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LEBE_67

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mich verstanden und mit denen ich gute<br />

Gespräche führen konnte, hätte ich es nie<br />

geschafft. Es war eine schwere Zeit, aber<br />

durch all die Begegnungen weiß ich – ich<br />

bin getragen worden. Gott hat nicht nur<br />

meinen - für mich größten - Fehler gesehen,<br />

sondern er hat mir auch ins Herz gesehen.<br />

Er wusste, wie sehr ich litt. Zu<br />

meiner Psychotherapeutin habe ich einmal<br />

gesagt: „Das werde ich mir nie verzeihen<br />

können.“ Sie hat darauf geantwortet:<br />

„Ohne verzeihen kannst du nicht<br />

weitergehen.“ – Damit hatte sie Recht.<br />

Aber ich bin sehr lange an diesem Punkt<br />

gestanden.<br />

<strong>LEBE</strong>: Bei einer Abtreibung sind in erster<br />

Linie die Mutter und das Kind betroffen.<br />

Aber auch Väter leiden unter dem Verlust<br />

des Kindes. Wie kommt dein Mann<br />

mit dieser Situation klar?<br />

Karin Lamplmair: Mein Mann Andi hat<br />

einmal gesagt: „Wenn ich das gewusst<br />

hätte, wie es dir ergeht, dann hätte ich<br />

dich nie den Abbruch machen lassen.“ Er<br />

hat sehr darunter gelitten, vor allem deswegen,<br />

weil es mir so schlecht ging. Er<br />

hat seinen Kummer, glaube ich, weniger<br />

auf den Verlust des Kindes bezogen. Es<br />

ist ihm anfangs auch schwer gefallen,<br />

darüber zu sprechen. Es war auch für ihn<br />

eine unbeschreiblich schwere Zeit. Wir<br />

wissen beide, was uns unsere Kinder bedeuten.<br />

– Sie gehören uns nicht, aber sie<br />

werden immer einen Platz in unserem<br />

Herzen haben – ebenso Nadine, auch sie<br />

ist ein Teil von uns. Auch wenn es<br />

manchmal immer noch sehr weh tut.<br />

<strong>LEBE</strong>: Hast du deinen beiden anderen<br />

Kindern vom Tod ihres Geschwisterchens<br />

erzählt und wie haben sie diese<br />

Nachricht aufgenommen?<br />

Karin Lamplmair: Ich denke, dass ich Patrick<br />

und Sandra nicht so früh davon erzählt<br />

hätte, wenn nicht das Buch veröffentlicht<br />

worden wäre. Deswegen war es<br />

mir auch wichtig, dass ich mit ihnen darüber<br />

spreche und sie es auf keinen Fall<br />

von jemand anderem erfahren.Die beiden<br />

stellten ein paar Fragen und wollten<br />

dann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hören,<br />

doch ich sagte ihnen, dass sie mich<br />

jederzeit fragen und über alles sprechen<br />

können. Es sind inzwischen doch immer<br />

wieder Fragen von Patrick und Sandra<br />

gekommen, und wir haben gut darüber<br />

sprechen können, worüber ich sehr froh<br />

und dankbar bin. Sandra trauert ganz besonders<br />

um ihre Schwester. ■<br />

„Ich bin eine überzeugte<br />

Abtreiberin!“<br />

Bericht über den Info-Stand der Bewegung<br />

für das Leben, in Bozen, am<br />

Tag der Kinderrechte<br />

Am 20. November war der Tag der Kinderrechte.<br />

In den Medien gab es Artikel<br />

und Informationen, die auf das Unrecht<br />

und auf die Missstände unzähliger Kinder<br />

verschiedener Länder und Kulturen<br />

hinwiesen. Wir alle hören ja täglich davon<br />

und werden uns wohl nie an diese<br />

erschreckten Kindergesichter aus Kriegsgebieten,<br />

Elendsvierteln und Entwicklungsländern<br />

gewöhnen können. Sicher,<br />

auch in unserer sogenannten Wohlstandsgesellschaft<br />

gibt es unzählige unglückliche<br />

Kinder, die der Willkür und der<br />

geisteskranken Machtausübung Erwachsener<br />

ausgesetzt sind. Gott sei Dank gibt<br />

es auch Menschen, die sich für die Kinderrechte<br />

einsetzen und auf solche Missstände<br />

hinweisen.<br />

Auch wir von der Bewegung für das Leben<br />

fanden es sehr wichtig, an diesem<br />

Tag durch einen Info-Stand in Bozen präsent<br />

zu sein. Da mir dieses Anliegen sehr<br />

am Herzen liegt, nahm ich mir am Nachmittag<br />

von der Arbeit frei, um auch am<br />

Stand mithelfen zu können. Ich überlegte<br />

mir: niemand denkt an die vielen kleinen<br />

Kinder, denen das Recht auf Leben bereits<br />

vor der Geburt verwehrt wird. Sie<br />

haben nur unsere Stimmen. Deshalb<br />

sind alle Menschen besonders aber wir<br />

Christen und alle die mit diesem Problem<br />

vertraut sind, aufgerufen, diesen<br />

ungeborenen Kindern unsere Stimme,<br />

unsere Hände und besonders unser Herz<br />

zu leihen. Dieses grausame Geschehen<br />

wird in unserer Gesellschaft einfach so<br />

stillschweigend toleriert.<br />

Wir standen also am Ende der Talferbrücke<br />

in Bozen mit unseren Büchern,<br />

Zeitschriften und Prospekten und Plakaten,<br />

und wollten die Passanten auf unser<br />

Anliegen aufmerksam machen. Es<br />

war nicht einfach, den vorweihnachtlich<br />

oder auch nur beruflich gestressten<br />

Stadtmenschen im Schwung des Vorübergehens<br />

ein Prospekt in die Hand zu<br />

drücken. Vereinzelt kam es zu einem kurzen<br />

Gespräch.<br />

Eine sehr attraktive, modern gekleidete<br />

Italienerin sah ich schon von weitem<br />

über die Brücke auf mich zu kommen.<br />

Als sie an mir vorbeiging sagte sie kurz:<br />

„Sono un’abortista convinta.“ („Ich bin<br />

eine überzeugte Abtreiberin.“) Ich hatte<br />

keine Chance etwas zu entgegnen. Sie<br />

ging mit Schwung weiter, ohne anzuhalten<br />

und ich stand etwas verblüfft da.<br />

Ich betete im Stillen für sie, damit auch<br />

sie Heilung erfahren kann. Ich dachte<br />

mir, dass wir die Früchte unserer Arbeit<br />

oft nicht mit eigenen Augen sehen können,<br />

jedoch vertrauen müssen, dass<br />

Gott durch unser Gebet und unser Tun<br />

wirken kann. Wenn wir bei dieser Aktion<br />

nur ein Menschenleben gerettet haben<br />

oder einen Menschen dazu überzeugt<br />

und angeregt haben, seine Stimme für<br />

die gefährdeten Ungeborenen zu erheben,<br />

so hat sich unsere Mühe gelohnt.<br />

Sabine<br />

Erfüllende Arbeit am Informationsstand<br />

Karin Lamplmair<br />

<strong>LEBE</strong> <strong>67</strong>/2004<br />

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