2-2019
Fachzeitschrift für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
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Bauelemente<br />
Bild 6: Aufbau (a) und Feldkonfiguration von Gleich- (b) und Gegentaktwelle (c) der verkoppelten Mikrostreifenleitung [8, 9]. Trotz Kopplung werden „Wände”<br />
erklärt<br />
Erklärungsversuche<br />
über Modes<br />
Eine andere Darstellung der<br />
Funktionsweise geht von der<br />
Möglichkeit aus, gekoppelte<br />
Leitungen im Gleichtakt oder<br />
im Gegentakt zu speisen (Bild<br />
4). Hier stört sofort die zweite<br />
Spannungsquelle an der Nebenleitung,<br />
die es ja praktisch überhaupt<br />
nicht gibt. Dennoch wird<br />
diese Herangehensweise an<br />
vielen Stellen gepflegt, z.B. [4<br />
bis 9], wobei eine mehr oder<br />
weniger unkritische Übernahme<br />
vermutet werden darf. Den folgenden<br />
Worten kann der Autor<br />
nicht folgen: „Bei Anwendung<br />
dieser Betrachtungsweise wird<br />
der Rechenaufwand für die<br />
Erklärung der Vorgänge bei elektromagnetisch<br />
miteinander verkoppelten<br />
Leitungen verblüffend<br />
einfach. Außerdem ist das Verfahren<br />
sehr anschaulich...“ [4]<br />
Denn aufbauend auf zuvor abgeleiteten<br />
Beziehungen werden<br />
auch hier immerhin zehn Seiten<br />
benötigt. Obwohl auch eine<br />
magnetische Kopplung vorliegt,<br />
trifft man zur Darstellung der<br />
Kopplung immer nur Koppelkondensatoren<br />
an (Bild 5). In [9]<br />
wird bei einem übergreifenden<br />
Magnetfeld eine „magnetische<br />
Wand“ und bei einem übergreifenden<br />
elektrischen Feld eine<br />
„elektrische Wand“ postuliert<br />
(Bild 6), übernommen aus [10].<br />
Es ist vielleicht nicht allzu<br />
verwunderlich, dass u.a. die<br />
Betrachtungen in [11, 12] eine<br />
gegenüber der tatsächlichen<br />
Lage vertauschte Lage der Auskoppelports<br />
für vor- und rücklaufende<br />
Messgröße behaupten.<br />
In allen Fällen wird nur für hinlaufende<br />
Leistung erklärt, nicht<br />
auch für rücklaufende (negative).<br />
Diese Erklärungen liefern außer<br />
der Abhängigkeit des Koppelfaktors<br />
von der Frequenz bzw. elektrischen<br />
Länge der Nebenleitung<br />
keine weiteren Informationen<br />
zum Richtkopplerverhalten.<br />
Erklärung auf<br />
Grundlage der<br />
Kopplung<br />
Die 107 Seiten umfassende<br />
Arbeit [13] verzichtet sowohl auf<br />
eine Erklärung über magnetisch<br />
und elektrisch ausgekoppelte<br />
Größen, die sich definiert überlagern,<br />
als auch auf verschiedene<br />
Modes. Der Richtkoppler wird<br />
als das betrachtet, was er ist: ein<br />
Vierport aus zwei gekoppelten<br />
Leitungen. Die Vorgehensweise<br />
bei der Funktionsbeschreibung<br />
ist im Wesentlichen folgende:<br />
Ausgehend von der Lösung der<br />
aus den Maxwell‘schen Gleichungen<br />
gefundenen Differentialgleichungen<br />
für elektrische<br />
und induktive Kopplung für das<br />
Leitersystem über die Berechnung<br />
der Ladungen und Flüsse<br />
wird die Streumatrix des Vierports<br />
abgeleitet. Die Streumatrix-Gleichung<br />
gibt bekanntlich<br />
durch ihre (hier 4 x 4) Elemente<br />
an, wie sich die von irgendeinem<br />
Klemmenpaar ablaufende Spannungswelle<br />
aus den zulaufenden<br />
Wellen aller (hier vier)<br />
Klemmenpaare zusammensetzt.<br />
Betrachtet wird der beim Richtkoppler<br />
vorliegende einfachste<br />
Fall einer Speisung an einem<br />
Klemmenpaar.<br />
Daraus lassen sich dessen Eigenschaften<br />
relativ übersichtlich<br />
berechnen, wobei das Richtverhalten<br />
auch quantitativ zum<br />
Ausdruck kommt. Für den beim<br />
Richtkoppler vorliegenden Fall<br />
Bild 7: Gekoppelte Doppelleitungen [13]<br />
der losen Kopplung ergeben sich<br />
einfache Näherungsformeln.<br />
Eine Möglichkeit der Fehlerabschätzung<br />
besteht dabei.<br />
Zu den näheren Informationen,<br />
die sich ableiten lassen, gehören:<br />
1. Die Klemmenpaare I und IV<br />
(Bild 7) sind auch entkoppelt,<br />
wenn die Klemmenpaare II und<br />
III nicht reflexionsfrei abgeschlossen<br />
sind, die betreffenden<br />
Abschlusswiderstände jedoch in<br />
einem bestimmten Verhältnis<br />
zueinander stehen.<br />
2. Die Festlegung auf einen<br />
gemeinsamen Rückleiter bedeutet<br />
keine Einschränkung der Allgemeingültigkeit.<br />
hf-praxis 2/<strong>2019</strong> 51