[ke:onda] Wir kaufen euch nicht alles ab!
Als junge Naturfreund*innen aus dem Senegal und aus Deutschland waren wir gemeinsam je zwei Wochen in beiden Ländern unterwegs. Auf den Reisen ist diese Zeitschrift entstanden.
Als junge Naturfreund*innen aus dem Senegal und aus Deutschland waren wir gemeinsam je zwei Wochen in beiden Ländern unterwegs. Auf den Reisen ist diese Zeitschrift entstanden.
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 10<br />
“Nachhaltiger Konsum”<br />
Juni 2018<br />
Der versteckte Müll<br />
Dreckiger Senegal, sauberes Deutschland.<br />
Das sind die Bilder, die sicherlich<br />
einige vor dem Austausch im Kopf<br />
hatten. Was bleibt davon nach zwei<br />
zweiwöchigen Aufenthalten in beiden<br />
Ländern?<br />
Bei unserem Besuch in der Müllverbrennungsanlage<br />
in Frankfurt wurde uns erklärt,<br />
wie die verschiedenen Wertstoffe getrennt<br />
werden. Gleichzeitig kamen im Minutentakt<br />
Müllautos an und luden Tonnen an<br />
Müll <strong>ab</strong>. Als Alternative besuchten wir den<br />
Unverpackt-Laden in Berlin-Kreuzberg,<br />
der zu hohen Preisen Waren ohne Verpackung<br />
verkauft. In den Naturfreundehäusern,<br />
in denen wir während des Austauschs gewohnt<br />
h<strong>ab</strong>en, wurde streng auf Mülltrennung<br />
geachtet.<br />
Gleichzeitig ließen wir uns Bio-Lebensmittel<br />
per Online-Versand liefern und<br />
mussten Plastikverpackungen und Wegwerf-Kühlpacks<br />
entsorgen. Gibt es einen<br />
richtigen, naturfreundlichen Austausch<br />
im Falschen?<br />
Industrie lagert die Produktion in Länder<br />
des globalen Südens aus und damit auch<br />
den anfallenden Müll. In einer Ökobilanz,<br />
die diesen unsichtbaren Müll einbezieht,<br />
würde Deutschland noch viel schlechter<br />
<strong>ab</strong>schneiden als der Senegal.<br />
In einer Ökobilanz, die diesen unsichtbaren<br />
Müll einbezieht, würde<br />
Deutschland noch viel schlechter<br />
<strong>ab</strong>schneiden als der Senegal.<br />
Bevor wir uns also über die Plastiktüte auf<br />
der Straße in Dakar beschweren, sollten<br />
wir zunächst die Anzahl der Müllsäc<strong>ke</strong> vor<br />
unserem eigenen Haus reduzieren, die sich<br />
dort statistisch gesehen anhäufen.<br />
von Marc Eils<br />
Was kann die Politik tun?<br />
In Ruanda herrscht seit Jahren ein<br />
strenges Plastiktütenverbot und das Gepäck<br />
wird am Flughafen nach geschmuggelten<br />
Plastiktüten durchsucht. Einmal<br />
im Monat gibt es einen Aufräumtag im<br />
ganzen Land, an dem für die Kameras<br />
auch der Präsident mal anpackt.<br />
In Kenia wurde im letzten Jahr innerhalb<br />
weniger Monate ein Gesetz ver<strong>ab</strong>schiedet,<br />
dass den Besitz und Verkauf<br />
von Plastiktüten unter hohe Geld- oder<br />
Gefängnisstrafen stellt. In kürzester Zeit<br />
wurden Plastiktüten durch Körbe ersetzt.<br />
Könnte Deutschland davon lernen, anstatt<br />
auf unkonkrete Selbstverpflichtungen<br />
der Supermarkt<strong>ke</strong>tten zu setzen?<br />
Gibt es einen richtigen, naturfreundlichen<br />
Austausch im Falschen?<br />
Ortswechsel. Petit-Mbao in der Nähe von<br />
Dakar. Müll liegt sichtbar am Straßenrand,<br />
im Naturfreundehaus stehen Mülleimer.<br />
<strong>Wir</strong> machen einen Spaziergang zum Strand<br />
und auch dort fällt der angeschwemmte<br />
Müll sofort ins Auge. Auf dem Rückweg<br />
kommt uns ein Müllauto entgegen. Die<br />
Müllmänner kippen die Müllbeutel der<br />
Anwohner*innen in das Auto und lassen<br />
die leeren Müllbeutel auf der Straße zurück,<br />
sodass sie wiederverwendet werden<br />
können – eigentlich sehr nachhaltig, oder?<br />
Dennoch bleibt das Gefühl des dreckigen<br />
Senegals bestehen. Während unserer Fahrt<br />
in den Norden des Landes erhaschen wir<br />
einen Blick auf ein paar Müllberge. Und<br />
vor allem immer wieder diese kleinen Plastiktüten,<br />
die die Straße säumen.<br />
Das Pro-Kopf-Aufkommen von Plastikmüll<br />
im Senegal liegt bei 13 Kilogramm.<br />
In Deutschland sind es 37 Kilogramm,<br />
also fast dreimal so viel. Deutschland ist<br />
nur sehr gut darin, den Müll zu verstec<strong>ke</strong>n.<br />
Jedes Jahr exportieren wir rund 760.000<br />
Tonnen Plastikmüll nach China. Gerade<br />
hat China bekanntgegeben, dass das<br />
Land <strong>ke</strong>ine Lust mehr hat, die Ökobilanz<br />
Deutschlands zu verschönern und will den<br />
Müll <strong>nicht</strong> mehr aufnehmen. Die deutsche