02_2019 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid
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KUNST | ÜBERSICHT<br />
Claudia Heinrich<br />
Überall istBauhaus<br />
Letztes Jahr warenesKohleund Zechen-Aus,<strong>2019</strong><br />
istesBauhaus: in aller<br />
Mundeund in vielen Museen.Jubiläen<br />
sind nämlichechte„Kohlemaschinen“:Fördermittelanträge<br />
leicht zu begründen<br />
und Besucherscharenohne viel<br />
Tamtamzugewinnen.Daher machen<br />
anlässlich„100 JahreBauhaus“ längst<br />
nicht nurdie originärenHochschulstandorte<br />
Weimar, Dessau,Berlin ein<br />
großes Fass auf. Auch andernortsging<br />
manerfolgreich auf Suchenach mindestensatomarenBauhaus-Verbindungenund<br />
hatnatürlichauchimWesten<br />
Relikte entdeckt.Ergoverwandelt sich<br />
NRWfix mal ins„Bauhausland<br />
NRW“ und mischt <strong>2019</strong> muntermit im<br />
Ausstellungsreigen, unterstütztvom Ministerium<br />
und den Landschaftsverbänden.Krefeld,Oberhausen,<br />
Hagen, Bottrop,<br />
Essen–wo immerBauhaus-Architektur<br />
erhaltenwerden konnte oderBauhaus-Künstlerlebtenoder<br />
Werkevon<br />
Bauhäuslern in den Museen hängen,<br />
ist<strong>2019</strong> Bauhauszuhause (www.bauhaus100-im-westen.de).<br />
Die Künstlervereinigung<br />
„Das JungeRheinland“<br />
wird <strong>2019</strong> ebenfalls 100, schwups, ist<br />
dieKunstpalast-Schau integriert.Um<br />
die„Fünfzehnergruppe“ vonBauhaus-MeisterOskar<br />
Schlemmeraus der<br />
eigenenSammlunggruppiert das<br />
Lehmbruck MuseumDuisburg eine<br />
Kabinettausstellung (bis 17.2.). Das<br />
OsthausMuseum setzt „hagenerimpulse“<br />
(bis 24.3.). In der Reihe„BauhausamFolkwang“<br />
gibtdas Essener<br />
Museum übersJahr hinweg Einblick<br />
in eigene Bestände.Zunächst mit Werkenvon<br />
Lyonel Feininger (bis 14.4.),<br />
dannmit „BühnenweltenamBauhaus“<br />
und biszum Jahreswechsel mit<br />
Bildern, Fotosund Filmen vonLászló<br />
Moholy-Nagy.Etc.Und 2<strong>02</strong>0? Aha:<br />
Beethoven, Raffael …<br />
ClaudiaHeinrich<br />
Lili Fischer, Mottentheater, Riesenschnaken –Blick ins Atelier ©VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Isabella Matheus ©Kunstsammlung NRW<br />
ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN<br />
DasJunge Rheinland<br />
MaxErnst,OttoDix,GerdWollheim,<br />
MartaWorringerund mehr als300<br />
Kolleginnen undKollegen gehörten<br />
zeitweilig zurKünstlervereinigung<br />
„Junges Rheinland“, deren100.Geburtstagein<br />
guterGrund ist, nocheinmalandie<br />
legendäreKunstszene am<br />
Rhein undein wichtiges Kapitelder<br />
ModerneimRheinland zu erinnern. Im<br />
kunstpalastwerden12der Künstler<br />
mitihren Werken vorgestellt,Bilder,<br />
NARZISSIMSPIEGELRAUM<br />
Thomas Klegin<br />
Tagsüber hat derKunstvereinsich<br />
abgeschottet.Die Schaufensterfront<br />
fungiertals Spiegel –kein Einblick<br />
möglich. Geht innen dasLicht an, ändertsich<br />
dasBild. Der Raum schillert;<br />
Wände,Decke, Boden sind komplett<br />
mitreflektierender Silberfolieausgekleidet.Ansonsten<br />
ist er völlig leer –<br />
wo istdie Kunst? DerBochumer Bildhauer<br />
Thomas Klegin hatden White<br />
Cube mit minimalem Eingriff radikal<br />
MADE IN RHEINLAND<br />
TheNextGeneration<br />
Konzeptuelle Fotografie aus dem<br />
Rheinlandgenießt Weltruhm. Werke<br />
vonGursky, Höfer,Hütte,Ruff oder<br />
Struth aus derlegendären „Becher-<br />
Schule“ erzielen seit den 1980erJahrenenormePreise.<br />
Nun tritteineneue<br />
Generation an:Fotokünstler/-innen,<br />
dieinden 1970er/80erJahren erst geborenwurdenund<br />
heute, in digitalen<br />
Zeiten mit einer geschätzten Fotoproduktion<br />
von260 Mio. neuer Bilderpro<br />
VON JAPAN BISAFRIKA<br />
Museum Global<br />
Bemerkenswerte,wenig bekannte<br />
außereuropäische Kunstwerkehängt<br />
Museumsleiterin SusanneGaensheimer<br />
im Dialog mit Klassikernder Moderne<br />
ausder Kunstsammlung NRW<br />
auf. Es sind Spotsauf wichtigekulturelle<br />
undgesellschaftspolitische Ereignisse<br />
von1910bis 1960inTokyo,Moskau,<br />
SaoPaulo, Mexiko,Shimla, Beirut und<br />
Zaria.Zur eigenen,nationalenund globalen<br />
Situation befragt werden: Amrita<br />
dienichtnur diedamalsaktuellen<br />
Kunstströmungenabbilden, sondern<br />
auch die wechselvolle Geschichte der<br />
Vereinigungund dieVernetzungmit<br />
anderen Künstlergruppierungen. Ausdrucksstarke<br />
Farben, kaum gebändigte<br />
Formen, stürzende Perspektiven und<br />
fliegende Arme undRöcke.Eine wilde<br />
Kostüm- undMaskenparty,die Jungfrau<br />
züchtigt dasJesuskind,KunsthändlerinMutter<br />
Ey.<br />
kb<br />
❚ ZU SCHÖN,UMWAHR ZU SEIN. DASJUNGE<br />
RHEINLAND Kunstpalast,Ehrenhof 4-5, Düsseldorf;<br />
Dauer: bis2.6.<br />
verändert.Was vonaußen betrachtet<br />
ein wenig „reduziert“ wirkt, birgtimInneren<br />
eine Überraschung.Eintretende<br />
Besucher erleben eine im Spiegelsaal<br />
unerwarteteBeengung. Kleginhat das<br />
Fensterglas mitFolienbeklebt,die die<br />
Außenwelt ausblenden:Statt den<br />
Kopstadtplatz sehenBetrachterihr<br />
Spiegelbildund werden, wieder mythologische<br />
„Narziss“ im Ausstellungstitel,ganz<br />
aufsichzurückgeworfen. ch<br />
❚ THOMAS KLEGIN Kunstverein Ruhr, Kopstadtplatz<br />
12, Essen; Dauer: bis 24.2, www.kunstvereinruhr.de<br />
Alwin Lay: Kodak 200, 2018; Courtesy der Künstler und Natalia Hug,<br />
Cologne ©<strong>2019</strong> VG Bild-Kunst, Bonn<br />
Sher-Gil (Indien)und Matisse, Yorozu<br />
Tetsugoro (Japan) undKirchner, Niko<br />
Pirosmani, Chagall, Malewitch, Frida<br />
Kahlo und dieExilbilder Laser Segalls.<br />
DieBilder wirken,ohne dass man zuvoreinen<br />
kunsthistorischen Kontext<br />
herstellenmuss.Die weit gereiste<br />
Paul-Klee-Sammlung undWerke der<br />
1960erJahreaus denUSA rahmen die<br />
außerordentliche Schau. bws<br />
❚ MUSEUMGLOBAL:MIKROGESCHICHTEN EINER<br />
EX-ZENTRISCHENMODERNE KunstsammlungNRW,<br />
K20, Grabbeplatz 5, Düsseldorf; Dauer: bis10.3.<br />
MO KUNSTPREISTRÄGERIN<br />
LiliFischer<br />
Total unbeliebt:die langbeinige<br />
Schnake.Dabeiist sie völligharmlos<br />
und fürLiliFischerein faszinierendes<br />
fragiles Geschöpf,das volle Aufmerksamkeit<br />
verdient–ihreund unsere.<br />
DieHamburger Künstlerinerhieltden<br />
MO Kunstpreis2018, weil sie bereits<br />
Mitteder 1970er-Jahredie Methoden<br />
der Feldforschung in diebildende<br />
Kunsteinführte.Beobachtend,sammelnd,zeichnend,gestaltend<br />
undin<br />
humorvollenPerformances widmet<br />
sich die70-Jährigeseitherden kleinen<br />
Wesen undPhänomenen ausNatur<br />
undAlltag –mit großerLiebe. Im MO<br />
Schaufenster prangenskulpturale Riesenschnaken<br />
ausDraht und Papier,<br />
flankiertvon feinen Federzeichnungenihrer<br />
tänzerischen Flugbewegungen<br />
undzarten„Schnakengeistern“<br />
aus Japanpapier auf schwarzem Karton.<br />
LiliFischersKunst istAufklärung<br />
mitästhetischen Mitteln.<br />
ch<br />
❚ LILI FISCHER Museum OstwallimDortmunder<br />
U, Leonie-Reygers-Terrasse,Dortmund;<br />
Dauer: bis 31.3<br />
Tag, vorganzanderen Herausforderungenstehenals<br />
ihre Wegbereiter.<br />
Sie haben sie angenommen: reflektierendie<br />
medialenBilderfluten, verschieben<br />
die Grenzen ihres Mediums<br />
in den(auch virtuellen) Raum und verknüpfenFotografie<br />
mitanderen Genres.<br />
DieAusstellung stellt18ehemalige<br />
Kunststudierende ausDüsseldorf<br />
undKöln mit innovativen konzeptuellenFoto-Strategienvor.<br />
ch<br />
❚ THENEXTGENERATION Museum Morsbroich,<br />
Gustav-Heinemann-Str. 80, Leverkusen;<br />
Dauer: 27.1.-5.5.<br />
August Macke Vier Mädchen, 1913, Öl auf Leinwand, 105 ×<br />
81 cm, Kunstpalast, Düsseldorf ©Kunstpalast -Horst Kolberg<br />
–ARTOTHEK<br />
Im Spiegelraum ©Hermann Konradt, Münster<br />
46| <strong>HEINZ</strong> |<strong>02</strong>.<strong>2019</strong>