das Nonplusultra: Nur so (dünn) könnte ich
mich wohlfühlen und Klamotten tragen, die
toll an mir aussehen.
die ersten Schritte
Ich entschloss mich also endlich dazu, mich
in einem Fitnessstudio anzumelden. Ich probierte
die Kurse aus, die dort angeboten wurden,
zum Beispiel Zumba. Das war die reinste
Vollkatastrophe mit mir. Während die anderen
alle fleißig im Takt waren, bin ich kaum
hinterhergekommen. So landete ich letztendlich
im Freihantelbereich und fand dort große
Freude an dem Ganzen. Ich merkte, wie mein
Körper sich nach kurzer Zeit veränderte, und
passte irgendwann auch meine Ernährung
entsprechend an. So startete mein Weg zur
Bodybuilderin und späterhin Wettkampfathletin
in der Figurklasse der Frauen.
der Perfektionismus
Ende 2017, Anfang 2018 realisierte ich endlich,
dass ich mich verrannt hatte. War ich wirk-
lich glücklich in und mit meinem Körper, wie
Mach' mit er jetzt war? Nein! Leider nicht. Ich ging 5–7
und gewinne deinen Mal die Woche zum Training, kochte mein
kleinen Vorrat an diesem Essen vor und wog jedes einzelne Gramm,
erfrischenden und tollen das ich aß, ab. Ich war in einen Teufels-
Getränk unter: kreis geraten. An einigen Tagen wollte ich
www.faszination-leben.at
carinamoellermikkelsen
aus diesem Teufelskreis ausbrechen und endlich
das essen, worauf ich längere Zeit schon
Lust gehabt hatte. Schokolade, Eis, Nudelauflauf,
uvm. Dies stopfte ich dann an einem Tag
hemmungslos in mich herein – soviel, dass ich
Bauchweh bekam oder mich sogar übergeben
musste. Dies ging eine längere Zeit so, bis ich
realisierte, dass ich auch das so nicht mehr
wollte. Ich musste etwas verändern und das
tat ich also Ende 2017, Anfang 2018.
die akzeptanz
Mein Körper fing an, sich zu verändern. Ich
nahm hier und da wieder etwas zu, mein Körper
wurde immer weiblicher und bekam seine
Kurven (zurück). Nicht nur körperlich veränderte
sich einiges, sondern ebenso mental.
Ich fing an, meinen Körper zu verstehen und
zu akzeptieren. Wir arbeiteten ab jetzt Hand
in Hand. Nach einiger Zeit kam dann auch
meine Menstruation wieder, die für anderthalb
Jahre ausgesetzt hatte aufgrund dessen,
was ich meinem Körper in diesem Zeitraum
angetan habe.
du kannst dein ganz eigenes
Schönheitsideal sein!
Durch diese Erfahrungen, die ich gemacht
habe, weiß ich meinen Körper, so wie er ist,
zu schätzen! Mein Körper ist wirklich toll so,
wie er von der Natur vorgesehen ist, und das
durfte ich jetzt endlich verstehen lernen! Ich
möchte jedem anderen da draußen dies nur
mit an die Hand geben: Versuche nicht, einem
Schönheitsideal hinterherzueifern, was
du so gar nicht erfüllen kannst. Du kannst
dein ganz eigenes Schönheitsideal sein! ■
ONLINE WEITERLESEN: WWW.FASZINATION-LEBEN.AT
Foto: Carina moeller-mikkelSen
FOTO: © ERDBEERWOCHE
Stelle dir Folgendes vor: Du
liest diesen Artikel entspannt in
einem Zugabteil. Dein Sitznachbar
schielt mit einem Auge zu dir
und wird ob der Headline neugierig.
Würdest du mit dieser Person
– einem wildfremden Menschen –
eine Diskussion über das Tabuthema
Menstruation anfangen?
Wenn ja: Glückwunsch! Dann
zählst du zu den wenigen Menschen,
die mit diesem Thema
überhaupt kein Problem haben. Für viele ist
Menstruation aber leider noch immer ein
unangenehmes Thema und negativ behaftet.
Das ergab auch eine Umfrage der erdbeerwoche
unter 1.100 Jugendlichen, laut
der über 60 Prozent der Mädchen eine negative
Einstellung zu ihrer Regel haben und
70 Prozent der Jungen das Thema Menstruation
unwichtig und peinlich finden. Nur
22 Prozent meinen, dass in ihrer Familie offen
mit dem Thema umgegangen wird.
Mythos Menstruation
Aber warum ist das so? Bis
heute halten sich viele My-
then rund um die weibliche
Regelblutung, weshalb sich
viele Mädchen während ihrer
Tage „unrein“ fühlen. Dabei
ist die Menstruation die natürlichste
Sache der Welt und
der Grund dafür, dass wir schen überhaupt existieren.
Men-
Deshalb wird es Zeit, darüber
zu reden und das Tabu zu
brechen! Wir von der erdbeerwoche
tun das schon seit vielen
Jahren und klären Frauen auch
über nachhaltige Alternativen zu konventionellen
Tampons und Binden auf. So wissen
viele Frauen zum Beispiel nicht, dass
jährlich rund 45 Milliarden Hygieneprodukte
weggeworfen werden und dass viele
herkömmliche Tampons aufgrund von
Kunststoffbestandteilen bis zu 500 Jahre
benötigen, um zu verrotten.
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Glücklicherweise gibt es Alternativen, wie
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erspart. Auch darüber wird es Zeit, zu reden.
Vielleicht bei der nächsten Zugfahrt?
Let’s break the bloody taboo! ■
8 · #enJOyyOuRSelF
„Zwischen den ganzen
Eindrücken, die Tag für
Tag auf uns einwirken,
vergessen wir achtsam
mit uns und insbesondere
mit unserer Sexualität
umzugehen.“
Selbstbefriedigung?
Wer macht denn sowas?!
Es ist das Natürlichste der Welt, sich mit seinem Körper und seinen Vorlieben auseinanderzusetzen.
Egal, ob Mann oder Frau, Selbstbefriedigung hilft in vielen Hinsichten, ausgeglichener zu sein.
Alles was mit Sexualität zu tun hat,
gilt immer noch als Tabuthema in
unserer Gesellschaft. Man spricht
einfach nicht darüber, denn vielen
Menschen treibt es die Röte ins Gesicht.
Dabei ist Sexualität etwas Natürliches
und letztendlich machen es fast alle Menschen.
Fernab von Pornos und Artikeln in
Magazinen, die uns erzählen wollen, wie
wir den besten Sex unseres Lebens bekommen
oder mit welchen Verrenkungen wir
uns am besten zum Höhepunkt bringen
können, sollten wir doch wieder anfangen
uns mehr mit UNS zu beschäftigen.
Warum es dir guttut!
Erster und wichtigster Punkt – durch
Selbstbefriedigung kommt ihr euch und
eurem Körper näher und ihr setzt euch mit
ihm auseinander. Ihr könnt dadurch lernen,
euch zu lieben und anzunehmen. Außerdem
merkt ihr mit der Zeit, was euch
guttut und was ihr gerne mögt, ihr könnt
euch ausprobieren, merkt welches Tempo
ihr mögt und wie ihr gern berührt werden
möchtet.
Es gibt aber auch noch die gesundheitlichen
Aspekte, die für die Selbstbefriedigung
sprechen. Zum Beispiel kann es Stress
bekämpfen, dafür sorgen die Glückshormone
namens „Endorphine“, die bei einem Orgasmus
freigesetzt werden. Die versorgen
euch mit einem Glücksgefühl und ihr fühlt
euch gleich viel entspannter. Zum anderen
könnt ihr Schmerzen und Verspannungen
lindern. Ich empfehle es immer, Selbstbefriedigung
anzuwenden, wenn man an
Krämpfen während der Periode leidet.
Roxana Kleuter
Erzieherin und Bloggerin
doitcurvy.de
Stress dich nicht!
Ich bekomme oft Nachrichten, in denen
mir Frauen schreiben, die nicht wissen, wie
sie es sich am besten selbst machen können.
Meine erste Antwort darauf: „Macht
ein Date mit euch selbst aus!“ Gönnt euch
vorher vielleicht ein entspannendes Bad,
cremt euch danach von Kopf bis Fuß ein
und tastet euch schon mal langsam an euren
Körper ran.
Nicht jeder Frau fällt es leicht, sich mit
ihren Körper auseinanderzusetzen und es
braucht manchmal viel Zeit, sich selbst positiv
wahrnehmen zu können. Stresst euch
nicht! Wenn man sich rantraut, gibt es auch
ganz wunderbare Sextoys, die man einsetzen
kann, um sich noch mehr auszuprobieren,
und die manchmal sogar helfen, zum
Höhepunkt zu gelangen. Traut euch! ■
Foto: © roBert gierhan
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„SCHEISS AUF
DEN SPRACHKURS,
LERN’S IN DEN
STREETS“
Fremdsprachen lernen
im Fußballkäfig, auf der
Baustelle oder beim Chillen mit
Freunden? Willkommen in der
„Sprachschule der Straße“.
Von Šemsa Salioski, Fotos: Soza Al Mohammad
Im Park kannst du Fußball spielen,
aber auch eine neue Sprache lernen
Wallah brate, ich schwöre!“ dröhnt es aus dem
Fußballkäfig neben meinem Wohnblock in
Wien Brigittenau. Der Sprachenmix ist hier
ur normalno, oder? Naja, für mich schon. Ich
komme in meine Wohnung und werde von meinem älteren
Bruder grinsend mit den Worten „Ho much wu?“ begrüßt.
„Wo hast du das schon wieder her?“, will ich wissen. „Na aus
dem Fitnesscenter. Von den Tschetschenen.“, antwortet er.
Wie ich später erfahre, bedeutet es „Wie geht’s dir?“ – in der
Form allerdings nur, wenn man einen Mann anspricht. Kein
Wunder, wenn er es von seinen Brudis aus dem Fitnesscenter
kennt. Das ist nicht das erste Mal, dass mein Bruder mich
mit einer Begrüßung in einer mir nicht bekannten Sprache
überrascht: Er besitzt davon ein breites Repertoire. Gelernt
hat er das alles nicht in einem Fremdsprachenkurs oder im
Ausland, sondern hier, in der Brigittenau, auf der Straße.
Beim Fußballspielen oder beim Chillen im Park hat er sich
als Jugendlicher Redewendungen und Ausdrücke aus den
verschiedensten Winkeln der Erde angeeignet. Da können
kleine Fehler, wie seine Schwester mit der männlichen
Form anreden, schon passieren. Politische
Korrektheit ist hier sowieso nicht an erster
Stelle: Sein „bester arkadaş“ (türk. „bester
Freund) aus der Teenie-Zeit nannte ihn
damals zum Spaß den „hellen Türken“, weil
er die türkische Sprache für einen Mazedonier
mit albanischen Wurzeln überraschend
fehlerfrei beherrscht hat. Das liegt mittlerweile
einige Jahre zurück, meinen Bruder
findet man heute eher auf der Uni als im
Fremdsprachen,
die man durch
Freunde lernt,
können einen in
der Arbeitswelt
weiterbringen.
Käfig. Aber was bleibt, das bleibt: Oft höre ich ihn heute
noch mit seinen ganzen „bratkos“ ständig auf „bosanski“
telefonieren. Sprachenvielfalt steht bei uns an der Tagesordnung.
Und damit sind wir nicht alleine.
Laut einer Studie der Statistik Austria liegt die Anzahl der
Wiener Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei 43,9%.
Dazu zählen Zuwanderer der 1., sowie der 2. Generation.
Ganz oben auf der Rangliste, der in Österreich am meisten
gesprochenen Sprachen, befinden sich Bosnisch-Kroatisch-
Serbisch, Türkisch, Ungarisch, Slowenisch, Polnisch, Rumänisch
und Arabisch. Insgesamt werden hierzulande um die
250 Sprachen gesprochen.
DER TSCHECHISCHE
FUSSBALLPLATZ IN ÖSTERREICH
Dass Fremdsprachen, die man durch Freunde lernt, einen in
der Arbeitswelt weiterbringen, sieht man auch am 21-jährigen
Kroaten Daniel.
„Ich habe in der Nähe der tschechischen Grenze Fußball
gespielt, genauer gesagt in Mistelbach und Poysdorf“,
erzählt er. Aufgrund der Lage gab es viele
Tschechen in den Mannschaften, die nur
wenig Deutsch verstanden haben. Deswegen
hat Daniel anfangs mit ihnen eine
Mischung aus Kroatisch und Deutsch geredet.
Nach einer Weile haben sie ihm immer
mehr tschechische Ausdrücke beigebracht.
„Ich habe Tag für Tag mindestens
ein neues Wort oder einen neuen Satz
gehört. So wie bei jeder neuen Sprache
48 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 49
Willkommen in Wien,
dem Babylon der Neuzeit.
habe ich natürlich zuerst das Schimpfen gelernt. Darauf
folgten die klassischen Smalltalk-Basics wie „co to děláš?“
(tschech.“Was machst du?“) oder „odkud jsi?“ (tschech.
„Woher kommst du?“) und die Antworten darauf. Zusätzlich
habe ich dann noch in Poysdorf gearbeitet. In der Werkstatt
hatten wir viele Mitarbeiter aus Tschechien, die ich ständig
nach neuen Ausdrücken gefragt und um Übersetzungen
gebeten habe.“ Seine Tschechisch-Kentnisse waren auch
in seinem Arbeitsalltag von Vorteil. „Die Geschäftsführer
meiner Firma haben irgendwann gemerkt, dass ich fließend
Tschechisch spreche und mich die ganzen Aufträge von
tschechischen Kunden erledigen lassen“, erklärt er.
AUSLANDSSEMESTER IN
SCHOTTLAND ZUM SPANISCH-
LERNEN
Dass ein Auslandsjahr in Schottland auch andere Lerneffekte
haben kann, sieht man am Beispiel der 23-jährigen
Athira. Sie spricht Malayalam (eine indische Sprache), sowie
Deutsch und Englisch. Athira hat ein Uni-Auslandsjahr in
Glasgow verbracht, jedoch blieb es in der Kommunikation
bei weitem nicht nur bei Englisch. „Dort habe ich Leute aus
Spanien, Ecuador, Kolumbien und Argentinien
kennengelernt. Einer meiner Kollegen
war aus Valencia. Durch ihn habe ich
die Sprache täglich zu hören bekommen.
Zum Beispiel, wenn er mit seinen Eltern
und Freunden von zu Hause telefoniert
hat. Später habe ich mich mit Leuten aus
Ecuador angefreundet und war ständig
mit ihnen unterwegs. Unsere Clique ist
freitags immer in einen Reggeaton-Club
gegangen. Durch die spanische Musik habe
ich tanzend und singend noch mehr Begriffe dazulernen
können. Die Gruppe hat außerdem ausschließlich Spanisch
miteinander geredet. Es hat mir jedoch nichts ausgemacht,
da ich Italienisch kann und sie nach einer Weile verstanden
habe“, erzählt sie. „Ich habe Spanisch wirklich nur durch
meine Freunde aus dem Auslandsjahr gelernt“, fasst Athira
zusammen.
FARSI DURCH DIE PERSER-CLIQUE
„Farsi verstehen habe ich hauptsächlich durch meinen persischen
Freundeskreis gelernt. Einige Wörter sind türkischen
Begriffen sehr ähnlich, was es natürlich oft leichter gemacht
hat, den Kontext eines Gesprächs herauszuhören“, sagt die
23-jährige Wienerin Fatma, deren Muttersprache Türkisch
ist. „In der persischen Clique wurden in der Runde viele
Geschichten oft unbewusst auf Farsi erzählt und anschließend
für mich auf Deutsch übersetzt. Meistens wurden auch
deutschsprachige Sätze mit einbezogen. Auf diese Art habe
ich gelernt, ihre Unterhaltungen zu verstehen und gleichzeitig
immer mehr Wörter aufgeschnappt“, erklärt Fatma, die
neben Deutsch und Türkisch noch Englisch und Französisch
spricht – und Farsi sowie algerisches Arabisch versteht.
Besonders interessant waren für sie persische Redewendungen,
die sie zwar nicht aus dem Deutschen, dafür aber
So wie bei jeder
neuen Sprache
habe ich natürlich
zuerst das
Schimpfen
gelernt.
aus dem Türkischen kannte. „Ich kann auch ein paar Witze
reißen, wirklich gut ist mein Farsi aber auch nicht“, meint sie.
Das algerische Arabisch hat sie in der Unterstufe bei einer
Freundin mit algerischen Wurzeln kennengelernt. „Ich war
oft bei ihr und habe mir ständig die Gespräche zwischen den
Familienmitgliedern mit angehört. Unbewusst ist viel davon
hängen geblieben. In diesem Jahr war ich dann selbst in
Algerien. Da Französisch in dieser Sprache eine große Rolle
spielt, habe ich keinen Dolmetscher benötigt, wenn ich mich
mit den Einheimischen dort unterhalten wollte“, erzählt Fatma
über ihre Sprachfähigkeiten.
POLSKI MIT DEN ÄGYPTISCH-
POLNISCHEN BRUDIS
Ähnlich war es bei Patrick, einem Österreicher aus Wien.
„Mein Kumpel und sein Bruder haben ägyptisch-polnische
Wurzeln, bei ihnen Zuhause wurde aber meistens Polnisch
gesprochen. In meiner Jugend bin ich ständig mit den beiden
unterwegs gewesen. Ich bin quasi mit ihnen aufgewachsen.
Durch die Unterhaltungen zwischen den Brüdern und
den anderen Familienmitgliedern war ich pausenlos von der
Sprache umgeben. So habe mir nach und nach die unterschiedlichsten
Wörter gemerkt“, erinnert
sich der 27-Jährige.
Nach ungefähr zwei Jahren hat Patrick
Polnisch dann selbst beherrscht. Er ist
sogar alleine nach Polen gefahren, um den
Praxistest zu machen: „Ich mag das Land
und die Leute. Am liebsten bin ich in Krakau.
In Polen habe ich realisiert, dass ich
mich mit anderen problemlos über jedes
Thema unterhalten kann. Die ersten Worte,
die ich auf Polnisch sagen konnte, waren
natürlich Sätze wie „jak się masz“ (poln. „Wie geht’s?“) oder
„co robisz?“ (poln. „Was machst du?“). Ich habe auch ein
Lieblingswort, nämlich „wolnośc“ (poln. Freiheit).“
„BAUŠTELAC-JUGO“ ÜBER DEN
DÄCHERN DER HAUPTSTADT
Dass die „Sprachschule der Straße“ keine Erfindung von
Millennials ist, zeigt sich beim heute 64-jährigen gebürtigen
Polen Jan. „Als ich in Österreich angekommen bin, konnte
ich kaum Deutsch. Meine Kollegen auf der Baustelle kamen
alle aus dem ehemaligen Jugoslawien. Untereinander haben
sie ausschließlich auf „Jugo“ geredet. Als Gestik und Mimik
nicht mehr ausreichend waren, haben sie versucht, Jan ihre
Sprache beizubringen. Es war nicht allzu schwer, da es sich
bei den beiden immerhin um slawische Sprachen handelte.
„Wir haben anfangs eine Mischung aus Polnisch und „Jugo“
gesprochen und uns sehr bald immer mehr verständigen
können. Zu den ersten Begriffen, die ich gelernt habe,
zählten natürlich die Namen der Werkzeuge wie „čekić“
(kro. “Hammer“) oder „bušilica“(kro. „Bohrmaschine“) , die
wir für die Arbeit gebraucht haben. Nach ungefähr einem
Jahr konnte ich ihre Sprache dann selbst sprechen“, sagt
Jan. „Im Alltag habe ich mein „Jugo“ in erster Linie für die
Arbeit gebraucht. Ich habe die Fremdsprache aber auch
50 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 51
JOBS MIT ZUKUNFT
In welcher Sprache die beiden Jungs sich wohl miteinander unterhalten? Deutsch, Polnisch oder doch Swahiili?
sonst gerne verwendet, wenn ich gemerkt
habe, dass mein Gegenüber sie ebenfalls
beherrscht. Mein Lieblingssatz ist „idemo
kući“. Den bringe ich immer, wenn ich
meiner Frau bei Bekannten heimlich signalisieren
will, dass ich mich langweile und
endlich nach Hause gehen möchte“, grinst
er.
SUCHT EUCH EURE EIGENE
„SPRACHSCHULE DER STRASSE“
Vor allem in Multikulti-Städten wie Wien hat jeder die Möglichkeit,
seine Sprachkenntnisse mitten im Alltag zu erweitern.
Eure eigene „Sprachschule der Straße“ kann daher
überall sein. Eure ganz persönlichen „Sprachlehrer“ müssen
auch nicht immer zwingend die besten Freunde oder die
Arbeitskollegen sein. In der Schule hat mit Sicherheit jeder
schon einmal seine Klassenkameraden nach neuen Schimpfwörtern
aus dem Heimatland gefragt. Wenn man älter wird,
Meine Kollegen
von der Baustelle
kamen
fast alle aus
Jugoslawien.
könnte man schließlich eine Ebene weiter
gehen und nach den Basics fragen. So
bringt man den Sprachschneeball perfekt
ins Rollen. Eine zusätzliche Sprache öffnet
die Türen für eine völlig neue Kultur. Durch
das Verstehen von Musik, Filmen, oder
Serien in der Originalsprache bekommt
man Einblicke, die kaum mit bloßen Übersetzungen
vergleichbar sind. Die einzige
Voraussetzung: Man muss auch Interesse daran haben. Der
Rest ergibt sich durch das Zuhören von selbst, auch wenn
man die neu erlernte Sprache dann nicht unbedingt fließend
beherrscht. Die meisten Einwandererkinder, die ich kenne,
haben sogar ihre eigene Muttersprache ausschließlich durch
das Zuhören gelernt und beherrschen sie schriftlich eher
selten. Dennoch reichen die Grundkenntnisse für Unterhaltungen
und bilden immer das Fundament für den Rest.
Merkt euch das, meine Bratkos und Habibis. ●
„Jeder fängt mal klein an.
Aber hier werd’ ich groß!“
JOBS MIT
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ÖSTERREICH DRIN.
SPAR als 100% österreichisches Unternehmen ist nicht nur einer der größten heimischen Arbeitgeber, sondern
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52 / RAMBAZAMBA /
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DIE STRENGE
SCHWESTER
Wenn deine Eltern kaum Deutsch sprechen, musst du
eben auf Elternsprechtage der Geschwister gehen,
im Mitteilungsheft unterschreiben und auch auf den
Tisch hauen. Aus dem Alltag unserer Redakteurin
Aadilah Amin.
Habt ihr etwas zum Unterschreiben?“,
fragte ich
meine beiden Schwestern.
„Nein.“, sagte Naziah und
verschränkte ihre Arme. Sabira antwortete
mir erst gar nicht, weil sie schon
wieder am Träumen
war. Sie sprang auf
und wuselte durch die
ganze Wohnung. Währenddessen
hatte sich
mein älterer Bruder,
Musti, in seinem Zimmer
eingeschlossen.
Aus der Küche roch es
nach Koriander, Chili,
Kardamon oder Zimt,
die meine Mutter in
einem afghanischen
Essen verschmelzen
ließ. Mein Vater
schaute sich wie
jeden Tag nach seiner
harten Arbeit auf der
Baustelle die Nachrichten an. Er machte
das bevorzugt sehr laut, was mich dazu
veranlasste, ihn zu bitten, den Fernseher
leiser zu stellen.
„WUSSTE NICHT, WIE
MAN EINEN STIFT HÄLT“
Ganz normaler Alltag in meiner Familie.
Meine Geschwister besuchten die Volksschule
in Simmering. Meine Eltern, beide
aufgewachsen in einem kleinen Dorf in
Afghanistan, gingen nie zur Schule. Mein
Vater, der als Soldat in seinem Heimatland
arbeitete, brachte sich das Lesen
und Schreiben selbst bei. Meine Mutter
war bis zu ihrem 35. Lebensjahr eine
Analphabetin. „Ich wusste am Anfang
nicht, wie man einen Stift richtig hält“,
erinnert sie sich. Aus diesem Grund
wussten meine Eltern gar nicht, was ein
Mitteilungsheft ist. Geschweige denn,
dass sie in das Heft auch ihre Signatur
setzen mussten. Aus diesem Grund war
mein Heft versehen mit vielen „Fehlzeichen“,
darauf machte mich meine
Lehrerin recht bald aufmerksam.
Aufgrund dieser Ausgangslage war
es nicht weiter verwunderlich, dass ich
als Zweitälteste, aber beste Schülerin,
„
Es war nicht
weiter verwunderlich,
dass ich
als Zweitälteste,
aber beste
Schülerin, die
Erziehung meiner
Geschwister
in die Hand
nehmen musste.
“
die Erziehung meiner Geschwister in die
Hand nehmen musste. Dazu gehörte
auch der Gang zum Elternsprechtag, an
den sich die wenigsten Schüler positiv
erinnern. Nur war ich dieses Mal auf
der anderen Seite. Nicht die Schülerin,
die was ausgefasst hat, sondern die
besorgte Schwester, die die Kritik an
ihren Geschwistern einstecken musste.
Oft kam ich Naziah auf die Schliche, die
vor meiner Mutter
beteuerte, dass sie
brav ist und überhaupt
nicht zum Elternsprechtag
kommen
müsse. Ich wurde
misstrauisch, weil ich
wusste, dass sie Probleme
in Mathe hatte.
Naziah hasste mich
dafür. Aber ich musste
streng zu ihr sein. Als
Erziehungsberechtigte.
Manchmal habe ich
aber ein Auge zugedrückt.
„Bitte sag nicht
Mama, dass ich einen
Fünfer bekomme oder
gefährdet bin. Sie wird traurig sein“,
flehte mich Naziah an. Ich spielte oft
mit. Wenn meine Mutter mich fragte:
„Gut oder nicht?“,
log ich sie an und
sagte: „Du weißt wie
gut sie in Mathe ist,
unser Zahlengenie.“
Meine Verantwortung
ging so weit, dass ich
sogar in die Rolle des
Vormunds für meinen
älteren Bruder schlüpfte.
Ihr könnt euch
sicher vorstellen, wie
die Lehrer geschaut
haben, als sie eine drei
Jahre jüngere Schwester
als Elternersatz sahen. Mein Bruder
war 16, ich gerade 13. Irritationen waren
vorprogrammiert.
EINE STUNDE
FUSSMARSCH ZUR
SCHULE
Zu dieser Zeit musste ich nicht nur
die strenge Schwester spielen und zu
Elternsprechtagen gehen. Auch das
Unterschreiben im Namen meiner Eltern
„
Natürlich wusste
niemand
außer mir, dass
mein Bruder
selbst seine Mitteilungshefte
unterschrieb.
“
gehörte nun zu meinen Kompetenzen.
Die Unterschrift meines Vaters zu
fälschen – das hatte ich von meinem
großen Bruder gelernt. Natürlich wusste
niemand außer mir im Haus, dass mein
Bruder selbst seine Mitteilungshefte
unterschrieb. Er war abgebrüht und viel
zu reif für sein Alter. Das kann auch
daher kommen, dass er in Afghanistan
über eine Stunde zur Schule marschieren
musste. Ich sah mir seine Bewegungen
genau an, wie er die Unterschrift meines
Vaters nachzog, und hatte kurze Zeit
später den Dreh raus. Zur Freude meiner
Geschwister, die von nun an immer zu
mir mit ihren schlechten Noten kamen.
Sie schleimten sich sogar bei mir ein,
damit ich nichts weitererzählte. „Wow,
du kannst das so gut, dabei ist die
Unterschrift des Vaters auf Persisch so
schwer“, schwärmten meine Geschwister.
Auch wenn ich wusste, dass es ein
Teil ihres Plans ist, machten mich ihre
Worte stolz und motivierten mich für
weitere Elterntaten.
Heute, rund zehn Jahre später, hat
mein Bruder, Musti, die HTL abgeschlossen.
Die Schwestern Naziah, Sabira und
ich haben das Gymnasium erfolgreich
absolviert. Ich muss zähneknirschend
zugeben, dass die beiden Mädels sogar
schneller mit ihrem
Studium vorankommen
als ich es tue.
Naziah wird nächstes
Jahr ihren Bachelor
machen, Sabira
paukt Tag und Nacht
für ihr Studium der
Rechtswissenschaften.
Zuallerletzt sollte
unser Jüngster, Mahdi,
nicht unerwähnt bleiben.
Er ist heute neun
Jahre alt und geht
in die vierte Klasse
Volksschule. Heute kümmert sich meine
Schwester Sabira um seine schulischen
Angelegenheiten.
Meine Geschwister sind der wichtigste
Grund, wieso ich lebe. Früher
war ich ihre Stütze, heute sind sie mein
Anker im Leben. Sie sind alles, was ich in
meinem Herzen festhalten möchte. ●
54 / RAMBAZAMBA /
/ RAMBAZAMBA / 55
MEINUNG
FALSCHES
SCHÖNHEITSBILD
Mädchenmagazine haben eine große Verantwortung und
sind sich dieser nicht bewusst. „Beauty-Tipps und Tricks die
dir helfen schöner zu werden“, „Abnehmen leicht gemacht“
oder „So kommst du bei jedem Jungen an“ – wer sich
Mädchenmagazine durchliest, könnte meinen, das einzig
wichtige im Leben jeder jungen Frau sollten ihr Gewicht und
ein Freund sein. Geht es nach diesen Zeitschriften, interessieren
sich Frauen und Mädchen nur für Mode, Beauty und
Männer. Mit solchen Inhalten wird Meinungsbildung betrieben.
Immer geht es nur ums Aussehen. Diese ganzen Tipps
und Tricks führen zu einer Art Zwang, die sich unkontrolliert
im Unterbewusstsein junger Frauen einnistet. So, als ob
man etwas an sich ändern müsste, um „gut genug“ zu sein.
Stichwort Make Up. Klar, jede Frau kann sich schminken, so
viel und so oft sie will, aber diese Magazine implizieren, dass
wir uns ohne Schminke gar nicht außer Haus trauen dürfen.
Wieso sollte es „normal“ sein, dass sich jemand schon mit
elf Make Up ins Gesicht klatschen muss, um schön zu sein?
Auch ein ganz großes Thema ist das Gewicht und ganz
allgemein der Körper junger Frauen. Die Zielgruppe vieler
Mädchenmagazine beginnt ab elf Jahren. Sollte sich eine Elfjährige
wirklich Gedanken über ihre Figur machen müssen?
Ich denke nicht. Sollte sie sich damit beschäftigen müssen,
ob sie genug Make Up trägt, um von der Gesellschaft als
„schön“ empfunden zu werden? Ich denke nicht. „Wien -
200.000 ÖsterreicherInnen waren laut Gesundheitsministerium
zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung
erkrankt. Betroffen sind vor allem sehr junge Menschen, 90
bis 97 Prozent sind Mädchen bzw. junge Frauen“- berichtete
„Der Standard“.
Was mir in all dem nicht klar ist: Wieso macht man das?
Wieso vermittelt man Mädchen von Kleinauf ein völlig falsches
Schönheitsideal, reduziert sie auf ihre Äußerlichkeiten
und gibt ihnen das Gefühl, sie wären nur dann etwas Besonderes,
wenn das ein Junge so empfindet? Junge Frauen in
eine Rolle zu drängen, in der sie sich nicht wohlfühlen, das
ist nicht in Ordnung. Liebe Mädchenmagazine, es wäre viel
wichtiger, unser Selbstbewusstsein zu stärken, in dem ihr
uns bekräftigt, dass wir ok sind so wie wir sind. Dass wir uns
in der Schule anstrengen sollten, an unsere Zukunft denken
sollten und uns nicht über unser Aussehen definieren sollten.
Rinesa Maloku ist 15 Jahre alt und besucht die F3 Wintzingerodestrasse
56 / MIT SCHARF /
SEI (K)EIN MANN
Sexismus ist schon seit langem ein großes Thema, doch
ich merke langsam, dass es besser wird. Die Gesellschaft
scheint es langsam zu akzeptieren, dass beide Geschlechter
gleich viel wert sind, jedoch gibt es immer noch Menschen,
die denken, Frauen seien weniger wert als Männer.
Wir sind mittlerweile im Jahr 2018, doch es ist traurig zu
sehen, dass es noch Länder gibt, wo Frauen als Objekte
angesehen werden. Ich finde es auch unglaublich, dass
manche Mädchen nicht in die Schule gehen dürfen.
Wieso sind sie in manchen islamischen Ländern gezwungen
ein Kopftuch aufzusetzen? Wieso heißt es „Frauen
gehören in die Küche“? Wieso durften die Frauen erst so
spät mitwählen?
Bei Männern ist es nicht weniger schlimm, sie
werden als Lebewesen ohne Emotionen dargestellt. „Der
Mann ist stark“, „Der Mann darf nicht weinen“, „Er darf
keine Gefühle zeigen“ - aber wieso? Wieso muss die Frau
zuhause mit ihren Kindern rumsitzen, während der Mann
arbeiten muss? Wieso all das, wenn man ganz einfach
akzeptieren könnte, dass Mann und Frau gleich viel wert
sind? Warum kann man nicht einsehen, dass man beide
Geschlechter gleich viel braucht, zum einen für die Fortpflanzung
und zum anderen für die Wirtschaft? Um das
zu ändern, könnte man viel machen. Es fängt schon als
kleines Kind zuhause an, es liegt ganz an deiner Familie,
wie du aufwächst.
Es liegt daran, wie deine Eltern darüber denken.
Wenn sie meinen, du müsstest kochen können als Frau,
dann wirst du immer so ein Bild im Kopf haben. Wenn sie
meinen, du wärst ein Mädchen, wenn du als Mann weinst,
dann wirst du immer auf diese Art und Weise denken. Bei
mir zuhause gehen meine Schwestern streng mit diesem
Thema um. Sie erzählen meinem Bruder, dass auch er selber
was machen müsse, dass seine Frau später mal nicht
die Putzfrau für ihn spielen müsse und so weiter. Dennoch
halten die ständigen Beschwerden meiner Schwestern
meinen Bruder nicht davon ab weiterhin den Faulen
zu spielen. Mein Vater bereitet auch manchmal Frühstück
für uns vor, dann streiten sich meine Eltern darüber, wer
es besser macht und fragen uns nach unserer Meinung.
Ich finde es sehr amüsant anzusehen.
Berivan ist 13 Jahre alt, besucht die WMS Loquaiplatz
OUT OF CONTROL
Was die digitale Welt über dich weiß!
AUSSTELLUNG
IN DER AK WIEN
EINTRITT FREI!
Führungen für Privatpersonen
Jeden Donnerstag (an Werktagen) pünktlich um 15:30 - 17:00 und 17:30 - 19:00
Keine Anmeldung erforderlich
Treffpunkt: AK Wien-Foyer, 1040, Prinz-Eugen-Straße 20-22
Der Besuch der Ausstellung ist nur mit Führung möglich.
Spezialführungen für Schulklassen
Mo - Fr vormittags
Anmeldung erforderlich unter:
outofcontrol.ak.at
DIE PARTNER DE R „NEWCOMER“
„In Zeiten des Internets und
der Sozialen Netzwerke ist es
wichtig, sich mit Journalismus
und der Qualität von Nachrichten
auseinanderzusetzen. BIBER macht
Schülerinnen und Schüler zu
Redakteuren. Das unterstütze ich
sehr gerne.“
Heinz Faßmann
Bildungsminister
„Verlässlicher Qualitätsjournalismus,
wie ihn der ORF
täglich liefert, wird in einer
zunehmend fragmentierten
Welt immer wichtiger. Uns
ist es daher ein Anliegen,
auch Jugendliche für den
Journalismus zu begeistern.“
Alexander Wrabetz
ORF-Generaldirektor
„Jugendlichen Ziele und
Perspektiven für die Zukunft
zu geben, ist eine Aufgabe die
wir sehr ernst nehmen. Es hat
großen Spaß gemacht das Projekt
‚Newcomer‘ zu unterstützen.“
Mario Aigner
Lehrlingsbeauftragter BAWAG PSK
„Der Stadtschulrat unterstützt
das Projekt ,Newcomer‘, weil es
SchülerInnen die Gelegenheit
bietet, mehr über Medien zu
erfahren und das außerhalb des
klassischen Unterrichts.“
Heinrich Himmer
Wiener Stadtschulrats-Präsident
„Wien steht für Vielfalt. SPAR
steht für Vielfalt. biber steht für
Vielfalt. Es ist schön, Partner für ein
Jugendprojekt zu sein, das diese
Vielfalt auch abbildet.“
Alois Huber,
SPAR-Geschäftsführer
Monat für Monat touren biber-RedakteurInnen im Rahmen
des Projekts „Newcomer“ durch Wiener Schulen und geben
im Jahr 2018 rund 250 Jugendlichen eine Projektwoche
lang die Chance, ihre Medienkompetenz und Persönlichkeit
zu stärken und neue (Job-)Perspektiven zu sehen. Der
biber-Newcomer wird von Menschen gestaltet, die selbst
aus zugewanderten Familien kommen und daher wissen, mit
welchen Schwierigkeiten die Jugendlichen auf dem Weg ins
Arbeitsleben konfrontiert sind. Wenn wir es geschafft haben,
können sie es auch!
Um Österreichs größte Schülerredaktion aufzubauen,
„Die Biber-Redakteure
engagieren sich im Newcomer-
Projekt, um Jugendlichen
aus oft sozial benachteiligten
Familien neue Perspektiven und
Selbstbewusstsein zu geben.
Das ist eine Idee, die die ÖBB
gerne unterstützen.“
Andreas Matthä
Vorstandsvorsitzender
ÖBB-Holding AG
Marko Mestrović, Martin Lusser, SSR / Johannes Zinner, Mario Aigner, SPAR/Johannes Brunnbauer, Georg Hochmuth
Petra Spiola, Markus PRANTL, HBF/ Franz HARTL, Andreas Jakwerth, AK/Sebastian Philipp, Thomas Ramstorfer
braucht es mehr als nur guten Willen. Es braucht enorm viel
Zeit, Geld und Know-how sowie verlässliche Partner, die das
Projekt begleiten. Wir danken unseren vielen Leserinnen
und Lesern, die unsere Crowdfunding-Kampagne unterstützt
haben, um das Projekt zu finanzieren.
Wir danken zudem folgenden Institutionen und Firmen
für die Unterstützung des „Newcomer“-Projekts: Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMB-
WF), Wiener Stadtschulrat, ORF, SPAR, Arbeiterkammer,
ÖBB, BAWAG PSK, Dr. Roland, Industriellenvereinigung sowie
LUKOIL.
„Das Projekt Newcomer vermittelt
die demokratiepolitische
Bedeutung des Journalismus
und fördert durch Text- und
Videoworkshops die Kreativität
der Jugendlichen. LUKOIL ist mit
Freude Partner des Newcomers. “
Robert Gulla
Geschäftsführer LUKOIL-Holding
„Als Partner des Projekts
,Newcomer‘ möchten wir
Jugendliche vor allem ermutigen
ihre Kreativität zu nutzen,
sich gesellschaftlich und
bildungspolitisch einzubringen.“
Christoph Neumayer
Generalsekretär der
Industriellenvereinigung
„Guter Journalismus schafft
Verständnis: Indem er Einblicke
in das Leben anderer vermittelt,
berührt, verbindet, Probleme
und Lösungen aufzeigt und eine
Basis für die Demokratie und das
Zusammenleben bildet. Es ist
super, wenn sich junge Menschen
dafür begeistern.“
Renate Anderl
AK Präsidentin
„Die Maturaschule Roland hat
sehr gerne den ,Newcomer‘
unterstützt, weil es eine
Abwechslung zum Schulalltag
darstellt und den SchülerInnen
einen exklusiven Einblick hinter
die Kulissen eines dynamischen
Mediums erlaubt.“
Matthias Roland
Schulleitung Dr. Roland
58 / NEWCOMER /
/ NEWCOMER / 59
Life
& Style
GOPNIK-
WARE
AUS DEM
OSTBLOCK
Pullis mit riesigen Logos,
Goldketten und Bauchtaschen
waren bis vor
ein paar Jahren unseren
Onkeln aus osteuropäischen
Dörfern vorbehalten. Bis der
Style der post-sowjetischen
Jugend von Designern wie
Gosha Rubchinskiy aus den
russischen Hochhäusern in
die Läden der westlichen
Welt gebracht wurde. Der
russische Modemacher hat
schon mit so ziemlich allen
namhafen High-End-Marken
zusammengearbeitet. Da
kann ein Rubchinskiy-Pulli
im Gopnik-Style schonmal
300 € kosten. Unsere Onkel
würden uns auslachen.
Und dem Kapitalismus die
Schuld geben. Und dann
am Schwarzmarkt Fakes
der Rubchinskiy-Klamotten
anbieten. Irgendwann fällt
alles in sich zusammen.
Schöner Schein.
Von Aleksandra Tulej
NOCH IST POLEN
NICHT VERLOREN
Ich war nie besonders nationalistisch
veranlagt – und je mehr in Polen der
Nationalismus und das rechte Lager
aufsteigen, desto mehr entferne ich
mich davon. Immer mehr Polen sind
heutzutage verdammte Rassisten,
Nationalisten und katholisch radikal.
Da, ich hab’s gesagt. Und trotzdem
liebe ich dieses Land. Ich liebe es,
weil die Wälder immer noch aussehen
wie aus der slawischen Mythologie.
Ich liebe es, weil immer mehr Menschen
sich gegen das rechte Regime
wehren. Die slawischen Selbstversorger-Gene
treiben sie dazu, zu
handeln, anstatt nur zu jammern.
Fast 100 Jahre alte Bauern am Land
tragen noch ihre eigene Heiz-Kohle
und rupfen ihre Gänse. Demos und
Proteste gegen die Regierung häufen
sich. Es gibt wenig Unmögliches. Die
inoffizielle gängige Währung zwischen
Nachbarn am Land ist immer noch
Vodka. In den Großstädten protestieren
Frauen auf der Straße gegen
das Abtreibungsverbot. Und setzen
sich durch. Das Staatsfernsehen
strahlt Propaganda aus, im Internet
häufen sich Portale mit echten Infos.
In der Kirche werden die Menschen
indoktriniert, den kirchen- und regierungskritischen
Film „Klerus“ nicht
anzuschauen. Der Film spielt in den
Kinos Rekordzahlen ein. Wie es so
schön in der polnischen Hymne heißt:
Noch ist Polen nicht verloren.
tulej @dasbiber.at
3 FRAGEN AN:
Model
Valentina
Belleza
Du wirst bald Mutter - bekommst du auf Instagram
und Co ungefragte Ratschläge und Kommentare
zu deiner Schwangerschaft?
Na klar! Manchmal reicht es einfach einen (entkoffeinierten)
Kaffee in die Kamera zu halten – zack,
hat man schon die ersten zehn Nachrichten von
besorgten Mamas, die dir erklären, wie schädlich
Koffein für das Ungeborene ist. Ich versuche
meistens, dem mit Humor entgegenzutreten,
wenn es mir aber zu doof wird ignoriere ich es
und ghoste alle Dinkel-Muttis!
Wie schaut ein typischer Tag bei dir aus?
Zurzeit ist alles sehr entspannt, ich versuche noch
Bilder hinzukriegen, jedoch gestaltet sich das eher
schwieriger von Tag zu Tag! Ich habe gerade das
Kochen für mich entdeckt und dies ist gerade mein
Highlight des Tages - ich freue mich aber auch
schon wieder darauf, arbeiten zu können!
Zu deinem Style: Was war dein erstes Tattoo? Wo
kaufst du meistens deine coolen Outfits?
Mein erstes ist auf meinem kleinen Finger - ein
kleines Herz, mit 15 Jahren habe ich es machen
lassen - ohne Erlaubnis meiner Eltern natürlich.
Styletechnisch gehe ich alles mal quer durch, von
Monki, COS, Uniqlo, Adidas bis hin zu tollen Vintage
Läden in Paris! Mehr von Valentina findet ihr
auf ihrem Insta: valentinabelleza
DIY AUS OSTEUROPA:
KOMPOT
Während ihr eure bio, faitrade Ingwer-Limetten-
Limonade um 7 € aus Mason Jars schlürft, sind
euch die osteuropäischen Omas schon seit ein
paar Jahrunderten einen Schritt voraus: Kompott,
ein Getränk slawischen Ursprungs , das aus
gegartem Obst, Zucker und Sirup besteht, ist der
Vorgänger aller Bobo-Limos. Schmeckt kalt im
Sommer und warm im Winter . (Wir in Osteuropa
haben noch Winter.) Wer keine slawische Babushka
hat: Kompott zu machen ist wirklich nicht
schwer: Ihr braucht nur Obst, Zucker und Sirup.
Selbstgemachter Kompott ist bio, vegan, local,
seasonal und alles, was sonst noch 2018 in ist.
m2m.tv/Gosha Rubchinskiy, Marko Mestrović, instagram.com/valentinabelleza, Unsplash
MEINUNG
MEINE LIEBE
ZU DÖNER
Meine Liebe zu Döner begann vor acht
Jahren. Mit fünf ging ich zum ersten Mal
zu einem Dönerstand und holte mir einen
saftigen Döner mit Salat und Soße. Er
schmeckte so heftig. Ich sagte meiner
Mutter, dass sie mir noch einen holen
soll, aber sie wollte mir keinen Döner
kaufen. Die ganze Nacht dachte ich an
den Döner. Nach circa vier Jahren war
ich immer noch dönersüchtig. Ich hab
damals sicher jede Woche einen Döner
gegessen. Tu ich eigentlich immer noch,
aber ja. Ich möchte an dieser Stelle allen
Eltern etwas mitteilen: Verbietet euren
Kindern nicht den Döner! Denn ohne
Döner existiert keine LIEBE! Und an alle
Veganer: Bevor ihr da etwas dahinredet
probiert mal Döner, dann können wir
mal weiterreden! Man kann Kindern den
Döner nicht verbieten. Ihr müsst auch
nicht immer bei dem coolsten oder beim
luxuriösesten Dönerstand essen - auch
bei kleinen Dönerständen kann der Döner
heftig schmecken. Aber Qualität hat
ihren Preis: Nehmt ruhig den Döner, der
50 Cent mehr kostet – billig heißt nicht
immer gut. Und esst euren Döner immer
bei einem Türken! Vertraut mir einfach!
Ich habe eigentlich vor, mal Bautechnik
zu lernen – wenn das nicht klappt, ist
mein Plan B Dönerbudenbesitzer zu
werden. Ich schwöre euch, Ali’s Döner
wird der beste Döner Wiens.
Und noch ein kleiner Tipp von Ali, ein
echter Döner besteht aus:
Hühner/Kalb Fleisch, Salat, Soße, scharf
Ali ist 13 Jahre alt und besucht die 4.D in der
WMS Loquaiplatz.
Marko Mestrović
Mann
&
Body
Fun Fact
In einer Studie, welche
von der Universität
Western Illinois durchgeführt
wurde, haben Frauen
die Attraktivität der Muskelgruppen
bei Männern
eingestuft. Bauchmuskeln
waren am ersten Platz,
gefolgt von Bizeps, Brust,
schrägen Bauchmuskeln
und Trizeps.
Ergänzung
Nahrungsergänzungsmittel
sind in. Immer öfter sieht
man Menschen, die Pillen
schlucken und Pulver verzehren,
weil sie gesünder
werden wollen. Generell
ist nichts Falsches daran.
Ich würde aber empfehlen,
sich zuerst darauf zu
fokussieren, dass man
seine Ernährungsweise
verbessert und nicht
versucht, dies durch Nahrungsergänzungsmitteln
zu ersetzen. Schließlich
sind das Ergänzungs- und
nicht Ersetzungsmittel! Bei
Nahrungsergänzungsmitteln
ist es auch wichtig,
dass man sie aus guten
Quellen kauft, da Qualität
dabei einen wichtigen
Faktor darstellt.
Zahl des Monats
Bis zu 800
Kalorien kann man in
Folge einer Kältetherapie-Einheit
verbrennen.
Freeze your a**
of, wortwörtlich!
Quinoa statt Qebab.
Von Artur Zolkiewicz
Tiefgefroren
Ich bin ständig auf der Suche
nach neuen Wegen, wie ich
meinen Erholungsprozess
optimieren kann. Sauna steht
schon seit langem auf meiner
Ruhetag-Speisekarte. Da ich
aber generell kalte Temperaturen
bevorzuge, habe ich
mich endlich entschieden,
eine Kältekammer auszuprobieren.
3 – 5 Minuten
bei minus 80/90 Grad klingt
erschreckend, oder? Das ist
es aber nicht. Es wirkt sehr
erfrischend und aufmunternd.
Ich war bis jetzt zwei Mal und
beide Male habe ich folgende
Wirkung beobachten können:
Energie und Fokus, als
hätte ich einen vierfachen
Espresso getrunken, bessere
Verdauung und viel bessere
Schlafqualität. Es scheint
auch, als würde ich mich
viel schneller von meinen
Trainingseinheiten erholen
können. Außerdem sollte
durch die niedrigen Temperaturen
auch die körpereigene
Testosteron-Ausschüttung
stimuliert werden.
zolkiewicz@dasbiber.at
60 / LIFESTYLE /
/ LIFESTYLE / 61
Technik
& Mobil
WILLST DU MEHR
SCHARFE STORYS?
Alles auf Reset.
Von Adam Bezeczky
SMART UND
SPORTLICH
GSCHEITER
WECKER
Aus den Federn zu
kommen macht keinen
Spaß. Mit TalkClok für
iOS geht‘s ein bisschen
leichter: Die gratis App
aus Österreich ist ein
smarter Wecker, der
uns über RSS-Feeds mit
den aktuellen Nachrichten
oder auch mit
der Lieblingsplaylist
aus dem Tiefschlaf
holt. Die Menüführung
ist logisch und unkompliziert
- so macht das
Aufstehen fast ein
bisschen Spaß!
Self-
Servicewüste
Überweisungen tätigen, an
der Supermarktkassa scannen
oder selbst tanken – die
Unternehmen, die eigentlich
von ihren Service-Dienstleistungen
leben, haben ihre
Aufgaben an uns ausgelagert.
Unter dem Schlagwort
„Self-Service“ sind wir für
kurze Zeit unsere eigenen
Bankangestellten und Tankwarte.
Die Unternehmen
freut‘s, schließlich sparen
sie Personal, Geschäftsstellen
und Steuern ein.
Schade, dass wir mündige
Konsumenten dafür nicht
eine Gutschrift verlangen –
immerhin arbeiten wir gratis
für diese Unternehmen.
Wenn dann auch noch etwalige
Tarifwechselgebühren
anfallen, wenn wir uns selbst
administrieren, ist wirklich
Schluss. Digitalisierung ja,
Verarsche nein.
bezeczky@dasbiber.at
Der chinesische Handyhersteller
Huawei bringt mit der Huawei Watch
GT bereits die dritte Smartwatch auf
den Markt. Doch der Fokus bei der
Watch GT liegt eindeutig auf Batterie-
Laufzeit und Fitness-Tracking. An Bord
ist diesmal das hauseigene LightOS
als Betriebssystem. Großes Plus ist
die Ausdauer: Die Uhr hält locker eine
Woche mit einer Akkuladung lang durch.
Wer also eine alltagstaugliche Sportuhr
sucht, die die notwendigsten Smart-
Features wie Benachrichtigungen etc.
ebenfalls kann, ist hier richtig.
KANNSTE
KNICKEN
Samsung und Royole haben fast
gleichzeitig ein Mobilgerät mit faltbarem
Bildschirm vorgestellt. Das Gerät
von Royole gibt es bereits zu kaufen
– für 1300 US Dollar, Samsung folgt
2019. Die Einführung von faltbaren
Anzeigen könnte die erlahmte Handybranche
wieder aufleben lassen – 2019
wird also ein spannendes Jahr für
Gadgets.
Marko Mestrović, TalkClok, Huawei, Samsung
Dein Talent.
Deine Lehre.
Deine Zukunft.
#FutureMakers
Verändere die Welt –
gemeinsam mit uns.
Starte deine Zukunft
in einem Weltkonzern.
Willst du exklusive Storys lesen und wissen, was in der Community so abgeht?
Dann ist "scharfe Post von Biber" genau das richtige für dich: Wir schicken dir
einmal die Woche guten Journalismus mit scharf und Insider-Informationen aus
der Biber-Redaktion zu. Anmeldung unter www.dasbiber.at/scharfepost
62 / MIT TECHNIK SCHARF / /
siemens.at/ausbildung
#karrieremitscharf
3 FRAGEN AN:
Karriere
& Kohle
Wie Frauen
ihre Finanzen
selbst in die
Hand nehmen
können
Nicht nur für Frauen
äußerst empfehlenswert.
Gewinne eines
von drei Exemplaren
des Spiegel-Bestsellers
von Natascha
Wegelin und mach
dir dein eigenes Bild
von der Finanzwelt.
Schreib einfach ein
Mail an grman@
dasbiber.at und mit
etwas Glück wirst du
zum Geld-Profi.
Studieren statt
saunieren.
Von Andrea Grman
Andrea und das
liebe Geld
Mit zwei Jahren bekam ich mein erstes
Sparschwein. Im Alter von fünf Jahren
bezog ich meine ersten regelmäßigen
Einkünfte (danke Zahnfee). Mit acht Jahren
bekam ich zum ersten Mal Taschengeld
(und gab es gleich für Süßigkeiten
aus).
So richtig warm wurden Geld und ich
aber nie. Zum Ausgeben war unsere
Beziehung standhaft genug, eh klar.
Aber mehr dann auch nicht. Sparen
war mir nie sympathisch – meine Ausgaben
wurden meist an die Einnahmen
angepasst. Und ständig dieses mulmige
Bauchgefühl, wenn es um Finanzen ging.
Ewig lange machte ich einen großen
Bogen um Finanzen, weil es mir niemand
richtig erklärte („über Geld spricht man
nicht“) und ich mir dumm vorkam, wenn
ich nachfragte. Und überhaupt ist alles
viel zu riskant, sagen die Medien.
Irgendwann war mir das dann alles zu
blöd. Das konnte doch kein Zustand
sein. Schließlich ging es hier um meine
Zukunft. Ich habe Fragen gestellt,
Podcasts gehört, in Büchern gestöbert,
Blogs gelesen, Apps ausprobiert und
mich schlau gemacht. Und ich habe
etwas Wichtiges gelernt: Das einzig
Riskante an Geld ist, dich nicht damit
zu beschäftigen. Also stell Fragen,
hör Podcasts, stöbere in Büchern, lies
Blogs, probiere Apps aus und mach dich
schlau. Und das Wichtigste: Sprich darüber.
Denn über Geld spricht man.
Elke Pichler
Co-Founderin der
Spendenplattform
impactory
Was war deine größte Herausforderung, als
du dich selbstständig gemacht hast?
Die größte Herausforderung war es, mich
auf die Unternehmensgründung einzulassen.
Ich wusste, dass ich mich für ein ganz
anderes Leben entscheide und nicht genau,
wie dieses Leben aussehen wird. Als die
Entscheidung getroffen war, kamen natürlich
jede Menge neuer Herausforderungen, die
meine Tage sehr spannend und lehrreich
machen.
Was war das Wertvollste, das du bisher
gelernt hast?
Es beginnt alles mit einem ersten, kleinen
Schritt. Und alles, was zu groß, zu mächtig
oder unmöglich erscheint, ist nur noch halb
so schlimm, wenn man es in viele kleine
Schritte aufteilt. Zusammen mit anderen
machen diese Schritte nicht nur mehr Spaß,
sie gehen sich auch leichter.
Was bedeutet sozialer Impact für dich?
Für mich bedeutet das, sich im Rahmen der
eigenen Möglichkeiten für einander und eine
bessere Welt zu engagieren. Dieses Engagement
kann vielfältig sein. Es kann genauso
wertvoll und wichtig sein, andere zu motivieren
Gutes zu tun wie seine eigene Zeit oder
Geld zu spenden.
Die Stimme der
Jugendlichen
Du hast es satt, dass alle
wichtigen Entscheidungen über
die Köpfe von Jugendlichen
hinweg entschieden werden?
Dann haben wir genau das
Richtige für dich: Melde dich
bei hello@yep-austria.org und
gestalte deine Zukunft selbst.
Marko Mestrović, bereitgestellt, Victoria Zwiauer Photography
Giorgio Fochesato / Westend61 / picturedesk.com
4 gewinnt – 4 Facts zur Lehre,
die euch vom Hocker hauen
Zukunft = Kein Plan?
Ali Mahlodji weiß, wo‘s lang geht
Vom Dönerbudenbesitzer
bis zur Schönheitschirurgin:
Was Jugendliche werden wollen
64 / KARRIERE MIT SCHARF / / / LEHRLINGSSPECIAL / 65
ICH WERDE
BÜROKAUFMANN.
ICH WERDE
ELEKTRIKER.
ICH WERDE
SCHÖNHEITSCHIRURGIN.
ICH WERDE
EINZELHANDELSKAUFFRAU.
ICH WERDE
IT-TECHNIKER.
ICH WERDE
ANWÄLTIN.
Soza Almohammad
66 / LEHRLINGSSPECIAL / / LEHRLINGSSPECIAL / 67
Ich werde
Anwalt. Oder
Elektriker
Generation AMS?
Fehlanzeige. Von Elektriker
über Kinderarzt bis hin zum
Dönerladenbesitzer - wir
haben mit SchülerInnen
einer vierten Klasse in einer
Wiener Mittelschule über
ihre Zukunftspläne geredet.
Nach der Vierten mache ich ein Jahr HTL
und danach beginne ich eine Ausbildung
zum bautechnischen Zeichner“,
sagt der 14-jährige Amer. Er hat in den
Sommerferien seinem Vater geholfen,
ein Haus in Serbien zu bauen – das hat ihm Spaß
gemacht, deshalb kann er sich vorstellen, einmal etwas
in diese Richtung beruflich zu machen. Sein Klassenkollege
Ali möchte auch eine Lehre im Bauwesen absolvieren.
„Oder ich mache meine eigene Dönerbude auf,
Ali’s Döner“, sagt er zufrieden. Seine berufspraktischen
Tage wollte Ali bei einem Dönermann absolvieren.
„Mein Vater hat mir dann aber doch geraten, dass ich
es lieber bei einem Bauunternehmen machen soll“, sagt
der 13-Jährige. Egal ob Dönerbude oder Bauwesen:
Amer und Ali scheinen genau zu wissen, wie sie zu ihrer
Lehrstelle kommen. Wo sie sich anmelden sollen, wann
und wie. Dabei wird in den Medien über die „Generation
AMS“ und die fehlende Zukunftsperspektive von
Mitschüler/innen geredet – wir haben direkt bei SchülerInnen
der vierten Klasse einer Neuen Mittelschule
in Wien nachgefragt, was sie nach diesem Schuljahr
machen wollen. Das Ergebnis war geradezu überraschend:
Die Dreizehn- bis Vierzehnjährigen haben
oft schon einen ziemlich durchdachten Plan für ihre
Zukunft. Kreative Ideen inklusive. Sie wissen, was sie
wollen und bleiben dabei realistisch. „Ich wollte zuerst
eine Lehre als Konditor machen, weil mein Onkel eine
Konditorei hat und so gute Torten macht. Aber dann
habe ich erfahren, dass es den Lehrberuf Bürokaufmann
gibt – der hat mir gefallen, weil man dort nicht so
viel wie beim Konditor machen muss. Es ist körperlich
auch nicht so anstrengend“, sagt der 13-jährige Teo.
„Ich war mit meiner Klasse beim AMS, wo wir uns ein
Video zum Thema Bürokaufmann-Lehre angesehen
haben. Das fand ich cool und jetzt bin ich mir sicher,
dass ich das machen will“, fügt er hinzu. Fast alle SchülerInnen
aus der Klasse haben Migrationshintergrund,
einige sind erst seit einigen Jahren oder gar Monaten
in Österreich. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen
könnten, einmal im Journalismus zu arbeiten, antworten
sie „Dafür kann ich nicht gut genug Deutsch.“ Aber
dafür spricht so gut wie jedes Kind noch eine andere
Sprache, die 13-jährige Ellinor beherrscht sogar vier
Sprachen fließend. Deutsch inklusive.
„ICH WERDE ANWALT. ODER
ELEKTRIKER.“
Ob Uni eine Option für die jungen Erwachsenen ist?
„Ich wäre gerne einmal Anwalt. Oder Elektriker. Aber
lieber Anwalt. Da macht man was für Menschen“,
sagt Amers Sitznachbar Paul. Dass er dafür zuerst
eine Matura an einer weiterführenden Schule braucht,
ist ihm bewusst. Auch seine Klassenkollegin Berivan
möchte einmal Jus studieren: „Ich will Anwältin werden
und Menschen verteidigen“, sagt die eloquente und
selbstbewusste 14-Jährige. Ein langes Studium stört sie
nicht, ihre beiden älteren Schwestern studieren auch,
eine davon Jus. In Berivans Reihe sitzt Ivana, die Medizin
studieren möchte. Und das mit einem konkreten
Ziel: Sie will einmal Schönheitschirurgin werden. „Ich
liebe die Serie „Keeping Up with the Kardashians“. Sie
hat mich auf die Idee gebracht, dass man damit Geld
verdienen kann, Menschen zu verschönern“, sagt sie.
Sahra ist sich noch nicht sicher, ob sie in die Medizin
gehen möchte. „Ich will entweder Kinderärztin oder
Kindergärtnerin werden. Eines von beiden“, erzählt sie.
Dass sie ihre Kindergärtnerinnenausbildung in einer
BAKIP machen muss, weiß sie.
„NA ZWEITAUSEND EURO!“
Ihre Klassenkameradin Melisa will unbedingt einmal in
einer Parfümerie arbeiten. Dafür wird sie eine Lehre als
Einzelhandelskauffrau machen. „Am liebsten würde ich
bei Marionnaud arbeiten“, erzählt sie. Melisas Cousine
arbeitet in einer bekannten österreichischen Parfümerie
und wird Melisa erklären, was sie alles braucht und wo
sie sich um eine Stelle bewerben soll, wenn sie diesen
Beruf ausüben möchte. Nuradin und Mustafa wollen
Elektrotechniker werden. Auf die Frage, ob sie wissen,
wie viel sie später einmal in ihrem Beruf verdienen
werden, kommt von Nuradin wie aus der Pistole
geschossen „Na zweitausend Euro.“ Die Jungs haben
sich schon genau erkundigt. Ihr Mitschüler Tobias hat
seine berufspraktischen Tage bei einem IT-Techniker
absolviert. Er liebt es, Computer zu reparieren und sieht
seine Zukunft im Bereich der IT. Elli und Lea wollen die
dreijährige Fachausbildung an der Modeschule Wien
machen. Angemeldet sind sie schon. Die Ausbildung
an der Modeschule ist gleichgestellt mit einschlägigen
Lehrabschlüssen.
Auch die restlichen Klassenkollegen von Ali, Tobi, Mert,
Melisa und Co. haben schon Vorstellungen, was sie
nach der vierten Klasse machen wollen. Die meisten
zumindest. Einige schwanken noch zwischen zwei
Berufen oder Ausbildungen oder gehen nach der NMS
ein Jahr aufs Poly und überlegen dann, was sie später
machen werden. „Es ist aber schon ein bisschen blöd,
dass wir uns so früh entscheiden müssen, was wir in
Zukunft machen wollen“, heißt es seitens der Jugendlichen.
Die, die noch keinen Plan haben, sind sich
Intelligentes Bauen
braucht neugierige
Einsteiger.
Bauen ist ein People Business. Der Einsatz und das Können
aller Projektbeteiligten entscheiden hier über den Erfolg. Seit
fast 150 Jahren steht die PORR für Kompetenz, Engagement,
Teamstärke und Vielfalt – und ist laufend auf der Suche nach
neugierigen Einsteigern. lehre.porr.at
jedenfalls bewusst, dass sie nur noch wenige Monate
Zeit haben, um sich zu entscheiden. Aber eines ist
sicher: An Motivation und Eifer fehlt es hier nicht.
„AMS IST NICHTS FÜR MICH“
Aber: Egal, ob die jungen Erwachsenen nach der Mittelschule
weiter in eine Schule gehen, eine Ausbildung
machen oder arbeiten gehen, in einem Punkt ist sich
die ganze Klasse einig: „AMS ist nichts für mich.“ Sie
alle wollen eine Beschäftigung im Leben haben. „Man
glaubt am Anfang, dass es chillig ist, wenn man AMS-
Geld bekommt, weil man immer lange schlafen kann.
Aber nach einer Zeit wird es langweilig, glaube ich“,
sagt Amer. „Außerdem muss man beim AMS immer so
lange warten, das ist nichts für mich“, fügt Paul hinzu.
Die Jungs sagen alle, dass sie so ein Leben nicht wollen.
„Ich glaube, wenn man nichts zu tun hat, wird man
einsam und traurig“, sagt Amer, „und begeht irgendwann
Selbstmord“, schließt Nuradin ab. Für sie alle ist
klar: Sie müssen etwas für ihre Zukunft tun und haben
auch Bock darauf. Egal, ob nun Elektriker, Anwalt,
Kindergärtnerin oder Dönermann: Diese Jugendlichen
haben nicht nur einen Plan, sondern auch Motivation.
Von der Zukunftsperspektive „Von der NMS zum AMS“
sind die Jugendlichen weit entfernt. ●
68 / LEHRLINGSSPECIAL / / LEHRLINGSSPECIAL / 69
MIT DER LEHRE
ZUR KARRIERE
#karrieregoals
Wir hören immer wieder, dass ohne
Matura und Studium heutzutage nichts
mehr geht. Doch ein Bachelor ist längst
keine Garantie für den Chefsessel. Hast
du schon mal darüber nachgedacht, dass
dir eine Lehre extrem viele Chancen
bieten kann? Wir zeigen dir ein paar
hidden Facts. Lass dich überzeugen!
1 Cash, Cash, Cash: Du verdienst vom ersten
Tag an dein eigenes Geld und bist damit um
einiges früher unabhängig von Mama und Papa
als Schüler/innen und Studierende. Die drei
bestbezahlten Lehrberufe sind laut dem Gehaltskompass
des AMS (www.gehaltskompass.at)
übrigens Pflasterer/Pflasterin, Brunnen- und
Grundbauer/in sowie Fertigteilhausbauer/in mit
einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von
2.220 bis 2.600 Euro.
2 Dich packt die #Wanderlust? Kein Problem,
auch in der Lehre kannst du auf Erasmus
gehen: ob für zwei Wochen oder bis zu zwölf
Monate bleibt dir überlassen. Das Ganze wird
mit Zuschüssen für Reise-, Versicherungs- und
Aufenthaltskosten gefördert. Frankreich, Spanien
oder doch der hohe Norden – wo zieht es dich
hin?
3 Chef mit Anfang zwanzig? Oder doch noch
studieren? Nach der Lehre stehen dir alle Wege
offen – ganz ohne Matura. Wusstest du, dass ein
Meistertitel dich für jegliche Bachelorstudiengänge
qualifiziert? Und wenn du eine mindestens
zweijährige Berufsausbildung sowie eine dreijährige
Berufspraxis vorweisen kannst, bist du
außerdem dazu berechtigt, einen zu deiner Lehre
passenden Bachelorstudiengang zu studieren.
4„Ich hab‘ doch schon Matura, da brauch
ich keine Lehre mehr!“ Falsch. Immer mehr
Maturant/innen entscheiden sich nach der Schule
noch für eine praktische Ausbildung. Sei es,
weil das handwerkliche Arbeiten ihnen einfach
mehr liegt als stures Auswendiglernen oder sie
auf eigenen Beinen stehen wollen. Ziemlich cool:
Maturant/innen können die Lehre in kürzerer Zeit
absolvieren und in einigen Lehrberufen sind für
sie höhere Gehälter vorgesehen.
„Ich wollte unabhängig sein“
Wie man mit Lehre richtig erfolgreich wird, verrät uns
Beatrix Eigner vom Megakonzern Henkel, wo sie im
Personalmanagement tätig ist. Die 29-Jährige denkt heute
noch gerne an ihre Zeit als Lehrling zurück und betont, wie
wichtig die ständige Weiterbildung für eine erfolgreiche
Karriere als Führungskraft ist.
BIBER: Sie haben
das Gymnasium
abgebrochen
und eine Lehre
als Industriekauffrau
bei Henkel
angefangen. Wie
kam es zu dieser
Entscheidung?
BEATRIX EIGNER:
Mir war schon
als Jugendliche
wichtig, meine
eigenen Entscheidungen
zu treffen
und unabhängig
bzw. aktiv tätig zu
sein. In der Schule
zu sitzen, erschien mir einfach nicht
das Richtige und deswegen habe
ich mich auf die Suche nach einer
Lehrstelle gemacht. Dass ich bei
Henkel begonnen habe, lag in erster
Linie daran, dass eine damals gute
Freundin auch hier die Ausbildung
gemacht hat und mir das Unternehmen
empfohlen hat.
An welchen Moment während Ihrer
Lehre erinnern Sie sich besonders
gerne?
Da gibt es einige – vom ersten Tag
bis zu den betrieblichen Lehrlingsausflügen,
der ersten Weihnachtsfeier,
dem ersten Berufsschulzeugnis
oder dem Lehrabschluss. Aber auch
viele „kleine“ Momente und Menschen
aus dem Alltag zaubern mir
heute noch ein Lächeln ins Gesicht.
Sie haben nach der Lehre trotzdem
die Matura und auch den Bachelor
gemacht – warum?
Ich war schon als Kind sehr wissenshungrig
und nach der Lehre hat mir
der Erfolg des Lernens recht bald
gefehlt. In meinem Beruf ist mir auch
schnell bewusst geworden, dass
70 / LEHRLINGSSPECIAL /
Weiterbildung ein
wichtiges Kriterium
ist, wenn man
nicht „stehen“
bleiben und auf
der Karriereleiter
immer weiter nach
oben möchte.
Die Matura und
der Bachelor sind
bestimmt auch
nicht meine letzten
Ausbildungen.
Es herrscht dieses
Vorurteil, dass
man mit einer
Lehre Führungspositionen
schwerer
erreicht. Wie sehen Sie das?
Persönlich kann ich dieses Vorurteil
nicht bestätigen. Ich denke, es hat
weniger mit dem „wie“ eines Starts
einer Karriere zu tun, sondern mehr
mit der Bereitschaft in Form von Lernen,
Weiterentwicklung und (Selbst-)
Reflexion, in sich zu investieren.
Jeder, der dazu nicht bereit ist, wird
es schwer haben, eine Führungsposition
zu erreichen oder diese zu
halten.
Ein Studienabschluss ist längst keine
Eintrittskarte in die Arbeitswelt mehr.
Wo hat man mehr Chancen – in der
Lehre oder im Studium?
Ich denke das ist schwierig zu
sagen, jede Zielgruppe hat Vor- und
Nachteile in der Arbeitswelt. Sicher
wichtig für beide ist, theoretisches
und praktisches Wissen zu vereinen
sowie möglichst unterschiedliche
Erfahrungen zu sammeln. Meiner
Meinung nach braucht es auch realistische
Erwartungen und klare Ziele,
um den persönlichen Karriereweg
finden zu können.
Soza Almohammad
Soza Almohammad
kurz & knapp
Ein angehender Mechatroniker
bei Siemens erzählt
An meiner Ausbildung zum
Mechatroniker bei Siemens hat
mich positiv überrascht, dass ...
… ich meine Lehre mit Matura
abschließen kann. Berufsbegleitend
die Schule zu besuchen, ist wirklich
super von Siemens organisiert.
Beispielsweise findet der Unterricht
teilweise am Siemens-Standort statt.
Und das sogar während der Arbeitszeit.
Wenn ich morgens aufstehe,
freue ich mich besonders auf ...
… meine Kollegen. Bei uns herrscht
eine lockere Stimmung und wir
lachen oft zusammen. Außerdem
gefällt mir mein Aufgabenbereich
sehr gut, denn hier lerne ich, die
Theorie mit der Praxis zu verbinden.
Mein Tipp für zukünftige Bewerber/innen
ist,...
… keine Angst zu haben, weil man
denkt, man kennt sich nicht aus.
Wenn man das Interesse für das
Berufsfeld hat, wird einem hier alles
von Null auf beigebracht, es werden
keine großen Vorkenntnisse erwartet.
Eine Lehre bei Ströck!
Systemgastronomiefachmann/-frau
Egal ob im Service, im Verkauf oder
in der Küche: Du bekommst bei uns
die Möglichkeit, ein Profi in diesen
drei Bereichen zu werden. Der
kompetente Service im Kaffeehaus,
die professionelle Beratung unserer
Kundinnen und Kunden über unsere
Produkte sowie die Zubereitung
von kleinen Speisen zählen zu den
Hauptaufgaben einer Lehre als
Systemgastronom/in. Als Fachmann/-
frau im Bereich Kundenservice steht
die Zufriedenheit unserer Kundinnen
und Kunden für dich an erster Stelle.
Lebensmitteltechniker/-in
In deiner Lehrzeit erfährst du
alles über die Herstellung und
Verarbeitung von Lebensmitteln. Die
Qualität des Produkts vom Rohrstoff
bis hin zum verpackten Produkt
überwachen, dass ist die Aufgabe
des Lebensmitteltechnikers. Dazu
gehört auch das Bedienen von
Produktionsanlagen oder die Überwachung
der Hygienevorschriften. Der
perfekte Lehrberuf für alle, die
technisch interessiert, handwerklich
geschickt und ein hohes Qualitätsbewusstsein
haben
Robin (20) ist im dritten Lehrjahr bei Siemens
Einzelhandelskaufmann/-frau
Als Einzelhandelskaufmann/-frau mit
dem Schwerpunkt Lebensmittel bist
du in unseren Filialen für die tägliche
Betreuung unserer Kundinnen und
Kunden zuständig. Dabei erfüllst du
die Wünsche unserer Kundinnen und
Kunden und zauberst diesen ein Lächeln
ins Gesicht. Im Zuge deiner Ausbildung
lernst du alles rund um die Themen
Kundenservice, Warenbeschaffung,
Lebensmittelkunde, Warenpräsentation,
Zubereitung von Heißgetränken
und vieles mehr. Mit deinem erlernten
Wissen steht der optimalen Betreuung
unserer Kundinnen und Kunden nichts
mehr im Weg!
Mehr Infos unter:
stroeck.at/karriere/lehre
#karrieregoals
2
Und, was willst du später mal
machen? Keine Ahnung? Sehr
gut! Wir stellen dir hier zehn Top-
Jobs der Zukunft vor, für die du
dich gleich bewerben kannst.
Von Aida Duric und Katja Trost
1
Mechatroniker/in mit
Schwerpunkt Automatisierungstechnik
SIEMENS
Top
10
Jobs der
Zukunft
Team-Up / Westend61 / picturedesk.com
Adobe Stock, Siemens / Philipp Lipiarski
Applikationsentwickler/in –
Coding
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Unsere Welt wird immer vernetzter und digitaler
und Coding wird dadurch immer beliebter. Als
Coder/in planst und entwickelst du Softwareanwendungen
für Smartphones, Tablets, Webshops
und vieles mehr. Du hilfst dabei, Probleme
kreativ zu lösen und Apps zu entwickeln. Dein
Werkzeugkasten ist dein Computer. Android, IOS
sowie Windows sind deine Tools. Programmiersprachen
wie Java, PHP, Swift, Python und HTML
gehören zu deiner Daily Routine, die du in deinen
vier Lehrjahren fließend sprechen lernst.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Wenn dein Computer dein zweites Zuhause ist,
du bekannt dafür bist, schnelle Lösungen zu
finden und du ein gutes technisches Verständnis
hast, dann ist die Lehre „Applikationsentwicklung
– Coding“ genau das Richtige für dich. Während
deiner Ausbildung lernst du, wie du Apps entwickelst
und Ideen damit zum Leben erweckst. Das
ist aber noch nicht alles: Neben dem Programmieren
von Applikationen lernst du auch wichtige
Maßnahmen zur Datensicherheit sowie weitere
Serviceleistungen wie Wartung und Erweiterung.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Das Einstiegsgehalt liegt am Anfang bei ca.
€ 535,- und geht bis zu € 1.720,- im letzten
Lehrjahr. Darüber hinaus kannst du dich nach
deiner Ausbildung ohne Probleme selbstständig
machen und bist eine beliebte Fachkraft für
Unternehmen.
Alle Infos zur Bewerbung unter:
www.bic.at/berufsinformation
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Während der Lehre bei Siemens stehen dir neben
Modellen von Produktionsstraßen, an denen du
Sensorik, Vernetzung und Datenübertragung lernen
und vertiefen kannst, auch 3D-Drucker und
intelligente Industrieroboter zur Verfügung. Dir
wird nicht nur eine fachliche Ausbildung geboten,
sondern auch viele andere Benefits. Beispielsweise
bietet Siemens eine Lehrabschlussreise, eine
Wintersportwoche, Erste-Hilfe-Kurse, kostenlose
Gesundheitschecks, das Programm „Lehrlinge
in Bewegung“ und ein verbilligtes Mittagessen.
Aber aufgepasst, denn das war noch nicht alles.
Zudem erhalten Lehrlinge freie Fenstertage sowie
die Möglichkeit an einer Auslandsreise mit Erasmus+
teilzunehmen. Klingt nicht schlecht, oder?
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Für diesen Beruf solltest du über ein ausgeprägtes
handwerkliches Geschick verfügen und
dich für Mathematik und Physik interessieren. Da
du dich täglich neuen Herausforderungen stellen
musst, ist es wichtig, auf Zack zu sein. Neben
deinem handwerklichen Geschick ist es auch
wichtig, dass du gerne im Team arbeitest, damit
Gruppenarbeiten im technischen Bereich erfolgreich
umgesetzt werden können.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Gehaltstechnisch wirst du bei Siemens nicht
enttäuscht! Im ersten Lehrjahr kannst du mit ca.
€ 700,- rechnen und im 4. Lehrjahr gibt’s dann
schon rund € 1.550,-! Darüber hinaus bekommst
du bei ausgezeichnetem oder gutem Erfolg bei
der Lehrabschlussprüfung (LAP) eine Prämie.
Alle Infos zur Bewerbung unter:
www.siemens.at/ausbildung
72 / LEHRLINGSSPECIAL / / LEHRLINGSSPECIAL / 73
#karrieregoals
3 4
Versicherungskauf mann/-kauffrau
Maurer/in
PORR
DAS LEVEL-UP
FÜR DEINE ZUKUNFT:
DIE NEUE IT-LEHRE!
WIENER STÄDTISCHE
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Als Maurer/in errichtest du Bauwerke wie z. B.
Wohn- und Bürogebäude und hilfst bei Instandsetzungen
und Renovierungen von alten Gebäuden.
Neben dem Einrichten von Baustellen gehört
das Einfordern von Maschinen und Baumaterial
sowie das Legen der Versorgungsleitungen für
Kanal, Wasser, Gas und Strom zu deinem täglichen
Arbeitsalltag. Dabei stehen die Chancen
auf eine langfristige Zusammenarbeit mit PORR
sehr gut.
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Die Themen Sicherheit und Vorsorge gewinnen an
Bedeutung. Versicherungen brauchen alle – daran wird
sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Versicherungsbranche
ist somit eine nachhaltig wachsende Branche
und die Wiener Städtische ständig auf der Suche nach
neuen Mitarbeiter/innen. Für die Wiener Städtische
spricht, dass sie zu den größten Lehrlingsausbildern
der Branche zählt und sich aktiv in der Nachwuchsförderung
engagiert. Je nach Schulbildung dauert die
Lehre bis zu drei Jahre, in denen die angehenden Versicherungsprofis
lernen, Kund/innen zu beraten und
ihnen die perfekte Lösung rund um Sicherheit, Familie
und Finanzen anzubieten. Dabei wird jeder Lehrling
während der gesamten Lehre von einem Mentor/einer
Mentorin unterstützt.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Aufgrund des regelmäßigen Kundenkontakts sind die
Freude am persönlichen Kontakt, Top-Kommunikationsfähigkeiten
und ein hohes Maß an Sozialkompetenz
unerlässlich. Versicherungsberater/innen sind zudem
engagiert, zielorientiert sowie verantwortungsbewusst
und Teamplayer.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Lehrlinge in der Wiener Städtischen erhalten eine
überkollektivvertragliche Lehrlingsentschädigung und
Erfolgsprämien für besonders gute Leistungen. Darüber
hinaus profitieren Lehrlinge von Ermäßigungen
über den Betriebsrat und spezielle Konditionen bei
Versicherungsprodukten.
Bewerbungen per Mail an:
lehrling@wienerstaedtische.at
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du weißt, der Beruf als Maurer/in ist genau
das Richtige für dich, wenn du handwerklich
geschickt bist und gerne mit anderen zusammenarbeitest.
Wenn du ein/e Draufgänger/in
bist, weil du gerne anpackst, körperlich fit bist
und Wind und Wetter für dich keine Rolle spielen,
dann ist die Karriere als Maurer/in der passende
Berufsweg für dich.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Während der Lehre bekommst du ab dem ersten
Tag gut gezahlt. Im ersten Lehrjahr kannst du
schon mit rund € 962,76,- rechnen und im
vierten Lehrjahr mit ca. € 2.166,21,-! Klingt nicht
schlecht, oder? Aber das war noch nicht alles:
Neben internen Zusatzausbildungen, um dich als
unverzichtbare/n Mitarbeiter/in zu qualifizieren,
lockt PORR mit leistungsbezogenen Prämien und
regelmäßigen Teamaktivitäten.
Bewerbung unter: lehre.porr.at
Ludwig Schedl, PORR
JETZT INFORMIEREN:
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FÜR DEINEN BERUF MIT ZUKUNFT!
74 / LEHRLINGSSPECIAL /
#karrieregoals
5
Banker/in
BAWAG P.S.K.
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Auch die Finanzbranche wird immer digitaler – Überweisungen in
Sekundenschnelle per Handyapp, oder online einen Schnellkredit
eröffnen – viele dieser Dienste werden heutzutage von Banken
bereits angeboten! Während der dreijährigen Ausbildung bei der
BAWAG P.S.K. wirst du hervorragend auf alle wichtigen Themen in
einer Bank vorbereitet – damit einer modernen und zukunftsorientierten
Karriere nichts mehr im Wege steht!
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du interessierst dich für die Finanzbranche, scheust keinen
Umgang mit Menschen und hast die Schulpflicht hinter dir gelassen?
Auch dein Zeugnis kann sich sehen lassen? Dann hast du die
perfekten Voraussetzungen für eine Lehre bei der BAWAG P.S.K.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
€ 830,- im ersten Jahr, € 1.156,- im dritten Jahr. Einsatzfreude
zahlt sich durch bares Geld für besondere Leistungen im Job
und in der Berufsschule in Form einer Leistungsprämie aus. Nach
erfolgreich abgeschlossener Lehre besteht eine sehr hohe Chance
auf Übernahme in der BAWAG P.S.K. Dazu gibt es einen Doppelabschluss
als Bank- und Bürokaufmann/frau.
Weitere Informationen gibt es hier:
https://www.bawagpsk.com/lehrlinge
Soza Almohammad
Michèle Pauty
6
Elektrotechniker/in
WIENER STADTWERKE
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Mit diesem Beruf bei den Wiener Stadtwerken sorgst du für gute Schwingungen!
Die Elektrotechnik-Lehre ist vielseitig und abwechslungsreich: Du
bringst Licht ins Dunkle, setzt die Wiener Straßen- und U-Bahnen in Bewegung
und regelst komplexe elektronische Systeme per Tastendruck. Je nach
Einsatzgebiet gehören Kabel- und Freileitungssysteme, Transformatoren,
Elektromotoren bis hin zu Heizungs- und Lüftungskomponenten in Gebäuden
und Außenanlagen zu deinem Daily Business. Außerdem sind deine Übernahmechancen
sehr gut - bei vielen der Lehrlinge der Wiener Stadtwerke ist der
Übergang von der Ausbildung zu einem fixen Job fließend.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du warst schon immer ein Technikfreak, Genauigkeit ist dein zweiter Vorname?
Strom und Elektrizität findest du spannend? Auf dein handwerkliches
Geschick bist du stolz? Sowohl in den eigenen Ausbildungszentren der Wiener
Stadtwerke als auch in der Berufsschule lernst du, Theorie und Praxis zu
verknüpfen. Im Laufe des 2., spätestens des 3. Lehrjahres wendest du dein
neues Wissen und Können in den verschiedenen Fachabteilungen an.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Das Einstiegsgehalt startet bei etwa € 570,– und geht bis zu € 1.550,– im
letzten Lehrjahr. Daneben bieten dir die Wiener Stadtwerke Schmankerln
von Exkursionen mit anderen Lehrlingen über Sportmöglichkeiten bis hin
zu Prämien und Berufswettbewerben.
Alle Infos zur Bewerbung unter: www.wienerstadtwerke.at/lehrlinge
#karrieregoals
7
Polizist/in
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Als Polizist/in sorgst du für Schutz und Hilfe – du
bietest Menschen in Gefahrensituationen rund um
die Uhr Unterstützung. Wenn das mal nicht zukunftsrelevant
ist! Egal, ob du im Streifendienst dabei bist
oder auf einen Notruf reagierst, als Polizist/in ist kein
Arbeitstag wie der andere. In deiner 24-monatigen
Grundausbildung bekommst du eine 17-monatige
umfangreiche und vielseitige theoretische Fachausbildung
sowie eine 7-monatige praktische Einführung in
den Dienstbetrieb.
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du bist die/der Richtige für diesen Job, wenn du
immer zur Stelle bist, wenn in deinem Freundeskreis
jemand Hilfe braucht. Außerdem bewahrst du immer
einen kühlen Kopf in brenzligen Situationen und hast
dich dazu entschlossen, deine Kräfte für Recht und
Ordnung einzusetzen. Neben dem Mindestalter von
18 Jahren brauchst du viel Fingerspitzengefühl, einen
Führerschein der Klasse B und solltest topfit sein.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Das Einstiegsgehalt liegt in den ersten 24 Monaten
schon bei rund € 1.633,-. Nach Abschluss der Grundausbildung
und Übernahme ins öffentlich-rechtliche
Dienstverhältnis als Exekutivbeamter/in kommen noch
exekutivspezifische Zulagen und Nebengebühren
hinzu. Außerdem kann man sich auf verschiedene
Fachgebiete spezialisieren und nach mehrjähriger
Berufserfahrung auch ins mittlere Führungsmanagement
aufsteigen. Alle Infos zur Bewerbung unter:
www.polizei.gv.at/wien/beruf
8
Bäcker/in
STRÖCK
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Ströck ist ein Traditions- und Familienunternehmen und
das spürt man! Eine fundierte und hochwertige Ausbildung
eines jeden Lehrlings liegt der Familie Ströck am
Herzen und dieses Modell hat definitiv Zukunft: Viele der
ehemaligen Ströck-Lehrlinge finden sich heute in tragenden
Führungsrollen z. B. als Schichtleiter/innen wieder.
Als Lehrling bei Ströck wirst du nicht nur Meister/
in der Brotherstellung, sondern du lernst den gesamten
Betrieb praxisnah kennen. Als absolutes Highlight hast
du einmal im Jahr die Möglichkeit, eine Woche lang
selbstständig eine Filiale zu führen. Ziemlich cool, oder?
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du bist ein Macher-Typ und hast eine große Leidenschaft
für Lebensmittel? Super, denn als Bäcker/in
gehört es zu deinem Arbeitsalltag Zutaten zu verarbeiten,
um am Ende des Tages den Duft von deinem
selbstgebackenen Brot oder Gebäck zu riechen. Es ist
kein Geheimnis, dass der Arbeitsalltag von Bäcker/innen
bereits früh morgens startet – es ist also von Vorteil,
ein/e Frühaufsteher/in zu sein.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Zusätzlich zur regulären Lehrlingsentschädigung wirst
du für gute schulische Leistung sowie bei erfolgreicher
Absolvierung der Lehrabschlussprüfung mit z.B. € 250,-
für einen Notendurchschnitt von 1,0 im Jahreszeugnis
belohnt. Darüber hinaus zahlt sich außerordentliches
Engagement aus: Jede/r Ströck-Mitarbeiter/in hat die
Möglichkeit, gute Ideen und Verbesserungen einzureichen
und dafür Prämien zu kassieren. Mehr Infos gibt’s
unter: www.stroeck.at/karriere/lehre
Christoph Liebentritt, Lukas Lorenz
Dr. Roland_ Anzeige Biber_207x135mm
DO YOU SPEAK
DEUTSCH?
Wenn
LIMU-Academy:
Deutschkurse für die Kleinsten
• AHS-Matura
• Berufsreifeprüfung
• Hauptschulabschluss
• Studienberechtigungsprüfung
• Sprachkurse, Latinum
• Fernunterricht (Beginn jederzeit)
Beginn: Frühjahr & Herbst
die eigene Muttersprache
Rumänisch, Sudanesisch oder
Bulgarisch ist, und dein Kind aber
hier in Österreich, in einer neuen
Sprachumgebung aufwächst, kann
das mit der mehrsprachigen Erziehung
manchmal kompliziert werden.
Soll ich nur Deutsch mit ihm
sprechen, damit es Erfolg in der
Schule hat? Verlernt es seine Muttersprache
dabei nicht komplett?
Bring ich ihm überhaupt richtig
Deutsch bei? „Wichtig ist, dass Kinder
die deutsche Sprache in einem
natürlichen Umfeld erwerben. Es
bringt nichts, wenn sich die Eltern
sprachlich verbiegen. Meist ist
das kontraproduktiv,“ so Zwetelina
Ortega, Expertin für Mehrsprachigkeit
und Gründerin von Linguamulti.
Hier setzt das pädagogische
Konzept der „LIMU-Academy“ der
selbst mehrsprachigen Linguistin
an: In Deutschkursen für 2-10
Jährige können sich Kinder spielerisch
durch kreative Tätigkeiten
wie Malen, Basteln oder Singen,
aber auch Lesen und Schreiben der
NEU!
deutschen Sprache nähern. Ganz
ohne Zwang und Sitzbank-Atmosphäre.
Dabei bleibt die Muttersprache
nicht auf der Strecke: „Uns ist
es besonders wichtig dem Kind zu
zeigen, dass sein sprachlicher und
kultureller Hintergrund wertgeschätzt
wird und für das Deutschlernen
hilfreich ist.“
Mehr Info: www.limu.academy
biber-Tipp für die Weihnachtsferien:
Deutsch Intensivkurs für 2–6-Jährige
Wann: 02.01 - 06.01.2019,
täglich, 10h-13h
Wieviel: 249Eur/Kind,
Geschwister-Rabatt: 175Eur/Kind
Anmeldung:
academy@linguamulti.at
HÖCHSTE
ERFOLGSZAHL
ÖSTERREICHS
78 / LEHRLINGSSPECIAL /
Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at
#karrieregoals
9
10
Einzelhandelskaufmann/kauffrau
SPAR
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
SPAR ist nicht nur einer der wichtigsten heimischen
Arbeitgeber, sondern auch der größte private österreichische
Lehrlingsausbildner. Du hast die Qual der Wahl
zwischen 20 Lehrberufen – aber eines haben sie alle
gemein: Sie bieten dir die Chance, von Anfang an Verantwortung
zu übernehmen und dein eigenes Geld zu
verdienen. Darüber hinaus holst du dir bei Spar durch
abwechslungsreiche Trainings, Seminare, Zusatzausbildungen
und Sonderprojekte den entscheidenden Wissensvorsprung.
Ergänzt wird dieser durch die exklusive
Berufsschulausbildung in der SPAR-Akademie in Wien
bzw. die Akademie-Klassen in den anderen Bundesländern
– Karrierechancen garantiert! Sicher ist dir auch
die Übernahme ins Unternehmen nach abgeschlossener
Ausbildung. Du hast Lust auf Lehre mit Matura? Bei
Spar sowieso kein Problem!
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Freundliche, kommunikative und vor allem motivierte
Jugendliche sind genau die richtige Zielgruppe, um ihre
Lehre bei SPAR zu absolvieren. Natürlich darf auch die
Liebe zu Lebensmitteln nicht fehlen.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Die Lehrlingsentschädigung (Stand 2018) beträgt für
das erste Lehrjahr € 650,-, für das zweite Lehrjahr €
870,- und für das dritte Lehrjahr € 1.210,-. Aber das
ist noch nicht alles: Bei SPAR gibt es zahlreiche Extras
wie Zusatzprämien über € 4.500,-, den gratis B-Führerschein
und spannende Zusatzausbildungen (gilt für
Eigenfilialen der SPAR AG).
Weitere Infos findest du unter: www.spar.at/lehre
Die in den Texten beschriebenen Gehälter sind Bruttogehälter
Informationstechniker/in
WARUM EIN JOB DER ZUKUNFT?
Weil IT inzwischen in jedem Unternehmen und auch
bei uns zuhause eingezogen ist. Oder könntest du dir
ein Leben ohne Smartphone, Internet und Computer
vorstellen? Als IT-Techniker/in kannst du dich während
deiner Lehre spezialisieren. So kannst du unter anderem
einen Schwerpunkt im Bereich Applikationsentwicklung,
System- oder Betriebstechnik wählen. Du glaubst, nur
Männer können in der IT Branche arbeiten? Falsch!
Wusstest du, dass die ersten Programmierer weiblich
waren? Deshalb setzen auch heute noch Unternehmen
auf Girlpower!
WANN BIST DU DIE/DER RICHTIGE?
Du solltest dich für eine IT-Lehre bewerben, wenn folgende
Punkte auf dich zutreffen: → Du musstest schon
öfters deiner aufgebrachten Mutter erklären, dass man
das Internet nicht löschen kann? → Du hast erfolgreich
deinen Vater eingeschult, wie man „dieses WhatsApp“
benutzt? Kurz gesagt: Wenn du im alltäglichen Leben
deiner Familie und deinen Freunden in technischen
Belangen hilfst und eine Leidenschaft für Technik hegst,
dann bringst du die passenden Eigenschaften mit.
WAS SPRINGT KONKRET DABEI HERAUS?
Während deiner Lehre bekommst du ab dem ersten
Tag gutes Geld gezahlt. Im ersten Lehrjahr gibt’s rund
€ 535,- . Aber freu dich, denn im 4. Lehrjahr gibt’s
schon ganze € 1.250,-. Wenn du glaubst, das ist schon
ein gutes Gehalt, dann halt dich fest: Nach mehreren
Jahren kannst du bis zu stolzen € 5.021,- verdienen!
Neben diesem super Gehalt bieten einige Firmen auch
gratis Getränke, gratis Obst und Gutscheine für Mittagessen
an. Zudem sind IT Techniker/innen weltweit
heiß begehrt! Mehr zu den einzelnen Lehrberufen gibt’s
unter: www.it-lehre.wien/
Spar / Wild, Bruce Mars von Pexels
80 / LEHRLINGSSPECIAL /
„
„Glaubt mir
kein Wort!“
Du hast keine Ahnung, was du in den nächsten 10 Jahren
mal machen willst? Keine Panik, Ali Mahlodji ging
es früher genauso. Uns hat er erzählt, wie er trotz
Schulabbruch richtig Karriere gemacht hat.
von Aida Duric
Ali Mahlodji
Marko Mestrović
BIBER: Du bist nicht nur Co-Founder von whatchado und
Buchautor, sondern auch europäischer Jugendbotschafter.
Was sagst du Schülerinnen und Schülern?
ALI MAHLODJI: Das Erste, was ich bei Vorträgen sage,
ist: „Glaubt mir kein Wort!“. Ich kann ihnen nur Dinge aus
meiner Vergangenheit bis zum heutigen Tag erzählen,
aber ich habe keine Ahnung, wie die Welt in zwanzig Jahren
aussieht. Und jeder, der vorgibt, das zu wissen, ist ein
Schwindler. Dann erzähle ich ihnen von mir selbst, dass
ich Schulabbrecher bin und in meinem Leben wahrscheinlich
mehr falsch gemacht habe als richtig. Wichtig ist, Kindern
die Angst vor Fehlern zu nehmen und ihnen bewusst
zu machen, dass sie die Zukunft dieser Welt sind.
Passiert es auch mal, dass die Jugendlichen nicht so reagieren
wie gewünscht?
Ja, das kommt natürlich vor. Dann erzähle ich ganz offen
von meiner persönlichen Geschichte, meiner Zeit in
Traiskirchen, der Scheidung meiner Eltern und dem damit
verbundenen Stottern. Ich erzähle ihnen auch, dass ich
die Schule abgebrochen habe, weil ich damals viel Angst
hatte. Dabei merken die Kinder, dass es jemanden gibt,
der das Gleiche durchgemacht hat wie sie und dass dieser
Jemand es trotz all der Hindernisse geschafft hat. Das
Wichtigste ist, den Kindern zu zeigen, dass sie nicht allein
sind.
Viele junge Menschen wissen gar nicht recht, wo ihre
Fähigkeiten liegen. Welche Tipps hast du für Teenager, um
herauszufinden, welcher Beruf am besten zu ihnen passt?
Es gibt aktuell auf der ganzen Welt 100.000 verschiedene
Jobtitel. Wenn du jetzt nicht weißt, was
du in den nächsten zehn Jahren machen
willst, mach dir deswegen kein schlechtes
Gewissen. Selbst ich weiß nicht, was ich
in den nächsten zehn Jahren machen will
(lacht). Wichtig ist nur, die Zeit zu nutzen
und verschiedene Sachen auszuprobieren,
um zu sehen, was du gerne machst
und vor allem auch, was du nicht gerne
machst.
Ich wollte
immer alles
werden und
das will ich
heute noch!
“
TIPP:
Auf Alis Instagram-TV (@
ali.mahlodji) findest du
jeden Freitag eine neue
Folge der Videoreihe „AskAli“,
wo alle wichtigen
Fragen auf einen Schlag
beantwortet werden.
Schaffst du es, mal abzuschalten oder
beschäftigen dich die Geschichten deiner
Schüler/innen auch in deiner Freizeit?
Wenn du weißt, dass es normal ist, dass
die Welt so ist, dann brauchst du nicht
abschalten. Ich bin mir bewusst, was ich
beeinflussen kann und was nicht und wo
meine Grenzen sind. Ich weiß, ich kann
die Schüler/innen stärken und ihnen
auch gewisse Dinge für ihren weiteren
Weg mitgeben, aber mir ist klar, dass ich
nicht die Welt retten kann.
Worauf freust du dich in deiner Arbeit
am meisten?
Das Beste für mich ist immer, wenn mir Leute schreiben,
dass ich Ihnen dabei helfen konnte, etwas in ihrem Leben
zu verändern. Auch wenn mir Jugendliche auf Instagram
schreiben und mich um Tipps fragen, wie sie ihr Ziel
erreichen können. Was mir am meisten an meiner Arbeit
gefällt, ist, dass ich den Leuten dabei helfen kann, ihren
eigenen Weg zu gehen.
Auch unsere Newcomer konnten bei der biber-Zeugnisverleihung
im Juni schon einige Tipps und Tricks abstauben
82 / LEHRLINGSSPECIAL / / LEHRLINGSSPECIAL / 83
Sarah Knotzer (19), macht seit 2 Jahren eine
Lehre als Bankkauffrau bei der BAWAG P.S.K.
Entgeltliche Einschaltung des Innenministeriums
Die Sprachreise in Worthing -
ziemlich leiwand!
Kunden, Konten und Karriere
Sarah Knotzer (19) über ihre Ausbildung zur Bankerin
Warum hast du dich für eine Lehre bei der BAWAG P.S.K. entschieden?
Meine Cousine war damals bei der BAWAG P.S.K., sie hat nur
Positives erzählt und mir die Lehre empfohlen. Ich wollte schon
immer bei einer Bank arbeiten – ich komme aus einer kleinen
„Bänkerfamilie“ (lacht).
Wie sieht dein Ausbildungsalltag aus?
Jeden Tag passiert etwas Neues. Ich habe viel Kundenkontakt,
das ist ein großer Teil der Ausbildung. Man sitzt nicht nur alleine
vor einem Computer, was die Lehre sehr abwechslungsreich
macht.Ich bin auch bei Terminen dabei und lerne momentan
Sarah mit ihrer Lehrlingsausbildnerin im Gespräch
beispielsweise viel über Wertpapiere. Wenn mal etwas komplizierter
ist, kann ich immer zu meiner Lehrlingsausbildnerin
kommen, sie hilft mir dann.
Was war dein persönliches Highlight bei der BAWAG P.S.K. bis
jetzt?
Was super war, war die Sprachreise nach Worthing in England
dieses Jahr. Ein Teil der Kosten wurde von der BAWAG P.S.K.
übernommen und wir haben sogar Sonderurlaub bekommen.
Das war eine sehr spannende Woche, weil wir neben Sprachkurs
und Netzwerken mit anderen Unternehmen auch Freizeit
hatten und uns mit den anderen Lehrlingen die Stadt anschauen
konnten.
Was muss man unbedingt mitbringen, wenn man eine Lehre
bei der BAWAG P.S.K. machen möchte?
Wichtig ist, dass man freundlich ist und offen auf andere zugehen
kann. Ich bin zum Beispiel sehr selbstbewusst – das hilft,
weil man täglich mit unterschiedlichen Menschen zusammenarbeitet.
Viele denken, dass man ein ausgeprägtes mathematisches
Verständnis braucht, was ein Klischee ist. Natürlich ist
es wichtig, gut rechnen zu können, aber viel wichtiger ist das
Zwischenmenschliche, damit man die Kunden bei ihren Wünschen
gut beraten und unterstützen kann.
Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus?
Nächstes Jahr mache ich die Lehrabschlussprüfung und
nebenbei mache ich auch die Lehre mit Matura - da werde
ich von der BAWAG P.S.K. auch super unterstützt. Und dann
möchte ich natürlich weiter als Bankberaterin bei der BAWAG
P.S.K. arbeiten.
Soza Almohammad, Sarah Knotzer
Rodler David Gleirscher
Einsatzfahrt.
Nicht nur im Eiskanal.
Der Rodler David Gleirscher bringt nicht nur im Eiskanal Spitzenleistungen, sondern auch im
Polizeidienst. Dank hervorragender Ausbildung, exzellentem Teamgeist und gerechter Entlohnung.
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84 / LEHRLINGSSPECIAL /
#WeiblicheLust
#EliteYouTube
KulturaNews
Von klein auf wird Frauen eingetrichtert,
sich für ihr Begehren zu schämen - und
zwar über alle Kulturen und Religionen
hinweg. Fünf Frauen haben es sich zur
Lebensaufgabe gemacht, diesen Teufelskreis
zu durchbrechen und für eine
selbstbestimmte weibliche Sexualität
und ein gleichberechtigtes, respektvolles
Miteinander unter den Geschlechtern
zu kämpfen. Dieser Kampf ist mit
hohem Risiko verbunden: Sie werden
öffentlich niedergemacht, verfolgt und
bedroht, von ihrem ehemaligen Umfeld
verstoßen und von Religionsführern und fanatischen Gläubigen sogar
mit dem Tod bedroht. Der Dokumentarfilm begleitet diese fünf Frauen
aller Weltreligionen und
zeigt die Mechanismen,
die die Lust der Frau in
Schach halten wollen. Er
zeigt aber mit Hilfe der
Protagonistinnen auch,
wie man mit Mut, Kraft
und Lebensfreude jede
Struktur verändern kann.
#FEMALE PLEASURE von
Barbara Miller, zu sehen
in den Kinos.
Ziemlich sicher habt ihr schon gemerkt, dass ihr beim
Schauen von YouTube Videos gefragt werdet, ob ihr
nicht auf YouTube Premium umsteigen wollt. Die Vorteile:
keine Werbung, Zugang zu YouTube Music und zu
den YouTube Originals und die Videos können am Handy
im Hintergrund laufen. Kostenpunkt: 11,99 Euro im
Monat. biber war auf der Pressekonferenz in Berlin, wo
die deutschen Eigenproduktionen vorgestellt wurden.
Eigene Serien haben nun die Jungs von Bullshit TV, Phil
Laude von Y-TITTY und LeFloid.
LeFloid vs. The World
Vergiss verstaubte
Museen.
Von Jelena Pantić-Panić
Wer soll das
bitte lesen?
Ich weiß ja ehrlich gesagt nicht genau, was ihr
jetzt in der Schule lest, aber ich fürchte, dass sich
seit meiner Schulzeit nicht allzu viel verändert hat.
Warum müssen sämtliche Bücher aus vergangenen
Jahrhunderten sein und in einer Sprache verfasst,
mit der kein junger Mensch 2018 etwas anfangen
kann? Und dann heißt es wieder: Die Jugendlichen
wollen nix lesen. Ja, wer soll denn das bitte lesen?
Wen interessiert das? Natürlich, Faust & Co. sollte
man gelesen haben. Aber es kann doch nicht jedes
einzelne Buch, das im Unterricht durchgenommen
wird, saufad sein. Es gibt genügend großartige
zeitgenössische Literatur, mit der Jugendliche
etwas anfangen können. Herzlichen Dank an alle
Lehrer*innen, die das erkannt haben und sich so
viel Mühe geben, Schüler*innen die Freude am
Lesen näherzubringen. Und wenn wir schon beim
Überarbeiten der Leselisten sind: Fühlt euch bitte
nicht gehemmt, auch ein paar weibliche Autorinnen
hinzuzufügen. Ist ja nicht so, als hätten seit Erfindung
des Buchdrucks 1440 nur Männer publiziert.
pantic@dasbiber.at
#Entfremdung
Mittlerweile wissen schon alle, dass Gletscher schmelzen. Doch auch
wir verwandeln uns zunehmend in eine vergletscherte Gesellschaft.
Konventionen ersetzen Gefühle und soziale Kälte sorgt für Gänsehaut.
Obwohl man mehr in Kontakt stehen könnte, als je zuvor, kommt es
zu einer Entfremdung. Bedeutet das, dass wir keine Beziehungen
haben? Nein,
Entfremdung
ist eine besondere
Form der
Beziehung. Keine
Nicht-Beziehung,
sondern „eine
Beziehung der
Beziehungslosigkeit“.
Dieses
Thema behandelt
die neue
Ausstellung in
der Kunsthalle
Wien “Antarktika
- Eine
Ausstellung über
Entfremdung”. Bis zum 17. Februar 2019 versammelt die Ausstellung
Werke jüngerer Künstler*innen der Gegenwartskunst, die ihre Positionen
zu Ich-Bezogenheit, Selbstentfremdung und Identität beitragen.
Die Diagnose ist eine kühle: Inzwischen hat die Entfremdung alle
Lebensbereiche erfasst. Der Mensch leidet unter einer Erstarrung der
Gefühle. Das resultiert in einem unterkühlten Verhältnis des Menschen
zu seiner Umwelt und letztlich zu sich selbst. “Antarktika - Eine
Ausstellung über Entfremdung” bis 7.2.2019 in der Kunsthalle Wien
im Museumsquartier.
LeFloid vs. The World, Robert Maschke, Filmladen Filmverleih, Antarktika Kunsthalle Wien - Buck Ellison
Florian Diedrich, besser bekannt als LeFloid,
ist einer der wenigen populären YouTuber,
der sich auch mit News und Politik beschäftigt
und sich auf seinem Channel somit auch
den ernsteren Themen des Lebens widmet.
Vielleicht könnt ihr euch an sein Interview mit
der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel
erinnern. Für seine eigene YouTube Premium
Produktion “LeFloid vs. The World” legt er
noch einen drauf und reist durch die Welt, um
Antworten auf die wichtigsten Fragen unserer
Generation zu finden. In den acht Folgen,
die jeweils eine knappe halbe Stunde dauern,
nimmt uns LeFloid mit auf seine Entdeckungsreise
über Musik, Glauben, Sport, Selbstwahrnehmung,
Arbeit, Geld, Autos und Liebe und
trifft dabei auf Menschen aus aller Welt. Die
größte Herausforderung war für den 30-jährigen
Vater von zwei Kindern monatelang von
seiner Familie getrennt zu sein.
So richtig überzeugt hat uns von den deutschen
Eigenproduktionen nur LeFloid vs. The
World - das dafür aber richtig. Aber es gibt ja
noch mehr als 70 andere YouTube Originals,
more to come. Wenn ihr schnuppern wollt: Die
erste Folge von Le Floid vs. The World gibt es
gratis zu sehen und einen Monat lang kann
man YouTube Premium kostenlos testen.
Take a seat!
#U27
#musikbegeistert
#spontan
Restkarten € 12,–
konzerthaus.at/u27
86 / KULTURA MIT SCHARF / /
10 DINGE,
die ihr noch nicht
über das Wiener
Konzerthaus
wusstet
MEINUNG
BYE BYE, SCHÖNE HEIMAT
DIE KÖNIGSKLASSE DER ENTWURZELUNG:
SEIN LETZTES KINDERZIMMER ZU VERLIEREN.
Von Frederika Ferkova
Wusstet ihr zum Beispiel, dass…
Das Wiener Konzerthaus hat
gerade zehn Kurzvideos produziert,
die ziemlich spannende
Einblicke in Dinge geben, die ihr
sehr wahrscheinlich noch nicht
über das Haus wusstet. Fünf der
Filme werden von Rapperin und
Poetry-Slammerin Yasmo und
fünf von Schauspieler und Kabarettist
Josef Hader präsentiert.
Einige Filme stehen schon online,
bis zum 21.12. kommt jeden Freitag
ein weiterer dazu. Ihr findet
sie entweder unter konzerthaus.
at/mediathek oder auf den Social-Media-Kanälen
des Wiener
Konzerthauses.
konzerthaus.at/mediathek
facebook.com/konzerthaus
instagram.com/wienerkonzerthaus
1… das Wiener Konzerthaus schon
im Jahr 1913 als offenes Haus, das
Musik für alle Menschen zugänglich
machen möchte, eröffnet wurde?
2… sich der Große Saal des
Hauses oft in den schönsten Kinosaal
Wiens verwandelt? Stummfilme
mit Live-Musik-Begleitung sind
aber nur ein Teil des vielfältigen
Programms: Es gibt auch große
Orchesterkonzerte, Jazz, Pop und
Weltmusik ebenso wie Lesungen,
Festivals usw.
3… das Haus vier Konzertsäle für
4.000 Personen und insgesamt
640 Räume hat? Alle Konzertsäle
sind an ein Tonstudio und einen
Regieraum angebunden. Es gibt
Künstlerzimmer, Orchestergarderoben,
Proberäume, ein Arztzimmer,
Werkstätten, das Konzerthaus-
Archiv, Restaurants, Bars, Foyers,
15 Stiegen, 6 Lifte, 2 Lastenlifte
und natürlich viele, viele Büros.
4… in der Geschichte des Wiener
Konzerthauses in den Konzertsälen
bereits Radrennen, Frisiermeisterschaften,
Tischtenniswettkämpfe
oder Stemmerweltmeisterschaften
stattgefunden haben? Das Bühnengeschehen
kann bis heute
sehr außergewöhnlich sein – das
Merkwürdigste in jüngerer Zeit war
wahrscheinlich ein im Eis gefrorenes
Klavier.
5… im ganzen Haus ca. 375.000 m
Kabel verlegt sind? Das ist ungefähr
die Distanz von Wien nach Innsbruck!
Die Technik war schon bei
der Eröffnung äußerst raffiniert. Das
Haus gehört nämlich zu den innovativsten
Großbauten der Donaumonarchie.
6… es Angebote für wirklich alle
Altersgruppen – von 1 bis 99 – gibt?
Jedes Jahr gibt es mehr als 500
musikvermittelnde Veranstaltungen,
z. B. Workshops für Jugendliche,
Kinderkonzerte, Backstage-Führungen,
Mitmach-Konzerte, Konzerteinführungen
...
7… 230 Menschen aus 25 Nationen
am Wiener Konzerthaus
arbeiten?
8… die größte Konzertorgel Kontinentaleuropas
im Großen Saal
steht? Sie hat 9.000 Pfeifen, von
denen die längste 9m und die kürzeste
3cm lang ist.
9… die Luster im Großen Saal
die Höhe von zwei Erwachsenen
haben? Sie sind nur über das
Dach des Hauses erreichbar und
beleuchten den Saal mit jeweils 150
Glühbirnen.
10… es für unter 27-Jährige
Restkarten für 12€ an der Abendkassa
gibt?
Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit dem Konzerthaus. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber.
Marko Mestrović
Jeder definiert den Heimatbegriff für
sich, aber doch sind es oft dieselben
kleinen Details, die eine erste Heimat zur
Heimat machen. Heimat ist der Garten oder
der Spielplatz, in dem du mit acht im Sommer
herumgetollt bist. Heimat ist der Geruch deiner
Bettwäsche, die dich vor einem Gewitter beschützt
hat. Heimat ist die Familie, die wegen eines religiösen
Festes zusammenkommt. Heimat ist eine Ansammlung
an Erinnerungen, die unsere Identität stiften.
Menschen, die in der Kindheit oder Jugend nach
Wien gezogen sind, haben damit ein Stück Heimat
verloren. Das gilt für Kärntner genauso wie für Türken,
Polen und Deutsche. Aber eben nur ein Stück:
Die Sommerferien in Omas Haus waren ja nicht
schlagartig weg - man war nur seltener da. Die Winterzeit
an der frischen Landluft und die Nachbarskinder,
die einen jedes Mal so aufgenommen haben, als
würde man die ganze Zeit hier wohnen, auch nicht.
Wenn sich deine Eltern scheiden lassen oder
oft umziehen – oder gar beides – passieren viele
emotional zehrende Dinge. Das Schlimmste ist der
Verlust von Orten, die dich mit ihrer bloßen Existenz
an Gerüche und Situationen erinnern. Migranten passiert
das häufig, weil die erste Wohnung in der neuen
Heimat fast nie die letzte bleibt und man ja bereits
eine verlassen hat. Viele Ehen halten dem Stress,
den ein neuer Ort mit sich bringt, nicht stand. Ich bin
insgesamt dreimal in meiner Jugend und Kindheit
umgezogen – und habe damit alle meine Kinderzimmer
verloren. Wenn ich heute Weihnachten bei
meiner Mama oder Papa feiere, dann schlaf ich auf
der Couch oder in einem mir unbekannten Zimmer.
Das Einzige, was mir blieb, war mein Kinderzimmer
in Opas Haus. Es war sogar mein letztes Zimmer
in meinem Heimatland. Wenn ich Verwandte und
Freunde besuchen war, konnte ich zwar
immer irgendwo einen Schlafplatz finden
– aber ich war ein Gast, mehr nicht. In
Opas Haus war ich kein Gast. Es war mein
Zuhause, auch wenn ich es nicht täglich mit
Erinnerungen gefüllt habe. Zum Migrant-Sein gehört
das Gefühl der Entwurzelung dazu, man gewöhnt
sich dran. Jedes “Woher bist du?”, wenn uns jemand
in Österreich oder noch besser im Ursprungsland
reden hört. Jedes Mal umziehen, weil die Mietwohnung
zu klein der zu teuer geworden ist. Jedes Mal,
wenn Österreicher oder Landskollegen über ihre
Bräuche, Filme und Lieder aus der Kindheit reden,
die du einfach nicht kennst. Was uns oft als einziger
Ankerpunkt bleibt, ist der Ort, wo wir als Kinder die
Sommerferien verbracht haben.
MAMA UND IHRE KIPFERL
Er ist vor Kurzem gestorben und das Haus wird verkauft
werden. Ich trauere hauptsächlich - aber nicht
nur - um ihn. Ich trauere, weil ich ab jetzt in meinem
Geburtsland immer ein Gast sein werde. Aber wenn
ich dort ab jetzt auch nur ein Gast bin, wo ist dann
meine Heimat? Die Wände meiner neuen Wohnung
sind nicht mehrere Jahre durchgehend von meinen
wachsenden Händen angetappt worden. Ich habe
keine Abmessungsmarken an meinem Türstock und
wenn es draußen schneit, erinnert mich meine Küche
nicht automatisch an Mama und ihre Vanillekipferl.
Ich bin jetzt erwachsen und es wird keinen Ort
geben, der mich an meine ersten Lebensjahre erinnern
und mir somit auch nur einen kurzen Moment
das kindliche Gefühl geben wird. Wenn ich Weihnachten
- egal wo und mit wem - feiere, dann bin ich
in einer fremden Wohnung und ein Gast. Und das tut
weh, der Verlust der Heimat. Es war schön mit dir. ●
88 / KULTURA /
/ MIT SCHARF / 89
„Die Leiden des jungen Todors“
Von Todor Ovtcharov
Proteste
Ich schaue im Internet Bilder von einem
Protest in Frankreich an. Die Menschen
protestieren gegen die hohen Benzinpreise.
Eine Frau meint, dass Poltiker
die ganze Zeit auf Staatskosten herumfliegen, die
Umwelt verschmutzen und nichts dafür zahlen. Sie
meint, dass die hohen Benzinpreise in ihrem Land
ungerecht seien. „Warum fahren Poltiker nicht mit
dem Rad?“, fragt sie. Danach tankt sie ihr Auto voll
und fährt weg. Das Drücken aufs Gaspedal drückt
ihre Unzufriedenheit mit ihrer Lage aus. Auch wenn
das starke Drücken aufs Gaspedal zweimal so viele
schädliche Gase in die Luft wirft.
In Bulgarien wird auch gegen die hohen Benzinpreise
protestiert. Einige Bürger der Donaustadt
Russe protestieren aber auch für eine bessere
Luftqualität. Sie haben mit ihren Autos den Grenzübergang
nach Rumänien blockiert. Das kommt mir
komisch vor. Hunderte von LKWs stecken an der
Grenze fest und verschmutzen die Luft von Russe
weiter.
Ich rede darüber mit einem Freund, dessen
Familie aus politischen Gründen aus dem Iran nach
Österreich geflüchtet ist. „Die Menschen in Europa
sind glücklich“, meint er, „man kann protestieren so
viel man will. Der Protest ist in Europa sowas wie
ein sozialer Auspuff.“ Im Iran werden oft Proteste
von der Regierung organisiert. Die anderen werden
so schnell es geht niedergewälzt. Die gebildete Elite
des Landes sei gegen das Regime, das Presse- und
Gedankenfreiheit unterdrückt, doch die Massen
unterstützen die Machthaber. „Also Sinn machen
die Proteste leider nicht besonders“, sagt er.
Laut dem gleichen Freund ist es in Österreich
genauso. Man kann protestieren so viel man will,
das bringe am Ende auch gar nichts. Die Regierung
habe was vor und wird es durchziehen, egal wie
viel man dagegen protestiert. „Dafür glaubt ihr, ihr
seid frei“, sagt mein Freund und lächelt mich an.
Ich erzähle das anderen Freunden, die jeden Donnerstag
gegen die Regierung und das Kürzen des
Sozialsystems protestieren. Sie sind natürlich nicht
einverstanden. Sie sind sehr eifrige Protestierende.
Im Gegensatz zu denen in Frankreich und in Russe
gehen sie zu den Protesten nicht mit ihren Autos,
sondern zu Fuß. Sie fühlen sich lebendig, nützlich
und wichtig.
Was ist jetzt das Gemeinsame an diesen
Geschichten? Der Iran wird wieder wirtschaftlich
sanktioniert. Das Regime wird dagegen protestieren.
Das Benzin wird teurer und die Menschen in
Frankreich und in Bulgarien werden weiter protestieren.
Meine Freunde werden auch weiter gegen
die österreichische Regierung protestieren. Gibt
es doch einen Sinn, frage ich meinen persischen
Freund. Er antwortet mit einem Zitat von Omar
Khayyam:
Von allen, die auf Erden ich gekannt,
Ich nur zwei Arten Menschen glücklich fand:
Den, der der Welt Geheimnis tief erforscht,
Und den, der nicht ein Wort davon verstand. ●
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