44 Lokales „ ES MUSS LEICHT GEHEN, AUCH WENN’S ANSTRENGEND WIRD“ Bildquelle: Gregor_Wiebe LOCAL HERO Beruf: Deutscher Kabarettist
Lokales 45 Er ist ein Mann mit vielen Stimmen und dem <strong>Allgäu</strong> so eng verbunden wie kaum ein anderer. Kabarettist Wolfgang Krebs, der im deutschen Fernsehen unter anderem in Paraderollen wie Edmund Stoiber oder Markus Söder schlüpft, sorgt mit seinem unverwechselbaren Humor nicht nur auf seinen Touren für Lacher. In einem Interview verriet uns der 52-Jährige, wie er seine Karriere als Komödiant gestartet hat und was ihm bis heute an seinem Beruf am meisten Spaß bereitet. <strong>TRENDYone</strong>: Viele TV-Zuschauer und auch Leser kennen Sie vermutlich nur als Parodie-Schauspieler zu Edmund Stoiber oder Markus Söder. Wie sah ihr beruflicher Werdegang bis zu dem Zeitpunkt aus, an dem Sie das erste Mal als Kabarettist auf der Bühne standen? • Wolfgang Krebs: Zuerst habe ich eine Lehre bei der Deutschen Bundespost in Kaufbeuren abgeschlossen. Nach dem Wehrdienst bin ich auf die Berufsaufbau- und dann auf die Berufsoberschule gegangen. Mein Ziel war es eigentlich, Berufschullehrer zu werden, aber dann kam alles anders. Ich habe, um meinen zweiten Bildungsweg finanzieren zu können, beim Kaufbeurer Lokalsender „Radio <strong>Allgäu</strong>“ gearbeitet und habe dort Radiowerbung verkauft und auch das Programm gestaltet. Danach hatte ich für kurze Zeit mit einem guten Freund zusammen ein lokales Anzeigenblatt und wechselte 1996 zu ProSieben/Sat.1. Dort verbrachte ich sieben sehr erfolgreiche Jahre und bin dann von RTL II abgeworben worden. <strong>Das</strong> war ebenfalls eine sehr schöne Zeit. Paralell dazu habe ich immer wieder Theater gespielt in der WOLFGANG KREBS Schule und bei den Marktfestspielen in Blonhofen. 2004 war ich zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen, in meiner Lieblingsrolle als Edmund Stoiber. Ich bekam immer mehr Anfragen. Ende 2007 habe ich mich dann entschieden, das Kabarett hauptberuflich zu machen. Damals war ich 42 Jahre alt. In welchem Alter und zu welchem Anlass standen Sie zum ersten Mal auf der Bühne? • Mit ungefähr drei Jahren auf der Hochzeit meiner Tante Christel und meinem Onkel Hans. Wie kam die Verbindung zu Edmund Stoiber und Markus Söder zustande? • Edmund Stoiber hat mich 2006 zu einem Weißwurstfrühstück in sein Büro eingeladen. Dazu kamen unglaublich viele Pressevertreter. Es war ein sehr gutes und langes Gespräch bei bester Laune. Wieso haben Sie sich dafür entschieden, Kabarettist zu werden? • Politik hat mir schon immer Spaß gemacht. Die bayerische Politik ganz besonders. So kam eines zum anderen. Heute bin ich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Es war von Kindheit an mein Wunsch und Traumberuf, einmal auf der Bühne zu stehen. In diesem Jahr touren Sie mit Ihrem neuen Programm „Geh zu, bleib da“ durch Bayern. Um was geht es in diesem Programm und wie entstanden die Ideen hierzu? • Es gab ja nun einige Jahre den Trend, in die Großstädte zu ziehen, weil viele Leute – besonders junge Menschen – davon überzeugt sind. Dort hat man ein größeres Angebot an Möglichkeiten, natürlich mehr Arbeitsplätze und ein vielfältiges kulturelles Angebot. Heute merken viele, dass man sich in der Großstadt keine Familie leisten kann, weil die Mieten so teuer werden. <strong>Das</strong> schränkt natürlich auch die Möglichkeit ein, öfter wegzugehen, weil das in der Stadt alles viel teurer ist als in der Kleinstadt oder auf dem Land. <strong>Das</strong> hat mich bewegt. In meinem Programm gibt es einen Bürgermeister, der für seinen Ort Werbung macht und die Vorteile des Landlebens aufzeigt. Dazu kommen natürlich – wie immer bei mir – zahlreiche aktive Politiker, die sich zu Wort melden. Sie haben sich ebenfalls als Buchautor bewiesen und bereits fünf Bücher veröffentlicht. Wie kam es dazu? • Bücher schreiben macht mir Spaß. Es ist eine beruhigende Arbeit, bei der man sehr in sich gehen kann. Wenn es dann verkauft wird, ist die Freude umso größer. Aber viel Geld verdient man dabei nicht so sehr. Oft steht der Aufwand nicht im Verhältnis zum Ertrag. In welcher persönlichen Verbindung stehen Sie zum <strong>Allgäu</strong>? • Ich lebe seit 1972 in Kaufbeuren und fühle mich hier sehr wohl. In Kaufbeuren bin ich groß geworden, hier habe ich mich in einigen Vereinen engagiert und auch den Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren bekommen. Meine Frau ist <strong>Allgäu</strong>erin, ich bin ja in Oberbayern geboren. Mein Vater ist damals als Soldat hierher versetzt worden und ich bin hier geblieben. Meine beiden Söhne sind auch hier in Kaufbeuren geboren. Haben Sie ein Lebensmotto? • Es muss leicht gehen, auch wenn’s anstrengend wird. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten? • In meinem Garten. Ich habe aber nicht so viel Freizeit. Jährlich stehe ich an 200 Abenden auf der Bühne, davon circa 50 TV-Auftritte und 50 Auftritte im Radio bei Bayern 1, da muss auch sehr viel vorbereitet werden. Gibt es für Sie ein persönliches Highlight, das Ihnen in den vielen Jahren als Kabarettist in Erinnerung geblieben ist? • <strong>Das</strong> Lustigste, was mir mal passiert ist, war, dass ein kleiner Hund während der Vorstellung auf die Bühne kam und an mein Rednerpult gepinkelt hat. <strong>Das</strong> war unvorstellbar witzig, die Leute haben so viel gelacht und ich auch.