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Thermenland_03-2019

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Bierkultur<br />

drent& herent<br />

Warum das Innviertel mit Märzen feiert und das Rottal mit Starkbier<br />

Die ganze Geschichte mit dem starken Bier fing mit der bayerischen Brauordnung von 1539 und<br />

dem Dekret durch Albrecht V. von1553 an, in dem festgelegt wurde, dass nur zwischen Michaeli<br />

(29. September) und Georgi (23.April) gebraut werden durfte. In den fünf Monaten danach war das<br />

Bierbrauen verboten. Dieses Dekret galt für fast 250Jahre auch für das damals bayerische Innviertel.<br />

Grund war vor allem die in den Sommermonaten erhöhte Brandgefahr beim Biersieden.<br />

Vom Lagerbier zum Festbier<br />

„Innviertler und Niederbayern<br />

- eigentlich sind wir ja vom selben Schlag!“<br />

Um bis zur nächsten Brausaison nicht ohne Bier<br />

zu sein, braute man im März ein besonders haltbares<br />

Bier. Dies erreichte man durch Erhöhung<br />

des Gehalts an Stammwürze und Alkohol und<br />

durch stärkere Hopfung. Das traditionelle Märzenbier<br />

war noch bis vor Hundert Jahren auf beiden<br />

Seiten des Inns gleich bedeutsam, ist aber<br />

auf der bayerischen Seite seither fast unmerklich<br />

verschwunden. Da das im März gebraute<br />

stärkere Bier am längsten haltbar war, wurde<br />

dieses zuletzt verbraucht. Deshalb konnte es<br />

sich noch eine Zeit als Oktoberfestbier halten.<br />

Das heute auf dem Oktoberfest ausgeschenkte<br />

Bier ist jedoch heller und entspricht eher dem<br />

Biertyp Wiener Export.<br />

Sonderfall Österreich<br />

Die Bezeichnung Märzenbier wird vor allem in<br />

Süddeutschland und Österreich allgemein für<br />

stärkere Lagerbiere verwendet, statt der Kategorie<br />

Exportbier. Vor allem in Österreich ist heute<br />

mehr als die Hälfte des gebrauten Bieres ein Märzen.<br />

Hatte das traditionelle Märzen jedoch einen<br />

Stammwürzgehalt von 15 %,so fiel dieser nach<br />

dem 2. Weltkrieg aus preispolitischen Gründen<br />

auf unter 12 %. Nur in den kleinen Brauereien des<br />

Innviertels hat sich das traditionell starke Märzenbier<br />

noch behauptet und findet in jüngerer<br />

Zeit auch in Bayern wieder zunehmend Freunde.<br />

Starkbier als „flüssiges Brot“<br />

Wie der Starkbierausschank zur Fastenzeit entstand,<br />

lässt sich jedoch genaurekonstruieren. Er<br />

lässt sich auf die Paulaner-Mönche im Kloster<br />

Neudeck ob der Au, das damals noch vor den<br />

Toren Münchens am westlichen Isarufer lag,<br />

zurückführen. Sie mussten sich generell sehr<br />

karg ernähren und brauchten daher vor allem<br />

während der noch strengeren Fastenzeiten zur<br />

Stärkung „flüssiges Brot“. Zu Ehren des Ordensgründers<br />

wurde in der Klosterbrauerei seit 1651<br />

jedes Jahr im Frühling eine besonders starke<br />

Biersorte ausgeschenkt, das „Sankt-Vater-Bier“,<br />

der spätere Salvator.<br />

Eine Münchner Tradition<br />

Mit Mandat vom 31. März1751 gestattete Kurfürst<br />

Maximilian III. Joseph ausdrücklich den öffentlichen<br />

Bierausschank am 2.April, dem Festtag<br />

des Ordensgründers Franz von Paola. Auch<br />

nach der Privatisierung der Brauerei wurde dieser<br />

festliche Starkbieranstich fortgeführt. Seit<br />

1858 ließ die Brauerei dann zur Steigerung des<br />

Umsatzes Gstanzl-Sänger und Volksschauspieler<br />

auftreten. Beim Anstich 1891 gab es erstmals<br />

eine Salvatorrede. Aus dieser „Fastenpredigt“<br />

entwickelte sich nach 1950 schließlich das heute<br />

übliche Politiker-Derblecken. sam

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