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PDF-Download - Rheingau Musik Festival

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meine Tonleitern übe! Ich liebe diesen vollen, orchestralen Klang, das<br />

Repertoire, die vielen Möglichkeiten, die man mit dem Klavier hat …<br />

die Vielseitigkeit!<br />

Da hat kein anderes Instrument eine Chance …?<br />

Naja, grundsätzlich natürlich schon! Ich hab’s auch mal kurz – wenige<br />

Wochen nur – mit der Geige probiert. Allerdings hatte ich damals schon<br />

einige Jahre Klavier gespielt, sodass ich der Geige vergleichsweise wenig<br />

entlocken konnte. Aber ich finde Streicher wunderbar. Wenn ich irgendwann<br />

noch einmal ein anderes Instrument lerne, dann Cello.<br />

Ihre bisherigen Einspielungen zeigen, dass Sie sehr vielseitig interessiert<br />

sind. Und das ist auch über die <strong>Musik</strong> hinaus so, oder?<br />

Ja! Ich versuche immer, nach rechts und links zu schauen. Ich denke,<br />

<strong>Musik</strong>er zu sein erfordert, dass man einen weiten Horizont hat. Denn<br />

<strong>Musik</strong> erzählt vom Leben. <strong>Musik</strong> ist für mich eine Übersetzung von<br />

Gedanken, Gefühlen, Lebensgefühl… Ich finde es wichtig, dass man sein<br />

künstlerisches Leben nicht nur in der Übezelle aufbaut, sondern dass<br />

man rausgeht, sich von anderen Künsten, Naturwissenschaften, Architektur<br />

inspirieren lässt und wirklich lebt!<br />

Wie gestalten Sie denn Ihren nicht-musikalischen Alltag?<br />

Ich bin offen für vieles. Sport ist mir zum Beispiel sehr wichtig. Sport<br />

befreit meinen Geist genauso wie <strong>Musik</strong> und hilft mir dabei, ein Konzert<br />

lockerer durchzustehen. Und wenn die Zeit es erlaubt, lese ich, schaue<br />

Filme, koche mit meinen Freunden – nicht unbedingt gut – aber es<br />

macht Spaß!<br />

Das klingt ungewöhnlich entspannt und unbeschwert!<br />

Natürlich hat das Klavier bzw. die <strong>Musik</strong> immer Priorität – und dadurch<br />

ist der halbe Tag, oder mehr, schon verplant. Und ohne Disziplin geht es<br />

selbstverständlich nicht. Aber: <strong>Musik</strong> ist etwas Schönes und <strong>Musik</strong> ist<br />

für Menschen da. Das vergisst man leider viel zu oft in Zeiten von den<br />

ganzen Wettbewerben. Ich finde <strong>Musik</strong> muss im Geist frei sein und ich<br />

bin mir nicht sicher, ob diese ganzen „Wetten“ dieses Motto künstlerisch<br />

unterstützen. Dass es im Prinzip darum geht, in einem Konzert etwas für<br />

Menschen zu spielen, die Zeit anzuhalten, musikalische Gedanken mit<br />

dem Publikum zu teilen und etwas zu erzählen – das geht dabei oftmals<br />

verloren. Das ist aber das Wichtige für mich!<br />

Sie folgen also Ihrer eigenen Philosophie und setzen sich nicht unter<br />

Druck, indem Sie sich allzu sehr mit Kollegen vergleichen?<br />

Ganz genau. Ich gehe schon sehr gern in Konzerte und höre Kollegen an.<br />

Man muss auch andere Interpretationen zulassen können, ohne immer<br />

gleich wertend zu sein. Es gibt zum Beispiel Pianisten, die haben eine<br />

eher wissenschaftliche Herangehensweise. Da ist alles sehr strukturell<br />

durchdacht, sehr kontrolliert und in Richtung Perfektion getrieben – im<br />

positiven Sinne. Und es gibt Pianisten, die das nicht als Priorität sehen,<br />

sondern lieber eine bestimmte Farbe vermitteln wollen, auch mal große<br />

Risiken eingehen – manchmal auch auf Kosten von falschen Tönen.<br />

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass auf Sie eher die zweite Beschreibung<br />

zutrifft?<br />

Richtig! Es gibt natürlich viele Grautöne dazwischen, aber ich bin auf<br />

jeden Fall der emotionale, spontanere Typ. Ich mache in Konzerten oft<br />

Dinge anders, als ich sie mir zuhause überlegt habe, einfach weil es dann<br />

zur Situation passt; versuche aber trotzdem immer die Balance zwischen<br />

Intuition und Kontrolle zu halten.<br />

Was bedeutet der Lotto-Förderpreis für Sie?<br />

Es ist so fantastisch … Wenn man jung ist und versucht seine Karriere aufzubauen,<br />

gibt einem so ein Preis große Sicherheit, Zuversicht und Mut!<br />

Und das braucht man als <strong>Musik</strong>er einfach. Es ist allerdings nicht nur das<br />

Preisgeld, sondern auch die neue Wahrnehmung, die man erreicht. Ich bin<br />

sehr dankbar! Als kleines Kind habe ich in einem meiner ersten Konzerte<br />

Tzimon Barto auf Schloss Johannisberg gehört und gedacht: „Mann, das<br />

wäre Wahnsinn, wenn ich irgendwann mal da vorne spielen könnte!“ Jetzt<br />

geht dieser Traum in Erfüllung, ich kann es noch gar nicht richtig fassen!<br />

Die Preisverleihung findet am<br />

17. August 2012 im Rahmen<br />

des Preisträgerkonzerts auf<br />

Schloss Johannisberg statt.<br />

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