PDF-Download - Rheingau Musik Festival

Was hat Thomas Meinecke (Preisträger 1997) mit dem Wein gemacht?
Wem hat Ralf Rothmann (2004), der keinen Wein trinkt, die Flaschen vermacht?
Wie ist der Leipziger Biertrinker Clemens Meyer (2006) mit dem
Riesling umgegangen? Und Ursula Krechel (2008), wo hat sie in Berlin
die vielen Flaschen gelagert? Antworten bekommt man beim nächsten
Festival. Auch von den Betroffenen selbst, denn nicht selten werden
literarische Gäste, auch Preisträger mehrmals eingeladen und berichten
dann bereitwillig über ihre Rieslingerlebnisse. Peter Stamm (2000) zum
Beispiel trinkt so gern den roten Sekt bei Bardongs, dass er schon dreimal
da war. Unsinn, er schreibt so viele gute Bücher, dass wir ihn eben öfter
in den Rheingau bitten. Josef Haslinger war zweimal als Autor da, ein
anderes Mal als Preisträger (2011); den Riesling vom Weingut Balthasar
Ress schätzte er jedes Mal.
Vorbote der Buchmesse
Im Laufe der zwanzig Festivaljahre hat sich eine mittlerweile recht stabile
Struktur herausgebildet: Kurz vor der Frankfurter Buchmesse terminiert,
können Bücher bei uns schon vor ihrer Hauptpremiere auf der
Buchmesse präsentiert werden. Ist ein spannendes Literaturland bei der
Messe zu Gast, wird es vorher im Rheingau vorgestellt. 2011 etwa kam die
reizende Steinunn Sigurðadóttir zur „Isländischen Nacht“ und Tilman
Spreckelsen las aus seiner Übersetzung der schönsten isländischen Sagas.
Die Tycoone des Literaturbetriebs wie Martin Walser oder Hans Magnus
Enzensberger lesen ebenso wie neu entdeckte, noch nicht so bekannte
Autorinnen und Autoren. Gern empfangen wir die Repräsentanten einer
„Heimatliteratur“, was sich auf Wohnsitze im Rheingau, im Taunus, in
Frankfurt oder Mainz beziehen kann: 2011 begeisterte Nele Neuhaus,
schon oft war Jan Seghers mit seinem Frankfurter Kommissar Robert
Marthaler im Rheingau zu Gast und die amtierenden Mainzer Stadtschreiber
kommen regelmäßig über die Rheinbrücke auf die andere Seite
zu unserem Festival. In diesem Jahr wird uns ein berühmter Fernsehmoderator
und Sachbuchautor beehren: Ulrich Kienzle aus Eltville.
Wandern mit Goethe
Ein besonderer Höhepunkt ist immer die literarische Weinwanderung
mit dem Oestricher Winzer Franz Herke und Heiner Boehncke. An den
beiden Festival-Samstagen spazieren bei bisher immer herbstblauem
Himmel und milder Septembersonne vierzig Wein- und Literaturenthusiasten
vom Hattenheimer Kronenschlösschen über den Oestricher
Kran, das Weingut Kaspar Herke durch die Weinberge zum Schloss Vollrads
und schließlich mit letzter Kraft zum Schloss Johannisberg. Goethe
ist immer dabei. Auf einer Wiese vor Schloss Vollrads wird jedes Mal
mit großer Sicherheit behauptet, dass er bei seinen beiden Besuchen im
Brentano-Haus auf genau dieser Wiese geruht hat. Im letzten Jahr wurde
zwischen den Schlössern Vollrads und Johannisberg Eva Demskis druckfrisches
Rheingau-Buch vorgestellt. In diesem Jahr darf man mit neuen
Texten aus dem Bereich der Rheinromantik rechnen.
Die kleine Schwester – oder ist es ein Bruder? – des Musik Festivals gibt es
nun zwanzig Jahre lang. Inzwischen ist es aufs Schönste bewiesen: Guter
Wein, vor allem Riesling aus dem Rheingau, und gute Literatur steigern
sich gegenseitig. Das kann man bald wieder erleben. Beim 20. Rheingau
Literatur Festival im September!
© Rado Flakowski
© Ansgar Klostermann
von oben nach unten:
Nele Neuhaus, Ulrich Wickert,
Martin Walser, Roger Willemsen
© Ansgar Klostermann
© Alexandra Vosding
© Ansgar Klostermann
45