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Aus dem Leben<br />
Aus dem Leben<br />
Was wäre mit mir passiert, wenn meine Mutter auf den<br />
Rat des Arztes eingegangen wäre?: „Eine Schwangerschaft<br />
in Ihrem Alter (42jährig), dazu eine kürzlich knapp<br />
überstandene, schwerwiegende Krankheit, ist vom ärztlichen<br />
Standpunkt aus nicht verantwortbar. Ich rate Ihnen<br />
dringend zu einem Abbruch. Ihre Kräfte sind noch sehr<br />
reduziert. Zudem wissen Sie um den hohen Prozentsatz<br />
mongoloider Kinder von Müttern über 40. All diese Fakten<br />
sind wirklich Grund genug, meinen Rat zu befolgen.“<br />
Dies die Worte des<br />
Frauenarztes. So<br />
kalt, so logisch, so<br />
unwidersprechbar.<br />
Wieso darf gerade<br />
ich leben? Warum<br />
nimmt sich der<br />
Mensch das Recht<br />
heraus, zu bestimmen,<br />
ob ein Mensch<br />
leben darf oder<br />
nicht? Diese Fragen<br />
beschäftigen mich in<br />
der letzten Zeit sehr.<br />
Die Ungeborenen<br />
werden in unserer<br />
Gesellschaft mehr<br />
und mehr zu einem<br />
Objekt, zu einer<br />
Ware degradiert, bei<br />
der man sich entscheiden<br />
kann, ob<br />
man sie wirklich will<br />
oder nicht. Dass es<br />
dabei um Leben und<br />
Tod geht, scheint die<br />
wenigsten zu interessieren.<br />
Es ist klar,<br />
dass ich mich mit<br />
diesem Thema auseinandersetze,<br />
da<br />
ich selber eines der<br />
Millionen Kinder bin,<br />
die nach der Vorstellung<br />
von anderen<br />
niemals das Licht<br />
der Erde hätten<br />
erblicken sollen.<br />
Wo wäre ich jetzt,<br />
wenn ich abgetrieben<br />
worden wäre?<br />
Wäre da nicht ein glückliches, sinnerfülltes Leben zerstört<br />
worden? Ich bin froh, dass ich von meinen Eltern<br />
nicht als Wegwerfartikel, sondern als Gabe Gottes<br />
betrachtet wurde. Ich schreibe meine Facharbeit aus<br />
Dankbarkeit dem Leben gegenüber, aus Solidarität zu all<br />
den kleinen Babies, denen das Recht auf Leben abgestritten<br />
wird.<br />
(Marian Feuz)<br />
Die Autorin, Marian Feuz, geb. 1973, besuchte ein Lehrerseminar.<br />
Im Rahmen einer Realfacharbeit beschäftigte<br />
sie sich intensiv mit Themen, wie Familie heute, Familienplanung<br />
und Abtreibung. Daraus entstand die einer<br />
breiten Öffentlichtkeit vorgestellte Schrift.<br />
Diese Schrift kann über unsere Büros bezogen werden.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
„Ich habe mein<br />
Kind abtreiben lassen.<br />
So wie dieses<br />
Kind gestorben ist,<br />
ist auch etwas in<br />
mir gestorben, das<br />
niemals mehr zum<br />
Leben erweckt<br />
werden kann. Ich<br />
würde es heute nie<br />
wieder tun, egal,<br />
wie meine Umwelt<br />
darauf reagiert,<br />
denn ich lebe nur<br />
noch mit der<br />
Angst, und ich<br />
werde damit nicht<br />
fertig. In meinen<br />
Albträumen sehe<br />
ich, wie ein kleines<br />
Mädchen mit ausgestreckten<br />
Armen<br />
auf mich zugelaufen<br />
kommt und<br />
immer wieder<br />
fragt: ‘Warum,<br />
Mami, warum?‘<br />
Dieser Traum und<br />
der Blick des Mädchens<br />
verfolgen<br />
mich, seit ich den<br />
Eingriff habe<br />
machen lassen. Ich<br />
bin inzwischen<br />
zwar erfolgreich,<br />
doch ist mein<br />
Leben zerstört.<br />
Mein Baby wäre<br />
jetzt ein Jahr alt<br />
geworden. Ich trauere um mein Kind, denn ich weiß,<br />
dass ich einen Fehler begangen habe, der nicht wieder<br />
gutzumachen ist.“ (Michaela, nach einer Abtreibung).<br />
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28 <strong>LEBE</strong> <strong>67</strong>/2004