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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />
www.dasbiber.at<br />
MIT SCHARF<br />
MÄRZ<br />
20<strong>19</strong><br />
+<br />
NACKTE NÄCHTE<br />
+<br />
KNEISSL: 18 TIERE<br />
UND 8 SPRACHEN<br />
+<br />
(IL)LEGALE PÄSSE<br />
+<br />
„WALLAH,<br />
VOM KÜSSEN<br />
KRIEGT MAN AIDS!“<br />
DIE SEXLÜGEN UNSERER ELTERN
3<br />
minuten<br />
mit<br />
Bist Du<br />
unser nächster<br />
„top selling bread<br />
consultant“ ?<br />
Omar<br />
Sarsam<br />
„I say disco – you say party!“<br />
Der „Disco Brother“ Omar<br />
Sarsam moderiert seit<br />
Anfang Februar die Puls4-<br />
Comedyshow „Grenzgänger“.<br />
Das Motto der Sendung:<br />
„Ausländer rauf!“<br />
Von Samar El-Sebaei<br />
Foto: Soza Almohammad<br />
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Persönlichkeit, die sich durch markt- und kundenorientiertes Denken und<br />
Handeln auszeichnet? Du warst schon einmal erfolgreich im Verkauf oder im<br />
Kundenservice tätig? Dann bist Du bei uns richtig!<br />
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Mindestgehaltes, das für diese Position bei einer Vollzeitbeschäftigung 1.500,- Euro brutto beträgt, ist vorgesehen.<br />
<strong>BIBER</strong>: Was ist die Idee hinter der<br />
Show „Grenzgänger“?<br />
OMAR SARSAM: Es geht darum, Menschen<br />
aus verschiedensten Ländern<br />
auf die Bühne zu holen und sie wie alle<br />
anderen Menschen zu behandeln. Das<br />
Grundkonzept: Lachen klingt in allen<br />
Sprachen gleich. Jede Nation kennt<br />
sich selbst und ihre Eigenheiten, findet<br />
sie lustig und kann drüber lachen.<br />
Deine arabischen Eltern müssen ja stolz<br />
auf dich sein, du bist schließlich Arzt,<br />
der Traumjob aller Araber.<br />
(lacht) Ja, ihr Wunsch ist in Erfüllung<br />
gegangen. Ich habe erst im Laufe<br />
meiner Jugend erkannt, dass ich das<br />
selber auch will. Ich wollte ursprünglich<br />
etwas mit Musik und Kunst machen.<br />
Jetzt mache ich beides!<br />
Erwarten Menschen aus deinem privaten<br />
Umfeld, dass du immer lustig bist?<br />
Im Witze erzählen bin ich schlecht.<br />
Und wenn jemand erwartet, dass ich<br />
als Kabarettist im Privatleben lustig<br />
drauf bin, dann sage ich: „Ich bin Arzt“<br />
(lacht).<br />
Wie ist der Song „Disco, Disco, Party,<br />
Party“ mit knapp 18 Millionen Abrufen<br />
auf Youtube entstanden?<br />
Den Text für den Song haben Songwriter<br />
Marc Bernhuber und ich in zehn<br />
Minuten geschrieben, im Anschluss<br />
an unser gemeinsames Kabarettstück<br />
„Eule und Pflicht“. Der Satz „Ich habe<br />
Bügeleisen... ist aber kaputt“ stammt<br />
von meinem Kindermädchen Milanka.<br />
Testest du Witze bei Familie und Freunden?<br />
Ich finde die Witze und das Wesen<br />
meiner Frau lustiger als mich selbst. Ich<br />
habe einmal meiner Familie etwas vorgetragen<br />
und werde es in Zukunft nicht<br />
mehr machen. Es hat keiner gelacht.<br />
Wie würdest du dich beschreiben?<br />
Ich würde mich als unverbesserlichen,<br />
unrealistischen Optimisten bezeichnen.<br />
Kann man sich Optimismus aneignen?<br />
Optimismus ist wie eine Taschenlampe:<br />
Wenn man immer in die staubigen<br />
Ecken leuchtet, sieht man natürlich, wie<br />
schmutzig es ist, und wenn man auf die<br />
sauberen Ecken leuchtet, sieht man,<br />
wie sauber es ist.<br />
Alter: 38<br />
Geburtsort: Wien<br />
Besonderes: Moderator der<br />
Comedyshow ”Grenzgänger” für<br />
deutschsprachige Comedians mit<br />
Migrationshintergrund. Ab Anfang<br />
Februar auf PULS 4.<br />
/ 3 MINUTEN / 3
3 3 MINUTEN MIT<br />
OMAR SARSAM<br />
Der „Disco, Disco! Party, Party!“-Sänger<br />
und Comedian.<br />
8 IVANAS WELT<br />
Was tun, wenn das Baby den Schlaf raubt und<br />
die Wochenenden aus dem Kalender streicht?<br />
LIFESTYLE<br />
45 BODY POSITIVITY FÜR DEN<br />
ARSCH<br />
Aleks über Augenringe, Richard Lugner und<br />
ihr Abenteuer auf der „Glow“.<br />
10 FACE OF THE MONTH<br />
Ein Abschiedsgeschenk für Biber-Babo und<br />
Süper-Chef Simon Kravagna.<br />
POLITIKA<br />
12 „DAS WAR ÄRGSTE“<br />
Wenn Migrantenkinder in zweiter und dritter<br />
Generation schlechtes Deutsch sprechen.<br />
18 „FRAU KNEISSL, WIE VIELE<br />
SPRACHEN SPRECHEN SIE?“<br />
Biber fragt in Worten, Außenministerin<br />
Karin Kneissl antwortet in Zahlen.<br />
20 KAZIM YILMAZ<br />
Über 60.000 Austro-Türken müssen keine<br />
Ausbürgerung mehr befürchten – der Grund:<br />
Kazim Yilmaz.<br />
20<br />
DER ANWALT<br />
FÜR 66.382<br />
FÄLLE<br />
Kazim Yilmaz als<br />
Retter von Austro-<br />
Türken<br />
28<br />
IN HALT MÄRZ<br />
20<strong>19</strong><br />
ALLAH<br />
SCHICKT DEN<br />
STORCH<br />
Arabische<br />
Mädchen über<br />
Aufklärungsmythen<br />
KARRIERE<br />
46 LERNEN UND LERNEN<br />
LASSEN<br />
Andrea hat ihre Oma um Rat gefragt<br />
48 WOHIN AUF DER BEST?<br />
Unser Kompass für die Best-Messe<br />
54 SCHMUCK AUS DEM<br />
DRUCKER<br />
Selbermacherin Marie Boltenstern kreiert<br />
modische Accessoires mit dem 3D-Drucker.<br />
TECHNIK<br />
56 AK-PRÄSIDENTIN ANDERL<br />
„Alle Gehälter offenlegen“<br />
24 PASS (IL)LEGAL?<br />
Mach den Test und finde heraus, wer mehrere<br />
Pässe haben darf!<br />
RAMBAZAMBA<br />
28 MAMA SAGT: „VOM KÜSSEN<br />
KRIEGT MAN AIDS!“<br />
Und andere schräge Aufklärungsmythen<br />
32 NACKTE NÄCHTE<br />
Sex-Positive-Partys haben in Wien Einzug<br />
gehalten. Heiße Nummer oder tote Hose?<br />
38 LACHEN MIT SOSO<br />
Dancing Star Soso darüber, wieso er Menschen<br />
gerne zum Lachen bringt.<br />
32<br />
PRICKELND<br />
ODER TOTE<br />
HOSE?<br />
Sex-Positive-Partys<br />
erobern Wiens<br />
Nachtszene<br />
18<br />
KNEISSL IN ZAHLEN<br />
Aussenministerin Kneissl hat 30 Leichen in<br />
ihrem Leben gewaschen<br />
Marko Mestrović, Susanne Einzenberger, Soza Almohammad, COVER: Marko Mestrović<br />
KULTUR<br />
58 ADAM1234<br />
Adam gibt euch Tipps für Sicherheit im<br />
Cyberspace<br />
60 ZEIT ZUM STUMMSCHALTEN<br />
Warum Jelena nie Geld für ein R. Kelly Konzert<br />
ausgeben würde<br />
62 DIE LEIDEN DES<br />
JUNGEN TODOR<br />
Kolumnist Todor Ovtcharov über vier Tonnen<br />
Sucuk, die in Bulgarien einen regelrechten<br />
Sucukgate auslösten.
IMPRESSUM<br />
Liebe LeserInnen,<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER<br />
BUSINESS DEVELOPMENT:<br />
Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger<br />
Neo-Mama und bisherige stv. Chefredakteurin Delna Antia-<br />
Tatic hat ab nun zwei Babys unter ihren Fittichen: Ihren<br />
15 Monate alten Sohn Darian sowie Das Biber-Magazin.<br />
Superwoman Delna ist ab sofort unsere Chefredakteurin!<br />
Simon Kravagna<br />
CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia-Tatić<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
CHEFiN VOM DIENST:<br />
Aleksandra Tulej<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
REDAKTIONSHUNDE:<br />
Tito, Casper<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />
1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
abo@dasbiber.at<br />
WEBSITE: www.dasbiber.at<br />
Biber-Gründer Simon Kravagna sagt nach einem aufregenden<br />
KOLUMNIST/IN:<br />
Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov<br />
Jahrzehnt Doviđenja, Görüşürüz, Yallah bye und Auf<br />
Wiedersehen. Obwohl er Vater unseres biber-Babys bleibt, sind<br />
wir etwas melancholisch, wie ihr ab Seite 10 nachlesen könnt.<br />
Genug geheult, jetzt wird getanzt, geküsst und gefummelt<br />
– oder doch nur tote Hose? Sex-Positive-Partys haben Wien<br />
erreicht und wir haben uns in den Dark Room getraut. Ab S. 32<br />
Neu und Alt - Delna und Simon<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Soza Almohammad, Adam Bezeczky,<br />
Alex Dietrich, Susanne Einzenberger,<br />
Nada El-Azar, Andrea Grman, Christoph<br />
Liebentritt, Zoe Opratko, Jelena Pantić-<br />
Panić, Johanna Heiss, Samar El-Sebaei, Naila<br />
Baldwin<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LEKTOR<strong>AT</strong>:<br />
Birgit Hohlbrugger<br />
CONTENT CRE<strong>AT</strong>ION:<br />
Katja Trost<br />
ÖAK GEPRÜFT 1. HJ 2017:<br />
Druckauflage 85.000 Stück<br />
verbreitete Auflage 80.644 Stück<br />
DRUCK: Mediaprint<br />
Neue biber-Chefredakteurin<br />
Delna Antia-Tatic:<br />
„<br />
Journalismus mit scharf ist<br />
und bleibt der Anspruch! Biber<br />
hat mit seinen Geschichten<br />
aus den Lebenswelten der<br />
neuen ÖsterreicherInnen für<br />
Gesprächsstoff gesorgt, das soll<br />
so bleiben. Chefredakteurin der<br />
schärfsten Redaktion des Landes<br />
zu werden, empfinde ich als<br />
große Ehre – und es ist ein starkes<br />
Zeichen für alle Mütter dieses<br />
Landes: Führungsrolle und Familie<br />
sind kein Widerspruch.<br />
“<br />
6 / MIT SCHARF /<br />
Apropos fummeln – ab S. 28 könnt ihr einen humoristischen<br />
Blick auf die Aufklärungszeit vieler muslimisch-arabischer<br />
Familien werfen, inklusive mancher absurd anmutender<br />
Warnungen wie „Vom Küssen kriegt man Aids.“<br />
„Das war ärgste“ – denken uns nicht nur wir über die coole Zeit<br />
mit Simon als Chef, aber auch Kinder, die in dritter Generation<br />
in Österreich leben und immer noch kein richtiges Deutsch<br />
sprechen. Lest die Geschichte ab Seite 12.<br />
Was ihr auch wissen müsst: Diese Kids sind nicht verloren, wenn<br />
man sich für ihre Zukunft einsetzt. Wer selber noch nicht richtig<br />
weiß, wie es bei ihr oder ihm bildungsmäßig weitergeht, kann<br />
sich auf der Berufsbildungsmesse von 7.–10.3 in der Stadthalle<br />
und ab S. 46 informieren.<br />
Auf zu einer neuen Epoche – mit Steuerfrau Delna sind<br />
wir sicher, dass „biber“ noch mindestens hundert Jahre<br />
weiter Kurs Richtung exklusiven Aufdeckergeschichten und<br />
tabubrechenden Berichten halten wird. Seid ihr dabei?<br />
Scharfe Bussis, die Redaktion<br />
Marko Mestrović<br />
bmf.gv.at<br />
Entlastung<br />
Österreich<br />
Das Entlastungsprogramm<br />
bis 2022 auf einen Blick<br />
CAMPAIGN MANAGEMENT&SOCIAL MEDIA<br />
Aida Durić<br />
CORPOR<strong>AT</strong>E SOCIAL INNOV<strong>AT</strong>ION:<br />
Andrea Grman (karenziert)<br />
Wir wollen die Steuer- und Abgabenquote in Richtung 40 Prozent senken. Erste Maßnahmen,<br />
wie den Familienbonus Plus sowie die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge und der<br />
Umsatzsteuer auf Nächtigungen, haben wir bereits umgesetzt.<br />
2020<br />
• Entlastung von Geringverdienern durch die<br />
Senkung der Sozialversicherungsbeiträge<br />
• Erhöhung des Werbungskostenpauschales<br />
• Vereinfachungen für Kleinunternehmer<br />
• Ökologisierung des Steuersystems<br />
2021/2022<br />
• Entlastung von Lohn- und<br />
Einkommensteuerzahlern<br />
• Attraktivierung des Wirtschaftsstandorts<br />
zur Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
• Entbürokratisierung<br />
Entgeltliche Einschaltung | BMF/AdobeStock
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />
Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />
IVANAS WELT<br />
Ivan Minić<br />
MUTTI IST KAPUTTI<br />
Vor dem Baby machte ich mir über zu wenig Schlaf während der Woche<br />
keine großen Gedanken. Dazu wurden Wochenenden ja erfunden. Seit<br />
dem Baby hat meine Woche kein Ende mehr.<br />
Wochenende. Wie ging das nochmal? Jeder verdammte<br />
Tag ist bei mir Montag. Ich bin also jeden Tag<br />
im #butfirstcoffee Modus. Die selbstbemitleidenden<br />
Montagspostings in meinem Instagram-Feed über<br />
den ach so mühsamen Wochenstart scrollen sich wie<br />
ein kollektives kinderloses aber ausgeschlafenes Mimimi.<br />
War ich früher ganz vorne mit dabei beim digitalen<br />
Montagsbashing, liest sich das heute wie blanker<br />
Hohn auf meinem Handy.<br />
Dieses schaffe ich übrigens erst gegen Mittag das<br />
erste Mal einzuschalten. Wenn ich mich endlich nach<br />
einer mehrfach unterbrochenen Nacht aus dem Bett<br />
geschabt habe. Wir gehören da leider nicht zu den<br />
auserwählten Eltern, die sich mit ihren durchschlafenden<br />
Babys wichtig machen können. Irgendwann<br />
gegen 15 Uhr nehme ich meistens das erste Mal am<br />
Tag Nahrung zu mir. Wenn ich halt irgendwann kurz<br />
Zeit finde. Ja, und mit Zeit und Schlaf verhält es sich<br />
wie mit Geld. Es ist immer zu wenig. Also habe ich<br />
gelernt, effizient damit umzugehen. Statt zum Gym zu<br />
pilgern, brüllt mich der Drill-Instructor vom ‚Fast fat<br />
burn workout for mommys‘ auf YouTube an.<br />
KARL LAGERFELD H<strong>AT</strong> SO RECHT!<br />
Falls ich es mal aus dem Haus schaffe, wird das angezogen,<br />
was griffbereit und halbwegs kotz- und faltenfrei<br />
ist. Meistens jedoch besteht mein ‚outfit of the<br />
day‘ aus dem Oberteil vom Vortag und einer Jogginghose.<br />
Der kürzlich verstorbene Karl Lagerfeld hatte zu<br />
diesem Kleidungsstück eine deutliche Meinung: „Wer<br />
eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein<br />
cucujkic@dasbiber.at<br />
8 / MIT SCHARF /<br />
Leben verloren“. Ob er dabei vielleicht an Mütter in<br />
Karenz gedacht hat?<br />
Ich würde so gern mal wieder ein Sakko tragen, mein<br />
altes Leben mit Schulterpolstern und Knopfleiste<br />
überwerfen und einem geregelten Alltag nachgehen,<br />
mit wichtigen Terminen und Zumba. Eine Stunde regungslos<br />
auf der Couch liegen fänd’ ich auch schon<br />
leiwand. So viel Selbstbestimmung ist mit einem 10<br />
Kilo schweren Mitbewohner mit sechs Zähnen und<br />
ausgeprägtem Bewegungsdrang einfach nicht so drin.<br />
Zumindest nicht mit ganz viel externem Support.<br />
AUF LUDMILA IST VERLASS<br />
Ein afrikanisches Sprichwort besagt: ‚Um ein Kind<br />
großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf.‘ Oder<br />
eine vlahische Großverwandtschaft von Währing bis<br />
Brigittenau, in der ich als Kind großgeworden bin.<br />
Tanten, Omas, Großcousins. Alle waren sie verfügbar.<br />
Einer hatte immer Zeit. In den 90ern war das noch so.<br />
Heute hat kaum wer Zeit.<br />
Also habe ich angefangen outzusourcen. Den Haushalt<br />
zum Beispiel. Putzen, Wischen, Bügeln delegiere ich<br />
für zehn Euro die Stunde an Ludmila aus Weißrussland.<br />
Ein Novum in der Familie. Und heißes Gossip-Material.<br />
Alle, die sich jetzt denken „na selber schuld, hättest<br />
halt kein Kind bekommen…“, dürfen sich von meinem<br />
imaginären Mittelfinger angesprochen fühlen.<br />
Mutti ist kaputti. Manchmal will ich keine Mutti sein.<br />
Manchmal will ich einfach nur mit meinen BFFs Gin<br />
und Tonic abhängen. Oder nur abhängen. Und ein wenig<br />
schlafen.<br />
GIB MIR 120 TAGE<br />
GR<strong>AT</strong>IS-ENERGIE! *<br />
Mit OPTIMA Garant, dem Fixpreis-Tarif.<br />
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* Die Gratis-Energie-Tage verteilen sich auf die ersten 2 Vertragsjahre (60 Gratis-Energie-Tage pro Jahr) bei einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten. Der gesamte Bonus<br />
kann nur bei einer Vertragsdauer von 2 Jahren in Anspruch genommen werden. Der Rabatt wird bei der jeweiligen Jahresabrechnung in Form einer Gutschrift berücksichtigt.<br />
Bei vorzeitigem Vertragsende oder vorzeitigem Tarifwechsel erfolgt eine anteilige Verrechnung. Gratis-Energie ist ein Nachlass auf den Energiepreis. Der Wert eines Tages<br />
Gratis-Energie ergibt sich aus der Division der jährlichen Energiekosten durch 365 Tage. Die Höhe ist damit verbrauchsabhängig, beträgt aber mindestens 25 Cent (exkl. USt.)<br />
für 365 Tage. Diese Bonus-Aktion gilt nur für Abschlüsse von OPTIMA Garant Strom- bzw. Erdgaslieferverträgen innerhalb des Aktionszeitraums von 22.2. bis 12.4.20<strong>19</strong> und gilt<br />
für jeden Tarif separat. Die Preisgarantie seitens Wien Energie für Garant Tarife gilt zwei Jahre ab Abschluss.<br />
**<br />
Mit jedem Abschluss eines OPTIMA Garant Tarifes im Aktionszeitraum erfolgt die Teilnahme am Gewinnspiel: Pro Woche wird eine Gewinnerin oder ein Gewinner nach dem<br />
Zufallsprinzip und unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelost. Personen unter 18 Jahren, Wien Energie-MitarbeiterInnen sowie außerhalb des Netzgebiets der Wiener Netze GmbH<br />
wohnhafte Personen sind nicht teilnahmeberechtigt. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt. Die Barablöse des Gewinns und der Rechtsweg sind ausgeschlossen.<br />
Wasserkraft 43,40 %<br />
Windenergie 10,45 %<br />
feste oder flüssige Biomasse 3,47 %<br />
Sonnenenergie 1,04 %<br />
Erdgas 40,63 %<br />
sonstige Ökoenergie 1,01 %<br />
CO2-Emissionen<br />
radioaktiver Abfall<br />
134,88 g/kWh<br />
0,00000 mg/kWh<br />
Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.<br />
Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und<br />
Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG<br />
im Zeitraum 1.1.2017 – 31.12.2017 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle<br />
angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Gemäß § 78<br />
Abs. 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der<br />
Stromerzeugung in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen.<br />
Die Herkunftsnachweise stammen zu 100 % aus Österreich. Unsere Lieferungen<br />
sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.<br />
Das Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleichzeitigen<br />
Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt.<br />
021267T3 WE Loyalität 20<strong>19</strong> Mann 207x270 Biber ET23.02. NP.indd 1 13.02.<strong>19</strong> 13:17
FACE OF THE ERA<br />
„WIR MACHEN DANN MAL,<br />
WIE WIR GLAUBEN“<br />
Eine Laudatio an unseren Ex-Chef und<br />
„biber-Babo“ Simon Kravagna<br />
Schock. Er geht. Das geht doch gar nicht. Bei biber<br />
geht (und kommt) zwar immer irgendwer – daran<br />
sind wir gewöhnt. Aber dass ER geht, scheint<br />
dann doch verboten. Doch Tatsache, Chefe hat einen<br />
neuen Job. Seit Mitte Februar ist er Geschäftsführer von<br />
fjum - dem Forum für Journalismus und Medien, arbeitet<br />
irgendwo da draußen in Sankt Marx und lässt uns hier in<br />
der Redaktion jetzt wirklich machen, wie wir glauben.<br />
Nach 10 Jahren mit scharf legt Gründer und Chefredakteur<br />
Dr. Simon Kravagna sein „Herzensprojekt“ in<br />
unsere Hände. Ein Vertrauensbeweis. Dafür und für alles<br />
andere wollen wir uns bedanken. Denn obwohl er Herausgeber<br />
und Haupteigentümer von biber bleibt, ist der<br />
Abschied groß.<br />
SÜPER-CHEF<br />
Tausend Projekte, jede Woche alles neu und keiner kennt<br />
sich aus: Wie oft haben wir gestöhnt. Vor allem, wenn<br />
Cover-Entscheidungen anstanden. Da wurde kurz vor<br />
Schluss die Facebook-Community und Büro-Nachbar<br />
Kenan Güngör um Expertenfeedback gebeten. Wir sind<br />
auch am Abgabetag noch ins Schwimmbad gefahren, um<br />
ein legendäres „Burkini“-Cover zu schießen. Trotz des<br />
kreativen Chaos oder wohl gerade deswegen: Simon ist<br />
Süper-Chef. Denn sein Führungscredo bewirkt, dass keine<br />
Wahl bleibt, als über sich hinauszuwachsen. „Mach, wie<br />
du glaubst!“ – es gibt keinen Satz, den wir öfter gehört<br />
haben. Unsere Reaktion war meist dieselbe: ungläubiges<br />
Augenaufreißen weil Aufgabe noch nie gemacht, hilflose<br />
Schockstarre weil keinen Schimmer, wie Aufgabe bewältigt<br />
werden soll, dann: machen, wie man glaubt. Und siehe da,<br />
hinterher war man um eine Fähigkeit reicher. Danke Simon.<br />
MENTOR<br />
Das sagt man eh viel zu selten. Wie viele „Bibers“ ihm<br />
die eigene Karriere mit zu verdanken haben, ist doch<br />
beachtlich. Und so kann Chefe stolz sein, wohin es die<br />
biber-Sprösslinge geschafft haben. Die Krone, Heute,<br />
Falter, der ORF, VICE und das Biber selbst sind nur einige<br />
Beispiele. Hier arbeiten inzwischen erfolgreich Absolventen<br />
der biber-Akademie mit ihren komischen Namen<br />
voll von „-ićs“ und „-oglus“. Vor zehn Jahren hatte kaum<br />
einE JournalistIN in Österreich Migrationshintergrund. Die<br />
subversive Unterwanderung der Medienlandschaft ist also<br />
gelungen. Simon spielte dabei besonders als Mentor eine<br />
Rolle. Der lange Kärntner, der schon Arafat und Haider<br />
interviewt hat, ist ein Eins-a-Journalist. Das beweist regelmäßig<br />
seine renommierte „Interview in Zahlen“-Reihe.<br />
Was hat Österreich nicht alles erfahren: etwa dass der<br />
Kanzler „0“ Lieder am Handy hat, Blümel dafür „2“ Tattoos<br />
und Frau Dichand erst ab „20“ Millionen Euro Menschen<br />
als reich empfindet.<br />
VISIONÄR<br />
Doch neben der journalistischen Qualität hat der 47-Jährige<br />
seinen Biberlingen wohl mit einer Begabung am<br />
meisten imponiert: Er hat nicht nur innovative Ideen, er<br />
setzt sie auch noch um – am liebsten aus dem Nichts<br />
heraus. „Biber – das Magazin für Neue Österreicher“ ist<br />
das schärfste Beispiel. Ein deutschsprachiges Magazin in<br />
Wien, das aus den Lebenswelten jener ÖsterreicherInnen<br />
berichtet, deren Eltern nicht Hans und Hannelore heißen.<br />
Von den sagenumwobenen Anfangsjahren kennen wir<br />
heute in der Redaktion fast nur Geschichten. Es war die<br />
Zeit der „Ivanas“, der Recherchen auf Gürtel und Balkanstraße,<br />
als man bis nachts unbezahlt vor den Rechnern saß<br />
und irgendwann Pizza bestellte. Gut, dass Amar Rajković<br />
sich damals dachte: Bei einem Magazin, das „Jugo“ aufs<br />
Cover schreibt, muss er arbeiten. Und gut, dass unser stv.<br />
Chefredakteur das auch heute noch tut. Simon hat mit<br />
biber eine Welt geschaffen, die oft mehr als nur Arbeit ist.<br />
Vor allem aber hat er „Journalismus mit scharf“ erfunden<br />
und der fährt – um es in seinen Worten zu sagen – heute<br />
wie damals.<br />
DADDY COOL<br />
Der Vater von drei Söhnen hat in der Redaktion vorgelebt,<br />
wie es dem modernen Mann mit der Vereinbarkeit von<br />
Kind und Karriere ergeht. Da kommt man morgens mit<br />
Augenringen und erzählt dramatische Geschichten von<br />
Kaffeehäusern, die in Neubau vor 7 Uhr nicht öffnen, da<br />
eilt man am Nachmittag, weil Kinder vom Kindergarten<br />
geholt werden müssen und antwortet auf E-Mails um Mitternacht.<br />
Und wenn die Babysitterin absagt, dann macht<br />
man den Termin im Außenministerium eben mit Sohnemann<br />
auf dem Schoß. Gerade wir Neo-Eltern bei biber<br />
konnten von Chefe viel lernen. Ob zum Thema Geburt,<br />
Fläschchen oder Kinderwagendiebstahl: Daddy cool kennt<br />
sich aus.<br />
DR. FEMINIST<br />
Für uns Frauen sind solche Beobachtungen natürlich<br />
prägend. Es zeigt, es geht. Simon ist überzeugter Feminist.<br />
Mehr noch, er ist promovierter. So ein Doktor führt<br />
zu guter Letzt dazu, dass er eine weibliche Nachfolgerin<br />
nominiert hat, die noch dazu Mama in Teilzeit ist. Feministischer<br />
geht es wohl nicht. Delna Antia-Tatić – so heißt<br />
die neue Chefredakteurin von biber (S.6) – will zwar keine<br />
Quote erfüllen, aber das muss man doch stehen lassen:<br />
Wie viele Chefredakteurinnen mit Windelmann daheim gibt<br />
es noch in Österreich? Eben.<br />
In diesem Sinn unser bester Rat von uns an dich: Mach<br />
genauso weiter wie du glaubst, Simon – und viel Spaß bei<br />
fjum.<br />
Tina Herzl<br />
10 / MIT SCHARF /<br />
/ MIT SCHARF / 11
DS<br />
WAR j<br />
ärgste<br />
Das gebrochene Deutsch der<br />
Migranten-Kids<br />
Sie sind in Wien geboren, aufgewachsen und<br />
gehen hier zur Schule: Trotzdem sprechen<br />
Kinder von Zuwanderern in zweiter und<br />
dritter Generation oft schlechtes Deutsch.<br />
Woran liegt das?<br />
Von Aleksandra Tulej<br />
Jetzt gib Rucksack zurück, sonst sag ich Frau Lehrerin“,<br />
ruft die 13-jährige Sanela* ihrem Sitznachbarn Mert *<br />
zu. Es ist Montagfrüh, ich stehe in der 4B an einer<br />
Wiener NMS im 21. Bezirk. Die 4B hat einen Migrationsanteil<br />
von fast 90 Prozent. Einige von Sanelas Klassenkameraden<br />
kommen aus Syrien oder Afghanistan und leben erst seit drei<br />
Jahren in Österreich. Auf meine Frage, wie lange Sanela schon<br />
in Österreich sei, antwortet sie in einem beleidigten Ton: „Na,<br />
ich bin hier geboren?“, als ob ich keinerlei Grundlage hätte, ihr<br />
diese Frage zu stellen. Doch die habe ich. Sie hat einen starken<br />
Akzent, rollt das „R“, macht bei der Aussprache Grammatikfehler<br />
und verwechselt Artikel. Sanelas Eltern kommen aus<br />
Mazedonien, zuhause spricht sie<br />
mit ihnen laut eigener Aussage<br />
Deutsch. Sanela ist also Österreicherin<br />
- doch ihr Deutsch lässt zu<br />
wünschen übrig.<br />
Anders ist es bei Sanelas Klassenkameraden<br />
Hafiz * . Der heute<br />
14-Jährige kam im Dezember 2016<br />
aus Syrien nach Österreich und<br />
hat erst hier Deutsch sowie das<br />
lateinische Alphabet gelernt. Sein<br />
sprachliches Niveau ist für diese<br />
Umstände hoch. Von einer seiner<br />
Lehrerinnen erfahre ich, dass seine<br />
Eltern oft in ihre Sprechstunden<br />
kommen, fragen, wie ihr Sohn sich<br />
in der Schule macht und wie er seine Sprachkenntnisse verbessern<br />
kann, damit er bald aufs Gymnasium kann. Dort wird<br />
er bessere Chancen auf eine gute Zukunft haben. Das wissen<br />
sowohl die Eltern als auch Hafiz. * Hier wird er nicht bleiben: Die<br />
NMS, die er jetzt besucht, würde man im Boulevardjargon unter<br />
„Brennpunktschule“ einstufen.<br />
„<br />
Wir bleiben in<br />
unserem Kulturkreis<br />
mit unseren eigenen<br />
Leuten<br />
“<br />
WAS IST DER ECHTE KULTURKAMPF<br />
IM KLASSENZIMMER?<br />
Im Zuge des biber-Newcomer-Schulprojekts sind wir als Redaktion<br />
oft an genau solchen Schulen jeweils eine Woche lang<br />
unterwegs, um den Schülern die österreichische Medienlandschaft<br />
näherzubringen.<br />
Die Kinder in diesen Schulen kommen oft aus bildungsfernen<br />
Elternhäusern, die Klassen haben einen hohen Migrationsanteil.<br />
Es sind genau die „Brennpunktschulen“, die<br />
Susanne Wiesinger in ihrem „Kulturkampf im Klassenzimmer“<br />
beschreibt. Von Kulturkämpfen kann man in den Klassen, mit<br />
denen wir arbeiten, nicht sprechen. Aber: Eine große Hürde,<br />
die wir dort oft zu bewältigen<br />
haben, ist die Sprache.<br />
Immer wieder gibt es in diesen<br />
Klassen Kinder wie Sanela*. Sie<br />
sind hier geboren, sie haben über<br />
ihre Eltern oder teilweise noch<br />
Großeltern Migrationshintergrund.<br />
Zuhause sprechen sie entweder<br />
die Muttersprache der Eltern oder<br />
Deutsch. Aber eben kein korrektes<br />
Deutsch, wie sich dann in<br />
ihren Sprachdefiziten zeigt. Artikel<br />
werden weggelassen, Endungen<br />
vertauscht. Viele von ihnen beginnen<br />
deutsche Sätze beim Sprechen<br />
sehr unsicher, fast stotternd – als<br />
müssten sie sich überlegen, wie sie die Worte aneinanderreihen<br />
sollen. Sätze wie „Ich geh’ nach Vierte dann KFZ-Lehre“,<br />
oder „Das war wo wir diese Schulausflug waren“ sind keine<br />
Seltenheit.<br />
Noch mehr von ihnen haben einen hörbaren Akzent. Oft<br />
sind die Jugendlichen sehr verwundert, wenn ich erzähle, dass<br />
12 / MIT SCHARF / / POLITIKA / 13
BT<br />
LEBN<br />
o<br />
„<br />
Es ist wichtig, den<br />
Kindern vorzulesen<br />
“<br />
14 / POLITIKA /<br />
ich selbst in Polen geboren bin und als sechsjähriges Kind ohne<br />
ein Wort Deutsch nach Österreich kam. „Was, aber wieso können<br />
Sie dann so gut Deutsch?!“ – Eine Frage, mit der ich bislang nicht<br />
konfrontiert war. Lange dachte ich, dass das selbstverständlich<br />
ist, die Sprache eines Landes zu können, in dem man lebt. Genau<br />
wie es normal für mich war, meine Muttersprache einwandfrei<br />
zu beherrschen. Für Kinder, die noch nicht in die Pubertät<br />
gekommen sind, ist das Erlernen beider Sprachen nachweislich<br />
am leichtesten. In der Sprachwissenschaft nennt man das eine<br />
„echte Zweisprachigkeit.“ Laut einer Studie des Translationswissenschaftlers<br />
Christopher Thiery spielen hier aber auch<br />
eine Kulturkompetenz in beiden Sprachgemeinschaften und die<br />
Akzentfreiheit eine wichtige Rolle. Diese „echte Zweisprachigkeit“<br />
ist aber in Österreich genau bei Kindern aus zweiter oder dritter<br />
Generation oft nicht vorhanden.<br />
„Ich rede mit meinen Freunden einen Mix aus Deutsch und<br />
Serbisch, weil es so einfacher ist“, erzählt mir der 13-jährige<br />
Aleks*. Er ist nach Österreich gekommen, als er drei Jahre alt war,<br />
und hier in den Kindergarten und in die Volksschule gegangen.<br />
Er hat einen hörbaren Akzent und macht zahlreiche Fehler beim<br />
Sprechen, vor allem bei Fällen und Artikeln. „Die meisten meiner<br />
Freunde können eh perfekt Deutsch, nur die Eltern, oder die, die<br />
noch nicht so lange hier sind, können es nicht so gut“, sagt er<br />
mit einem frechen Grinser. Seine Wahrnehmung und die Realität<br />
liegen weit voneinander entfernt: Von „perfektem“ Deutsch kann<br />
man weder bei ihm noch bei seinen Klassenkameraden sprechen.<br />
„Wenn die Eltern beispielsweise aus ländlichen Gegenden aus<br />
der Türkei und somit aus bildungsfernen Schichten stammen, ist<br />
es für diese Kinder besonders schwer, einen Aufstieg via Bildung<br />
zu erreichen.“ sagt Heidi Schrodt, langjährige AHS-Direktorin und<br />
Vorsitzende einer Bildungsinitative.<br />
„Im Vergleich dazu gibt und gab es immer wieder Menschen,<br />
die sich extrem schnell und gut integriert haben, man denke an<br />
Flüchtlinge aus dem Bosnienkrieg.“ , so Schrodt.<br />
„ES GIBT AFGHANISCHE SCHÜLER, DIE<br />
ERST ALPHABETISIERT WERDEN MÜSSEN“<br />
Die Gastarbeiterzeiten sind aber längst vorbei. Die im vergangenen<br />
Dezember erschienene OECD-Studie "Integration von Zuwanderern:<br />
Indikatoren 2018" ergibt trotzdem, dass 20 Prozent der<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich nur einen<br />
niedrigen Bildungsabschluss erreichen, bei jenen ohne Migrationshintergrund<br />
sind es 7,5 Prozent.<br />
Es ist laut Schrodt aber kein Problem<br />
der Migration, dass die Kinder Deutschdefizite<br />
aufweisen. „Es ist vielmehr eine<br />
Kombination von sozioökonomischem<br />
Hintergrund und dem Bildungsniveau der<br />
Eltern. Es betrifft eben nur bestimmte<br />
soziale Schichten“, sagt sie. „Es gibt<br />
Quereinsteiger aus Syrien, die aus<br />
Akademikerfamilien kommen, da wird<br />
von den Eltern aus oft viel daran gesetzt,<br />
dass sie gut Deutsch lernen. Es gibt<br />
aber auch afghanische Schüler, die erst<br />
alphabetisiert werden müssen.“ Damit diese Kinder schneller und<br />
effizienter lernen, braucht es laut ihr mehr Unterstützungspersonal.<br />
Sprich mehr Ressourcen. Und an denen fehlt es<br />
in Österreich. „Hier stehen wir an letzter Stelle von allen<br />
OECD-Staaten. Und die Deutschklassen in dieser Form wie<br />
wir sie kennen sind nicht effektiv genug.“<br />
Künftig soll es auch weniger Deutschförderlehrer geben,<br />
da an den Geldern des Bildungsministeriums für Integrationsmaßnahmen<br />
auch eingespart wird.<br />
„IM EIGENEN KULTURKREIS MIT<br />
EIGENEN LEUTEN.“<br />
Neben dem schulischen Umfeld ist die Unterstützung<br />
durch die Eltern extrem wichtig, selbst wenn diese keinen<br />
hohen Bildungsgrad haben. Dabei geht es auch darum,<br />
dass die Kinder auch ihre Muttersprache gut beherrschen.<br />
Das erklärt mir eine Lehrerin aus einer NMS im neunten<br />
Wiener Gemeindebezirk. „Wenn ihnen zuhause vorgelesen<br />
wird oder Bildung allgemein als wichtiger Wert im Leben<br />
angesehen wird, dann gelingt auch das Lernen in der<br />
Schule leichter.“ Eigenmotivation des Kindes spielt hier<br />
auch eine große Rolle. Das kann eine andere Lehrerin, die<br />
an einer Wiener NMS mit hohem Migrationsanteil unterrichtet,<br />
bestätigen.<br />
„Es hängt stark davon ab, ob zuhause die Erstsprache<br />
gesprochen wird, oder eine Art Kauderwelsch-Deutsch mit<br />
den Eltern. Diese haben nämlich eine Vorbildrolle. Dazu<br />
gehört auch, wenn zuhause Türkisch gesprochen wird, den<br />
Kindern Bücher auf Deutsch zu kaufen. Um genau dieses<br />
‚Wir bleiben in unserem eigenen Kulturkreis mit unseren<br />
eigenen Leuten‘ zu vermeiden.“<br />
Aber auch im Klassenzimmer gibt es viel zu tun. Angenommen<br />
Ressourcen und Budget sind gegeben, resümiert<br />
die Lehrerin. Nicht nur das: Ob ein Kind in einen Kindergarten<br />
gegangen ist und wie gut die Volksschule es auf den<br />
späteren Bildungsweg vorbereitet hat, sind entscheidende<br />
Faktoren für den Spracherwerb.<br />
„IN MANCHEN BEZIRKEN WIENS<br />
BRAUCHT MAN DEUTSCH NICHT<br />
WIRKLICH“<br />
Eine Lehrerin an einer Volksschule in Wien Favoriten<br />
erzählt mir von einem Buben in „ihrer Klasse“ der in Wien<br />
geboren ist, allerdings Migrationshintergrund hat. Seine<br />
Mutter spricht recht gut Deutsch, er allerdings sehr<br />
schlecht. Das hat laut der Lehrerin damit zu tun, dass er<br />
weder Türkisch noch Deutsch als seine Muttersprache<br />
nennen kann Seine Mutter wollte unbedingt, dass er super<br />
Deutsch spricht. Sie hat also versucht, ihn zweisprachig<br />
zu erziehen – das ging allerdings nicht gut, da sie dafür zu<br />
wenig Deutschkenntnisse hatte.<br />
Das Resultat ist nun, dass er keine der zwei Sprachen<br />
perfekt kann – was ihm jegliches Lernen einer Sprache<br />
wesentlich erschwert, wie mir die Lehrerin erklärt. Sie hat<br />
in ihrer Klasse aber auch ein Mädchen aus Syrien, das<br />
beim Elternsprechtag immer mit ihren Eltern mitkommt,<br />
um für sie zu übersetzen. Sie kann für die kurze Zeit, die<br />
sie hier ist, wirklich gut Deutsch.<br />
Ein weiterer Faktor sind die Communities und auch<br />
„Jeder fängt mal<br />
klein an ...<br />
JOBS MIT<br />
ÖSTERREICH DRIN.
IH<br />
T<br />
<br />
„<br />
Das war da wo wir<br />
diese Schulausflug<br />
waren.<br />
+<br />
“<br />
Bezirke, in denen die Kinder aufwachsen, wie mir eine Lehrerin<br />
einer NMS im 20. Bezirk erzählt: „Die türkischsprachigen Schüler<br />
zum Beispiel haben eine große Community in Wien. Ich glaube,<br />
dass sie sich nicht so sehr anstrengen müssen, perfekt Deutsch<br />
zu lernen, weil sie in einigen Bezirken<br />
ihre Muttersprache in allen möglichen<br />
Lebensbereichen sprechen können –<br />
egal ob bei Institutionen wie Ämtern, bei<br />
Ärzten oder beim Einkaufen.“<br />
Laut ihr ist die peer group das<br />
Wichtigste, weil durch diese die Schüler<br />
besser eine Sprache lernen. Ihr Lösungsvorschlag<br />
wäre eine bessere Durchmischung,<br />
also Leistungsschwache und<br />
leistungsstarke Schüler aus derselben<br />
Sprachgemeinschaft in einer Klasse.<br />
Die Durchmischung scheint es tatsächlich<br />
auszumachen: In einer Klasse,<br />
die vergangenes Jahr Teil des Newcomer-Projekts war, war genau<br />
das der Fall: Die Kinder, die von Geburt an hier leben, helfen<br />
denen, die noch nicht so lange in Österreich sind. Sie erklären<br />
ihnen Vokabel in der Muttersprache und buchstabieren sie auf<br />
Deutsch. Man sieht daran: Es ist möglich. Es bedarf viel Engagement,<br />
aber es ist möglich. Vor allem das schulische Umfeld färbt<br />
auf die Kinder ab.<br />
Und wie sieht es außerhalb der Klassenzimmer aus?<br />
„BESTE LEBEN“<br />
Die meisten Jugendlichen aus den Newcomer-Schulen meinten<br />
„Rausgehen mit Freunden in den Park“ oder „Am Handy<br />
chillen“ wären ihre liebsten Hobbys – typisch für Jugendliche<br />
eben – unabhängig von Bildungsschicht oder Herkunft. Aber das<br />
sprachliche Problem wird dadurch nicht besser: Einige der Schüler<br />
erzählen auch, dass sie nur Serien in ihrer Muttersprache schauen.<br />
Die Musikrichtung, die sie am liebsten hören? Deutschrap. Und<br />
der ist heutzutage bekanntermaßen frei von jeglicher korrekter<br />
Grammatik. Lieder mit Titeln wie „beste Leben“ sind bei den<br />
Jugendlichen gerade beliebt. Von Ausdrücken wie „Bratan“ ganz<br />
zu schweigen. Es ist auch nicht die Aufgabe von Deutschrappern,<br />
ihrer Zielgruppe korrektes Deutsch beizubringen. Aber es färbt<br />
natürlich ab. Was genauso abfärbt, ist klarerweise ihr Umfeld.<br />
So kam es schon mal vor, dass uns ein Junge, der eigentlich<br />
gut Deutsch spricht, am letzten Tag der Newcomer-Projektwoche<br />
einen Feedbackbogen mit folgendem Satz lieferte „Das war<br />
ärgste.“<br />
Man mag über diesen Satz schmunzeln, aber in Wirklichkeit<br />
ist die Realität traurig. Traurig, weil dieser Schüler nicht weiß, wie<br />
der Satz richtig klingen würde. Wenn jemand, der hier geboren ist,<br />
nicht Deutsch kann, wird er außerhalb der Community nicht ernst<br />
genommen. Was daraus resultiert: Aus diesen Kindern werden<br />
Erwachsene, die weiter marginalisiert werden und nie in der<br />
Mitte der Gesellschaft ankommen. Und der Kreis wird sich immer<br />
weiterdrehen. Um das zu vermeiden, müssen wir aufhören, die<br />
Verantwortung vom Elternhaus auf die Schule und von der Schule<br />
auf die Medien und von den Medien auf die Bildungspolitik zu<br />
schieben – im Endeffekt sind wir alle verantwortlich. ●<br />
23,8 Prozent der SchülerInnen in<br />
Österreich sprechen eine andere<br />
Umgangssprache als Deutsch<br />
In Wien liegt der Anteil dieser Kinder<br />
bei 49,7 Prozent<br />
BKS und Türkisch sind nach wie vor<br />
führende Sprachen<br />
SchülerInnen mit arabischer Umgangssprache<br />
verzeichneten seit<br />
dem Schuljahr 2015/2016 den höchsten<br />
Zuwachs<br />
Quelle: medienservicestelle.at / 1.9.2017<br />
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16 / POLITIKA /<br />
JOBS MIT<br />
ÖSTERREICH DRIN.
Frau Kneissl, wie<br />
viele Tanzschritte<br />
waren es mit Putin?<br />
Wie viele<br />
Sprachen<br />
sprechen Sie?<br />
In wie vielen<br />
Ländern haben<br />
Sie länger<br />
gelebt?<br />
Wie viele Tiere<br />
haben Sie?<br />
Welche Schulnote<br />
geben<br />
Sie dem österreichischen<br />
Journalismus?<br />
Wie viele<br />
ausgezeichnete<br />
Journalisten<br />
hat Österreich?<br />
Wie viele<br />
Parteien haben<br />
Sie in Ihrem<br />
Leben gewählt?<br />
In wie vielen<br />
Ländern ist<br />
Österreich<br />
diplomatisch<br />
vertreten?<br />
Wie viele<br />
Menschen sind<br />
in Syrien von<br />
Minen bedroht?<br />
Interview in Zahlen:<br />
In der Politik wird schon genug<br />
geredet. Biber fragt in Worten,<br />
Außenministerin Karin Kneissl<br />
antwortet in Zahlen.<br />
8<br />
10<br />
18<br />
4<br />
5<br />
3<br />
<strong>19</strong>4<br />
6.400.000<br />
Von Simon Kravagna, Fotos: Marko Mestrović<br />
Einmal hat sich die Außenministerin über Kanzler Kurz und<br />
Vizekanzler Strache geärgert.<br />
Der österreichische Journalismus bekommt von Karin Kneissl<br />
nur die Schulnote „4“<br />
Drei Parteien hat die Ministerin bisher in ihrem Leben gewählt<br />
Kneissl hat in zehn Ländern länger gelebt und spricht<br />
acht Sprachen<br />
Wie viele<br />
Millionen Euro<br />
wird Österreich<br />
vorerst für die<br />
Entminung<br />
in Syrien<br />
aufwenden?<br />
Wie oft haben<br />
Sie sich bereits<br />
über Heinz-<br />
Christian<br />
Strache<br />
geärgert?<br />
Wie oft haben<br />
Sie sich bereits<br />
über Sebastian<br />
Kurz geärgert?<br />
Wie viele<br />
Frauen sind<br />
in Österreich<br />
genitalverstümmelt?<br />
Wie viele<br />
Leichen haben<br />
Sie gewaschen?<br />
Wie vielen<br />
Flüchtlingen<br />
wurde 2018 ein<br />
Deutschkurs<br />
ermöglicht?<br />
Wann kommt<br />
das von Ihnen<br />
angekündigte<br />
Kulturjahr<br />
Österreich -<br />
Türkei?<br />
Wie viele<br />
Tanzschritte<br />
waren es mit<br />
Wladimir<br />
Putin?<br />
Wie oft<br />
hatten Sie<br />
mit Wladimir<br />
Putin nach<br />
Ihrer Hochzeit<br />
Kontakt?<br />
Auf einer Skala<br />
von 0 bis 100:<br />
Wie viele Meter<br />
rechts von der<br />
Mitte stehen<br />
Sie politisch?<br />
5,3<br />
1<br />
1<br />
8.000<br />
30 *<br />
20.000<br />
2020<br />
20<br />
0<br />
13<br />
* Karin Kneissl arbeitete<br />
während ihres Studiums in<br />
Jerusalem in einem Hospiz<br />
18 / POLITIKA /<br />
/ POLITIKA / <strong>19</strong>
1 ANWALT FÜR<br />
66.382 FÄLLE<br />
Mit seiner erfolgreichen Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof<br />
hat sich der Vorarlberger Anwalt Kazim Yilmaz in den medialen Fokus<br />
gespielt – und hat damit die Ausbürgerung Tausender Austro-Türken<br />
verhindert, die auf einer ominösen Wählerliste standen.<br />
Von Amar Rajković, Naila Baldwin (Mitarbeit) Foto: Soza Almohammad<br />
Wien, Innere Stadt. Zwischen<br />
Justizpalast und Volkstheater<br />
liegen die Räumlichkeiten der<br />
Anwaltskanzlei „Kazim Yilmaz“. Minimalistisches<br />
Interieur, großzügige, helle<br />
Räume und moderne Möbel erwarten die<br />
Klienten, die sich hier vertreten lassen.<br />
An diesem Abend geht es etwas lockerer<br />
zu. Promis und Fotografen stehen sich<br />
gegenseitig auf den Füßen, die Blitzgeräusche<br />
hallen durch die Prunkräume,<br />
es wird ausgelassen Sekt getrunken und<br />
Finger Food gesnackt. Der Gastgeber,<br />
Kazim Yilmaz, bittet seine illustren Gäste<br />
mit aufs Foto: Rechts außen steht der<br />
Teppichhändler Ali Rahimi, daneben der<br />
Designer Atıl Kutoģlu, in der Mitte der<br />
Gastgeber und links außen der damalige<br />
Außen- und Integrationsminister Sebastian<br />
Kurz. Dieser spart bei seiner Eröffnungsrede<br />
nicht mit Komplimenten: „Ich<br />
habe Dr. Kazim Yilmaz als verlässlichen,<br />
kompetenten, service- und leistungsorientierten<br />
Partner und Integrationsbotschafter<br />
kennengelernt, der über soziale<br />
Verantwortung nicht nur spricht, sondern<br />
sie auch wirklich lebt.“<br />
„MIR KANN NIEMAND<br />
WAS VORMACHEN.“<br />
Das war der Abend des 14. Oktober<br />
2014. Laut der damals anwesenden<br />
Gäste ein rundum gelungener Abend.<br />
Mittlerweile ist Kurz Kanzler und Yilmaz<br />
Staranwalt. Staranwalt, das wäre<br />
sicher nicht die Eigenbeschreibung des<br />
37-Jährigen. Das ist jedoch einzig seiner<br />
Bescheidenheit geschuldet. Das von<br />
Yilmaz erwirkte Urteil des Verfassungsgerichtshofes<br />
trägt überall Sternenstaub<br />
auf den Papierrändern. Immerhin können<br />
zehntausende Betroffene aufatmen. Was<br />
war passiert?<br />
Am 17.12.2018 gab der Verfassungsgerichtshof<br />
bekannt, dass die<br />
nicht authentische „Wählerevidenzliste<br />
kein taugliches Beweismittel“ sei. Auf<br />
der Liste standen Personen, die angeblich<br />
noch ihren türkischen neben ihrem<br />
österreichischen Pass besitzen, was<br />
illegal ist und zum Verlust der österreichischen<br />
Staatsbürgerschaft geführt<br />
hätte. Es war ein Knalleffekt in der emotional<br />
geführten Debatte, die der Klub der<br />
Wiener Freiheitlichen mit der ominösen<br />
Liste angestoßen hatte. Insgesamt<br />
befanden sich darauf Daten von 66.382<br />
Personen. Die meisten von ihnen können<br />
dank Yilmaz‘ Beharrlichkeit nun aufatmen.<br />
Der Sohn von Gastarbeitern behält<br />
vor dem Verfassungsgerichtshof recht.<br />
Eine Schlagzeile mit Symbolcharakter,<br />
angesichts des Bildes, das einige Medien<br />
von Austrotürken zeichnen. Rückwärtsgewandt,<br />
frauenfeindlich, islamistisch<br />
und Erdogan-hörig. Eigenschaften, die<br />
beim Tête-à-Tête mit dem 37-jährigen<br />
Vorarlberger absurd erscheinen.<br />
KINDHEIT IN VORARLBERG<br />
Irgendwann mal in den späten 80ern<br />
muss es gewesen sein als der Grundstein<br />
für Yilmaz‘ Karriere gelegt wurde.<br />
Die Familie lebte in einer kleinen<br />
Gemeinde Vorarlbergs, unweit von Dornbirn,<br />
wo er geboren wurde. Sein Vater<br />
kam in den 70ern aus der Türkei, um am<br />
Bau zu arbeiten. Die Mutter war Hausfrau<br />
und passte auf die sieben Kinder<br />
auf. „Ich wusste, ich möchte einen Beruf<br />
ausüben, in welchem ich so viel Wissen<br />
in mir trage, dass mir und meiner Familie<br />
niemand was vormachen kann“, schildert<br />
Yilmaz, während er aus dem Fenster<br />
seiner Kanzlei in Richtung Justizpalast<br />
blickt. „Ich weiß nicht ganz genau wann,<br />
aber ich habe irgendwann erkannt, dass<br />
der Anwaltsberuf ein solcher Beruf ist“,<br />
so Yilmaz. Seine Augen fangen in diesem<br />
Moment zu leuchten an. Der kleine<br />
Kazim, dem die soziale Herkunft eher<br />
eine Lehre oder Schichtarbeit suggeriert,<br />
war beeindruckt und kam zum Entschluss:<br />
Ich werde Anwalt! Gerade weil<br />
seine Eltern zwar Teil der Gesellschaft<br />
waren, aber kein vollwertiger Teil. „Mir<br />
Der Anwalt Kazim Yilmaz hat<br />
mit seiner Beschwerde beim<br />
Verfassungsgericht über 60.000<br />
Menschen vor einer möglichen<br />
Ausbürgerung gerettet.<br />
20 / POLITIKA / / POLITIKA / 21
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wurde relativ rasch klar, dass wir (Anm.<br />
d. Red.: die „Türken“) anders behandelt<br />
werden, teilweise wie Menschen zweiter<br />
Klasse – sei es im privaten Umfeld, wenn<br />
die Nachbarin wiedermal unberechtigt<br />
nervt, weil angeblich die Kinder zu laut<br />
sind, oder beim Fußballmatch, wenn dir<br />
der Gegenspieler ‚Kanake‘ zuruft“, erinnert<br />
sich der FC Bayern München-Fan.<br />
AK WAHLEN WIEN 20<strong>19</strong><br />
DEINE STIMME ENTSCHEIDET<br />
„AUFGEBEN TUT MAN<br />
EINEN BRIEF.“<br />
Zurück in der Kanzlei. Yilmaz schildert<br />
den Fall einer Ärztin mit türkischem<br />
„Hintergrund oder Vordergrund“, wie er<br />
es formuliert. Sie sitzt in seinem Büro,<br />
aufgelöst, den Tränen nahe, verzweifelt.<br />
Sie habe Angst alles, was sie sich in<br />
Österreich aufgebaut hat, zu verlieren.<br />
„Das müssen sie sich vorstellen“, schlägt<br />
Yilmaz auf den Tisch. „Nur aufgrund<br />
einer Liste, von der niemand weiß, wer<br />
sie erstellt hat, werden Menschen hier<br />
vor die Trümmer ihrer Existenz gestellt“,<br />
so Yilmaz. Dieser Fall oder der Fall eines<br />
vor 40 Jahren in Österreich niedergelassenen<br />
Mannes, der seit <strong>19</strong>97 die<br />
Staatsbürgerschaft besitzt und der mit<br />
der Aberkennung ebendieser rechnen<br />
musste. Das Verwaltungsgericht erkannte<br />
die Entscheidung der Wiener Landesregierung<br />
an (MA35), die letzte Chance<br />
war der Gang zum obersten Gericht der<br />
Republik. In diesem Moment fühlte er<br />
sich an die Zeit im Innsbrucker Sportklub<br />
(ISK), bei dem er während seines<br />
Studiums aktiv war, erinnert. Dort fiel der<br />
Spruch, den jeder aus dem Fußballtirol<br />
kennt, nämlich „Aufgeben tut man an<br />
Brief.“ So simpel und trivial und doch<br />
passt der Satz als Lebensmotto des<br />
graumelierten Anwalts, der eigentlich<br />
im Wirtschaftsrecht zu Hause ist. Bei<br />
solcher evidenter Ungerechtigkeit und<br />
aufgrund seines türkischen Erbes konnte<br />
Yilmaz gar nicht anders als die Fälle<br />
seiner türkischen Mitmenschen anzunehmen.<br />
In der Zwischenzeit wurden immer<br />
mehr Ausbürgerungsverfahren eingeleitet,<br />
immer mehr Betroffene betraten<br />
die Kanzlei, die vier Jahre zuvor mit den<br />
Worten des jetzigen Bundeskanzlers<br />
eröffnet wurde. „Das komische dabei<br />
war ja, dass just im Wahlkampf zu den<br />
Nationalratswahlen 2017 der USB-Stick<br />
mit der ominösen Liste den Freiheitlichen<br />
urplötzlich in den Schoß gefallen ist“,<br />
Vor vier Jahren bei der Kanzleieröffnung. Der damalige Außenminister Kurz und<br />
Anwalt Yilmaz (v.l.n.r:)<br />
stellt Yilmaz verwundert fest. Trotzdem<br />
wolle er sich auf Verschwörungen<br />
nicht einlassen, die von allen Seiten auf<br />
den Fall einprasseln. „Ob innen- oder<br />
außenpolitische Akteure, die ein etwaiges<br />
Interesse daran haben könnten, dass<br />
tausende ÖsterreicherInnen mit türkischen<br />
Wurzeln ihre Staatsbürgerschaft<br />
verlieren, dahinter stecken, ist nicht<br />
klar“, so Yilmaz.<br />
DÜRÜM UND MELANGE<br />
Damit ist jetzt Schluss und alleine knapp<br />
20.000 Betroffene in Wien (über 60.000<br />
bundesweit) haben keine Ausbürgerung<br />
mehr zu befürchten. Die Genugtuung<br />
darüber kann Yilmaz nicht verbergen.<br />
Wie sich sein Verhältnis zum Bundeskanzler<br />
Kurz in den letzten vier Jahren<br />
verändert habe, wollen wir wissen.<br />
Yilmaz sieht es ganz nüchtern: „Ich habe<br />
ihn damals in Istanbul kennengelernt<br />
und unterstütze das Projekt noch immer<br />
(„Zusammen Österreich“ - erfolgreiche<br />
Migranten besuchen Kinder in sozial<br />
schwachen Schulen) vollinhaltlich. Die<br />
Zeit mit den Kids in der Schule ist so<br />
wertvoll, weil sie immer ehrlich zu dir<br />
sind“, schwärmt Yilmaz. Pikant ist die<br />
Tatsache, dass der Anwalt mit der Klage<br />
beim VfGh gegen den Koalitionspartner<br />
von Kurz‘ ÖVP – Straches FPÖ – erfolgreich<br />
war. Das hat anscheinend Yilmaz<br />
Beziehung zu Kurz nicht negativ beeinträchtigt.<br />
Die Zeit ist abgelaufen, der vielbeschäftigte<br />
Anwalt hat schon den nächsten<br />
Termin vor der Brust. Abschließend<br />
stellen wir die Frage, wie er sich seinen<br />
Lebensabend vorstellt. Yilmaz hält kurz<br />
inne. Dann schmunzelt er und sagt:<br />
„Irgendwo in einer Hütte in den Bergen,<br />
aber nicht zu weit weg von der Stadt.<br />
Dort arbeite ich an einzelnen Fällen und<br />
gehe an einem sonnigen Nachmittag<br />
auf den Naschmarkt, auf gemütlich. Mit<br />
Dürüm und Melange.“ ●<br />
Soza Almohammad<br />
Wir haben hier alle wichtigen Infos:<br />
Vom 20. März bis zum 2. April<br />
finden in Wien, Niederösterreich und im<br />
Burgenland die Arbeiterkammerwahlen<br />
statt. Neben dir wählen auch 3,7 Millionen<br />
Arbeitnehmer/innen österreichweit<br />
ihre Interessenvertretung - das sogenannte<br />
Arbeitnehmer/innen-Parlament<br />
– und bestimmen somit, was die Arbeiterkammer<br />
für uns Beschäftigte tun kann.<br />
WIE FUNKTIONIERT<br />
DAS GANZE?<br />
Wählen war noch nie so gemütlich - ob<br />
im Betrieb oder bei dir zuhause.<br />
In ganz Österreich werden tausende<br />
Betriebswahlsprengel eingerichtet,<br />
in denen Arbeitnehmer/innen an<br />
ihrem Arbeitsplatz wählen können. An<br />
welchen genau festgelegten Tagen<br />
du wählen gehen kannst, sagt dir die<br />
Arbeiterkammer noch rechtzeitig.<br />
Was ist, wenn in deinem Betrieb kein<br />
Wahllokal eingerichtet ist? Keine Sorge,<br />
dann wird dir eine Wahlkarte zugeschickt.<br />
In Wien wurden Angestellte<br />
im Februar per Post verständigt, ob sie<br />
„Briefwähler“ sind. Die Wahlkarte wird<br />
dann Mitte März direkt nach Hause<br />
geschickt und muss spätestens am<br />
zweiten April inklusive Poststempel am<br />
Postweg sein, damit sie rechtzeitig bei<br />
der AK Wahl berücksichtigt werden<br />
kann. Wenn du willst, kannst du auch,<br />
wie in den guten alten Zeiten, in einem<br />
der öffentlichen Wahllokale wählen.<br />
Du verhandelst gerade deinen<br />
ersten Job, weißt aber gar<br />
nicht, wie viel Lohn dir zusteht?<br />
Oder bist du gerade schwanger<br />
und fragst dich, wie das mit der<br />
Karenz eigentlich abläuft? Egal<br />
ob Beruf, Familie, Bildung, Konsumentenschutz<br />
oder Gesundheit<br />
- die Arbeiterkammer (AK)<br />
ist dein best Buddy und setzt<br />
sich immer für dich ein. Damit<br />
das weiterhin auch möglich<br />
ist, musst du der AK auch mitteilen,<br />
welche Sorgen du hast<br />
und welche Themen besonders<br />
wichtig für dich sind. Nur dann<br />
kann die Arbeiterkammer deine<br />
Interessen vertreten.<br />
Facts, die du über die AK<br />
Wahlen wissen solltest:<br />
● Die AK Wahlen finden<br />
nur alle 5 Jahre statt<br />
● Die AK berät jährlich<br />
rund 2 Millionen<br />
Arbeintehmer/innen<br />
● Die AK hilft dir, wenn du<br />
deine Überstunden nicht<br />
ausgezahlt bekommst<br />
● Die AK hilft dir, wenn du<br />
Fragen zu deinem Urlaub<br />
hast<br />
● Die AK gibt dir Steuertipps,<br />
und, und, und<br />
22 / MIT SCHARF /
PASS<br />
Dudu Gençel, 34 Anna Netrebko, 48<br />
IL/LEGAL?<br />
Die doppelte Staatsbürgerschaft in Österreich: Wer darf sie<br />
haben, wer nicht? Mach das Quiz auf der nächsten Seite und<br />
finde heraus, wie es jetzt wirklich um die Causa steht.<br />
Von Naila Baldwin<br />
Meine Eltern haben sie,<br />
viele meiner Freunde und<br />
Bekannten haben sie. Arnold<br />
Schwarzenegger auch. Die doppelte<br />
Staatsbürgerschaft. Aber sind Doppelstaatsbürgerschaften<br />
in Österreich nicht<br />
illegal? Immerhin wollte man sie Austrotürken<br />
aberkennen. (Lies das Portrait<br />
des Anwalts Kazim Yilmaz auf S.20)<br />
Andererseits liest man aktuell über politische<br />
Forderungen nach Doppel-Pässen<br />
für Südtiroler und Brexit-Österreicher.<br />
Doch wer darf jetzt und wer nicht?<br />
Wird in manchen Fällen ein Auge zugedrückt<br />
oder verläuft alles gesetzeskonform?<br />
Fragt man die Doppelstaatsbürger<br />
selbst, wissen sie auch keine Details<br />
– außer, dass sie stolze Besitzer von zwei<br />
Pässen sind. Verwirrung pur.<br />
Einer, der sich sehr wohl auskennt, ist<br />
Rechtsanwalt Balazs Esztegar, der sich<br />
unter anderem auf das Staatsbürgerschaftsrecht<br />
spezialisiert hat: „Das österreichische<br />
Staatsbürgerschaftsrecht lässt<br />
Doppel- oder Mehrfachstaatsangehörigkeiten<br />
in gewissen Fällen durchaus zu.“<br />
Laut Esztegar sind Doppelstaatsbürgerschaften<br />
in Österreich weder verboten<br />
noch illegal. „Tatsache ist allerdings, dass<br />
die Möglichkeiten sehr eingeschränkt<br />
sind und die Mehrfachstaatsangehörigkeit<br />
eher eine Ausnahme sein soll“, so<br />
der Rechtsanwalt.<br />
Auf gut Deutsch: Doppelstaatsbürgerschaft<br />
in Österreich ist nicht illegal<br />
– aber meistens die Ausnahme. Und<br />
wie kommt man jetzt zu zwei Pässen in<br />
Österreich?<br />
ABSTAMMUNG<br />
Eine der gängigsten Möglichkeiten<br />
ist, schon von Geburt an mehrere Staatsbürgerschaften<br />
zu haben. In Österreich<br />
herrscht das Abstammungsprinzip. Die<br />
Staatsbürgerschaft fließt also quasi<br />
durchs Blut (auf Latein: „ius sanguinis“,<br />
Recht des Blutes). Das bedeutet: Ist<br />
eines deiner Elternteile österreichisch,<br />
dann bist du es auch. Ist das andere<br />
Elternteil Staatsbürger eines anderen<br />
Staates und sieht das fremde Recht eine<br />
gleichartige Regelung vor, ist man sozusagen<br />
automatisch Doppelstaatsbürger.<br />
Aber es gibt noch andere Varianten:<br />
AUSNAHMEN<br />
Wenn du als Ausländer nach Österreich<br />
kommst, um dich hier einbürgern<br />
zu lassen, musst du grundsätzlich auf<br />
deine ursprüngliche Staatsbürgerschaft<br />
verzichten. Ähnlich ist es andersrum<br />
auch: Wenn du dich aus irgendeinem<br />
Grund dazu entscheiden solltest,<br />
Staatsbürger eines anderen Landes zu<br />
werden, verlierst du automatisch deine<br />
österreichische Staatsbürgerschaft.<br />
Ausnahme: Du darfst die Staatsbürgerschaft<br />
behalten, wenn diese 1. im<br />
Interesse der Republik Österreich liegt,<br />
2. ein besonders berücksichtigungswürdiger<br />
Grund im Privat- und Familienleben<br />
vorliegt (z.B. in Österreich lebende<br />
Verwandte, Karrierechancen, Eigentum in<br />
Österreich) oder 3. im Fall von Minderjährigen<br />
die Beibehaltung dem Kindeswohl<br />
entspricht.<br />
Aber wie sieht das in konkreten,<br />
echten Fällen aus? Mach unser Quiz und<br />
finde heraus, wer den doppelten Pass<br />
besitzen darf.<br />
Christoph Liebentritt, Artyom Geodakyan / Tass / picturedesk.com, bereitgestellt<br />
Dudu ist als Tochter türkischer Eltern <strong>19</strong>85 in der<br />
Provinz Burdur in der Türkei zur Welt gekommen.<br />
Als Siebenjährige kam sie mit ihrer Familie nach<br />
Österreich und lebt seitdem hier. Seit letztem Jahr<br />
ist Dudu im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft.<br />
Ist Dudu nun:<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Österreicherin<br />
Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Türkei<br />
Türkin<br />
Lösung:<br />
a, weil: Dudu ist ein klassischer Einbürgerungsfall:<br />
Mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft<br />
verlor sie automatisch ihre alte Staatsbürgerschaft,<br />
die türkische.<br />
Anna ist als Tochter russischer Eltern <strong>19</strong>71 in der<br />
damaligen Sowjetunion (heute Russland) auf die<br />
Welt gekommen. Die weltbekannte Opernsängerin<br />
fühlt sich in Wien, der Stadt der Musik, besonders<br />
daheim. Ohne in Österreich gelebt zu haben und die<br />
deutsche Sprache zu beherrschen, bekam sie 2006<br />
die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.<br />
Ist Anna nun:<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Österreicherin<br />
Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Russland<br />
Russin<br />
Erklärung:<br />
b, weil: Annas Einbürgerung liegt aufgrund ihrer<br />
außerordentlichen Leistungen im musikalischen<br />
Bereich im „Interesse der österreichischen Republik“.<br />
Somit wurde ihr ausnahmsweise die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft verliehen, ohne dass sie<br />
auf die russische verzichten musste.<br />
Unter außerordentlichen Leistungen (z.B. auf wissenschaftlichem,<br />
wirtschaftlichem, künstlerischem oder<br />
sportlichem Gebiet) können nur solche verstanden<br />
werden, die nicht auch von vielen anderen Personen<br />
des gleichen Bildungsgrades oder der gleichen Ausbildung<br />
erbracht werden können und die überdies den<br />
staatlichen Interessen dienen. Ob das Interesse der<br />
Republik Österreich an der Verleihung der Staatsbürgerschaft<br />
besteht, wird im Einzelfall geprüft.<br />
24 / POLITIKA /<br />
/ POLITIKA / 25
Guido Spannocchi, 37<br />
Sara Kazemi, 27<br />
Malak Seoudi, 17<br />
Darian Antia-Tatić, 1<br />
2001 ist Malak in Ägypten<br />
zur Welt gekommen. Als<br />
Tochter eines österreichischen<br />
Vaters und einer<br />
ägyptischen Mutter wuchs<br />
sie in Kairo auf. Nach dem<br />
Arabischen Frühling 2011<br />
zieht die Familie nach<br />
Wien. Aber was ist Malak<br />
nun auf dem Papier?<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Ägypterin<br />
Österreicherin<br />
Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Ägypten<br />
Darian wurde 2017 im<br />
Wiener Gemeindebezirk<br />
Ottakring geboren. Der<br />
15 Monate alte Winzling<br />
hat einen bosnischen<br />
Vater mit österreichischer<br />
Staatsbürgerschaft<br />
und eine Mutter mit<br />
deutschem Pass und<br />
persischen Wurzeln. Was<br />
ist der gebürtige Wiener<br />
nun?<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Doppelstaatsbürger: Deutschland/Österreich<br />
Österreicher<br />
Bosnier<br />
Erklärung:<br />
a, weil: In Österreich herrscht das Abstammungsprinzip.<br />
In Darian‘s Fall herrscht aber in dem Herkunftsland<br />
seiner Mutter, also Deutschland, auch<br />
das Abstammungsprinzip. Das macht Darian zu<br />
einem geborenen Doppelstaatsbürger.<br />
Erklärung:<br />
c, weil: Obwohl Malak im Ausland geboren ist, hat sie<br />
den österreichischen Pass, da ein Elternteil ihn auch<br />
besitzt. Malak ist aber genauso ägyptische Staatsbürgerin,<br />
weil in Ägypten das Geburtsortprinzip gilt.<br />
Also ist sie automatisch Doppelstaatsbürgerin.<br />
Guido wurde als Italo-Österreicher <strong>19</strong>82 in Wien<br />
geboren. Sein Vater ist Italiener und seine Mutter<br />
Österreicherin. 2011 ist Guido nach London ausgewandert,<br />
um von seiner Jazz-Leidenschaft leben<br />
zu können. Was genau wäre der Musiker nach dem<br />
Brexit?<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
Österreicher<br />
Brite<br />
Doppelstaatsbürger:<br />
Österreich/Großbritannien<br />
Italiener<br />
Als Tochter iranisch-stämmiger Eltern ist Sara <strong>19</strong>91<br />
in Wien zur Welt gekommen. Beide Eltern hatten<br />
bei Saras Geburt den österreichischen Pass. Was<br />
bedeutet das für Sara?<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Österreicherin<br />
Iranerin<br />
Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Iran<br />
Arbeit<br />
muss<br />
Erklärung:<br />
c, weil: Die Regierung plant – Achtung: es ist noch<br />
nicht Gesetz! – Österreichern in Großbritannien<br />
die Doppelstaatsbürgerschaft im Fall eines „Hard<br />
Brexits“ zu ermöglichen. Guido wäre so ein Fall.<br />
Dies ist laut Esztegar aber derzeit nur ein Vorhaben<br />
der Regierung. Argumentierbar wäre das etwa als<br />
„besonders berücksichtigungswürdiger Grund“.<br />
Besonders berücksichtigungswürdige Gründe<br />
im Privat- und Familienleben können ganz<br />
unterschiedliche sein. Es muss jedenfalls etwas<br />
sein, das den Antragsteller konkret und individuell<br />
betrifft und nicht jede Person in derselben<br />
Lebenslage in gleicher Weise treffen würde.<br />
Erklärung:<br />
c, weil: Sara ist befähigt die doppelte Staatsbürgerschaft<br />
zu besitzen. 1. weil sie laut dem Abstammungsprinzip<br />
österreichische Staatsbürgerin ist. 2.<br />
weil ihre Eltern zwar die österreichische Staatsbürgerschaft<br />
durch Verleihung erworben haben, aber<br />
der Iran seinen Staatsbürgern keine Möglichkeit<br />
eröffnet, auf die die iranische Staatsbürgerschaft<br />
zu verzichten.Saras Eltern konnten daher anlässlich<br />
ihrer Einbürgerung in Österreich nicht auf ihre<br />
bisherige Staatsbürgerschaft verzichten.<br />
sich<br />
lohnen.<br />
26 / POLITIKA /<br />
www.MehrRespekt.at<br />
Wir wählen Respekt.<br />
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MAMA SAGT:<br />
Von Nada El-Azar, Fotos: Marko Mestrovic<br />
Aufklärung und Sex sind oft keine einfachen<br />
Themen – besonders wenn die Eltern etwas konservativer<br />
ticken. Über Kurioses und Absurdes<br />
rund ums Thema Intimität erzählen junge Frauen<br />
aus arabisch-muslimischen Familien.<br />
„Vom Küssen<br />
kriegt man Aids!“<br />
Leila* ist 21 Jahre alt und hat sudanesische Wurzeln.<br />
Die junge Saxofonistin liebt es, auf Partys zu gehen<br />
und geht sehr freizügig mit ihrem Körper um. „Ich<br />
hatte bestimmt schon 80 One-Night-Stands. Ich führe sogar<br />
eine Liste!“. Sie öffnet auf ihrem Handy eine Notiz und scrollt<br />
durch eine ellenlange Liste von Personen, die mit Vor- und<br />
Nachnamen säuberlich archiviert wurden. „Nur damit ich mich<br />
auskenne“, lacht Leila. Auf ihren nächtlichen Feiertouren durch<br />
Wien begegnet sie manchmal muslimischen Männern, die ihr<br />
Vorwürfe machen. „Und sogar Österreicher sagen mir: ,Oida,<br />
du bist Muslimin und du hast Sex vor der Ehe?‘. Dabei ist das in<br />
der Bibel auch nicht erlaubt! Meine Mutter trägt zwar Kopftuch,<br />
aber sie hat mir nicht verboten, auszugehen. Hauptsache keine<br />
Drogen und kein Sex vor der Ehe.“ Tja, nicht alle Versprechen<br />
kann man einhalten. Einmal habe sie ihre Mutter zuhause in<br />
flagranti erwischt. „Sie hat meinen Kumpel aufs Ärgste auf Arabisch<br />
beschimpft… ich nehme nie wieder jemanden mit nach<br />
Hause. Das war so peinlich.“<br />
Leila kann sich trotz allem nicht daran erinnern, jemals von<br />
ihren Eltern aufgeklärt geworden zu sein. „Das hat die Schule<br />
erledigt.“ Ich fragte sie, ob ihre Eltern denn nichts gegen ihren<br />
ausschweifenden Lifestyle hätten. „Meine Mutter schimpfte<br />
nur, dass ich eine Straße sei und jeden auf mir gehen lassen<br />
würde... und wie war das bei dir eigentlich, Nada?“.<br />
„ALLAH SCHICKT DEN STORCH!“<br />
Ich musste nachdenken. Mein Vater ist Diplomkrankenpfleger<br />
und meine zwölf Jahre ältere Schwester studierte schon Medizin,<br />
als ich noch in die Volksschule ging. Dementsprechend<br />
hatten wir zuhause jede Menge Anatomiebücher. Ich wusste<br />
über Sex Bescheid, bevor es Thema in der Schule war. Und vor<br />
allem über den Ablauf der Geburt, der mir eine Höllenangst<br />
einjagte. Das Bild eines blutigen, verschleimten Babykopfes,<br />
der gerade aus einer Scheide herausguckt, hat sich bis heute<br />
in meinem Gedächtnis gehalten. Und ich fang erst gar nicht<br />
mit den Geschlechtskrankheiten an! Beim Aufklärungsgespräch<br />
waren meine Eltern eher kreativ als informativ: „Wenn ein<br />
Mann und eine Frau sich lieben – und HEIR<strong>AT</strong>EN! – dann schickt<br />
Allah ihnen den Storch!“ Natürlich habe ich kein Wort geglaubt.<br />
Aber zumindest haben sie versucht, den alten kinderbringenden,<br />
deutschen Klapperstorch mit islamischen Moralvorstellungen<br />
zu vereinbaren. Diese ulkige Erinnerung veranlasste<br />
mich dazu, bei anderen jungen Frauen aus meiner Community<br />
nachzufragen. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht.<br />
„VOM KÜSSEN KRIEGT MAN AIDS!“<br />
Wenn man Rabias* Handykontakte während ihrer ersten Jahre<br />
im Gymnasium sah, hätte man meinen können, sie ginge auf<br />
eine reine Mädchenschule. Ihre Mutter hatte einmal auf ihrem<br />
Nokia 5200 eine fragwürdige SMS eines Klassenkameraden<br />
mit den Worten „Ich will Schluss machen“, und verpasste ihr<br />
prompt wochenlang Handy- und Ausgehverbot. Obwohl diese<br />
SMS nicht an Rabia selbst gerichtet war, sondern einer ihrer<br />
Freundinnen galt, mussten solche Zwischenfälle in Zukunft<br />
trotzdem vermieden werden. Daher speicherte sie alle männlichen<br />
Freunde einfach unter Frauennamen ein. Um nicht den<br />
Überblick zu verlieren, wendete sie ein einfaches System an:<br />
Aus Michael wurde Michaela, aus Peter Petra, usw. Schon bald<br />
rückte die erste Skiwoche immer näher, und damit die Frage,<br />
ob ihre Eltern erlauben würden, dass sie mitfährt. „Falls du auf<br />
die Idee kommen solltest, irgendeinen Buben aus deiner Klasse<br />
zu küssen – wehe dir! Denn vom Küssen kriegt man Aids!“,<br />
28 / RAMBAZAMBA /<br />
/ RAMBAZAMBA / 29
Wie das mit den Bienchen<br />
und Blümchen funktioniert,<br />
erfahren muslimische Teens<br />
oft auf Umwegen<br />
se und wollte einen Film sehen. Ich<br />
wählte den europäischen Satelliten<br />
aus, weil ich wusste, dass es dort gute<br />
Filme gab.“ Stattdessen landete sie auf<br />
einem Erotikkanal. „Es war kein echter<br />
Porno, sondern nur eine sich räkelnde<br />
nackte Frau mit einem Telefon und einer<br />
eingeblendeten Hotline. Ich war total<br />
fasziniert!“. Mit großen Augen starrte sie<br />
auf den Bildschirm, den Daumen für den<br />
Fall der Fälle immer auf der OFF-Taste<br />
ruhend. Plötzlich machte alles Sinn.<br />
„Und dann wusste ich auf einmal, warum<br />
mein Bruder das Zimmer zum Fernsehen<br />
immer für sich alleine haben wollte! Und<br />
ich hatte mich schon gewundert, warum<br />
er so müde da rauskam!“<br />
„Wenn ein Mann und eine Frau sich lieben und<br />
heiraten, dann schickt Allah ihnen den Storch“<br />
warnte sie ihre Mutter. Rabia schüttelte<br />
darüber nur den Kopf. „Sie dachte<br />
wirklich, dass ich ihr das abnehme. Dabei<br />
wusste ich schon damals mit zwölf, dass<br />
man Aids nicht so bekommt. Außerdem<br />
ist meine Mutter sogar Ärztin, also sollte<br />
sie wissen, dass das Schwachsinn ist!“ .<br />
DAS „TUCH“ ZWISCHEN<br />
DEN BEINEN<br />
Zerya* wuchs, anders als Leila und<br />
Rabia, nicht in Europa auf, sondern in<br />
Syrien. „Aufklärung war so ein großes<br />
Tabu in meiner Familie. Selbst in den<br />
Büchern, die ich heimlich gelesen habe,<br />
wurde nur die Anatomie beschrieben,<br />
aber nicht, wie Sex funktioniert.“ Nicht<br />
Zeryas Mutter, sondern ihre acht Jahre<br />
ältere Schwester übernahm die Aufklärungsgespräche<br />
mit ihr. „Als ich noch ein<br />
Mädchen war, erzählte sie mir, dass ich<br />
zwischen meinen Beinen so etwas wie<br />
ein Tuch hätte, und wenn es reißt, würde<br />
ein ganzer Schwall Blut herauskommen.<br />
Ich hatte solche Angst!“ Reiten, schweres<br />
Heben, schnelles Laufen – all das<br />
könnte das „Tuch“ zerstören, dachte<br />
Zerya.<br />
Als sie 14 Jahre alt war, legte sich<br />
Zeryas Familie Satellitenfernsehen<br />
zu. Eines Tages gelang ihr endlich ein<br />
Durchbruch. „Ich war alleine zuhau-<br />
DIE ANDEREN „DREI<br />
BUCHSTABEN“<br />
Noch viel schambehafteter als die drei<br />
Buchstaben S-E-X war ein gefürchtetes<br />
arabisches Wort: A-I-B (allen Arabischsprechenden<br />
als „3eb“ bekannt). Allein<br />
bei der Aussprache dieses kleinen<br />
Wortes wird einem fast schlecht, denn<br />
den ersten Buchstaben bildet man mit<br />
einer Art Würgelaut, ganz tief hinten in<br />
der Kehle. Arabischlernende werden verstehen,<br />
was ich meine. „Aib“ kann man<br />
am ehesten mit „Schande“ oder „schamhaftem<br />
Verhalten“ übersetzen. Leila fielen<br />
dazu einige Beispiele ein. „Aib habe<br />
ich gehört, wenn ich zu knappe Sachen<br />
anhatte, wenn ich geschimpft habe, und<br />
überhaupt, wenn ich unladylike war.“<br />
Rabia ging es ganz ähnlich mit diesem<br />
Urteil. Zerya hingegen hat ein Erlebnis<br />
in Verbindung mit „Schande!“ besonders<br />
tief geprägt. Beim Teeservieren für<br />
Gäste zuhause konnte man einen Blick<br />
in ihr Oberteil erhaschen. „Meine Mutter<br />
hatte mich darauf angesprochen und<br />
ich habe mich damals so tief geschämt,<br />
dass ich bis heute null Ausschnitt zeigen<br />
kann“, sagt sie. Heute nehmen wir alle<br />
diese Erlebnisse mit Humor. Wer will, der<br />
kann auch. Egal wie streng behütet man<br />
aufgewachsen ist: Im Zeitalter des Internets<br />
wird sicherlich keiner im Dunklen<br />
gelassen. ●<br />
* Namen von der Autorin geändert.<br />
wgkk.at<br />
www.wgkk.at<br />
Die WGKK in den sozialen Medien – wir informieren vielseitig!<br />
Die WGKK ist auf Facebook!<br />
Wir wollen informieren, Service<br />
bieten und spannende Geschichten<br />
aus der Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) erzählen und freuen uns auf<br />
Ihr „Gefällt mir“!<br />
Wenn Sie Fragen oder Anregungen<br />
haben, schicken Sie uns gerne eine<br />
Nachricht!<br />
https://www.facebook.com/wgkk.at<br />
30 / RAMBAZAMBA /
Kathi und Sandro vom<br />
Kollektiv „Hausgemacht“<br />
zeigen euch vor, was man<br />
auf den Partys so Schönes<br />
miteinander machen kann.<br />
Alles kann, nichts muss.<br />
NACKTE NÄCHTE<br />
Was hat es mit den Sex-Positive-Partys in Wien auf sich<br />
und was passiert im Darkroom? Unsere Redakteurin<br />
lässt die Hüllen fallen und führt euch hinter den<br />
Vorhang des Verbotenen.<br />
Von Johanna Heiss, Fotos: Susanne Einzenberger<br />
Ich finde dich sehr schön, darf<br />
ich dich küssen?“, fragt mich der<br />
Typ, der schon eine Weile neben<br />
mir tanzt. Die Musik im Wiener<br />
Club Auslage ist laut, wir schwitzen. Ich<br />
schaue ihn an und lehne sein Angebot<br />
ab. Wir lachen gemeinsam und tanzen<br />
einfach weiter. „Ich war nur gerade so<br />
in Stimmung, da habe ich nicht nachgedacht<br />
und einfach spontan gefragt.“<br />
Ich erkläre ihm, dass es überhaupt kein<br />
Problem ist. Dann erzählt er mir kurz<br />
von seinem Job als Bartender, und dass<br />
er eigentlich mit seiner Musik berühmt<br />
werden will, während ich ihm einen<br />
Crash-Kurs in den Themen meines<br />
Soziologie-Studiums gebe. Ein normales<br />
Gespräch im Club könnte man meinen.<br />
Fast. Dass wir dabei in Unterwäsche voreinander<br />
stehen, nehmen wir in diesem<br />
Moment aber nicht einmal bewusst wahr.<br />
Er trägt eine schwarze Boxershort und<br />
eine seidene Weste, ich eine Kombination<br />
aus schwarzer Spitze und Kniestrümpfen.<br />
Die Motivation wieder im Takt<br />
der Musik zu tanzen holt uns ein und wir<br />
bahnen uns den Weg, an halbnackten<br />
Körpern vorbei, zurück in die Mitte des<br />
Dancefloors.<br />
Um uns herum ist es abgedunkelt.<br />
Abwechselnd blitzen bunte Lichter auf<br />
und lassen die Umrisse des Raumes<br />
erkennen. Mein Herzschlag hat sich<br />
den Beats, die aus der Anlage dröhnen,<br />
angepasst, sodass der Rhythmus und<br />
mein Puls zu einer Einheit verschmolzen<br />
sind. Wenn ein Lichtstrahl in die<br />
Nähe fällt, sieht man vor allem nackte<br />
Haut. Die Menschen unterscheiden sich<br />
hinsichtlich ihrer Optik sehr, doch eines<br />
haben sie alle gemeinsam: Sie haben<br />
sich ausgezogen. Und tanzen hier in<br />
Unterwäsche oder nackt. Oder in Kink,<br />
Lack und Leder und manche im Fetisch<br />
–Outfit. Wir befinden uns auf einer Sex-<br />
Positive-Party.<br />
SEX-POSITIVE IN WIEN?<br />
WIE GEHT DAS?<br />
Nein, das ist keine Sex-Party. Und nein,<br />
auch keine Swinger-Party. Sex-Positive<br />
-Partys stellen einen Rahmen dar, in dem<br />
die Sexualität und der Körper von allen<br />
gefeiert werden kann. Egal, welches<br />
Geschlecht. Egal, welche Herkunft, und<br />
egal, welche sexuelle Orientierung. So<br />
wird das Konzept zumindest auf der<br />
Webseite des Veranstalter-Kollektivs<br />
„hausgemacht“ dargestellt. Und auch<br />
wenn „Sex“ im Titel dieser Veranstaltungen<br />
steht, liegt dieser nicht im Fokus<br />
der Partys. (Fast) alles kann, nichts<br />
muss. Es soll immer noch hauptsächlich<br />
um die Musik und das Tanzen gehen.<br />
Nur unter anderen Grundbedingungen.<br />
Dieses Fest der Körper lässt einen Abend<br />
lang die Grenzen verschwimmen. Jene<br />
Grenzen, die aufgrund von moralischen<br />
Die Veranstalter der Sex-<br />
Positive Parties haben sich für<br />
unser Shooting ausgezogen.<br />
Danke und Bussi!<br />
32 / RAMBAZAMBA /<br />
/ RAMBAZAMBA / 33
Dessous, Lack, Leder oder<br />
einfach ganz nackt - all<br />
das ist erlaubt - Nur in<br />
Straßenkleidung darfst du<br />
nicht rein!<br />
Normvorstellungen in unseren Köpfen<br />
einzementiert sind.<br />
Während Partys dieser Art in anderen<br />
Hauptstädten wie Paris und Berlin - die<br />
meisten haben sicher schon den ein oder<br />
anderen Mythos aus dem KitKat Club<br />
gehört - schon lange einen fixen Bestanteil<br />
der Club- und Feierkultur einnehmen,<br />
gab es sowas in Wien noch nicht. Bis<br />
jetzt.<br />
Als eine der Veranstalterinnen des<br />
Kollektivs „hausgemacht“ bin ich für die<br />
Sex-Positive-Partys mitverantwortlich.<br />
Momentan sind wir die einzigen in Wien,<br />
die unter dem Motto der Reihe „Zusam-<br />
men.Kommen“ solche Partys veranstalten.<br />
Für mich sind diese Abende ein<br />
Zeichen gegen veraltete soziale Konventionen<br />
und gegen scheinheilige<br />
Moralvorstellungen, die oft unbewusst<br />
unser Handeln beeinflussen. Gleichzeitig<br />
sehe ich sie als einen feministischen<br />
Festakt, weil es für Frauen auch im Jahr<br />
20<strong>19</strong> noch oft schwieriger ist, sich in der<br />
Öffentlichkeit auf eine gewisse Art und<br />
Weise zu präsentieren. „Ich lege diese<br />
Party für mich als Body Positivity aus, da<br />
ich noch nie einen One Night Stand hatte.<br />
Wahrscheinlich, weil mir eingetrichtert<br />
wurde, dass nur leichte Mädchen Sex<br />
für eine Nacht haben.“ sagt die Gründerin<br />
des Kollektivs Frederika Ferkova.<br />
Sie ist davon überzeugt, dass wir<br />
unseren Blick auf Sexualität und Körper<br />
nicht nur auf Instagram verändern<br />
müssen. „Wir müssen aktiv an dem<br />
Bild arbeiten und eine Party fasst diese<br />
Message gut zusammen. Den Leuten<br />
geht’s nachher ja auch besser. Anders.<br />
Niemandem geht's besser oder anders,<br />
nachdem er seinen Instagram- Feed mit<br />
Hashtags wie #bodypositivity durchgescrollt<br />
hat.“, so Frederika.<br />
Damit sich drinnen alle Feiernden<br />
wohlfühlen können, gibt es an der Tür<br />
eine strenge Selektion. Dabei geht es vor<br />
allem darum, dass alle, die reinkommen,<br />
das Konzept der Partys kennen und auch<br />
verstanden haben. Des Weiteren ist es<br />
so möglich, das Geschlechterverhältnis<br />
ausgeglichen zu halten.<br />
Jeweils zwei Personen vom Kollektiv<br />
stehen dabei zusätzlich zur normalen<br />
Security an der Tür und schicken Personen<br />
wieder weg, die beispielsweise<br />
den Dresscode nicht eingehalten haben.<br />
Auf der Homepage der Veranstalter<br />
kann man lesen, dass unter „Dresscode“<br />
Dessous, Lingerie, jegliche Art von Kink,<br />
Lack und Leder, unpolitische Kostüme<br />
sowie Nacktheit fallen. Nicht erwünscht<br />
sind hingegen alte Boxershorts, Strandkleider,<br />
Sport BHs und Jeans-Shorts.<br />
Dresscode bedeutet hier aber nicht<br />
nur das, was man auf der Party trägt,<br />
sondern auch das Mitbringen eines<br />
Rucksacks oder Jutebeutels für die<br />
Strassenkleidung. Diesen gibt man beim<br />
Betreten der Party an der Garderobe<br />
ab. Wer den vergisst, kommt nicht rein.<br />
Außerdem müssen an der Tür bestimmte<br />
Fragen beantwortet werden können, vor<br />
allem zum Konzept oder zum Line-Up.<br />
„Wieso bist du heute hier? Was ist Sex<br />
Positive?“ gehören da beispielsweise<br />
ins Standard-Repertoire. Wer antwortet,<br />
dass er nur hier ist, um wen aufzureißen,<br />
wird weggeschickt. Gruppen über drei<br />
Personen kommen nicht gemeinsam rein.<br />
Und auch wenn einfach das Bauchgefühl<br />
gegenüber einer bestimmten Person<br />
nicht stimmt, wird sie von den Veranstaltern<br />
weggeschickt – ohne Erklärung.<br />
Die, die reingelassen werden, dürfen<br />
sich dann gleich beim Eingang ausziehen.<br />
Davor werden noch die Handykameras<br />
abgeklebt. Im Club drinnen gilt<br />
strenges Fotoverbot. Schließlich soll das,<br />
was auf der Party passiert, auch dort<br />
bleiben.<br />
ALLES AUF ANFANG –<br />
WILLKOMMEN IN DER<br />
GARDEROBE!<br />
In der Garderobe ist die Aufregung, die<br />
in der Luft liegt, zu spüren. Für viele, dich<br />
sich hier gerade mit mir ausziehen, ist es<br />
schließlich das erste Mal. „Darf ich dich<br />
Jill und Kathi von<br />
„Hausgemacht“ schätzen<br />
vor allem die vertrauensvolle<br />
Atmosphäre der Partys<br />
34 / RAMBAZAMBA /
Was ist Sex Positive<br />
(Fast) Alles kann, nichts muss:<br />
Das Sex Positive Konzept<br />
basiert auf dem Gedanken,<br />
dass alle Menschen, unabhängig<br />
von Geschlecht oder<br />
sexueller Orientierung an<br />
einem Ort frei und gemeinsam<br />
feiern können. Die Darkrooms<br />
können als Rückzugsort<br />
gesehen werden, sowie als ein<br />
Ort, an dem die Feiernden ihre<br />
Sexualität ausleben können.<br />
Damit das Konzept funktioniert,<br />
werden Konsens und<br />
Respekt vorausgesetzt.<br />
Der Dresscode<br />
Alle Personen, die auf die<br />
Party möchten, müssen den<br />
Dresscode einhalten. Erlaubt<br />
sind dabei jegliche Formen von<br />
Dessous und Lingerie, Kink,<br />
Lack & Leder Outfits sowie<br />
unpolitische Kostüme.<br />
Fühl dich frei – sei dabei<br />
Die nächste Sex-Positive-Party<br />
findet am 13.4. in der Grellen<br />
Forelle statt.<br />
für mehr Infos: http://www.<br />
hausgemachtinwien.at/<br />
Super Outfit, super Foto – Die Bilder sind allerdings im Studio<br />
entstanden. Auf der Party gilt nämlich striktes Fotoverbot.<br />
kurz was fragen?“. Ich drehe mich zur<br />
Stimme und blicke in das Gesicht eines<br />
hübschen jungen Mannes. „Was hältst<br />
du von meinem Outfit?“, fährt er fort.<br />
Er trägt ein edles dunkelrotes Bustier,<br />
dazu Kniestrümpfe und ein Federband<br />
im Haar. „Das ist das erste Mal, dass ich<br />
mich traue mich in der Öffentlichkeit so<br />
zu kleiden.“ Dass er Angst vor Ausgrenzung<br />
und bösen Kommentaren habe,<br />
erzählt mir Oliver dann. Und dass seine<br />
Freundin heute mit ihm hergekommen<br />
ist. Besondere Party– besondere Menschen,<br />
schließe ich daraus.<br />
Aber eine besondere Party braucht<br />
besondere Maßnahmen:<br />
Im Club selbst ist ein Awarenessteam<br />
eingeteilt, das sich um das Wohl der<br />
tanzenden Vögel(nden) kümmert und<br />
als Anlaufstelle für Probleme aller Art<br />
gedacht ist. Aus diesem Grund werden<br />
auch Gratis-Kondome auf der Party<br />
ausgeteilt.<br />
Auch wenn durch die Selektion<br />
an der Tür die Bedingungen für die<br />
Party-Community so sicher wie möglich<br />
gestaltet werden sollen, kann man nicht<br />
ausschließen, dass jemand aufdringlich<br />
angemacht oder angegriffen wird. Manche<br />
schätzten auch ihren eigenen Körper<br />
falsch ein, zum Beispiel in Bezug auf den<br />
Alkoholkonsum. Dann kann die Situation<br />
für so eine Person, die betrunken auch<br />
noch ihre Freundesgruppe im Club verloren<br />
hat, einfach zu viel werden. Und:<br />
Auch wenn sich hier nicht alles nur<br />
um Sex dreht, hat die Veranstaltung<br />
immerhin das Wort „Sex“ im Titel. Den<br />
gibt’s hier natürlich auch. Kommt mit in<br />
den Darkroom!<br />
ENDLICH: DER<br />
DARKROOM<br />
Viele der Schönen in Unterwäsche oder<br />
Lack und Leder sind mit ihrem Partner<br />
oder ihrer Partnerin gekommen. Oder<br />
haben im Laufe der Nacht eine Person<br />
gefunden, der sie zumindest für eine<br />
Nacht nicht widerstehen können. Und<br />
dann gibt’s da diesen Darkroom. Im hinteren<br />
Teil des Tanzbodens hängen dunkle,<br />
schwere Vorhänge von der Decke.<br />
Ich schiebe sie auseinander und trete<br />
ein. Hier ist es noch heißer und ich fühle<br />
mich, als würde ich nun in ein Geheimnis<br />
eingeweiht werden. Ein Geheimnis, das<br />
mit Weihe aber nicht viel zu tun hat.<br />
Obwohl es ziemlich dunkel hier ist,<br />
sehe ich, dass schwarze Bänke, die mit<br />
Leder bezogen sind, den Raum ausfüllen.<br />
Es gibt auch einige weiche Polster<br />
und Kissen hier. Ich erkenne Paare oder<br />
andere Personenkonstellationen, die eng<br />
umschlungen in der Ecke stehen oder<br />
auf den Bänken liegen. Ja, sie haben<br />
gerade Sex. Aber nicht alle. Am gegenüberliegenden<br />
Eck des Raumes sitzen ein<br />
Mann und eine Frau am Ende einer Bank.<br />
Er streicht ihr über den Arm und sie sind<br />
vertieft in eine angeregte Diskussion.<br />
Neben mir höre ich einen jungen Mann,<br />
der nervös zu der Frau, die neben ihm<br />
liegt, sagt: „Tut mir leid, ich kann das hier<br />
nicht, lass uns einfach wieder tanzen<br />
gehen.“ ●<br />
KOMMENTAR VON NADA EL-AZAR<br />
Alles kann, nichts muss<br />
„Wisst ihr, was das für eine Party heute<br />
ist? Wer sind die Veranstalter? Was<br />
für Musik wird gespielt? Was habt ihr<br />
an?“. Mein Freund und ich mussten<br />
uns nach anderthalb Stunden Schlange<br />
stehen am Eingang zur „Auslage“<br />
so einigen Fragen stellen. Obgleich ich genervt war, beantwortete<br />
ich sie geduldig. Selbst um drei Uhr morgens – um sechs<br />
wäre bereits Schluss – standen noch zahlreiche potenzielle Partygänger<br />
vor den Pforten des Clubs am Gürtel. Meinem Freund<br />
war die Empfehlung, doch in Unterwäsche zu tanzen, da sein<br />
Outfit nicht ganz zum Abend zu passen schien, jedoch nicht<br />
geheuer. Kurzum: Er kam nicht rein, aber ich schon.<br />
Wien zeigte sich plötzlich von einer Seite, die ich noch<br />
nie gesehen hatte. Jene Menschen, die ich noch draußen in<br />
der Schlange als „harmlos“ einschätzte, betraten im Club mit<br />
el-azar@dasbiber.at<br />
Voll Nice!<br />
Über 10.000 Kurse – von Arabisch<br />
bis Zumba® – an 34 Standorten<br />
in ganz Wien.<br />
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Bildung für alle.<br />
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den krassesten Fetisch-Outfits bis hin zum Hauch von Nichts<br />
den Dancefloor. So viel Nacktheit kannte ich bislang nur aus<br />
dem Berghain in Berlin. Sogar das eine oder andere bekannte<br />
Gesicht lief mir über den Weg. Mir stellte sich ein Typ namens<br />
David vor, der ganz lieb fragte, ob ich nicht mit ihm tanzen<br />
wolle. Ich lehnte dankend ab. David kam im Laufe der Nacht<br />
etwa fünf Mal auf mich zu und wurde zwar niemals aggressiv,<br />
dennoch strahlte er zunehmende Verzweiflung aus. Vielleicht<br />
spürte er den dezenten Druck, gerade an diesem Abend<br />
unbedingt etwas erleben zu müssen. Es gab viele wie mich,<br />
die einfach die Musik genossen. Aber auch viele, die sich beim<br />
Tanzen ständig umsahen, als ob ihnen sonst eine Gelegenheit<br />
in den Darkroom zu gehen flöten ginge. Bei so viel Lockerheit<br />
lag plötzlich ein gewisser Stress in der Luft – gerade für Singles<br />
– hatte ich das Gefühl. Trotz allem finde ich, dass diese Partys<br />
Wien besser stehen, als gedacht. In diesem Sinne: stay sexy!<br />
Eda,<br />
Mitarbeiterin<br />
KundInnenservice<br />
36 / RAMBAZAMBA /<br />
www.vhs.at<br />
Susanne Einzenberger<br />
Foto: Johannes Zinner
„Lachen<br />
lernst du<br />
nicht auf<br />
der Uni“<br />
Von Samar El-Sabaei, Foto: Soza Almohammad<br />
Name: Soso Mugiraneza<br />
Alter: 35<br />
Besonderes: Ab 15. März 20<strong>19</strong> bei Dancing Stars<br />
freitags auf ORF1 zu sehen.<br />
38 / RAMBAZAMBA /<br />
„Lachen ist etwas Natürliches, so wie<br />
Furzen. Wenn es raus muss, dann muss<br />
es eben raus!“ – das ist das Motto des<br />
35-jährigen Kabarettisten und Dancing<br />
Stars Soso Mugiraneza.<br />
<strong>BIBER</strong>: Am 15. März ist dein erster Auftritt bei Dancing Stars.<br />
Was bedeutet das Tanzen für dich?<br />
SOSO MUGIRANEZA: Tanzen ist für mich die Möglichkeit,<br />
Gefühle, die man in sich trägt, körperlich auszudrücken.<br />
Zu welcher Musik tanzt du am liebsten?<br />
Wenn ich runterkommen möchte, höre ich Reggae. Wenn ich<br />
die Sau rauslassen will, dann Afro-Beat, Old School Hip-Hop<br />
oder Dancehall.<br />
Warum bist du Comedian geworden?<br />
Ich war immer der Klassenclown mit dem Drang, Menschen zu<br />
unterhalten.<br />
Was machst du, um glücklich zu sein?<br />
Luft atmen und Lachen hat für mich denselben Stellenwert, es<br />
ist die beste Therapie. Wenn wir Menschen uns sagen, dass<br />
wir über bestimmte Themen nicht lachen dürfen, geben wir zu,<br />
dass dieses Thema uns unter Kontrolle hat. Und dann akzeptiert<br />
man in manchen Situationen auch diese Opferrolle, was<br />
Negativität verbreitet.<br />
Viele Menschen, vor allem in Wien, ticken ja nicht so.<br />
Deswegen sind wir ja auch die zweitunfreundlichste Stadt der<br />
Welt. Und ist das gut?<br />
Darf man also über alles lachen?<br />
Wenn ich über etwas lache, heißt es ja nicht, dass ich es unterstütze.<br />
Lachen ist etwas Natürliches, es ist wie Furzen. Und<br />
diese ganze Diskussion von wegen „Darf ich überhaupt über<br />
das oder das lachen?“ ist komplett überbewertet. Wenn du mal<br />
traurig bist und zufällig trotzdem etwas Witziges passiert, sollte<br />
man nicht sagen: „Oh, ich bin jetzt traurig, es wäre eigentlich<br />
lustig, aber ich lache nicht, ich trau mich nicht“. Weil du durchs<br />
Lachen am besten die Trauer verarbeitest. Das ist ein gratis<br />
Geschenk, das uns Menschen gegeben wurde. Diese Dinge<br />
lernt man nicht auf der Uni, sondern im wahren Leben.<br />
Was gefällt dir in Wien am meisten?<br />
Dass die Schere zwischen arm und reich nicht so groß ist. Ein<br />
Arzt wohnt im dritten Stock, die Putzfrau im Erdgeschoss. Wer<br />
fährt den Mercedes? Die Putzfrau. (lacht)<br />
Nervt es dich, dass dir Menschen immer wieder dieselben Fragen<br />
rund um Rassismus stellen?<br />
Die Medien wollen damit Emotionen erzeugen, indem sie<br />
mich über meine rassistischen Erfahrungen fragen. Auch linke<br />
Zeitungen denken, sie bekämpfen Rassismus, indem sie ihm<br />
viel Aufmerksamkeit schenken aber in Wirklichkeit ist es das<br />
Gegenteil. Da geht man hin mit der Erwartung, über etwas Spaßiges<br />
und Geiles zu reden und dann ist die erste Frage: „Wie<br />
geht’s dir mit Rassismus in Österreich?“. Kann mich irgendwer<br />
einladen, wenn es um etwas Schönes geht? Pandababy-Geburt<br />
oder keine Ahnung.●<br />
Februar 20<strong>19</strong><br />
Dream small<br />
and often<br />
...and take the leap<br />
How to be<br />
a rebel girl<br />
...and a rebel boy<br />
Heldinnen<br />
und Helden<br />
von Morgen<br />
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Foto: istockphoto/ mediaphotos
2 · vorwort<br />
How to be<br />
a rebel girl ...<br />
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Ein Jahr voller Möglichkeiten<br />
Reisen verbindet Menschen, lässt in neue Kulturen eintauchen und erweitert den Horizont.<br />
Man lernt so viele neue Dinge kennen und entwickelt sich persönlich weiter.<br />
Elena Favilli and Francesca<br />
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Stories for Rebel Girls modern and<br />
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proves a world-changing power of<br />
a trusting heart. So explore wildly,<br />
be ambitious, take a leap and be<br />
your own kind of rebel.<br />
elena Favilli (l) und<br />
Francesca Cavallo (r)<br />
Autorinnen<br />
■ elena, what was the reason<br />
you’ve created the good night<br />
Stories for rebel girls?<br />
It’s important for girls to see female role models.<br />
It helps them become more confident<br />
and set bigger goals for themselves. Research<br />
shows that by the time girls reach elementary<br />
school, they already have less confidence<br />
in themselves than boys. That's why changing<br />
the narrative early on is so important.<br />
■ if you could choose one rebel girl<br />
you would like to take to dinner and<br />
talk – who would it be?<br />
That's a tough one! It’s been magic to research<br />
and write about all these great examples<br />
of leadership, courage and compassion.<br />
But I might select Serena Wiliams. I'm<br />
a huge tennis fan and it would be great to<br />
hear from her about some of her greatest<br />
triumphs and challenges.<br />
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daughters, and their sons, that women<br />
don't have to be saints or have magical powers<br />
to impact the world.<br />
■ where do you find your source<br />
of inspiration?<br />
There is inspiration everywhere because<br />
there are women who are achieving great<br />
things all around the globe. So of course, I'm<br />
inspired by women throughout history like<br />
Serena Williams and Julia Childs. Mostly<br />
I'm inspired by the community that has been<br />
supporting the vision of rebel girls for a<br />
long time.<br />
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who wants to gain a foothold in a<br />
male-dominated job?<br />
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the world to know that she can be anything<br />
they want. That they have the right to explore<br />
wildly, to be as ambitious as they<br />
want, and that – as Wang Zhenyi said –<br />
"Daughters can also be heroic."<br />
Projekt Manager: Sarah duller, ma · Business Developer: Claudia auer, ma · Editorial Manager: buket akkaya. · Layout: daniel Pufe · Managing Director: Sophia rüscher, mba<br />
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Foto: ZVG<br />
Als Au-pair hat man all diese Möglichkeiten und noch viel<br />
mehr. Ich war damals in der 12. Schulstufe und habe von<br />
dem Au-pair-Programm gehört, sodass ich mich sofort zu<br />
einem Infotreffen angemeldet habe, um alle Informationen<br />
zu bekommen, um zu wissen, ob ein Auslandsjahr das richtige<br />
für mich ist. Ich habe immer schon gern auf Kinder aufgepasst und<br />
hatte viel Erfahrung, da ich die Älteste von 4 Kindern bin.<br />
abenteuer au-pair<br />
Ich konnte aber nie viel reisen in meiner Kindheit und sah das Aupair<br />
Jahr als meine Chance, ein Abenteuer zu beginnen. Nach dem<br />
Bewerbungsprozess und dem Matching mit Gastfamilien, habe ich<br />
mich dann für eine Familie in Connecticut entschieden. In den USA<br />
angekommen, war die Cultural Care Trainingsschool der erste Halt<br />
meines Abenteuers. Au-pairs aus der ganzen Welt kamen dort zusammen<br />
und Freundschaften haben sich recht schnell geformt.<br />
Auch ich habe dort viele Freunde gefunden und eine davon ist heute<br />
noch meine beste Freundin. Ich war so dankbar, gleich jemanden<br />
gefunden zu haben, mit dem ich nach einer Woche schon unzertrennlich<br />
war. Unsere Freundschaft wurde stärker nach jedem<br />
Treffen, auch nachdem mehr und mehr Au-pairs sich zu einem<br />
Freundeskreis geformt hatten. Nach den ersten paar Monaten hatte<br />
ich also schon Freunde aus der ganzen Welt: Schweden, Mexiko,<br />
Deutschland, Australien, Großbritannien, Österreich und mehr.<br />
neue kultur, neuer lebensstil?<br />
Ein Grund, warum ich mich für das Au-pair-Programm entschieden<br />
hatte, war, die amerikanische Kultur und einen neuen Lebensstil<br />
kennenzulernen. Aber nach dem Jahr war ich auch durch all die<br />
anderen Kulturen meiner Freunde bereichert und mein Horizont<br />
hat sich enorm erweitert. Es hat richtig Spaß gemacht, über all die<br />
Traditionen wie Halloween, Weihnachten, Ostern und Thanksgiving<br />
mehr zu erfahren und dabei zu sein.<br />
Foto: camiLa<br />
work & travel ... quer<br />
durch amerika<br />
Ein wichtiger Teil des Au-pair-<br />
Programms ist neben der Kinderbetreuung<br />
natürlich auch<br />
das Reisen. Insgesamt war ich in<br />
Denver, Montreal, Philadelphia,<br />
Boston, Hamptons, Jackson Hole<br />
und in ganz Connecticut unterwegs.<br />
Meine Gastfamilie hat<br />
mich zwei Mal in den Urlaub<br />
mitgenommen und die restlichen<br />
Male war ich mit Freunden<br />
auf Reisen. Das Highlight<br />
des Jahres war der 10-Tages-Trip<br />
mit meiner besten<br />
Freundin quer durch Ame-<br />
rika. Zuerst sind wir über Toronto<br />
nach Calgary, Kanada, geflogen,<br />
um einen Tag im Banff Nationalpark<br />
zu verbringen. Danach ging<br />
es weiter nach Seattle. Nachdem<br />
wir wundervolle Tage dort verbracht<br />
hatten, sind wir zu unserer<br />
letzten Destination, San<br />
Francisco, geflogen. Wir haben<br />
auch dort einiges entdeckt<br />
und uns mit anderen Au-pairs<br />
getroffen, die wir am Anfang<br />
unseres Auslandsaufenthaltes<br />
in der Trainigsschool<br />
kennengelernt hatten.<br />
Julia Kojalek<br />
ONLINE WEITERLESEN UNTER<br />
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Was würdest du<br />
mit einem Jahr in<br />
den USA machen?<br />
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Auf Kinder aufpassen,<br />
studieren und reisen<br />
in den USA.<br />
/ MIT SCHARF / 41<br />
Foto: aNa
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Foto: FhWN – campUs tULLN<br />
Werden Sie Teil<br />
der Biotech-Revolution!<br />
Biotechnische Verfahren und Bio Data Science<br />
– am Biotech-Campus Tulln studiert man nachhaltig,<br />
praxisorientiert und am Puls der Zeit!<br />
Seit 2002 bietet die Fachhochschule Wiener Neustadt in<br />
Tulln Biotechnische Verfahren als Bachelor- und Masterstudium<br />
an. Der Technopol Campus Tulln, an dem<br />
mittlerweile über 900 Menschen mit biobasierten Technologien<br />
forschen und arbeiten, ist dadurch nicht nur einer<br />
der bedeutendsten Forschungsstandorte in Österreich, sondern<br />
auch die erste Wahl für Studierende. Das Bachelorstudium<br />
vermittelt Schlüsselqualifikationen in Chemie und Analytik,<br />
Bio- und Umwelttechnologie und Verfahrenstechnik sowie Basiskenntnisse<br />
in Management. Ein ausgewogenes Theorie-Praxis-Verhältnis<br />
ist dabei garantiert.<br />
Das Masterstudium bietet zahlreiche individuelle Spezialisierungsmöglichkeiten<br />
in den Themenfeldern Zellfabrik, Umweltbiotechnologie,<br />
Lebensmittelqualität und Bioaktive Wirkstoffe.<br />
Studieninfotag!<br />
15.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong> – infos auf<br />
biotechstudieren.at<br />
di birgit herbinger<br />
Studiengangsleitung Biotechnische<br />
Verfahren/Standortleitung<br />
Biotech-Campus Tulln<br />
arbeitsmarkt der zukunft<br />
Seit Herbst 2018 bietet die Fachhochschule mit "Bio Data Science"<br />
ein neues berufsbegleitendes Masterstudium an, das Menschen<br />
mit naturwissenschaftlichem Hintergrund befähigt, die wachsende<br />
Datenflut im Labor zu managen, bioanalytische Daten zu<br />
generieren, auszuwerten und zu interpretieren.<br />
Unser Ziel ist es, die Studierenden fit für den Arbeitsmarkt der<br />
Zukunft zu machen. Deshalb ist es uns besonders wichtig, das theoretische<br />
Wissen aus den Vorlesungen in Übungen praktisch umzusetzen<br />
und so greifbar zu machen. Hierfür bietet der<br />
Biotech-Campus Tulln die optimalen Bedingungen.<br />
Umgeben von zahlreichen renommierten<br />
Forschungsinstituten und Biotech-Firmen finden<br />
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Biotech-Karriere.<br />
Wir Stiegler suchen<br />
keine Flaschen …<br />
… sondern echte Talente. Schon seit Jahrzehnten<br />
geben wir unsere Expertise von Generation zu<br />
Generation an den Nachwuchs weiter.<br />
Stiegl zeigt eine Vielzahl an beruflichen Herausforderungen<br />
in diversen Bereichen der Unternehmensgruppe –<br />
unter anderem in der Brauerei, dem Getränkehandel, der<br />
Gastronomie, dem Immobiliengeschäft oder auch dem<br />
Stiegl-Gut Wildshut.<br />
In der Stiegl-Akademie werden zusätzlich zu den fachlichen<br />
Qualifikationen der jungen StieglerInnen die Weiterentwicklung<br />
der sozialen und persönlichen Kompetenzen, wie Teamgeist,<br />
Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein, gesteigert.<br />
Besonders motivierten Lehrlingen bieten wir zusätzlich die Möglichkeit,<br />
ihre Fähigkeiten noch während der Lehre weiter auszubauen.<br />
Dieses Angebot reicht vom Projektmanagement, über<br />
Erste-Hilfe, bis zum Berufskraftfahrer.<br />
Stieglerin wird man nicht. Stieglerin ist man.<br />
Unsere Lehrberufe verbinden das Optimum an Praxis und Theorie<br />
und können teilweise als Doppellehre oder als Lehre mit Matura<br />
abgeschlossen werden. Dazu bieten wir eine Vielzahl an Benefits<br />
während der Ausbildung an.<br />
■ köchin/koch … hat Pfeffer & sorgt für das Salz in der Suppe.<br />
■ restaurantfachfrau/ -mann … ist perfekter Gastgeber.<br />
■ betriebslogistikkauffrau/ -mann … hat viel auf Lager.<br />
■ it-informatiker/-in … arbeitet am Puls der Zeit.<br />
■ bürokauffrau/ -mann … arbeitet mit System. Und mit Herz.<br />
Spürst auch du die Begeisterung für unser Unternehmen?<br />
Dann bewirb dich bei uns unter www.stiegler.at/wirstiegler<br />
Foto: stieGL/ aNNa-maRia saLLeR<br />
Foto: JULia stiX<br />
Superfood für Superbrains<br />
Eva Fischer<br />
persönliches Superfood: Die Rote Rübe.<br />
Kann ohne diese Produkte nicht leben: Buchweizenmehl,<br />
Eier und Rote Rübe.<br />
eva Fischer bloggt seit dezember<br />
2013 sehr erfolgreich auf ihrem<br />
blog "Foodtastic". mit 21 Jahren<br />
wurde bei ihr zöliakie festgestellt.<br />
Seither sind ihr die themen<br />
rund um ernährung und lebensmittel<br />
noch wichtiger.<br />
■ was hat dich dazu bewegt,<br />
den blog zu starten?<br />
Mit dem Bloggen habe ich vor gut fünf Jahren<br />
als Hobby begonnen. Ich suchte ein Medium,<br />
mit dem ich alle meine Hobbies wie<br />
Kochen und Backen, Illustrieren und Schreiben<br />
ausleben konnte. Und eine Website,<br />
um meine Erfahrungen im Bereich glutenfreies<br />
Backen und Kochen mit anderen Betroffenen<br />
zu teilen. Damals machte ich das<br />
neben meinem 40-Stunden-Job, das Bloggen<br />
und die Qualität nahm ich aber schon immer<br />
sehr ernst. So arbeitete ich oft bis in die<br />
Morgenstunden und verbrachte fast jedes<br />
Wochenende mit Kochen oder Backen und<br />
Bloggen, welches das Fotografieren, Illustrieren<br />
und Berichten umfasste. Bis ich wiederholt<br />
Auftragsanfragen erhielt und mir<br />
das Ganze – Beruf und Blog – über den Kopf<br />
zu wachsen drohte. Das war der Zeitpunkt,<br />
als ich beschloss, mich selbstständig zu machen<br />
und zu versuchen, rein von der Bloggerei<br />
zu leben. „No risk, no fun“, dachte ich<br />
mir. „Du bist ja noch jung und kannst wenig<br />
verlieren. Ich schlimmsten Fall suchst du dir<br />
wieder einen neuen Job.“<br />
■ wo findest du die Quelle<br />
deiner inspiration?<br />
Ich reise sehr gern und viel und hole mir<br />
die meiste Inspiration auch auf Reisen. Und<br />
dann habe ich eine riesen Kochbuchsammlung,<br />
die mich immer wieder aufs Neue inspiriert.<br />
Ich suche mir dann Rezepte, die ich<br />
spannend und toll finde, und interpretiere<br />
sie neu.<br />
■ was heißt es für dich,<br />
eine bloggerin zu sein?<br />
Anderen Menschen meine Gefühle und Erfahrungswerte<br />
mitteilen zu können. Und<br />
auch eine gewisse Freiheit, Kreativität und<br />
Selbstständigkeit, mit der ich leidenschaftlich<br />
und abwechslungsreich arbeiten kann.<br />
■ was war bis jetzt deine<br />
größte errungenschaft?<br />
Der Gewinn als Newcomer des AMA Food<br />
Blogger Award 2014 und meine vier Kochbücher.<br />
■ was waren deine größten<br />
Stolpersteine zu beginn?<br />
Zu viele lange Arbeitsnächte, zu wenig<br />
Schlaf und zu wenig Pausen. Ich habe zu<br />
wenig auf mich selbst geachtet – gleichzeitig<br />
hat mir der Blog so viel Energie gegeben,<br />
weil ich die Arbeit liebe.<br />
■ was würdest du jungen<br />
menschen raten, die versuchen,<br />
in der bloggerwelt Fuß zu fassen?<br />
Authentisch zu sein, mit Herzblut und Leidenschaft<br />
einen Blog zu starten und nicht<br />
damit reich werden zu wollen. Außerdem ist<br />
es wichtig, einen Grund fürs Bloggen zu finden:<br />
Wie kann mein Blog andere Leute da<br />
draußen unterstützen oder ihnen helfen?<br />
Unabdingbar ist auch die kritische Auseinandersetzung<br />
mit Kooperationspartnern: Passen<br />
die zu mir und meiner Marke? Würde ich<br />
das Produkt auch privat kaufen, unabhängig,<br />
wieviel der Kunde bereit ist, zu zahlen?<br />
■ welche drei zutaten führen<br />
deiner meinung nach zu einem<br />
zufriedenen leben?<br />
Selbstliebe, eine positive Einstellung zum<br />
eigenen Körper und dessen Pflege mit gutem<br />
Essen und Sport und die Leidenschaft<br />
zum Beruf machen.<br />
■ was würdest du dir für die<br />
zukunft wünschen?<br />
Frieden und mehr Nächstenliebe, Menschen<br />
die sich mit dem Thema Klimawandel<br />
auseinandersetzten<br />
und sich auch<br />
dafür einsetzen!<br />
von Redaktion<br />
Buchtipp:<br />
Eva Fischer:<br />
Pizza ohne Reue<br />
Christian Brandstätter<br />
Verlag<br />
ISBN: 978-3-7106-0179-8<br />
ITSFOODTASTIC<br />
WWW.FOODTASTIC.<strong>AT</strong><br />
Mit den Pfanner Supersäften startest<br />
Du munter in Deinen Tag, lasst Dich von<br />
nichts unterkriegen und wirst in den Pausen<br />
tatsäftig unterstützt. Du bist interessiert am<br />
Entwicklungsprozess der leckeren, hochwertigen<br />
Getränke? Dann „be a fruit hero“ und werde Teil<br />
unseres Teams: Pfanner bietet eine vielfältige,<br />
spannende Lehrausbildung in interessanten<br />
Berufen für Deine chancenreiche Zukunft!<br />
Be a fruit hero!<br />
eNtGeLtLiche eiNschaLtUNG<br />
42 / MIT SCHARF /<br />
/ MIT SCHARF / 43
6 · #reaChFortheStarS www.meinezukunft.at/heldenvonmorgen<br />
Dream small and often<br />
From art & science to exploring faraway worlds in augmented reality for NASA:<br />
Sasha Samochina explains why dreaming small and often helps you take those scary<br />
leaps into your ideal career.<br />
LIFE & STYLE<br />
Mache mir die Welt, wie sie<br />
mir gefällt<br />
Aleksandra Tulej<br />
Sasha Samochina<br />
Immersive Visualization Producer<br />
NASA Jet Propulsion Laboratory<br />
Foto: LaUReN cReW<br />
Aren’t you always supposed to<br />
“dream big”? Not really. Dreams,<br />
like life, should change with time.<br />
Sticking to only one big, specific<br />
goal can be daunting. Space is infinite and<br />
ever-expanding, and your goals should be<br />
too. If we skip over the list of goals I had<br />
as a child, which included but were not limited<br />
to: concert pianist, librarian and<br />
truck driver, we arrive in my high school<br />
years where I was playing music and had<br />
a plan to study biology at an Ivy League<br />
school. A few weeks before university applications<br />
were due, my dream shifted<br />
and I applied to only art schools. I ended<br />
up choosing the School of the Art Institute<br />
of Chicago to study film, video and new<br />
media. My first word of advice to anyone is<br />
to get an internship in the field that you’re<br />
interested in and/or studying right away.<br />
I worked at the Field Museum of Natural<br />
History as a media producer and that grew<br />
into my first job after graduation. That job<br />
allowed me to create real work in the real<br />
world. The skillset I grew moved me to<br />
New York with a toolbox of expertise that<br />
was both: unique and practical. Practical<br />
may not seem like the most attractive<br />
word, but often times you have to prove<br />
those skills to keep moving in your career.<br />
My dream changed again in New York<br />
and I moved to Los Angeles for six months<br />
and I'm still here. I took a chance and applied<br />
online for a job at NASA Jet Propulsion<br />
Laboratory in Pasadena, California,<br />
in the media relations department. In my<br />
heart, I knew l would achieve this dream,<br />
and I did. That first position crafted many<br />
skills and I jumped again, this time to my<br />
current position at JPL. I am an Immersive<br />
Visualization Producer, creating web and<br />
augmented reality experiences that help<br />
scientists and engineers complete their<br />
work more efficiently with the help of new<br />
technologies. You have to realize when it’s<br />
time for a change in your life. Let your tiny<br />
dreams morph into more tiny dreams.<br />
Keep changing and seeing new opportunities.<br />
Take the leap. ■<br />
cloudsasha<br />
sashasamochina<br />
cloudsasha<br />
www.cloudsasha.com<br />
DM, Patschouli & Neroni, Marko Mestrović<br />
MEINUNG<br />
Body Positivity<br />
für den Arsch.<br />
Ich habe die ärgsten Augenringe der<br />
Welt. Ich sehe ungeschminkt aus wie<br />
ein uneheliches Kind von Benicio del<br />
Toro und Richard Lugner. Ich habe schon<br />
alle Concealer der Welt durchprobiert,<br />
Theaterschminke und Tattoo-Cover-<br />
Up inklusive. Nix Gurkenscheiben, nix<br />
Touche Éclat – hilft alles nix. Ja, ich<br />
schlafe genug, nein, ich habe keine<br />
gesundheitlichen Probleme. Und nein,<br />
es sieht einfach nicht schön aus. Sie sind<br />
genetisch und einfach immer da. Sobald<br />
ich mir eine OP leisten kann, werde ich<br />
das überall herausposaunen und es<br />
hundertprozentig durchziehen. Ich habe<br />
dieses pseudo-natürliche Getue einfach<br />
satt. Zu viel Body Positivity nervt. Egal ob<br />
Übergewicht, schlechte Haut oder eben<br />
krank arge Augenringe – das ist nicht<br />
schön und sieht nicht gesund aus, und<br />
das wissen wir alle ganz genau. Dass<br />
wir alle wunderschön sind, wie wir sind,<br />
versuchen uns oft Menschen einzureden,<br />
die selbst makellos aussehen. Hören wir<br />
bitte auf, uns so zwanghaft einzureden,<br />
dass wir alle wunderschön sind. Ich bin’s<br />
nämlich nicht. Zumindest bis ich für die<br />
OP gespart habe.<br />
tulej@dasbiber.at<br />
Ach du heiliger Nagel<br />
Bei den Stichwörtern Jesus und Nägel<br />
denkt man zugegebenermaßen an etwas<br />
anderes. Aber keine Sorge, das hier wird<br />
keine Religionsstunde: Auf Instagram<br />
scheint sich ein neuer Trend breitzumachen<br />
und zwar Nail-Art mit Jungfrau-<br />
Maria-Motiv. Und Motiven, wo andere<br />
Heilige oder Kreuze abgebildet sind. Viel<br />
Glitzer, Strasssteinchen und Bling inklusive.<br />
Besonders in Mexiko wird dieser<br />
Trend gerade gefeiert. You didn’t know,<br />
and now you do know. Amen.<br />
Haar-Tipp<br />
WAS IST DAS SCHON<br />
WIEDER: SEIFE FÜR DIE<br />
HAARE?<br />
Ich weiß nicht, wann ich das letzte<br />
Mal Bar Soap, also Seife im Block zum<br />
Händewaschen verwendet habe. Flüssigseifen<br />
scheinen die Seife, wie man<br />
sie aus der Kindheit kennt, abgelöst<br />
zu haben. Parallel dazu scheinen sich<br />
Haarseifen, auch feste Shampoos<br />
genannt, gegen die herkömmlichen<br />
Haarwasch-Produkte durchzusetzen.<br />
Den Umweltfaktor in diesem Diskurs<br />
zu analysieren würde zu lange<br />
dauern, deshalb probiert es einfach<br />
selbst aus: Das feste Shampoo des<br />
kroatischen Labels Tinktura gibt es<br />
in verschiedenen Duftrichtungen<br />
wie<br />
Lavendel<br />
oder<br />
Zitrone.<br />
Aleks’ Abenteuer<br />
ICH WAR AUF<br />
DER GLOW<br />
Pre-Teens mit Fake Lashes, Highlighter<br />
brighter than my future und Styling<br />
wie aus Modemagazinen. Oder,<br />
besser gesagt, millionenschweren<br />
Insta-Accounts.<br />
Und dann stand ich da – in einer<br />
Halle voller Mädchen, die im Schnitt<br />
meine Töchter sein könnten, und<br />
fühlte mich wie ein verwirrtes Kind<br />
am ersten Schultag. Auf der GLOW<br />
– der größten Beautyconvention in<br />
Österreich. Schmink-Ecke hier, Haar-<br />
Styling-Corner dort. Nicht zu vergessen<br />
die Meet&Greets mit Influencern<br />
(deren Mutter ich wohlbemerkt<br />
ebenfalls sein könnte), Bloggern<br />
und Make-up-Artists. Hätte es das<br />
alles zu meiner Teenie-Zeit gegeben,<br />
würde ich vermutlich heutzutage<br />
nicht mehr mit Make-up-Rand und<br />
schiefem Eyeliner herumlaufen. Oder<br />
hätte mein Augenringe-Problem<br />
ohne OP gelöst. Aber was weiß ich<br />
schon, zu meiner Zeit strahlte Paris<br />
Hilton vom Cover der „People“ mit<br />
hellrosa Lipgloss und glitzerndem<br />
Eyeliner - und ich durfte mich nicht<br />
mal schminken. Um es in moderner<br />
Meme-Sprache auszdrücken: And it<br />
shows.<br />
/ LIFESTYLE / 45
KARRIERE & KOHLE<br />
Studieren statt Saunieren<br />
Von Andrea Grman<br />
MEINUNG<br />
Lernen und<br />
lernen lassen<br />
Mein großer Bruder hat sich kürzlich<br />
einen Hund zugelegt. Saiki kann zuckersüß<br />
sein, aber auch extrem dickköpfig.<br />
Entweder sie macht etwas aus freien<br />
Stücken oder sie macht es gar nicht.<br />
Willst du mit ihr laufen gehen, während<br />
sie lieber schläft? Dann kannst du dir<br />
sicher sein, dass sie sich keinen Millimeter<br />
bewegen wird.<br />
So sehr mich dieser Hund manchmal<br />
nervt, so sehr muss ich gestehen, dass<br />
Saiki und ich uns äußerst ähnlich sind.<br />
Wenn ich zu etwas gezwungen werde,<br />
mache ich aus Sturheit oft das genaue<br />
Gegenteil. So ging es mir mit dem Lernen<br />
in der Schule. Unsere Lehrkräfte waren<br />
nicht besonders begabt darin, uns Lernen<br />
schmackhaft zu machen. Es wurde ein<br />
ständiger Zwang ausgeübt, sodass ich<br />
mich bis zum Schluss geweigert habe,<br />
irgendwas für die Schule zu tun. Erst in<br />
den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie<br />
viel Freude mir Lernen bereitet und dass<br />
es weit darüber hinausgeht, für Schularbeiten<br />
zu pauken und sinnfreie Sätze von<br />
der Tafel abzuschreiben. Ganze 25 Jahre<br />
habe ich für diese Erkenntnis gebraucht.<br />
Zum Glück kann man nie zu alt sein, um<br />
etwas Neues zu lernen (siehe 3 Fragen<br />
an Omi).<br />
grman@dasbiber.at<br />
FOMO<br />
(„FEAR OF MISSING OUT“)<br />
WAR GESTERN!<br />
Heute reden alle von JOMO („Joy<br />
of Missing Out“), Achtsamkeit<br />
und Selbstliebe. In Zeiten von<br />
Hass und Gewalt im Netz, Fake<br />
News, Hoaxes und Cybermobbing<br />
ist das aber gar nicht so leicht.<br />
Du willst dich dagegen wappnen?<br />
Dann ist der modulare VHS-Lehrgang<br />
„DigitalbotschafterIn“ genau<br />
das Richtige: In fünf Modulen<br />
vermitteln Experten zentrale<br />
Kompetenzen für alle, die sich<br />
im Netz nicht mundtot machen<br />
lassen wollen. Bei Besuch aller<br />
Module winkt ein Zertifikat zum/<br />
zur „DigitalbotschafterIn“, die<br />
Module sind aber auch einzeln<br />
buchbar. Das erste Modul findet<br />
am 2. März in der VHS Mariahilf<br />
Neubau Josefstadt statt.<br />
Jetzt anmelden:<br />
http://bit.ly/digitalbotschafterin<br />
Du wirst heuer 80<br />
Jahre alt. Was war das<br />
Wertvollste, das du je<br />
gelernt hast?<br />
Das ist schwer zu<br />
sagen. Ich lerne jeden<br />
Tag etwas Neues. Mein<br />
Motto ist: „Und bist du<br />
alt wie eine Kuh, lernst<br />
du immer noch was<br />
dazu.“<br />
Du bist seit sechs<br />
Jahren Lesepatin in<br />
einer Volksschule. Was<br />
hat dich dazu bewogen?<br />
Mein Traum war es<br />
immer, Lehrerin zu<br />
werden. Ich habe<br />
stattdessen eine Lehre<br />
3<br />
FRAGEN AN:<br />
OMI<br />
Ich könnte mir keine bessere<br />
Expertin zum Thema Lernen<br />
vorstellen als eine Frau, die<br />
sich selbst in hohem Alter<br />
unermüdlich dem Lehren und<br />
Lernen hingibt.<br />
Gewinnspiel<br />
Apropos Lernen: Möchtest du<br />
dir den Mut antrainieren, einfach<br />
mehr du selbst zu sein? Wir<br />
verlosen drei Exemplare von der<br />
überraschend tiefgründigen Erzählung<br />
„Du musst nicht von allen<br />
gemocht werden“. Schreib ein<br />
Mail an grman@dasbiber.at – mit<br />
etwas Glück bist du bald BesitzerIn<br />
eines neuen Buches.<br />
in einer Versicherung<br />
abgeschlossen und<br />
dann 35 Jahre dort<br />
gearbeitet. Ich habe es<br />
gern gemacht. Doch<br />
erst in der Pension<br />
konnte ich mich dem<br />
hingeben, was ich<br />
wirklich machen wollte:<br />
unterrichten. Jetzt bin<br />
ich dreimal die Woche<br />
in der Schule, kann den<br />
Kindern etwas beibringen<br />
und selbst ganz<br />
viel von ihnen lernen.<br />
Was ist dein Tipp für<br />
Lehrlinge?<br />
Sei respektvoll, aber<br />
lass dir nichts gefallen.<br />
Marko Mestrović, bereitgestellt<br />
Alle reden von der Zukunft: Wir entwickeln sie.<br />
Jetzt mit Kombi aus Studium und Lehre durchstarten.<br />
Eine Lehre nach der Matura ist in Österreich<br />
leider noch immer mehr Ausnahme statt<br />
Regel: Während in Deutschland über 25<br />
Prozent aller Abiturienten eine Lehre beginnen,<br />
sind es in Österreich nur rund 2 Prozent<br />
der Maturanten. Mit unseren Ausbildungsgängen<br />
bieten wir dir einen direkten Einstieg<br />
in spannende Arbeitsgebiete. Wenn du auf<br />
ein Studium nicht verzichten willst, aber<br />
gleichzeitig auch die Praxis erleben möchtest,<br />
steigst du bei uns am besten ins duale<br />
Studium ein.<br />
Österreichs erster ausbildungsintegrierter<br />
Studiengang<br />
Die Kooperation zwischen Siemens und der<br />
Fachhochschule St. Pölten bietet für AHS-<br />
Absolventen den österreichweit ersten ausbildungsintegrierten<br />
Studiengang „Smart<br />
Engineering“ an. Parallel zum Studium absolvierst<br />
du bei Siemens die praktische Ausbildung<br />
zum Elektrotechniker. Nach sieben<br />
Semestern stehen dir mit dem Bachelor of<br />
Science in Engineering und einem Lehrabschluss<br />
mit starkem Digitalisierungsschwerpunkt<br />
alle Türen offen. Du übernimmst<br />
Neues duales Angebot<br />
kombiniert Studium mit Lehre<br />
Fokus auf Industrie 4.0<br />
Verantwortung, lernst eigene Entscheidungen<br />
zu treffen und treibst mit uns<br />
innovative Projekte voran.<br />
Während der Ausbildung liegt der Fokus<br />
auf Konzeption, Entwicklung und Umsetzung<br />
von Technologien und Prozessen<br />
innerhalb der Industrie 4.0. Klassische<br />
technische Disziplinen wie Maschinenbau<br />
und Elektrotechnik werden im Zeitalter<br />
der Digitalisierung mit modernem Know-<br />
How der Mensch-Maschine-Interaktion<br />
und Industrial Security verbunden.<br />
Beste Zukunftsaussichten für<br />
Fachkräfte<br />
Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern<br />
bietet Siemens als österreichweit<br />
erstes Unternehmen die Lehre mit Studium<br />
an und bietet so den Auszubildenden beste<br />
Zukunftsaussichten und die richtigen<br />
Kompetenzen für einen perfekten Start<br />
ins Berufsleben.<br />
Mehr Informationen findest du auf<br />
www.siemens.at/ausbildung<br />
Mit Siemens zum Bachelor<br />
Während du an der FH St. Pölten<br />
deinen Bachelor im Fach „Smart<br />
Engineering“ absolvierst, machst<br />
du bei Siemens die praktische<br />
Ausbildung zum Elektrotechniker.<br />
So hast du nach sieben Semestern<br />
gleich zwei Abschlüsse in der<br />
Tasche:<br />
Du bist Bachelor of Science in<br />
Engineering und hast einen<br />
Lehrabschluss. Danach stehen dir<br />
die Türen für deine Zukunft offen.<br />
siemens.at/ausbildung<br />
46 / KARRIERE /<br />
Advertorial_DualesStudiumSiemens_Biber_15_02_OK.indd 1 18.02.20<strong>19</strong> 13:33:49
BeSter Start für deine Zukunft<br />
Du weißt genau was du machen willst oder hast noch keine<br />
Ahnung? Schau bei Österreichs größter Berufsmesse BeSt³<br />
vorbei, um herauszufinden, wie du deinen Traum umsetzen kannst,<br />
oder um zu entdecken, was zu dir passen könnte. Damit du den<br />
Durchblick behältst, haben wir hier die wichtigsten Messe-Tipps<br />
zusammengefasst und nach Karrieretyp sortiert.<br />
Typ 1: Alles unter Kontrolle<br />
Du möchtest am liebsten schon vor der Messe alles<br />
wissen und keine Veranstaltung verpassen? Informiere<br />
dich vorab unter www.bestinfo.at, welche Hochschulen<br />
oder potentiellen ArbeitgeberInnen vertreten sind<br />
und wann welcher Vortrag stattfindet. Qualität geht<br />
bekanntlich über Quantität. Deswegen ist es ratsam,<br />
dir einige AusstellerInnen herauszusuchen, dich gut<br />
über sie zu informieren und die richtigen Fragen zu<br />
stellen. Wenn du dich direkt vor Ort bewerben willst,<br />
nimm deinen Lebenslauf einige Male ausgedruckt mit,<br />
um ihn gezielt jenen Unternehmen geben zu können,<br />
die dich interessieren. Die Betonung liegt auf gezielt.<br />
Das ist ein Lebenslauf, kein Flyer.<br />
Typ 2: Fernweh-Kandidat<br />
Du möchtest am liebsten morgen schon in den nächsten<br />
Flieger steigen und die Welt bereisen? Immer<br />
mit der Ruhe. Auch das größte Abenteuer wird noch<br />
besser mit dem richtigen Plan. Für dich gibt es einen<br />
eigenen Bereich auf der BeSt-Messe voll mit Infos und<br />
Inspiration, die dein Entdecker-Herz höherschlagen<br />
lassen (Bereich S im Obergeschoss). Die nächste Reise<br />
lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.<br />
Alles im Griff? Von A wie<br />
Aufnahmeprüfung bis Z wie<br />
Zertifikat erfährst du auf der<br />
BeSt alles zum Thema Studium.<br />
Brauchst du ein schickes Foto für<br />
deinen Lebenslauf oder deine nächste<br />
Bewerbung?<br />
Lass’ dich von Profi-Fotograf Christoph<br />
Liebentritt kostenlos von deiner<br />
Schokoladenseite ablichten.<br />
WANN?<br />
Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 13 bis 17 Uhr<br />
WO?<br />
BeSt-Messe Wien, biber-Stand (EG)<br />
<strong>BIBER</strong>- BEST-TIPP:<br />
Willst du wissen, was eigentlich die<br />
biber-Akademie ist? Dann komm’ zum<br />
Journalismus-Crashkurs mit biber-<br />
Redakteur Amar Rajkovic.<br />
WANN?<br />
Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 12:15<br />
WO?<br />
Der Workshop-Raum befindet sich<br />
außerhalb des direkten Messegeschehens.<br />
Treffpunkt ist kurz vor dem<br />
Termin beim Treffpunkt „Workshops“<br />
www.facebook.com/bestinfo.at<br />
www.twitter.com/bestinfo_at<br />
Eintritt frei<br />
www.bestinfo.at<br />
Typ 3: Irgendwas mit Medien<br />
Du musst nichts sagen. Wir verstehen dich auch so.<br />
Du fühlst dich ganz wohl mit vielen Zeitungen um dich<br />
herum und sprudelst nur vor Kreativität und guten<br />
Geschichten. Doch wenn es darum geht, was genau<br />
deine Zukunft bringt, weißt du meist keine zufriedenstellende<br />
Antwort. Wir haben den perfekten Workshop<br />
für dich: biber-Redakteur Amar Rajković erzählt euch<br />
bei Crashkurs Journalismus alles über die biber-Akademie<br />
(Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 12:15, Anmeldung unter<br />
www.bestinfo.at). Ansonsten komm‘ uns jederzeit<br />
am biber-Stand besuchen und frag‘ uns Löcher in<br />
den Bauch. Das ist eine gute Generalprobe für deine<br />
Journalismus-Karriere.<br />
48 / KARRIERE /<br />
Christoph Liebentritt<br />
7. bis 10. März 20<strong>19</strong><br />
Wiener Stadthalle<br />
9 bis 18 Uhr, 10. März bis 17 Uhr<br />
D i e g r o ß e B i l d u n g s m e s s e<br />
Die neue<br />
APP
Do It The BeSt³ Way<br />
Auf der BeSt³ findest du alle Infos rund um Studium,<br />
Auslandsaufenthalte, Jobs und Weiterbildung. Mit<br />
unserem Biber BeSt³ -Kompass bist du bestens auf die<br />
Messe vorbereitet.<br />
DONNERSTAG<br />
07. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />
12:15<br />
„Nix wie weg“<br />
Du willst was Neues machen und gleichzeitig in einem<br />
anderen Land leben? Von Au-Pair bis Freiwilliges Arbeiten:<br />
in diesem Workshop stellt „WienXtra-jugendinfo“<br />
verschiedene Auslandsaufenthaltsprogramme für junge<br />
Leute vor.<br />
Workshopraum 1(Anmeldung erforderlich * )<br />
10:40<br />
Uni oder FH?<br />
Du möchtest studieren, aber die Uni ist dir zu unpersönlich?<br />
Dann ist die Fachhochschule vielleicht eine gute<br />
Alternative für jene, die gerne Teil einer Klassengemeinschaft<br />
sind. Hier kriegst du alle nötigen Infos, um dir die<br />
Entscheidung leichter zu machen.<br />
Vortragssaal 3<br />
FREITAG<br />
08. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />
16:00<br />
Vorbereitung auf das Aufnahmeverfahren der Polizei<br />
und Justizwache<br />
Du arbeitest gerne im Team, bist sportlich und du hast<br />
einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn? Vielleicht wärst<br />
du ja der/die perfekte Polizist/in!<br />
Vortragssaal 2<br />
12:15<br />
Crashkurs Journalismus *<br />
Du bist neugierig, schreibst gerne und kritisch? Dann<br />
schau doch bei unserem Biber-Workshop mit Vize-<br />
Chefredakteur Amar Rajkovic vorbei!<br />
Workshopraum 1(Anmeldung erforderlich * )<br />
SAMSTAG<br />
09. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />
10:40<br />
Wie werde ich PsychotherapeutIn?<br />
Dich fasziniert das Innere eines Menschen, du bist<br />
hilfsbereit und behandelst Probleme gerne an der<br />
seelischen Wurzel? Möglicherweise kannst du das auch<br />
zum Beruf machen!<br />
Vortragssaal 1<br />
9:20<br />
Wie finde ich mein Studium?<br />
Du willst studieren, weißt aber nicht genau was? Dieser<br />
Workshop hilft dir ein geeignetes Studium zu finden.<br />
Workshopraum 1 ((Anmeldung erforderlich * )<br />
SONNTAG<br />
10. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />
11:20<br />
Probier dich aus!<br />
Vielleicht doch eine Lehre? Mit dieser Bühnenshow wird<br />
dir die Lehre als gute Alternative nähergebracht.<br />
Vortragssaal 1<br />
13:30<br />
Schauspieler/in werden<br />
Warum nicht? Du bist ein Bühnenmensch und schlüpfst<br />
gerne in verschiedene Rollen? Die Schule des Theaters<br />
erklärt dir, wie du deinen Traum leben kannst!<br />
Workshopraum 1 (Anmeldung erforderlich * )<br />
* Achtung! Für diesen Workshop musst du dich rechtzeitig<br />
über die BeSt³ Homepage anmelden!<br />
Marko Mestrović<br />
Schildkröten retten<br />
in Costa Rica<br />
Samar El-Sabaei<br />
Dr. Roland_ Anzeige Biber_207x66mm<br />
In einer Gesellschaft, in der alles immer sehr<br />
schnell und zack zack gehen soll, kann es, vor<br />
allem für junge Menschen, sehr schwer sein,<br />
sein eigenes Tempo zu bestimmen. Aber du<br />
bist jung, mach einen Schritt zurück und atme.<br />
Geh in dich hinein und finde heraus, was du gerne machst. Bist<br />
du künstlerisch begabt und hast ein Auge für Details, dann ist<br />
vielleicht Grafik Design oder Architektur etwas für dich. Du bist<br />
ein sozialer und hilfsbereiter Mensch? Vielleicht interessiert<br />
dich Sozialarbeit oder Kinder- und Jugendbetreuung. Du liebst<br />
Tiere? In Costa Rica kannst du Teil eines Tierschutzprogramms<br />
für gestrandete Schildkröten werden. Und viele, viele andere<br />
Möglichkeiten, um dich selbst zu verwirklichen.<br />
Auch wenn so viele um dich herum scheinen,<br />
als wüssten sie genau was sie machen<br />
möchten oder sein möchten: Es ist dein Leben,<br />
entscheide dich nicht aus Druck für etwas, was<br />
gerade im Trend ist oder nur, weil es deine<br />
Familie vielleicht so will. Wenn du noch keine<br />
Ahnung hast, was du gerne machst, keine<br />
Panik. Du kannst es auf viele verschiedene<br />
Arten und Weisen herausfinden. Geh auf<br />
Entdeckungsreise in deinem Umfeld, in dir, oder<br />
rund um die Welt. Lass dich inspirieren, probier<br />
was Neues und informier dich. Vielleicht stolperst du auf dem<br />
Weg auf einen unerwarteten Impuls, der dich dort hinbringt,<br />
wo du auch hinpasst. In meiner Schulzeit bin ich zwar in erster<br />
Linie auf die Best Messe gegangen, um an dem Tag nicht in die<br />
Schule zu müssen – aber im Nachhinein war es die perfekte<br />
Chance und der erste Schritt, um sich über seine Möglichkeiten<br />
zu informieren!<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
BERUFSREIFE PRÜFUNG UND M<strong>AT</strong>URA MIT DR. ROLAND<br />
• Hauptabschluss<br />
• AHS-Matura<br />
• Berufsreifeprüfung<br />
Beginn: Frühjahr & Herbst<br />
20<strong>19</strong> geht es hoch hinaus: Im Februar<br />
starten die Kurse für die Berufsreifeprüfung<br />
und im März folgen die Kurse zur<br />
AHS-Matura.<br />
Die Maturaschule Dr. Roland bereitet – der<br />
Name verrät es bereits – auf die Matura<br />
vor. Neben der AHS-Matura und der<br />
Berufsreifeprüfung werden nun auch Kurse<br />
zur Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss<br />
eröffnet.<br />
Die Kurse werden in kompakter Form<br />
angeboten. Damit ist es möglich, das<br />
gewünschte Bildungsziel in kurzer Zeit zu<br />
NEU!<br />
HÖCHSTE<br />
ERFOLGSZAHL<br />
ÖSTERREICHS<br />
erreichen. Die Gegenstände können auf Wunsch<br />
aber auch modular und nacheinander oder auch<br />
im Fernunterricht abgelegt werden. Bei entsprechender<br />
Vorbildung ist ein Einstieg in laufende<br />
Lehrgänge möglich.<br />
Schulleiter Mag. Matthias<br />
Roland motiviert seine<br />
Schüler und Neuzugänge<br />
wie folgt: „Wer wirklich<br />
will, kann jedes Ziel erreichen,<br />
und hat mit unserer<br />
Schule einen kompetenten<br />
Partner an seiner Seite!“<br />
Maturaschule<br />
Dr. Roland<br />
Neubaugasse 43,<br />
1070 Wien<br />
Individuelle und<br />
unverbindliche<br />
Beratung unter Tel.:<br />
+43 (0) 1 523 14 88<br />
oder info@roland.at<br />
50 / KARRIERE /<br />
Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at
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Gärtner oder bautechnische Assistenz<br />
– die Stadt Wien bietet in<br />
mehr als 20 Lehrberufen eine Ausbildung<br />
für interessierte Lehrlinge<br />
an. Die Stadtverwaltung umfasst<br />
viele Bereiche: Vom Bezirksamt,<br />
über Labors, Apotheken, bis hin zu<br />
den Parks und Flüssen. Wenn du<br />
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setzt die Wiener Stadtverwaltung<br />
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2. Lehrjahr für den Beruf Verwaltungsassistenz.<br />
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Mädls, dieser Tag gehört euch:<br />
Am 25. April ist Wiener Töchtertag!<br />
Am Töchtertag können Mädchen von 11 bis 16 Jahren<br />
bei Wiener Unternehmen hinter die Kulissen schauen,<br />
selbst die Initiative ergreifen und erfolgreiche weibliche<br />
Vorbilder aus den Branchen treffen. Das Beste<br />
daran? Die Teilnahme ist kostenlos. Unter „www.<br />
toechtertag.at/maedchen“ gibt’s bis zum 3. April<br />
noch die Chance sich anzumelden und in Sachen<br />
Berufsperspektiven über den Tellerrand zu schauen.<br />
Christoph ist 18 Jahre alt und Lehrling der Stadt Wien. Er macht zurzeit<br />
eine Ausbildung als Digitaldrucktechniker und ist schon im 3. Lehrjahr.<br />
Nadja ist <strong>19</strong> Jahre alt und Lehrling des TOP-Lehrbetriebs. Sie befindet sich<br />
ebenfalls im 3. Ausbildungsjahr und macht die Lehre zur Verwaltungsassistenz.
Selbermacherin<br />
Schicker<br />
Schmuck aus<br />
dem Drucker<br />
Marie Boltenstern<br />
kreiert mithilfe<br />
modernster 3D-Drucktechnik<br />
eindrucksvolle<br />
Schmuckdesigns. Wir<br />
besuchten sie in ihrem<br />
Studio im Herzen von<br />
Wien.<br />
Text: Nada El-Azar, Fotos: Soza Almohammad<br />
In der historischen Bräunerstraße<br />
im Ersten Bezirk liegt das Studio<br />
von Marie Boltenstern. Erst seit<br />
vier Monaten befindet sich das Atelier und<br />
der Shop in dem Friesschen Zinshaus.<br />
Die eigentlich studierte Architektin ist die<br />
weltweit erste Schmuckdesignerin, die ihre<br />
Stücke mithilfe von 3D-Drucktechnik herstellen<br />
lässt. „Architektur und Schmuckdesign<br />
verlangen von mir dieselbe Denkweise.<br />
Einzelne Teile und Tragstrukturen in beiden<br />
Bereichen werden sogar mit denselben Programmen<br />
berechnet“, so die 29-Jährige.<br />
Bereits während ihrem Studium der<br />
Architektur spezialisierte sie sich auf<br />
3D-Technologien. Die Entwürfe werden<br />
zunächst als Prototypen mit dem 3D-Drucker<br />
hergestellt, der sich direkt im Showroom<br />
befindet, bevor das Endprodukt von<br />
einem Gerät in London hergestellt wird.<br />
Dabei wird feinstes Gold- oder Silberpulver<br />
schichtenweise zu Figuren zusammengeschmolzen.<br />
„Was wir mit dem Drucker<br />
machen, geht mit Handwerk nicht“, sagt die<br />
Wienerin. Das sieht man etwa an den Stücken<br />
der „Embrace“-Kollektion, bei denen<br />
sich komplexe Metallformen an Edelsteine<br />
anschmiegen – sie also wirklich „umarmen“.<br />
KEIN „SUPER LEICHTER WEG“<br />
Der Name Boltenstern ist aber im Schmuckbusiness<br />
kein unbekannter. Maries Vater ist<br />
ein Künstler und Goldschmied – trotzdem<br />
interessierte sie sich als junges Mädchen<br />
weniger für Schmuck an sich, als für die<br />
komplexen Formen und Strukturen, die das<br />
harte Material annehmen könnte. Gerade zu<br />
Beginn ihrer Karriere als Schmuckdesignerin<br />
vor vier Jahren wurde sie oftmals mit ihrem<br />
Vater verglichen. „Die Leute meinten, es<br />
sei deshalb für mich ein super leichter Weg<br />
gewesen“, erinnert sie sich. Aber sie ließ<br />
sich niemals beirren.<br />
„Es ist sehr schwierig Menschen von<br />
etwas zu überzeugen, das es zuvor so<br />
nicht gegeben hat.“ Gerade hat Boltenstern<br />
die ersten Wholesale-Deals mit China<br />
und Hongkong abgeschlossen. „Das ist<br />
insofern super, dass man nicht mehr davon<br />
abhängig ist, ob Kunden unsere Produkte<br />
kaufen oder nicht.“ Fun fact: 2016 entwarf<br />
Bei den Kreationen<br />
aus der<br />
„Embrace“-Kollektion<br />
werden<br />
die Steine schon<br />
während des<br />
3D-Drucks in die<br />
Metallfassung<br />
inkorporiert.<br />
sie für Swarovski die Opernball-Tiaren der<br />
Debütantinnen. Und jetzt, in der aktuellen<br />
„Signature“-Kollektion ist es möglich, die<br />
eigene Handschrift mithilfe eines Programms<br />
in ein innovatives Schmuckdesign<br />
zu verwandeln. So ist jedes Stück garantiert<br />
ein Unikat.<br />
Boltenstern – 3D printed fine jewelry<br />
Bräunerstraße 11<br />
1010 Wien<br />
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Wien kann man bei einem<br />
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stellen, die die Gründung eines<br />
Unternehmens betreffen. Im<br />
Vorhinein kann man sich auch<br />
schon eigenständig online<br />
informieren. Ob generelle<br />
Tipps zur Selbstständigkeit,<br />
rechtliche Voraussetzungen,<br />
Amtswege oder Finanzierungsund<br />
Förderungsmöglichkeiten:<br />
Auf der Website kommt man<br />
mit wenigen Klicks zu allen<br />
wichtigen Informationen.<br />
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www.gruenderservice.at<br />
Die Selbermacherw-Serie ist eine<br />
redaktionelle Kooperation von das<br />
biber mit der Wirtschaftskammer<br />
Wien.<br />
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54 / KARRIERE /
„Alle<br />
Gehälter<br />
offenlegen“<br />
<strong>BIBER</strong>: In Österreich wurde jüngst der<br />
ehemalige Kanzler Reinhold Mitterlehner als<br />
„links“ bezeichnet, weil er sich für Lehrlinge<br />
im Asylverfahren einsetzt. Was ist für Sie<br />
„links“?<br />
REN<strong>AT</strong>E ANDERL: Links bedeutet für mich<br />
solidarisch zu sein und für sozialen Ausgleich<br />
einzutreten.<br />
Warum brauchen wir in Österreich die<br />
Arbeiterkammer?<br />
Die AK vertritt 3,7 Millionen Beschäftigte,<br />
die dadurch stärker sind und mehr erreichen<br />
können, als jede Einzelperson. Das<br />
ist wichtig für den Interessenausgleich<br />
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.<br />
Auch wenn der Chef auf dem längeren Ast<br />
sitzt: Wenn ein Mitarbeiter zu uns kommt,<br />
weil der Chef zu wenig zahlt, dann hilft die<br />
AK ihm dabei, zu seinem Recht zu kommen.<br />
Welche Dienstleistungen bietet die AK für<br />
Migranten?<br />
Am häufigsten wird die Beratung zum<br />
Arbeitsrecht in Anspruch genommen: Dort<br />
haben wir mehrsprachige ExpertInnen und<br />
einen Videodolmetsch-Service. Wichtig ist<br />
auch die Beratung zu Krankengeld oder<br />
Pension. Bei Problemen mit Banken und<br />
Versicherungen hilft unser Konsumentenschutz.<br />
Die Serviceleistungen der AK stehen<br />
natürlich allen Mitgliedern zur Verfügung -<br />
unabhängig von deren Herkunft.<br />
Mit welchen Problemen sind Migranten vorwiegend<br />
in der Arbeitswelt konfrontiert?<br />
Am häufigsten mit Diskriminierung. Damit<br />
verbunden sind niedriges Einkommen,<br />
schlechte Arbeitsbedingungen und respekt-<br />
Arbeiterkammerpräsidentin<br />
Renate<br />
Anderl über respektlosen<br />
Umgang mit<br />
Frauen in der Arbeitswelt,<br />
ihr erstes Gehalt<br />
und warum man zu<br />
den AK-Wahlen gehen<br />
sollte.<br />
Von Amar Rajković, Foto: Christoph Liebentritt<br />
loser Umgang - hier sind Frauen noch<br />
stärker betroffen.<br />
Sind Sie für eine Transparenz, was<br />
Gehälter in Österreich betrifft?<br />
Ja, die betriebliche Offenlegung aller<br />
Einkommen wäre notwendig, um die<br />
Lohnschere zu schließen.<br />
Was halten Sie von einer Frauenquote im<br />
Middle- und Uppermanagement?<br />
Sehr viel!<br />
Mütter, die zurück in die Arbeitswelt<br />
gehen, müssen noch immer mit großen<br />
Gehaltsunterschieden zu ihren männlichen<br />
Kollegen kämpfen. Was machen<br />
Sie dagegen?<br />
Wir beraten Frauen, wie sie ihre Rechte<br />
bestmöglich für den Wiedereinstieg nutzen<br />
können und setzen uns für Einkommensgerechtigkeit<br />
ein.<br />
Warum sollten alle Wahlberechtigen<br />
wählen gehen?<br />
Weil es in Österreich nicht nur um die<br />
Interessen von Wirtschaft und Industrie<br />
gehen darf und unser Sozialstaat verteidigt<br />
werden muss. Die AK steht für faire<br />
Arbeitszeiten, für faire Einkommen und<br />
leistbares Wohnen. Sie ist der Schutzschirm<br />
für alle, die jeden Tag arbeiten<br />
gehen und keine reichen Eltern haben.<br />
Je mehr Menschen wählen gehen, desto<br />
stärker wird dieser Schutzschirm.<br />
Wie beurteilen Sie die bisherige Regierungsarbeit?<br />
Bis jetzt lässt sie schon eine deutliche<br />
Schlagseite zugunsten von Wirtschaft<br />
und Industrie erkennen. Es fehlt außerdem<br />
das Gespür für soziale Fragen.<br />
Wie ist Ihre Meinung zu Sozialministerin<br />
Beate Hartinger Klein?<br />
Wir haben eine gute Gesprächsbasis,<br />
vertreten aber sehr unterschiedliche<br />
politische Positionen.<br />
Ist der 12-Stunden-Tag tatsächlich unzumutbar?<br />
Wenn ja, warum?<br />
Er ist nicht grundsätzlich unzumutbar.<br />
Aber das Arbeitszeitgesetz soll vor<br />
Ausbeutung schützen. Darum war der<br />
12-Stunden-Tag bisher nur als Ausnahme<br />
mit Zustimmung des Betriebsrats<br />
möglich. Jetzt kann er jederzeit und<br />
kurzfristig angeordnet werden. Und wir<br />
wissen alle, dass es mit der Freiwilligkeit<br />
in der echten Arbeitswelt nicht weit her<br />
ist.<br />
Mit wie vielen Jahren haben Sie das<br />
erste Mal gearbeitet?<br />
Mit ca. elf – für die nächsten vier Jahre<br />
war ich dann Studiokind bei der damaligen<br />
ORF-Sendung „Wer bastelt mit?“<br />
Wie hoch war Ihr erstes Gehalt?<br />
Das kann ich heute nicht mehr genau<br />
sagen, aber ich weiß noch, wie stolz ich<br />
damals war, meine Jeans selbst bezahlen<br />
zu können.<br />
Wie lange möchten Sie noch arbeiten?<br />
So lange ich meine Arbeit gerne mache,<br />
denke ich darüber nicht nach. Außerdem<br />
sind es noch ein paar Jahre bis zum<br />
gesetzlichen Pensionsalter. (Anm. der<br />
Redaktion: Anderl könnte in drei Jahren<br />
in Pension gehen)<br />
WER IST SIE?<br />
Name: Renate Anderl<br />
Alter: 57<br />
Funktion: Präsidentin der<br />
Bundeskammer für Arbeiter und<br />
Angestellte (AK) seit 2018<br />
Besonderes: Wuchs als Tochter eines<br />
Hausbesorgers in Favoriten auf<br />
56 / KARRIERE /
TECHNIK & MOBIL<br />
Alt+F4 und der Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
KARRIERE<br />
Aleks Jobicić<br />
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MEINUNG<br />
Adam1234<br />
Wir brauchen eine Alternative zu<br />
Passwörtern. Erst kürzlich sind<br />
50 Millionen (!) geklaute Zugänge<br />
im Internet aufgetaucht.<br />
Der oft lässige Umgang mit der<br />
Sicherheit kann zum ernsten<br />
Problem werden, wenn diese<br />
Daten in die falschen Hände<br />
geraten. Deshalb sollten wir uns<br />
alle an der Nase nehmen und<br />
einmal im halben Jahr unsere<br />
Passwörter ändern. Das ist aber<br />
mühsam. Leider hat sich noch<br />
keine Alternative aufgetan: technische<br />
Lösungen wie Yubikey<br />
haben sich nicht durchgesetzt.<br />
Bleibt also nur, weiterhin den<br />
Passwortsafe und lange Schlüsselwörter<br />
mit Sonderzeichen<br />
zu verwenden. Anstatt neue<br />
Filter zu programmieren, sollten<br />
die Entwickler der Welt mal<br />
dieses Problem angehen - das<br />
wäre echter Fortschritt! Unter<br />
https://haveibeenpwned.com/<br />
kann überprüft werden, ob die<br />
eigene Mailadresse in einem der<br />
geklauten Datenbanken auftaucht.<br />
bezeczky@dasbiber.at<br />
Rakete<br />
kaputt<br />
Das neueste Raumschiff von SpaceX<br />
ist kaputt. Das Testvehikel fiel starken<br />
Winden zum Opfer und wurde<br />
beschädigt. Elon Musk, Gründer von<br />
SpaceX twitterte, dass der Schaden<br />
aber nicht zu dramatisch wäre. Das ist<br />
gut, denn diese neue Generation von<br />
wiederbenutzbaren Raumschiffen zielt<br />
auf den Massenmarkt: Passagier- und<br />
Gütertransport sind die hochgesteckten<br />
Ziele des Erfinders.<br />
ROBO-SAIL<br />
Wir haben fliegende, fahrende und nun<br />
auch segelnde Drohnen. Die Saildrone<br />
genannten automatischen Segelschiffe<br />
sammeln Umweltdaten auf den Ozeanen<br />
und helfen so, den Planeten noch<br />
besser zu verstehen. Hoffentlich fangen<br />
wir rechtzeitig etwas mit dieser Info an,<br />
sonst sind die Daten auch wurscht.<br />
Bock<br />
aufblosn<br />
Nike bringt mit den Nike Hyper<br />
Adapt BB einen selbstschnürenden<br />
Schuh auf den Markt.<br />
Wie in „Zurück in die Zukunft“<br />
passt sich der Schuh dem Fuß<br />
an. Die eingebaute Hardware<br />
merkt sich, wie fest der Nutzer<br />
den Schuh sitzen haben<br />
möchte. Und das alles für<br />
„nur“ 350 Dollar. Schnäppchen<br />
sehen anders aus!<br />
Marko Mestrović, Nike, SpaceX, Saildrone<br />
<strong>BIBER</strong> SUCHT<br />
DICH!<br />
Du möchtest lernen, wie man richtig<br />
recherchiert und gute Geschichten<br />
schreibt?<br />
Du hast es satt, wie über Migrant*innen<br />
geschrieben wird und möchtest wissen, wie<br />
die österreichische Medienlandschaft tickt?<br />
Dann bewirb dich für ein<br />
Stipendium an der biber-<br />
Akademie. Biber sucht für<br />
August und September zehn<br />
Jungtalente, die sich mit biber<br />
identifizieren können und die<br />
Medienlandschaft aufmischen<br />
wollen. Alle Stipendiat*innen<br />
erhalten eine zwei monatige<br />
journalistische Grundausbildung.<br />
Workshops mit externen<br />
Medienschaffenden, Diskussionsrunden<br />
über gesellschaftlich<br />
relevante Themen<br />
und Ausflüge in die großen<br />
Redaktionen Wiens stehen<br />
genauso auf dem Programm<br />
wie das Erarbeiten eigener<br />
Geschichten, Mobile Reporting<br />
und Beratungsstunden für den<br />
weiteren Berufsweg.<br />
Das Ziel der Akademie ist<br />
es, die kommende Mediengeneration<br />
zu rekrutieren und<br />
auszubilden. Das Stipendium<br />
ist mit 714 Euro brutto laut<br />
Kollektivvertrag monatlich<br />
dotiert. Bist du interessiert<br />
und zwischen 18 und 30 Jahre<br />
alt?<br />
Schick uns deinen Lebenslauf<br />
und schreib uns in einem<br />
Motivationsschreiben, warum<br />
du das Stipendium bekommen<br />
solltest, welche drei Geschichten<br />
du gerne schreiben<br />
würdest und sende uns eine<br />
Textprobe. Die interessantesten<br />
Bewerber*innen werden<br />
zu einem Gespräch eingeladen.<br />
Die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft ist keine<br />
Voraussetzung. Für uns zählen<br />
deine Motivation und deine<br />
Ideen, nicht deine Nationalität.<br />
Alle Bewerbungsunterlagen<br />
an:<br />
rajkovic@dasbiber.at<br />
AKADEMIE<br />
Job?<br />
Fix!<br />
DIE BERUFSLEBENS KOLUMNE DES<br />
AMS WIEN<br />
Was ich geliebt habe, als ich so zirka 15 war:<br />
Beim Aufbau der Bühne zuzuschauen, am<br />
Tag vor einem Konzert. Ich hätte alles gegeben,<br />
da dazuzugehören. Männer und Frauen<br />
mit Headset, Kabeln, Werkzeuggürteln, jeder<br />
Handgriff muss sitzen. Hochkonzentriert,<br />
stundenlang. Auch ich, beim Zuschauen.<br />
Und am Schluss ist diese riesige Bühne auf<br />
der Donauinsel gestanden, statt einer Weisheit<br />
an der Tafel.<br />
Weil: Als ich im letzten Pflichtschuljahr war,<br />
habe ich eines mit Sicherheit gewusst – dass<br />
ich nicht weiter in die Schule gehen will.<br />
Wenn das so ist, ist es okay. Grundsätzlich.<br />
Nämlich dann, wenn du dir trotzdem Gedanken<br />
drüber machst, was du weiter lernst.<br />
Schule wie bisher muss es nicht sein, aber<br />
ohne Ausbildung geht’s nicht. Warum? Brutal<br />
gesagt: Weil du ohne Ausbildung in Wien<br />
keinen Job findest, in dem du bleiben und<br />
dich entwickeln kannst.<br />
Aber wenn man genau das lernt, was einen<br />
interessiert, dann macht es Spaß. Es gibt<br />
hunderte Lehrberufe. Technische. Kreative.<br />
Soziale. Forme Geigenbögen, Eisenbahnschienen<br />
oder den Charakter von Kindern.<br />
Egal. Forme deine Karriere.<br />
Tipp: Komm im März in eines der AMS-<br />
BerufsInfoZentren. Dafür brauchst du<br />
keinen klaren Berufswunsch. Nur ein paar<br />
Ideen, was dich interessiert und was du<br />
kannst. Du wirst sehen: Es gibt einen<br />
Beruf dazu. Frauen, die Bühnen bauen,<br />
zum Beispiel: das sind Veranstaltungstechnikerinnen.<br />
58 / TECHNIK /<br />
/ MIT SCHARF / 59
MEINUNG<br />
Zeit zum<br />
Stummschalten<br />
Nach der Doku “Surviving R. Kelly”<br />
sind wir wieder einmal bei der Frage<br />
angelangt: Wie sollen wir eigentlich<br />
mit berühmten Persönlichkeiten<br />
umgehen, die Abscheuliches tun?<br />
Die “Kunst vom Künstler trennen”,<br />
fordern manche. Aber wie soll das<br />
eigentlich gehen? “Nie wieder auch<br />
nur ein Werk konsumieren”, fordern<br />
die anderen. Das fällt einem natürlich<br />
sehr viel einfacher, wenn man für diesen<br />
Künstler sowieso nicht viel übrig<br />
hat. Ist man ein Fan, wird’s schwierig.<br />
Denn man selbst verbindet Erinnerungen<br />
mit gewissen Liedern, Filmen,<br />
etc. Ich versuche da eher den Ansatz:<br />
Verzichten, wo es wehtut. Und das<br />
tut es ihnen beim Geld. Ich werde<br />
nie für ein R. Kelly Konzertticket<br />
bezahlen. Mir nie irgendeines seiner<br />
Alben kaufen. Und auf Spotify kann<br />
man Künstler*innen, die einem nicht<br />
taugen, stummschalten. Letztendlich<br />
bleibt es jeder und jedem selbst überlassen,<br />
aber man sollte es sich hier<br />
nicht zu einfach machen. Denn wir<br />
Fans ermöglichen es, dass Vorwürfe<br />
sehr lange unter den Tisch gekehrt<br />
werden. Aufgrund ihrer Beliebtheit bei<br />
uns bleiben diese Leute verschont.<br />
Ich mach da nicht mehr mit.<br />
pantic@dasbiber.at<br />
KULTURA NEWS<br />
Verstaubte Museen sind<br />
Schnee von gestern.<br />
Von Jelena Pantić-Panić<br />
Filmtipp<br />
Liebe in Zeiten<br />
des Rassismus<br />
Der Film “Baele Street” von Oscar-<br />
Gewinner Barry Jenkins („Moonlight“)<br />
basiert auf dem Bestseller-Roman des<br />
preisgekrönten US-Autors James Baldwin.<br />
Trish und Fonny sind ein verlobtes<br />
junges Paar, das in den 70ern in Harlem<br />
lebt. Fonny wird fälschlicherweise der<br />
Vergewaltigung beschuldigt und kommt<br />
ohne Prozess unschuldig ins Gefängnis.<br />
Kurze Zeit später erfährt Tish, dass sie<br />
schwanger ist. Sie versichert Fonny, ihn<br />
noch vor der Geburt aus dem Gefängnis<br />
zu holen. Mit Hilfe der Familie versucht<br />
sie mit allen Mitteln, seine Unschuld zu<br />
beweisen. Wird es ihr gelingen?<br />
Das erfahrt ihr ab 8.3.20<strong>19</strong> in den Kinos.<br />
WIE<br />
BEGEGNEN<br />
GEFLÜCHTETE<br />
DER DEUTSCHEN<br />
SPRACHE?<br />
„Sprache ist der Schlüssel zur<br />
Integration“, heißt es immer wieder.<br />
Aber wie genau fühlt es für<br />
arabische Geflüchtete an, mit dem<br />
“Schlüssel” in Berührung zu kommen?<br />
Die deutsche Journalistin<br />
Dunja Ramadan, selbst zweisprachig<br />
aufgewachsen, schildert, wie<br />
eng Sprache mit Moralvorstellungen,<br />
Mentalitäten und gesellschaftlichen<br />
Normen verbunden<br />
ist. Ihr Buch “Khalid und das wilde<br />
Sprachpferd” behandelt nicht nur<br />
Deutsch als große gesellschaftspolitische<br />
Frage, sondern erzählt vor<br />
allem von individuellen Erfahrungen<br />
und Schicksalen.<br />
Duden Verlag, 15 Euro.<br />
MELY KIYAK NIMMT HALTUNG EIN<br />
Wäre Mely Kiyak Wienerin, würde dieses Buch vielleicht “Einfach mal die<br />
Bappn halten” heißen. Mely Kiyak ist aber eine preisgekrönte deutsche Journalistin,<br />
politische Kolumnistin und Buch- und Theaterautorin.<br />
Sie plädiert in ihrem Buch “Haltung - ein Essay<br />
gegen das Lautsein” für den Mut zum Leisesein in<br />
einer Welt, in der laute Meinungen am ehesten wahrgenommen<br />
werden. Sie kritisiert auch, dass Leute erst<br />
jetzt draufgekommen sind, dass es Zeit ist “Haltung zu<br />
zeigen” gegen antidemokratischen Populismus. “Man<br />
könne Haltung vorleben, indem man sie einnehme und<br />
zeige, so die Autorin.” Und zwar rechtzeitig und präventiv<br />
und nicht, wenn es schon zu spät zu sein scheint.<br />
Duden Verlag, 10 Euro.<br />
Marko Mestrović, Robert Maschke, Duden Verlag, Tatum Magnus - Annapurna Pictures<br />
Özcan Cosar hat über Umwege<br />
als Breakdancer, fast Balletttänzer,<br />
Sportlehrer, Barkeeper und<br />
Zahnarzthelfer (wirklich wahr) zur<br />
Comedy gefunden. Zum Glück,<br />
denn er ist derzeit, hands down,<br />
einer der besten deutschen<br />
Comedians. Ob in seinen Sketches<br />
über seine Beschneidung, Generation<br />
Aldi oder warum Türken kein<br />
Weihnachten feiern: Er switcht<br />
gekonnt zwischen Hochdeutsch<br />
und Deutschtürkisch und performt<br />
einen Mix aus Singen, Tanzen und<br />
Jokes so fresh, dass dir der Ayran<br />
aus der Nase schießt.<br />
Wer hat nicht an dich geglaubt?<br />
Natürlich gibt’s immer wieder Menschen, die nicht an dich<br />
glauben. Aber ich denk mir einfach nur so: Ey, wenn’s klappt,<br />
dann klappt’s. Wenn’s nicht klappt, dann klappt’s halt nicht.<br />
Und lieber bin ich 60 und blick‘ zurück und denk‘ mir: Cool,<br />
dass ich’s versucht hab, anstatt zu denken: Shit, hätte ich es<br />
doch ausprobiert. Zum Glück lebe ich in Deutschland, auch<br />
wenn alles schiefgeht: Was soll passieren? Es geht immer<br />
weiter.<br />
Erzähl nochmal wie du zur Comedy gekommen bist?<br />
Ich war eigentlich bekannt dafür, dass ich früher bei so Hip<br />
Hop Jams und Battles auf die Bühne gegangen bin, das Mikro<br />
„Ey, wenn’s klappt,<br />
dann klappt’s.”<br />
klappt’s.“<br />
DIE LEHRLINGE DER<br />
SPAR-AKADEMIE UND DER<br />
ÖSTERREICHISCHEN<br />
BUNDESGÄRTEN PRÄSENTIEREN<br />
DIE AUSSTELLUNG:<br />
Exotische<br />
P F L A N Z E N<br />
UND FRÜCHTE<br />
16. – 24. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />
GROSSES PALMENHAUS<br />
SCHÖNBRUNN<br />
gepackt und lustige Sachen gesagt<br />
habe. Einmal hat ein Freund von<br />
mir die Initiative ergriffen und mich<br />
gefragt, ob ich Bock hätte, eine<br />
Veranstaltung zu moderieren. So<br />
hab‘ ich den Kontakt zur Bühne<br />
bekommen. Und irgendwann hat<br />
uns dann ein Freund gezwungen,<br />
bei ihm in der Bar aufzutreten und<br />
dann hab‘ ich Blut geleckt, als die<br />
Menschen das erste Mal wirklich<br />
gelacht haben.<br />
Was willst du deinen Kindern vermitteln,<br />
wie sie mit ihrer doppelten<br />
Identität umgehen?<br />
Wenn ich an die Zukunft denke, will<br />
ich meinen Kindern nur vermitteln:<br />
Lebt so, wie ihr denkt, dass es richtig<br />
ist. Natürlich wird‘ ich ihnen meine Erfahrungen nahebringen.<br />
Entscheidungen müssen sie dann selber treffen und selbst<br />
ihren Weg gehen.<br />
Wie bringst du Familie und Beruf unter einen Hut, wenn du so<br />
viel unterwegs bist?<br />
Ja, das schaff’ nicht ich, das macht meine Frau. Sie hält die<br />
Stellung und immer, wenn ich nach Hause komme, finde ich<br />
wirklich einen Ruhepol, um Energie gemeinsam mit der Familie<br />
zu tanken. Man sagt ja, hinter jedem erfolgreichen Menschen<br />
steckt ein starker Partner und ich habe da wirklich Glück. Das<br />
kann ich jedem nur wünschen.<br />
Infos zur<br />
Veranstaltung<br />
PRÄSENT<strong>AT</strong>IONEN &<br />
VERKOSTUNGEN:<br />
täglich, 10:00 – 12:00 Uhr<br />
und 13:00 – 15:00 Uhr<br />
Diese Sonderausstellung ist<br />
zu den normalen Eintrittspreisen<br />
zu besichtigen.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
09:30 – 16:30 Uhr<br />
EINTRITTSPREISE:<br />
6,00 € (4,50 € ermäßigt)<br />
60 / KULTURA /<br />
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„Die Leiden des jungen Todor“<br />
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Von Todor Ovtcharov<br />
Sucuk & Spiele<br />
Neulich stand in Bulgarien ein ehemaliger<br />
Parlamentsabgeordneter vor Gericht.<br />
Die Anklage ist, dass er von einem<br />
Geschäftsmann eine Bestechung in der Form von<br />
vier Tonnen Sucuk (Rindertrockenwurst) verlangt<br />
habe. Der Abgeordnete meint, er wollte den<br />
ganzen Sucuk dem Premierminister schenken. Die<br />
Geschichte wurde bekannt als „Sucukgate“. Der<br />
Premierminister leugnte natürlich alles – er esse<br />
überhaupt keinen Sucuk. Es blieb die Frage: Hätte<br />
der Geschäftsmann die Bestechung bezahlt, wo<br />
würde er wohl die ganzen vier Tonnen lagern? Vielleicht<br />
wollte er eine riesige Sucuk–Party schmeißen<br />
und den Sucuk an seine Wähler verteilen? So wird<br />
er zu einem modernen Sucuk Robin Hood, der von<br />
denjenigen nimmt, die etwas haben (in diesem Fall<br />
Sucuk), und es denjenigen, die nichts haben, gibt.<br />
Aber warum wurde der Premierminister verwickelt?<br />
Vielleicht wäre es besser gewesen, gleich zur EU<br />
oder noch besser zur UNO zu gehen. Dann wäre es<br />
schwieriger rauszubekommen, ob die Verantwortlichen<br />
Sucuk mögen oder nicht.<br />
ORGIE IM ANZUG<br />
Und wenn man von der UNO spricht: Ein Freund<br />
von mir hatte vor einigen Jahren den Auftrag,<br />
das Weltwirtschaftsforum in Davos zu filmen. Die<br />
Auftraggeber sagten klar, dass er keine Menschen<br />
filmen solle, die essen, trinken oder Spaß haben.<br />
Mein Freund war natürlich einverstanden. Während<br />
des Forums stellte er fest, dass die Delegierten<br />
62 / MIT SCHARF /<br />
nichts anderes taten als zu essen und zu trinken.<br />
Er versuchte heldenhaft auf allen Empfängen,<br />
Buffets und „Arbeitsfrühstücken“, die Weltpolitiker<br />
nicht beim Essen zu filmen, doch immer wenn er<br />
versuchte, die andere Seite des Raumes zu filmen,<br />
sah er unzählige Kellner, die Berge von Essen<br />
hereinbrachten. Es war nicht leicht, alle Delegierten<br />
gemeinsam zu filmen, denn in dem Moment,<br />
als das passieren sollte, tanzten alle gemeinsam zu<br />
„Gangnam style“. Mein Freund sollte eine trockene<br />
Wirtschaftsreportage im Auftrag der UNO drehen,<br />
doch er befand sich auf einer Orgie. Ich sagte<br />
ihm, dass er selber schuld sei. Als sie ihm gesagt<br />
haben, er solle keine Menschen filmen, die essen,<br />
musste er damit rechnen, dass alle nur essen<br />
werden.<br />
Vielleicht habt ihr schon den vielfach für den<br />
Oscar nominierten Film „The Favourite“ vom Regisseur<br />
Yorgos Lanthimos gesehen. Dort erzählt man<br />
über eine englische Königin aus dem 18. Jahrhundert.<br />
Die politischen Entscheidungen im Land werden<br />
von einer Hofdame getroffen, die die Königin<br />
manipuliert. Währenddessen laufen die Staatsmänner<br />
gepudert und mit Perücken herum und haben<br />
Spaß. Sie schauen sich ein Entenrennen an (der<br />
Premierminister geht nirgendwohin ohne seine<br />
geliebte Rennente, die er an einer Leine herumführt),<br />
bewerfen sich mit Essen, während das Volk<br />
in Scheiße und Elend versinkt.<br />
Im Lauf der Weltgeschichte sind vier Tonnen<br />
Sucuk echt gar nichts. ●<br />
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