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EDUCATION 2.19

Übergänge meistern

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Thema | Dossier<br />

Das «Ausplampen» ist eine gefährliche<br />

Entwicklung, weil die Schülerinnen<br />

und Schüler vieles vergessen<br />

und den Anschluss an die<br />

Berufslehre oder die Mittelschulen<br />

verpassen. Um dem Durchhänger im<br />

9. Schuljahr entgegenzuwirken, haben<br />

wir in Zusammenarbeit mit den<br />

Volksschulen, den Berufsfachschulen<br />

und den Organisationen der Arbeitswelt<br />

in allen Berufen Kompetenzraster<br />

für Mathematik und Deutsch geschaffen.<br />

Lehrpersonen, Jugendliche<br />

und Eltern können auf dem Internet<br />

abrufen, welche Kompetenzen in<br />

jedem Beruf gefragt sind, und ihre<br />

Kenntnisse – abgestimmt auf den<br />

Lehrplan 21 – an Musteraufgaben<br />

testen. Für dieses gezielte Training<br />

gibt es mit der Individuellen Vertiefung<br />

und Erweiterung (IVE) in der<br />

8. und 9. Klasse ein neues Gefäss.<br />

Die Berufswahl stellt hohe<br />

Ansprüche an die Jugendlichen.<br />

Welche Rolle haben die BIZ in<br />

diesem Übergang?<br />

Die Berufsberatungs- und Informationszentren<br />

(BIZ) wirken in der<br />

Schule unterstützend im Rahmen der<br />

Beratung der Lehrpersonen oder in<br />

Kurzgesprächen mit den Schülerinnen<br />

und Schülern. Sie bieten in den<br />

regionalen Zentren umfassende Unterstützung<br />

bei Fragen zur beruflichen<br />

Zukunft und leisten konkrete Beratung<br />

bei der Ausbildungswahl und<br />

der Laufbahngestaltung. Die BIZ sind<br />

primär Ermutiger, denn sie sollen<br />

nicht nur die Defizite, sondern auch<br />

die Stärken der Jugendlichen aufzeigen.<br />

Sie müssen aber den Jugendlichen<br />

auch realistische Ziele erarbeiten,<br />

die sie nicht überfordern. Das<br />

Junior Coaching hilft, die Jugendlichen<br />

in einen Beruf hineinzuführen.<br />

Und wenn alle Stricke reissen und<br />

sich keine Anschlusslösung abzeichnet,<br />

bieten die BIZ mit dem Case<br />

Management eine Dienstleistung an,<br />

bei der die Jugendlichen in dieser kritischen<br />

Phase eng begleitet werden.<br />

Was geschieht mit Jugendli-<br />

chen, die trotz Unterstützung keine<br />

Anschlusslösung haben?<br />

In dieser Situation ist es möglich,<br />

ein Brückenangebot – zum Beispiel<br />

ein berufsvorbereitendes Schuljahr –<br />

zu absolvieren. Eine gute Variante ist<br />

«Das ‹Ausplampen› im 9. Schuljahr<br />

ist eine gefährliche Entwicklung,<br />

weil die Schülerinnen und Schüler<br />

vieles vergessen.»<br />

Theo Ninck<br />

auch die Vorlehre, während der die<br />

Lernenden Zeit haben, ihren Berufswunsch<br />

zu schärfen.<br />

Die Lehrbetriebe stellen bei den<br />

Lernenden zum Teil beträchtliche<br />

schulische Defizite fest. Wie könnte<br />

man dem entgegenwirken?<br />

Es ist wichtig, dass die zukünftigen<br />

Berufslernenden wissen, was sie<br />

in der Berufslehre und in der Berufsfachschule<br />

erwartet. Welches sind<br />

die Anforderungen, die sich in diesem<br />

Beruf stellen? Die Volksschulen<br />

sollen die Jugendlichen dazu animieren,<br />

aktiv in Berufen zu schnuppern<br />

und Arbeitswelterfahrung zu sammeln.<br />

Sie sollen von den Angeboten<br />

in den Regionen wie der Industrienacht<br />

in Thun, dem Berner Berufsbildungstag<br />

der Berner KMU, den<br />

SwissSkills, den Berufserkundungstagen<br />

in den Regionen oder dem Tag<br />

der Gesundheitsberufe profitieren<br />

können. Ich appelliere aber auch an<br />

die Lehrbetriebe, die Jugendlichen<br />

positiv zu unterstützen, zu ermutigen,<br />

in ihrem Selbstverständnis zu stärken<br />

und mit klaren Zielen zu führen.<br />

Welche Erfahrungen hat man mit<br />

den Kompetenzprofilen gemacht?<br />

Wir haben in den letzten zwei Jahren<br />

die Kompetenzprofile in Mathematik<br />

aufgebaut und in den Schulen<br />

getestet. In Deutsch sind sie noch im<br />

Aufbau. Auf den Sommer hin sollten<br />

alle auf dem Internet aufgeschaltet<br />

sein. Die Rückmeldungen der Volksschulen<br />

und der Berufsfachschulen<br />

sind bisher sehr positiv.<br />

Ist dies der Startschuss für eine<br />

engere Zusammenarbeit von<br />

Berufsfachschulen und Schulen<br />

der Sekundarstufe I?<br />

Ja, wir haben hier wirklich eine<br />

neue Dimension der Zusammenarbeit<br />

erreicht. Wir wollen diese Partnerschaft<br />

auch in der weiteren Phase<br />

der Umsetzung weiterführen.<br />

20<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>2.19</strong>

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