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Berg &Tal<br />
„Haltung zeigen“: Mobilität<br />
Besser unterwegs<br />
Bergsport ist meistens zuerst Motorsport.<br />
Denn die meisten unserer Ziele liegen nicht<br />
im Wohnzimmer. Wer an Umwelt und Klima<br />
denkt, darf also überlegen, ob, wie weit<br />
und wie oft man dafür fahren will – und<br />
mit welchem Transportmittel.<br />
Nur zur Erinnerung: Praktisch alle Klima-<br />
Szenarien rechnen damit, dass es den Menschen<br />
irgendwie gelingt, die Treibhausgas-Emissionen<br />
nicht nur massiv zu reduzieren,<br />
sondern auf null zu senken – und<br />
mittelfristig sogar das Hauptproblem Kohlendioxid<br />
(CO 2<br />
) aus der Luft zu entfernen.<br />
Nun kann man einwenden, dass solche<br />
„Negativ-Emissionen“ technisch fragwürdig<br />
sind; dass fast keine Regierung auch nur<br />
halbwegs ausreichende Reduktionsmaßnahmen<br />
durchsetzt; und dass erhobene<br />
Zeigefinger gegenüber Individuen unangebracht<br />
sind, wenn Vereine, Institutionen<br />
und Politik nicht beispielhaft vorangehen.<br />
Man kann aber auch versuchen, seine eigene<br />
Verantwortung zu sehen. Jeder Konsum-Akt,<br />
jede Lebensäußerung bedeutet<br />
einen Treibhausgasausstoß. Beim sportlichen<br />
Wandern beispielsweise atmen wir<br />
circa 15 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer aus.<br />
Nun gehört zu den Menschenrechten auch<br />
das „Streben nach Glück“. Und für viele von<br />
uns liegt dieses Glück eben nicht auf der<br />
Wohnzimmercouch, sondern in den Bergen.<br />
Müssen wir darauf zugunsten des Klimas<br />
verzichten? Zumindest können wir abwägen,<br />
ob es Alternativen gibt – und ob wir<br />
unsere Wünsche halbwegs guten Gewissens<br />
rechtfertigen können.<br />
Warum in die Ferne fliegen, wenn die Alpen sind so nah? Wer seine Mitverantwortung<br />
für Klimaschutz ernst nimmt, sollte gerade Flugreisen gut überdenken.<br />
Derzeit verursacht jeder Deutsche 8,8 Tonnen<br />
CO 2<br />
pro Jahr – mehr als das Vierfache<br />
der zwei Tonnen, die für nachhaltige Klimaziele<br />
als akzeptabel gelten. Und ein gutes<br />
Fünftel davon (22 Prozent) fällt auf den Verkehr<br />
– der bei Bergsportlern häufig in die<br />
Berge führt. Ein kleines Rechenbeispiel:<br />
Jemand aus<br />
München macht pro Jahr 20<br />
Tages- oder Wochenendtouren<br />
à 200 Kilometer und zwei<br />
Urlaube am Gardasee oder im<br />
Wallis à 1000 Kilometer. Bei<br />
Foto: Andi Dick<br />
175 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer (entspricht 7,3<br />
Liter Benzin auf 100 Kilometer) sind das<br />
1050 Kilogramm CO 2<br />
, mehr als die Hälfte<br />
des „verträglichen“ Kontingents und gut 10<br />
Prozent der durchschnittlichen deutschen<br />
Jahres-Realität. Eine Flug reise nach Nepal<br />
zum Annapurna-Trekking (6770 km einfach)<br />
erzeugt 2718 Kilogramm CO 2<br />
, fast das anderthalbfache<br />
des „Erlaubten“ und ein Drittel<br />
des realen Durchschnitts.<br />
Muss das sein? Um diese Frage kommt nicht<br />
herum, wer ein Klima-Gewissen hat. Anders<br />
gefragt: Gehtʼs auch anders? Und wie<br />
hilft uns das Prioritäten-Konzept „Vermeiden<br />
– Reduzieren – Kompensieren“ weiter?<br />
Oft gibtʼs Alternativen<br />
Vermeiden klingt nach Verzicht. Aber<br />
manch mal tut es gar nicht weh, eine Alternative<br />
ohne Anfahrtsbelastung zu wählen.<br />
So ist bei unsicherem Wetter schnell mal<br />
die Kletterhalle willkommener als die Fahrt<br />
in den Klettergarten, wo dann womöglich<br />
die Felsen nass sind. Die Kondition trainieren<br />
kann man auch joggend am Stadtrand<br />
oder per Intervalltraining an einer Steigung<br />
von nur dreißig Höhenmetern. Der<br />
Freie- Vormittags- oder Feierabend-Trip ins<br />
Gebirge für Trailrun oder (Pisten-)Skitour<br />
bringt zwar Frischluft, aber auch Stressverdichtung.<br />
Und manche Glücklichen können<br />
sogar ihre Bergsport-Ziele statt per Auto<br />
mit dem Radl anfahren.<br />
Wer seine Bergsport-Reviere nicht in Reichweite<br />
hat, aber Naturfels- oder Gipfelerlebnis<br />
für die Seele braucht, wird über<br />
Möglichkeiten grübeln, den CO 2<br />
-Ausstoß zu<br />
reduzieren. Beim Auto gibt es dafür so viele<br />
Optionen, dass wir diesem Thema einen<br />
Machen Sie mit! Es gibt viele<br />
Möglichkeiten, dass die Bergsport-Anreise<br />
klimafreundlicher<br />
wird. Anregungen auf:<br />
alpenverein.de/Haltung-zeigen<br />
#machseinfach<br />
8 <strong>DAV</strong> 2/<strong>2019</strong>