PDF-Download - Rheingau Musik Festival
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Komponistenporträt: Peter Eötvös<br />
Der Blick<br />
in die Weite<br />
von Max Nyffeler<br />
Als Siebzehnjähriger schrieb er ein Klavierstück über den ersten Raumflug<br />
eines Menschen – eine künstlerische Vision, in der nicht nur Galaxien und fremde<br />
Planeten vorkommen, sondern auch so irdische Dinge wie eine Melodie aus<br />
Transsilvanien. Hier, in der Landschaft „jenseits der Wälder“, die um 900 von<br />
den Magyaren besiedelt wurde und heute zu Rumänien gehört, kam Peter Eötvös<br />
während des Zweiten Weltkriegs zur Welt, und obwohl seine Eltern kurz nach<br />
seiner Geburt nach Budapest übersiedelten, ist sie für ihn stets eine emotionale<br />
Heimat geblieben. Die transsilvanische <strong>Musik</strong>, bekannte er einmal, empfinde er<br />
als seine Mutter sprache. Die utopischen Kindheitserinnerungen haben in<br />
manchen Werken ihre Spuren hinter lassen, so etwa im nostalgischen Tonfall<br />
des Solo-Cimbaloms im Orchesterwerk Psycho kosmos, oder in Atlantis,<br />
wo mitten in der klanggewaltigen Beschwörung des mythischen Konti-<br />
nents einige Melodiefetzen aus der transsilvanischen Volksmusik erklingen.<br />
Bei der Suche nach der<br />
entschwundenen Welt ist Peter<br />
Eötvös im Lauf der Zeit tief ins<br />
eigene Innere vorgedrungen.<br />
Den neugierigen Blick auf die<br />
äußere Wirklichkeit hat er<br />
sich dabei immer bewahrt. Er<br />
ist der Typ eines modernen<br />
Europäers, wie er nach 1989<br />
zunehmend ins Blickfeld gerückt<br />
ist: Aufgewachsen im politisch<br />
abgeschotteten Mitteleuropa,<br />
erlebnishungrig, weltoffen und<br />
angetrieben vom Glauben an<br />
ein kulturelles Europa, das alle<br />
Systemgrenzen überwindet.<br />
Nach seinem <strong>Musik</strong>studium in<br />
Budapest kommt er 1966 nach<br />
Köln, wo er zu dirigieren beginnt<br />
und mit Stockhausen zusammenarbeitet.<br />
In den nun entstehenden<br />
Kompositionen öffnen<br />
sich poetische Klangwelten, im<br />
Umgang mit der Elektronik zeigt<br />
er spielerische Fantasie. Mit seinem<br />
Engagement beim Pariser<br />
Ensemble Intercontemporain<br />
beginnt 1978 seine internationale<br />
Dirigentenkarriere. Sie zwingt<br />
ihn zur vorübergehenden Einschränkung<br />
seiner Komponistentätigkeit.<br />
Doch Anfang der 1990er<br />
Jahre meldet sich der Komponist<br />
Eötvös mit Nachdruck zurück.<br />
Seine erste Oper, Drei Schwestern<br />
nach Tschechow, erringt 1998 in<br />
Lyon einen Aufsehen erregenden<br />
Erfolg und wird an zahlreichen<br />
Bühnen in ganz Europa nachgespielt.<br />
Acht weitere Bühnen werke<br />
sind seither entstanden, dazu<br />
zahlreiche Orchester-, Ensembleund<br />
Kammermusikwerke.