LA KW 09

K ULTUR
„Camenisch“ für Einsteiger
Lesung von Arno Camenisch in der Stadtbibliothek
(iep) Der Schweizer Autor Arno Camenisch präsentierte in der
Stadtbibliothek seinen neuesten Roman „Der letzte Schnee“.
Unterhaltsam und mitreißend begeisterte der Autor das zahlreiche
Publikum mit Witz und Charme in seinem ganz speziellen
Camenisch-Sound.
Geboren ist Arno Camenisch
1978 in Tavanasa, einem kleinen
Dorf im Kanton Graubünden. Der
in Biel lebende Autor wurde schon
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet,
u. a. mit dem Eidgenössischen
Literaturpreis und den Hölderlin-
Förderpreis. Bisher veröffentlichte
Camenisch zehn Romane, die in
über 20 Sprachen übersetzt wurden.
„Der letzte Schnee“ hat wie alle seine
Bücher exakt 100 Seiten. Er verdünnt
seine Texte nicht, sondern beschränkt
sich auf die Essenz daraus.
Er vergleicht es mit „Whisky“. Und
die Essenz aus seinem neuesten Roman
gab der Autor wortreich und
bildhaft, untermalt mit originellen
Ausdrücken in „Schwyzerdütsch“
und noch dazu vollkommen auswendig
zum Besten.
ZWEI PHILOSOPHEN IM
SCHNEE. „Orapronobis, der Alte
hoch im Himmel, lässt sich dieses
Jahr aber Zeit, Cofferteckel, wenn
denn etwas Schnee fallen würde,
wäre das nicht verkehrt.“ So beginnen
die beiden Protagonisten Paul
und Georg ihre philosophischen Gespräche
im Schnee. Oder genauer,
im „Bänkli vor dem Hüttli“. Beide
schauen sie voller Stolz auf den
Skilift, ein schönes Ding aus dem
Jahre 1971. Ob es nun der erste Skilift
auf der Welt war oder nicht, sie
wären hier jedenfalls am Nabel der
Welt. Doch wie soll das weitergehen,
Witzig und berührend, mit einer guten Prise Melancholie und originell erzählt: Arno
Camenisch in der Stadtbibliothek Landeck
RS-Foto: Pfurtscheller
wenn der Schnee nicht und nicht
kommen will. Auch der Gletscher
ziehe sich Jahr für Jahr mehr zurück.
Wo wird das alles hinführen, wenn
es so weiter geht mit den Wetterkapriolen.
Doch nicht nur über das
Wetter räsonieren die beiden Hobbyphilosophen
wortreich, es kommen
auch sonstige Befindlichkeiten
zur Sprache, der Wandel der Zeit
im Tal, Ende und Vergänglichkeit.
Das einzig Beständige scheint noch
das Rattern des Skilifts zu sein, den
Berg hinauf und wieder hinunter –
„wie der Lauf der Welt“. Als Zugabe
wurde vom Autor noch ein Text aus
„Hinter dem Bahnhof“ vorgetragen,
in Camenisch-Deutsch und in Rätoromanisch.
Im Anschluss signierte
der Autor einige seiner Bücher, die
von der Buchhandlung Tyrolia zur
Verfügung gestellt wurden.
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RUNDSCHAU Seite 36 27./28. Februar 2019