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Als junge Naturfreund*innen aus dem Senegal und aus Deutschland waren wir gemeinsam je zwei Wochen in beiden Ländern unterwegs. Auf den Reisen ist diese Zeitschrift entstanden.
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Seite 11<br />
“Nachhaltiger Konsum”<br />
Juni 2018<br />
Kapitalismus vs. Nachhaltig<strong>ke</strong>it<br />
Profitmaximierung ist die oberste Devise<br />
von Unternehmen im Kapitalismus. Dies<br />
hat Folgen.<br />
Schon im letzten Jahrhundert wurde als<br />
“Tragedy of the commons” beschrieben,<br />
dass Allgemeingüter wie sauberes Wasser,<br />
saubere Luft oder Fischbestände unter den<br />
Kapitalinteressen einzelner zugrunde gehen.<br />
Für das einzelne Unternehmen ist es<br />
profit<strong>ab</strong>el, zu viel Fisch zu fangen, auch<br />
wenn langfristig alle darunter leiden. Die<br />
negativen Kosten werden nämlich externalisiert,<br />
also auf die Gemeinschaft <strong>ab</strong>gewälzt.<br />
Die Frage ist <strong>nicht</strong> nur, wie wir unsere<br />
Gesellschaft oder <strong>Wir</strong>tschaft<br />
organisieren möchten. Entscheidend<br />
ist die Frage nach Besitz und<br />
dessen Verteilung.<br />
Die Frage ist <strong>nicht</strong> nur, wie wir unsere<br />
Gesellschaft oder <strong>Wir</strong>tschaft organisieren<br />
möchten. Entscheidend ist die Frage nach<br />
Besitz und dessen Verteilung. Eine kleine<br />
Gruppe von Menschen verfügt über so viel,<br />
dass ihr Besitz anfängt, sich in Macht darzustellen.<br />
Diese Macht nutzen sie, um ihren<br />
Besitz weiter zu vermehren. Alle anderen<br />
Gruppen werden gegeneinander ausgespielt.<br />
<strong>Wir</strong> leben in einer ständigen Konkurrenz:<br />
Angestellte gegen Zeitarbeitende,<br />
prekär Beschäftigte gegen Arbeitslose,<br />
Arbeitslose gegen Geflüchtete. Selbst die<br />
vermeintlichen Gewinner werden gegeneinander<br />
ausgespielt: CEOs h<strong>ab</strong>en Aufsichtsräte,<br />
und außer den wenigen Superreichen<br />
h<strong>ab</strong>en 99 % aller Menschen Chefs<br />
über sich.<br />
Alle Menschen suchen nach einem guten<br />
Leben, doch für viele geht es ums nackte<br />
Überleben. Im Globalen Norden bedeutet<br />
dies “shitty jobs”, in anderen Ländern<br />
Hunger. <strong>Wir</strong> brauchen eine Politik der Solidarität<br />
in den Nationalstaaten und darüber<br />
hinaus. <strong>Wir</strong> müssen versuchen, den Menschen<br />
klar zu machen, dass lin<strong>ke</strong> Politik<br />
<strong>nicht</strong> heißt, dass mensch seine Zahnbürste<br />
teilen muss. Es geht darum, <strong>nicht</strong> jedes Jahr<br />
ein neues Smartphone zu <strong>kaufen</strong> und Menschen<br />
vor die Interessen der Konzerne (und<br />
denen, die die Konzerne besitzen) zu stellen.<br />
Unsere <strong>Wir</strong>tschaft ist weder effizient<br />
noch nachhaltig. Das Paradoxe daran ist,<br />
dass viele es sich anders wünschen.<br />
Die Lösung ist eine demokratische und nachhaltige<br />
<strong>Wir</strong>tschaft. Doch dazu brauchen<br />
wir Regulierungen und einen star<strong>ke</strong>n Staat,<br />
der diese durchsetzen kann. Beispielsweise<br />
einen Mindestlohn, der zum guten Leben<br />
reicht, oder einen europaweiten Kohle- und<br />
Atomausstieg. <strong>Wir</strong> brauchen Subventionen,<br />
<strong>nicht</strong> für Dinosaurier-Technologien, sondern<br />
für neue emissionsfreie Innovationen.<br />
Damit wir die Luft in unseren Städten wieder<br />
atmen können und <strong>nicht</strong> an unserem eigenen<br />
Wohlstand erstic<strong>ke</strong>n.<br />
Kurz gesagt: wenn wir zuhause<br />
klar Schiff machen und demokratischere<br />
Verhältnisse schaffen, ist<br />
auch anderen Ländern und der<br />
Umwelt geholfen.<br />
Freihandels<strong>ab</strong>kommen (wie z.B. EPA , dem<br />
Economic Partnership Agreement zwischen<br />
der EU und 78 Staaten der Gruppe der afrikanischen,<br />
karibischen und pazifischen<br />
Staaten AKP) sollten durch bedingungslose<br />
Investitionen ersetzt werden, die <strong>nicht</strong><br />
einen modernen Kolonialismus hervorbringen.<br />
<strong>Wir</strong> sollten in das investieren,<br />
was vor Ort gebraucht wird. Dies können<br />
Brunnen, Schulen und Müll<strong>ab</strong>fuhren sein.<br />
Wichtig ist d<strong>ab</strong>ei, <strong>nicht</strong> eine vermeintliche<br />
Lösung aufzudrüc<strong>ke</strong>n, sondern nachhaltig<br />
zu helfen, anstatt die Länder wirtschaftlich<br />
von Entwicklungshilfe <strong>ab</strong>hängig zu<br />
machen. Damit würden vielleicht auch<br />
Gründe verschwinden, ein gutes Leben an<br />
einem anderen Ort zu suchen.<br />
Kurz gesagt: Wenn wir zuhause klar Schiff<br />
machen und demokratischere Verhältnisse<br />
schaffen, ist auch anderen Ländern und der<br />
Umwelt geholfen. Dann löst sich vielleicht<br />
die „tradgedy of the commens“ auf und die,<br />
die auf Kosten der Allgemeinheit leben,<br />
er<strong>ke</strong>nnen ihre Fehler und fangen an, die<br />
Verhältnisse auszugleichen.<br />
von Tilo Podstatny-Scharf