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Revival des Benehmens<br />
Die „gute Kinderstube“ als Türöffner<br />
(IH) Heute fällt es unter Begriffe wie „Soft Skills“ und gilt als Spielart sozialer Kompetenz, was<br />
man einst einfach darunter verstand, dass ein Mensch eine so genannte „gute Kinderstube“ hatte.<br />
Auch das Regelwerk sozialen Umgangs ist nicht statisch, sondern dem herrschenden Zeitgeist<br />
und der jeweiligen Interpretation der Generation unterworfen – was schick ist, bestimmen auch<br />
Moden und natürlich Landes- und regionale Gepflogenheiten. So sieht es auch „Benimm-Päpstin“<br />
Inge Wolff. „Bussi“ links dann rechts, oder doch „Bussi“ links dann rechts dann nochmals links?<br />
Oder mit wem busseln, wann überhaupt busseln oder im Zweifelsfall überhaupt nicht busseln?<br />
Nasenzusammenstöße gelten jedenfalls in jedem Fall als heftiges No-Go, das nur als Beispiel.<br />
Es ist eine Frage des Respekts.<br />
Bei gutem Benehmen, wie es hier<br />
verstanden werden will, geht es<br />
in erster Linie um Achtsamkeit<br />
in einer vernetzten und vor allem<br />
im urbanen Umfeld stetig enger<br />
werdenden Welt. Ein anständiger<br />
Mensch kann man an sich auch mit<br />
gravierenden „Benimmdich“–Defiziten<br />
sein, keine Frage. Und doch<br />
reichen sich Benehmen, Rücksicht<br />
und Anstand besonders in nachbarschaftlichen<br />
Angelegenheiten<br />
wie Lärmbelästigung oder auch<br />
Praxis der Schneeräumung und<br />
Komposthaufen an der Grundstücksgrenze<br />
die Hand. Erst in<br />
zweiter Linie bedeutet Höflichkeit<br />
eine angenehme Umgangsform<br />
und von einem korsetthaft steifen,<br />
verknöcherten Regelwerk und leeren<br />
„Benimmdich“-Phrasen soll an<br />
WILLKOMMEN<br />
im Leben!<br />
Wollen Sie andere an Ihrem Babyglück teilhaben<br />
lassen, dann schicken Sie uns einfach<br />
ein Foto mit folgenden Angaben: Name des<br />
Kindes, der Eltern, Wohnort, Geburtstag,<br />
-ort, -gewicht und -größe per e-mail an<br />
anzeigen@rundschau.at oder per Post an<br />
Rundschau, Postgasse 9, 6460 Imst.<br />
Elia<br />
Eltern: Sabrina und<br />
Lukas Raffl<br />
aus Umhausen<br />
Geburtstag: 5.1.2019<br />
Geburtsort: Innsbruck<br />
Gewicht: 3.0<strong>05</strong> g<br />
Größe: 52 cm<br />
Diego<br />
Eltern: Marleni Guerrero<br />
und Akos Ebele<br />
aus Imst<br />
Geburtstag: 5.12.2018<br />
Geburtsort: Innsbruck<br />
Gewicht: 3.045 g<br />
Größe: 47 cm<br />
dieser Stelle schon gar nicht das<br />
Wort gesprochen werden. Ist das<br />
Ende der guten Sitten tatsächlich<br />
angebrochen und muss das soziale<br />
Zusammenleben tatsächlich durch<br />
einen Paragrafendschungel und<br />
eine Verbotsflut ersetzt werden?<br />
Selbst eine Gesetzesüberfrachtung<br />
in allen Lebensbereichen kann<br />
zwar einiges bewirken oder besser<br />
erzwingen, im Vergleich zur Freiwilligkeit<br />
bleibt dieser „Plan B“<br />
aber eben unterkühlt und zeigt<br />
letztlich eine Entsolidarisierung<br />
der Gesellschaft drastisch auf. Andererseits<br />
heißt es, dass Totgesagte<br />
länger leben und das gilt auch für<br />
Knigges Rückkehr in gar nicht wenige<br />
Lebensbereiche.<br />
GEPFLEGTER STIL – EIN<br />
KARRIEREHELFER. Die aus<br />
Deutschland stammende und in<br />
Mieming beheimatete Marion<br />
Pfennig hat sich als Knigge–Expertin<br />
längst den Ruf der professionell<br />
arbeitenden „Lady Benimm“<br />
geschaffen. Die RUNDSCHAU<br />
besuchte Frau Pfennig in ihrem<br />
Zuhause und hofft, sich ordentlich<br />
aufgeführt zu haben. Salziger<br />
Schneematsch auf den Sohlen und<br />
Kiesel in den Schuhprofilen einerseits,<br />
aus dem Wohnzimmer strahlt<br />
andererseits ein perfekt gepflegter<br />
Parkettboden entgegen. Also raus<br />
aus den „Hufen“. Je nach Bauchgefühl,<br />
auch wenn es heißt „Aber bitte<br />
lassen sie doch...“. Dazu bereiten<br />
Feldringer Böden<br />
Schon seit es diese Diskussion um<br />
die Feldringer Böden gibt, ist es mir ein<br />
Bedürfnis, dazu Stellung zu nehmen. Es<br />
waren zwei Erlebnisse, die mich dazu<br />
bewegen, das zu tun. Erlebnis 1: Wir waren<br />
im Sommer in Mayerhofen im Zillertal und<br />
sind mit der Penkenbahn hinaufgefahren.<br />
Es waren Freunde dabei, die nicht sehr viel<br />
in den Bergen waren. Die Aussage dieser<br />
Freunde: „Da ist es aber nicht schön – die<br />
Pünktlichkeit und bei Verspätung<br />
ein Anruf eine gutes Gesprächsklima<br />
vor. Der Trainerin für den<br />
perfekten guten Stil ist das Thema<br />
Bewerbungsgespräch und sein Umfeld<br />
besonders wichtig. Entsprechendes<br />
Auftreten ist Bestandteil<br />
jedes Kennenlernens, wer sich ausschließlich<br />
auf gute Zeugnisse verlässt,<br />
vergibt Chancen und betritt<br />
unnotwendigerweise eher dünnes<br />
Eis. Als Personalbeauftragte stellte<br />
Frau Pfennig fest, dass Mitarbeiter<br />
auch bei guter fachlicher Qualifikation,<br />
Mängel in Sachen sozialer<br />
Kompetenz aufweisen und „gerade<br />
auf diese kommt es im persönlichen<br />
Aufnahme- oder Mitarbeitergespräch<br />
an“, so Marion Pfennig<br />
im Originalton.<br />
AUS SPASS AN DER FREUD’.<br />
Aber nicht nur im Berufsleben,<br />
auch ganz privat geben gute Manieren<br />
Sicherheit und gepflegte<br />
Tischsitten machen halt auch einfach<br />
Spaß, ob nun im Restaurant<br />
oder bei Einladungen zu Hause.<br />
Auch dafür bietet „Knigge-Pfennig“<br />
absolut praxisnah „moderierte<br />
Dinner“ in unterschiedlichen<br />
Lokalitäten an. Die Ballsaison<br />
nimmt Fahrt auf und für die<br />
ganz besondere Ballnacht sollte<br />
man jedenfalls den erwünschten<br />
Dresscode beachten und zur Auffrischung<br />
von zwei, drei Standardtänzen<br />
muss man nicht gerade<br />
ein phänomenales Bewegungsta-<br />
B RIEFKASTEN<br />
Die hier veröffentlichten Zuschriften geben die Meinung des Verfassers wieder.<br />
Lifte, die Wege, die Schneekanonen“ und so<br />
weiter, was einfach benötigt wird für einen<br />
Skibetrieb. Möchte jedoch nicht sagen,<br />
dass das Zillertal nicht schön ist.Erlebnis<br />
2: Ich nahm meinen Enkel, der damals<br />
sieben oder acht Jahre war, mit auf das<br />
Faltergartenkögele. Der Bua war von der<br />
Landschaft so überwältigt, er sagte immer<br />
nur, ist das schön. Als ich nach etwa einer<br />
halben Stunde am Gipfel sagte „Komm’,<br />
gehen wir wieder“ meinte er „Opa, nur<br />
RS-Foto: Bundschuh<br />
Gutes Benehmen kann beruflich Türen<br />
öffnen, gibt im sozialen Umgang Sicherheit,<br />
macht Spaß und ist halt einfach angesagt.<br />
Im Bild: „Lady Benimm“ Marion<br />
Pfennig aus Mieming.<br />
lent sein Eigen nennen. Aber der<br />
Mensch lebt nicht vom Tanz allein.<br />
Bei Tisch gilt es zu brechen,<br />
nämlich Brot zu brechen (nicht zu<br />
schneiden), Serviette brechen (diese<br />
nicht neben das Gedeck sondern<br />
auf den Schoß legen) und als<br />
Allerwichtigstes je nach Situation<br />
auch die Regeln brechen – spätestens<br />
jetzt unterscheidet sich Benehmen,<br />
das von Herzen kommt,<br />
von andressiertem „so tun als ob“.<br />
Übrigens ist man beim Chef zur<br />
Party eingeladen, der Dame des<br />
Hauses keinen Kaktus als Gastgeschenk<br />
überreichen (passionierte<br />
Kakteensammlerinnen ausgenommen).<br />
Viel, viel schlimmer wären<br />
da nur noch langstielige dunkelrote<br />
Rosen, das schreit geradezu<br />
nach Duellpistolen, ohjeh! Die<br />
Literatur zum Thema gutes Benehmen<br />
ist sowohl in Buchform<br />
als auch im Netz verfügbar und<br />
vielfältig. Zwischen Basisratgeber<br />
und Feinschlifflektüre finden sich<br />
sämtliche Kategorien.<br />
noch ein bisschen“. Das hat mich geprägt<br />
und ich möchte so ein Erlebniss noch vielen<br />
Eltern, Omas, Opas und natürlich auch<br />
noch vielen Kindern gönnen. Ich bitte<br />
abzuwägen – brauchen wir wirklich noch<br />
Lifte? Die Natur ist doch ein so großes Gut,<br />
dass man damit haushalten muss. Man<br />
kann doch nicht so ein Naturjuwel dem<br />
Tourismus opfern, wo es nur ums Geld und<br />
die Gier geht. Bruno Schöpf,<br />
Haiming<br />
E-Mail: leserbrief@rundschau.at<br />
RUNDSCHAU Seite 34 30./31. Jänner 2019