der_berg_02_2018_dav_duesseldorf
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GESUNDHEIT | AKKLIMATISATION TEIL 2<br />
Laguna 69, 4680 Meter<br />
Sonnenaufgang,<br />
Santa Cruz Massiv<br />
Fotos: Andrea Hinz<br />
hat jemand einen Schalter umgelegt. Der stand jetzt und<br />
plötzlich auf „totale Erschöpfung“ und selbst während <strong>der</strong><br />
gefühlt zweistündigen Busfahrt über den Llanganuco-Pass<br />
(4750 Meter) ins nächste Camp auf 3600 Meter wurde es nicht<br />
besser. Dann das Phänomen nichts, also gar nichts von dem<br />
tollen Abendessen essen zu können. Ok, das sind also weitere<br />
Höhenkrankheits-Symptome, die ich noch nicht kannte. Am<br />
nächsten Morgen dann ganz schön schlapp, aber frühstücken<br />
funktionierte und dann ging es auch direkt los, in steilen<br />
Serpentinen zum ersten Pass (4400 Meter), mit etlichen „ich<br />
muss mich mal setzen, mein Kreislauf …“-Stopps. Und was<br />
für eine tolle Truppe! Es wurde mitgestoppt … „ach, ist ja<br />
auch Zeit, mal wie<strong>der</strong> etwas zu trinken“ … und motiviert. Und<br />
gemeinsam sind wir schließlich in das wun<strong>der</strong>schöne Camp<br />
im weiten Tal von Jancapampa (3550 Meter) eingelaufen. Der<br />
Koch zauberte ein herausragendes 3-Gänge-Menü und die<br />
Welt war wie<strong>der</strong> in Ordnung.<br />
Aber … und das ist das Zweite, was sich eingebrannt hat,<br />
neben dem „gehe so langsam bis es psychisch weh tut“: Man<br />
fängt so einen Fehler während eines Treks nicht mehr richtig<br />
auf. Erst recht nicht, wenn man erneut übermütig wird, in dem<br />
Glauben, dass alles wie<strong>der</strong> im Lot ist und meint einen 5200<br />
Meter hohen Berg besteigen zu müssen, wo man genauso gut<br />
den Tag als Ruhetag hätte nutzen und die Pyramidenseite des<br />
Alpamayo bestaunen können. Prompt das gleiche Phänomen.<br />
Hoch alles fein, runter „totale Erschöpfung“. Diesmal aber mit<br />
ganz normalem Appetit beim Abendessen und vermeintlich<br />
schnellerer Erholung. Am nächsten Morgen war wie<strong>der</strong> alles<br />
gut, auf ebenen Wegen war flottes Gehen möglich.<br />
Aber hoch – und es ging hoch über zwei Pässe (4770 Meter<br />
und 4860 Meter) – war es fast eine Qual. Und gleichzeitig so<br />
traumhaft. Die Natur, die Weite, die Stille, die Einsamkeit, die<br />
Eisriesen, die plötzlich hervorblitzen, wenn man um eine<br />
Ecke biegt, wilde Wolken, majestätische Kondore, eine tolle<br />
Gemeinschaft. Ja, wir waren acht Gefährten, o<strong>der</strong> richtig<br />
gesagt 16 mit unserem herausragenden Guide und seinem<br />
phantastischem Team plus 20 Packesel und zwei Notabstiegs-Pferde,<br />
die durch diese fast unbeschreibliche, grandiose<br />
Landschaft wan<strong>der</strong>ten.<br />
Dieser kurze Erfahrungsbericht spricht wahrscheinlich nur<br />
die an, die so etwas noch nicht gemacht haben und sich<br />
auch eher zu den Anfängern zählen.<br />
Fazit: Bereitet euch gut vor, zum Beispiel mit dem Theorieabend<br />
zur Höhenakklimatisierung unserer Sektion, macht<br />
eine Vorakklimatisierung, wählt einen guten Anbieter, lasst<br />
euch zur Höhenmedizin beraten und fühlt ganz genau in<br />
euch hinein, wenn ihr auf einem Höhentrek seid. Und besser<br />
noch, schaltet lieber den Kopf vor das Gefühl und geht es<br />
wirklich, wirklich, wirklich langsam an.<br />
Anbieter: DAV Summit Club<br />
Tour: Alpamayo-Runde –<br />
Trekking rund um den<br />
schönsten Berg <strong>der</strong> Welt<br />
Beste Reisezeit: Juli-September<br />
Guide: Cristian Huaman,<br />
spricht deutsch,<br />
javierhd2@hotmail.com<br />
Vorakklimatisierung:<br />
bewegungsfel<strong>der</strong>.de, Essen<br />
Höhenmedizinische Beratung:<br />
Dr. Jap, praxisdrjap.de,<br />
Düsseldorf-Benrath<br />
2|<strong>2018</strong> DER BERG 29