15.05.2019 Aufrufe

Marakesch_05-2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MARRAKESCH<br />

<strong>05</strong>.<strong>05</strong>. - 08.<strong>05</strong>.<strong>2019</strong><br />

© Bilder Zeno Lampel Layout gerhard.hochl@gmx.at<br />

1


Hinreise: OS899 Wien 09:50 <strong>Marakesch</strong> 12:<strong>05</strong> Rückreise: OS900 <strong>Marakesch</strong> 12:55 Wien 19:00<br />

Marrakesch<br />

Nach der pünktlichen Landung und der<br />

etwas umfangreichen Einreiseprozedur<br />

ging es mit dem Taxi um € 20 für 4 Personen<br />

vom Flughafen zum Hotel.<br />

Nach dem Einchecken stürzten wir uns<br />

sofort in das belebte Zentrum. Das Taxi<br />

kostete 50 Dirham (€ 5,-).<br />

Marrakesch ist ein jahrhundertealter<br />

Handelsposten mit einem orientalischen<br />

Flair. Hinter den rosafarbenen Festungsmauern<br />

drängen sich die Touristen, aber<br />

auch die einheimischen Bewohner feilschen<br />

und handeln bei den Verkäufern,<br />

die in unüberschaubarer Anzahl kleinste<br />

Läden betreiben.<br />

Die Medina lockt mit malerischen Gassen<br />

und dem Labyrinth der Souks.<br />

Im Zentrum der ummauerten mittelalterlichen<br />

Medina liegt der Jemaa el-Fna.<br />

Ein Platz den man erleben muss. .<br />

Auf dem großen Platz bieten Schlangenbeschwörer,<br />

Musikanten, dressierte<br />

Äffchen und Fruchtsaftstände ein faszinierendes<br />

buntes Bild. Abends werden<br />

Freiluftküchen aufgebaut, deren Speisen<br />

aber eher für die Mägen der Marrokaner<br />

verträglich ist.<br />

Südlich des Jemaa el-Fna liegt die an<br />

Palästen und Grabstätten reiche Kasbah.<br />

Rund um den Platz kann man in<br />

den Souks angefangen von Teppichen<br />

über Gewürze und Heilkräuter bis zu<br />

Lampen und Süßigkeiten alles erstehen.<br />

Wir erlebten den Duft von unzähligen<br />

Gewürzen und kosteten köstliche Datteln<br />

und Früchte in den traditionellen Souks.<br />

Von den farbenprächtigen Mosaiken im<br />

maurischen Stil an den vielen kleinen<br />

Moscheen waren wir beeindruckt. Kleine<br />

Oasen des Friedens, liegen versteckt<br />

in den unscheinbaren Gassen der Medina.<br />

Ein Besuch der verwinkelten Altstadt,<br />

in der sich prächtige Paläste und<br />

Moscheen verbergen, ist zu wenig, um<br />

alle Eindrücke zu speichern.<br />

Die Stadt Marrakesch, auch unter den<br />

Namen „Rote Stadt“ bzw. „Perle des Südens“<br />

bekannt, liegt im Landesinneren<br />

des Königreichs Marokko, nördlich des<br />

Atlasgebirges. Sie gehört mit Meknès,<br />

Fès und Rabat zu den vier sogenannten<br />

Königsstädten. Marrakesch wurde<br />

bereits im Jahr 1070 gegründet und hat<br />

heute ca. 1 Million Einwohner.<br />

Die Amtssprache Marokkos ist Arabisch<br />

und bedingt durch die frühere Kolonialzeit<br />

spricht ein Großteil der Bevölkerung<br />

auch noch französisch.<br />

In ganz Marokko gilt wie in Großbritannien<br />

die Greenwich Mean Time (GMT). Da<br />

an unserem Ankunftstag der Ramadan,<br />

die Fastenzeit der Muslime begann, änderte<br />

sich die Zeit nochmals um eine<br />

Stunde. Wir mussten unsere Uhr um<br />

2 Stunden zurückstellen. Von März bis<br />

Oktober gilt die Sommerzeit.<br />

Die marokkanische Währung heißt Dirham<br />

(DH). 1 Euro entspricht dabei grob<br />

gerechnet 10 Dirham. In Marrakesch<br />

gibt es Banken und Bankautomaten sowie<br />

auch Wechselstuben, so dass man<br />

vor Ort problemlos an Bargeld kommt.<br />

Wir konnten überall mit der Bankomatkarte<br />

oder Euro bezahlen.<br />

Für die Einreise benötigten wir einen<br />

Reisepass, der mindestens sechs Monate<br />

gültig war. Mit dem am Flughafen<br />

bei der Einreise von uns ausgefüllten<br />

Antrag für ein Touristenvisum war die<br />

Passkontrolle zwar zeitaufwendig aber<br />

im Großen und Ganzen problemlos.<br />

Während gerade auf dem Land vielfach<br />

noch der traditionelle Kleidungsstil vorherrscht,<br />

kleiden sich in den marokkani-<br />

2 3


Fantastische Gerüche umgaben uns und die freundlichen<br />

Händler erklärten jedes Gewürz, wie z.B. den<br />

Sternanis (oben). Die getrockneten Köpfe der Fenchel<br />

Blume werden als Zahnstocher verwendet.<br />

schen Städten viele Bewohner westlich,<br />

Frauen sind hier längst nicht mehr alle<br />

verschleiert. Die Damenmode hat eine<br />

interessante orientalische Richtung.<br />

.<br />

Generell ist Marokko ein gastfreundliches<br />

Land. Wir wurden von einem<br />

Gewürzhändler gleich zu einem Glas<br />

Pfefferminztee eingeladen. Der geschäftliche<br />

Hintergedanke war natürlich,<br />

dass wir etwas kaufen.<br />

Das Trinkgeld in den Lokalen ist in<br />

Marokko nicht im Preis inbegriffen. Als<br />

Faustregel gelten 10 Prozent.<br />

Marrakesch war voller interessanter<br />

Motive, die jeden Fotografen verlocken.<br />

Wir wurden mehrmals darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass das Fotografieren<br />

von offiziellen Gebäuden sowie militärischen<br />

Einrichtungen, Polizisten und<br />

Soldaten streng verboten ist.<br />

Der Ramadan <strong>2019</strong> begann in Marokko<br />

am <strong>05</strong>.<strong>05</strong>. und dauert ein Monat. Es<br />

ist der Fastenmonat, eine der Pflichten<br />

des Islams und hat einen sehr hohen<br />

Stellenwert im islamischen Glauben.<br />

Die fünf Säulen gehören zu den Hauptpflichten<br />

der Muslime. Neben dem Ramadan<br />

sind das die fünfmaligen Gebete<br />

am Tag, die Wallfahrt nach Mekka, die<br />

Bezeugung der Einheit Gottes und der<br />

Prophetenschaft Muhammads und die<br />

Almosenpflicht (Zakat).<br />

Das Fasten im Ramadan unterliegt<br />

strengen Regeln. Neben der Vorgabe,<br />

von der Morgendämmerung bis zum<br />

Sonnenuntergang nichts zu essen, zu<br />

trinken und nicht zu rauchen, gibt es<br />

zahlreiche weitere Vorschriften, die einzuhalten<br />

sind. Außerdem sind Muslime<br />

dazu angehalten, sich während des Ramadans<br />

auch den anderen vier Säulen<br />

des Islams zu widmen, insbesondere<br />

dem Lesen des Korans.<br />

Während des Ramadans wird das Fasten<br />

gebrochen und zwar täglich nach<br />

Sonnenuntergang. Es ist also nicht so,<br />

dass die Muslime im Ramadan überhaupt<br />

nicht essen, sondern eben nur<br />

nicht zwischen Morgendämmerung und<br />

Sonnenuntergang.<br />

Bei den Freiluftküchen herrschte nach<br />

Sonnenuntergang ein großer Andrang.<br />

Als „Startschuss“ drang der mit Lautsprechern<br />

verstärkte Gebetsruf des<br />

4 5


Muezzin genau zu dieser Zeit von den<br />

Minaretten. Für unsere Ohren klang<br />

dieser Ruf, es ist der vierte am Tag, am<br />

lautesten und etwas wehklagend. Offensichtlich<br />

hatte auch der Muezzin schon<br />

Hunger und Durst.<br />

Grundsätzlich gilt, dass Personen nicht<br />

muslimischen Glaubens von den Geboten<br />

des Ramadans ausgenommen sind.<br />

In den Hotelrestaurants gab es keine<br />

Einschränkungen. Einige Museen, Läden<br />

und Banken schlossen etwas früher.<br />

Der Palast el-Badi war geschlossen.<br />

Der größte Ramadan-Feiertag war der<br />

Dienstag, also der dritte Tag nach Beginn.<br />

An diesem Tag waren viele Geschäfte<br />

und Sehenswürdigkeiten den<br />

ganzen Tag geschlossen. Einzig der<br />

Jardin Majorelle war geöffnet, aber da<br />

stellten sich hunderte Touristen an.<br />

Das vorherrschende Transportmittel ist<br />

das Taxi. Es gibt dermaßen viele davon,<br />

dass der Fahrpreis eigentlich nicht kostendeckend<br />

sein kann. Einheimische<br />

zahlen nur einige Dirham für die Fahrt.<br />

Bei Touristen wird schon etwas mehr<br />

verlangt, aber handeln ist üblich und da<br />

ergeben sich meist 50 DH, das sind 5<br />

Euro für eine Fahrt vom Hotel bis in die<br />

Medina (Innenstadt).<br />

Kutscher mit ihren sehr schönen Gefährten<br />

sprachen uns für Rundfahrten<br />

an. Für eine einstündige Fahrt mit 4<br />

Fahrgästen bezahlten wir 300 DH.<br />

In den engen Gasse der Suqs erledigen<br />

Eselskarren und Handwagen die Zustellung<br />

zu den Händlern.<br />

Dreirädrige Motorräder werden für alle<br />

Transporte verwendet, die nicht per<br />

Hand oder Esel gemacht werden können.<br />

Verkehrsvorschriften wie Ladungssicherung<br />

oder Helmpflicht gibt es nicht.<br />

Mopeds und Fahrräder sind lästig, wenn<br />

sie sich durch die engen Gassen der<br />

Altstadt zwängen. Aber wie schon erwähnt,<br />

die Polizei bewacht die offiziellen<br />

Gebäude und ist auch auf öffentlichen<br />

Plätzen präsent. Der Zweirad-Verkehr in<br />

der Medina fließt unkontrolliert.<br />

Bei längeren Aufenthalt wird in den Reiseführern<br />

ein Mietwagen empfohlen.<br />

Auf Grund unserer Erfahrung mit der<br />

Verkehrssituation würde ich davon eher<br />

abraten.<br />

6 7


Der Künstler André Heller hat mit dem<br />

Garten Anima eine wunderschöne<br />

Rückkehr des Paradieses geschaffen.<br />

Zwei Tage nach unserem Bundespräsidenten<br />

stand der Besuch auf unserem<br />

Programm. Die Eintrittskarten buchten<br />

wir schon zu Hause über das Internet.<br />

Eintrittspreis: 120 Dirham = 12 €<br />

Es gibt 4x täglich einen kostenlosen<br />

Shuttleservice für die 27km lange Strecke<br />

von Marrakesch vom Parking La<br />

Koutoubia (hinter der Koutoubia-Moschee)<br />

zum Anima Garten.<br />

Anima, der Garten<br />

des André Heller<br />

Den Garten betraten wir durch eine<br />

schwere Holztür und dann befanden wir<br />

uns in einer anderen Welt. Von der ersten<br />

Weggabelung an waren wir verzaubert<br />

und gefangen von diesem Reich<br />

voller Überraschungen.<br />

An jeder Ecke, jeder Biegung gab es<br />

neue Eindrücke und es eröffneten sich<br />

neue Perspektiven. Große und kleine<br />

Skulpturen, Keramikteller, Figuren, bunt<br />

bemalte Kegel und ein Berberzelt auf<br />

einem Hügel.<br />

früher. Und es ist so nachhaltig, wie es<br />

nur sein kann. Damit der Zauber nicht<br />

verfliegt, sollen in Zukunft nicht mehr<br />

als 500 Besucher pro Stunde zugelassen<br />

werden. An unserem Besuchstag<br />

gab es vielleicht 100 Besucher den ganzen<br />

Tag.<br />

Aus einem Pressebericht:<br />

ANIMA wurde bereits kurz nach seiner<br />

Eröffnung im April 2016 als einer der<br />

schönsten und fantasievollsten Gärten<br />

der Welt beschrieben. Die drei Hektar<br />

große, opulente, botanische Inszenierung<br />

des Universalkünstlers André Heller<br />

ist ein magischer Ort der Sinnlichkeit,<br />

des Staunens, der Kontemplation,<br />

der Freude, der Heilung und der Inspiration<br />

für Menschen jeden Alters, die<br />

Unvergessliches erleben wollen.<br />

Im November 1972 hatte Heller die erste<br />

Begegnung mit Marokko. Bald wieder<br />

abzureisen erschien ihm beinahe wie<br />

die Übertretung eines kosmischen Verbotsgesetzes<br />

und so sagte er alle seine<br />

Verpflichtungen (unter anderem eine<br />

Konzerttournee in Europa) ab und blieb<br />

statt drei Wochen viereinhalb Monate.<br />

Die innige Verbindung war hergestellt.<br />

Marrakesch ab/Anima an:<br />

André Heller wurde 1947 in Wien geboren.<br />

Er zählt zu den erfolgreichsneuerung<br />

von Zirkus und Varieté. 1995<br />

Show Afrika Afrika ebenso wie die Er-<br />

09:30/10:10 • 11:30/12:10,<br />

14:30/15:10,<br />

Dieses Projekt ernährt rund 1.000 Leute.<br />

Es braucht nicht mehr Wasser als<br />

Seine Verwirklichungen umfassen zum 100-jährigen Firmenjubiläum von<br />

ten Multimediakünstlern der Welt. erschuf er die Swarovski Kristallwelten<br />

Anima ab/Marrakesch an:<br />

10:15/11:00 • 12:15/13:00 •<br />

die landwirtschaftlichen Betriebe von Wir 4 können das nur bestätigen.<br />

Gartenkunstwerke, Wunderkammern,<br />

unzählige Bücher und CDs, die in der Lombardei und ist viel auf Reisen.<br />

Swarovski. Er lebt in Wien, in Marokko,<br />

15:15/16:00 • 17:15/18:00<br />

8 9


Das Projekt trägt dazu bei, die Emigration<br />

nach Europa zwar nicht zu stoppen,<br />

aber einzudämmen, weil es den Menschen<br />

sinnvolle Arbeit gibt. Während<br />

der Entstehung arbeiteten hier über 300<br />

Gärtner, Bauarbeiter, Handwerker, vorwiegend<br />

Berber aus den umliegenden<br />

Dörfern. Derzeit sind es immerhin noch<br />

mehr als dreißig, dazu kommen Lieferanten,<br />

Handwerker, Busfahrer usw. Ihr<br />

Monatseinkommen liegt zwischen dreihundert<br />

und sechshundert Euro, weit<br />

über dem Durchschnittsgehalt.<br />

André Heller hat 2010 diese ehemalige,<br />

acht Hektar große Rosenfarm erworben.<br />

Ein ausgedörrtes, durch Überdüngung<br />

totes Stück Land. Da war nichts,<br />

keine Pflanze, nicht einmal ein Grashalm.<br />

Nur rote Erde, aber es gab einen<br />

wunderbaren Blick auf das Atlasgebirge.<br />

Er ließ den trockenen Lehmboden<br />

austauschen und brachte innerhalb von<br />

sechs Jahren eine anmutige Gartenschönheit<br />

zum Erblühen. Konkrete Zahlen<br />

und Kosten wurden nicht veröffentlicht,<br />

aber es ist nicht schwer zu raten,<br />

dass das eine Menge gekostet hat. Es<br />

ist bekannt, dass Heller für sein neues<br />

Gartenreich einen Großteil seiner wertvollen<br />

Kunstsammlung, das Haus und<br />

den dazugehörigen, ebenfalls öffentlich<br />

zugänglichen Garten in Gardone am<br />

Gardasee verkauft hatte.<br />

Dreißig 25 Meter hohe Palmen wurden<br />

auf Tiefladern quer durchs Land, über<br />

Schotterwege und enge Passstraßen<br />

des Atlasgebirges hierher gebracht.<br />

Alte windschiefe Olivenbäume wurden<br />

verpflanzt, gepeinigte, im Absterben<br />

begriffene Kakteen aus den Hinterhöfen<br />

von Abbruchhäusern wurden in eigens<br />

angefertigten Käfigen behutsam<br />

übersiedelt. Mit unzähligen Pflanzen<br />

von Palmen, Efeu, Olivenbäumen und<br />

Strelizien, aus Euphorbien, Rosmarin<br />

und Rosen, Bambus und Araukarien,<br />

aus Drachenbäumen, Bananenstauden,<br />

Orangenbäumchen und Lavendel<br />

wurde eine unvergleichliche Symphonie<br />

aus Gerüchen, Farben und Formen<br />

kombiniert.<br />

10 11


Das Gelände im Jahr 2010<br />

Mit verschwenderischer Fantasie streute<br />

er Skulpturen wie Köpfe, Stelen, Totems,<br />

Wächter, Tiere, Fabelwesen aus Draht<br />

und Blech und Stahl und Holz, hinter und<br />

unter und zwischen die Pflanzen. Heller<br />

ersann den „Vater aller afrikanischen Köpfe“,<br />

ein riesiges, mit Blumen bekränztes<br />

Haupt aus Mosaik und nebeligen Atem. Er<br />

pflanzte „Rodins den Denker“ in den von<br />

Rosmarin umrandeten Rosengarten und<br />

stellte dahinter eine Art Arche Noah auf.<br />

Weder neben den Pflanzen noch neben<br />

der Kunst gibt es Hinweisschilder, nur wer<br />

mit dem Herzen sieht, sieht gut.<br />

Es wurde hier ein Mikroklima geschaffen<br />

und nach Pflanzen gesucht, die möglichst<br />

wenig Wasser brauchen. Strategisch liegt<br />

das Gebiet gut zwischen Atlas und Marrakesch.<br />

Mit dem Schnee vom Atlasgebirge<br />

im Winter kommen die Gärtner über den<br />

heißen Sommer. Die Wasserzuteilung ist<br />

außerdem streng geregelt, landwirtschaftlichen<br />

Betrieben wird ein bestimmtes Kontingent<br />

zugeteilt. Für Anima durften drei<br />

achtzig Meter tiefe Brunnen gegraben<br />

werden. In Seitentunneln, die in sechzig<br />

Meter Tiefe angelegt wurden, wird das Sickerwasser<br />

gesammelt.<br />

Kleines Museum<br />

In seinem Buch schreibt Heller: „Mein<br />

Plan war nicht, einem verwöhnten Europäer<br />

in einem Märchenambiente einen<br />

Luxuswohnsitz zu bauen, sondern<br />

Arbeitsplätze und einen Ort der Erholung<br />

und der Kühle zu schaffen. Die<br />

Menschen werden herkommen, um im<br />

Schatten zu sitzen, die Ausstrahlung auf<br />

sich einwirken lassen und wieder klare<br />

Gedanken fassen.<br />

Betriebswirtschaftlich gesehen, werden<br />

gerade die laufenden Kosten durch die<br />

Einnahmen beim Eintritt und im Café<br />

ausgeglichen werden. Eine Investitionsrückzahlung<br />

erfolgt zur Zeit sicher nicht.<br />

12 13


Die Ernte der Safranblüten erfolgt frühmorgens.<br />

Anschließend zupfen die Berberfrauen<br />

die 3 Safranfäden aus den<br />

Blüten.<br />

Jeden Tag muss das ganze Feld abgeerntet<br />

sein, weil während der Nacht<br />

wieder neue Blüten erscheinen. Danach<br />

erfolgt die Trocknung der Safranfäden in<br />

einem Dörrgerät (40° C ca. 30 Minuten).<br />

Um ein einziges Gramm Safran zu ernten,<br />

dauert es ca. 3 ½ Stunden. Für 1<br />

kg Safran werden rund 150.000 bis<br />

200.000 Blüten benötigt.<br />

Der robuste Safran gedeiht in Höhenlagen<br />

von 650 bis 1200 m und erträgt<br />

Temperaturen von -20° C bis +50° C.<br />

Christine Ferrari, eine Schweizerin<br />

begrüßte uns mit folgenden Worten:<br />

„Herzlich Willkommen in unserem<br />

Paradies. Entdecken sie unseren<br />

botanischen BIO-Garten. Safran,<br />

Heilkräuter, Zitrusund<br />

exotische<br />

Fruchtbäume.<br />

Lassen sie Ihre<br />

Seele baumeln,<br />

erholen sie sich<br />

in unseren lauschigen<br />

Terrassen<br />

und bewundern<br />

sie die fantastische<br />

Sicht auf das Atlasgebirge.<br />

Erleben<br />

sie am Schluss Ihres<br />

Rundganges unseren<br />

beliebten Barfußweg<br />

mit den Kräuterbädern<br />

und verwöhnen sie Ihre<br />

Füße mit feinstem Arganöl.<br />

Gerne servieren<br />

wir Ihnen unseren aromatischen<br />

10-Kräuter-BIO-Tee mit Safran veredelt<br />

- lassen sie sich überraschen!“<br />

„Schön, dass sie bei uns sind. Mein<br />

Team und ich wünschen Ihnen viel<br />

Vergnügen und unvergessliche Momente<br />

auf der Entdeckungsreise<br />

durch unser Gartenparadies.“<br />

„Auf 2 Hektar sind rund<br />

sechs Tonnen Safran-Knollen<br />

(ca. 600‘000) gepflanzt.<br />

Die Pflanzung erfolgte<br />

von Hand mit Hilfe von<br />

20 Männern während einer<br />

Woche. Die Knollen<br />

bleiben während mehrerer<br />

Jahre an Ort und<br />

Stelle und werden<br />

bei Bedarf ersetzt.“<br />

„Die Blüte und anschließende<br />

Ernte<br />

des Safrans erfolgt<br />

überall auf<br />

der Welt im Herbst,<br />

genauer gesagt im November<br />

während 3-4 Wochen. Das heißt, ein<br />

halbes Jahr zeitverschoben zu den<br />

Krokussen in Europa „<br />

Eine gute Safran-Qualität muss immer<br />

lichtgeschützt gelagert sein. Licht schadet<br />

Safran in Bezug auf Farbe und Geschmack.<br />

Da Safran das teuerste Gewürz der<br />

Welt ist, findet man oft Fälschungen.<br />

Wenn man einen Safran-Faden in wenig<br />

kaltes Wasser gibt, muss der Faden<br />

auf der Wasseroberfläche schwimmen<br />

und es dauert ca. 30 Minuten, bis das<br />

Wasser eine gelbe Farbe annimmt. Das<br />

Wasser muss transparent bleiben.<br />

Ein gefälschter Safran-Faden hingegen<br />

sinkt sofort zu Boden und das Wasser<br />

verfärbt sich gelb, orange, rot oder rosarot<br />

und das Wasser wird trübe. Ein Safran-Faden<br />

zwischen feuchten Fingern<br />

zerreiben, das ergibt eine gelbe und<br />

niemals eine rote Farbe<br />

Auch hier war unser Bundespräsident<br />

mit einer 15-köpfigen Delegation<br />

2 Tage vor uns zu Besuch.<br />

14 15


Wasser ist auch auf<br />

der Safran-Farm von<br />

essentieller Bedeutung.<br />

Auch hier wird die<br />

Versorgung mit dem lebensnotwendigen<br />

Nass<br />

durch die Schneefelder<br />

des Atlasgebirges<br />

auf zwei Arten sichergestellt.<br />

Erstens fließt<br />

unweit ein künstliches<br />

Bächlein und zweitens<br />

reicht ein über 30m<br />

tiefer Brunnen bis zum<br />

Grundwasser.<br />

Das Essen wurde von<br />

Berberfrauen zubereitet<br />

und serviert. Frau<br />

Ferrari erklärte jeden<br />

Gang und die Speisen<br />

schmeckten hervorragend.<br />

Der 10-Kräuter-<br />

BIO-Tee mit Safran veredelt<br />

war ein würdiger<br />

Abschluss.<br />

Die Koutoubia-Moschee – übersetzt<br />

„Moschee der Buchhändler“<br />

– ist das Wahrzeichen vom<br />

Marrakesch und liegt außerhalb<br />

der Medina. Sie wurde im Jahr<br />

1162 erbaut und gehört zu den<br />

ältesten Moscheen Marokkos.<br />

Anders als die meisten Moscheen wurde die Koutoubia-Moschee<br />

aus Stampflehm errichtet und steht frei da, umgeben<br />

von Palmengärten und kleinen Plätzen.<br />

Das beeindruckende, aus Sandstein erbaute Minarett wirkt<br />

mit seinen 77 Metern Höhe wie ein Monolith – jeden Abend<br />

wird es beleuchtet und strahlt über die Stadtgrenze Marrakeschs<br />

hinaus bis in 30 km Entfernung.<br />

Nach der Eroberung von Marrakesch im Jahre 1147 begann<br />

Abd al-Mu‘min, erster Kalif der Almohaden, den Bau der ersten<br />

Moschee. Der Bau wurde kurz nach seiner Fertigstellung,<br />

angeblich wegen einer fehlerhaften Ausrichtung der Qibla-<br />

Wand, im Jahr 1157 durch den heutigen ersetzt. Die alten<br />

Grundpfeiler sind noch immer sichtbar. In einer Moschee zeigt<br />

die Gebetsnische (Mihrab) in der Rückwand („Qibla-Wand“)<br />

an, wohin sich die Gläubigen beim Gebet zu wenden haben.<br />

Seit dem Jahr 2016 wird auf dem Dach der Moschee eine<br />

Fotovoltaik-Anlage betrieben. Sie ist ein Zeichen, dass in Marokko<br />

ein gemäßigter Islam praktiziert wird.<br />

16 17


Am Abend, als Tausende von Menschen<br />

unterwegs waren, herrschte dort eine<br />

unglaubliche Atmosphäre. Der Platz sah<br />

dann wie ein buntes Lichtermeer aus. An<br />

jeder Ecke erklang Trommelmusik und<br />

von den zahlreichen Essensständen, an<br />

denen Schnecken, Kebabs und ganze<br />

Hammelköpfe über dem Feuer rösteten,<br />

stiegen dicke Nebelschwaden auf.<br />

Mittwoch der letzte Tag<br />

Tipp: Nach dem Bummeln unbedingt<br />

noch eines der umliegenden Cafés aufsuchen<br />

und von der Dachterrasse bei<br />

einem Getränk den Blick über dieses unglaubliche<br />

Spektakel genießen.<br />

Marrakesch ist zwar mittlerweile<br />

eine Millionenstadt, die meisten<br />

interessanten touristischen<br />

Sehenswürdigkeiten von Marrakesch<br />

befinden sich jedoch in der<br />

Altstadt, der Medina. Sie liegen<br />

meist nicht weit voneinander entfernt<br />

und können auch gut zu Fuß<br />

besucht werden.<br />

Gassen und bunten Plätzen eintauchten.<br />

Der Djemaa el Fna liegt mitten<br />

in der Medina und ist am Tag wie<br />

in der Nacht ein Ort, den man<br />

so schnell nicht vergessen wird.<br />

Hier wird die Atmosphäre des<br />

Märchens aus Tausendundeiner<br />

Nacht lebendig.<br />

Der Schienenverkehr in Marokko<br />

wird vom staatlichen Office<br />

National des Chemins de<br />

Fer (ONCF) betrieben. Marokko<br />

ist auf dem afrikanischen<br />

Kontinent neben Südafrika,<br />

Ägypten und Algerien eines<br />

der wenigen Länder mit einem<br />

entwickelten Eisenbahnnetz.<br />

Das typische Flair der Stadt mit<br />

ihrem bunten Treiben und vielen Achtung: Landsleute von uns wurden<br />

Läden erlebten wir am intensivsten,<br />

beim Abendessen an einer<br />

wenn wir uns dabei Zeit ließen<br />

der Garküchen abgezockt. Erst<br />

und in das Gewirr aus engen die Polizei schlichtete den Streit.<br />

18 19


Viele Brunnen in der Stadt beweisen die gute Wasserversorgung.<br />

Das Handeln und Feilschen<br />

um Waren ist ein<br />

typischer Bestandteil<br />

der marokkanischen<br />

Kultur. Für Mitteleuropäer,<br />

die in der Regel nur<br />

einen festen Preis von<br />

Waren kennen, ist das<br />

Verhandeln anfangs gewöhnungsbedürftig.<br />

Die Frage nach einem Preis wird einzulassen, indem Sie ein Gegenangebot<br />

ein Händler immer mit einem Vielfachen<br />

machen, das auf jeden Fall<br />

des tatsächlichen Werts beantworten.<br />

unter dem Preis liegt, den Sie zu<br />

Hier gilt es ruhig Blut zu zahlen bereit sind – bis sich beide<br />

20<br />

bewahren und sich auf die Prozedur Seiten einig sind.<br />

21


Marrakech ist von einer 19 km langen<br />

Stadtmauer umgeben, in der sich 20<br />

Stadttore befinden. Jedes Tor trägt den<br />

Namen des angrenzenden Viertels oder<br />

des Wochentages, an dem dort der<br />

Markt stattfindet.<br />

Das Stadttor Bab Agnaou, im Süden der<br />

Medina, liegt gegenüber dem Königspalast<br />

und beherbergt viele Störche.<br />

Das **** Hotel Opera Plaza ist im Zentrum der Neustadt gelegen. Die Poolanlage<br />

ist großzügig dimensioniert und die Freundlichkeit und Kompetenz des Personals<br />

ist hervorzuheben. Am Mittwoch Abend gab es ein wunderbares Buffet<br />

mit marokkanischen und internationalen Köstlichkeiten. Besonders bemüht war<br />

der Concierge, der vor allen Damen den Hof machte.<br />

Vormittags wirkt der Djemaa el Fna im Vergleich zur<br />

Nacht fast ausgestorben. Wir bestiegen noch einmal<br />

die Terrasse im 2.Stock unseres Stammlokals um einen<br />

bildlichen Vergleich zu ziehen.<br />

Die Stände für Speisen werden erst am Abend aufgebaut<br />

und das nicht nur während der Ramadan Zeit.<br />

Im Arabischen heißt Djemaa el Fna etwa Versammlung<br />

der Toten. Dieser Name rührt daher, dass die<br />

Sultane zur Zeit der Almohaden den Platz als Hinrichtungsstätte<br />

nutzten und die aufgespießten Köpfe hier<br />

zu Schau stellten.<br />

Heute wird der Platz wegen seiner orientalischen Atmosphäre<br />

von Touristen und Einheimischen gleichermaßen<br />

geschätzt.<br />

22 23


Bis 1000 n.Ch. war Marrakech nur ein<br />

Lagerplatz für Karawanen. Abou Bekr,<br />

Anführer der ALmoraviden, erkannte<br />

diesen Platz als vorzügliches Lager für<br />

seine Truppen. 1062 baute Youssuf Ibn<br />

Taschfin (Abou Bekr‘s Vetter) die erste<br />

Moschee und Häuser.<br />

Von Ihm stammen auch die riesigen<br />

Dattelpalmenhaine (Palmeraie), die<br />

man jetzt noch im Nordosten der Stadt<br />

anschauen kann.<br />

Dies war der Ausgangspunkt um das<br />

ganze Land zu erobern, wobei er bis<br />

Andalusien vorstieß. Er machte Marrakech<br />

zur Hauptstadt seines Reichs.<br />

Die Stadt wurde nach und nach von<br />

den Almoraviden (unter Ali Ihn Yousuf),<br />

den Almohaden (unter Abd el Moumen,<br />

12 Jh.) und dann Abou Yakoub Youssuff<br />

und Yakoub el Mansour ausgebaut. Aus<br />

der Almoravidenzeit blieb nur die 19 km<br />

lange Stadtmauer erhalten.<br />

Weil die nachfolgenden Sultane die Paläste<br />

Ihrer Vorgänger zerstörten, gibt es<br />

aus der ALmohadenzeit ebenfalls nur<br />

Reste zu sehen. Von ihnen stammen<br />

die Stadttore und das berühmte Minarett<br />

der Koutoubia-Moschee.<br />

Die darauffolgende Dynastie der Merinide<br />

weilte nur kurz in der Stadt und<br />

wählte Fes zu ihrer Hauptstadt.<br />

Als die Saaditen unter Ahmed El Arj an<br />

die Macht kamen, wurde Marrakech im<br />

16. Jh. wieder Hauptstadt. Zu den zahlreichen<br />

Bauten die aus dieser Zeit noch<br />

erhalten sind, zählen die kunstvollen<br />

Saadier-Gräber. Sie wurden erst 1917<br />

wieder entdeckt, da der Haupteingang<br />

auf Befehl des Alouitensultan Moulay<br />

Ismail zugemauert wurde.<br />

Aus der Alouitenzeit stammt lediglich<br />

der Bahia-Palast. Dieser gibt einen hervorragenden<br />

Eindruck von dem luxuriösen<br />

Leben der damaligen Herrscher.<br />

Nach dem Einmarsch<br />

der<br />

Franzosen 1917<br />

wurde Marokko<br />

von dem franzosenfreundlichen<br />

Pascha EL Glaoui<br />

beherrscht.<br />

Er verschaffte<br />

sich durch die<br />

Zusammenarbeit<br />

mit den Franzosen zahlreiche Vorteile.<br />

24<br />

Von den Wasserverkäufern in ihren bunten Trachten<br />

und goldglänzenden Kannen möchte natürlich jeder ein<br />

Foto machen- aber Vorsicht, es ist nicht umsonst.<br />

Mit ihrer Hilfe bezwang er die aufständischen<br />

Berberstämme. Er wurde einer<br />

der reichsten und einflussreichsten<br />

Männer Marokkos der damaligen Zeit.<br />

Als 1956 König Mohammed V. den<br />

Thron bestieg war es mit seiner Macht<br />

von EL Glaoui vorbei. Drei Jahre später<br />

starb der verhasste Pascha und sein<br />

Vermögen wurde beschlagnahmt.<br />

Von ihm stammen noch zahlreiche<br />

Bauten, wie zum Beispiel das Dar Glaoui<br />

in Telouèt, wo der Stammsitz der<br />

Glapui-Sippe war. Hier bekommt man<br />

einen überwältigenden Eindruck von<br />

der ehemaligen Macht des Paschas.<br />

Der aktuelle Herrscher ist Mohammed<br />

VI. und seit 1999 König von Marokko. Er<br />

ist der älteste Sohn Hassans II., der von<br />

1961 bis zu seinem Tod im Jahr 1999<br />

ein sehr konservativer König war.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!