EDUCATION 2.19
Übergänge meistern
Übergänge meistern
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Thema | Dossier<br />
Übergänge meistern<br />
«Das gegenseitige Verständnis<br />
ist gewachsen»<br />
Interview mit Theo Ninck, Vorsteher des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes: Martin Werder<br />
Fotos: Pia Neuenschwander<br />
Das lebenslange Lernen sei<br />
heute das A und O, findet<br />
Theo Ninck. Im Gespräch mit<br />
<strong>EDUCATION</strong> betont er, dies<br />
gelte für Jugendliche und Erwachsene.<br />
Generelle Einschätzung: Wie fit<br />
sind unsere Schulabgänger/innen<br />
für den Einstieg in die Lehre und<br />
Arbeitswelt?<br />
Theo Ninck Wenn wir von den reinen<br />
Zahlen ausgehen, dann sind unsere<br />
Schulabgängerinnen und Schulabgänger<br />
eigentlich recht fit: In den<br />
letzten zehn Jahren konnten wir den<br />
Direkteinstieg in die Berufslehre ständig<br />
steigern. Die Lehrabbruchquote<br />
bewegt sich auf der Höhe des schweizerischen<br />
Mittelwerts, und die Erfolgsquote<br />
von durchschnittlich 94 Prozent<br />
in der Lehrabschlussprüfung liegt<br />
sogar über dem Mittelwert. Grundsätzlich<br />
stellen wir bei den Schülerinnen<br />
und Schülern aber eine grosse<br />
Heterogenität fest, die sich vor allem<br />
auf die Zuwanderung und die Integration<br />
von leistungsschwächeren Lernenden<br />
zurückführen lässt. Dies spüren<br />
auch die Lehrbetriebe.<br />
Besteht an diesem Übergang ein<br />
akutes Problem?<br />
Nein, im Gegenteil, wir dürfen sagen,<br />
dass die Schweiz mit ihrem Bildungssystem<br />
international sehr gut<br />
dasteht. Wir haben eine der tiefsten<br />
Jugendarbeitslosenquoten. Ein wichtiger<br />
Grund ist, dass sich die Jugendlichen<br />
nach ihrer Ausbildung rasch in<br />
den Arbeitsmarkt integrieren. 95 Prozent<br />
unserer Jugendlichen haben einen<br />
Abschluss eines Gymnasiums,<br />
einer Fachmittelschule oder einer Berufsfachschule.<br />
Was sind ihre Stärken und<br />
Schwächen – im Vergleich zu früher<br />
(Jahrtausendwende)?<br />
Die Jugendlichen lernen heute weniger<br />
strukturiert, viel spielerischer,<br />
indem sie zum Beispiel die Sprachen<br />
mehr in der Anwendung lernen. Dadurch<br />
ist ihre Kommunikationskompetenz<br />
gewachsen, und sie strahlen<br />
mehr Selbstsicherheit aus. Ein weiterer<br />
Vorteil ist, dass sie vermehrt<br />
selbstständig etwas anpacken und<br />
erarbeiten können.<br />
Auf der anderen Seite beobachten<br />
wir, dass die Frustrationstoleranz<br />
und das Durchhaltevermögen abgenommen<br />
haben. Die Jugendlichen<br />
sind rascher bereit, die Lehre zu<br />
«schmeissen». Viele Jugendliche in<br />
der Schweiz leben in einer Komfortzone<br />
und müssen nicht mehr um<br />
etwas kämpfen.<br />
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<strong>EDUCATION</strong> <strong>2.19</strong>