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IM KW 05

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Revival des Benehmens<br />

Die „gute Kinderstube“ als Türöffner<br />

(IH) Heute fällt es unter Begriffe wie „Soft Skills“ und gilt als Spielart sozialer Kompetenz, was<br />

man einst einfach darunter verstand, dass ein Mensch eine so genannte „gute Kinderstube“ hatte.<br />

Auch das Regelwerk sozialen Umgangs ist nicht statisch, sondern dem herrschenden Zeitgeist<br />

und der jeweiligen Interpretation der Generation unterworfen – was schick ist, bestimmen auch<br />

Moden und natürlich Landes- und regionale Gepflogenheiten. So sieht es auch „Benimm-Päpstin“<br />

Inge Wolff. „Bussi“ links dann rechts, oder doch „Bussi“ links dann rechts dann nochmals links?<br />

Oder mit wem busseln, wann überhaupt busseln oder im Zweifelsfall überhaupt nicht busseln?<br />

Nasenzusammenstöße gelten jedenfalls in jedem Fall als heftiges No-Go, das nur als Beispiel.<br />

Es ist eine Frage des Respekts.<br />

Bei gutem Benehmen, wie es hier<br />

verstanden werden will, geht es<br />

in erster Linie um Achtsamkeit<br />

in einer vernetzten und vor allem<br />

im urbanen Umfeld stetig enger<br />

werdenden Welt. Ein anständiger<br />

Mensch kann man an sich auch mit<br />

gravierenden „Benimmdich“–Defiziten<br />

sein, keine Frage. Und doch<br />

reichen sich Benehmen, Rücksicht<br />

und Anstand besonders in nachbarschaftlichen<br />

Angelegenheiten<br />

wie Lärmbelästigung oder auch<br />

Praxis der Schneeräumung und<br />

Komposthaufen an der Grundstücksgrenze<br />

die Hand. Erst in<br />

zweiter Linie bedeutet Höflichkeit<br />

eine angenehme Umgangsform<br />

und von einem korsetthaft steifen,<br />

verknöcherten Regelwerk und leeren<br />

„Benimmdich“-Phrasen soll an<br />

WILLKOMMEN<br />

im Leben!<br />

Wollen Sie andere an Ihrem Babyglück teilhaben<br />

lassen, dann schicken Sie uns einfach<br />

ein Foto mit folgenden Angaben: Name des<br />

Kindes, der Eltern, Wohnort, Geburtstag,<br />

-ort, -gewicht und -größe per e-mail an<br />

anzeigen@rundschau.at oder per Post an<br />

Rundschau, Postgasse 9, 6460 Imst.<br />

Elia<br />

Eltern: Sabrina und<br />

Lukas Raffl<br />

aus Umhausen<br />

Geburtstag: 5.1.2019<br />

Geburtsort: Innsbruck<br />

Gewicht: 3.0<strong>05</strong> g<br />

Größe: 52 cm<br />

Diego<br />

Eltern: Marleni Guerrero<br />

und Akos Ebele<br />

aus Imst<br />

Geburtstag: 5.12.2018<br />

Geburtsort: Innsbruck<br />

Gewicht: 3.045 g<br />

Größe: 47 cm<br />

dieser Stelle schon gar nicht das<br />

Wort gesprochen werden. Ist das<br />

Ende der guten Sitten tatsächlich<br />

angebrochen und muss das soziale<br />

Zusammenleben tatsächlich durch<br />

einen Paragrafendschungel und<br />

eine Verbotsflut ersetzt werden?<br />

Selbst eine Gesetzesüberfrachtung<br />

in allen Lebensbereichen kann<br />

zwar einiges bewirken oder besser<br />

erzwingen, im Vergleich zur Freiwilligkeit<br />

bleibt dieser „Plan B“<br />

aber eben unterkühlt und zeigt<br />

letztlich eine Entsolidarisierung<br />

der Gesellschaft drastisch auf. Andererseits<br />

heißt es, dass Totgesagte<br />

länger leben und das gilt auch für<br />

Knigges Rückkehr in gar nicht wenige<br />

Lebensbereiche.<br />

GEPFLEGTER STIL – EIN<br />

KARRIEREHELFER. Die aus<br />

Deutschland stammende und in<br />

Mieming beheimatete Marion<br />

Pfennig hat sich als Knigge–Expertin<br />

längst den Ruf der professionell<br />

arbeitenden „Lady Benimm“<br />

geschaffen. Die RUNDSCHAU<br />

besuchte Frau Pfennig in ihrem<br />

Zuhause und hofft, sich ordentlich<br />

aufgeführt zu haben. Salziger<br />

Schneematsch auf den Sohlen und<br />

Kiesel in den Schuhprofilen einerseits,<br />

aus dem Wohnzimmer strahlt<br />

andererseits ein perfekt gepflegter<br />

Parkettboden entgegen. Also raus<br />

aus den „Hufen“. Je nach Bauchgefühl,<br />

auch wenn es heißt „Aber bitte<br />

lassen sie doch...“. Dazu bereiten<br />

Feldringer Böden<br />

Schon seit es diese Diskussion um<br />

die Feldringer Böden gibt, ist es mir ein<br />

Bedürfnis, dazu Stellung zu nehmen. Es<br />

waren zwei Erlebnisse, die mich dazu<br />

bewegen, das zu tun. Erlebnis 1: Wir waren<br />

im Sommer in Mayerhofen im Zillertal und<br />

sind mit der Penkenbahn hinaufgefahren.<br />

Es waren Freunde dabei, die nicht sehr viel<br />

in den Bergen waren. Die Aussage dieser<br />

Freunde: „Da ist es aber nicht schön – die<br />

Pünktlichkeit und bei Verspätung<br />

ein Anruf eine gutes Gesprächsklima<br />

vor. Der Trainerin für den<br />

perfekten guten Stil ist das Thema<br />

Bewerbungsgespräch und sein Umfeld<br />

besonders wichtig. Entsprechendes<br />

Auftreten ist Bestandteil<br />

jedes Kennenlernens, wer sich ausschließlich<br />

auf gute Zeugnisse verlässt,<br />

vergibt Chancen und betritt<br />

unnotwendigerweise eher dünnes<br />

Eis. Als Personalbeauftragte stellte<br />

Frau Pfennig fest, dass Mitarbeiter<br />

auch bei guter fachlicher Qualifikation,<br />

Mängel in Sachen sozialer<br />

Kompetenz aufweisen und „gerade<br />

auf diese kommt es im persönlichen<br />

Aufnahme- oder Mitarbeitergespräch<br />

an“, so Marion Pfennig<br />

im Originalton.<br />

AUS SPASS AN DER FREUD’.<br />

Aber nicht nur im Berufsleben,<br />

auch ganz privat geben gute Manieren<br />

Sicherheit und gepflegte<br />

Tischsitten machen halt auch einfach<br />

Spaß, ob nun im Restaurant<br />

oder bei Einladungen zu Hause.<br />

Auch dafür bietet „Knigge-Pfennig“<br />

absolut praxisnah „moderierte<br />

Dinner“ in unterschiedlichen<br />

Lokalitäten an. Die Ballsaison<br />

nimmt Fahrt auf und für die<br />

ganz besondere Ballnacht sollte<br />

man jedenfalls den erwünschten<br />

Dresscode beachten und zur Auffrischung<br />

von zwei, drei Standardtänzen<br />

muss man nicht gerade<br />

ein phänomenales Bewegungsta-<br />

B RIEFKASTEN<br />

Die hier veröffentlichten Zuschriften geben die Meinung des Verfassers wieder.<br />

Lifte, die Wege, die Schneekanonen“ und so<br />

weiter, was einfach benötigt wird für einen<br />

Skibetrieb. Möchte jedoch nicht sagen,<br />

dass das Zillertal nicht schön ist.Erlebnis<br />

2: Ich nahm meinen Enkel, der damals<br />

sieben oder acht Jahre war, mit auf das<br />

Faltergartenkögele. Der Bua war von der<br />

Landschaft so überwältigt, er sagte immer<br />

nur, ist das schön. Als ich nach etwa einer<br />

halben Stunde am Gipfel sagte „Komm’,<br />

gehen wir wieder“ meinte er „Opa, nur<br />

RS-Foto: Bundschuh<br />

Gutes Benehmen kann beruflich Türen<br />

öffnen, gibt im sozialen Umgang Sicherheit,<br />

macht Spaß und ist halt einfach angesagt.<br />

Im Bild: „Lady Benimm“ Marion<br />

Pfennig aus Mieming.<br />

lent sein Eigen nennen. Aber der<br />

Mensch lebt nicht vom Tanz allein.<br />

Bei Tisch gilt es zu brechen,<br />

nämlich Brot zu brechen (nicht zu<br />

schneiden), Serviette brechen (diese<br />

nicht neben das Gedeck sondern<br />

auf den Schoß legen) und als<br />

Allerwichtigstes je nach Situation<br />

auch die Regeln brechen – spätestens<br />

jetzt unterscheidet sich Benehmen,<br />

das von Herzen kommt,<br />

von andressiertem „so tun als ob“.<br />

Übrigens ist man beim Chef zur<br />

Party eingeladen, der Dame des<br />

Hauses keinen Kaktus als Gastgeschenk<br />

überreichen (passionierte<br />

Kakteensammlerinnen ausgenommen).<br />

Viel, viel schlimmer wären<br />

da nur noch langstielige dunkelrote<br />

Rosen, das schreit geradezu<br />

nach Duellpistolen, ohjeh! Die<br />

Literatur zum Thema gutes Benehmen<br />

ist sowohl in Buchform<br />

als auch im Netz verfügbar und<br />

vielfältig. Zwischen Basisratgeber<br />

und Feinschlifflektüre finden sich<br />

sämtliche Kategorien.<br />

noch ein bisschen“. Das hat mich geprägt<br />

und ich möchte so ein Erlebniss noch vielen<br />

Eltern, Omas, Opas und natürlich auch<br />

noch vielen Kindern gönnen. Ich bitte<br />

abzuwägen – brauchen wir wirklich noch<br />

Lifte? Die Natur ist doch ein so großes Gut,<br />

dass man damit haushalten muss. Man<br />

kann doch nicht so ein Naturjuwel dem<br />

Tourismus opfern, wo es nur ums Geld und<br />

die Gier geht. Bruno Schöpf,<br />

Haiming<br />

E-Mail: leserbrief@rundschau.at<br />

RUNDSCHAU Seite 34 30./31. Jänner 2019

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