März 2019 | Bürgerspiegel
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Interview<br />
Seite 7<br />
sehr, dass wir bei jeder öffentlichen<br />
Sitzung eine Vielzahl<br />
von Zuhörern begrüßen dürfen<br />
und diese sich in den Ratssitzungen<br />
in der Einwohnerfragestunde<br />
dann auch aktiv mit<br />
einbringen.<br />
Henrie Laib: Welche Projekte<br />
wirst Du mit deinen Mitarbeitern<br />
<strong>2019</strong> noch angehen, erledigen,<br />
neu ins Leben rufen?<br />
Thomas Otto: Ein zentrales<br />
Projekt wird hoffentlich<br />
die Dorfentwicklung werden.<br />
– In diesem lassen sich dann<br />
zukünftig unter einer breiten<br />
Beteiligung der Bevölkerung<br />
verschiedene Ideen für die<br />
Weiterentwicklung unserer<br />
Gemeinde entwickeln. Wichtig<br />
wird die Instandhaltung<br />
der Infrastrukturen, das bedarfsgerechte<br />
Vorhalten von<br />
Bau- und Gewerbeflächen, die<br />
flächendecke und lückenlose<br />
Versorgung mit Breitbandkommunikation<br />
sowie die<br />
ärztliche Versorgung und das<br />
Thema der Mobilität und des<br />
Umwelt- und Klimaschutzes.<br />
Hierzu müssen wir vorausschauende<br />
Pläne entwickeln<br />
und Stück für Stück zum Wohle<br />
unserer Einwohnerinnen<br />
und Einwohner umsetzen.<br />
Henrie Laib: Reden wir mal<br />
über die regionale Wirtschaft.<br />
Wie schätzt Du Dein Verhältnis<br />
zur heimischen mittelständischen<br />
Wirtschaft und den<br />
handwerklichen Betrieben?<br />
Thomas Otto: Ich durfte im<br />
letzten Jahr schon etliche unserer<br />
tollen Betriebe und die<br />
dahinter stehenden Inhaber<br />
und Geschäftsführer kennenlernen<br />
und freue mich immer<br />
wieder, wenn sich entsprechende<br />
Gespräche und Besichtigungen<br />
anbieten. Wie so oft<br />
im Leben beginnt es dann mit<br />
einem gegenseitigen Kennenlernen<br />
und Beschnuppern, dass<br />
sich dann immer weiter vertiefen<br />
muss und in einigen Fällen<br />
schon sehr gut entwickelt hat.<br />
Henrie Laib: Das Saterland<br />
kann ja einige bemerkenswerte<br />
Unternehmensgründer vorweisen.<br />
Solche, die ihr gesamtes<br />
Können bündeln und den<br />
Mut hatten, ihre Ziele zu verfolgen.<br />
Der erfolgreiche Unternehmer<br />
Heinz Greiffenberger<br />
von der gleichnamigen Industrieholding<br />
der Greiffenberger<br />
AG, heute 81 Jahre alt, sagte<br />
einmal ein paar kluge Worte<br />
zum Thema Unternehmensgründer:<br />
„Jeder sollte seiner Bestimmung<br />
folgen. Egal, was die<br />
anderen sagen“. Das, so denke<br />
ich, haben auch beispielsweise<br />
die Brake-Brüder verinnerlicht,<br />
deren Firma RMB unglaublich<br />
erfolgreich ist. Oder<br />
auch Thomas Claaßen, der seit<br />
der Firmengründung 1999 stetig<br />
seinen Maschinen- und Metallbaubetrieb<br />
erweitert, ausgebaut<br />
und neue Firmenzweige<br />
gegründet hat. Als gelernter<br />
Maschinenschlosser habe ich<br />
große Hochachtung vor Personen,<br />
die nicht nur geerbt, sondern<br />
etwas Neues aufgebaut<br />
haben. Wie ist Deiner Meinung<br />
nach, Dein Standing bei diesen<br />
erfolgreichen Unternehmern,<br />
welche Wünsche haben Sie an<br />
Dich und wie kannst Du, wie<br />
kann die Gemeinde helfen?<br />
Thomas Otto: Ich habe vor<br />
diesen Unternehmern großen<br />
Respekt. Sie haben sich<br />
mit viel Risiko und Mut zunächst<br />
dazu entschlossen in<br />
die Selbstständigkeit zu gehen<br />
und haben dann durch die<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
auch für ihre Mitarbeiter und<br />
deren Familien Verantwortung<br />
übernommen. Menschen<br />
die sich nicht nur darüber Gedanken<br />
machen, wie sie ihr<br />
eigenes Leben finanzieren und<br />
die Gewinne ihrer Unternehmen<br />
steigern, sondern eben<br />
auch Arbeitgeber, die den Lebensunterhalt<br />
vieler unserer<br />
Mitmenschen, die in diesen<br />
Betrieben beschäftigt sind sicherstellen.<br />
Vor wenigen Wochen stellte sich Thomas Otto den Fragen der Bürger im<br />
Landgasthof Dockemeyer in Ramsloh. Mit dabei Mitglieder von Bündnis<br />
90/Die Grünen, die ihn bei seiner Wahl unterstützt haben. V.l.n.r.: Harry<br />
Lüdders (Kreisverband der Grünen), als Gast Manfred Cybalski (Grüne<br />
Ostrhauderfehn) und Dr. Henning Horrmann (Ratsmitglied der Grünen<br />
im Saterland).<br />
Die an mich herangetragenen<br />
Wünsche beziehen sich<br />
hier oft auf die Schaffung<br />
von Wachstums- und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
durch<br />
die Schaffung von Gewerbeflächen<br />
und den Ausbau entsprechender<br />
leistungsfähiger<br />
Anbindungen an das Straßenund<br />
Kommunikationsnetz.<br />
Basierend auf diesen Gesprächen<br />
ist die Gemeinde, sowohl<br />
in der Verwaltung, als auch<br />
dem Gemeinderat, stets bemüht<br />
den Wünschen und Anforderungen<br />
gerecht zu werden<br />
und unsere Unternehmer wo<br />
immer es geht, im Rahmen der<br />
uns gegebenen Möglichkeiten<br />
zu unterstützen.<br />
Henrie Laib: Ich möchte zu<br />
diesem Thema noch ein wenig<br />
ausholen: Eine Studie der<br />
Bertelsmann-Stiftung hat ergeben,<br />
dass sich zwei von drei<br />
deutschen Unternehmen gesellschaftlich<br />
engagieren – und<br />
das über gesetzliche Vorgaben<br />
hinaus, beispielsweise für ihre<br />
Region oder eine gelungene<br />
Integration. Die sogenannten<br />
„Corporate Citizens“, so die<br />
Studie, könnten jedoch noch<br />
effektiver dabei sein. Der Kritikpunkt:<br />
76% der befragten<br />
8.000 Unternehmen bemängelten,<br />
dass die Politik ihr Engagement<br />
nicht genügend anerkenne.<br />
Gerade Mittelständler<br />
würden Steuererleichterungen<br />
und Bürokratieabbau begrüßen,<br />
damit sie ihr Unternehmensengagement<br />
stärken<br />
können. Liz Mohn, die stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende<br />
der Bertelsmann-Stiftung,<br />
machte u.a. folgenden<br />
Vorschlag: Die Bundes- und<br />
Landespolitik sollte bürokratische<br />
und fiskalische Hürden<br />
beim gesellschaftlichen Engagement<br />
systematisch überprüfen.<br />
Steuererleichterungen<br />
für einzelne Projekte oder<br />
der Abbau von allgemeinen<br />
Belastungen wie aufwendige<br />
Dokumentationspflichten,<br />
schnell wechselnde Rechtslagen,<br />
Komplexität und Besteuerung<br />
des innergemeinschaftlichen<br />
Handels könnten erste<br />
Maßnahmen sein. In welcher<br />
Form kann sich ein Bürgermeister<br />
dieser Sache annehmen<br />
und zwar zum Wohle<br />
seiner Region?<br />
Thomas Otto: Von überbordender<br />
Bürokratisierung und<br />
immer neuen Vorschriften und<br />
Verfahren, die uns durch die<br />
EU, den Bund und die Länder<br />
aufgegeben werden sind<br />
auch wir in den Verwaltungen<br />
massiv betroffen. Hier halte<br />
ich den direkten Einfluss der<br />
Bürgermeister, gerade der parteilosen,<br />
aber für eher gering.<br />
Wichtig ist dann der direkte<br />
Draht zu den Entscheidern,<br />
also den örtlichen Bundestags-<br />
und Landtagsabgeordneten.<br />
Und der Austausch<br />
und Kontakt, das darf man so<br />
auch mal sagen – funktioniert<br />
im Landkreis Cloppenburg<br />
auch überparteilich wirklich<br />
sehr gut. Es ist also zum Woh-