100 Jahre Moderne in Hessen

Wohnheim
Großes Augenmerk richten die Architekten
zudem auf die Ausgestaltung des Speiseraums,
der je nach Verwendung durch Zuschalten
weiterer Räume vergrößert oder verkleinert
werden kann. Alle Bewegungsabläufe
des Personals, vor allem auch in der mit
neuesten technischen Geräten ausgestatteten
Küche, werden detailliert analysiert und
in der Planung berücksichtigt.
Das strahlend weiße, aus stereometrischen
Kuben komponierte und durch den umfassenden
Einsatz von Glas und Metall betont
technisch anmutende Gebäude ist nicht das,
was man in der Zwischenkriegs zeit von einem
Bau dieser Art erwartet. In der Form, dem damaligen
Publikationsorgan des Deutschen
Werk bundes, ist anlässlich der Er öff nung denn
auch nicht von einem Alters heim, sondern von
einem »der ersten Appar te menthäuser größeren
Ausmaßes in Deutsch land« die Rede, einem
»Rentnerhotel«, das neben einer neuen
Ästhetik auch eine neue Lebensweise propagiere.
Allerdings steht der Komfort dieses modernen,
die Gleichheit seiner Bewohner programmatisch
betonenden Projekts bei weitem
nicht allen Menschen offen. Es handelt
sich um einen »Luxus bau«7, dessen Mieten
von 180 Mark im Monat den Lohn eines Arbeiters
weit übersteigen und der deshalb nur dem
gehobenen Bürgertum zugänglich ist.
Um ihr Gebäude – das durchaus zur Nachahmung
vorgesehen ist – bekannt zu machen,
ziehen die Architekten alle Register. Fachund
Tagespresse berichten breit, der 1929 in
Frankfurt stattfindende legendäre Congrès
international d’architecture moderne (CIAM)
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