Ggbg Heft 1_2019_Ostern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sanierungsfall<br />
Die Gruft in der Wallfahrtskirche<br />
P. Thomas Naupp<br />
Vor etwa zwei Jahren ist die Gruft in der Wallfahrtskirche St. Georgenberg<br />
zu einem spannenden Thema geworden. Dem Ersuchen des Vereinsvorstands<br />
wurde entsprochen und die Gruft geöffnet. Was sich den<br />
Betrachtern bot, war wenig erfreulich:<br />
Bei der Restaurierung Anfang der<br />
1990er-Jahre war auch die Gruft mit<br />
offenkundig falschen Materialien „saniert“<br />
worden: mit Beton. Was zur Folge<br />
hatte, dass die Gruft vor Feuchtigkeit<br />
trieft. Die „Freunde von St. Georgenberg“<br />
haben angeregt, die Gruft rasch<br />
zu sanieren und gleichzeitig den Einblick<br />
zu ermöglichen.<br />
Schon seit Jahrzehnten beschäftigt sich<br />
P. Thomas Naupp OSB als Klosterarchivar<br />
mit der Geschichte der Abtei. Unter<br />
anderem stellte er die im Klosterarchiv<br />
verwahrte Handschrift „Befund der<br />
Gruft auf St. Georgenberg bei Gelegenheit<br />
der Pflasterung 1865“ von P. Augustin<br />
Scherer vor:<br />
„Scherers Ausführungen zufolge befindet<br />
sich die ,kleine’ Gruft – wir wissen<br />
nicht, ob es auch eine ,große’ gab<br />
oder ob Scherer nur auf die geringen<br />
Raummaße der von ihm beschriebenen<br />
Gruft im Bereich der östlichen<br />
Kirchentür verweist. […] Er schreibt:<br />
,Bei der östlichen Kirchthüre ist<br />
der Eingang [… zur Gruft. Sie] besteht<br />
aus einem kleinen Raum, dessen<br />
Längsseiten etwa 3,2 m (,9 1/2 Fuß’)<br />
messen, während die Breite mit ,7 Fuß’<br />
(2,3 m) angegeben wird. Die östliche<br />
und westliche Mauer der Gruft verlaufen<br />
parallel zu den Seitenmauern<br />
des Kirchenschiffs. Die nördliche und<br />
auch die südliche Mauer erreichen jeweils<br />
eine Höhe von nur 1,2 m; sie dienen<br />
als Fundament des sich von Nord<br />
nach Süd spannenden Tonnengewölbes<br />
aus Ziegeln, ,welches in der Mitte eine<br />
Schlußhöhe von 5 1/2 Fuß erreicht’<br />
(wenig mehr als 1,8 m). An den beiden<br />
Längsseiten befinden sich Nischen, die<br />
teilweise mit beschrifteten Mamorplatten<br />
und Ziegeltafeln verschlossen sind.<br />
P. Scherer merkt weiters dazu an: ,Einige<br />
dieser Marmortafeln kann man<br />
wegheben und erblickt dann in den<br />
Nischen die Leichname mit Kalk bedeckt.<br />
Abfälle von Kleidern kommen<br />
zum Vorschein; besonders gut ist aber<br />
das Leder der Schuhe noch erhalten.<br />
Aus einigen nur halb vermauerten Löchern<br />
starren Schädel und Gebeine heraus.’<br />
Dankbar zu vermerken ist, dass Scherer<br />
seinem Bericht nicht nur einen<br />
Grundriss der Gruft anfügt, sondem<br />
– 22 –