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Inkontakt Mai Juni E

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

„Weg der Hoffnung“ titelt diese Inkontakt-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.

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Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am<br />

siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner<br />

Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten<br />

Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.<br />

<strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> 2019<br />

Weg der Hoffnung


EDITORIAL<br />

„Weg der Hoffnung“ titelt diese <strong>Inkontakt</strong>-Ausgabe. Die Bibel schildert uns die<br />

Weggemeinschaft von zwei Männern. Nur einer von Beiden ist uns mit Namen<br />

bekannt: Kleopas. Sie befinden sich auf dem Weg nach Emmaus, ihrem<br />

Heimatort, ungefähr 11 Kilometer von Jerusalem entfernt.<br />

Beide gehörten zum erweiterten Jüngerkreis Jesu. Auf Jesus haben sie ihre<br />

ganze Hoffnung gesetzt. Übriggeblieben ist der Schmerz der schrecklichen<br />

Erlebnisse in den letzten Tagen. Nichts ist geblieben von den großen<br />

Erwartungen in diesen Mann. Hatten sie nicht gehofft, dass er das Volk Israel von<br />

der Besatzung der Römer befreien würde? Hatte nicht auch Mose das Volk Israel<br />

aus der Knechtschaft in Ägypten in die Freiheit geführt? Während sie so<br />

miteinander redeten, gesellte sich ein weiterer Mann zu ihnen und die Bibel sagt<br />

uns, dass sie Jesus nicht erkannten. Er sah die Traurigkeit der Beiden und fragte<br />

nach dem Grund. All ihr Entsetzen, ihre Enttäuschungen und ihre<br />

Hoffnungslosigkeit spiegelten sich in ihrer Antwort.<br />

Mit unseren Worten können wir vielleicht sagen, dass sie in die Sackgasse ihres<br />

Lebens gelaufen waren. Alles vergebens, nur der Rückweg nach Hause ist ihnen<br />

geblieben.<br />

Wer von uns hat diese Situation nicht schon einmal erlebt oder erlebt sie vielleicht<br />

gerade. Wir haben geglaubt und gehofft. Wir haben zu Gott in unserer Not<br />

geschrien. Die Zuversicht auf seine unnachahmliche, wunderwirkende Antwort<br />

wuchs und wurde zur Gewissheit. Ja, ich bin davon überzeugt, Gott bewegt<br />

seinen starken Arm. Und dann kommt alles anders. Fragen über Fragen. Haben<br />

wir falsch geglaubt? Verstehen wir Gottes Handeln nicht richtig? Sind unsere<br />

Gebete an der Zimmerdecke abgeprallt? Warum antwortet er nicht? Ja, es geht<br />

bis dahin, dass ich mir die Frage stelle, ob ich seinen Zusagen noch vertrauen<br />

kann. Wie die Emmaus Jünger befinde ich mich in einer Sackgasse.<br />

Wie gut, dass die Geschichte weiter geht. Jesus nimmt den Beiden ihre<br />

Hoffnungslosigkeit. Er schenkt ihnen eine neue, viel größere Hoffnung als zuvor.<br />

Obwohl es schon reichlich spät war, verließen sie ihre Sackgasse und machten<br />

sich auf den Rückweg nach Jerusalem. Verändert, mit einem brennenden Herzen,<br />

entflammt von den Worten Jesu.<br />

Wenn du in einer solchen Sackgasse steckst wünsche ich dir den lebens- und<br />

situationsverändernden Zuspruch Jesu. Jesus enttäuscht uns nicht, er gibt uns<br />

Hoffnung. Jesus hält sein Wort.<br />

„DENN ICH KENNE JA DIE<br />

GEDANKEN, DIE ICH ÜBER EUCH<br />

DENKE, SPRICHT DER HERR,<br />

GEDANKEN DES FRIEDENS UND<br />

NICHT ZUM UNHEIL, UM EUCH<br />

ZUKUNFT UND HOFFNUNG ZU<br />

GEWÄHREN.“<br />

JER. 29,11<br />

IN HOFFNUNG FREUT EUCH; IN<br />

BEDRÄNGNIS HARRT AUS; IM<br />

GEBET HALTET AN;<br />

RÖM. 12,12<br />

NUN ABER BLEIBT GLAUBE,<br />

HOFFNUNG, LIEBE, DIESE DREI;<br />

DIE GRÖßTE ABER VON DIESEN<br />

IST DIE LIEBE.<br />

1. KOR. 13,13<br />

DARUM FREUTE SICH MEIN<br />

HERZ, UND MEINE ZUNGE<br />

JUBELTE; JA, AUCH MEIN<br />

FLEISCH WIRD IN HOFFNUNG<br />

RUHEN;<br />

APG. 2,26<br />

EIN LEIB UND EIN GEIST, WIE<br />

IHR AUCH BERUFEN WORDEN<br />

SEID IN EINER HOFFNUNG<br />

EURER BERUFUNG!<br />

EPH. 4,4<br />

UND NUN, AUF WAS HARRE ICH,<br />

HERR? MEINE HOFFNUNG, SIE<br />

GILT DIR!<br />

PS. 39,8<br />

GLÜCKLICH DER, DESSEN HILFE<br />

DER GOTT JAKOBS IST, DESSEN<br />

HOFFNUNG AUF DEM HERRN,<br />

SEINEM GOTT, STEHT,<br />

PS. 146,5<br />

.<br />

2


IMPRESSUM<br />

EFGG Erkelenz,<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />

organisiert im<br />

GiFBGG<br />

(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V.).<br />

Der GiFGG gehört zum FBGG<br />

(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />

e.V.) als Dachverband.<br />

Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />

anerkannt –<br />

Redaktion und Layout:<br />

Heinz Hepp<br />

inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />

Alle Artikel von externen Quellen sind<br />

entsprechend. gekennzeichnet<br />

INHALT<br />

Autor<br />

EDITORIAL 2<br />

INHALT / IMPRESSUM 3<br />

DER „EXKLUSIVE“ GOTT UND WIR… Rüdiger Puchta 4<br />

DIE EMMAUS-JÜNGER Hamilton Smith 5<br />

DIE DUNKLE SEITE DER MEDAILLE ERF 8<br />

DIE HOFFNUNG STIRBT NICHT<br />

Stephanie Höhner 10<br />

ZULETZT<br />

WIEDERGEBOREN ZU EINER<br />

Johannes Beyerhaus 12<br />

LEBENDIGEN HOFFNUNG<br />

HOFFNUNGSVOLL LEBEN Heinz Hepp 15<br />

HOFFNUNG IN DER HOFFNUNGS- Dagmar Rohrbach 19<br />

LOSIGKEIT<br />

GLAUBE – WENN AUS HOFFNUNG Nane Jürgensen 19<br />

GEWIßHEIT WIRD<br />

LEBENSZEUGNISSE 22<br />

GEBETSKALENDER 29<br />

KINDERKIRCHE 30<br />

TERMINE 34<br />

Seite<br />

Anschrift:<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

Internet:<br />

www.efgg-erkelenz.de<br />

Gemeindepastor:<br />

Rüdiger Puchta,<br />

Am Schneller 10<br />

Telefon: 02431 / 5310<br />

Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />

Seelsorger / Ältester:<br />

Heinz Hepp (BCE) Theologe<br />

Telefon: 02433 / 3079264<br />

Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bankverbindung:<br />

Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />

Volksbank<br />

IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />

GENODEF1HH2<br />

3


Monatsspruch <strong>Mai</strong> 2019<br />

Der „exklusive“ Gott<br />

und wir…<br />

- „Es ist keiner wie du,<br />

und ist kein Gott außer<br />

dir.“ 2. Sam. 7,22<br />

„Es ist keiner wie du…“ So „exklusiv“ ist<br />

Gott! Viele Menschen stoßen sich<br />

bekanntermaßen an dem „exklusiven Anspruch“<br />

Gottes, dass es keine Götter neben ihm geben<br />

soll (2. Mose 20,3), und dass ER allein das Maß<br />

aller Dinge ist. Die „Exklusivität Gottes“ wird in<br />

einer Welt der pluralistischen Gottesvorstellungen<br />

eher als eine Provokation gedeutet, anstatt eines<br />

vertrauensvollen Glaubensbekenntnisses. Da<br />

höre ich schnell all die Einwände, die uns<br />

entgegenschlagen, wenn wir uns eindeutig auf<br />

die von David angestimmte „Exklusivität Gottes“<br />

in 2. Samuel 7,22 berufen: Wo bleibt hier der<br />

Respekt vor den anderen Religionen, besonders<br />

vor denen, in denen Friede und Liebe genau so<br />

einen hohen Wert haben wie im Christentum?<br />

Glauben Juden, Christen und Muslime nicht alle<br />

an den gleichen Gott, da sie sich doch alle auf<br />

Abraham berufen? Die Liste der Einwände ist<br />

lang und viele Menschen stört der<br />

Exklusivanspruch Gottes in der Bibel.<br />

Was können wir denen antworten, die sich<br />

an der „Exklusivität Gottes“ stören? Und: Wie<br />

„exklusiv“ ist Gott eigentlich für mich<br />

persönlich? Schauen wir uns dazu zunächst den<br />

Zusammenhang an, in dem dieser - auf den<br />

ersten Blick - so provozierende Satz, geschrieben<br />

steht. Der bekannteste alttestamentliche König,<br />

David, steht hier auf dem Höhepunkt seines<br />

Lebens. Gott hatte „ihm Ruhe vor seinen Feinden<br />

gegeben“ (2. Sam. 7,1). Jerusalem ist erobert und<br />

wird mehr und mehr zum Zentrum seiner Macht<br />

(2. Sam. 5). Die Bundeslade als sichtbares<br />

Zeichen der Gegenwart Gottes wurde in einem<br />

Festzug nach Jerusalem gebracht (2. Sam. 6)<br />

und der Prophet Nathan verheißt David nun im<br />

Namen Gottes ein ewiges Königtum für ihn und<br />

seine Nachfahren. Sein künftiger Nachfahre<br />

(Salomo) wird dem Herrn ein Haus bauen, den<br />

Tempel (2. Sam 7,3ff). Und Jahrhunderte später<br />

wird aus Davids Königslinie (durch Gottes<br />

wunderbares Wirken) der eigentliche „König des<br />

Reiches Gottes“ kommen und herrlich regieren:<br />

Jesus, der Davidsohn (Jes. 7 / 9).<br />

Angesichts dieser Perspektive fängt David<br />

an, Gott zu loben und kommt dabei ins<br />

anbetende Staunen über Gottes Handeln in<br />

seinem Leben (2. Sam. 7,17ff). Weil Gott all<br />

das getan hat, was ihm Nathan verkündet hat,<br />

von der Befreiung aus Ägypten bis hierher,<br />

„darum“, betet David, „bist du groß, Herr<br />

HERR!“ Und dann kommt der entscheidende<br />

Satz „Es ist keiner wie du, und ist kein Gott<br />

außer dir.“<br />

Hier betet einer an und kann im Blick auf seine<br />

Erfahrungen mit Gott gar nicht anders, als „Gott<br />

exklusiv zu ehren und anzubeten“! Ein Ausleger<br />

schreibt dazu: „Es ist keiner wie du“ heißt: In der<br />

Großartigkeit Gottes liegt seine Einzigartigkeit<br />

fest verankert!“ Wie und wofür hat Gott diese Welt<br />

erschaffen? Wen erwählt ER? Wen tröstet, stützt<br />

und bewahrt ER? Wen weckt ER auf und wen<br />

beruft ER für seine Nachfolge? David erfährt: „An<br />

mir und mit mir handelt so großartig der Herr.“<br />

Genau das macht ihn einzigartig für ihn<br />

persönlich. KEINER hat so an ihm gehandelt wie<br />

dieser Gott!<br />

„Es ist keiner wie DU…“ - Das war Davids<br />

große Erfahrung mit Gott und er kann gar<br />

nicht anders, als Gott als den ALLEIN<br />

EXKLUSIVEN zu loben und zu ehren! Das „Es<br />

ist keiner wie DU…“ war zu allererst sein<br />

persönlicher Lobpreis und nicht so sehr ein<br />

dogmatischer Aufruf. So hat David Gott ganz<br />

persönlich und dabei ganz exklusiv erlebt und<br />

erfahren.<br />

Mich erinnert der Lobpreis Davids über die<br />

„erfahrene Exklusivität Gottes“ an ein<br />

bekanntes Lobpreislied, das wir manchmal im<br />

Gottesdienst singen: „Keiner ist wie Du!<br />

Niemand sonst berührt mein Herz so wie Du.<br />

Wo auch immer ich noch suchte, o Herr, es<br />

bleibt: Keiner ist wie Du! Erbarmen fließt wie<br />

ein weiter Strom und Heilung strömt aus<br />

Deiner Hand. Kinder mit Wunden sind sicher<br />

bei Dir. Keiner ist wie Du!“<br />

Ohne persönlichen Bezug und Reflexion der<br />

eigenen Gotteserfahrung, ist das nur ein schönes<br />

Lied mit tröstlichen Aussagen. Aber erst im<br />

Aufblick ZU IHM und angesichts der persönlichen<br />

Geschichte MIT IHM wird der Lobgesang<br />

SEINER EXKLUSIVITÄT zum<br />

glaubensstärkenden und erhebenden Moment in<br />

unserer Nachfolge. Und dann können auch wir<br />

4


gar nicht anders, als uns an SEINER<br />

EXKLUSIVITÄT ZU FREUEN UND AN IHR ZU<br />

STÄRKEN. Ohne diese Erfahrung stehen wir<br />

auch eher in der Versuchung, uns am exklusiven<br />

Anspruch Gottes zu stoßen und zu ärgern.<br />

„Es ist keiner wie DU…!“ Wir wünschen allen<br />

Lesern viele gute Erfahrungen mit unserem Herrn<br />

- so wie einst David - sodass auch wir IHN nie<br />

mehr missen möchten und die Erfahrung seiner<br />

exklusiven Andersartigkeit unser größter Schatz<br />

wird, ist und bleibt. Und wir wünschen allen in der<br />

kommenden Zeit viele gute Gelegenheiten zum<br />

persönlichen Zeugnis über den andersartigen<br />

und exklusiven Herrn in unserer<br />

Lebenswirklichkeit.<br />

Mit besten Segenswünschen, Rüdiger Puchta<br />

DIE EMMAUS-<br />

JÜNGER<br />

Online seit dem 26.05.2015, Bibelstellen: Lukas<br />

24,13-32<br />

Wie verschieden waren doch die<br />

Herzenszustände der Jünger am<br />

Auferstehungstag: Petrus war gefallen, Thomas<br />

war ein Zweifler, Maria Magdalene war<br />

untröstlich, und die zwei Jünger auf dem Weg<br />

nach Emmaus waren enttäuscht. Aber mit welch<br />

göttlichem Geschick und mit welch<br />

vollkommener Gnade stellt der Herr sich auf die<br />

verschiedenen Herzenszustände ein: Er hat ein<br />

Wort der Wiederherstellung für Gefallene, ein<br />

sanft tadelndes und doch gleichzeitig<br />

ermunterndes Wort für Zweifler, ein tröstendes<br />

Wort für Unglückliche und ein erweckendes<br />

Wort, das die Herzen der Enttäuschten berührt<br />

und ihre Gewissen erreicht.<br />

ENTTÄUSCHUNG<br />

Die zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus<br />

könnte man treffend als „enttäuschte Gläubige“<br />

bezeichnen. Von ihrer Not getrieben und von der<br />

Gnade angezogen, fühlten sie sich, wie andere<br />

Gläubige auch, zu Jesus hingezogen. Sie hatten<br />

Seine mächtigen Taten gesehen, Seinen Worten<br />

der Gnade zugehört und waren Seinem heiligen<br />

Weg der Liebe gefolgt. Sie waren überzeugt,<br />

dass Er der lang ersehnte Messias war, und<br />

hatten zuversichtlich darauf gewartet, dass das<br />

Joch der Römer gebrochen und Israel mit Macht<br />

aus der Hand aller Feinde befreit würde. Doch<br />

die Hohenpriester und die Schriftgelehrten<br />

hatten ihren Messias zu Tode gebracht. Statt<br />

Seinen Thron als König der Könige<br />

einzunehmen, war Er zwischen zwei<br />

Verbrechern an ein Kreuz genagelt worden. Statt<br />

sich Seine Feinde zum Fußschemel zu machen,<br />

war der Sohn Gottes von ihnen mit Füßen<br />

getreten worden. Die ganze Hoffnung der Jünger<br />

war damit auf einen Schlag vernichtet worden.<br />

Sie waren tief enttäuscht.<br />

Das Ergebnis ihrer Enttäuschung sehen wir sehr<br />

bald: Sie kehren der kleinen Schar der<br />

Gläubigen in Jerusalem den Rücken zu und<br />

gehen, ohne zu zögern, „am gleichen Tag“ nach<br />

Hause nach Emmaus. Und als sie unterwegs<br />

waren, „besprachen sie sich miteinander“ (Lk<br />

24,15) und waren „niedergeschlagen“ (Lk<br />

24,17).<br />

Gibt es nicht auch heute viele entmutigte und<br />

enttäuschte Gläubige, die ebenso der<br />

Gemeinschaft des Volkes des Herrn den Rücken<br />

zukehren und auf einem einsamen Weg<br />

davongehen? Und wenn sie dann ihren<br />

einsamen Weg verfolgen, sind sie dann nicht<br />

auch traurig und voll zweifelnder Überlegungen<br />

wie die Emmaus-Jünger?<br />

Aber was war der Grund, dass die Emmaus-<br />

Jünger so enttäuscht waren? Weil sie mit ihren<br />

eigenen Gedanken über Christus beschäftigt<br />

waren statt mit den Gedanken Gottes. Und weil<br />

ihr Denken von menschlichen Gedanken<br />

vereinnahmt war, waren sie nicht in der Lage,<br />

göttliche Gedanken zu begreifen – sie waren<br />

„trägen Herzens, an alles zu glauben, was die<br />

Propheten geredet haben“ (Lk 24,25). Hinter<br />

ihrer Enttäuschung verbarg sich Unglaube.<br />

Unglaube lenkte ihre Füße weg vom Volk des<br />

Herrn; Unglaube ließ ihre Zungen ihre eigenen<br />

Gedanken und Überlegungen aussprechen,<br />

erfüllte ihre Herzen mit Niedergeschlagenheit<br />

und hielt ihre Augen, so dass sie den Herrn nicht<br />

erkannten. Und was war das für ein Gedanke<br />

des Unglaubens, der sie so vereinnahmte? Es<br />

war der Wunsch, Christus in ihre Umstände<br />

zurückzuholen, zur Erleichterung ihrer<br />

Umstände und zu ihrem irdischen Segen.<br />

Gleichen wir nicht oft diesen Jüngern? Ist es<br />

nicht ein verbreiteter Gedanke unter Christen,<br />

dass Christus in diese Welt kam, um aus ihr<br />

5


einen besseren und glücklicheren Ort zu<br />

machen? Versuchen wir nicht immer noch<br />

manchmal, Christus in unsere<br />

Umstände zurückzuholen, um<br />

zeitlichen Trost oder irdische<br />

Herrlichkeit zu bekommen? Und sind<br />

wir dann nicht bitter enttäuscht, wenn<br />

wir uns in schwierigen Umständen<br />

befinden und merken, dass die<br />

Einsmachung mit dem Volk des<br />

Herrn uns in die Gemeinschaft bringt<br />

mit den Armen und Verachteten<br />

dieser Welt und dass diese<br />

Einsmachung Verachtung und<br />

Schande einschließt und vielleicht<br />

sogar Verlust und Leiden?<br />

JESUS SELBST<br />

Und doch, wie gnädig geht der Herr<br />

Seinen irrenden und enttäuschten<br />

Heiligen nach. Auf welch gesegnete<br />

Weise erquickt und ermuntert Er<br />

diese traurigen und<br />

niedergeschlagenen Jünger auf dem<br />

Weg nach Emmaus. „Jesus selbst“<br />

näherte sich ihnen!<br />

Kein Bote wird gesandt, um diese<br />

irrenden Gläubigen in Seine<br />

Gegenwart zurückzuholen. Wenn<br />

alles gut geht in Seinem Volk, dann<br />

mögen Engel, Apostel, Propheten<br />

und andere Seine Befehle ausführen,<br />

wie es uns in so mancher schönen<br />

Szene im Wort Gottes gezeigt wird.<br />

Aber wenn ein Schaf verirrt ist –<br />

entmutigt und niedergeschlagen –,<br />

dann wird „Jesus selbst“ sich nähern,<br />

um es wiederherzustellen. Da muss<br />

an einem verirrten Gläubigen ein<br />

Werk getan werden, das keiner tun<br />

kann als nur „Jesus selbst“.<br />

Wie gnädig handelt Er, nachdem Er<br />

sich genähert hat. Er deckt alles auf,<br />

was in unseren Herzen ist. Mit<br />

göttlicher Weisheit und unendlichem<br />

Zartgefühl räumt Er alle<br />

Schwierigkeiten der beiden Jünger<br />

aus und enttarnt die Wurzel des Unglaubens, die<br />

sich hinter ihrer Enttäuschung verbarg. Sie<br />

waren „trägen Herzens, zu glauben“ (Lk 24,25).<br />

Doch damit hört Er nicht auf, denn so wichtig es<br />

auch ist, das bloßzustellen, was in unseren<br />

Herzen ist – es reicht nicht aus, um uns<br />

wiederherzustellen. Wir müssen unser Herz<br />

richtig kennen, um zu verstehen, inwiefern wir<br />

auf einem falschen Weg gegangen sind; aber wir<br />

müssen Sein Herz richtig kennen, damit unsere<br />

Füße wieder auf den richtigen Weg gebracht<br />

werden. Und auf diese Weise handelt der Herr<br />

mit den zwei Jüngern. Nachdem Er alles<br />

aufgedeckt hat, was in ihren Herzen war,<br />

offenbart Er jetzt, was in Seinem Herzen ist. Und<br />

indem Er das tut, verwandelt er ihre „trägen<br />

6


Herzen“ in „brennende Herzen“ (Lk 24,25.32). Er<br />

entfacht in ihren Herzen die Liebe zu Ihm, indem<br />

Er ihnen die Liebe offenbart, die in Seinem<br />

Herzen ist.<br />

Um die Liebe Seines Herzens zu offenbaren,<br />

„erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn<br />

betraf“ (Lk 24,27), und stellt ihnen die<br />

bewegende Geschichte Seiner Leiden und<br />

Seiner Herrlichkeit vor (Lk 24,26). In ihrer zu kurz<br />

greifenden Vorstellung hätten die Jünger Ihm<br />

diese Leiden gern erspart und Ihm auf diese<br />

Weise Seine Herrlichkeiten vorenthalten. Wir<br />

wissen, dass Er leiden musste, um „in seine<br />

Herrlichkeit einzugehen“ (Lk 24,26).<br />

„In allen Schriften das, was ihn selbst betraf“ –<br />

was berührt unsere Herzen mehr als die Leiden<br />

und die Herrlichkeiten Christi! Und wenn wir die<br />

Leiden finden, sind wir nicht weit entfernt von<br />

den Herrlichkeiten. Psalm 22 spricht von Seinen<br />

Leiden, Psalm 24 von Seinen Herrlichkeiten. Die<br />

Geschichte Seiner Leiden wird erneut in Psalm<br />

69aufgegriffen, gefolgt von seinen Herrlichkeiten<br />

in Psalm 72. Ebenso folgen den Leiden Christi<br />

in Psalm 109 die Herrlichkeiten Christi in Psalm<br />

110. Wenn wir zurückblicken auf Seine Leiden<br />

und nach vorn blicken auf Seine Herrlichkeiten,<br />

dann brennen unsere Herzen, wenn wir über<br />

Seine Liebe nachdenken, die Ihn ans Kreuz<br />

brachte, damit Er uns in die Herrlichkeit bringen<br />

kann.<br />

Die zwei Jünger hatten nur über das<br />

nachgedacht, was sie selbst betraf; der Herr<br />

zeigte ihnen „das, was ihn selbst betraf“. Ihr<br />

Wunsch war es, Christus in ihre Umstände zu<br />

bringen. Er wollte sie in Seine Umstände<br />

einführen; Er wollte, dass sie Ihn als den<br />

Auferstandenen außerhalb der gegenwärtigen<br />

bösen Welt kennenlernten.<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Der Herr hatte ihre Herzen aufgedeckt und Sein<br />

Herz offenbart, aber mit welchem Ziel? Natürlich<br />

mit dem Ziel, dass sie sich insbesondere nach<br />

Seiner Gemeinschaft sehnten. Jetzt wird Er sie<br />

prüfen, um zu sehen, ob „das Ende des Herrn“<br />

erreicht ist. So geschah es, dass Er „sich stellte,<br />

als wollte er weitergehen“ (Lk 24,28), als sie das<br />

Dorf erreicht hatten. Er hatte sich ihnen<br />

genähert, um ihre Herzen zu gewinnen; jetzt wird<br />

Er weggehen, um in ihren Herzen ein Verlangen<br />

nach Ihm wachzurufen. Und wie schön reagieren<br />

sie auf diese Prüfung des Herrn: „Sie nötigten ihn<br />

und sagten: Bleibe bei uns, denn es ist gegen<br />

Abend, und der Tag hat sich schon geneigt“ (Lk<br />

24,29). Er wollte sie haben – hatte die Leiden<br />

des Kreuzes erduldet, um sie zu besitzen –, aber<br />

Sein Handeln mit ihnen bewirkte, dass sie<br />

schließlich Ihn haben wollten.<br />

Haben wir das Böse in unseren Herzen in der<br />

Gegenwart der Liebe Seines Herzen schon so<br />

kennengelernt, dass wir sagen können: Wir<br />

sehnen uns über alles nach Seiner<br />

Gemeinschaft? Wenn ich das große Universum<br />

Gottes der Länge und Breite nach durchsuchen<br />

würde, wo würde ich wohl einen anderen finden,<br />

der mich durch und durch kennt und mich<br />

trotzdem liebt? Darum fühle ich mich in Seiner<br />

Gegenwart mehr zu Hause als in der Gegenwart<br />

des liebsten Menschen auf der Erde, der mir am<br />

nächsten steht.<br />

Und die Liebe des Christus ist so groß, dass wir<br />

von Christus und Seiner Gemeinschaft so viel<br />

haben können, wie wir wollen. Das erfuhren<br />

auch die Jünger, als sie Ihn „nötigten“. Der Herr<br />

liebt es, genötigt zu werden, denn wir lesen: „Er<br />

ging hinein, um bei ihnen zu bleiben“ (Lk 24,29).<br />

CHRISTUS ERKENNEN<br />

So kommt der Herr schließlich für einen kurzen<br />

Augenblick in ihre Umstände, aber nur, um sie<br />

aus ihren Umständen heraus in Seine Umstände<br />

einzuführen. Denn nachdem Er sich zu erkennen<br />

gegeben hat, entschwindet Er ihren Blicken. Wie<br />

bewegend ist auch die Weise, wie Er sich zu<br />

erkennen gibt: Er nahm „das Brot und segnete;<br />

und als er es gebrochen hatte, reichte er es<br />

ihnen“ (Lk 24,30). Diese ganze Handlung<br />

verkündete, wer Er war, und erinnerte sie an<br />

Seine Liebe bis zum Tod (vgl. Lk 22,19). Kein<br />

Wunder, dass „ihre Augen aufgetan wurden und<br />

sie ihn erkannten“ (Lk 24,31). Ja, aber wie<br />

erkannten sie Ihn? Nicht wie in den Tagen vor<br />

dem Kreuz, in ihren Umständen, sondern als<br />

Den, der tot war und jetzt lebendig ist von<br />

Ewigkeit zu Ewigkeit. Sogleich entschwindet Er<br />

ihren Blicken. Solange wir noch hier auf der Erde<br />

sind, können wir den Auferstandenen nur durch<br />

Glauben erkennen. Die Enttäuschung, die die<br />

Jünger ergriffen hatte, als sie Ihn auf der Erde<br />

verloren, wurde in Freude verwandelt, als sie Ihn<br />

in Auferstehung fanden.<br />

Das unmittelbare Ergebnis ist, dass sie von ihren<br />

Irrwegen zurückgerufen werden. Obwohl sie<br />

bereits zwölf oder dreizehn Kilometer gegangen<br />

waren und obwohl es Abend werden wollte und<br />

der Tag sich schon geneigt hatte, kehrten sie<br />

sofort um. Sie hatten das aufrichtige Verlangen,<br />

sich der kleinen Gemeinschaft des Volkes des<br />

7


Herrn, die in Jerusalem versammelt war, wieder<br />

anzuschließen. Und als sie dort angekommen<br />

waren, befanden sie sich zu ihrer großen Freude<br />

in der Gegenwart des auferstandenen Herrn.<br />

Dort müssen alle menschlichen Überlegungen<br />

und jegliche Verwunderung der Anbetung und<br />

der „großen Freude“ weichen (Lk 24,41.52).<br />

Hamilton Smith<br />

ANGEDACHT<br />

DIE DUNKLE<br />

SEITE DER<br />

MEDAILLE<br />

FAULE FISCHE UND ÜBLE<br />

SCHLANGENBRUT<br />

Noch anschaulicher beschreiben sie die, die<br />

Sünde tun: Sie sind falsche Brüder, Kinder des<br />

Zorns, Synagogen des Satans. Sie werden<br />

verglichen mit blinden Blindenführern, faulen<br />

Fischen und übler Schlangenbrut. Ja, so<br />

drastisch schreibt die Bibel über Sünder.<br />

Harmlos ist etwas anderes.<br />

Und wer die Bibel weiter liest und in diese Welt<br />

voller Ungerechtigkeit schaut, merkt: Sünde<br />

durchzieht alles. Vergangenheit und Gegenwart<br />

triefen geradezu vor Lüge, Gewalt und Tod. Die<br />

Sünde durchtränkt das menschliche Wesen,<br />

unseren Alltag, unsere Beziehungen, unsere<br />

Entscheidungen – auch im Jahr 2010, auch<br />

unter Christen. Wer von uns heute könnte den<br />

ersten Stein werfen?<br />

„MEINE SÜNDEN WILL ICH<br />

BEHALTEN.“<br />

Bloß: Mit der ganzen Tragweite dieser Tatsache<br />

im Bewusstsein, lässt sich nun mal schlecht<br />

leben, kein Alltag gestalten. Niemand hält die<br />

schier aussichtslose Lage dieser Welt im Kopf<br />

aus. Deshalb hat sich der Mensch eine Reihe<br />

von Wegen ausgedacht, die Sünde zu<br />

verharmlosen, zu rationalisieren und zu<br />

verniedlichen. Auch Christen zeigen hier einen<br />

großen Einfallsreichtum, wie drei Beispiele<br />

zeigen.<br />

Sünde wird von Christen jeder Couleur gerne<br />

verharmlost. Dabei bietet ein realistischer<br />

Blick einige Vorteile. Ein heilsamer Blick auf<br />

das Übel.<br />

Die biblischen Autoren sind alles andere als<br />

wortkarg, wenn es um Sünde geht. Mit 20<br />

verschiedenen Begriffen beschreiben sie, was<br />

hinter dem etwas angestaubten Wort steckt:<br />

nicht dem Willen Gottes entsprechen, das Ziel<br />

verfehlen, gesetzlos, unrecht und treulos<br />

handeln.<br />

Erste Verharmlosung:<br />

Man nennt Sünde nicht mehr beim Namen. „Halb<br />

so schlimm, Gott ist doch ein liebender Vater.“,<br />

sagt man, und verteilt eimerweise billige Gnade.<br />

Die tragisch-tödliche Dimension von Sünde hat<br />

man völlig aus dem Blick verloren. Noch doller:<br />

Man besteht sogar auf seine Sünde und fügt sie<br />

schlicht in die Reihe der Fehler ein, aus denen<br />

man bekanntlich lernt. Wie Jürgen Fliege in<br />

diesem Zusammenhang so schön sagte: „Meine<br />

Sünden will ich behalten.“<br />

8


Wohl sortierte Auswahl an<br />

Vergehen<br />

Zweite Verharmlosung:<br />

Warum dieser einseitige Blick auf die dunkle<br />

Seite der Medaille? Sind Christen nicht eine<br />

neue Kreatur? Sind sie nicht zur Heiligung<br />

berufen? Ist das Reich Gottes nicht<br />

angebrochen? Doch, natürlich! Trotzdem sind<br />

wir noch nicht verherrlicht, leben noch nicht im<br />

Himmel und sündlos sind wir auch nicht.<br />

Man nennt Sünde sehrwohl beim Namen,<br />

verpackt sie aber in praktische, leicht<br />

verständliche Schubladen und klebt<br />

wohlklingende Namen drauf: Todsünden,<br />

himmelschreiende Sünden, lässliche Sünden<br />

und dergleichen. Natürlich klingt Todsünde<br />

dramatisch, natürlich ist ein Mord gravierender<br />

als ein Diebstahl. Doch ein paar Etiketten<br />

werden dem alles umfassenden, unsagbar<br />

tödlichen und von Gott trennenden Charakter<br />

der Sünde nicht gerecht. Wer sündigt, macht<br />

nicht bloß eine Schublade auf. Sünde bringt<br />

immer die Beziehung zu dem durch und durch<br />

heiligen Gott durcheinander. Auch bei einer<br />

lässlichen Sünde.<br />

Dritte Verharmlosung:<br />

Man nennt Sünde beim Namen, meint faktisch<br />

aber nur eine wohl sortierte Auswahl an<br />

Vergehen: das Abschreiben in der Schule,<br />

Selbstbefriedigung, Ehebruch und das<br />

Schummeln bei der Steuererklärung. Wer das<br />

noch nie gemacht hat oder einigermaßen im Griff<br />

hat, lehnt sich entspannt zurück und denkt: So<br />

schlecht bin ich doch gar nicht. Auch wer so<br />

vereinfachend von Sünde denkt, hat ihre<br />

Tragweite noch längst nicht begriffen. Nicht wir<br />

haben die Sünde im Griff. Es ist umgekehrt.<br />

VÖLLIG VERSTRICKT<br />

Sünde ist das Übel, das diese Welt im Griff hat.<br />

Die Welt liegt im Argen, ist geknechtet unter der<br />

Herrschaft des Bösen (1 Joh 5, 19; Joh 12, 31).<br />

Wir sind in Sünde verstrickt und handeln selbst<br />

als Christen gegen Gottes Willen (Rö 7, 19), wir<br />

werden krank und sterben. Und selbst für den,<br />

der es gut meint, ist die Lage manchmal so<br />

verzwickt, dass er nur schuldig werden kann –<br />

egal wie er handelt (s.a. Rö 7, 21).<br />

ERSCHRECKEN VOR DER<br />

ERNSTHAFTIGKEIT<br />

Erst der Blick auf die dunkle Seite der Medaille<br />

lässt die helle Seite so recht erstrahlen. Und nur<br />

beide Seiten liefern das ganze Bild. Wer nicht<br />

verstanden hat, wie verloren er ist, wird die<br />

Gnade nicht recht wertschätzen können. Wer die<br />

weitrechenden Auswirkungen von Sünde nicht<br />

im Blick hat, wird weiter rational damit umgehen.<br />

Wer nicht begriffen hat, wie umfassend und<br />

tödlich Sünde ist, wird immer noch meinen, gar<br />

nicht so schlecht dazustehen.<br />

Von Zeit zu Zeit scheint es notwendig, die<br />

strahlend schöne Medaille der Gnade und<br />

Errettung umzudrehen und vor der<br />

Ernsthaftigkeit der Lage zu erschrecken. Nicht,<br />

um sich selbst zu zerknirschen oder als<br />

Pessimist der Nation in die Geschichte<br />

einzugehen. Wohl aber, um neu nachvollziehen<br />

zu können, was Jesus für uns Menschen bewirkt<br />

hat. Nur dann kann sich wirkliche Dankbarkeit<br />

breitmachen. Nur dann wissen wir, wie nötig wir<br />

auch heute Gottes Gnade haben. Nur dann<br />

können wir wirklich gnädig mit unseren<br />

Mitmenschen umgehen.<br />

Zu dieser Erkenntnis kann ich zum Beispiel in<br />

der Beichte kommen, also beim<br />

Schuldbekenntnis vor einem Mitchristen.<br />

Schade, dass diese Praxis für viele eine negativ<br />

belegte Geschichte hat. Denn gerade hier wird<br />

mir die Schwere von Schuld besonders deutlich.<br />

Hier kommt die Sünde ans Licht, ich kann nicht<br />

mehr um den heißen Brei herumreden. Der<br />

gemeinsame Blick auf meine dunkle Seite ist<br />

unangenehm und zerschlägt allen Stolz,<br />

Selbstbetrug und alles Maskentragen. Er ist<br />

schmerzhaft, letztlich aber wohltuend. Mag der<br />

Blick auf meine Schuld und der Schritt zur<br />

Beichte also auch schmerzlich sein: Heilsam<br />

sind beide allemal.<br />

Quelle: ERF<br />

9


DIE HOFFNUNG<br />

STIRBT NICHT<br />

ZULETZT –<br />

Predigt zu Römer 8,18-25 von Stephanie Höhner<br />

Denn ich sage, dass die Leiden zu dieser Zeit<br />

nicht ins Gewicht fallen gegenüber der<br />

vorherbestimmten Herrlichkeit, die in uns<br />

offenbart wird. Denn das erwartungsvolle Harren<br />

der Schöpfung erwartet die Offenbarung der<br />

Söhne Gottes. Denn grundlos ist die Schöpfung<br />

unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den<br />

Unterwerfer, auf Hoffnung hin, weil auch die<br />

Schöpfung selbst befreit werden wird aus der<br />

Sklaverei der Vergänglichkeit zur Freiheit der<br />

Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen,<br />

dass die ganze Schöpfung mitseufzt und in den<br />

Wehen liegt bis jetzt. Aber das nicht allein,<br />

sondern auch wir, die als Erstlingsgabe den<br />

Geist haben, auch wir selbst seufzen in uns<br />

(selbst), die Kindschaft erwartend, die Erlösung<br />

unseres Leibes. Denn wir sind gerettet auf<br />

Hoffnung hin. Aber Hoffnung, die man sieht, ist<br />

keine Hoffnung, denn was kann man hoffen, was<br />

man sieht? Wenn wir aber hoffen auf das, was<br />

man nicht sieht, so warten wir darauf mit Geduld.<br />

(Röm 8,18-25, Übersetzung der Verfasserin)<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Montagvormittag,<br />

Anfang September 2015. Ich sitze im ICE von<br />

Hamburg nach Kopenhagen. Mit mir im Zug:<br />

viele Flüchtlinge. Sie sind am Wochenende in<br />

Deutschland angekommen – endlich. Nach<br />

wochenlanger Flucht und schlaflosen Nächten.<br />

Jetzt sind sie auf dem Weg nach Schweden. In<br />

den Gesichtern sehe ich Müdigkeit, manchmal<br />

auch Unsicherheit. Mir schräg gegenüber sitzt<br />

eine Familie. Auf dem Tisch zwischen den<br />

Sitzbänken steht ein Tragekorb, in dem ein<br />

Säugling liegt. Wahrscheinlich ist er auf der<br />

Flucht zur Welt gekommen. Die Familie hat<br />

keine Reservierung, der Zug ist überfüllt und darf<br />

nicht losfahren. Viele Menschen auf den Gängen<br />

müssen den Zug verlassen. Die Familie mit dem<br />

Baby darf bleiben.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Seit einem Jahr hat<br />

seine Frau die Diagnose Brustkrebs. Eine<br />

Chemotherapie folgt der nächsten, die<br />

Aussichten sind nicht gut. Ihr Körper ist<br />

schwach, ihr Kopf ist kahl. Wie schöne wäre es,<br />

wenn dieser falsche Film endlich zu Ende wäre,<br />

denkt er. Alles wieder wie früher.<br />

Doch seine Frau und er geben nicht auf. „Jeder<br />

Tag ein Geschenk“, so wollen sie die Zeit noch<br />

leben. Er nimmt jetzt vieles bewusster war.<br />

Versucht, jeden Moment auszukosten und nicht<br />

immer an den Krebs zu denken. Der Ausgang ist<br />

offen.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch zu hoffen ist<br />

nicht immer leicht. Es gibt so viel Seufzen in der<br />

Welt, im Leben.<br />

Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung<br />

mitseufzt und in den Wehen liegt bis jetzt.<br />

Morgens seufzen die Zeilen in der Zeitung, wenn<br />

sie von Anschlägen in Paris und Afghanistan<br />

berichten. Abends seufzen die Bilder sinkender<br />

Flüchtlingsboote in den Nachrichten.<br />

Geschichten von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Tod<br />

– sie sind zahlreich. Und sie seufzen.<br />

Gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer<br />

werden, scheint das Seufzen noch deutlicher<br />

hörbar. Wieder ein Jahr vergangen. Es scheint<br />

endlos zu sein, das Leid. Die Schöpfung seufzt<br />

und wartet.<br />

Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin.<br />

Und doch leben wir weiter. Jeden Tag neu. Und<br />

es gibt Momente, in denen kein Seufzen liegt. Da<br />

sollte die Zeit stehenbleiben, weil es so schön ist.<br />

Könnte dieser Moment unendlich sein.<br />

Zurück im ICE. Unser Zug erreicht den Hafen.<br />

Auf der Fähre nach Dänemark sehe ich die<br />

Kinder toben, lachende Gesichter, die Eltern<br />

machen Selfies vor der Reling. Das Ziel scheint<br />

zum Greifen nah, die Hoffnung scheint erfüllt.<br />

Das Baby schläft friedlich im Tragekorb.<br />

Aber Hoffnung, die man sieht, ist keine<br />

Hoffnung, denn was kann man hoffen, was man<br />

sieht?<br />

Die Fähre legt an. Wir sitzen wieder im Zug und<br />

halten im ersten Bahnhof auf dänischem Boden.<br />

Am Bahnsteig stehen Polizisten, aber auch ein<br />

Fernsehteam mit Kamera. Stillstand. Nichts geht<br />

weiter, die Türen verschlossen. 3 ½ Stunden<br />

stehen wir dort. Ohne zu wissen warum. Ohne<br />

zu wissen, wie lange noch. Ratlosigkeit bei uns<br />

Fahrgästen.<br />

Stillstand. Sinnlosigkeit. Resignation.<br />

Das ist das Gegenteil von Hoffnung. Ohne<br />

Hoffnung geht es nicht weiter. Dann geht ein<br />

10


Leben nicht weiter. Es ist schon tot, auch wenn<br />

es physisch noch am Leben ist.<br />

Hoffnung ist der Antrieb für das Leben, sie ist das<br />

Leben selbst. Die Hoffnung ist Leben, weil sie<br />

auf das Leben setzt. Weil sie es nicht verloren<br />

gibt, auch wenn alles um das Leben herum<br />

seufzt.<br />

Die Hoffnung blickt über das Jetzt hinaus. Auf ein<br />

anderes Leben in einer neuen Welt.<br />

Jede Hoffnung braucht einen Grund. Sonst ist<br />

sie keine Hoffnung, sondern nur ein leeres<br />

Versprechen.<br />

Der Grund der Hoffnung, von dem Paulus<br />

schreibt, ist Jesus Christus. Er hat am Kreuz<br />

gelitten und geseufzt. Mit ihm seufzen seine<br />

Jünger und die Frauen am Grab.<br />

Er war tot, war am Endpunkt. Doch an diesem<br />

Endpunkt wächst neues Leben. Aus dem<br />

Endpunkt wird ein Ausgangspunkt. Neues Leben<br />

bricht auf, wo keines mehr vorstellbar war. Es ist<br />

so ganz anders. Gegen jede Erwartung. Gegen<br />

jede Regel. Gegen allen Verstand.<br />

Wenn wir aber hoffen auf das, was man nicht<br />

sieht, so warten wir darauf mit Geduld.<br />

Die Flüchtlinge im ICE sind ins Ungewisse<br />

aufgebrochen, ohne genau zu wissen, wie es<br />

enden wird. Die Hoffnung auf ein Leben in<br />

Sicherheit treibt sie an. Sie warten geduldig im<br />

Zug, 3 ½ Stunden, ohne zu wissen wie es für die<br />

weitergeht. Sie kennen das schon. Die dänische<br />

Polizei kontrolliert die Papiere, alle Flüchtlinge<br />

müssen aussteigen. Da helfen kein Betteln und<br />

keine Tränen. Auch die Familie mit dem Baby<br />

muss gehen. In ihren Gesichtern sehe ich Leere.<br />

Resignation. Sie wissen nicht, was sie erwartet.<br />

Ob sie zurückgeschickt werden, nach<br />

Deutschland oder in ihre Heimat. Oder ob sie<br />

doch noch Schweden erreichen werden.<br />

Aus den Nachrichten erfahre ich am nächsten<br />

Tag, dass die Flüchtlinge in Turnhallen gebracht<br />

wurden, zur Registrierung. Doch ihr Ziel war<br />

Schweden. Und so machen sich mehrere<br />

hundert Menschen auf den Weg zu Fuß nach<br />

Schweden, entlang der Autobahn. Dabei<br />

bekommen sie Begleitschutz von dänischen<br />

Autofahrern. Eine Autobahn wird zur<br />

Wandertrasse. Hunderte Menschen machen<br />

sich auf den Weg.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und doch bleibt ein<br />

Stachel.<br />

Aber Hoffnung, die man sieht, ist keine<br />

Hoffnung, denn was kann man hoffen, was man<br />

sieht?<br />

Hoffen ins Ungewisse, ohne Sicherheit.<br />

Ausgang offen? Die Hoffnung muss lebendig<br />

bleiben, sie braucht Nahrung. Da ist es gut, wenn<br />

wir uns immer wieder an ihren Grund erinnern.<br />

Und jetzt schon ein Stück erfahren von der<br />

Erfüllung.<br />

Vor seinem Tod hat Jesus Abendmahl gefeiert.<br />

Ein Festmahl im Angesicht des Todes. Ein<br />

Abend voller Leben. Wenn wir heute Abendmahl<br />

feiern, erinnern wir uns daran. An das Leben und<br />

an das Sterben Jesu. Wir hören seine Worte.<br />

An seinem Tisch saßen seine Freunde und der<br />

Verräter. Hoffnungsvoll und hoffnungsleer. Jeder<br />

hatte einen Platz, keiner musste hungern.<br />

Wenn wir heute Abendmahl feiern, erinnern wir<br />

uns auch daran. Wir sind alle eingeladen an den<br />

Tisch Jesu Christi. Mit ihm beginnt neues Leben<br />

dort, wo alles hoffnungslos war. In seinem<br />

Namen sind wir zusammen, in seinem Sinne. Er<br />

ist uns nahe in seinem Geist. Wir essen nur ein<br />

Stück Brot und trinken nur einen Schluck Wein.<br />

Es ist kein Festmahl. Wir werden nicht satt. Doch<br />

es ist ein Vorgeschmack auf das Kommende. Es<br />

ist eine Kostprobe. Darin können wir das neue<br />

Leben schmecken, das in Jesus Christus<br />

begonnen hat. Sie lässt uns nur erahnen, was<br />

wir erwarten, was wir erhoffen. Es ist ein Stück<br />

Wegzehrung auf einem langen Weg. Vielleicht<br />

reicht das nicht immer, um die Hoffnung wieder<br />

zu stärken. Aber es kann sie am Leben halten,<br />

wenn alles seufzt. So lange wir leben, haben wir<br />

Hoffnung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.<br />

Seine Frau hat gekämpft, doch sie hat es nicht<br />

geschafft. Jetzt ist er allein. Wenn er<br />

zurückschaut auf die Zeit, fällt ihm auf: Nie waren<br />

sie ohne Hoffnung. Immer hat er gehofft, die<br />

nächste Untersuchung bringt die Wende.<br />

Bis zuletzt. Auch als es allen anderen klar war,<br />

dass seine Frau sterben wird, hat er gehofft,<br />

dass es einfach so wird wie früher. Völlig<br />

irrational. Aber das hat ihm Kraft gegeben, weiter<br />

zu machen, bis zum Schluss. Ein Leben ohne sie<br />

konnte er sich nicht vorstellen. Jetzt steht er<br />

mitten drin. Vieles hat er schon ohne sie erlebt.<br />

Es ist schwer. Sie fehlt ihm. Doch es gibt auch<br />

Momente, da ist sie ihm ganz nah. Sie ist nicht<br />

einfach weg. Etwas von ihr bleibt. Diese<br />

Momente geben ihm Kraft, weiter zu leben.<br />

Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt. Die Hoffnung<br />

lässt Leben wachsen – auch im Seufzen.<br />

11


WIEDERGEBOREN<br />

ZU EINER<br />

LEBENDIGEN<br />

HOFFNUNG<br />

Text: 1. Petr 1:3-9<br />

Pfr. Johannes Beyerhaus<br />

Letzte Woche machten meine Frau und ich mit<br />

unseren Kindern und Freunden einen<br />

Osterausflug nach Bad Mergentheim in den<br />

wunderschönen Wildpark. Wir bewunderten dort<br />

die Kormorane und Bären und Wölfe und<br />

Wildschweine und was es sonst dort alles gibt<br />

und wurden dadurch zu tiefsinnigen Gesprächen<br />

angeregt. Nämlich, was uns eigentlich, als<br />

Lebewesen, die auf der besseren Seite der<br />

Zäune und Absperrungen stehen dürfen, von<br />

den Tieren eigentlich unterscheidet. Unser<br />

Freund meinte: "Wisst ihr eigentlich, dass<br />

genetisch betrachtet der nächste Verwandte des<br />

Schimpansen nicht etwa irgendein anderer Affe<br />

ist, sondern der Mensch?" Nun, so etwas hatte<br />

ich auch schon mal gehört. Aber dann sagte er<br />

noch etwas, was mir neu war. Nämlich, dass<br />

eine Theorie über die Entstehung des Menschen<br />

gibt, die meint, dass der Unterschied zwischen<br />

Affe und Mensch sich vor allem daraus erklärt,<br />

dass beim Menschen im Lauf der Evolution ein<br />

Gen kaputt gegangen ist. Ein Gen, das beim<br />

Schimpansen für die Ausbildung der viel<br />

stärkeren Kaumuskulatur verantwortlich ist. Und<br />

nun ist es so, dass die Muskelstränge sich<br />

anscheinend beim Schimpansen so über den<br />

Kopf rüberziehen, dass bei beim längst nicht so<br />

viel Entfaltungsmöglichkeiten für die Ausbildung<br />

des Gehirns bleibt. Gut - dass Gott entweder<br />

viele Muskeln oder aber Gehirn gibt, dass wird ja<br />

auch sonst oft behauptet... Beim Menschen aber<br />

bildeten sich laut dieser Theorie die<br />

hirnbeschränkenden Kaumuskeln durch das<br />

defekte Gen wieder zurück. Er konnte ab dann<br />

zwar nicht mehr so kraftvoll zubeißen, aber dafür<br />

entwickelte sich bei ihm ein größeres Hirn. Und<br />

so sind wir geworden, was wir sind - durch ein<br />

kaputtes Gen! Soweit diese Theorie. Eine von<br />

vielen. Je mehr Hirn, desto mehr Mensch. Nun<br />

weiß auch die Bibel um die Verwandtschaft des<br />

Menschen mit dem Tier - dafür gibt es vor allem<br />

im Schöpfungsbericht erstaunliche Hinweise.<br />

Aber sie macht unser Menschsein an anderen<br />

Dingen fest, als an einem kaputten Gen. zu<br />

Recht denke ich, denn dass die mit den größten<br />

Köpfen automatisch auch die menschlicheren<br />

Menschen sind, werden ja wohl nur wenige<br />

behaupten wollen. Der entscheidende Punkt ist,<br />

dass Gott dem Menschen die Fähigkeit<br />

geschenkt hat, in einer lebendigen Beziehung zu<br />

ihm zu leben, seine Stimme zu hören und<br />

danach sein Leben zu gestalten. Und hier<br />

wiederum spielt die Hoffnung auf Gottes Wirken<br />

und auf seine Verheißungen eine entscheidende<br />

Rolle. Das Wahrnehmen der anderen und viel<br />

größeren Dimension des Lebens "Ohne<br />

Hoffnung schwinden meine Tage dahin" heißt es<br />

in Hiob 5,16. Positiv ausgedrückt in Ps 146:5:<br />

"Wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn<br />

setzt!" Seit Ostern war dieser Punkt auch in der<br />

Wahrnehmung der heidnischen Umwelt das<br />

markanteste Merkmal der ersten Christen, dass<br />

dies nämlich Menschen waren, die aus einer<br />

ganz starken und unerschütterlichen Hoffnung<br />

heraus lebten. Eine Hoffnung, der selbst der Tod<br />

nichts anhaben konnte. Und das war kein<br />

Lippenbekenntnis, diese Hoffnung war echt.<br />

Dass mussten sehr viele der ersten Christen<br />

auch beweisen, wenn sie etwa zur Belustigung<br />

der Volksmassen in der Arena den Löwen in<br />

Säcken vorgeworfen wurden oder um Leben<br />

oder Tod kämpfen mussten. Schon damals also<br />

ein ziemlich geschmackloses<br />

Unterhaltungsprogramm um Quoten zu erzielen.<br />

Bei nicht wenigen der heidnischen Zuschauer<br />

allerdings verwandelte sich das Lachen in<br />

Staunen. Manche von Ihnen haben vielleicht<br />

noch die Worte aus dem Film Quo Vadis im Ohr,<br />

wo Nero alias Peter Ustinov fassungslos sagte:<br />

"Sie singen ja - sie singen!" Und in dem Fi und<br />

Treue erfüllen lassen - zu Gott und zu all denen,<br />

die ihm als erstem Leiter der Urgemeinde<br />

anvertraut waren. Das, was Petrus sehen und<br />

hören durfte, machte den ganzen Unterschied zu<br />

all den anderen aus, die viel dachten und viel<br />

dichteten, aber letztlich doch nur im Nebel nach<br />

der Wahrheit stocherten. Wie ja auch Pilatus mit<br />

seiner berühmten Frage - "Was ist Wahrheit?" In<br />

dem Film von Mel Gibson unterhält sich Pilatus<br />

darüber ja später noch lange mit seiner Frau.<br />

Schließlich sagt er: "Weißt du, was für mich<br />

Wahrheit ist? Ich habe schon zwei Warnungen<br />

vom Kaiser aus Rom bekommen, beim dritten<br />

Mal wird mein Blut fließen - das ist für mich die<br />

12


Wahrheit!" Petrus weiß noch von einer anderen<br />

Wahrheit. Der heutige Wochenspruch aus<br />

seinem ersten uns erhaltenen Brief lautet:<br />

"Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn<br />

Jesus Christus, der uns nach seiner großen<br />

Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer<br />

lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung<br />

Jesu Christ von den Toten". (1 Petr 1:3)<br />

Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung.<br />

Der Gott des Lebens möchte, dass wir lebendige<br />

Menschen sind. Und lebendig sind wir solange,<br />

wie wir Hoffnung in uns haben. Eine Hoffnung,<br />

die darauf baut, was Gott in der Auferweckung<br />

seines Sohnes von den Toten uns allen<br />

angeboten hat: Ein Leben aus der Kraft der<br />

Versöhnung. Ein Leben in Hingabe und<br />

Gehorsam. Ein Leben mit Perspektive. Petrus<br />

schreibt dazu: Diese Hoffnung gründet sich<br />

darauf, dass Jesus Christus vom Tod<br />

auferstanden ist. Sie richtet sich auf das neue<br />

Leben, das Gott schon jetzt im Himmel für euch<br />

bereithält". (Übersetzung: GN) Sie richtet sich<br />

auf das neue Leben. Hoffnung nur um der<br />

Hoffnung willen ist es noch nicht. "Hoffen und<br />

Harren hält manchen zum Narren". Das stimmt.<br />

Es kommt auf den Inhalt der Hoffnung an.<br />

Jemand (Billy Wilder) hat mal sinngemäß<br />

gesagt: "Was manche für das Licht am Ende des<br />

Tunnels halten, ist in Wirklichkeit ein<br />

entgegenkommender Zug, der direkt auf sie<br />

zufährt." Oder ich muss auch an den Schwan<br />

denken, der kürzlich in der Zeitung abgebildet<br />

war. Er lebt irgendwo an der Alster und hat sich<br />

Hals über Kopf in eine Schwänin verliebt. So<br />

sehr, dass er gar nicht mehr von ihrer Seite<br />

weicht. Das Tragische daran: Seine Angebetete<br />

ist aus Plastik - ein Tretboot in Schwanenform.<br />

Aber das hat der Gute offensichtlich immer noch<br />

nicht gemerkt, denn er hat sogar schon ein Nest<br />

für seine Geliebte gebaut! Ist es nicht tragisch,<br />

wenn man seine ganze Hoffnung auf ein<br />

Kunstprodukt setzt? Und wir brauchen<br />

überhaupt nicht über diesen Schwan zu lachen -<br />

wie viele Menschen machen es genauso, dass<br />

sie ihre Zeit, ihre Hingabe, ihre Leidenschaft in<br />

Produkte investieren, die die Industrie für sie am<br />

Fließband fertigt. Hoffnungen, die wir uns selbst<br />

machen, die keinen Grund in der Wirklichkeit<br />

haben, sind tote Hoffnungen. Vielleicht beleben<br />

sie uns für kurze Zeit, dann aber lassen sie uns<br />

in der Enttäuschung umso kraftloser zu Boden<br />

sinken. Eine lebendige Hoffnung zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass kein anderer als der<br />

lebendige Gott selbst sie in uns<br />

weckt. Eine Hoffnung, die einen<br />

wirklichen Grund hat, mit der er<br />

unsere Augen öffnet, unser Herz<br />

berührt und neues Leben in uns<br />

einströmen lässt. Eine Hoffnung,<br />

die weit jenseits von dem liegt,<br />

was wir jemals nur rein<br />

verstandesmäßig begreifen<br />

können. Kürzlich erzählte mir<br />

mein Vater von einem<br />

Ostergottesdienst, der ihn sehr<br />

beeindruckt hatte. Eine Gruppe<br />

geistig Behinderter hatte auch<br />

teilgenommen, und diese<br />

Menschen wurden von der<br />

Botschaft der Auferstehung und der Hoffnung in<br />

einer Art und Weise ergriffen und strahlten in<br />

diesem Gottesdienst eine Freude aus, die bei<br />

den anderen Gottesdienstbesucher so nicht<br />

spürbar war. Offensichtlich hatte Gott selbst<br />

diese Freude in ihnen freigesetzt. Unser Text<br />

sagt sogar noch mehr: "Nicht nur: wir bekommen<br />

eine neue Hoffnung", sondern Er hat uns<br />

wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung.<br />

Was heißt das? Manche verstehen das so, als<br />

ob es vor allem darum ginge, was in uns selbst<br />

für mich und die Menschen um mich herum<br />

spürbar und sichtbar neugeworden ist. Ich blicke<br />

also auf mein Leben, vielleicht auch auf den Tag<br />

meiner Bekehrung und stelle zweifelsfrei fest:<br />

seitdem ich Christ bin, hat sich mein Leben, mein<br />

Verhalten, mein Charakter so dramatisch zum<br />

Guten verändert, dass ich wirklich ein anderer,<br />

ein neuer Mensch bin. Wohl dem, dem dieses<br />

Zeugnis auch von seinen Mitmenschen<br />

ausgestellt wird! Vielleicht sogar von seiner<br />

eigenen Familie! Aber ist es nicht doch eher so,<br />

dass der Blick auf uns selber und in uns hinein<br />

13


oft genug auch mehr als genug Betrübliches zu<br />

Tage fördert und daher eher Grund zur<br />

Ernüchterung ist? Dass trotz mancher<br />

Veränderungen, vielleicht sogar<br />

Verbesserungen das meiste in unserem<br />

Verhalten doch beim Alten geblieben ist? Meine<br />

Erfahrung jedenfalls ist die, dass oft gerade<br />

Menschen, die besonders vollmundig von ihrer<br />

Bekehrung reden und offen oder heimlich auf<br />

diejenigen herabschauen, deren Christsein sie<br />

in Zweifel ziehen, oft keineswegs Christen sind,<br />

die es ihren Mitmenschen leichter machen, zu<br />

glauben. Ein früherer Bischof unserer<br />

Landeskirche, der nun ganz gewiss kein<br />

Liberaler war, sagte einmal: "Die Frömmsten in<br />

den Gemeinden schreiben mir oft die bösesten<br />

Briefe" Jesus hat eben nicht gesagt: "Daran<br />

wird jedermann erkennen, dass ihr meine<br />

Jünger seid, wenn ihr den Tag eurer<br />

Bekehrung wisst oder besonders schön und oft<br />

betet" und er hat auch nicht gesagt "Daran wird<br />

jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger<br />

seid, weil ihr den geistlichen Durchblick habt!"<br />

Nein - sondern er hat gesagt: "Daran wird<br />

jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger<br />

seid, wenn ihr Liebe untereinander habt." Eine<br />

Liebe, die sich nicht zuletzt auch daraus nährt,<br />

dass jedenfalls Gott auch für den schwierigsten<br />

Bruder und die schwierigste Schwester noch<br />

Hoffnung hat. Das muss ich mir auch immer<br />

wieder selbst sagen. "Gepriesen sei Gott, der<br />

Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns<br />

(uns alle, alle die wir zu ihm gehören) nach<br />

seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren<br />

hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die<br />

Auferstehung Jesu Christ von den Toten"<br />

Wiedergeboren - Petrus macht diese Hoffnung<br />

zunächst mal überhaupt nicht am Menschen<br />

fest. Sondern an dem was Gott tut und hofft.<br />

Natürlich bedeutet Wiedergeburt auch, dass<br />

tatsächlich etwas in meinem Leben neu wird.<br />

Dass ich mit Gott reden kann und auch das<br />

Bedürfnis dazu habe. Dass mir wichtig ist, was<br />

Gott mir sagen möchte. Und ich annehmen<br />

kann, was dieses Leben auch an Härten<br />

bereithält. Kürzlich sagte eine gute Bekannte<br />

nach ihrer zweiten Fehlgeburt, die ihr wie schon<br />

die erste ungeheuer viel zu schaffen gemacht<br />

hatte: "Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es<br />

genommen, gelobt sei der Name des Herrn"!<br />

Auch das hat natürlich mit einem<br />

Wiedergeborensein zu einer lebendigen<br />

Hoffnung zu tun, die das Leben in einem<br />

größeren Zusammenhang sehen kann. Auch der<br />

Wunsch nach Gemeinschaft mit anderen<br />

Christen gehört zu den Zeichen der<br />

Wiedergeburt. Oder die Fähigkeit zu vergeben.<br />

Tiefe Verletzungen, die mir ein Mensch zugefügt<br />

hat. Dass kann ich nicht von alleine, das muss<br />

mir geschenkt werden. Dass ich überhaupt einen<br />

neuen Blick für meine Mitmenschen bekomme,<br />

mich mitfreuen kann, mitleiden kann, wie ich das<br />

vorher vielleicht nicht konnte, bevor Gott in mein<br />

Leben kam. Dass mein Leben einen neuen<br />

Horizont bekommt. Aber wenn Petrus darüber<br />

redet, dass Gott uns durch die Auferstehung<br />

Jesus Christi von den Toten wiedergeboren hat,<br />

dann geht es doch wohl vor allem um Gottes<br />

Handeln, nicht in erster Linie um meine<br />

Frömmigkeit. Wiedergeboren zu einer<br />

lebendigen Hoffnung. Das ist etwas, was an mir<br />

geschieht. Geburt ist der passivste Vorgang, der<br />

überhaupt vorstellbar ist. Ich werde geboren. Ich<br />

werde wiedergeboren. Wiedergeboren zu einer<br />

lebendigen Hoffnung - das heißt doch wohl auch:<br />

Durch die Auferstehung sind wir für Gott eine<br />

lebendige Hoffnung. Ich darf wissen, dass ich<br />

trotz meines Versagens ein Mensch bin und<br />

bleibe, von dem Gott sich noch etwas verspricht.<br />

Und er sorgt selbst dafür, dass Grund und<br />

Aussicht besteht, von uns noch etwas zu<br />

erwarten. Früchte, die ihm gefallen und in der<br />

Ewigkeit Bestand haben. Nicht nur Dornen und<br />

Disteln. Wenn wir nur an ihm bleiben, dann<br />

werden sie wachsen. Wiedergeboren zu einer<br />

lebendigen Hoffnung. Gott hat Hoffnung für uns<br />

und deswegen sind wir Menschen der Hoffnung<br />

und dürfen und sollen aus dieser Hoffnung<br />

heraus leben und lieben und leiden und sogar<br />

sterben, weil wir wissen dürfen: bald sind wir in<br />

aller Ewigkeit bei Ihm. Amen.<br />

14


HOFFNUNGSVOLL<br />

LEBEN<br />

Heinz Hepp<br />

Eine Auslegung zu Johannes 11,1-45 (Luther)<br />

1 Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien,<br />

dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. 2<br />

Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl<br />

gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar<br />

getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war<br />

krank. 3 Da sandten die Schwestern zu Jesus<br />

und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du<br />

lieb hast, liegt krank. 4 Als Jesus das hörte,<br />

sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode,<br />

sondern zur Verherrlichung Gottes, dass der<br />

Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde. 5 Jesus<br />

aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und<br />

Lazarus. 6 Als er nun hörte, dass er krank war,<br />

blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.<br />

7 Danach spricht er zu den Jüngern: Lasst uns<br />

wieder nach Judäa ziehen! 8 Die Jünger aber<br />

sprachen zu ihm: Rabbi, eben noch wollten die<br />

Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin<br />

ziehen? 9 Jesus antwortete: Hat nicht der Tag<br />

zwölf Stunden? Wer bei Tage umhergeht, der<br />

stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser<br />

Welt. 10 Wer aber bei Nacht umhergeht, der<br />

stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm. 11 Das<br />

sagte er, und danach spricht er zu ihnen:<br />

Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe<br />

hin, dass ich ihn aufwecke. 12 Da sprachen die<br />

Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, wird's<br />

besser mit ihm. 13 Jesus aber sprach von<br />

seinem Tode; sie meinten aber, er rede von der<br />

Ruhe des Schlafs. 14 Da sagte ihnen Jesus frei<br />

heraus: Lazarus ist gestorben; 15 und ich bin<br />

froh um euretwillen, dass ich nicht da gewesen<br />

bin, auf dass ihr glaubt. Aber lasst uns zu ihm<br />

gehen! 16 Da sprach Thomas, der Zwilling<br />

genannt wird, zu den anderen Jüngern: Lasst<br />

uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm sterben! 17<br />

Da kam Jesus und fand Lazarus schon vier Tage<br />

im Grabe liegen. 18 Betanien aber war nahe bei<br />

Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. 19<br />

Viele Juden aber waren zu Marta und Maria<br />

gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders.<br />

20 Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, ging<br />

sie ihm entgegen; Maria aber blieb im Haus<br />

sitzen. 21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst<br />

du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht<br />

gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du<br />

bittest von Gott, das wird dir Gott geben. 23<br />

Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird<br />

auferstehen. 24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß,<br />

dass er auferstehen wird bei der Auferstehung<br />

am Jüngsten Tage. 25 Jesus spricht zu ihr: Ich<br />

bin die Auferstehung und das Leben. Wer an<br />

mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe;<br />

26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird<br />

nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27 Sie<br />

spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der<br />

Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt<br />

kommt. 28 Und als sie das gesagt hatte, ging sie<br />

hin und rief ihre Schwester Maria und sprach<br />

heimlich zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.<br />

29 Als Maria das hörte, stand sie eilends auf und<br />

kam zu ihm. 30 Jesus aber war noch nicht in das<br />

Dorf gekommen, sondern war noch dort, wo ihm<br />

Marta begegnet war. 31 Als die Juden, die bei ihr<br />

im Hause waren und sie trösteten, sahen, dass<br />

Maria eilends aufstand und hinausging, folgten<br />

sie ihr, weil sie dachten: Sie geht zum Grab, um<br />

dort zu weinen. 32 Als nun Maria dahin kam, wo<br />

Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und<br />

sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen,<br />

mein Bruder wäre nicht gestorben. 33 Als Jesus<br />

sah, wie sie weinte und wie auch die Juden<br />

weinten, die mit ihr kamen, ergrimmte er im Geist<br />

und erbebte 34 und sprach: Wo habt ihr ihn<br />

hingelegt? Sie sprachen zu ihm: Herr, komm und<br />

sieh! 35 Und Jesus gingen die Augen über. 36<br />

Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn so<br />

lieb gehabt! 37 Einige aber unter ihnen<br />

sprachen: Er hat dem Blinden die Augen<br />

aufgetan; konnte er nicht auch machen, dass<br />

dieser nicht sterben musste? 38 Da ergrimmte<br />

Jesus abermals und kommt zum Grab. Es war<br />

aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. 39<br />

Jesus spricht: Hebt den Stein weg! Spricht zu<br />

ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen:<br />

Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier<br />

Tagen. 40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht<br />

gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die<br />

Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da hoben sie den<br />

Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und<br />

sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört<br />

hast. 42 Ich wusste, dass du mich allezeit hörst;<br />

aber um des Volkes willen, das umhersteht,<br />

sagte ich's, damit sie glauben, dass du mich<br />

gesandt hast. 43 Als er das gesagt hatte, rief er<br />

mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44<br />

Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit<br />

Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein<br />

Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch.<br />

15


Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst<br />

ihn gehen! 45 Viele nun von den Juden, die zu<br />

Maria gekommen waren und sahen, was Jesus<br />

tat, glaubten an ihn.<br />

Unsere Betrachtung ist die bekannte<br />

Geschichte, wie Lazarus von den Toten<br />

auferweckt wurde. In dieser Geschichte sehen<br />

wir den Glauben von Martha, den Kummer Jesu,<br />

die Offenheit von Martha, wie sie sagt, dass<br />

Lazarus schon nach Verwesung richt. Diese<br />

Geschichte wird oft bei Begräbnissen<br />

verwendet, da sie uns einen Einblick in die<br />

Auferstehung gibt, die für all diejenigen kommen<br />

wird, die an Jesus als den Erretter der Welt<br />

glauben. Dies ist eine Geschichte der Hoffnung,<br />

da Martha hofft, dass Jesus kommt und die<br />

Dinge in die Hand nimmt.<br />

Es ist die Geschichte der Hoffnung inmitten von<br />

Verzweiflung.<br />

Es ist wie die Mutter in der folgenden<br />

Geschichte:<br />

Ruele Howe (Autor von Kinderbüchern. u.a. Studie der<br />

biblischen Liebeslehre in Bezug auf Persönlichkeit,<br />

Elternschaft, Unterricht und menschliche Beziehungen),<br />

also, R. Howe erzählt, wie er bei seinen Eltern<br />

auf dem Land aufgewachsen ist. Als er 15 Jahre<br />

alt war, brannte das Haus der Familie bis auf die<br />

Grundmauern nieder. Sie entkamen dem Feuer<br />

nur mit dem, was sie am Körper trugen. Die<br />

nächsten Nachbarn lebten weit entfernt.<br />

Niemand war da, der dieser Familie in ihrer Not<br />

helfen konnte. Deshalb gingen er und sein Vater<br />

zu einem entfernten Dorf, um das Nötigste zu<br />

besorgen. Als sie zurückkehrten, sahen sie<br />

etwas, das Ruele Howe in all den Jahren danach<br />

nicht vergessen konnte. Neben den verkohlten<br />

Überresten ihres Hauses hatte seine Mutter ein<br />

Mittagessen auf einem Baumstamm zubereitet.<br />

Sie hatte eine mit Wildblumen gefüllte Blechdose<br />

auf den Baumstamm gestellt, wie ein Symbol der<br />

Hoffnung inmitten der Tragödie.<br />

Das ist gelebter, christlicher Glaube in<br />

der Praxis. Sie versuchte nicht, die<br />

Brandkatastrophe mit einer schönen<br />

Blumendeko zu übertünchen, und<br />

doch setzte sie inmitten dieser<br />

düsteren Szene ein Symbol der<br />

Hoffnung.<br />

Martha hatte nicht die Hoffnung, dass<br />

der Tod ihres Bruders rückgängig<br />

gemacht werden kann, aber sie hatte<br />

gehofft, dass Jesus ihr in ihrer Trauer<br />

begegnet.<br />

DIE HOFFNUNG VERDECKT NICHT<br />

DAS GESCHEHENE, SONDERN SIE<br />

VERSPRICHT DAS BESSERE. Das<br />

Haus war weg, war verbrannt, aber es<br />

bestand die Hoffnung, dass es wiederaufgebaut<br />

werden kann.<br />

Das war Martha. Sie hatte die Hoffnung, dass<br />

etwas passieren würde, wenn Jesus kommt. Sie<br />

sagt: »Herr, wenn du da gewesen wärst, würde<br />

mein Bruder noch leben!« Martha hatte<br />

Hoffnung. Sie wusste nicht, was Jesus plante,<br />

aber sie hatte Hoffnung, dass etwas passieren<br />

würde. Dann gibt Jesus einen Blick darauf, was<br />

geschieht, wenn der Text sagt: Jesus sagte zu<br />

ihr: »Dein Bruder wird auferstehen.« Martha<br />

sagte zu ihm: „Ich weiß, dass er am letzten Tag<br />

in der Auferstehung wieder auferstehen wird.“<br />

Jesus sagte zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und<br />

das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben,<br />

ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt<br />

an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst<br />

du das?"Sie sagte zu ihm: "Ja, Herr, ich glaube,<br />

dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der<br />

in die Welt kommt."<br />

Jesus verwandelt Marthas Hoffnung in Aktion.<br />

Jesus gibt Martha einen Blick auf das, was<br />

geschehen wird, wenn er sagt: Jesus sagte zu<br />

ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben.<br />

Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich<br />

stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der<br />

wird nimmermehr sterben.“<br />

Martha denkt an das Ende der Zeit über die<br />

Auferstehung nach, aber Jesus spricht jetzt und<br />

hier und für alle, die an ihn glauben, über die<br />

Auferstehung.<br />

Wir verwenden diesen Text bei Begräbnissen,<br />

da er uns die Hoffnung auf die Auferstehung des<br />

16


„Fleisches“ gibt. Das ist die Botschaft von<br />

Ostern. Jesus gibt uns einen Einblick in das, was<br />

mit all denen geschehen wird, die glauben, dass<br />

ER die Auferstehung und das Leben ist.<br />

Jesus fragt dann, wo sie die Leiche hingelegt<br />

haben. Beachte, dass Martha doch nicht ganz<br />

glaubte. Ihr Einwand: Spricht zu ihm Marta, die<br />

Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt<br />

schon; denn er liegt seit vier Tagen.<br />

Aber Jesus bittet darum, den Stein zu entfernen,<br />

und dann ruft er nach Lazarus, wie es in der<br />

Nebenstelle heißt: "Er rief mit lauter Stimme:<br />

"Lazarus, komm heraus."<br />

Und zur Überraschung der vielen, die sich<br />

versammelt hatten, kam Lazarus aus dem Grab.<br />

Sie entfernten die Grabkleidung um ihn herum<br />

und dann heißt es im Text, dass viele an Jesus<br />

glaubten. Diese Geschichte ist ein Blick auf das<br />

was, nur wenige Wochen danach, Ostern<br />

kommen sollte. Dies ist der Auftakt zur<br />

Ostergeschichte, eine Vorahnung auf das, was<br />

Auferstehung bedeutet. Denn die Geschichte<br />

von Lazarus ist eine Geschichte der Hoffnung,<br />

eine Geschichte der Auferstehung, eine<br />

Geschichte davon, wer Jesus wirklich ist, der<br />

Sohn unseres lebendigen Gottes.<br />

Die einfachste Bedeutung von Ostern ist, dass<br />

wir in einer Welt leben, in der Gott das letzte<br />

Wort hat. In der Freitagnacht schien es, als wäre<br />

das Böse der Meister des Lebens. Der Heiligste<br />

und Liebenswerteste, der je gelebt hatte, war tot,<br />

gekreuzigt durch den Befehl eines Tyrannen,<br />

ohne Skrupel oder Reue. Der Mann, der die<br />

größten Hoffnungen unter den Menschen<br />

geweckt hatte, war auf die beschämendste<br />

Weise gestorben: ein Kreuz, ein paar Nägel, ein<br />

jämmerlicher Haufen von Verbrechern links und<br />

rechts und ein schneller Stoß von einem Speer<br />

hatte alles beendet. Diese Stunden, in denen<br />

seine Stimme verstummte und sein Körper<br />

erstarrte, waren die schwärzesten Stunden,<br />

durch die die Menschheit je gegangen ist, die<br />

absolute Gottesferne. Wäre es Caesar<br />

gelungen, Jesus ein Ende zu setzen, würde kein<br />

Mensch es je wagen, erneut zu glauben oder zu<br />

hoffen. In einer solchen Welt wäre das Wort<br />

Hoffnung nichts besseres, als ein schlechter<br />

Witz.<br />

Dann kam der Ostermorgen und die herrlichen<br />

Worte: "Er ist auferstanden!" Der Triumph der<br />

der Schande war zu Ende. SEIT DIESER<br />

STUNDE, ALS MARIA AM LEEREN GRAB<br />

JESU ALS ZEUGIN DES SIEGES DIE<br />

AUFERSTEHUNG ZUM ERSTEN MAL<br />

ERLEBTE, HAT KEIN MENSCH, DESSEN<br />

HERZ UND GLAUBE AUFRICHTIG WAR,<br />

GRUND ZUR ANGST ODER VERZWEIFLUNG,<br />

WENN ER / SIE AN DEN AUFERSTANDENEN<br />

GLAUBT."<br />

Und zu uns, zu dir und zu mir. Wenn wir mit<br />

Entmutigung, Verzweiflung, Schmerzen und<br />

Leid leben, sagt Jesus zu uns: Sei still und wisse,<br />

dass ich Gott bin, wie Gott dem Psalmisten vor<br />

langer Zeit in Psalm 46 sagte: "Gott ist uns<br />

Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten<br />

reichlich gefunden. Darum fürchten wir uns nicht,<br />

wenn auch die Erde erbebt und die Berge mitten<br />

ins Meer wanken. Mögen seine Wasser tosen<br />

und schäumen, die Berge erbeben durch sein<br />

Aufbäumen!"<br />

Diese Geschichte von Lazarus ist eine<br />

Geschichte der Hoffnung, eine Geschichte der<br />

Auferstehung, eine Geschichte, die aus<br />

Verzweiflung befreit und Hoffnung für diejenigen<br />

gibt, die an Jesus Christus als Herrn und Erlöser<br />

ihres Lebens glauben.<br />

Wir alle durchleben Entmutigungen. Wir sind<br />

aufgerufen, uns in diesen Zeiten an Jesus zu<br />

wenden. Er wird auf seine Weise handeln. Wir<br />

glauben, dass ER in unsere Situation eingreift.<br />

Der Theologe Jürgen Moltmann bringt die große<br />

Spanne von Karfreitag bis Ostern in einem<br />

einzigen Satz zum Ausdruck. Dieser Satz ist<br />

eine Zusammenfassung der Geschichte, der<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der<br />

Menschheit: GOTT WEINT MIT UNS, DAMIT<br />

WIR EINES TAGES MIT IHM LACHEN<br />

KÖNNEN.<br />

Gott weint mit uns, während wir all den Dingen<br />

gegenüberstehen, die uns von der Liebe Gottes<br />

in der Welt trennen. Aber wir haben die<br />

Hoffnung, dass wir am Ende unserer Zeit in der<br />

Auferstehung ruhen und mit Gott und Jesus über<br />

alles lachen werden, was uns während unserer<br />

Reise auf dieser Erde passierte.<br />

Diese Geschichte von Lazarus zeigt uns, wie<br />

wichtig es ist, bereit zu sein. Hast du jemals<br />

daran gedacht, was die Jünger am Samstag<br />

nach dem Karfreitag und vor dem Ostersonntag<br />

getan haben? Was haben Sie gemacht? Was<br />

wissen wir? Was hat das Ende der Geschichte<br />

mit Samstag zu tun?<br />

Max Lucado sagt dies über den Samstag:<br />

Johannes wusste an diesem Freitag nicht, was<br />

du und ich jetzt wissen. Er wusste nicht, dass die<br />

Tragödie am Freitag der Triumph des Sonntags<br />

sein würde. Johannes wird erst später<br />

verstehen, was er aus den Schriften noch nicht<br />

17


verstanden hat, dass Jesus von den Toten<br />

auferstehen muss. (Johannes 20: 9).<br />

Deshalb ist das, was er am Samstag getan hat,<br />

so wichtig.<br />

Wir wissen nichts über diesen Samstag. Wir<br />

Hoffnung Israels. Für Johannes war er all das<br />

und mehr. Für Johannes war Jesus ein Freund.<br />

Du verlässt keinen Freund - auch nicht, wenn<br />

dieser Freund tot ist. Johannes blieb in der Nähe<br />

Jesu.<br />

können nichts darüber lesen. Wir wissen nur das<br />

eine: Als der Sonntag kam, war Johannes immer<br />

noch anwesend. Als Maria Magdalena ihn<br />

suchte, fand sie ihn.<br />

Jesus war tot Der Körper des Meisters war<br />

leblos. Johannes‘ Freund und seine Zukunft<br />

wurden begraben. Aber Johannes war<br />

geblieben. Warum? Wartete er auf die<br />

Auferstehung? Fakten, die Johannes wusste,<br />

waren Lippen für immer schwiegen und Hände,<br />

die für immer ruhten. Er erwartete keine<br />

Überraschung am Sonntag. Warum ist Johannes<br />

dann geblieben?<br />

Vielleicht aus ganz praktischen Gründen;<br />

Vielleicht kümmerte er sich um Maria, die Mutter<br />

Jesu. Unter dem Kreuz hatte er von Jesus den<br />

Auftrag bekommen. Vielleicht wußte er einfach<br />

nicht, wohin er gehen kann. Könnte auch sein,<br />

dass er kein Geld, keine Kraft und Energie hatte<br />

... Vielleicht war das Gesamtpaket der Grund.<br />

Aber könnte es nicht sein, dass er blieb, weil er<br />

Jesus liebte.<br />

Für viele war Jesus ein Wunderheiler. Für<br />

andere wieder war Jesus ein Lehrer oder die<br />

• Hat er die Botschaft Jesu verstanden?<br />

Nein!<br />

• War er froh, dass Jesus tat, was er tat?<br />

Nein!<br />

• Aber hat er Jesus verlassen? Nein!<br />

Was ist mit uns? Wenn wir uns in Johannes‘<br />

Situation befinden, was machen wir dann? Wie<br />

reagieren Sie am Samstag in unserem Leben?<br />

Wenn wir uns irgendwo zwischen der gestrigen<br />

Tragödie und dem Triumph von morgen<br />

befinden, was tun wir dann? Verlassen wir Gott -<br />

oder bleiben wir in seiner Nähe?<br />

Johannes entschied sich zum Bleiben. Und weil<br />

er am Samstag blieb, war er am Sonntag da, als<br />

das Wunder geschah.<br />

"ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS<br />

LEBEN", UNSERE HOFFNUNG AUF EIN<br />

NEUES, EWIGES LEBEN IST UNS DURCH<br />

JESU AUFERSTEHUNG GESICHERT. AMEN!<br />

18


HOFFNUNG IN DER<br />

HOFFNUNGS-<br />

LOSIGKEIT<br />

Dagmar Rohrbach über Jeremia 31,25.<br />

Kennen Sie das? Sie stecken in einer völlig<br />

aussichtslosen Situation. Da kommt jemand und<br />

macht Ihnen Mut, gibt Ihnen eine Zusage Gottes.<br />

Kann man dem trauen? Das ist eben die Frage:<br />

Was hilft gegen absolute Finsternis und<br />

Hoffnungslosigkeit? Ganz einfach, ein Licht.<br />

Denn Licht in einem stockfinsteren Raum<br />

vertreibt die Finsternis. Im wirklichen Leben<br />

scheint das nicht so einfach zu sein. Aber gerade<br />

das ist die spannende Herausforderung. In der<br />

Bibel stoße ich immer wieder auf Zusagen in<br />

dunklen Situationen. Ein Beispiel: Der syrische<br />

Feldherr Rabaske belagert Jerusalem zur Zeit<br />

des Königs Hiskia. Er rühmt sich, schon ganz<br />

andere Städte erobert zu haben. Auch Hiskias<br />

Gott könne diesem jetzt nicht helfen. Hiskia holt<br />

sich Rat beim Propheten Jesaja und erhält<br />

tatsächlich eine Zusage. Und tatsächlich schafft<br />

Gott das Unmögliche. Der Belagerer zieht ab<br />

und wird zu Hause getötet. Am Vertrauen zu Gott<br />

festzuhalten hat sich gelohnt.<br />

Im heutigen Wort zum Tag liegt etwas Ähnliches<br />

vor. Der Prophet Jeremia musste dem Volk<br />

Israel vorwiegend Unheil ankündigen. Wie sehr<br />

litt er darunter! Zumal die Menschen seine<br />

Warnungen nicht ernst nahmen. Da gibt ihm Gott<br />

Worte des Trostes: Denn ich will die Müden<br />

erquicken und die Verschmachtenden sättigen.<br />

(Jer. 31,25). Jeremia weiß und muss es klar<br />

sagen: Ihr habt den Bund mit Gott gebrochen.<br />

Die Konsequenz werdet ihr tragen müssen. Aber<br />

das ist nicht das Letzte. Die unbegreifliche<br />

Barmherzigkeit Gottes wird die Müden erquicken<br />

und die Verschmachtenden sättigen. Gott ist da<br />

- auch in der Zeit der Not. Er ist das Licht in der<br />

Finsternis. Werft euer Vertrauen nicht weg. Es ist<br />

Gottes Wille, seine Menschen nicht fallen zu<br />

lassen. Er ist barmherzig, auch wenn er ihnen<br />

die Strafe nicht erlässt. Aber er erwartet das<br />

Erkennen der Schuld. Er will, dass die Menschen<br />

zu ihm umkehren.<br />

Eigenartigerweise ist dieses Wort nicht nur eine<br />

Willensbekundung. Es steht im Perfekt, der<br />

vollendeten Gegenwart: Denn ich habe die<br />

erschöpfte Seele reichlich getränkt und jede<br />

schmachtende Seele gefüllt. D.h. obwohl die<br />

Erfüllung erst in der Not eintreffen wird, ist sie in<br />

der Zusage Gottes bereits geschehen. Mehr<br />

Sicherheit gibt es nicht als diese<br />

Willensbekundung Gottes. So können wir von<br />

Jeremia und auch von Hiskia lernen. Beide<br />

haben mitten in Bedrängnis und<br />

Hoffnungslosigkeit den Blick auf Gottes Zusage<br />

gerichtet. Gegen jede Verunsicherung, jeden<br />

Zweifel haben sie das Vertrauen auf Gott<br />

gesetzt. Wie schwer ist es für uns, unsere<br />

Aufmerksamkeit weg von den Sorgen und Nöten<br />

auf Jesus, den Anfänger und Vollender des<br />

Glaubens, zu richten. Aber das allein hilft.<br />

Nehmen Sie jede auch noch so kleine<br />

Gelegenheit wahr, sich in diesem Vertrauen zu<br />

üben. Lassen Sie so die Glaubenswurzeln tiefer<br />

in den Boden wachsen. Wenn dann größere<br />

Schwierigkeiten kommen, werden Sie<br />

vorbereitet sein. Freuen Sie sich an diesen<br />

Herausforderungen. Sie werden Ihren Glauben<br />

stärken!<br />

Glaube – Wenn aus<br />

Hoffnung Gewißheit<br />

wird<br />

Von Nane Jürgensen Internet Evangelisation<br />

Das dürfen wir uns gerne bewußt machen, damit<br />

wir uns vom Neugeborenen (die wir seit der<br />

Annahme von Jesus als unserem Retter sind)<br />

mehr und mehr entwickeln. Ein Neugeborenes<br />

kann sich noch nicht mal von sich aus auf die<br />

Seite legen. Es braucht Hilfe.<br />

Ein Neugeborenes braucht tägliche Nahrung,<br />

damit es sich entwickelt. Wir sind zwar mit<br />

unserem Körper weit entwickelt (ja, wenn<br />

manche von uns morgens in den Spiegel<br />

schauen, wäre es ihnen lieber, wenn ihr Körper<br />

nicht sooo weit entwickelt wäre, will sagen:<br />

Unser irdisch-weltlicher Körper baut ab; er ist auf<br />

dem Weg ins Grab. Schöner Mist… aber: Das<br />

Ziel unseres Körpers ist das Grab. Aber machen<br />

Sie sich mal keine Sorgen. Sie als Jesus-<br />

19


Gläubiger werden dereinst einen<br />

wunderschönen, für Ihr Leben in der Ewigkeit<br />

tauglichen neuen Körper erhalten).<br />

Auch mit unserer Seele (Bewußtsein, Gefühle,<br />

Erinnerungen) sind wir weit entwickelt. Meist<br />

nicht sooo ausschließlich zum Guten. Wir alle<br />

haben unsere Schrammen und Wunden.<br />

Schleppen ungute Erinnerungen mit uns rum.<br />

Sind von Sorgen, Zweifeln und Ängsten geplagt.<br />

Körper. Seele. Ihr Geist ist<br />

das, wo die wirkliche<br />

Musik spielt<br />

Neugeboren sind wir als Jesus-Gläubige nicht<br />

mit unserem Körper, nicht mit unserer Seele,<br />

sondern „nur“ mit unserem Geist. Unser Geist ist<br />

nach Gottes Ebenbild erschaffen (Genesis 1:26<br />

Genesis 2:7). Stellen Sie sich Geist nicht als<br />

Schloßgepenst oder Opa Proselmann mit einem<br />

Bettlaken über den Kopf, wenn er seine<br />

Enkelkinder erschrecken will, vor.<br />

Unser Geist muß Körper<br />

und Seele dominieren.<br />

Nicht umgekehrt<br />

Unser Problem: Wir lassen uns von Körper und<br />

Seele dominieren. Das ist schlecht, denn auf<br />

Körper und Seele haben Teufel und Dämonen<br />

noch Einfluß, indem sie uns falsche Gedanken<br />

andrehen, die wir leider viel zu oft aufgreifen und<br />

weiterdenken.<br />

Unser Ziel: Wir werden unser wahres Ich,<br />

unseren Geist, Körper und Seele dominieren<br />

lassen.<br />

Das bestimmende<br />

Grundgesetz in unserem<br />

Geist und in Gottes<br />

Königreich ist der Glaube<br />

In unserem Geist herrscht als alles<br />

bestimmendes Grundgesetz der Glaube.<br />

Beispiel: Unser Körper jammert Oh, ich werde<br />

alt. Wahrscheinlich kriege ich Alzheimer. Wir<br />

setzen aus unserem Geist den Glauben<br />

entgegen und sagen: Nix da Körper. Ich werde<br />

nicht müde. Gott gibt mir jeden Tag neue frische<br />

Kraft. Warum sagen wir das? Weil wir diese<br />

Zusage von Gott glauben: “Er verleiht dem<br />

Ermatteten Kraft und gewährt dem<br />

Ohnmächtigen Stärke in Fülle. Mögen<br />

Jünglinge müde und matt werden und junge<br />

Männer strauchelnd zusammenbrechen – die<br />

auf den HERRN harren, gewinnen neue Kraft,<br />

daß ihnen neue Schwingen (oder:<br />

Schwungfedern) wachsen wie den Adlern,<br />

daß sie laufen und nicht müde werden, daß<br />

sie wandern und nicht ermatten.” (Jesaja<br />

Kapitel 40, Verse 29-31; Menge Bibel, 1939)<br />

Machen Sie sich die<br />

Grundlagen klar<br />

So wie hier auf der Erde die Schwerkraft das<br />

alles bestimmende Grundgesetz ist, so ist in<br />

Gottes Königreich (dessen Bürger Sie als Jesus-<br />

Gläubiger geworden sind) der Glaube das alles<br />

bestimmende Grundgesetz. Jesus weist so oft<br />

darauf hin: „Nach eurem Glauben geschehe<br />

euch!“(Jesus in Matthäus 9:29) Stärken Sie in<br />

Ihrem Geist den Glauben. Wie wächst der<br />

Glaube? Indem Sie entsprechende Nahrung zu<br />

sich nehmen, nämlich Gottes Wort. Bibel lesen<br />

ist enorm stärkend. Der Glaube kommt vom<br />

Hören / Lesen von Gottes Wort (Römer 10:17).<br />

Besuchen Sie WebSites wie KTNJ, bei denen<br />

Jesus und Gottes Wort unverrückbar im Zentrum<br />

stehen.<br />

• Ich lese immer in der Bibel, aber ich<br />

merke ja überhaupt nix<br />

• Ich würde gerne in der Bibel lesen, aber<br />

ich habe überhaupt keine Lust dazu<br />

• Ich habe Lust und Zeit, in der Bibel zu<br />

lesen, aber ich habe keine Ahnung, was<br />

ich lesen soll.<br />

Glaube hat nichts mit<br />

Hoffnung zu tun<br />

20


Wir sollten ganz genau nachdenken. Kommen<br />

Sie davon weg, daß Sie hoffen, daß Gott Ihre<br />

Gebete erhört. Hoffen kann man viel. Sie können<br />

hoffen, daß die Gurkentruppe Ihres<br />

Lieblingsfußballvereins im nächsten Champions<br />

- League Finale mitkickt. Aber Glaube ist etwas<br />

ganz anderes als hoffen.<br />

Was ist denn Glaube?<br />

Unser Glaube ist das alles beherrschende<br />

Grundgesetz in unserem Leben als Jesus-<br />

Schäfchen. „Es ist aber der Glaube ein<br />

zuversichtliches Vertrauen auf das, was man<br />

hofft, ein festes Überzeugtsein von Dingen<br />

(oder: Tatsachen), die man (mit Augen) nicht<br />

sieht.“ (Hebräer Kapitel 11, Vers 1; Menge<br />

Bibel, 1939)<br />

Lesen Sie obige Bibelstelle noch einmal. Der<br />

Glaube ist ein zuversichtliches<br />

Vertrauen darauf, daß sich das erfüllt, was wir<br />

glauben. Der Glaube ist ein festes<br />

Überzeugtsein. – Zuversicht, Überzeugtsein…<br />

das ist etwas völlig anderes als nur hoffen. Wir<br />

Jesus-Gläubigen hoffen nicht irgendwie positiv<br />

denkend, daß vielleicht ja eventuell unsere<br />

Wünsche von Gott erfüllt werden. Nein, wir<br />

Jesus-Gläubigen wissen, daß Gott in unserem<br />

Leben seine Zusagen an uns erfüllt.<br />

Immer sofort?<br />

Besser. Nämlich nach seinem perfekten<br />

Zeitplan.<br />

„Verlangt, gleichsam als neugeborene<br />

Kinder, nach der unverfälschten, geistigen<br />

Milch, damit ihr durch sie heranwachst und<br />

das Heil erlangt.“ (1. Petrus 2:2)<br />

Die geistige Milch, das ist Gottes Wort. Achten<br />

sie darauf, daß Sie sie unverfälscht, nicht<br />

verwässert, nicht verdreht zu sich nehmen.<br />

Hüten Sie sich vor Kirchen“Christen“, die Jesus<br />

und das, was er für uns getan hat, kleinreden,<br />

indem sie Neuen Wein (Gnade; Neuer Bund) in<br />

Alte Schläuche (Gebote; Alter Bund) füllen.<br />

Ohne Bibel geht es nicht<br />

Wie wollen Sie wissen, was Gott uns zusagt? Ich<br />

weiß nicht, wie es bei Ihnen ist. Aber bei mir<br />

kommt Gott nicht jeden Samstag-Nachmittag<br />

kurz vor der Sportschau ins Wohnzimmer, um<br />

mir – während ein Engel-Posaunen-Chor trötend<br />

die Wände wackeln läßt – mitzuteilen, was er mir<br />

zusagt. Er hat all das in ein Buch schreiben<br />

lassen. Und wir können, wir sollen, wir müssen<br />

nachlesen, wie Gott ist, was er will, wie er uns<br />

hilft.<br />

Das Nervige dabei: Wir müssen es lesen.<br />

Das Schöne dabei: Wir haben es Schwarz-auf-<br />

Weiß. Kein Teufel, kein Dämon kann uns Gottes<br />

herrliche Zusagen an uns ausreden. Wir können,<br />

wir sollen, wir müssen es immer wieder<br />

nachlesen, was für einen Segen Gott denen<br />

bereithält, die ihn ernst nehmen. „Ich will den<br />

erretten, der mich liebt. Ich will den<br />

beschützen, der auf meinen Namen vertraut.<br />

Wenn er zu mir ruft, will ich antworten. Ich<br />

will ihm in der Not beistehen und ihn retten<br />

und zu Ehren bringen. Ich will ihm ein langes<br />

Leben schenken und ihn meine Hilfe erfahren<br />

lassen.“ (Gott in Psalm 91, Verse 14-16; Neues<br />

Leben Bibelübersetzung)<br />

Stärken Sie Ihren Glauben. Lassen Sie sich<br />

weder vom Irdisch-Weltlichen noch von Teufel<br />

und Dämonen Zweifel an der wohlwollenden<br />

Herrlichkeit Ihres himmlischen Vaters einreden.<br />

Glauben Sie, was Gott alles Tolle für Sie tun<br />

will: „Nur bitte er im Glauben (oder: mit<br />

Zuversicht), ohne irgendeinen Zweifel zu<br />

hegen; denn wer da zweifelt, der gleicht einer<br />

vom Wind getriebenen und hin und her<br />

geworfenen Meereswoge.“ (Jakobus 1:6;<br />

Menge Bibel, 1939)<br />

21


MISSBRAUCH UND<br />

KONTROLLE<br />

Aus einem Leben der Gewalt in Gottes liebende<br />

Arme<br />

Von klein auf hört Stacie Taylor, dass sie<br />

wertlos und dumm ist und es zu nichts<br />

bringen wird. Dieselben Worte hört sie von<br />

ihrem Mann. Als sie von einer Trennung<br />

spricht, zückt ihr Mann eine Pistole. Die<br />

einzigen Worte, die sie stammeln kann, sind<br />

«Jesus, Jesus».<br />

Doch die Situation zu Hause ändert sich einfach<br />

nicht… und sie dreht dem Glauben den Rücken<br />

zu. Als sie einen Mann kennenlernt, sieht sie in<br />

ihm den Ausweg aus ihrem bisherigen Leben.<br />

«Ich suchte verzweifelt nach Liebe und war zu<br />

allem bereit, wenn mich nur jemand liebte. Ich<br />

wusste, dass er nicht der Richtige für mich war.<br />

Ich spürte sogar, dass auch Gott mir das sagte,<br />

aber ich wollte meinen eigenen Weg wählen und<br />

hatte es satt, darauf zu warten, was Gott für mich<br />

geplant hatte.»<br />

Sie heiratet, bekommt Kinder, doch schon bald<br />

beginnt ihr Mann, Drogen und Alkohol zu<br />

konsumieren. Aus Zuneigung wird Kontrolle –<br />

und Stacie denkt, dass es ihre Schuld ist.<br />

«Ich hatte diesen Weg gewählt und es war<br />

das, was ich verdiente. Ich lebte praktisch<br />

von Neuem, was ich als Kind mit meiner<br />

Mutter erlebt hatte. Eigentlich wollte ich<br />

meine Krankenschwester-Ausbildung<br />

wiederaufnehmen und studieren, aber er<br />

sagte mir jeweils, dass ich nicht klug genug<br />

sei und es eh nicht schaffen würde. Es war<br />

eine sehr einsame Zeit…»<br />

«Ich sehe dich!»<br />

Schon Stacie Taylors Kindheit war von Gewalt<br />

geprägt. Ihre Mutter beleidigte und beschimpfte<br />

sie häufig, während ihr Vater als<br />

Lastwagenfahrer selten zu Hause war. «Ich<br />

fühlte mich immer von meiner Mutter ungeliebt<br />

und ungewollt. Sie gab mir das Gefühl, dass ich<br />

es nie zu etwas bringen und mein Leben eh<br />

vermasseln würde. Wenn man das die ganze<br />

Kindheit über hört, beginnt man, es selbst zu<br />

glauben.»<br />

Stacie ist unsicher und einsam – doch irgendwie<br />

spürt sie, dass Gott sie beschützt und lädt Jesus<br />

sogar als kleines Mädchen in ihr Leben ein. «Ich<br />

erinnere mich, wie ich am Abend im Bett sass<br />

und meine Bibel öffnete und die rot markierten<br />

Zeilen [die Worte von Jesus] las. Ich spürte<br />

Gottes Gegenwart. Ich sass da und weinte vor<br />

Freude über diese Liebe, die dieser Gott für mich<br />

empfand und die ich auf der Erde nie erhalten<br />

hatte.»<br />

Auf eigenen Wegen<br />

Stacie sehnt sich nach dem Frieden, den<br />

sie erlebte, als sie als Kind die Bibel las.<br />

Sie beginnt, christliche Radiosendungen zu<br />

hören – und eine Sendung trifft sie tief in ihrem<br />

Herzen: «[Die Moderatorin] sagte: 'Fühlst du<br />

dich einsam? Hast du das Gefühl, dass du alles<br />

tust, was irgend möglich ist, und dass dich<br />

trotzdem keiner wahrnimmt?' Und dann sagte<br />

sie: 'Ich will dich ermutigen, einfach<br />

weiterzumachen, denn Gott sieht dich.' In dem<br />

Moment schloss ich meine Augen und fragte<br />

Gott: 'Siehst du mich?' Plötzlich spürte ich eine<br />

Hand an meinem Bein – es war mein Sohn. Er<br />

schaute mit einem breiten Lächeln zu mir herauf<br />

und seine Augen sahen so anders aus… Es war,<br />

als wären wir in diesem Moment wie eingefroren.<br />

Ich fühlte, wie mich ein tiefer Friede überkam.<br />

Und während ich meinen Sohn anschaute,<br />

merkte ich, dass mich Gott durch die Augen<br />

meines Kindes anschaut und sagt: 'Ich sehe<br />

dich!' Ich dachte, dass er mich vergessen hatte.<br />

Jahrelang hatte ich danach gesucht – und<br />

endlich spürte ich, dass er da war!»<br />

22


An dem Tag gab Stacie Jesus ein zweites Mal<br />

ihr Leben. «Als ich endlich zu ihm zurückkehrte,<br />

hiess er mich mit offenen Armen willkommen. Es<br />

war einfach ein Hingeben – ich überliess ihm die<br />

Kontrolle und vertraute und gehorchte ihm.»<br />

Bedroht<br />

Doch der Missbrauch und die Kontrolle in ihrer<br />

Ehe hören nicht auf. Als sie endlich den Mut fasst<br />

und ihrem Mann mit einer Trennung droht, wird<br />

ihr Mann gewalttätig. «Er fasste mir von hinten<br />

um den Hals, würgte mich und hob mich dabei in<br />

die Höhe. Alles, was ich sagen konnte, war:<br />

'Jesus, Jesus!' Diese Worte brachten mir<br />

Frieden! Und ich wusste in dem Moment, dass<br />

Gott die Kontrolle hatte, egal, was geschehen<br />

würde.»<br />

Ihr Mann sagt ihr, dass sie sich von ihren Kindern<br />

verabschieden soll – das Leben sei jetzt für sie<br />

zu Ende. Dann holt er aus dem Schrank eine<br />

Pistole, verbarrikadiert die Tür und bedroht<br />

Stacie und die Kinder stundenlang damit.<br />

Irgendwann kommen Kollegen von Stacie, um<br />

zu gucken, was los ist. Als deren Ehemann sie<br />

nicht ins Haus lässt, wissen sie, dass etwas nicht<br />

stimmt und rufen die Polizei. Noch bevor diese<br />

kommt, verlässt Stacies Mann das Haus und die<br />

junge Mutter kann mit ihren Kindern fliehen.<br />

Schwerer Neubeginn<br />

Sie zieht in die Nähe ihrer Schwester, um dort<br />

ganz neu anzufangen. Doch dieser Neuanfang<br />

ist schwer, denn ihr Mann macht seinem Ärger<br />

Luft. «Er liess meinen Namen von unseren<br />

gemeinsamen Konten löschen, ich hatte kein<br />

Geld zur Verfügung. Aber in dieser Zeit, in der<br />

ich nichts hatte, merkte ich, dass Gott alles ist,<br />

was ich brauche. Ich fühlte mich so frei. Und ich<br />

hatte endlich die Freiheit, Gott zu dienen, ohne<br />

dass mich irgendetwas oder irgendjemand daran<br />

hindert.»<br />

Beim Neubeginn steht Gott ihr in jedem Schritt<br />

zur Seite. Nach einiger Zeit heiratet sie erneut.<br />

Heute sind die Wunden ihrer Vergangenheit<br />

geheilt, weil sie ihre Identität als Kind Gottes<br />

gefunden hat. «Ich weiss, wer ich in Jesus bin.<br />

Ich bin wunderbar gemacht, ich bin ein Kind des<br />

Königs und ich weiss, dass er mich liebt und<br />

mich nie verlassen wird. Es gibt nichts in dieser<br />

Welt, das ich tun könnte, wodurch er mich<br />

weniger lieben würde.»<br />

Autor: Robert Hull / Rebekka Schmidt<br />

RAPPER «FLAME»<br />

«ES IST ZEIT, ALLES FÜR JESUS<br />

ZU GEBEN»<br />

«Verrückt für Jesus», so beschreibt Rapper<br />

«Flame» seine jüngeren Jahre. Zu stoppen ist<br />

der Hip-Hopper nicht. Nach einer Schiesserei<br />

von Rapper «Thi'sl» besuchte ihn «Flame»<br />

und rappte Römer 7 vor. Das führte zu einer<br />

überraschenden Wende.<br />

«Flame» selbst fand nach einer schwierigen Zeit<br />

zu Jesus. Er überlebte zuerst einen tragischen<br />

Verkehrsunfall und zwei Wochen später starb<br />

seine Grossmutter – die «Matriarchin» der<br />

Familie – an einem Herzanfall. Harte Zeiten und<br />

Weckrufe im Leben könnten zu einem<br />

Durchbruch führen, so «Flame». «Gott rettet<br />

Leute. Dies tut er durch Menschen, die einfach<br />

da sind und in Liebe Antworten geben.»<br />

Er wuchs auf in einer Stadt, die jahrelang in sich<br />

geteilt war. Als der dunkelhäutige Teenager<br />

Michael Brown von einem weissen Polizisten<br />

erschossen wurde, entbrannten sofort Unruhen.<br />

«Satan hat einen guten Job getan, indem er uns<br />

Menschen auf unterschiedliche Weise getrennt<br />

hat – und Rassismus gehört dazu. Wir leben in<br />

einer gefallenen Welt mit Rassismus, Korruption<br />

und Hass auf beiden Seiten. Und wenn Gott<br />

nicht in uns arbeitet, wird immer Chaos<br />

existieren.»<br />

HOFFNUNG<br />

Während den Ausschreitungen nach dem Mord<br />

an Michael Brown gingen «Flame» und seine<br />

23


Frau Crystal nach Ferguson. Sie sahen ein<br />

Einsatzteam der «Billy Graham Gesellschaft»<br />

und halfen mit, den Menschen die Hoffnung in<br />

Christus weiterzugeben. «Wir trafen jemanden,<br />

der verletzt, frustriert und verwirrt war. Wir<br />

konnten ihm vom christlichen Glauben erzählen.<br />

Noch heute sind wir in Kontakt.»<br />

«Flame» und seine Frau führen inzwischen ein<br />

Musik-Label namens «Clear Sight Music».<br />

Neben seiner Musik publizierte er kürzlich ein<br />

Buch mit dem Titel «All In» («Mit allem drin»). Er<br />

ermutigt, die Geschichte von Gott zu verbreiten.<br />

Dabei gehe es nicht um endlose Diskussionen,<br />

welche eher verwirren würden. «Es geht darum,<br />

ihren Weg zu beeinflussen; nicht einfach<br />

Informationen geben, sondern dass die<br />

Menschen da berührt werden, wo sie leben. Die<br />

Personen sind verletzt und sie suchen nach<br />

Antworten. Und wir haben diese Antworten. Die<br />

Bibel ist immer relevant, wir müssen diese<br />

Relevanz bloss zeigen.»<br />

VOR DEN REKTOR ZITIERT<br />

Im Alter von 16 Jahren entschied sich «Flame»<br />

für ein Leben mit Christus; möglich, dass er<br />

damals etwas über das Ziel hinausgeschossen<br />

habe. Er trug eine grosse Jesus-Kette und stellte<br />

sich auf die Pulte, um über Himmel und Hölle zu<br />

predigen, was dazu führte, dass er in das Büro<br />

des Schulrektors zitiert wurde. Seine<br />

Leidenschaft konnte aber von niemandem<br />

gestoppt werden.<br />

«Menschen mit kriminellen Karrieren kommen<br />

mit mir in die Kirche», sagt «Flame», der<br />

bürgerlich Marcus Gray heisst und aus St. Louis<br />

stammt. Manchmal würden 15 neue Leute das<br />

Evangelium hören. «Wir spielen zusammen<br />

Basketball und ich sage dann: 'Lasst uns doch<br />

diese Predigt hören!'»<br />

RÖMER 7 NACH<br />

SCHIESSEREI<br />

GERAPPT<br />

Sein Herz schlägt für den Einsatz auf der Strasse<br />

und führte zu einer seiner engsten<br />

Freundschaften, jener mit Hip-Hoper «Thi'sl».<br />

«Thi'sl» beherrschte den ganzen Westen von St.<br />

Louis. Nach einer Schiesserei, in die «Thi'sl»<br />

involviert war, besuchte ihn «Flame», um mit ihm<br />

und seinen Leuten zu beten und Bibeln zu<br />

verteilen.<br />

«Ich rappte ihm Römer 7 vor. Er war erstaunt<br />

und antwortete: 'Mann, du tust ja das gleiche wie<br />

ich, nur ohne zu fluchen!'» Das war die einzige<br />

gemeinsame Basis. «Ich durfte erleben, wie der<br />

Herr ihn rettete, heute verbreiten wir das<br />

Evangelium gemeinsam.»<br />

«WIR SIND SEHR<br />

ÄHNLICH»<br />

Bei all den Unterschieden, die heute existieren,<br />

sei es leicht, das Gemeinsame zu übersehen.<br />

«Doch wir sind alle sehr ähnlich», beobachtet<br />

«Flame». «Eine Kultur mag das Brot 'Chapati'<br />

oder 'Naan' nennen und eine andere spricht von<br />

'Tortilla'. Doch es ist einfach flaches Brot, das wir<br />

alle mögen und das gut schmeckt, wenn wir es<br />

etwas rösten.»<br />

Wenn es um den Glauben gehe, sei das<br />

manchmal herausfordernd. «Wir leben in einer<br />

Zeit, wo es nicht cool ist, Christ zu sein. Es ist<br />

komisch, es ist eigenartig und es ist nicht immer<br />

bequem. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass<br />

sich derzeit Menschen vom traditionellen,<br />

christlichen Hintergrund entfernen. Das ist die<br />

grosse Zeit für die Gemeinden, um sich zu<br />

engagieren.» Manchmal müssten die Menschen<br />

zunächst verloren gehen, damit sie gefunden<br />

werden können.<br />

Autor: Daniel Gerber<br />

NACHDEM IHRE<br />

MUTTER ERMORDET<br />

WURDE<br />

«Ich habe mich entschieden, Gott zu vertrauen»<br />

Erst verschwindet ihre Mutter, dann stellt sich<br />

raus, dass sie ermordet wurde. Völlig zerrissen<br />

versucht Jeny Rempening aus München,<br />

irgendwie weiterzuleben. Dann hat sie einen<br />

Traum, in dem Gott zu ihr spricht...<br />

Ich bin in Mexiko aufgewachsen. Wir waren eine<br />

lustige und glückliche Familie. Bis zu dem Tag<br />

im Dezember 2012. Meine Mutter, meine Tante<br />

und zwei Cousinen waren auf dem Weg zu einer<br />

24


Beerdigung in einem anderen Ort. Doch sie<br />

kamen nie an. Tagelang suchten wir nach ihnen<br />

und vertrauten Gott zu hundert Prozent, dass er<br />

sie zu uns zurück bringt.<br />

Irgendwann kam der Anruf, dass die vier<br />

gefunden wurden. Tot. Ermordet. Es war<br />

unfassbar. Als würde einem der Boden unter den<br />

Füssen weggezogen werden. Zu dem Schock<br />

kam die Angst um das eigene Leben. Wir fühlten<br />

uns von der willkürlichen Kriminalität in Mexiko<br />

bedroht. Mein Bruder studierte zu der Zeit in<br />

Deutschland und so beschlossen mein Vater<br />

und ich, dort einen Neuanfang zu wagen.<br />

Völlig zerrissen<br />

Es war sehr schwer für mich in Deutschland.<br />

Alles, was ich kannte, was mir wichtig war und<br />

was ich konnte, war in Deutschland auf einmal<br />

weg. Ich fand keine Arbeit und hatte keine<br />

Freunde. Dazu kam, dass nun die Trauer um<br />

meine Mutter wie eine Flutwelle über mich<br />

hereinbrach. Anfangs war ich so stark gewesen,<br />

aber jetzt war einfach alles zu viel. Warum meine<br />

Mutter? Warum hatten wir keine zweite Chance<br />

miteinander?<br />

sich so an, als hätte selbst Gott mich verlassen.<br />

Ich war mit meinem Schmerz ganz allein und am<br />

Tiefpunkt angekommen. In dieser Zeit hörte ich<br />

immer wieder die Gedanken in mir: «Du bist<br />

allein. Du bleibst für immer allein.»<br />

Gott hat andere<br />

Gedanken für mich<br />

Eines nachts hatte ich einen Traum, in dem Gott<br />

zu mir sprach. Im Traum stand ich mit Gott vor<br />

einem hohen Berg und er sagte zu mir: «Das ist<br />

dein Ziel. Der Weg zu deinem Ziel ist ein<br />

Prozess. Er ist nicht leicht und du wirst dich oft<br />

einsam fühlen. Doch ganz<br />

gleich, wie du dich fühlst oder<br />

wie die Umstände aussehen:<br />

Ich werde immer da sein. Und<br />

zusammen kriegen wir das<br />

hin.» Als ich aufwachte wusste<br />

ich, dass ich Gott auf meinem<br />

Weg vertrauen kann und dass<br />

ich niemals alleine bin. Das hat<br />

mir Hoffnung geschenkt und<br />

neuen Mut, um<br />

weiterzukämpfen.<br />

Durch das Reden Gottes habe<br />

ich mich innerlich verändert.<br />

Denn ich habe gelernt, mich<br />

nicht durch meine Umstände<br />

bestimmen zu lassen. In meinem Leben ist<br />

immer noch nicht alles gut und vieles ist anders,<br />

als ich mir das vorgestellt habe. Aber zusammen<br />

mit Gott kann ich es schaffen, meinen Weg zu<br />

gehen. Ich habe mich entschieden auch in<br />

schwierigen Zeiten Gott zu vertrauen.<br />

Autor: Miriam Hinrichs<br />

Nach einigen Monaten teilte uns mein Vater mit,<br />

dass er zurück nach Mexiko geht und dort wieder<br />

heiraten wird. Für meinen Bruder und mich war<br />

das wie ein Schlag ins Gesicht. Wir hatten nicht<br />

einmal mitbekommen, dass er jemanden<br />

kennengelernt hatte. Ich fühlte mich verlassen<br />

und war so enttäuscht. Jetzt hatte ich also auch<br />

noch meinen Vater verloren. Auch mein Bruder<br />

kam mit seiner Trauer kaum zurecht. Es fühlte<br />

25


ANNEHMEN UND<br />

VERÄNDERT WERDEN<br />

NEUE HOFFNUNG<br />

Eine ganze Presseindustrie lebt davon, die<br />

Zukunft düster zu zeichnen. Auflagenstarke<br />

Magazine beschreiben die<br />

Hoffnungslosigkeit in schillernden Farben.<br />

Und die Menschen zahlen dafür. Die<br />

Hoffnung selber hat kaum eine Presse. Gute<br />

Nachrichten verkaufen sich sehr schlecht.<br />

Und doch: Hoffnung ist gefragt, sonst<br />

würden die Hoffnungsversprecher nicht<br />

solche Konjunktur haben. Jede Form der<br />

Fitness und auch Gesundheitsbewusstsein<br />

ist gefragt. Das Leben verlängern und es<br />

dadurch gesund erhalten, das ist der eine<br />

Weg, um sich Hoffnung für morgen zu<br />

verschaffen.<br />

Der andere Weg ist, sich denen zuzuwenden,<br />

die Hoffnung versprechen. Nichts Exotisches<br />

wird ausgelassen, um sich Hoffnung zu<br />

verschaffen. Die einen versuchen es mit<br />

Astrologie, die anderen mit fernöstlicher<br />

Meditation. Wer kritisch ist, wird feststellen:<br />

Hoffnung gibt das nicht. Höchstens Beruhigung.<br />

Und die hilft nicht in der Zukunft. Wir müssen<br />

weiter fragen. Hoffnungsträger werden gesucht!<br />

Hoffnung darf nicht ein theoretischer Begriff sein,<br />

sie ist immer eine Person. Jesus Christus hat die<br />

Hoffnung auf die Erde getragen. Einer<br />

ausgestossenen Frau, die alle zum Tode<br />

verurteilt hatten wegen Unmoral, eröffnet er<br />

neue Lebensmöglichkeiten und sagt zu ihr: «Ich<br />

verurteile dich nicht, sei frei.» Das gab Hoffnung.<br />

Und diese Hoffnung sprach sich herum.<br />

Viele suchten Jesus damals auf. Und heute ist<br />

Jesus Christus als Hoffnungsträger genauso<br />

anwesend. Er lebt und eröffnet jedem, der sich<br />

im Gebet zu ihm wendet, neue Hoffnung in<br />

kleinen und grossen Ausweglosigkeiten. Das<br />

Beste: Wer Jesus als Hoffnungsträger erlebt hat,<br />

der wird selber zum Hoffnungsträger. Denn<br />

seine Erfahrung kann er nicht für sich behalten.<br />

Er muss sie mit anderen teilen. Ich erlebe es<br />

immer wieder, wie gerade Menschen, die sich<br />

erst vor kurzem Christus zugewandt haben, eine<br />

starke neue Ausstrahlung bekommen. Die<br />

Verwandlung ist ihnen anzusehen. Nicht nur ihr<br />

Herz, sondern auch Gedanken, Taten und<br />

Ausstrahlung haben sich radikal geändert. Dann<br />

fangen Menschen in ihrem Umfeld an zu fragen<br />

«Was ist mit dir geschehen?», und sie erzählen<br />

von der entdeckten Hoffnung in Person - von<br />

Jesus Christus. Diese Menschen stecken<br />

andere mit ihrer Lebensfreude an und so werden<br />

Menschen interessiert an dieser guten,<br />

lebendigen Botschaft. Es kommt ein Stein ins<br />

Rollen und nimmt andere mit - mit auf einer<br />

neuen Welle der Hoffnung.<br />

Gibt es Hoffnung für unsere Welt? Oder warten<br />

wir nur auf den Untergang? Um Hoffnung für<br />

diese Welt zu haben, brauchen wir<br />

Hoffnungszeichen. Ich sehe diese Zeichen darin,<br />

dass heute besonders junge Menschen<br />

anfangen, neu zu leben. Solche, die nie geglaubt<br />

haben, fangen an zu beten. Solche, die nie auf<br />

Gott geachtet haben, lesen die Bibel. Solche, die<br />

nur für sich gelebt und gedacht haben, kümmern<br />

sich um andere. Diese Hoffnungszeichen weisen<br />

mich darauf hin, dass Hoffnung begründet ist.<br />

Wenn Gott schon jetzt Neues schafft - und ich es<br />

mit eigenen Augen sehen kann -, dann kann ich<br />

ihm auch glauben, dass er einmal einen neuen<br />

Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Und<br />

diese Hoffnung ist allen zugesagt. Wer sie<br />

annimmt, wird verändert. Er wird selber zum<br />

Hoffnungszeichen und Hoffnungsträger.<br />

Autor: Dick Leuvenink<br />

ANDREAS STRAUBHAAR<br />

VOM<br />

«HOFFNUNGSLOSEN<br />

FALL» ZUM<br />

HOFFNUNGSTRÄGER<br />

Im Leben von Andreas Straubhaar, 34,<br />

wüteten etliche Brände. Gefangen in<br />

Drogensucht und Kriminalität schlitterte er<br />

gar mehrmals am Tod vorbei. Nur einer<br />

konnte die Flammen und Andreas’<br />

unbändigen Durst nach wahrem Leben<br />

löschen. Heute clean, verkauft der dreifache<br />

Familienvater Feuerschutzgeräte – und<br />

brennt für Jesus. Lesen Sie, wie Gott sein<br />

Leben<br />

veränderte.<br />

26


Ich kam an Silvester 1976 in Thun zur Welt.<br />

Schon als Kind war ich sehr aufmüpfig, wollte mir<br />

von niemandem etwas sagen lassen. Am<br />

wenigsten von meinen Lehrern. Der Schulstoff<br />

interessierte mich nicht und auch die<br />

Hausaufgaben waren mir schnuppe. So kam es,<br />

dass ich nach zwei Jahren Sekundarschule<br />

wieder in der Primarschule landete. Damals trat<br />

meine rebellische Ader so richtig zum Vorschein.<br />

Ich tat nur noch, was mir in den Kram passte.<br />

Die Wende<br />

Als «hoffnungsloser Fall» wird Andreas<br />

Straubhaar aus der Jugendhaft-Ära<br />

entlassen. Er ist absolut verzweifelt, als sich<br />

sein Leben plötzlich um 180 Grad dreht.<br />

Nach meinem 22. Geburtstag durfte ich aufgrund<br />

des Alters und von Gesetzes wegen nicht mehr<br />

verurteilt und inhaftiert werden. Auf meinem<br />

Entlassungsschreiben prangte der Stempel<br />

«hoffnungsloser Fall». Die Behörden gaben mir<br />

höchstens zwei Jahre - dann sahen sie mich den<br />

Drogentod<br />

sterben.<br />

Mit dreizehn rauchte ich zum ersten Mal<br />

Haschisch. Meine Eltern reagierten mit<br />

Hausarrest. So lebte ich meine Rebellion in der<br />

Schule aus, verbrachte die Nächte auf<br />

Drogenpartys in der Clique. Kiffen wurde zu<br />

meinem Lebensstil. Bald kam LSD dazu und nur<br />

ein Jahr später Heroin (Folienrauchen). Ich<br />

geriet in einen grausamen Strudel von Gewalt<br />

und wurde kriminell. Wegen Diebstählen und<br />

Töffligeschichten machte ich mit vierzehn Jahren<br />

erstmals Bekanntschaft mit der Polizei. Wenig<br />

später flog ich von der Schule. Meine «Karriere»<br />

in Jugendheimen, Therapieeinrichtungen,<br />

Arbeitserziehungs-anstalten, bis hin zum<br />

Jugendknast begann. Nirgends hielt ich es aus,<br />

türmte sobald sich Gelegenheit bot und war<br />

dennoch gefangen in meiner Drogensucht. Ich<br />

sah keinen Sinn mehr in meinem Leben,<br />

versuchte zweimal, allem ein Ende setzen. Doch<br />

ich überlebte die Überdosen Rausch- und<br />

Schlafmittel. Auch auf meinen rasanten Trips mit<br />

geklauten Autos schlitterte ich mehrmals am Tod<br />

vorbei. Vollgepumpt mit Drogen jeglicher Art fuhr<br />

ich fast jede Karre schrottreif. Immer lauter<br />

schrie mein Herz nach Liebe, Freiheit und<br />

Frieden.<br />

Ich fühlte mich elend und war in der Tat ohne<br />

jede Hoffnung. Wenige Wochen später feierte<br />

ich bei meinen Eltern meinen Geburtstag. Das<br />

feine Geburtstagsmenü, das meine Mutter<br />

jeweils auftischte, wollte ich mir auf keinen Fall<br />

entgehen lassen. Meine Mutter gab mir ein<br />

Kärtchen, mit dem ich mich in eine ruhige Ecke<br />

verzog. Ich wusste, dass es etwas mit der Bibel<br />

und mit Gott zu tun hatte, denn meine Eltern sind<br />

sehr gläubig. Ich selber lehnte diese Dinge ab.<br />

Doch meine Neugierde war geweckt. Auch<br />

meiner Mutter zuliebe, wollte und konnte ich das<br />

Kärtchen nicht einfach wegwerfen. Als ich es<br />

dann gegen Mitternacht öffnete und den<br />

Bibelvers las, wurde ich von einer<br />

unbeschreiblichen Liebe erfasst. Da stand der<br />

Vers aus Jesaja, Kapitel 43, Vers 5 «Fürchte<br />

dich nicht, ich bin bei dir.» Mir war, als würden<br />

diese Worte direkt in mein Herz geschrieben. Ich<br />

lag auf dem Boden, weinte heftig und begann<br />

innerlich zu zerbrechen. Ich bekannte Jesus<br />

alles, was ich verbrochen hatte und erlebte<br />

Vergebung noch während ich betete. Ich spürte<br />

regelrecht, wie sich der Dreck von mir löste, wie<br />

Frieden in mir einzog. Mein unbändiger Durst<br />

nach Liebe und Annahme, den ich mein Leben<br />

27


lang in Drogen, Sex und schnellen Autos<br />

gesucht hatte, wurde endlich gestillt.<br />

Veränderung und Wiedergutmachung<br />

Nach seiner inneren «Totalrenovation»,<br />

merkt Andreas Straubhaar, dass er nicht<br />

weitermachen kann wie bisher und dass er<br />

vielen Menschen Unrecht getan hat.<br />

Jesus befreite mich auf mächtige Weise auch<br />

von der Drogensucht. Meine Eltern ermutigten<br />

mich, Gemeinschaft mit Christen zu suchen. Ich<br />

erinnerte mich an einen Pfarrer, der mich<br />

während eines Entzugs betreut hatte und suchte<br />

in dieser Gemeinde Anschluss. Der Austausch<br />

mit Christen tat mir sehr gut. Es gab einiges<br />

geradezubiegen in meinem Leben. Meinem<br />

damaligen Lehrmeister schickte ich ein<br />

Päckchen mit Werkzeug, das ich während<br />

meiner begonnenen Anlehre als Metallschlosser<br />

hatte mitlaufen lassen. Dazu schrieb ich ihm<br />

einen Brief und entschuldigte mich bei ihm. Er<br />

war sehr überrascht, aber er freute sich. Noch<br />

viele andere Menschen bat ich um Verzeihung<br />

für alles Unrecht, das sie durch mich erleben<br />

mussten. Begeistert erzählte ich Ihnen von<br />

meinem neuen Leben mit Jesus. Ich zahlte<br />

meine Schulden zurück und beendete meine<br />

Ausbildung als Metallschlosser. Auch in Sachen<br />

Beziehung erlebte ich Heilung. Meine<br />

Freundschaften mit Frauen hatten nie lange<br />

gehalten. Ich war schlichtweg<br />

beziehungsunfähig. Heute bin ich glücklich<br />

verheiratet und habe mit meiner Frau Cornelia<br />

drei Kinder. Ich arbeite im Aussendienst einer<br />

grossen Firma und bin für Service und Verkauf<br />

von Feuerschutzgeräten verantwortlich. Zudem<br />

bin ich oft als Referent unterwegs und erzähle<br />

sehr gerne aus meinem Leben.<br />

Leben an Gottes Quelle<br />

Andreas Straubhaar möchte Gott immer besser<br />

kennenlernen und im Glauben wachsen. In der<br />

Bibel, durch das Gebet und die Gemeinschaft<br />

mit anderen Christen findet er Antworten auf<br />

viele Fragen.<br />

Das Wichtigste ist, meine persönliche Beziehung<br />

zu Jesus zu pflegen. Die Gemeinschaft mit<br />

anderen Christen und die Predigten im<br />

Gottesdienst stärken meinen Glauben. Immer<br />

wieder zu hören, dass Gott mich bedingungslos<br />

liebt und einen perfekten Plan für mein Leben<br />

hat, das macht mich froh und gelassen. Ich rede<br />

auch sehr gerne mit Gott, kann ihm alles sagen,<br />

das mich beschäftigt. Ich danke ihm noch heute,<br />

dass er alle Menschen in meinem Umfeld<br />

bewahrt und sie gestärkt hat, nicht auf die<br />

Umstände zu sehen, sondern weiter zu beten<br />

und auf sein Eingreifen zu hoffen. Wie damals<br />

bei meinen Eltern, als mich die Worte aus Jesaja<br />

mitten ins Herz trafen, redet Gott noch immer<br />

durch die Bibel zu mir. Wenn ich in seinem Wort<br />

lese, schöpfe ich stets neue Kraft für den Alltag.<br />

Offenbarung Kapitel 22, Vers 17 lädt alle<br />

Menschen an diese Kraftquelle. Dort steht «Wer<br />

durstig ist, der komme. Wer will, soll kommen<br />

und umsonst vom Wasser des Lebens trinken.»<br />

Ich habe es selbst erlebt: Jesus Christus in<br />

meinem Herzen stillt allen Durst. Und dieses<br />

wahre Lebenswasser ist eine Quelle, die bis in<br />

die Ewigkeit reicht.<br />

28


Liebe Schwestern, liebe Brüder,<br />

Jeder von uns hat seine persönlichen Gebets-<br />

Schwerpunkte und benötigt keine thematischen<br />

Vorgaben oder Ratschläge für das Gebetsleben.<br />

Und das ist auch gut und notwendig! Wir müssen<br />

offen sein für das, was uns Gott auf unsere<br />

Herzen legt. Es gibt über den persönlichen<br />

Bereich hinaus Anliegen die uns, als geistliche<br />

Leiter, auf dem Herzen liegen und die wir mit<br />

euch teilen möchten. Vor den Thron Gottes zu<br />

treten mit dem Wissen, das heute viele mitbeten,<br />

ist Ermutigung und Stärkung zugleich.<br />

Nachfolgend findet ihr die täglichen<br />

Gebetsanliegen für <strong>Mai</strong> und <strong>Juni</strong>.<br />

Herzlichem Dank für eure Gebetsünterstützung,<br />

Heinz<br />

EFGG – GEBETS -<br />

KALENDER<br />

MAI<br />

1.5. Dankbarkeit für unsere Arbeitsstellen<br />

2.5. Für die Arbeit unseres Gemeinderates<br />

3.5. Für die gute Integration unserer persischen<br />

Geschwister<br />

4.5. ..dass du ein Segen in der Gemeinde bist<br />

5.5. Für eine kraftvolle Predigt von Uwe Schäfer<br />

6.5. Für Gottes Wirken im „Aufwind“<br />

7.5. Für die ASE Sozialarbeit<br />

8.5. Für einen wirkungsvollen Jüngerschaftskurs<br />

9.5. Für die Seelsorge in unserer Gemeinde<br />

10.5. Für das Konzert morgen Abend<br />

11.5. Für viele Gäste beim Konzert von Uwe X<br />

12.5. Für die Menschen, die gestern da waren<br />

13.5. Kraft aus der Höhe für die Ältesten<br />

14.5. Für Weisheit beim Pastorentreffen<br />

15.5. Für den Abend mit den Bibelschülern<br />

16.5. Für einen gesegneten Abend mit den<br />

Bibelschülern u. R. Klinner<br />

17.5. Für die Kranken unserer Gemeinde<br />

18.5. Für die Einsamen in unserer Gemeinde<br />

19.5. Für einen gesegneten Gottesdienst und die<br />

Gemeindeversammlung<br />

20.5. Für die Mitarbeiter der Kinderkirche<br />

21.5. Für die Besucher von ASE<br />

22.5. Für unsere Senioren und einen gesegneten<br />

60Plus Hauskreis<br />

23.5. Für unsere Familien<br />

24.5. Für die jungen Menschen der Gemeinde<br />

25.5. Für den Gebetskreis in Heinsberg<br />

26.5. Für einen wertvollen Gottesdienst<br />

27.5. Für die „Neu-Bekehrten“<br />

28.5. Für gerettete Seelen bei ASE<br />

29.5. Für Segen und Eintracht in der Gemeinde<br />

30.5. Für einen kraftvollen Himmelfahrts-GD<br />

31.5. Für die Finanzen unserer Gemeinde<br />

JUNI<br />

1.6. Für den Gottesdienst am Sonntag<br />

2.6. Für eine gute u. gesegnete Gemeinschaft<br />

3.6. Wirkung des Heiligen Geistes beim Aufwind<br />

4.6. Für die Leiter des „ASE“<br />

5.6. Für das Bibelgespräch heute Abend<br />

6.6. Das Menschen Jesus suchen und finden<br />

7.6. Für unsere Gemeinde und ihr Wachstum<br />

8.6. Für den Pfingstgottesdienst morgen<br />

9.6. Für eine kraftvolle, geisterfüllte Predigt<br />

10.6. Für unsere Senioren<br />

11.6. Für die ASE Arbeit<br />

12.6. Für einen gesegneten Jüngerschaftskurs<br />

13.6. Für unsere Kranken<br />

14.6. Für die finanziellen Möglichkeiten unserer<br />

Gemeinde und für fröhliche Geber<br />

15.6. Für die Leiterschaft der Gemeinde<br />

16.6. Für eine gute Gemeinschaft im Gottesdienst<br />

17.6. Für junge Menschen in unserer Gemeinde<br />

18.6. Für unsere Stadt Erkelenz<br />

19.6. Für den Glaubens- u. Taufkurs<br />

20.6. Für die Schwachen in unserer Gemeinde<br />

21.6. Für die FBGG Konferenz in Krelingen<br />

22.6. Für die FBGG Konferenz in Krelingen<br />

23.6. Für einen gesegneten Gottesdienst<br />

24.6. Für eine neue, geistliche Belebung der<br />

Gemeinde<br />

25.6. Für die Besucher der ASE-Diakoniearbeit<br />

26.6. Für ein gesegnetes Bibelgespräch<br />

27.6. Für die Kinder unserer Gemeindeglieder<br />

28.6. Für das Männercamp<br />

29.6. Für das Männercamp und den Gottesdienst<br />

30.6. Für einen gesegneten Gottesdienst<br />

DENN DAS GEBET EINES MENSCHEN, DER<br />

NACH GOTTES WILLEN LEBT, HAT GROßE<br />

KRAFT. Jak. 5: 16b (HfA)<br />

29


KINDERKIRCHE<br />

Himmelfahrt und Pfingsten<br />

Bibeltext: Apg 1,3-14; 2,1-47<br />

Lehre: Durch den heiligen Geist ist Gott immer<br />

bei uns.<br />

Nach der Auferstehung Jesu war es manchmal<br />

wie vorher. Jesus war nicht immer da. Aber<br />

immer wieder erschien er den Jüngern. Viele<br />

sahen ihn. Über 500 Leute haben Jesus in dieser<br />

Zeit gesehen. Vor der Auferstehung hatten die<br />

Jünger Angst und waren alleine. Aber jetzt war<br />

Jesus da. Er erzählten ihnen wieder von Gott.<br />

Wie vorher. Und sie wussten jetzt, dass Jesus<br />

der Sieger ist, wirklich der Sohn Gottes, der eben<br />

nicht tot geblieben ist. Wahrscheinlich war es<br />

eine richtig gute Zeit für die Jünger. So könnte<br />

es eigentlich bleiben.<br />

40 Tage nach seiner Auferstehung war Jesus mit<br />

seinen Jüngern draußen vor Jerusalem. „Jesus“,<br />

fragte einer der Jünger, „du bist doch der König.<br />

Jetzt, wo du auferstanden bist, wirst du hier<br />

bleiben und als König regieren, oder? Wird dann<br />

dein Reich beginnen?“ Sie hofften, dass jetzt<br />

endlich der Friede kommen würde. Dass Jesus<br />

jetzt als König regieren würde. Durch seine<br />

Auferstehung hatte er ja bewiesen, dass er<br />

etwas Besonderes war. Die Jünger hatten immer<br />

noch nicht verstanden, dass Jesus ein ganz<br />

anderer König war als die menschlichen Könige.<br />

„Ich werde eines Tages wiederkommen, und<br />

dann als König regieren“ sagte Jesus. „Aber ihr<br />

werdet vorher nicht wissen, wann es ist.“ Das<br />

Reich, in dem Jesus als König regiert, sollte noch<br />

nicht beginnen? Aber Jesus sprach noch weiter:<br />

„Ich habe noch einen Auftrag für euch. Ihr habt<br />

so viel von mir gelernt. Ihr habt erlebt, dass ich<br />

als der Retter gestorben und auferstanden bin.<br />

Aber es gibt so viele Menschen in der Welt, die<br />

das nicht wissen. Geht ihr hin und sagt es ihnen<br />

weiter. Sagt allen Menschen, dass sie mich als<br />

Herrn und als Retter annehmen sollen. Nicht nur<br />

hier in Jerusalem. Auch in Judäa, in ganz Israel.<br />

Und sogar in den anderen Ländern. Bis an das<br />

Ende der Welt soll jeder Mensch von mir hören.“<br />

Jeder? Auf der ganzen Welt? Wie sollten sie das<br />

denn schaffen? Sie waren doch nur ein paar<br />

Leute. Und wie sollten sie Menschen dazu<br />

bringen, an Jesus zu glauben? Vielleicht haben<br />

sich die Jünger gedacht, „das schaffen wir nie!“.<br />

Aber Jesus sagte noch mehr: „Geht jetzt noch<br />

nicht. Wartet noch solange in Jerusalem, bis ihr<br />

den Heiligen Geist empfangt.“ Was sollte das<br />

30


denn jetzt bedeuten? Und, warum redete Jesus<br />

so mit ihnen? Warum sagte er ihnen das alles<br />

jetzt. Er könnte doch bei ihnen bleiben und mit<br />

ihnen zusammen predigen gehen.<br />

Jesus sprach noch zu ihnen. Da wurde er<br />

plötzlich vor ihren Augen in die Luft<br />

hochgehoben. Immer höher stieg er. Vielleicht<br />

wunderten die Jünger sich nicht mehr so stark.<br />

Sie hatten schon so viele Wunder bei Jesus<br />

gesehen. Aber sie haben sich wahrscheinlich<br />

gefragt, was jetzt passiert. Dann kam eine Wolke<br />

und verbarg Jesus. Die Jünger schauten weiter<br />

nach oben, aber Jesus war nicht mehr zu sehen.<br />

Er war weg. Er war zurück zu seinen Vater im<br />

Himmel gegangen, um von dort aus als König<br />

über die Erde zu regieren.<br />

Die Jünger fielen auf die Knie und beteten Jesus<br />

an. Plötzlich sahen sie wieder jemanden. War<br />

Jesus zurückgekehrt? Nein, es waren zwei<br />

Personen, die dort standen. Zwei Männern in<br />

weißen Kleidern. Engel. „Was steht ihr und seht<br />

hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch<br />

weg in den Himmel aufgenommen worden ist,<br />

wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen<br />

sehen in den Himmel.“ Jesus würde<br />

wiederkommen. Wann? Jesus hatte gesagt, sie<br />

würden den Zeitpunkt nicht wissen. Aber eines<br />

konnten sie sicher wissen. Jesus würde<br />

wiederkommen, er hatte es versprochen. Er<br />

würde wiederkommen als König und die<br />

Menschen, die an ihn glaubten zu sich holen,<br />

damit sie für ewig bei ihm sein konnten.<br />

Noch einmal zu dem christlichen Kalender.<br />

Wann feiern wir das, was dort passiert ist?<br />

Genau, an Himmelfahrt.<br />

Die Jünger kehrten voller Freude nach<br />

Jerusalem zurück. Sie lobten Gott für das, was<br />

geschehen war. Immer wieder trafen sie sich um<br />

gemeinsam zu beten. Die Jünger, aber auch<br />

einige der Frauen waren dabei, die Jesus<br />

gedient hatten. Und sogar Maria, die Mutter Jesu<br />

und seine Brüder. Sie waren voller Freude, aber<br />

vielleicht haben sie sich zwischendurch auch<br />

Sorgen gemacht. Jesus war weg. Und jetzt? Wer<br />

würde sie jetzt lehren und ihnen mehr von Gott<br />

erklären? Wer würde sie trösten, wenn sie<br />

alleine waren? Wer würde ihnen helfen, die<br />

Botschaft von Jesus in die ganze Welt zu<br />

verbreiten?<br />

Aber dann dachten sie daran, was Jesus ihnen<br />

versprochen hatte: „Ihr werden Kraft durch den<br />

Heiligen Geist empfangen, der auf euch<br />

kommen wird.“ Bis das geschehen war, sollten<br />

sie alle zusammen in Jerusalem bleiben. Das<br />

taten sie. Sie trafen sich, um gemeinsam zu<br />

beten.<br />

So waren sie auch an dem Festtag zusammen.<br />

50 Tage nach dem Passahfest der Juden gab<br />

es noch ein jüdisches Fest. Am Passahfest war<br />

Jesus gestorben und dann wieder<br />

auferstanden. Das war jetzt 50 Tage her. An<br />

diesem Tag feierten die Juden das<br />

„Wochenfest“. Sie dankten Gott für die Ernte<br />

und brachten ihm die ersten Früchte, die sie<br />

geerntet hatten als Opfer. Vielleicht ähnlich wie<br />

unser Erntedankfest heute. Das Fest nannten<br />

sie Pfingstfest.<br />

An diesem Tag hörten die Jünger auf einmal ein<br />

Brausen. Es war wie ein großer Sturm. Und im<br />

ganzen Haus merkten sie einen starken Wind.<br />

Und in dem Wind sahen sie überall Feuer. Kleine<br />

Feuerflammen. Sie verteilten sich und<br />

schließlich war über jedem der Jünger eine<br />

kleine Flamme zu sehen. Der Heilige Geist. Alle<br />

Jünger wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt.<br />

Jesus hatte ihn versprochen. Jetzt kam er. Vor<br />

Pfingsten hatte keiner den Heiligen Geist. Aber<br />

seitdem erhält jeder, der ein Kind Gottes wird,<br />

der anfängt mit Gott zu leben, den Heiligen<br />

Geist. Wenn du schon gläubig bist, dann<br />

brauchst du nicht darum zu beten, dann hast du<br />

den Heiligen Geist schon.<br />

Der Heilige Geist wird auch „Tröster“ genannt.<br />

((Joh 14,26 Der Beistand aber, der Heilige Geist,<br />

den der Vater senden wird in meinem Namen,<br />

der wird euch alles lehren und euch an alles<br />

31


erinnern, was ich euch gesagt habe.)) Durch ihn<br />

gibt uns Gott Kraft, er tröstet uns, er erinnert uns<br />

an sein Wort und er hilft uns. Diesen Geist hat<br />

Gott an Pfingsten zu den Jüngern geschickt.<br />

Heute feiern wir genau das an Pfingsten.<br />

Die anderen Menschen in der Stadt hörten den<br />

Lärm. „Was ist denn da los?“ wollten sie wissen.<br />

Viele kamen zusammen gelaufen. Dann sahen<br />

sie Petrus und die anderen Jünger. Sie redeten<br />

von Gott, von dem was Gott getan hatte. Gott<br />

gab ihnen durch den Heiligen Geist Kraft und<br />

Mut. Durch den Heiligen Geist half er ihnen, den<br />

Menschen von Gott zu erzählen. Viele<br />

Menschen kamen, um zu hören. Da waren<br />

Menschen aus Israel, die den Jüngern zuhörten.<br />

Sie verstanden, was sie sagten. Aber dann<br />

standen da auch noch andere Menschen. Aus<br />

Asien zum Beispiel. Auch sie verstanden, was<br />

die Jünger redeten, obwohl sie eigentlich eine<br />

andere Sprache sprachen. Die Menschen<br />

wunderten sich. „Wir sind aus so vielen Ländern<br />

hier, viele können kein Hebräisch, aber trotzdem<br />

hört jeder die Jünger in seiner Sprache reden?<br />

Wie kann das sein?“ Gott hatte ein Wunder<br />

getan. Jeder konnte die Jünger in seiner<br />

Sprache hören. Gott wollte, dass alle die frohe<br />

Botschaft hören konnten.<br />

dass Gott Jesus zum Herrn und Retter gemacht<br />

hat. Und alle sollen ihn annehmen.“<br />

Die Menschen, die Petrus zuhörten, erkannten:<br />

„Das was Petrus sagt, ist wahr. Jesus ist wirklich<br />

der versprochene Retter. Er ist für die Schuld<br />

von uns gestorben.“ „Was sollen wir tun?“<br />

fragten sie Petrus. „Ändert euer Leben. Seht ein,<br />

dass ihr bisher falsch gelebt habt und erkennt<br />

Jesus als Herrn an. Und bittet Gott um<br />

Vergebung eurer Schuld. Glaubt daran, dass<br />

Jesus für euch gestorben ist. Dann wird Gott<br />

euch annehmen und vergeben. Und ihr werden<br />

den Heiligen Geist bekommen, der euch helfen<br />

wird, Gott nachzufolgen.<br />

Viele Menschen hatten zugehört. Ja, sie wollten<br />

gerettet werden. Sie wollten ein neues Leben mit<br />

Gott anfangen. 3000 Leute fingen an diesem<br />

Tag an zu glauben. Sie nahmen Jesus als Retter<br />

an und ließen sich taufen. Immer wieder trafen<br />

die Gläubigen sich, um zusammen zu beten. Sie<br />

wussten: Sie hatten den Heiligen Geist, durch<br />

den Gott ihnen Kraft gab für ihre Aufgabe, allen<br />

Menschen von Jesus weiter zu sagen.<br />

Manche lachten: „Die Jüngern sind betrunken.<br />

Das ist die einzige Erklärung.“ Aber das konnten<br />

die anderen nicht so richtig glauben. Jemand der<br />

betrunken ist, konnte nicht auf einmal eine<br />

Sprache sprechen, die er nie gelernt hatte.<br />

Dann trat Petrus vor. „Leute, hört mir zu.“ sagte<br />

er, und jeder konnte es verstehen. „Wir sind nicht<br />

betrunken, sondern es ist gerade etwas<br />

Wunderbares geschehen. Schon der Prophet<br />

Joel hat das vorausgesagt. Er hat gesagt, dass<br />

Gott seinen Heiligen Geist allen Menschen<br />

geben wird, die an ihn glauben. Dies ist heute<br />

geschehen.“ Und dann fing er an, von Jesus zu<br />

erzählen: „Jesus hat Zeichen und Wunder getan,<br />

so dass jeder sehen konnte, dass er von Gott<br />

kommt. Aber er wurde wie ein Verbrecher<br />

gekreuzigt. Doch er ist auferstanden, wir sind<br />

Zeugen davon. Wir haben Jesus gesehen. Jetzt<br />

ist er zu seinem Vater zurückgekehrt und regiert<br />

von dort aus als König. Alle sollen es wissen,<br />

Wir haben heute immer noch den Auftrag von<br />

Gott, anderen Menschen von ihm zu erzählen.<br />

Und genau haben wir, wenn wir gläubig sind,<br />

auch den Heiligen Geist, durch den Gott uns<br />

dabei hilft, das auch zu tun. Wir brauchen es<br />

nicht aus eigener Kraft zu machen.<br />

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Termine <strong>Mai</strong> 2019<br />

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