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DAV Panorama 2/2019

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Berg &Tal<br />

„Haltung zeigen“: Mobilität<br />

Besser unterwegs<br />

Bergsport ist meistens zuerst Motorsport.<br />

Denn die meisten unserer Ziele liegen nicht<br />

im Wohnzimmer. Wer an Umwelt und Klima<br />

denkt, darf also überlegen, ob, wie weit<br />

und wie oft man dafür fahren will – und<br />

mit welchem Transportmittel.<br />

Nur zur Erinnerung: Praktisch alle Klima-<br />

Szenarien rechnen damit, dass es den Menschen<br />

irgendwie gelingt, die Treibhausgas-Emissionen<br />

nicht nur massiv zu reduzieren,<br />

sondern auf null zu senken – und<br />

mittelfristig sogar das Hauptproblem Kohlendioxid<br />

(CO 2<br />

) aus der Luft zu entfernen.<br />

Nun kann man einwenden, dass solche<br />

„Negativ-Emissionen“ technisch fragwürdig<br />

sind; dass fast keine Regierung auch nur<br />

halbwegs ausreichende Reduktionsmaßnahmen<br />

durchsetzt; und dass erhobene<br />

Zeigefinger gegenüber Individuen unangebracht<br />

sind, wenn Vereine, Institutionen<br />

und Politik nicht beispielhaft vorangehen.<br />

Man kann aber auch versuchen, seine eigene<br />

Verantwortung zu sehen. Jeder Konsum-Akt,<br />

jede Lebensäußerung bedeutet<br />

einen Treibhausgasausstoß. Beim sportlichen<br />

Wandern beispielsweise atmen wir<br />

circa 15 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer aus.<br />

Nun gehört zu den Menschenrechten auch<br />

das „Streben nach Glück“. Und für viele von<br />

uns liegt dieses Glück eben nicht auf der<br />

Wohnzimmercouch, sondern in den Bergen.<br />

Müssen wir darauf zugunsten des Klimas<br />

verzichten? Zumindest können wir abwägen,<br />

ob es Alternativen gibt – und ob wir<br />

unsere Wünsche halbwegs guten Gewissens<br />

rechtfertigen können.<br />

Warum in die Ferne fliegen, wenn die Alpen sind so nah? Wer seine Mitverantwortung<br />

für Klimaschutz ernst nimmt, sollte gerade Flugreisen gut überdenken.<br />

Derzeit verursacht jeder Deutsche 8,8 Tonnen<br />

CO 2<br />

pro Jahr – mehr als das Vierfache<br />

der zwei Tonnen, die für nachhaltige Klimaziele<br />

als akzeptabel gelten. Und ein gutes<br />

Fünftel davon (22 Prozent) fällt auf den Verkehr<br />

– der bei Bergsportlern häufig in die<br />

Berge führt. Ein kleines Rechenbeispiel:<br />

Jemand aus<br />

München macht pro Jahr 20<br />

Tages- oder Wochenendtouren<br />

à 200 Kilometer und zwei<br />

Urlaube am Gardasee oder im<br />

Wallis à 1000 Kilometer. Bei<br />

Foto: Andi Dick<br />

175 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer (entspricht 7,3<br />

Liter Benzin auf 100 Kilometer) sind das<br />

1050 Kilogramm CO 2<br />

, mehr als die Hälfte<br />

des „verträglichen“ Kontingents und gut 10<br />

Prozent der durchschnittlichen deutschen<br />

Jahres-Realität. Eine Flug reise nach Nepal<br />

zum Annapurna-Trekking (6770 km einfach)<br />

erzeugt 2718 Kilogramm CO 2<br />

, fast das anderthalbfache<br />

des „Erlaubten“ und ein Drittel<br />

des realen Durchschnitts.<br />

Muss das sein? Um diese Frage kommt nicht<br />

herum, wer ein Klima-Gewissen hat. Anders<br />

gefragt: Gehtʼs auch anders? Und wie<br />

hilft uns das Prioritäten-Konzept „Vermeiden<br />

– Reduzieren – Kompensieren“ weiter?<br />

Oft gibtʼs Alternativen<br />

Vermeiden klingt nach Verzicht. Aber<br />

manch mal tut es gar nicht weh, eine Alternative<br />

ohne Anfahrtsbelastung zu wählen.<br />

So ist bei unsicherem Wetter schnell mal<br />

die Kletterhalle willkommener als die Fahrt<br />

in den Klettergarten, wo dann womöglich<br />

die Felsen nass sind. Die Kondition trainieren<br />

kann man auch joggend am Stadtrand<br />

oder per Intervalltraining an einer Steigung<br />

von nur dreißig Höhenmetern. Der<br />

Freie- Vormittags- oder Feierabend-Trip ins<br />

Gebirge für Trailrun oder (Pisten-)Skitour<br />

bringt zwar Frischluft, aber auch Stressverdichtung.<br />

Und manche Glücklichen können<br />

sogar ihre Bergsport-Ziele statt per Auto<br />

mit dem Radl anfahren.<br />

Wer seine Bergsport-Reviere nicht in Reichweite<br />

hat, aber Naturfels- oder Gipfelerlebnis<br />

für die Seele braucht, wird über<br />

Möglichkeiten grübeln, den CO 2<br />

-Ausstoß zu<br />

reduzieren. Beim Auto gibt es dafür so viele<br />

Optionen, dass wir diesem Thema einen<br />

Machen Sie mit! Es gibt viele<br />

Möglichkeiten, dass die Bergsport-Anreise<br />

klimafreundlicher<br />

wird. Anregungen auf:<br />

alpenverein.de/Haltung-zeigen<br />

#machseinfach<br />

8 <strong>DAV</strong> 2/<strong>2019</strong>

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