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Neue Szene Augsburg 2018-12

Stadtmagazin für Augsburg

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ZOOM<br />

The Whale Story<br />

Oder wie Musik, Zeichnungen und Geschichte zueinander fanden.<br />

Der <strong>Augsburg</strong>er Musiker Daniel Pain stolpert zufällig über eine Illustration des Wahl-<strong>Augsburg</strong>ers Paul Katoe.<br />

Und daraus entwickelt sich eine wunderbare Story. Von Walter Sianos<br />

Aus einer zufälligen Begegnung entstand ein Buch. Und<br />

die Geburtsstunde von allem war ein Café im Domviertel.<br />

Daniel: Genau so ist es. Letztes Jahr, an einem schönen<br />

goldenen Oktobertag, trank ich Cappuccino im „Café Kätchens“<br />

und entdeckte dort eine Illustration, die mich magisch angezogen<br />

hat - ein Wal mit Häusern auf dem Rücken. Zu dieser Zeit war ich gerade<br />

dabei, meine neue CD zu produzieren. Die Platte war bereits zu 90 Prozent<br />

fertig und der Titel stand auch schon fest: „Whale Songs“. Als ich diese<br />

Tuschezeichnung sah, wusste ich sofort: das soll mein Cover werden. Ich<br />

habe Lisa, die Café-Besitzerin gefragt, ob es zu verkaufen ist. Sie meinte, der<br />

Zeichner Paul geht hier ein und aus und einige Tage später haben wir uns<br />

dann kennengelernt.<br />

Der Titel „Whale Songs“ stand also schon vorher fest? Ein schöner<br />

Zufall...<br />

Daniel: Oder Fügung. So kamen wir jedenfalls zusammen und haben<br />

uns vom ersten Moment an super verstanden. Ich habe Paul von meiner<br />

CD erzählt und er hat sich sofort bereit erklärt, mir ein exklusives Walbild<br />

anzufertigen. Ich habe zu ihm gesagt: „Ich sehe in deinem Bild den Anfang<br />

einer Geschichte“. Der Beginn war in Pauls Zeichnung versteckt.<br />

Verstehe ich das jetzt richtig, erst das Bild hat dich dazu bewogen, eine<br />

Geschichte zu schreiben?<br />

Daniel: Genau so ist es. Ich habe zwar immer wieder mal davon<br />

geträumt, mehr aber auch nicht. Der Walfisch aus Tinte hat mich so inspiriert,<br />

dass ich den Entschluss gefasst habe, eine Geschichte zu schreiben.<br />

Schreiben war bis dato für mich komplettes Neuland. Paul hat mich extrem<br />

dazu ermutigt und mir gleich signalisiert, dass er wahnsinnig gerne<br />

die Illus beisteuern würde, wenn eines Tages ein Buch daraus entstehen<br />

sollte. Und irgendwann hatte ich tatsächlich eine fertige Story.<br />

Die Geschichte handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft und<br />

der verbindenden Kraft der Musik.<br />

Daniel: Meine beiden Protagonisten, der 15-jährige Junge Khadi und<br />

der Wal Noo kommen durch einen unschönen Zufall zusammen. Noo<br />

strandet in einem Fischerdorf, liegt dort auf Grund und kommt nicht weiter.<br />

Khadi findet ihn, wodurch eine Beziehung entsteht. Der Wal hat eine<br />

Warnung an die Menschen zu überbringen. Doch wie können die beiden<br />

Kontakt aufnehmen und kommunizieren? In diesem Fall ist die Musik das<br />

zentrale Element. Wissenschaftler haben ja herausgefunden, dass Walgesänge<br />

ein bestimmtes Muster haben, sie sind vergleichbar mit Strophen<br />

und Refrains. Ich fand es spannend, das mit meiner Musik zu verknüpfen,<br />

aber auch ein verbindendes Element zwischen Wal und Jungen zu haben.<br />

Nicht die Menschensprache, sondern der Walgesang ist der Mittler zwischen<br />

beiden.<br />

Und wie lange hat es gedauert bis die Story ein Ende hatte?<br />

Daniel: Vom ersten geschriebenen Satz bis zum Druck des Buches<br />

ziemlich genau ein Jahr. Deshalb hat sich der Release meiner CD auch um<br />

genau diesen Zeitraum verschoben.<br />

Was macht man mit einer Geschichte, die fertig geschrieben ist?<br />

Daniel: Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ab einem<br />

bestimmten Punkt hatte ich schon den Gedanken, ein Buch zu veröffentlichen.<br />

Bekannte von mir besitzen einen kleinen Verlag. Deren Firma heißt<br />

Balaena, was auf lateinisch Wal bedeutet. Schon wieder so ein Zufall. Sie<br />

waren schnell von meiner Idee zu überzeugen und jetzt sitzen wir hier,<br />

mitten in einem Kosmos aus Erzählungen, Musik und Bildern.<br />

Dich kenne ich ja schon lange, Daniel. Aber Paul, wo hast du dich<br />

denn bisher versteckt?<br />

Paul: Ich bin als Kind vor dem Bürgerkrieg im Libanon geflohen. Ich<br />

bin unter anderem über die Stationen Beirut, Athen, Orleans und Bar-

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