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RCKSTR Mag. #166 Mai 2019

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MUSIK<br />

Peter Dohert<br />

& The Puta M<br />

<strong>#166</strong> | MAI <strong>2019</strong><br />

AN DER KÜSTE<br />

ZUM NEUANFANG<br />

24<br />

Ein kleines Café in der Kölner Innenstadt: Pete(r)<br />

Doherty hat lediglich eine Stunde Verspätung,<br />

als er mit dem Van aus Paris angerauscht kommt.<br />

Was auch deshalb erstaunlich ist, weil er erst zwei<br />

Tage zuvor seinen 40. Geburtstag gefeiert hat. Verpennt,<br />

aber ziemlich aufgeräumt erzählt der Brite<br />

beim Treffen von seinen zwei Neuanfängen: den in<br />

der englischen Küstenstadt Margate, wo auch ein<br />

Doherty vor Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht gefeit<br />

ist, und den mit der Band The Puta Madres, mit<br />

denen er ein fabelhaftes Garagenrock-Debüt veröffentlicht.<br />

von Katja Schwemmers<br />

Peter, vor ein paar Jahren hätten nicht viele darauf gesetzt, dass<br />

du die 40 schaffst.<br />

Den überwiegenden Teil meines Erwachsenenlebens habe ich selbst<br />

nicht mal erwartet, die nächsten fünf Minuten zu überstehen!<br />

Aber ich war nie selbstmordgefährdet. Ich wollte<br />

nie sterben! Da ist etwas in mir... eine Art Soldat. Er<br />

ist sehr anders als ich: Er ist nicht sensibel, er denkt<br />

nicht viel nach, aber er ist verdammt noch mal stark!<br />

Und verdammt noch mal mutig! Er legt sich nicht hin, er<br />

steht immer wieder auf.<br />

«Es gibt keinen<br />

Beweis dafür, dass<br />

die Katze nicht<br />

längst tot war, als<br />

mein Hund sie für<br />

ein paar Sekunden<br />

im Maul hatte»<br />

Wann hast du den Soldaten in dir entdeckt?<br />

Ich glaube, er war immer schon da. Aber er hat sich mir<br />

erst vorgestellt an dem Tag, als ich wegen Kokain-Besitzes<br />

ins Gefängnis kam. Er tauchte auf und suggerierte mir: Ich übernehme<br />

jetzt hier, halte dich raus und entspann dich einfach.<br />

Seit zwei Jahren lebst du schon im nordenglischen Küstenort Margate.<br />

Bist du dort allein unter Rentnern?<br />

Nein, solch eine Stadt ist es nicht. Margate war mal ein Urlaubsort. Wenn<br />

du heutzutage im Zeugenschutzprogramm bist, Asylsuchender oder ein<br />

durchgeknallter Teenager, der aus der Schule raus muss, dann schicken<br />

sie dich nach Margate. Die Stadt London hat ganze Strassenzüge gekauft,<br />

um Familien, die sich keine Wohnung leisten können, dort unterzubringen<br />

– bis man sie vergessen hat.<br />

Aber warum hast du dann dort ein Hotel gekauft?<br />

Weil es so günstig war, so unglaublich günstig!<br />

Es soll das heruntergekommenste Hotel in Kent oder sogar in ganz<br />

England gewesen sein, war zu lesen.<br />

Die Frau, die es unterhielt, hatte einen schlechten Ruf, weil sie Leute, die<br />

sich beschwerten, aus dem Hotel jagte. Aber es ist nicht fair, zu sagen,<br />

dass es das schlimmste Hotel war. Ich war mal in einem in Aberdeen, das<br />

war schlimmer!<br />

Und du hast in deines investiert?<br />

Klar, das Ganze war Carls Idee. Er beschloss, dass die<br />

Libertines ein Hauptquartier bräuchten. Er fand dann<br />

das fünfstöckige, alte Stadthaus. Er hat mich einfach<br />

für fünf Festival-Auftritte nicht bezahlt, weil er weiss,<br />

dass ich zur Geldverschwendung neige. Die anderen<br />

haben ihren Anteil gespart. Und nun bin ich einer von<br />

sechs Investoren. Unser Studio ist bereits fertig, nach<br />

und nach soll das Hotel entstehen. Eine Alkohol-Lizenz,<br />

damit Carl unter dem Hotel eine Bar eröffnen kann,<br />

gibt es auch schon. Die Bar wird dann «Wasteland»<br />

heissen, wie das gleichnamige Buch von T.S. Eliot, der

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