03872_Vogt_Bibel_Leseprobe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bevor wir uns mit den großen theologischen Leitbildern der<br />
<strong>Bibel</strong> befassen, kann es sicher nicht schaden, erst mal einen<br />
kleinen Abriss des Geschehens zu bekommen. Und dazu sollten<br />
wir mit dem Alten Testament beginnen. Tja, und hier fangen<br />
auch schon die Herausforderungen an: Will man die rund<br />
1500 Jahre der „Geschichte Israels“ mit all ihren verrückten<br />
Wendungen zusammenfassen, dann gelingt das nämlich nur,<br />
wenn man sich auf einige wenige Motive beschränkt. Na, versuchen<br />
wir’s mal:<br />
Gott beruft einen Mann namens Abraham und macht ihn zum<br />
Gründer vater eines neuen Volkes. Seine Nachfahren bauen im Land<br />
Kanaan einen Staat auf, dessen Pracht im ganzen Orient gerühmt<br />
wird. Dann zerstreiten sich die Menschen, vernachlässigen ihren Glauben<br />
an Gott, und verlieren dabei so viel Kraft, dass es ihren Feinden<br />
gelingt, das Reich zu zerstören. Einige dieser „Israeliten“ überleben in<br />
Gefangenenlagern in Babylon und kehren gedemütigt, aber glaubensstolz<br />
zurück, um auf eine Neugeburt ihres Volkes zu hoffen.<br />
Kürzer geht es wohl kaum. Und doch zeigt schon dieser kleine<br />
Überblick, dass das Volk Israel tatsächlich alle Höhen und Tiefen<br />
der menschlichen Existenz durchlaufen hat. Neben Anerkennung,<br />
Erfolg und Macht auch Sklaverei, Elend und Ohnmacht.<br />
Ja, man kann sagen: Die <strong>Bibel</strong> kennt das Leben. Deshalb<br />
weint sie mit den Weinenden, lacht mit den Fröh lichen,<br />
betet mit den Frommen und zweifelt mit den Hadernden. Nun,<br />
ich finde, wir sollten uns gerade deshalb diese erstaun liche Zeit<br />
doch noch ein wenig genauer ansehen:<br />
Als Gott zum Urpatriarchen Abraham, dem späteren Gründer<br />
dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam),<br />
17