Quality Engineering 02.2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
:: Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Automatisierte additive Gesamtprozessketten als Baustein in der Qualitätssicherung<br />
Mehr Überwachung – weniger Fehler<br />
Wenn komplementäre Prozesse direkt mit der additiven Fertigung verknüpft werden, können<br />
Synergien entstehen. Die unter Federführung des Fraunhofer IPA und gemeinsam mit<br />
internationalen Partnern entwickelte Anlage Nextfactory ist ein Beispiel für eine solche hybride<br />
Prozesskette mit Inline-Qualitätssicherung.<br />
Die im Projekt entwickelte Anlagen- sowie<br />
Prozesstechnik erlaubt die Herstellung<br />
mikro-mechatronischer Systeme<br />
auf Basis additiver Fertigungsverfahren<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Die additive Fertigung gelangte in den letzten Jahren<br />
unter dem Schlagwort 3D-Druck zu großer Bekanntheit.<br />
Aus einer Technologie zur Herstellung von Modellen<br />
und Prototypen hat sich eine Fertigungstechnologie<br />
entwickelt. Dementsprechend stark verändern sich aktuell<br />
die Anforderungen an die additive Technologie,<br />
wodurch die Sicherstellung hoher Qualitätsstandards<br />
über die komplette Prozesskette notwendig wird.<br />
Solche Prozessketten umfassen zusätzlich zum additiven<br />
Kernprozess alle notwendigen vor- und nachgelagerten<br />
Prozesse. Darüber hinaus können große Synergiepotenziale<br />
geschaffen werden, wenn komplementäre<br />
Prozesse direkt mit dem additiven Prozess verknüpft<br />
und somit so genannte hybride Prozessketten aufgebaut<br />
werden. Hierbei erlaubt eine entsprechende Automatisierung<br />
die Minimierung von Fehlerquellen und<br />
bietet die Möglichkeit zur Integration von Methoden zur<br />
Prozessüberwachung entlang der gesamten Prozesskette<br />
und direkt im schichtweisen Aufbauprozess.<br />
Innerhalb des Projekts Nextfactory (gefördert durch<br />
die Europäische Kommission, Grant Agreement Nr.<br />
608985) wurde durch ein internationales Projektteam<br />
unter Leitung des Fraunhofer IPA eine solche hybride<br />
Prozesskette realisiert. Die entwickelte Anlagen- sowie<br />
Prozesstechnik erlaubt die Herstellung mikro-mechatronischer<br />
Systeme auf Basis additiver Fertigungsverfahren.<br />
Hierbei sind ein Modul zur additiven Fertigung<br />
auf Basis der Inkjet-Technologie, ein Modul zur Mikromontage,<br />
ein Modul zur Materialaushärtung sowie ein<br />
Inspektionsmodul in einer hybriden Prozesskette aufgebaut<br />
worden. Der Ansatz erlaubt somit die Fertigung individueller<br />
mechatronischer Systeme wie beispielsweise<br />
Mikrosensoren oder Solar- beziehungsweise Radiomodulen.<br />
Aufbauprozess wird simuliert<br />
Der Referent<br />
Patrick Springer<br />
Gruppenleiter<br />
Abteilung Additive Fertigung<br />
Fraunhofer-Institut für<br />
Produktionstechnik und<br />
Automatisierung (IPA)<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
Um den eingesetzten 3D-Inkjet-Prozess optimieren zu<br />
können, wurden an der University of Greenwich Simulationsmodelle<br />
entwickelt, mit denen sich der Aufbauprozess<br />
vorab simulieren lässt. Diese Modelle ermöglichen<br />
somit eine Aussage zur resultierenden Bauteilqualität<br />
und dadurch eine gezielte Einstellung von Prozessparametern.<br />
Innerhalb eines Fertigungsauftrags sieht das Konzept<br />
einen rezeptartig aufgebauten Prozessablauf vor,<br />
der die notwendigen Abläufe innerhalb einer Schicht<br />
abarbeitet, Basismaterial und leitfähige Strukturen additiv<br />
aufbaut, notwendige Kavitäten vorsieht und diskrete<br />
elektrische oder elektronische Bauteile integriert.<br />
Hierbei kann das Inspektionsmodul innerhalb des Fertigungsauftrages<br />
beispielsweise genutzt werden, um den<br />
Schichtaufbau zu kontrollieren, die im Druckablauf entstandenen<br />
Kavitäten zu vermessen oder die Lage montierter<br />
Elemente zu erkennen.<br />
Diese Messergebnisse können im Folgeschritt automatisiert<br />
interpretiert werden, sodass Abweichungen<br />
durch Manipulation von Prozessparametern korrigiert<br />
werden können. Somit ist es möglich, den laufenden<br />
Auftrag während des Fertigungsprozesses live zu manipulieren.<br />
Ansätze wie diese zeigen, dass automatisierte Prozessketten<br />
in Kombination mit Methoden zur Qualitätssicherung<br />
neue Fertigungsansätze ermöglichen und<br />
neue Anwendungsfelder mit additiven Fertigungsverfahren<br />
erschlossen werden können. Einen zentralen Aspekt<br />
zur Ermöglichung solcher Ansätze stellen hierbei<br />
Simulationstools sowie Inline-Messtechnik dar. ■<br />
36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>02.2019</strong>