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RE KW 13

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PFLANZENSCHÄTZE<br />

IM AUSSERFERN Pflanzen<br />

erzählen<br />

Teil 1<br />

Frühlingsbeginn<br />

Geschichten<br />

Der Frühling kommt, der Bärlauch wächst!<br />

Warum Lauch (Allium) die Lebenskraft weckt<br />

Warum der Bärlauch Allium ursinum) nach dem Bären (Ursinum)<br />

benannt ist? Vermutlich, weil Braunbären ihn gern nach<br />

dem Winterschlaf fressen, um schnell wieder zu Bärenkräften zu<br />

gelangen. Vielleicht auch, weil er genau wie der Bär nach seinem<br />

Winterschlaf Sinnbild für das erwachende Leben im Frühling ist.<br />

Die Germanen waren jedenfalls der Überzeugung, dass der Bär<br />

dieser Pflanze seine Kraft und Fruchtbarkeit verdankt!<br />

Von Christine Schneider<br />

Wenn wir hinausgehen in den<br />

Wald, spüren wir die Veränderung.<br />

Die Vogelmänner zwitschern irgendwie<br />

anders. Lauter, fröhlicher und<br />

bunter. Kein Wunder! Auch sie spüren,<br />

dass die Sonne mehr Kraft hat,<br />

und es Zeit ist, das Revier zu markieren<br />

mit ihrem Gesang. Wie friedlich!<br />

Meistens. Auch singen sie um<br />

die Wette, um die Frauen, oder die<br />

Eine – für sich zu gewinnen mit ihren<br />

Balzträllern. Der Frühling ist nicht<br />

mehr aufzuhalten. Und der Bärlauch<br />

wächst zwar nicht wegen uns jetzt<br />

so üppig im Buchenwald, wo er sich<br />

durch die braune Blätterschicht unbeirrt<br />

durchkämpft. Doch können wir<br />

seine Bärenkräfte nützen, um auch<br />

unsere Müdigkeit zu vertreiben.<br />

ALLES LAUCH. Bärlauch, Knoblauch,<br />

Schnittlauch und Zwiebel<br />

gehören alle zur Familie der Lauchgewächse<br />

(Allium sp.). Der Bärlauch<br />

kommt in Mitteleuropa nicht sehr<br />

häufig vor, aber wenn, dann in Massen.<br />

Das liegt daran, dass die Samen<br />

sich mit dem lehmigen Boden an die<br />

Tierfüße heften und dann an anderer<br />

Stelle abfallen und immer wieder<br />

große Nester bilden. Oder das Wasser<br />

spült die Samen mit. Er kommt vor<br />

allem auf Auenböden mit tiefgründiger<br />

Erde vor, aber immer im Wald.<br />

Zusammen mit Buschwindröschen,<br />

Gelbstern, Frühlingsknotenblume<br />

und Lerchensporn kennzeichnet er<br />

feuchte und kalkreiche Böden. Da die<br />

grünen Bärlauchblätter vor der Blüte<br />

gesammelt werden, sollte man sich<br />

mit Pflanzen gut auskennen. Obwohl<br />

RUNDSCHAU Seite 18<br />

der Geruch nach Knoblauch eindeutig<br />

ist, wird sie immer wieder verwechselt:<br />

mit den Blättern von Maiglöckchen<br />

oder Herbstzeitlose, die tödlich<br />

wirken.<br />

Was Bär- und Knoblauch so einzigartig<br />

macht, sind die schwefelhaltigen<br />

ätherischen Öle. Der Alliingehalt<br />

liegt bei Knoblauch höher als bei seinem<br />

wilden Bruder im Wald. Darum<br />

stinkt man nach dem Verzehr von<br />

rohem Knoblauch aus dem Mund.<br />

Das schwefelige Abbauprodukt gelangt<br />

durch die Lungenbläschen über<br />

die Atemluft wieder hinaus, und das<br />

riecht sehr unangenehm für das Gegenüber.<br />

Er nimmt nur den Mundgeruch<br />

wahr. Milch oder Petersil neutralisieren<br />

den Mundgeruch zum Teil.<br />

„Des anderen Leid ist die eigene<br />

Freud“, denn er hilft wunderbar bei<br />

chronischen Blähungen. Die Darmmuskulatur<br />

entspannt sich, Gas- oder<br />

Luftblasen verlassen endlich den<br />

geplagten Darm als Abwind. Die<br />

Durchblutung der Darmschleimhaut<br />

verbessert sich. Die unangenehmen<br />

Fäulnisbakterien werden gehemmt<br />

und dadurch die Bildung von Gärgasen<br />

und Blähungen reduziert<br />

oder ganz verhindert. Die gesunde<br />

Darmflora wird gestärkt. Sie wirken<br />

Gastritis und Darmentzündung entgegen.<br />

Besonders Knoblauch soll<br />

laut Studien die Bildung von Blutgerinseln<br />

hemmen (Thromben) und<br />

damit artheriosklerotischen Veränderungen<br />

vorbeugen. Er senkt signifikant<br />

den Cholesterinspiegel und hilft<br />

bei Wurmbefall. Über 28 Millionen<br />

Tonnen Knoblauch werden in China<br />

geerntet und ausgeführt. In Österreich<br />

sind es knapp über 1000 Tonnen.<br />

AUSSERFERNER<br />

SEIT 1922<br />

NACHRICHTEN<br />

Bärlauch wächst in Nestern im Auwald.<br />

RS-Zeichnungen: Schneider<br />

Darum im Geschäft immer auf regionalen<br />

Knoblauch oder Zwiebel achten,<br />

der Umwelt zuliebe!<br />

KUNST AUS DEM INNE<strong>RE</strong>N.<br />

Noch etwas zum Lachen: Manche<br />

Menschen können die Tonhöhe ihrer<br />

Abwinde modulieren. Sie traten früher<br />

als Kunstfurzer auf Jahrmärkten<br />

auf! Der bekannteste war der Franzose<br />

Joseph Pujol, der unter dem Künstlernamen<br />

Le Pétomane (le pet heißt<br />

„der Furz“) auch im Pariser Moulin<br />

Rouge in den 1890er Jahren auftrat.<br />

Er konnte ein Gewitter oder Kanonenschläge<br />

imitieren!<br />

(cs) AVOCADO-BÄRLAUCH-<br />

C<strong>RE</strong>ME. 1 Limette, 1 Avocado, 1–2 EL<br />

fein gehackter Bärlauch, Salz, Pfeffer, 1<br />

Baguette, (Schaf-) Käse.<br />

Zubereitung: Limette auspressen,<br />

Avocado aus der Schale lösen, zerdrücken<br />

und mit dem Limettensaft vermischen.<br />

Bärlauch dazugeben, mit Salz<br />

und Pfeffer abschmecken. Das Baguette<br />

mit der Masse bestreichen, Käse darüber<br />

bröckeln und sofort servieren.<br />

Für Sammler<br />

Die Knoblauchzwiebel bildet Zehen aus,<br />

die in der Erde keimen.<br />

DRÜCKEN ERLAUBT. Knoblauch<br />

muss zerdrückt werden,<br />

damit sich die Stoffe entfalten.<br />

Knoblauch, Bärlauch und Zwiebel<br />

sind roh genossen am wirksamsten.<br />

Sehr gut und gesund sind auch die<br />

„Bärlauchkapern“: Bevor die weißen<br />

zarten Blütchen erscheinen,<br />

stecken sie noch fest zusammengefaltet<br />

in einer dünnen grünen Hülle.<br />

Diese Knospen kann man in Öl<br />

einlegen.<br />

Im Buchenwald bei Pinswang<br />

könnte er jetzt schon anzutreffen<br />

sein. Ende April ist dann die Bärlauchsaison<br />

vorbei.<br />

PESTO. Kalt gepresstes Olivenöl,<br />

Parmesankäse, Pinienkerne, Bärlauch.<br />

Zubereitung: Den Bärlauch in<br />

das Olivenöl geben und alles zwei<br />

Tage durchziehen lassen. Vor dem<br />

Servieren Pinienkerne kurz rösten,<br />

im Mörser zerkleinern und mit dem<br />

Parmesankäse zum Bärlauchöl geben,<br />

salzen und unter die gekochten Spagetti<br />

heben.<br />

27./28. März 2019

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