Januar 2019 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim
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SZENE<br />
H A T T I N G E N<br />
R U H R G E B I E T<br />
Semi Hassineund dieLöffel<br />
Fotos [2]: SAT1/Jens Hartmann<br />
Elke Heinemann<br />
Foto:Narciss Fekete<br />
Der Löffelkönig von der Ruhr<br />
Dernächste Löffel istimmer derschwerste.Entscheidendist aufdem<br />
Löffel.The Tasteist derultimativesportiveTV-Kochwettkampf.Für den<br />
Hattinger Semi Hassinewurde die2018erShowauf SAT1 zu einerReise,<br />
die bisins Herzschlagfinaleführte.„Hardcore und Herzblut!“, sagt er.Obwohl<br />
er dort denkbar tragisch Zweiterwurde.<br />
Am Ende war es eine kleine griechische Tragödie.Denndie fürden Sieg finale<br />
Entscheidungtrafausgerechnetseineigener Mannschaftscoach.<br />
Frank Rosin, 2-Sterne Koch aus Dorsten, bekamzur Verkostung einenLöffelmit<br />
einemEndstück. „Das geht nicht“ befand er undstellte damitdas<br />
2:2anRichterstimmen her. Es entschieddie Sonderwertung für Gary.Der<br />
Holländerkassierte denSiegund dasPreisgeld.„Ihm hätte ichden Sieg<br />
auch am meistengegönnt–nachmir!“, sagt derHassine,der in derAltstadtinHattingen<br />
seit 2011 dasFachwerkbetreibt. Mitdem späteren Siegerhabeersichglänzend<br />
verstanden,habewährendder viereinhalbWochen,die<br />
dieStaffel ununterbrochen in Münchengedreht wurde,oft mit<br />
ihm „abgehangen“. „Überhauptwar<br />
dieKollegialität<br />
überragend“.<br />
Begonnenhatte dieReise vor<br />
einemJahr im Dezember<br />
2017.Erste Bewerbungenper<br />
Videokonferenz, dann einProbekochen<br />
unterStudio-<br />
StressbedingungeninKöln.<br />
Dann dieZusage, beim Casting<br />
dabeizusein, unterlaufendenKameras,vierzig Teilnehmer,zwanzig<br />
kommen weiter.Hassine schafft’s, kann sich seinen Coachaussuchen,für<br />
denRuhrgebietler keine Frage. „Herzauf derZunge,coolerTyp,einegemeinsame<br />
Ebene“,das sprichtfür Koch-RaubeinFrank Rosin. Unddie Heimatverbundenheit.<br />
Klar,dassesdaauch vielefotogeneReibereiengibtin<br />
derFolge.Semikommt aber stetsweiter, jede Runde eine Herausforderung.„DieLöffelsindklein,man<br />
mussdaraufvielunterbringen. Verschiedene<br />
Texturen,Geschmäcker, Fett,Süßes,was auch immer.Ich habeda<br />
sehr viel,auch vonmeinenMitstreitern, gelernt“,sagter. Vermutlich wird<br />
sich das<strong>2019</strong>auch in seinem Restaurant wiederfinden. Etwa als „3 Probierlöffel<br />
‚The Taste‘“ oder auch als Löffel-Event.Und auch in andererHinsichtist<br />
dieReise noch nichtzuEnde. DerWDR hatdie Zusammenarbeit<br />
mitdem smartenKochintensiviert, selbst an einemeigenen Format wird<br />
gebastelt. Dennoch: sein wichtigstesBabybleibtdas Fachwerk. Hier gibt<br />
es ja auch Löffel.Und viel Geschmack. TomThelen<br />
Ausgezeichnete Literatur<br />
DerLiteraturpreisRuhr 2018 geht an die Essener Schriftstellerin Elke Heinemann.Die<br />
beiden Förderpreise in Höhe vonje2555 Euro räumtenIngridKaltenegger<br />
und Oliver Driesenab.<br />
„Einebeharrlich widerständige Autorin,die ebenso virtuoswie ironisch gesellschaftlicheKlischees,die<br />
Kommerzialisierung allerLebensbereiche<br />
undvermeintlicheGewissheitenunserer Gegenwartseziert“, heißtesin<br />
derBegründung derJuryzur Preisträgerin Elke Heinemann.Die promovierte<br />
Literaturwissenschaftlerin aus Essen, diemittlerweileinBerlin lebt,<br />
wirdfür ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.Zahlreiche Künstlerporträtsin<br />
Buchform oder als Radio-Featuressowie vier Romane hatsie bisher geschrieben.<br />
In ihremaktuellen Buch „Fehlversuche. KeinKinderbuch“, geht<br />
es um einsechsjährigesMädchen,das dieHölle derKleinstfamilieerlebt,<br />
derVater abwesend,die Mutter alkoholkrank.Elisasollanderssein, besser,<br />
einWunderkind, lautet derAnspruch derEltern. Nichtinder Lage,ihre<br />
eigeneIdentität zu entwickeln,erfindetElisa eine Zwillingsschwester und<br />
schreibt über sich nurnochinder drittenPersonSingular.Märchenmotive<br />
sowie ironisch eingesetzteFragmente ausKinder- undWeihnachtsliedern<br />
machenden RomanlautLaudatorin Ulli Langenbrinck zu einem„bösen<br />
Märchenaus derGegenwart“.Erstmalsinder Geschichte desPreises wird<br />
eine Lesereihefür dieHauptpreis-Gewinnerin organisiert. Im Juni wird<br />
Heinemann in derBuchhandlungProustinEssen (12.6.), im Literaturhaus<br />
Dortmund (13.6.)und im Literaturhaus <strong>Oberhausen</strong> (14.6.)lesen.<br />
Seit 1986 vergeben derRegionalverband Ruhr (RVR)und dasLiteraturbüro<br />
Ruhr jährlich denmit 10 000Eurodotierten Literaturpreis Ruhr.Ausgezeichnet<br />
werden Autorenaus derRegionund Schriftstellervon außerhalb,<br />
dieübers Ruhrgebiet schreiben. Verlage, Verbände oder Einzelpersonen<br />
könnenKandidatenvorschlagen,Eigenbewerbungen sind nichtmöglich.<br />
Anders istdas beiden beiden Förderpreisen.Hierbewerben sich dieNachwuchsautoren<br />
selbst miteinem bisher unveröffentlichtenTextzueinem<br />
bestimmten Thema. 2018 lautete derAufruf„Schmeckt’s?“, zu demes<br />
130Einsendungen gab. DiePreisträger,die gebürtigeSalzburgerin Ingrid<br />
Kalteneggerund derinHamburglebende Oliver Driesen,schaffenesinihrenBeiträgen<br />
–obwohlihre Geschichteneinige stereotype Zutatenaufweisen<br />
–ein StückauthentischesRuhrgebietslebenabseits vonKlischeesund<br />
Folkloredarzustellen. In Kalteneggers Erzählung„Wüstenplanet“<br />
streiftein junger Ich-Erzähler1986durch dasinSchuttliegende<br />
Heusnerviertel in Bochum undbekommt Reibeplätzchenserviert. Driesen<br />
stellt in „Borowiaks Suppe“ einenpolnischenTaubenvater undeinen fußballspielendenFlüchlingsjungeninden<br />
Mittelpunkt. Lina Niermann<br />
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