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esuchen, um zu wissen, was derzeit<br />

Trend ist – und was er kaufen<br />

möchte. Das kann er schon im Vorfeld<br />

im Internet erledigen, nicht nur<br />

auf den Websites der Häuser, sondern<br />

bei Instagram, Pinterest oder<br />

Houzz. Und dann fährt er gezielt<br />

seine favorisierten Möbelhäuser an.<br />

Das sind im Schnitt nur noch 1,7.<br />

Der Vorteil dabei: Die Abschöpfungsquote<br />

ist gestiegen, sonst würden ja<br />

die Umsätze gleichermaßen wie die<br />

Frequenzen zurückgehen. Und das<br />

ist zum Glück nicht so.<br />

möbel kultur: Was treibt Ihre Mittelständler<br />

derzeit um? Was sind die<br />

Knackpunkte?<br />

Joachim Bringewald: Ein zentrales Thema<br />

ist das Personal. Da es immer schwieriger<br />

wird, passende Mitarbeiter zu<br />

bekommen, müssen die Inhaber-<br />

Ziehen beide an einem Strang:<br />

Das neue Alliance-Geschäftsführungsduo<br />

mit Thomas Eck (l.)<br />

und Joachim Bringewald.<br />

familien einen immer höheren Einsatz<br />

bringen, um am Markt zu bestehen.<br />

Dazu sind viele auch bereit. Doch<br />

was bedeutet das für die Zukunft? Wie<br />

sehen die Perspektiven aus? Wie sehr<br />

tangiert das eigene Unternehmen die<br />

Konzen tration der Großflächen?<br />

Thomas Eck: Besonders eng wird es<br />

beim Thema Logistik. Geeignete<br />

Mitarbeiter für die Auslieferung und<br />

die Montage zu finden, erfordert<br />

heute viel Mühe und Geduld. Zumal<br />

die Möbelhäuser nicht nur im Wettbewerb<br />

mit anderen Einrichtern stehen.<br />

Hier ist der Mangel<br />

branchenübergreifend.<br />

Und in anderen Bereichen<br />

müssen die Fahrer<br />

keine Möbel ausliefern,<br />

haben oftmals bessere<br />

Arbeitszeiten und verdienen<br />

auch noch mehr.<br />

Das macht es nicht einfacher.<br />

Das heißt, selbst<br />

wenn das Geschäft gut<br />

läuft, läuft es nicht<br />

rund. Keine Kunden im<br />

Laden zu haben, ist zwar<br />

schlimmer als kein Personal,<br />

aber umgekehrt<br />

passt es auch nicht.<br />

In einem Strategieund<br />

Visionsmeeting<br />

Anfang des Jahres haben<br />

wir uns überlegt, was in<br />

Zukunft die drängendsten<br />

Probleme im Einrichtungsfachhandel<br />

sein<br />

werden. Über die Warenbeschaffung<br />

– die auch<br />

nicht einfacher wird, da<br />

die Konzentration auf<br />

Herstellerseite zunimmt<br />

und die Großfläche beim<br />

Import einfach besser<br />

aufgestellt ist als der<br />

Mittelstand – kamen wir<br />

schlussendlich immer<br />

wieder auf die Logistik<br />

als einen wichtigen<br />

Knackpunkt zu sprechen.<br />

Müssten wir vielleicht<br />

zentrale Abladestellen<br />

in Deutschland bewirtschaften,<br />

eventuell sogar<br />

mit anderen Verbänden<br />

oder mit anderen Branchen<br />

zusammen?<br />

Es gibt darüber hinaus<br />

viele Themen, die<br />

die Händler beschäftigen<br />

– z. B. Stichwort Verpackungsverordnung<br />

–,<br />

die nichts mit dem Verkaufen<br />

von Möbeln zu<br />

tun haben. Das sind wirklich die<br />

Herausforderungen im Mittelstand,<br />

die die Händler umtreiben.<br />

Fotos: Jürgen Schulzki<br />

möbel kultur: Herr Eck, zum Start bei<br />

Alliance sind Sie in den letzten Wochen<br />

viel vor Ort bei den Händlern gewesen.<br />

Sie haben eben schon kurz die Großfläche<br />

angesprochen, die Sie aus Ihrem bisherigen<br />

Berufsleben sehr gut kennen. Was hat<br />

Sie bei den mittelständischen Häusern am<br />

meisten überrascht?<br />

Thomas Eck: Erst mal, dass es so viele<br />

Mittelständler gibt, die ich aus dem<br />

Büroturm der Großfläche gar nicht<br />

wahrgenommen habe, die wir gar<br />

nicht gespürt haben. Die aber trotzdem<br />

mit einem Umsatzvolumen<br />

von fünf bis 15 Millionen Euro in<br />

direkter Nähe zu den Möbelpalästen<br />

sehr gut leben können und ein<br />

tolles Geschäft machen. Das mag<br />

anstrengend sein, wird aber von<br />

Erfolg gekrönt und funktioniert<br />

wunderbar.<br />

Diese Händler haben einen USP<br />

und begeistern ihre Kunden. Mit<br />

Erfolg: Sie sind oft über Wochen<br />

mit Terminen ausgebucht. Dabei<br />

habe ich mir ganz unterschiedliche<br />

Vertriebsstrukturen angeguckt: Mitnahme-,<br />

SB- und Servicehäuser, mit<br />

Flächen von 800 bis 10.000 qm. Je<br />

kleiner ein Haus ist, desto spannender<br />

habe ich es empfunden, wie<br />

Vorteile herausgearbeitet werden,<br />

die es den Unternehmen ermöglichen,<br />

ganz anders zu agieren als<br />

die Marktführer. Über ihren individuellen<br />

Weg erzeugen diese bei den<br />

Kunden ein „Will-ich-haben-Gefühl“,<br />

das die Großfläche gar nicht<br />

bieten kann.<br />

möbel kultur: Können Sie diesen Häusern,<br />

mit Ihrem Blick, besondere Ratschläge<br />

geben, wie sie mit der Großfläche vor der<br />

Tür umgehen können?<br />

Thomas Eck: Wichtig ist, das man seinen<br />

Gegner kennt. Ich vergleiche das<br />

gern mit dem Fußball. Wenn der<br />

Trainer eines Kreisligisten vor dem<br />

DFB-Pokal-Spiel seinen Bundesligagegner<br />

vorher studiert, dann weiß<br />

er schon eine ganze Menge. Er kann<br />

auch von dem Trainer dort viel lernen.<br />

Darauf kann er sich wunderbar<br />

einstellen und einen strategischen<br />

Vorteil erarbeiten. Wir gucken uns<br />

zum Beispiel ganz genau an, ob ein<br />

Händler in seiner Region der Platzhirsch<br />

ist oder ob er sich in der Nähe<br />

einer Großfläche auf diese einstellen<br />

muss, mit seinem Sortiment,<br />

seinem gesamten Angebot und mit<br />

der Ansprache der Kunden.<br />

möbel kultur: Wo sind diese Häuser den<br />

Großen am deutlichsten überlegen?<br />

Joachim Bringewald: In der Nähe zum<br />

Kunden. Der Inhaber ist stets sichtbar<br />

und zu erreichen. Daraus resul­<br />

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