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92. Spengler Cup Davos - Jahrbuch 2018 (40-er Jahre)

Das 3. Jahrbuch des Spengler Cup Davos wirft einen Blick auf die 1940er-Jahre. Diese Dekade brachte mit dem Zürcher SC, dem LTC Prag sowie dem Hockey Club Davos drei verschiedene Sieger hervor. Gerne an diese Zeit zurück erinnert sich der heute 96-jährige Heinz Hinterkircher. Er war bei seinem Spengler Cup-Debüt mit dem Zürcher SC 16 Jahre alt. Doch im Schatten des Krieges ereilten die Sportler auch grausame Schicksale. So wurde der Tscheche Bohumil Modrý, einer der besten Eishockeyspieler seiner Zeit, 1950 inhaftiert.

Das 3. Jahrbuch des Spengler Cup Davos wirft einen Blick auf die 1940er-Jahre. Diese Dekade brachte mit dem Zürcher SC, dem LTC Prag sowie dem Hockey Club Davos drei verschiedene Sieger hervor. Gerne an diese Zeit zurück erinnert sich der heute 96-jährige Heinz Hinterkircher. Er war bei seinem Spengler Cup-Debüt mit dem Zürcher SC 16 Jahre alt. Doch im Schatten des Krieges ereilten die Sportler auch grausame Schicksale. So wurde der Tscheche Bohumil Modrý, einer der besten Eishockeyspieler seiner Zeit, 1950 inhaftiert.

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19<strong>40</strong> – 1949: SPENGLER CUP IM SCHATTEN DES KRIEGES<br />

17<br />

: D<strong>er</strong> zweifache Sieg<strong>er</strong> ZSC<br />

In den 19<strong>40</strong><strong>er</strong>-<strong>Jahre</strong>n reihte sich d<strong>er</strong> Zürch<strong>er</strong> SC in die Sieg<strong>er</strong>liste ein und gewann<br />

während des Krieges die Austragungen 1944 und 1945. D<strong>er</strong> ZSC ist noch heute eines<br />

von nur drei Schweiz<strong>er</strong> Teams neben Genève-S<strong>er</strong>vette HC (2013 und 2014) und dem<br />

Gastgeb<strong>er</strong> Hockey Club <strong>Davos</strong>, das den <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong> für sich entscheiden konnte.<br />

1944 war es all<strong>er</strong>dings vor<strong>er</strong>st nicht d<strong>er</strong><br />

ZSC, d<strong>er</strong> von sich reden machte, sond<strong>er</strong>n<br />

d<strong>er</strong> Besuch von vi<strong>er</strong> Bomb<strong>er</strong>geschwad<strong>er</strong>n.<br />

So kehrten viele Zuschau<strong>er</strong><br />

den Spiel<strong>er</strong>n den Rücken und beobachteten<br />

die weiss schimm<strong>er</strong>nden «Vögel»,<br />

die unt<strong>er</strong> Jagdschutz und unt<strong>er</strong> tiefem<br />

Brummen zu<strong>er</strong>st ihre Bahnen üb<strong>er</strong> dem<br />

Rhätikon im Norden zogen, wenige Augenblicke<br />

darauf üb<strong>er</strong> <strong>Davos</strong> <strong>er</strong>schienen<br />

und schliesslich üb<strong>er</strong> den Flüelapass gen<br />

Südosten v<strong>er</strong>schwanden. Da wurde das<br />

Spiel <strong>Davos</strong> gegen Montchoisi Lausanne,<br />

das <strong>Davos</strong> 2 : 1 gewann, zur Nebensache.<br />

Das Turni<strong>er</strong> wurde in g<strong>er</strong>ade einmal<br />

drei Partien entschieden – und jede<br />

brachte Üb<strong>er</strong>raschungen mit sich. Am<br />

zweiten Tag gewann Lausanne gegen<br />

den ZSC mit 3 : 1, sodass die Partie zwischen<br />

<strong>Davos</strong> und Zürich die Entscheidung<br />

bringen musste. Diese fiel deutlich<br />

aus: 6 : 2 für die Zürch<strong>er</strong>. Man hatte sich<br />

entschieden, 20 Minuten ohne Schne<strong>er</strong>äumen<br />

durchzuspielen, und die Einheimischen<br />

hatten Mühe mit dem Schnee<br />

auf dem Eis. «Das hat <strong>Davos</strong> das Genick<br />

gebrochen, brachten doch die guten<br />

Kombinationen d<strong>er</strong> <strong>Davos</strong><strong>er</strong> keinen Erfolg»,<br />

so d<strong>er</strong> B<strong>er</strong>icht<strong>er</strong>statt<strong>er</strong> d<strong>er</strong> <strong>Davos</strong><strong>er</strong><br />

Zeitung. Somit landete <strong>Davos</strong> mit<br />

drei Minustoren am Tabellenende und<br />

ging <strong>er</strong>stmals seit 1938 nicht als Sieg<strong>er</strong><br />

aus dem Turni<strong>er</strong>. Dazu schrieb Beat<br />

Rüedi, d<strong>er</strong> mit dem Hockey Club <strong>Davos</strong><br />

zwölf Meist<strong>er</strong>titel gewann: «Dank seines<br />

guten Torv<strong>er</strong>hältnisses gewann Zürich<br />

als einzige Schweiz<strong>er</strong> Mannschaft<br />

auss<strong>er</strong> <strong>Davos</strong> den heiss begehrten <strong>Cup</strong>,<br />

während die Einheimischen auf dem<br />

letzten Platz landeten. Dies<strong>er</strong> Zwischenfall<br />

<strong>er</strong>löste die <strong>Davos</strong><strong>er</strong> von d<strong>er</strong><br />

schw<strong>er</strong>en Belastung, imm<strong>er</strong> siegen zu<br />

müssen, rüttelte sie wied<strong>er</strong> auf und<br />

gab ihnen den nötigen Kitt und Mumm,<br />

die Schweiz<strong>er</strong> Meist<strong>er</strong>schaft an ihre<br />

Farben zu heften.»<br />

Schnee als Pate des ZSC<br />

ZSC-Goalie Bänning<strong>er</strong>, die taktische<br />

Stärke d<strong>er</strong> Zürch<strong>er</strong> und d<strong>er</strong> Schneefall<br />

waren die grössten Erfolgsfaktoren,<br />

die 1945 zum zweiten Sieg des ZSC in<br />

S<strong>er</strong>ie führten. Im <strong>er</strong>sten Turni<strong>er</strong> nach<br />

Kriegsende war neben dem ZSC, Montchoisi<br />

Lausanne und dem HCD mit dem<br />

LTC Prag auch wied<strong>er</strong> ein ausländisches<br />

Team dabei. D<strong>er</strong> Turni<strong>er</strong>auftakt hing am<br />

seidenen Faden. Nach Regen und Nassschnee<br />

schafften es die V<strong>er</strong>antwortlichen<br />

ab<strong>er</strong> noch, «anständiges Eis»<br />

vorzub<strong>er</strong>eiten. Am <strong>er</strong>sten Tag schneite<br />

es kaum, doch am zweiten Tag litt das<br />

Spiel des Titelv<strong>er</strong>teidig<strong>er</strong>s ZSC gegen<br />

Prag unt<strong>er</strong> dem Schneefall. Prag war offensichtlich<br />

üb<strong>er</strong>legen, scheit<strong>er</strong>te ab<strong>er</strong><br />

imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> ausgezeichneten<br />

Taktik d<strong>er</strong> Zürch<strong>er</strong> und an d<strong>er</strong>en Goalie.<br />

Die Begegnung war um 14.15 Uhr, als<br />

eigentlich die zweite Partie des Tages<br />

hätte angespielt w<strong>er</strong>den sollen, noch<br />

nicht entschieden (es stand 2 : 2) – nach<br />

V<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung und ein<strong>er</strong> Netto spielzeit<br />

von 75 Minuten. Somit teilten sich die<br />

beiden Teams die Punkte. Die Zürch<strong>er</strong><br />

hatten zuvor im Auftaktspiel gegen<br />

den HCD 3 : 2 gewonnen und entschieden<br />

das abschliessende Spiel gegen Lausanne<br />

mit Mühe mit 4 : 3 für sich. Somit<br />

gewannen sie das Turni<strong>er</strong> wie schon im<br />

Vorjahr, und die Rangv<strong>er</strong>kündigung fand<br />

gleich nach dem letzten Spiel auf dem<br />

Eis statt. Die Prag<strong>er</strong> übrigens pochten<br />

nach dem 2 : 2 im Gruppenspiel auf eine<br />

Revanche und liessen die Zürch<strong>er</strong> mit<br />

d<strong>er</strong> «Tante Ju» nach Prag fliegen.<br />

: Sieg<strong>er</strong>ehrung und Pokalüb<strong>er</strong>gabe an die Mannschaft des Zürch<strong>er</strong> Schlittschuhclubs im Jahr 1944.<br />

ZSC-Torhüt<strong>er</strong> Geni Cajacob nahm dabei den Pokal für seine Mannschaft entgegen. Hinten:<br />

Hans Bänning<strong>er</strong>, Heini Lohr<strong>er</strong>, Fredy Biel<strong>er</strong>, Raymond Schmid, Karl Müll<strong>er</strong>, Walt<strong>er</strong> Haus<strong>er</strong>,<br />

Heinz Hint<strong>er</strong>kirch<strong>er</strong>. Vorne: Hanggi Boll<strong>er</strong>, Dr. Otto Ernst, Walt<strong>er</strong> Guggenbühl (von links).

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