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BIBER 03_19 AT-3x-2

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FACE OF THE ERA<br />

„WIR MACHEN DANN MAL,<br />

WIE WIR GLAUBEN“<br />

Eine Laudatio an unseren Ex-Chef und<br />

„biber-Babo“ Simon Kravagna<br />

Schock. Er geht. Das geht doch gar nicht. Bei biber<br />

geht (und kommt) zwar immer irgendwer – daran<br />

sind wir gewöhnt. Aber dass ER geht, scheint<br />

dann doch verboten. Doch Tatsache, Chefe hat einen<br />

neuen Job. Seit Mitte Februar ist er Geschäftsführer von<br />

fjum - dem Forum für Journalismus und Medien, arbeitet<br />

irgendwo da draußen in Sankt Marx und lässt uns hier in<br />

der Redaktion jetzt wirklich machen, wie wir glauben.<br />

Nach 10 Jahren mit scharf legt Gründer und Chefredakteur<br />

Dr. Simon Kravagna sein „Herzensprojekt“ in<br />

unsere Hände. Ein Vertrauensbeweis. Dafür und für alles<br />

andere wollen wir uns bedanken. Denn obwohl er Herausgeber<br />

und Haupteigentümer von biber bleibt, ist der<br />

Abschied groß.<br />

SÜPER-CHEF<br />

Tausend Projekte, jede Woche alles neu und keiner kennt<br />

sich aus: Wie oft haben wir gestöhnt. Vor allem, wenn<br />

Cover-Entscheidungen anstanden. Da wurde kurz vor<br />

Schluss die Facebook-Community und Büro-Nachbar<br />

Kenan Güngör um Expertenfeedback gebeten. Wir sind<br />

auch am Abgabetag noch ins Schwimmbad gefahren, um<br />

ein legendäres „Burkini“-Cover zu schießen. Trotz des<br />

kreativen Chaos oder wohl gerade deswegen: Simon ist<br />

Süper-Chef. Denn sein Führungscredo bewirkt, dass keine<br />

Wahl bleibt, als über sich hinauszuwachsen. „Mach, wie<br />

du glaubst!“ – es gibt keinen Satz, den wir öfter gehört<br />

haben. Unsere Reaktion war meist dieselbe: ungläubiges<br />

Augenaufreißen weil Aufgabe noch nie gemacht, hilflose<br />

Schockstarre weil keinen Schimmer, wie Aufgabe bewältigt<br />

werden soll, dann: machen, wie man glaubt. Und siehe da,<br />

hinterher war man um eine Fähigkeit reicher. Danke Simon.<br />

MENTOR<br />

Das sagt man eh viel zu selten. Wie viele „Bibers“ ihm<br />

die eigene Karriere mit zu verdanken haben, ist doch<br />

beachtlich. Und so kann Chefe stolz sein, wohin es die<br />

biber-Sprösslinge geschafft haben. Die Krone, Heute,<br />

Falter, der ORF, VICE und das Biber selbst sind nur einige<br />

Beispiele. Hier arbeiten inzwischen erfolgreich Absolventen<br />

der biber-Akademie mit ihren komischen Namen<br />

voll von „-ićs“ und „-oglus“. Vor zehn Jahren hatte kaum<br />

einE JournalistIN in Österreich Migrationshintergrund. Die<br />

subversive Unterwanderung der Medienlandschaft ist also<br />

gelungen. Simon spielte dabei besonders als Mentor eine<br />

Rolle. Der lange Kärntner, der schon Arafat und Haider<br />

interviewt hat, ist ein Eins-a-Journalist. Das beweist regelmäßig<br />

seine renommierte „Interview in Zahlen“-Reihe.<br />

Was hat Österreich nicht alles erfahren: etwa dass der<br />

Kanzler „0“ Lieder am Handy hat, Blümel dafür „2“ Tattoos<br />

und Frau Dichand erst ab „20“ Millionen Euro Menschen<br />

als reich empfindet.<br />

VISIONÄR<br />

Doch neben der journalistischen Qualität hat der 47-Jährige<br />

seinen Biberlingen wohl mit einer Begabung am<br />

meisten imponiert: Er hat nicht nur innovative Ideen, er<br />

setzt sie auch noch um – am liebsten aus dem Nichts<br />

heraus. „Biber – das Magazin für Neue Österreicher“ ist<br />

das schärfste Beispiel. Ein deutschsprachiges Magazin in<br />

Wien, das aus den Lebenswelten jener ÖsterreicherInnen<br />

berichtet, deren Eltern nicht Hans und Hannelore heißen.<br />

Von den sagenumwobenen Anfangsjahren kennen wir<br />

heute in der Redaktion fast nur Geschichten. Es war die<br />

Zeit der „Ivanas“, der Recherchen auf Gürtel und Balkanstraße,<br />

als man bis nachts unbezahlt vor den Rechnern saß<br />

und irgendwann Pizza bestellte. Gut, dass Amar Rajković<br />

sich damals dachte: Bei einem Magazin, das „Jugo“ aufs<br />

Cover schreibt, muss er arbeiten. Und gut, dass unser stv.<br />

Chefredakteur das auch heute noch tut. Simon hat mit<br />

biber eine Welt geschaffen, die oft mehr als nur Arbeit ist.<br />

Vor allem aber hat er „Journalismus mit scharf“ erfunden<br />

und der fährt – um es in seinen Worten zu sagen – heute<br />

wie damals.<br />

DADDY COOL<br />

Der Vater von drei Söhnen hat in der Redaktion vorgelebt,<br />

wie es dem modernen Mann mit der Vereinbarkeit von<br />

Kind und Karriere ergeht. Da kommt man morgens mit<br />

Augenringen und erzählt dramatische Geschichten von<br />

Kaffeehäusern, die in Neubau vor 7 Uhr nicht öffnen, da<br />

eilt man am Nachmittag, weil Kinder vom Kindergarten<br />

geholt werden müssen und antwortet auf E-Mails um Mitternacht.<br />

Und wenn die Babysitterin absagt, dann macht<br />

man den Termin im Außenministerium eben mit Sohnemann<br />

auf dem Schoß. Gerade wir Neo-Eltern bei biber<br />

konnten von Chefe viel lernen. Ob zum Thema Geburt,<br />

Fläschchen oder Kinderwagendiebstahl: Daddy cool kennt<br />

sich aus.<br />

DR. FEMINIST<br />

Für uns Frauen sind solche Beobachtungen natürlich<br />

prägend. Es zeigt, es geht. Simon ist überzeugter Feminist.<br />

Mehr noch, er ist promovierter. So ein Doktor führt<br />

zu guter Letzt dazu, dass er eine weibliche Nachfolgerin<br />

nominiert hat, die noch dazu Mama in Teilzeit ist. Feministischer<br />

geht es wohl nicht. Delna Antia-Tatić – so heißt<br />

die neue Chefredakteurin von biber (S.6) – will zwar keine<br />

Quote erfüllen, aber das muss man doch stehen lassen:<br />

Wie viele Chefredakteurinnen mit Windelmann daheim gibt<br />

es noch in Österreich? Eben.<br />

In diesem Sinn unser bester Rat von uns an dich: Mach<br />

genauso weiter wie du glaubst, Simon – und viel Spaß bei<br />

fjum.<br />

Tina Herzl<br />

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