Ggbg Heft 1_2019_Ostern

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Maria Magdalena wäscht die Fuße Jesu. (Carl Johann Nepomuk Hemerlein [1807–1884], Schottenfelder Kirche, Wien)
Geschichte Eine gute Liebe Freunde und Freundinnen von St. Georgenberg! Ich kann mich noch gut an die Liturgie am Gründonnerstag erinnern, wie sie zu meiner Kinderzeit immer gefeiert wurde. Wenn unser Pfarrer die Schürze zur Fußwaschung anlegte, begann die Männerschola einige Antifonen zu singen. Irgendwie drehten sich diese Wechselgesänge alle um „Liebe“. Den einen oder anderen Text habe ich noch heute im Ohr. Die Männer sangen „Wo die Güte und die Liebe, da wohnet Gott.“ Oder: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebet einander, wie ich euch geliebt.“ Ich war immer froh, wenn die Fußwaschung vorüber war und es weiterging. Diese liturgischen Gesänge von der Liebe berührten mich wenig. Ganz anders wirkten dagegen die Liebeslieder, wie sie Tag für Tag im Radio gesendet wurden. Sie mochten noch so schnulzig sein, sie bewegten einfach die Gemüter. Ein Paradebeispiel dafür ist das Lied, das Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ in den 30er-Jahren gesungen hatte. Es eroberte die halbe Welt. Im Refrain heißt es immer wieder: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt – und sonst gar nichts. Das ist, was soll ich machen, meine Natur: Ich kann halt lieben nur – und sonst gar nichts!“ Marlene Dietrich singt, und alles hört und schaut gebannt zu. Mit ihrem Lied verdreht sie nicht nur den Zuhörern den Kopf, sondern auch ihrem Gegenspieler, dem tyrannischen Professor Unrat, der als Grundlagen des Staates eine einflussreiche Kirche, einen handfesten Säbel, strikten Gehorsam und starre Sitten ansieht. Marlene Dietrich, die in der Spelunke „Der blaue Engel“ als Sängerin auftritt und viele seiner Schüler in ihren Bann zieht, ist ihm ein Dorn im Auge. Er hat Angst um seine Schüler und schnüffelt ihnen nach. Und dabei erliegt der eiserne Moralist am Ende selbst der Faszination dieser Frau, die in der berühmten Szene ihr langes Bein auf den Hocker stellt, dem Professor tief in die Augen schaut und singt: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt – und sonst gar nichts!“ Und dieses Lied verwandelt den Moralwächter in einen anderen Menschen. Er sieht die Welt der Sängerin mit ganz – 5 –
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