03872_Vogt_Bibel_Leseprobe
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Eine kleine Geschichte Israels<br />
kam und ihm Mut machte, sich auf eine ungewisse Wanderung<br />
in das „gelobte Land Kanaan“ aufzumachen, lagen solche<br />
Aufbrüche gerade „voll im Trend“. Es war nämlich die Zeit der<br />
„Aramäischen Wanderung“, in der viele Stämme die Krisen der<br />
umliegenden Großmächte nutzten und ihre Zelte einpackten,<br />
um sich eine neue Heimat zu suchen. Ja, schon Abrahams Vater<br />
Terach hatte für einen derartigen Umzug gesorgt und war aus<br />
der Stadt Ur in Chaldäa ausgezogen, um mit der Familie in den<br />
Ort Haran zu ziehen.<br />
Das Unstete war Abraham also vertraut, als die verheißungsvolle<br />
Anfrage Gottes an ihn gestellt wurde: „Bist du bereit, in<br />
ein fremdes Land zu gehen, das ich dir zeigen werde?“ Irgendwann<br />
im 15. Jahrhundert vor Christus könnte das gewesen<br />
sein. Vielleicht aber auch einige Zeit früher oder später. Klar<br />
ist nur: Ägypter, Babylonier, Assyrer und Hethiter kümmerten<br />
sich damals vor allem um den Erhalt ihrer eigenen Staaten und<br />
hatten wenig Zeit, auf die fruchtbare, kleine Region am Mittelmeer<br />
zu achten. Die Möglichkeit, sich dort eine neue Existenz<br />
aufzubauen, schien Abraham daher wie vielen anderen äußerst<br />
verlockend – und er zog los, um etwas ganz Neues aufzubauen.<br />
Niemand weiß genau, wann Abraham gelebt hat. Daher ist<br />
es auch fast unmöglich, die in der <strong>Bibel</strong> davor geschilderten<br />
Urgeschichten zu datieren: Weder der Bau des gigantischen<br />
Turmes von Babel, noch die Sintflut oder der Pakt Gottes mit<br />
Noah lassen sich historisch festlegen. Das Gleiche trifft auf die<br />
weiteren Vätergeschichten zu, die uns ja in Gestalt einer Familiensaga<br />
überliefert sind. Einige <strong>Bibel</strong>stellen weisen zwar darauf<br />
hin, dass die Autoren sehr alte Überlieferungen benutzt haben,<br />
in der heute vorliegenden Form wurden die Texte aber erst zwischen<br />
dem 8. und dem 2. Jahrhundert vor Christus verfasst.<br />
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