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EDUCATION 2.19

Übergänge meistern

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PHBern – aktuell<br />

Mobilitätsaustausch Bern–Hamburg<br />

«In beiden Ländern ist Personalknappheit<br />

ein Thema»<br />

Rolf Marti<br />

Foto: Jeffrey Hofer<br />

Die PHBern bringt Schulleitende<br />

aus Hamburg und Bern<br />

zusammen. Im März hat Evelin<br />

Schmidt-Föhre von der Grundschule<br />

Poppenbüttel Daniel<br />

Mauerhofer von der Oberstufenschule<br />

Uettligen besucht. Die<br />

beiden bilden eines von neun<br />

Tandems. Im Zentrum des Projekts<br />

stehen Fragen des Personalmanagements.<br />

Was motiviert Sie, am Austauschprogramm<br />

Bern–Hamburg teilzunehmen?<br />

Evelin Schmidt-Föhre Der Blick über<br />

den Tellerrand. Stehen die Schulen in<br />

der Schweiz vor vergleichbaren Herausforderungen<br />

wie jene in Deutschland?<br />

Ich vermute, es gibt viele Parallelen.<br />

Daniel Mauerhofer In Weiterbildungen<br />

werden oft erfolgreiche Unterrichtsstrukturen<br />

deutscher Bildungswissenschaftler<br />

thematisiert. Der Austausch<br />

mit einer Hamburger Schulleiterin<br />

ist für mich daher besonders<br />

interessant, weil Theorie und Praxis<br />

zusammenkommen.<br />

Frau Schmidt-Föhre, Sie sind<br />

Schulvergleich<br />

heute zu Besuch in der Schule Uettligen.<br />

Ihr erster Eindruck?<br />

Schmidt-Föhre Ich bin neidisch …<br />

(lacht). Die schönen Gebäude, die tolle<br />

Sporthalle: Das ist beeindruckend.<br />

In Deutschland gibt es einen Sanierungsstau.<br />

Das wirkt sich auf das<br />

Verhalten der Schülerinnen und Schüler<br />

aus. Mal eben mit den Schuhen<br />

gegen die schmutzige Wand treten –<br />

da ist die Hemmschwelle tief. Noch<br />

etwas: Auf dem Schulareal ist es viel<br />

ruhiger als bei uns. Das ist angenehm.<br />

Herr Mauerhofer, welche Aspekte<br />

Ihrer Schule heben Sie gegenüber<br />

Frau Schmidt-Föhre besonders hervor?<br />

Mauerhofer Die Gestaltung des<br />

Lernraums, die Frau Schmidt-Föhre<br />

anspricht, ist mir wichtig. Bei uns arbeiten<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

in funktional gut ausgerüsteten Klassenzimmern<br />

mit griffbereiten digitalen<br />

Lernwerkzeugen. Und: In Uettligen<br />

ist alles überschaubar. Ich bin<br />

nahe am Schulgeschehen und für<br />

Schülerinnen und Schüler sowie für<br />

Eltern und Lehrpersonen jederzeit<br />

ansprechbar.<br />

Beim Austauschtreffen steht das<br />

Personalmanagement im Fokus.<br />

Stellen sich in Deutschland und der<br />

Schweiz andere Herausforderungen?<br />

Schmidt-Föhre In beiden Ländern<br />

ist Personalknappheit ein Thema. Der<br />

Lehrberuf ist nicht attraktiv genug –<br />

wegen des Gehalts an den Grundschulen<br />

und weil es zu wenig Entwicklungs-<br />

und Karrieremöglichkeiten<br />

gibt. Das hält insbesondere Männer<br />

ab.<br />

Grundschule Oberstufenzentrum<br />

Poppenbüttel Uettligen<br />

Altersstufen Schüler/innen 5 – 10 Jahre 12 – 16 Jahre<br />

Anzahl Schüler/innen 338 135<br />

Durchschnittliche Klassengrösse 24 19<br />

Anzahl Lehrpersonen 38 20<br />

Erfahrung als Schulleiter/in 10 Jahre 7 Jahre<br />

Mauerhofer Genau – und bei uns<br />

verschärft sich die Personalsituation<br />

infolge der steigenden Schülerzahlen<br />

und der Mehrlektionen durch den<br />

Lehrplan 21. Ausserdem verdienen<br />

Lehrpersonen in benachbarten Kantonen<br />

massiv mehr.<br />

Wie begegnen Sie der Personalknappheit?<br />

Mauerhofer Uettligen ist Partnerschule<br />

der PHBern. Das bedeutet,<br />

dass Studierende bei uns ihre Praktika<br />

absolvieren können. Das erweitert<br />

unseren Personaletat und ermöglicht<br />

es, geeignete Lehrpersonen<br />

frühzeitig für unsere Schule zu gewinnen.<br />

Schmidt-Föhre Wir verfolgen eine<br />

vergleichbare Strategie, indem wir an<br />

den Universitäten rekrutieren, Praktika<br />

ermöglichen und so Referendarinnen<br />

und Referendare für unsere<br />

Schule gewinnen. Wichtig ist, dass<br />

sie von ausgebildeten Lehrkräften<br />

didaktisch begleitet werden. Zurzeit<br />

haben wir an unserer kleinen Grundschule<br />

drei Referendare.<br />

Uettligen ist ein ländlicher Vorort<br />

der Stadt Bern, Poppenbüttel<br />

ein Stadtteil von Hamburg.<br />

Be einflusst der lokale Kontext die<br />

Personalrekrutierung?<br />

Mauerhofer Der Standort ist sicher<br />

ein Kriterium. Uettligen liegt idyllisch<br />

und ist gut erreichbar. Das sind gewichtige<br />

Argumente für Stellensuchende.<br />

Auch der Sozialindex spielt<br />

eine Rolle: Uettligen gehört zu den<br />

wohlhabenden Vororten Berns. Bei<br />

uns wohnen bildungsaffine Familien.<br />

Das bedeutet, dass die Eltern sich<br />

als Partner der Schule verstehen und<br />

am selben Strang ziehen. Kurz: Wir<br />

sind ein attraktiver Standort und daher<br />

von der Personalknappheit weniger<br />

betroffen als Schulen in Randregionen.<br />

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