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SCHON SEIT ÜBER 50 JAHREN AUF DER<br />
KNECHTSTEDENSTRASSE<br />
Die munteren Eheleute, denen man ihre 79 Jährchen<br />
nicht ansieht, erinnern sich allerdings auch an<br />
weniger lustige Zeiten. Zum Beispiel daran, wie sie<br />
1968 aus ihrer alten Wohnung auf der Pestalozzistraße<br />
„von einer bösen Vermieterin rausgemobbt<br />
worden sind“. Mit Hilfe des Wohnungsamtes und<br />
eines ihnen bekannten Ratsherrn wendete sich<br />
das Blatt: Im Mai 1968 konnten die Buntenbroichs<br />
mit ihrer kleinen Tochter die Wohnung auf der<br />
Knechtstedenstraße beziehen – also vor mehr als<br />
50 Jahren.<br />
nach dem Einzug mit einer Gas-Etagenheizung<br />
aus. Und erst kürzlich hat er das Badezimmer komplett<br />
neu gefliest – zuvor natürlich alle Leitungen<br />
erneuert.<br />
VIELE GUTE GRÜNDE FÜR HEERDT, FÜR DIE<br />
GRÜNAU – UND FÜR DIE SWD<br />
Sicher haben die vielen Eigenleistungen dazu beigetragen,<br />
dass die Miete auch heute noch recht<br />
günstig ist. „Haben Sie deshalb nie daran gedacht,<br />
hier aus der Siedlung Grünau wegzuziehen?“<br />
Ingrid Buntenbroich muss nicht lange nachdenken:<br />
„Unsere Renten sind bescheiden, das ist sicherlich<br />
ein Grund. Hinzu kommt, dass mein Mann<br />
hier in Heerdt geboren wurde.“ Und der ergänzt<br />
sofort noch einen weiteren, wesentlichen Grund:<br />
die Bunkerkirche am Handweiser. „In dieser wohl<br />
stabilsten Kirche der Welt hatte ich meine Erstkommunion,<br />
da haben wir geheiratet und unsere<br />
Kinder wurden dort getauft. Ich erinnere mich noch<br />
daran, wie der neue Pfarrer Klinkhammer 1947 zu<br />
unserer Gemeinde kam und aus dem Kriegsbunker<br />
eine Kirche gemacht hat. Nur für die Sprengungen<br />
einiger Betondecken und die Aussparungen für<br />
die Fenster gab es eine Spezialfirma. Alles andere<br />
haben die Gemeindemitglieder selbst geschafft,<br />
allein fast 1.000 Tonnen Schutt in zwei Jahren<br />
weggeschleppt.“<br />
Rund 130 DM inklusive Nebenkosten – das war die<br />
Miete beim Einzug vor 50 Jahren!<br />
„Die günstige Miete konnten wir uns leisten“,<br />
berichtet Ehefrau Ingrid, die mit der Geburt der<br />
Tochter ihre Tätigkeit als Bankangestellte aufgegeben<br />
hatte.<br />
Ehemann Wolfgang, gelernter Heizungsmonteur,<br />
musste mit seinem Einkommen die nach der<br />
Geburt ihres Sohnes dann vierköpfige Familie<br />
alleine ernähren. Aber nicht nur das: Dank seiner<br />
handwerklichen Fähigkeiten stattete er die etwas<br />
fußkalte Parterrewohnung schon wenige Monate<br />
Ingrid Buntenbroich bewegt noch eine andere<br />
Erinnerung: „Wir werden nie vergessen, wie uns<br />
der SWD-Chef Heddergott vor elf Jahren geholfen<br />
hat, als ein Mieter einigen Nachbarn und uns bösartig<br />
zugesetzt hat.“ In ihrem Wohnungsordner zeigt<br />
sie uns die Fotodokumentation der Vorfälle sowie<br />
den Briefwechsel mit der SWD und ergänzt: „Im<br />
Urlaub haben wir überlegt, ob wir nicht ausziehen<br />
sollten. Aber als wir heimgekehrt waren, hatte der<br />
besagte Mieter bereits seine Kündigung erhalten.<br />
Jetzt gibt es für uns schon lange keinen Grund<br />
mehr, von hier wegzuziehen. Wir hoffen, dass wir<br />
hier in der Grünau noch viele schöne Jahre erleben<br />
können!“<br />
HAUSPOST 2/<strong>2018</strong> 07